Thema: Jan Billion Interview: Leider wurden wir recht schnell ausgebremst
Richard Am: 19.10.2021 09:47:14 Gelesen: 1148# 1 @  
Aus einem Interview, welches Wolfgang Maassen mit Jan Billion, Vorstandsmitglied des BDPh, Messeveranstalter in Essen und Sindelfingen und Herausgeber der Deutschen Briefmarken Revue zur Zukunft des Messewesens, der Zeit im Vorstand des BDPh, des Einsatzes finanzieller Mittel in der Werbung für die Philatelie und zur IBRA 2023 führte, veröffentlichen wir den Teilaspekt, in welchem Billion auf die Verkrustung in der Struktur des BDPh einging, nachdem die Bemühungen der Strukturkommission und der Zukunftskommission nach deren jahrelanger Vorarbeit noch nicht einmal in der Verbandszeitschrift philatelie veröffentlicht wurden.

Diese Erfahrungen dürften einer der Gründe sein, warum Jan Billion und Jürgen Witkowski nicht mehr zur Wahl in den Vorstand des BDPh zur Verfügung stehen.


Das aktuelle Interview – mit Jan Billion (JB) - geführt von Wolfgang Maassen (WM, Juni 2021 (Auszug)


WM: Sie sind nun fast vier Jahre Mitglied des Vorstandes des Bundes Deutscher Philatelisten. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

JB: Obwohl ich seit 35 Jahren in der Branche tätig bin, war es für mich eine neue und interessante Erfahrung. In Erinnerung bleiben wird mir die freundschaftliche Atmosphäre im Bundesvorstand. Wir kannten uns zwar alle mehr oder weniger gut, aber eng zusammengearbeitet hatten wir bis dahin nicht. Ich glaube schon, dass wir in den vier Jahren Etliches haben anstoßen und umsetzen können.

WM: Sie haben angekündigt, bei der nächsten in diesem Jahr anstehenden Wahl – die Mitgliederversammlung soll voraussichtlich im November in Bonn stattfinden – nicht wieder anzutreten. Welche Gründe haben Sie dazu veranlasst?

JB: Als man mich 2017 gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, für den BDPh-Bundesvorstand zu kandidieren, waren für mich die Rahmenbedingungen wichtig. Mir ging es nicht um irgendeinen Posten, ich wollte etwas bewegen. Bei den Vorstandskandidaten gab es Einigkeit, Reformen anzustoßen und das Erscheinungsbild des BDPh zu verändern. Die Deutsche Post hatte sich im Bereich der Philatelie gerade neu aufgestellt, und hier eröffneten sich Perspektiven, die vorher fast undenkbar waren. Auch der APHV, in dem ich schon lange Mitglied bin, signalisierte einen Schulterschluss bei verschiedenen Vorhaben. Leider sind wir bei wichtigen Vorhaben recht schnell innerhalb des BDPh durch die diejenigen, die dort mit ihren Stimmen das Sagen haben, ausgebremst worden. Die Landesverbände wollen ganz offensichtlich keine Veränderungen, schon gar nicht an der Struktur. Eine rückläufige Entwicklung tatenlos zu begleiten liegt mir nicht. Als es dann mit Unterstellungen und Beleidigungen auch noch persönlich wurde, habe ich schon Anfang letzten Jahres beschlossen, nicht noch einmal zu kandidieren.

WM: Wie beurteilen Sie die Situation des BDPh heute, auch was den Blick auf dessen Zukunft angeht?

JB: Da dem BDPh bei der Mitgliederwerbung die Hände gebunden sind, fehlt ein Mittel, um den Mitgliederrückgang, der durch das hohe Durchschnittsalter noch weiter an Fahrt aufnehmen wird, wenigstens etwas zu verlangsamen. Der stete Rückgang hat auch Auswirkungen auf den Etat und die Leistungen. Insofern bin ich, was die Zukunft des BDPh anbelangt, nicht optimistisch. Leider, was mich schmerzt, denn ich gehöre dem Verband seit 1978 an und habe ihn bzw. seine Landesverbände fast 20 Jahre auf den Messen immer großzügig unterstützt und teilweise sogar verbandsinterne Defizite übernommen!

WM: Betrachtet man die Ressortverteilung im BDPh, fällt auf, es gab in den letzten Jahren kein Ressort Öffentlichkeitsarbeit mehr. Auch keine Bundesstelle. Hat der Verband Mitgliederwerbung und Öffentlichkeitsarbeit – nach innen wie nach außen – nicht mehr nötig?

JB: Es ist richtig, dass es im Moment kein Ressort Öffentlichkeitsarbeit gibt, das heißt aber nicht, dass keine Öffentlichkeitsarbeit gemacht wird. Vor allem Geschäftsführer Reinhard Küchler, der selbst aus der Medienbranche kommt, ist immer wieder Gesprächspartner bei Anfragen der Presse. Das schlägt sich regelmäßig in bundesweiten Veröffentlichungen nieder, die auch Gelegenheit bieten, für das Hobby zu werben. Wir haben in unserem ersten Amtsjahr für den Relaunch der BDPh-Homepage gesorgt. Auch das gehört für mich zur Öffentlichkeitsarbeit. Es gibt einige, die sich eine offensive Pressearbeit des BDPh wünschen. Bei ganz bestimmten Themen wäre das auch hilfreich gewesen, beispielsweise als die DM-Briefmarken ungültig wurden, der BDPh (und auch der APHV) schwiegen und damit ein ganzes Sammelgebiet vor die Wand gefahren wurde. Aber zu allen möglichen und unmöglichen Themen Pressemitteilungen rauszuballern, ist in meinen Augen kontraproduktiv. Das ist zumindest meine Erfahrung, und ich habe schon in den 1990er Jahren die Pressearbeit für die Messe Essen gemacht. Selektive, interessante Themen aus der Philatelie können Aufmerksamkeit wecken. Wenn ich als Redakteur aber ständig Belangloses auf den Tisch bekomme, dann schalte ich irgendwann ab und befördere die Meldung gleich in den (virtuellen) Rundordner.

[Mit freundlicher Erlaubnis von Jan Billion, Wolfgang Maassen und Wolfgang Lang, Präsident des APHV]

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Siehe auch: Neues von der BDPh Strukturkommission - Visionen zur Zukunftsentwicklung des Bundes Deutscher Philatelisten e.V. - Empfehlungen der Zukunftskommission des BDPh:

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=207750