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Thema: (?) (5) Wertschätzung und Bewertung von Stempeln
Parachana Am: 04.05.2021 21:18:15 Gelesen: 1676# 1 @  
Guten Abend,

mich würde interessieren wo und wie ich Informationen zu Stempeln bekomme. In Beiträgen wird von neuen oder seltenen Stempeln geschrieben, es geht dann meistens um Seltenheit oder auch um das Datum im Stempel. Ich habe durch Zufall ein Buch (Heft) von meinem Sammelthema gefunden (Münster Westfalen). Doch wüsste ich gerne mehr über auch andere Stempel.Welche Lektüre könnt ihr empfehlen. Hier zum Beispiel ein paar Stempel die noch nicht bei den Philastempeln sind.





Allen noch Beste Gesundheit
Uwe
 
Lars Boettger Am: 04.05.2021 22:51:28 Gelesen: 1653# 2 @  
@ Parachana [#1]

Hallo Uwe,

nur weil ein Stempel nicht in eine Datenbank steht, ist er nicht selten oder wertvoll. Andererseits kann ein schöner Stempel in einer ungewöhnlichen Farbe auf einer Marke zu deutlichen Preisaufschlägen führen. Für mich gibt es mehrere Kriterien, die den Wert eines Stempels definieren:

- Sauberer, zentrischer Abschlag auf einer Marke oder einem Beleg
- Ungewöhnliche Stempelfarbe
- Außergewöhnliche Stempelform (z.B. Ship Letter-Stempel Philadelphia [1])
- Absolute Seltenheit - das setzt eine entsprechende umfangreiche und jahrzehnte währende Registratur voraus
- Relative Seltenheit - Stempel von kleineren Ortschaften, Weilern oder Saisonpostanstalten werden besser bezahlt, als Stempel von großen Orten
- Früh- oder Spätdaten -> auch das setzt eine Registratur bzw. die Literaturkenntnisse voraus; in der Regel sind die Stempel gut erforscht

Es gibt aus meiner Sicht keine ganz klaren und immer gültigen Bewertungskategorien. Alles, was ich oben geschrieben habe, sind Hilfsgrößen. Ob und wieviel Dir ein Stempel wert ist, musst Du selber entscheiden.

Beste Grüße!

Lars

[1] https://www.rfrajola.com/BarwisPhil/BarwisPhil_Page_043.jpg - keine Ahnung, was ein sauberer Abschlag (oberer Beleg) kostet, meine Schätzung wären ca. 500-1000 USD (ASCC II - American Stampless Cover Catalogue)


 
Christoph 1 Am: 04.05.2021 23:36:05 Gelesen: 1643# 3 @  
@ Parachana [#1]

Hallo Uwe,

wie Lars schon angedeutet hat, wird von den meisten Philatelisten die Qualität eines Stempelabschlags auf einer Briefmarke oder auf einem Beleg bewertet - nicht der Stempel an sich. Sprich: Es geht bei der Bewertungsfrage meist gar nicht vorrangig um den Stempel, sondern es geht nur darum, ob es sich um einen sauberen, gut lesbaren Stempelabschlag handelt (egal welcher Ort, egal welche Stempelform ...). Da es viel mehr Briefmarken- und Belegesammler als Stempelsammler gibt, ist das Gesagte m.E. auch das wichtigste Kriterium, wenn man einen Stempel "bewerten", also finanziell einordnen möchte.

Zur Seltenheit bestimmter Stempelabschläge kann man pauschal sagen:

ja kleiner der Ort, desto seltener sind gute Stempelabschläge
je kürzer die Verwendungszeit, desto seltener sind gute Stempelabschläge

Abschläge von nur kurz verwendeten Stempelgeräten aus (sehr) kleinen Ortschaften sind deshalb tendenziell auch eher selten. Dazu gehören beispielsweise die Poststellenstempel. Zwei der von Dir gezeigten Abschläge stammen von Poststellenstempeln. Diese änderten im Laufe der Zeit häufig ihr Erscheinungsbild, sprich: die einzelnen Stempelgeräte wurden oft nur wenige Jahre eingesetzt und in den kleinen Orten, in denen sie eingesetzt wurden, gab es i.d.R. nur ein sehr begrenztes Postaufkommen.

Der erste gezeigte Stempel aus Harsefeld (Bz. Hamburg) wäre übrigens gar nicht gut für unsere Datenbank geeignet, weil der Ortsname nicht vollständig lesbar ist. Den würden wir - wenn überhaupt - höchstens als vorübergehenden Platzhalter aufnehmen.

Zur Suche in der Stempeldatenbank noch meine Einschätzung: Es ist zwar richtig, was Lars schreibt ("nur weil ein Stempel nicht in eine Datenbank steht, ist er nicht selten oder wertvoll"). Aber umgekehrt kann man m.E. für deutsche Stempel schon sagen: Ist ein Stempel noch nicht in der Datenbank, dann ist er zumindest nicht sonderlich häufig. Denn inzwischen kratzen wir bei den eingestellten Stempeln an der Marke von 400.000 Datensätzen. Da sollten zwischenzeitlich alle häufig vorkommenden Stempel auch bereits irgendwie erfasst sein. Bei meiner Redaktionstätigkeit für die Stempeldatenbank entdecke ich jedenfalls eher selten Abschläge, die komplett neu sind. Meist geht es eher um zusätzliche Stempeldaten oder neue Varianten bereits grundsätzlich bekannter Stempel. Aber natürlich ist auch "häufig" immer relativ zu sehen.

Viele Grüße
Christoph
 
filunski Am: 05.05.2021 11:22:01 Gelesen: 1584# 4 @  
@ Parachana [#1]

Hallo Uwe,

eine mehr als berechtigte Frage und sicher nicht in ein paar Sätzen oder auch mehreren Forumsbeiträgen hier beantwortbar. Ganz im Gegenteil, man könnte Bücher dazu schreiben. Zwei fundierte Antworten aus qualifiziertem "Munde" hast du ja schon erhalten ([#2]+[#3]).

Ich will mich auch dran versuchen und freue mich natürlich auch als "Stempelfreak" bei dir erste, vielleicht schon fortgeschrittene (?) Anzeichen der drohenden "Stempelkrankheit" zu erkennen. Die ist meist unheilbar, lässt sich, einmal infiziert, nicht aufhalten, ansonsten aber völlig unbedenklich. ;-)

Stempel und Stempelkunde sind ein unverzichtbarer Teil der Philatelie an der kein mehr oder weniger ernsthafter Philatelist (außer vielleicht reine "Postfrisch-Sammler") vorbei kommt. Sind es ja gerade die Stempel die bei Marken, insbesondere aber Belegen über Gut und Böse entscheiden und darüber ob ein Beleg sammelnswert ist oder nur noch für die Tonne taugt. Deshalb beschäftigen sich nicht zuletzt nicht nur Prüfer, sondern viele Stempelspezialisten und -sammler mit dem Thema und in der zweitgrößten, deutschen philatelistischen ArGe [1] haben sich einige Hundert "Stempelfreunde" organisiert und arbeiten seit Jahrzehnten an dem Thema.

Zu vielen Stempelgebieten gibt es auch reichlich Literatur und oft werden die Stempel darin auch monetär bewertet. Ob diese Bewertungen auch immer in Euro erzielbar sind, ist eine andere Geschichte, aber sie geben zumindest darüber Aufschluss, wie häufig die bewerteten Stempel vorkommen.

Sonder-/Gelegenheitsstempel und auch Maschinenstempel sind dabei meist sehr gut erfasst und auch erforscht. Nicht so, die ganz normalen Tagesstempel (außer Altdeutschland), die findest du aber in den beiden führenden Datenbanken. Was du dort nicht findest sind Bewertungen. Diese sind auch oft sehr persönlich und schwer nachvollziehbar.

Unbestritten wird jede Marke und erst recht jeder Beleg durch klare, saubere und zeitgerechte Stempel aufgewertet. Dies ist auch ein Grund, weshalb es auch Unmengen an Stempelfälschungen gibt. Du siehst schon, bei diesem Thema kommt man leicht in viele verschiedene "Fahrwasser".

Zu den Tagesstempeln findest du manchmal auch Lektüre und/oder Aufstellungen bei örtlichen Vereinen für ihren begrenzten Interessensbereich. Manchmal kann dir da vielleicht auch der Eine oder die andere Stempelredakteur/-in weiter helfen.

Gerade bei Tagesstempeln gibt es auch durchaus seltene und manchmal auch hochbezahlte Exemplare. Hier mal nur ein paar Beispiele dazu:



(5c) RUDAMINEN (Kr WILNA) (RUDAMINA, VILNIUS) / b

Ein Tagesstempel aus der Zeit der deutschen Besetzung. Dieser auf Marke oder gar Beleg wird nicht nur von Spezialisten gesucht, sondern auch gut bezahlt.



NÜRNBERG 2, der früheste deutsche Handrollstempel (als solcher auch von führenden Fachleuten des Sammelgebiets Bayern lange gar nicht als solcher erkannt). Belege mit diesem Stempel, die man kaum findet, werden bei Auktionen teuer verkauft.



(13b) BRANNENBURG-DEGERNDORF / DPST / a, ein Tagesstempel einer Devisenpoststelle. Einen echten Beleg mit diesem Stempel wird dir auch jedes seriöse Auktionshaus mit Kusshand abnehmen.

Aber selbst aus heutiger Zeit kann man mit ein wenig Glück, Zufall und nicht zuletzt auch Wissen, kleine "Schätzchen" finden. Wie dieser Beleg zeigt.



Gelaufene Postkarte mit Tagesstempel HOHENTEGEN / zz / 79801. Vielleicht erinnerst du dich an ein mal gelaufenes Sonntagsrätsel? Den Ort gibt es gar nicht! Es gibt aber den Ort Hohentengen (mit N). Ein falsch angefertigter Stempel der nur wenige Tage im Einsatz war. Würde in der Nähe nicht einer unserer aufmerksamen Stempelredakteure wohnen, wäre der wahrscheinlich unentdeckt wieder verschwunden. Aber ob sich solch ein Stempel finanziell höher bewerten lässt, ist eine ganz andere Frage.

So, nun habe ich erst mal genug dazu geschrieben, sicher noch nicht das letzte Mal. ;-)

Viel Spaß weiterhin mit den Stempeln.

Viele Grüße,
Peter

[1] https://www.poststempelgilde.de/
 
Parachana Am: 05.05.2021 20:38:07 Gelesen: 1513# 5 @  
Hallo,

zuerst einmal einen herzlichen Dank für die Antworten.

Es geht mir bei dieser Anfrage nicht darum zu sehen was meine Stempel wert sind. Da ich seid vielen Jahren verschiedenste Sachen sammle, ist mir bewusst das ein Katalogpreis lange nicht ein Kauf- bzw. Verkaufspreis ist.

Das verschiedene Dinge bei der Bewertung eine Rolle spielen ist mir klar. Doch genau das möchte ich genauer wissen. Somit geht es mir um Literatur über Stempel und Belege anhand der ich etwas über die Stempel erfahre. Habe zum Beispiel ein Buch von den Preussischen Nummernstempel im Regierungsbezirk Münster in dem ich sehen kann ob eine Nummer häufig oder selten ist. So ist die Nummer 982 Münster häufig und die Nummer 1881 Tönnishäuschen sehr selten.

Meine Theorie ist, das viele Sammler Belege liegen haben, bei denen sie garnicht wissen was sie haben. Hier auf den Philaseiten lese ich mit Begeisterung immer die neuesten Infos. Bekam gerade eine Antwort auf einen Brief aus Griechenland mit einem belgischen Stempel (siehe Stempel Belgien).

Lieber Christoph, ich habe zu dem Stempel aus Harsefeld auch noch einen anderen Scan.



Abschließend möchte ich mich hier für die vielen Informationen auf den Philaseiten bedanken.

Literatur: Könnt ihr mir denn doch Literatur empfehlen? Bochmann z.B.

Wünsche alles Gute
Uwe
 
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