Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: (?) (6/12) Gehören Marken mit Maschinen-Abklatsch in den Michel-Katalog ?
marc123 Am: 20.01.2021 17:18:21 Gelesen: 4847# 1 @  
Maschinen-Abklatsch bzw. Leerlauf-Abklatsch auf Luxemburger Wappenmarken

Es kommt selten vor, dass Wappenmarken der geschnittenen Ausgabe von 1859 auf der Rückseite bedruckt sind. Bekannt sind sie auf vier Werten. Auffällig ist, dass das Phänomen bis jetzt nur bei Marken der ersten Auflagen der geschnittenen Ausgabe bekannt ist. Alle rückseitig bedruckten Marken wurden dementsprechend Ende 1859, bzw. 1860 (2 Centimes) gedruckt (Tab. 1 u. 2).

Gemeinsam haben alle, dass:

- der Druck auf der Rückseite bei weitem schwächer ausfällt als auf der Vorderseite,
- es sich vorder- und rückseitig um den gleichen Wert handelt,
- das Markenbild der Vorder- und Rückseite absolut deckungsgleich ist
- und der Druck auf der Rückseite spiegelverkehrt ist.

Sind die Marken ungebraucht und noch gummiert, befindet sich der rückseitige Druck unter der Gummierung (Abb. 3), was beweist, dass der Druck auf der Rückseite vor der Gummierung stattgefunden hat. Der rückseitige Druck tritt nicht bei allen Marken gleich stark hervor.

Definition und technisches Zustandekommen



Abb. 1. Maschinen Abklatsch auf der 9 Kreuzer Österreichs

Die zweisprachigen Prifix-Kataloge benutzen den Begriff „impr. recto verso“ bzw. „rückseitig bedruckt“. Auch Raymond Goebel bezeichnet die drei weiter unten gelisteten Exemplare aus der „Melusina-Sammlung“ als „impression recto/verso“. Diese Bezeichnung ist nicht falsch, sagt aber nicht aus, wie diese wenigen Marken rückseitig bedruckt wurden und was die Ursache ist. Klarheit schafft hier das Ferchenbauer-Handbuch. Das gleiche Phänomen kommt nämlich bei den ersten Marken Österreichs (Abb. 1), sowie denen aus der Lombardei und Venetien vor. Ferchenbauer[1] spricht hier von einem „Maschinen-Abklatsch[2]“ dessen Ursache er wie folgt erklärt und beschreibt: „Bei Leerlauf der Druckmaschine entstand bei den folgenden Druckbögen ein mehr oder weniger starker Abdruck des Markenbildes auf der Rückseite; und zwar handelt es sich stets um ein aufrechtstehendes, seitenverkehrtes Bild, das sich immer mit der Vorderseite deckt“. Weiter merkt er an, dass diese bisher als „Maschinen-Abklatsch“ bezeichnete Erscheinung besser als „Leerlauf-Abklatsch“ bezeichnet werden sollte. Die Beschreibung passt exakt mit dem rückseitigen Druck auf den Wappenmarken überein.

Die Luxemburger Wappenmarken wurden wie die ersten Marken Österreichs und Lombardei und Venetien im Buchdruckverfahren hergestellt. Die Firma C. Naumann aus Frankfurt am Main erhielt 1859 den Auftrag zum Druck der Luxemburger Wappenmarken. Naumann druckte auch die Marken von Thurn und Taxis bis 1867. Im Michel Deutschland-Spezial von 2019 (Seite 264), wird bei der ab Januar 1860 erschienenen 9 Kreuzer, also im Zeitraum der von uns vorgestellten Marken, die Abart „Druck auf Vorder- und (leicht) auf Rückseite“ bei den gestempelten Marken von Typ I und II bewertet. Dies allerdings zum 25- bzw. 30-fachen Preis der Normalmarke, was einem Vielfachen der Bewertung der Luxemburger Abart im ehemaligen Prifix entspricht (siehe weiter unten).

Zu ergänzen gilt noch, dass der BPP[3] in seiner philatelistischen Begriffsbestimmung unter Punkt 6.10, unter Qualität/Farbabklatsch diesen als „Druckzufall, nicht aber als Mangel“ ansieht, bei dem „ästhetische Gesichtspunkte hierbei keine Rolle spielen“. Weiter entspricht die Beschreibung des BPP in etwa der Ferchenbauers, mit der interessanten Ergänzung, dass nach dem Leerlaufdruck die Druckfarbe auf der spiegelverkehrten Rückseite nach dem ersten Bogen“ … bei den nachfolgenden Bogen in zunehmend abgeschwächter Form aufgebracht“ wird. Dies erklärt die unterschiedlich starke Anbringung des Druckes auf der Rückseite unserer Wappenmarken.

Wir schlagen daher vor, auch für die rückseitig bedruckten Wappenmarken der geschnittenen Ausgabe die Begriffe Maschinen- bzw. Leerlauf-Abklatsch zu verwenden.

Verwechslungen mit Probedrucken



Abb. 2. Mehrfach rückseitig bedruckter Andruck von Brück

Im zweiten Band des „Grosses Handbuch der Philatelie von Karl Lindenberg (Leipzig 1890-1896, 399)[4], werden bereits „Marken die mehrmals auf der Rückseite bedruckt sind, als „wertloses Makulaturpapier“ bezeichnet, allerdings werden sie fälschlicherweise der Ausgabe von 1859 zugeschrieben. Rückseitig bedruckte Probedrucke existieren bekanntlich nur bei der Lokalausgabe von Brück. Diese werden in den Prifix-Katalogen der banque du timbre bei den Probedrucken der Lokalausgabe erwähnt, allerdings nicht bei welchen Werten sie vorkommen. René Muller und Olivier Nosbaum [5] katalogisieren nur die bekannten Probedrucke, und erwähnen folgende rückseitig bedruckte Probedrucke der Lokalausgabe: die 4 Centimes grün; die 10 Centimes grau; die 12½ Centimes rosa und die 25 Centimes blau. Diese Probedrucke unterscheiden sich allerdings grundlegend von den Marken mit Maschinen-Abklatsch. Sie sind auf beiden Seiten meistens gleich stark bedruckt, oft mehrfach, nicht spiegelverkehrt und absolut nicht deckungsgleich, sondern versetzt. Hier haben wir es mit einem komplett unterschiedlichen Phänomen, nämlich mit der Makulatur von Andrucken zu tun. Verwechselbar ist wegen der Farbe nur annähernd die 12½ Centimes (Abb. 2), was gelegentlich auf Auktionen festzustellen ist.

Registratur



Abb. 3. Inventar Nr. 2



Abb. 4. Inventar Nr. 10

Inventar Nr. Wert Gummierung Kontrolldatum Sammlung
1 2 Cent. Ja 29.11.1860 Schaack
2 2 Cent. Nein Nosbaum
3 2 Cent. Ja Melusina[7]
4 2 Cent. ? Scholtes
10 30 Cent. Nein 21.9.1859 Nosbaum
12 30 Cent. Nein Seligson/Melusina[8]
13 30 Cent. Nein Seligson[9]
 


Tab. 1: Registratur der uns bekannten ungebrauchten Exemplare Wappenmarken mit Maschinen-Abklatsch

Inventar Nr. Wert Stempelort Stempeltyp Kontrolldatum Sammlung
5 10 Cent. Luxembourg Petit Français 29.11.1860 Nosbaum
6 10 Cent. Luxembourg 9 Balken Scholtes
7 12½ Cent. Luxembourg Petit Français 21.9.1859 Seligson/Melusina[10]
8 12½ Cent. Luxembourg Petit Français Nosbaum
9 30 Cent. ? Petit Français 21.9.1859 Scholtes
11 30 Cent. Luxembourg Petit Français Nosbaum
14 37½ Cent. Troisvierges Petit Français 12.10.1859 Nosbaum
 


Tab. 2: Registratur der uns bekannten gestempelten Exemplare Wappenmarken mit Maschinen-Abklatsch


Abb. 5. Inventar Nr. 5


Abb. 6. Inventar Nr. 8


Abb. 7. Inventar Nr. 11


Abb. 8. Inventar Nr. 14

Aufnahmen in den Katalogen

In den nur in zwei aufeinanderfolgenden Jahren herausgegebenen „Catalogue officiel de la Société de Timbrologie“ von 1904 und 1905 steht bereits beim 30 Centimes als Variante „double impression“ ohne Preisnotierung. Dem folgt die 6. Auflage des Freimarken-Katalog von Paul Kohl aus dem Jahr 1906 mit der Bezeichnung „Dopp. Druck“, allerdings ohne Bewertung. Von Hans von Rudolphi[11], der als Hauptbearbeiter des „Handbuch der Briefmarkenkunde“ – der Fortführung des Kohl Handbuchs – gilt, wird dann der Begriff „Doppelseitiger Aufdruck“ benutzt. Die 30 Centimes wird erstmals 1927[12] in den Katalogen der UTL aufgenommen, die 12½ Centimes kommt 1953 in der 30. und letzten Ausgabe der UTL hinzu. 1963/64 kommt dann in den Prifix-Katalogen die 2 Centimes hinzu. 1972 nahm der Prifix die 37½ Centimes auf und erst 1982 die 12½ Centimes, die wie bereits erwähnt schon vorher in dem letzten Katalog der UTL aufgenommen wurde. Die 10 Centimes fand unseres Wissens nie eine Erwähnung in einem Katalog. Vieles spricht dafür, dass wir hier jeweils von Erstentdeckungen bzw. Meldungen sprechen.

Auffallend ist, dass die rückseitig bedruckten Marken jeweils gleichzeitig eine Bewertung für gestempelt und ungestempelt erhielten, eine Tatsache, die bei einer Neuentdeckung von einer einzelnen Marke bekanntlich unmöglich erscheint. Bis heute kennen wir nur die 30 Centimes in beiden Formen. Interessant in diesem Zusammenhang ist ein kleiner Zettel, der der 37½ Centimes-Marke beiliegt. Auf dieser befindet sich eine Anschaffungsnotiz von Raymond Goebel (Abb. 9) aus dem Jahr 1972, exakt dem Jahr der Aufnahme in den Prifix-Katalog. Vieles spricht dafür, dass die Aufnahme in den Katalog dieser Marke zu verdanken ist, die im Moment wohl als Unikat zu betrachten ist.



Abb. 9. Notiz von Raymond Goebel bzg. der 37½ Centimes-Marke die wohl als Unikat gilt.

Bedeutung

Die Wappenmarken mit Maschinen-Abklatsch sind sehr selten. Sie werden anders als z.B. im österreichischen Sammelgebiet literarisch so gut wie nicht erwähnt, der technische Prozess, der zu deren Entstehung führte, scheint nicht bekannt gewesen zu sein. Auf Auktionen waren sie so gut wie nie anzutreffen, mit Ausnahme der Sammlungen Seligson und „Melusina“. 2009 werden sie letztmals im Prifix katalogisiert. Die Bewertung, die in der Regel in etwa dem Doppelten der „normalen Marken“ entspricht, erscheint im Bezug auf die Seltenheit lächerlich. Wir möchten nicht behaupten, dass unsere Registratur von 14 Exemplaren als vollständig zu betrachten ist, wir glauben aber auch nicht, dass sie noch um viele Exemplare ergänzt werden wird.

Marc Schaack Olivier Nosbaum


[1] U. Ferchenbauer, Österreich 1850–1919. Spezialkatalog und Handbuch (Wien 1990), 5. Aufl., 124.

[2] Ein Bogenabklatsch, bei dem druckfeuchte Bögen nicht getrocknete Farbe auf die darüberliegenden Bögen abgeben, kommt bei den Wappenmarken nicht in Frage, da in diesem Fall das Markenbild in der Regel nicht deckungsgleich ist.

[3] Begriffs­lexikon der Philatelie. Philatelistische Begriffsbestimmungen und Erläuterungen. https://www.bpp.de/wissen/philatelistische-begriffsbestimmung/ (Stand 15.1.2021).

[4] Die Luxemburg Lieferung wurde angekündigt in „Der Philatelist“ (Dresden), vom 15. Juni 1890.

[5] R. Muller et O. Nosbaum, Les timbres-poste du Grand-Duché de Luxembourg. Essais & Epreuves Retouches Réimpressions (Luxemburg 2014).

[6] J.-P. Reis, Statistique historique du Grand-Duché de Luxembourg – Administration des postes et des télégraphes – histoire des postes, des télégraphes et des téléphones (Luxembourg 1897), 218-220.

[7] Sammlung „Melusina I“: Soluphil 110, 20.2.2009, Los 962.

[8] Sammlung Seligson: Corinphila 68, 25–30.10.1982, Los 5234; Sammlung „Melusina III“: Soluphil 113, 23.4.2010, Los 1221.

[9] Sammlung Seligson: Corinphila 68, 25–30.10.1982, Los 5235.

[10] Sammlung Seligson: Corinphila 68, 25–30.10.1982, Los 5213; Sammlung „Melusina III“: Soluphil 113, 23.4.2010, Los 1268.

[11] Verein Handbuch der Gemeinschaft der Briefmarkenkunde e. V. (Hrsg.), Handbuch der Briefmarkenkunde (Berlin 1944), 18.

[12] Der Prinet-Katalog nimmt sie erst in der 7. Ausgabe von 1948 auf.
 

marc123 Am: 20.01.2021 17:56:41 Gelesen: 4816# 2 @  
Hallo,

Ich habe vorgestern von Richard die Information bekommen, dass der Redakteur von „Nicht im Katalog“, Uli Möller angekündigt hat, einen Eintrag (Inventar Nr. 11) abzulehnen. Ich habe Richard mitgeteilt, dass ich dies sehr schade finde und mir eine Begründung wünschen würde.

Richard hat mir das heute folgendermaßen erklärt: „die Diskussion um EINE Briefmarke verläuft über mich zwischen Uli Möller (der genehmigt), Lars (der Informationen und Meinungen beiträgt) und natürlich Dir und mir.“

Weiter hat mir Richard die Möglichkeit vorgeschlagen, die o.g. in die Diskussion mit einzubeziehen, dies per Mail oder hier im Forum. Ich habe mich für letzteres entschieden, weil ich die Diskussion sehr interessant finden würde auch in der Hoffnung, dass sich auch noch andere hier im Forum zu diesem meiner Meinung nach sehr interessantem Thema äußern können. Besonders, weil hier auch die Themen Österreich und Thurn und Taxis mit angesprochen wurde. Besonders bei letztgenanntem würde ich mich auch über einige Abbildungen freuen.

Ich habe mit Olivier einen Artikel geschrieben [#1], der im Moniteur du Collectionneur, der Luxemburger Verbandszeitschrift erscheinen wird und bereits gestern auf der Internetseite vom Düdelinger Verein publiziert wurde.
Maschinen-Abklatsch bzw. Leerlauf-Abklatsch auf Wappenmarken - Cercle Phila Dudelange (phila-dudelange.lu)

Wir haben lange an dem Thema geforscht und Marken registriert. Vielleicht findet aber auch noch jemand hier im Forum eine weitere solche Marke, die er hier einstellen könnte. Besonders, weil nicht jede Marke in beiden Formen, gestempelt und ungebraucht nachgewiesen werden konnte und nicht klar ist, ob sie in beiden Formen existiert.

Wir denken, dass ein Eintrag der Bekannten Exemplare im Michel wäre sinnvoll, genauso wie im „Nicht im Katalog“, wo ich vorhatte, alle 5 in ihrer bekannten Form einzustellen.

Liebe Grüße und vielen Dank für Mithilfe,
Marc
 
Henry Am: 21.01.2021 12:11:40 Gelesen: 4681# 3 @  
Ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster, weil diese Marken mein Sammelgebiet nicht sind. Aber - ich denke, auch die Entstehung dieser Maschinen-Abklatsche sind reine Druckzufälligkeiten wie Doppelbilddrucke. Und auch wenn die Marken alt sind und solche Abklatsche bei heutigen Druckverfahren nicht mehr vorkommen können, so bleiben es halt doch Druckzufälligkeiten. Die Erwähnung dieser Vorkommen in einem Katalog als Fußnote halte ich für sinnvoll und auch die Marken durchaus für Blickfänge in einer Sammlung. Aber eine Aufnahme in den Katalog als "Abart" mit besonderer Preisbewertung halte ich aus genereller Sicht heraus nicht für sinnvoll.

Somit wäre dann auch die Aufnahme in eine Rubrik "Nicht im Katalog" nicht gerechtfertigt, weil diese Rubrik ganz sicher für andere Markenausgaben gedacht ist.

Mit philatelistischem Gruß
Henry
 
jmh67 Am: 21.01.2021 13:05:20 Gelesen: 4651# 4 @  
@ Henry [#3]

So ist es. Regelmäßige Abweichungen gehören in den Katalog, Zufälle ins "Kuriositätenkabinett" . man kann natürlich auf Häufungen von Zufällen hinweisen.

Im Katalog steht ja auch hin und wieder "Diese Marken sind oft schlecht gezähnt" oder "Gummibüge kommen vor", ohne dass daraus Abarten konstruiert werden.

-jmh
 
wuerttemberger Am: 21.01.2021 16:11:39 Gelesen: 4571# 5 @  
Ganz kurz: Das gehört in ein Handbuch aber nicht in einen Katalog.
 
marc123 Am: 21.01.2021 17:43:29 Gelesen: 4532# 6 @  
@ Henry [#3]
@ jmh67 [#4]
@ wuerttemberger [#5]


Hallo,

erst einmal vielen Dank für die Teilnahme an der Diskussion. Dass der Abklatsch in ein Handbuch gehört, dem stimme ich völlig zu.

Die Frage, dich ich mir aber weiterhin Stelle, wieso katalogisiert der Michel diese Variante bei Thurn und Taxis und bei Österreich auch der Netto Katalog, die von Luxemburg wurden aber nach 2009 als der Übergang des Spezialkatalogs von Prifix zu Michel aus den Katalogen gestrichen?

Wird hier mal so mit Aufnahme und mal anders ohne Aufnahme entschieden?

Liebe Grüße
Marc
 
drmoeller_neuss Am: 21.01.2021 19:07:49 Gelesen: 4492# 7 @  
Darf ich zu Beginn unseren Forenbetreiber, Richard Ebert zitieren, wie er selbst die Datenbank "Nicht-im-Katalog" am 17.11.2017 eingeführt hat? (Hervorhebungen durch mich)

Auf unserer neuen Seite möchten wir mit Hilfe vieler Mitglieder solche Marken, Blocks und ähnliches dokumentieren - im folgenden einheitlich als "Marken" bezeichnet - die in den in Deutschland führenden Michel Katalogen zu finden sein könnten, aber bisher aus den unterschiedlichsten Gründen nicht enthalten sind.

Beispielhaft können dies sein:

Bisher nicht katalogisierte aber aus dem Umlauf bekannte Marken, fehlende Farben oder Zähnungen, zurückgezogene Marken und vieles mehr. Hier einige Beispiele:

http://www.nicht-im-katalog.de/marken/zeigen/3

http://www.nicht-im-katalog.de/marken/zeigen/4

http://www.nicht-im-katalog.de/marken/zeigen/9

Was nicht auf NIK zu sehen sein soll, sind Plattenfehler, die auf anderen Seiten und in mehreren Katalogen ausreichend erforscht werden, unwesentliche und zufällige Schwankungen der Farbe, Dezentrierungen, also alles, was mehr dem Zufall entspricht und in keinen ernsthaften Katalog aufgenommen würde.


Und dazu die Kriterien des Michel-Kataloges (aus dem "Deutschland Spezial 2019", Band 1):

Zufälligkeiten

Mit katalogrelevanten Abarten sollten folgende Zufälligkeiten nicht verwechselt werden:

Abarten (seitenverkehrtes Bild auf der Rückseite)
Abspringende Farbe (bei StTdr.)
Aufdruckverstümmelungen
Bogenumschlag (teilweise fehlendes Markenbild)
Doppelbilddruck
Farbbläschen, Farbstreifen und Verklecksungen
Papierfalten, Quetschfalten
Passerverschiebungen
Butzenauflage und andere Druckmängel
Schmitzdrucke
verschnittene und verzähnte Marken


Der Anspruch der Datenbank "Nicht-im-Katalog" ist es, Marken zu zeigen, die nach den von den Katalogherausgebern festgelegten Grundsätzen in den Katalog aufgenommen werden müssen.

Natürlich sind diese Kriterien willkürlich. Passt der Drucker nicht auf und es fehlt eine Farbe vollständig, ist das ein Fall für die Datenbank. Gelangen noch ein paar Farbpigmente auf das Papier, ist es eine Druckzufälligkeit. Brechen ein paar Zähnungsnadeln ab, ist es für die Datenbank ohne Bedeutung, weil es eine Zufälligkeit ist. Fällt die Zähnungsmaschine komplett aus, hat man eine ungezähnte Marke, die in die Datenbank gehört, wenn sie noch nicht im Katalog zu finden ist.

Zweck dieser Kriterien ist es, für Klarheit zu sorgen, in dem sie eindeutig sind. Ich bekomme oft die Diskussionen von Plattenfehlersammlern mit, welche Plattenfehler katalogwürdig sind. Die einen sagen, alles, was mit dem blossen Auge ohne Hilfsmittel sichtbar ist, andere verlangen, dass mindestens drei Sammler unabhängig voneinander den gleichen Plattenfehler gefunden haben müssen, und eine weitere Fraktion setzt auf die Entscheidung des Plattenfehlerpapst der Bundesdruckerei. Ohne den Brief von Herrn Zerbel gibt es keinen Plattenfehler.
Diese Diskussionen wollen sich die Katalogherausgeber und der Betreiber der "Nicht-im-Katalog"-Datenbank ersparen.

Nach diesen Kriterien gehören diese Luxemburg-Marken nicht in einen Katalog. Das wertet weder die gezeigten Luxemburg-Marken ab, noch den Aufwand für die Forschung, den ich wesentlich höher einschätze als den Aufwand für die Katalogisierung von modernen Marken, die "kataloggerecht" mit den notwendigen Informationen von der Versandstelle geliefert werden.
Die Forschungsarbeit kann in einem Handbuch oder einem Fachartikel ausführlich vorgestellt werden, aber nicht in einem Briefmarkenkatalog.

Um es noch einmal zu sagen: in der "Nicht-im-Katalog" sind Marken, die ich für wenige Cent aus einem Groschenbuch gezogen haben, während ich für Druckzufälligkeiten schon viel Geld bezahlt habe, wie diese schöne Schweizer Marke mit der markanten Quetschfalte (im übrigen von der Philaseiten-Auktion, es lohnt sich wirklich, dort einmal hereinzuschauen und auch zu bieten).


 
marc123 Am: 22.01.2021 17:52:26 Gelesen: 4341# 8 @  
@ drmoeller_neuss [#7]

Vielen Dank für die ausführliche Erklärung.

" ...die in den in Deutschland führenden Michel Katalogen zu finden sein könnten, aber bisher aus den unterschiedlichsten Gründen nicht enthalten sind."

Weil sich auf den Michel Deutschland Spezial als Vergleichswerk bezogen wird, ist die Sache für mich klar.



Hier ein Auszug aus eben genanntem Katalog unter Abarten und Plattenfehlern (unten rechts auf meinem Scan). Die 23 I(und II) DG, bewertet mit 2500 bzw. 2000 Euro. Normale gestempelte Marken werten eine Seite vorher 90 bzw. 60 Euro.

Wir reden hier bei dieser Abart also nicht von Kleinkram. Wenn die Marke aus dem einem Gebiet in den Michel gehört, wieso sollen sie aus einem anderen nicht hineingehören?

Ein besseres Vergleichsbeispiel gibt es nicht, weil, wir reden hier von der gleichen Druckfirma (Naumann), die die zu diesem Zeitpunkt Marken von Luxemburg und von Thurn und Taxis herstellten. Es ist nicht mal auszuschließen, dass die gleiche Druckpresse genutzt wurde. Weiter sind wir zeitgleich, also druckte wohl auch das gleiche Personal.

" Passt der Drucker nicht auf und es fehlt eine Farbe vollständig, ist das ein Fall für die Datenbank"

Hier hat der Drucker nicht aufgepasst und vergessen ein Blatt einzulegen....

Über eine Meinung von unserem eifrigen Mitglied Lars Böttger als Luxemburg Prüfer und Michel Korrespondent würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße
Marc
 
Martin de Matin Am: 22.01.2021 22:42:01 Gelesen: 4271# 9 @  
@ marc123 [#8]

Im Unterschied zu den Luxemburgmarken sind die zusätzlich rückseitig bedruckten Marken von Thurn und Taxis nicht spiegelverkehrt.

Die Beispiel für die MiNr.23DG sind

-263. Köhlerauktion (Boker) 1988 Los 432

-Hamers New York 12.3.1992 (Louise Boyd Dale and Alfred F. Lichtenstein) Los 561
Bei der zweiten ist ganz deutlich die "9" richtig stehend über der Inschrift Kreuzer zu erkennen.

Beide sind in unterschiedlichen Orten entwertet worden, und somit vermutlich von unter schiedlichen Bogen. Die von Boker ist auch schwächer gedruckt.

Da die gelbe Farbe auf den Abbildungen nicht so deutlich zur Geltung kommt, zeige ich eine doppelseitigen Druck der MiNr. 33, die auch von der gleichen Druckerei stammt.

-260. Köhlerauktion (Boker) 1988 Los 415



Mir persönlich sind richtigstehende rückseitige Drucke, die vermutlich zweimal durch die Druckmaschine gingen, deutlich lieber als spiegelverkehrte Drucke, die natürlich auch einen Wert haben.

Gruss
Martin
 
Quincy Am: 23.01.2021 08:39:06 Gelesen: 4227# 10 @  
Es gibt nicht nur Maschinen-Abklatsche vom eigentlichen Markendruck, sondern offensichtlich auch von Überdrucken, so bei MiNr. Irland 33 I mit einem blauschwarzen Überdruck der Druckerei Alex Thom &Co. Ltd.: "SAORSTÁT ÉIREANN 1922", zu deutsch "Freistaat Irland 1922". Solche Abklatsche stehen natürlich nicht im Michel, auch nicht im irischen Fachkatalog Hibernian. Aber alles, was für mich sammelwürdig ist, muss nicht unbedingt in einem Katalog stehen.

Im Thread Ein schöner Rücken kann auch entzücken - die Rückseite der Briefmarke [1] habe ich im Beitrag 98 schon einmal diesen Abklatsch gezeigt.



Viele Grüße
Hans-Jürgen

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=10024
 
marc123 Am: 23.01.2021 11:34:08 Gelesen: 4178# 11 @  
@ Martin de Matin [#9]

Hallo Martin,

vielen Dank, das hilft mir weiter. Von Luxemburg ist dies nicht bekannt, außer auf Probedrucken. Die Frage die ich mir hier stelle, ist, wieso ist der rückseitige Druck schwächer?



Von Thurn und Taxis kenne ich auch einen spiegelverkehrten Druck, wie bei den Luxemburg-Marken. Ich kann ein Attest von Peter Sem zeigen, das ich einmal abgespeichert hatte. Ich denke dass beide Varianten sehr selten sind.

Liebe Grüße
Marc
 
spain01 Am: 22.03.2021 22:47:40 Gelesen: 3768# 12 @  
Hallo Allerseits,

mir persönlich gefallen die (Teil-)Abklatsche des Druckbildes auf Briefmarken.

Bisher bin ich davon ausgegangen, dass sie dadurch entstehen, dass ein weiterer gerade gedruckter Bogen auf einen anderen aufliegt, dessen Druckfarbe noch frisch, also nicht getrocknet ist. So können dann sehr schöne Teil- oder Vollabklatsche entstehen. Davon kann ich auch einige hier zeigen.

Nach meinem Verständnis befindet sich also ein Bogen mit der Gummiseite auf einem zuvor gedruckten Bogen, dessen Druckfarbe noch nicht getrocknet ist und somit auf dem darüber liegenden Bogen den Abklatsch verursacht.

Bögen werden im Ganzen gedruckt, was doch eigentlich bedeutet, dass nach dem Druckvorgang alle Marken eine gleiche Feuchtigkeit haben, die dann entsprechend abtrocknet.

Wenn ich bis hierhin keinen wesentlichen Gedankenfehler begangen habe, dann verstehe ich nicht, wie es sein kann, dass bei dem abgebildetetn Paar eine Marke einen Abklatsch des Aufdruckes hat und die Nebenmarke nicht:



Bitte um Informationen, wie das geschehen kann - danke!

Gruß
Michael
 
DL8AAM Am: 22.03.2021 23:22:40 Gelesen: 3758# 13 @  
@ Henry [#3] ff.

Deshalb sehe auch ich keinen Grund, keine Rechtfertigung für eine separate Aufnahme in einen Katalog, da es sich nur um einen "Produktionsmangel" handelt, der ausschliesslich nur auf Grund eines "Fehlers" entstanden ist (Ausschußware).

Denkbar könnte aber sein, dass wenn in einer gesamten bzw. größeren (Teil-) Auflage so etwas auftritt, weil sich etwas grundlegendes im Produktionsprozess verändert hat, wie vielleicht eine geänderte "Farbmischung", die andere Trocknungseigenschaften o.ä. besitzt. Hier könnte ich mir u.U. eine Aufnahme von Abklätschen in einem Katalog vorstellten. Wie irrtümlich kopfstehende Wasserzeichen, "falscher Farb-Eimer" etc.

Beste Grüße
Thomas
 
Koban Am: 23.03.2021 01:38:40 Gelesen: 3726# 14 @  
Hallo zusammen,

Anbei Vorder- und Rückseite einer Mi 51 von Frankreich aus einer aktuellen ebay-Auktion. [1]

Hier dürfte ebenfalls das im Eröffnungsbeitrag beschriebene Phänomen eines Leerlaufabklatsches zu sehen sein.

Derart ausgeprägt habe ich das Phänomen bei den klassischen Ausgaben Frankreichs noch nicht oft gesehen.

Leider konnte ich das Bogenfeld nicht sicher bestimmen. Es könnte sich um Bogenfeld 4 der Platte G1 handeln.
[2]

Interessant finde ich den unregelmässige "Grenzverlauf" zwischen dem bedruckten und dem unbedruckten Bereich.

In den normalen Katalog braucht so was m.E. übrigens nicht.

Gruß,
Koban





[1] https://www.ebay.de/itm/CERES-N-60-Impression-recto-verso-vari%C3%A9t%C3%A9-tache/313308589641?ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT&_trksid=p2060353.m1438.l2649
[2] http://planchage-timbres.fr/60A/recherche/index.php?membre=Henri
 
Quincy Am: 23.03.2021 07:29:10 Gelesen: 3698# 15 @  
Im Thread "Ein schöner Rücken kann auch entzücken - Die Rückseite der Briefmarke" zeigte ich in einem Beitrag [1] schon einmal folgenden Abklatsch eines Viererblocks von Jugoslawien (MiNr. 108 II), der auch noch stark verschoben und verkippt ist:



Viele Grüße
Hans-Jürgen

[1] https://www.philaseiten.de/beitrag/196711
 
marc123 Am: 23.01.2022 17:08:49 Gelesen: 2423# 16 @  
@ marc123 [#1]



Bei eBay bietet ein Verkäufer einen Andruck, wie oben unter Abb.2 beschrieben, als Michel 7c (Für die Nummerierung wurde wohl ein älterer Prifix Katalog berücksichtigt) an. Das ist das Problem, wenn in den Katalogen "rückseitig bedruckt steht". Der Katalogwert von 700 Euro bezieht sich natürlich auf einen Maschinenabklatsch. Hätte der Verkäufer in seinem Katalog ein paar Seiten weitergeblättert hätte er gelesen: "Probedrucke auch rückseitig bedruckt: 62 Euro".

Liebe Grüße
Marc

https://www.ebay.de/itm/154798369505?ssPageName=STRK%3AMEBIDX%3AIT&_trksid=p2060353.m1431.l2649

[Endergebnis: EUR 47,10 / 21 Gebote]
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.