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Thema: Sammlererfahrungen früher und heute
drmoeller_neuss Am: 23.11.2021 20:55:00 Gelesen: 3615# 1 @  
@ Silesia-Archiv

, weil es ihm als Beamter der Deutschen Bundespost (u.a. auch im Schalterdienst) damals offiziell verboten war als Postler Briefmarken zu sammeln.

Sorry, ist off-topic, aber direkt als Antwort auf Deinen Beitrag: in welcher Verordnung steht das, in welchem Gesetzesblatt darf man das nachlesen?

Es ist mir natürlich klar, dass Dein Vater selbstverständlich keine Briefmarken aus zur Vernichtung freigegebenen Paketkarten und Telegrammformularen ausschneiden durfte (das soll es wohl aber gegeben haben). Auch weitgefasste "Gefälligkeitsstempelungen" waren natürlich nicht erlaubt, sind aber vorgekommen.

Durften Eisenbahner damals auch nicht mit der Bahn fahren? :D

Oder hat Dein Vater mit diesem Argument einfach seinen Sohn überzeugt, selbst die Neuheiten auf der Post zu kaufen? Sonst hätte die kindliche Bequemlichkeit zugeschlagen, "Papa, Du sitzt doch an der Quelle und heute nachmittag regnet es, ich habe keine Lust ..."

Mir ging es genauso, ich konnte die Neuheitentermine kaum abwarten und habe mich brav in die Schlange in "meinem" Postamt in Heidelberg-Neuenheim gestellt (das Gebäude steht noch, aber die Post gibt es schon lange nicht mehr). Eine meine ersten Ausgaben war der Jugendstilblock von 1977, der mir damals schon sehr gut gefallen hat (und noch heute gut gefällt). Irgendwann nach dem Umzug kam das Neuheitenabo von der Versandstelle. DDR habe ich auch gesammelt, von der Verwandtschaft in Dresden (im Tausch gegen Kaffee und Schokolade) und von einem Tauschpartner in Luckenwalde, der mir noch heute die Neuheiten schickt. Französische Neuheiten hatte ich im Urlaub besorgt, in Marseille gab es einen Philatelieschalter. Später kamen dann die Neuheiten auf den Philippinen dazu, die man auf der Hauptpost in Manila an einem Sammlerschalter bekam. In Makati gab es nur Dauermarken.
Und meine Nachbarn hatten ihre halbe Familie in Argentinien, da kam auch einiges zusammen. Meine Großmutter war jedes Jahr in Bad Aussee in Österreich zur Kur, dort kannte man sie schon auf der Post. :)
Meine anderen Großeltern haben häufig Kreuzfahrten gemacht, während meine Oma sich die Sehenswürdigkeiten angeschaut hatte, hat sich mein Opa auf den schnellsten Weg zur Hauptpost gemacht, um für seinen Enkel Briefmarken zu besorgen. Nun hat mein Opa selbst gesammelt, und als Chef einer Wohnungsbaugenossenschaft hat er die Ausgangspost selbst frankiert und die Briefempfänger um Rückgabe der gestempelten Marken gebeten. Häufig kam viel mehr zurück, und die ausländischen Marken sind für den Enkel abgefallen.
Ich kann noch weiter erzählen . . .

Heute ist es viel einfacher und langweiliger. Im Internet zusammenklicken, die Kreditkarte durchziehen und nach zwei Wochen den Brief aus dem Briefkasten holen.
Oder man kauft einen Karton auf einem Tauschtag für 20 Euro, der ein vielfaches enthält, was ich mir tapfer von meinem Taschengeld abgespart hatte.

(habe ich wieder in der Philaseiten-Auktion, 500 Gramm lose postfrische Marken für 25 Euro - in DM kann man getrost zwei Nullen anhängen)

Mit Briefmarkenvereinen kam ich erst vor gut zehn Jahren in Berührung. Die Vorsitzenden zweier Vereine hatten unsere Forentreffen beim Vietnamesen hintern Kölner Hauptbahnhof unterwandert und fleissig die Werbetrommel gerührt.
 
Silesia-Archiv Am: 24.11.2021 09:54:07 Gelesen: 3464# 2 @  
@ drmoeller_neuss [#1]

In welcher Verordnung / Gesetzblatt das damals zu Zeiten der Deutschen Bundespost als ich das Sammeln 1968 anfing stand oder steht, kann ich leider nicht sagen. Mein Vater hat auch noch in den letzten Jahren vor seinem Ruhestand gesagt, er war genau 50 Jahre bis zum Zeitpunkt der Auflösung Beamter bei der Deutschen Bundespost. Ich erinnere mich das ich mal nachgefragt habe und die Begründung war damit sich die Beamten keine postfrischen Briefmarken vom Schalter so einstecken und diese dann als Verlust melden, was wohl oft vorgekommen ist. Vielleicht war dies in den Kriegsjahren oder Anfangsjahren der Deutschen Bundespost so, ich kann diese Aussage auch nachvollziehen. Leider kann ich ihn wegen seiner Demenz/Parkinsonkrankheit nicht mehr befragen. Gestempelte Briefmarken nicht von Paketkarten aber von Postzustellungsaufträgen etc. brachte er ab und an mit.

Verwandtschaft in der ehemaligen DDR hatten wir auch, aber außer Geburtstags- und Weihnachtspost kamen keine Marken an. Die weitere damals noch sehr große Verwandtschaft fuhr nie ins Ausland, außer meinem Onkel, der mal eine Karte schickte.

Aus den Urlaubsorten, meist Bayern, in denen ich als Kind mit meinen Eltern war, schickte ich mir oft selbst eine Postkarte. Sehr stolz war ich als ich dann als Jugendlicher alleine in Urlaub fuhr und mir so z.B. vom Postamt auf der Zugspitze (Schneefernerhaus) einen Brief an mich abstempeln und schicken ließ und vom damaligen Postsparbuch extra dort oben Geld abhob um den Stempel im Postsparbuch zu haben. Ebenso als ich erstmals durch eine Freundeseinladung das Oktoberfest in München besuchte, besorgte ich mit auf dem Sonderpostamt den Sonderstempel und den muss ich bis heute haben, wenn es denn stattfindet.

Mit Briefmarken-Vereinen kam ich mit dem Beginn der ersten Besuche der Tauschtage in Berührung. Bin aber bis heute nie Mitglied gewesen, weil ich es genauso wie mein Sammlerfreund hielt, das Geld investiere ich lieber in Marken. Auch heute fahre ich noch sehr gerne auf Tauschtage oder Briefmarkenmessen um die Wühlkisten zu durchforsten, ich kann es kaum erwarten bis es wegen der Pandemie wieder möglich ist.

Sammlergrüße
Michael
 
wheilmann Am: 26.11.2021 22:57:29 Gelesen: 2948# 3 @  
@ Silesia-Archiv

Hallo Michael,

ich habe von 1962 vom ersten Tag meiner Ausbildung bei der Deutschen Bundespost überwiegend an allen Schaltern auch sehr großer Postämter gesessen und als Beamter meinen Dienst verrichtet.

Verlustmeldungen von Briefmarken sind mir völlig unbekannt, hat es bei allen Postämtern - in denen ich tätig war - nicht gegeben.

Wenn Geld in der Kasse fehlte, hatten wir Beamten das aus unserer eigenen Geldbörse zu ersetzen, später gab es Verlustversicherung, die zahlten zwar eine gewisse Zeit lang und dann -wie in heutiger Zeit- war es aus damit. Hatten wir allerdings zu viel in der Kasse, vereinnahmte das Plus die Deutsche Bundespost. Eine Aufrechnung Minus gegen Plus gab es nicht. Als junger Familienvater war es ganz wichtig, das die Kasse stimmte.

Übrigens meine Erkenntnis aus diese Zeit:

Wenn die Schlange vor dem Schalter sehr lang war - Stress aufkam - habe ich sehr selten Fehler gemacht; wenn allerdings wenig zu tun war und ich mich mit Kunden auch einmal über Dies und Das unterhalten habe - die Aufmerksamkeit also nachließ - dann passierten schon einmal Fehler.

Die Juristen der Zeit haben das allerdings überhaupt nicht verstanden: viel los, viele Fehler, wenig los, wenige Fehler, war ihre Einstellung.

Darüber habe später einmal mit ihnen diskutieren können, sie haben ihre Meinung nicht geändert.

Gruß Wolfgang
 
achim11-76 Am: 27.11.2021 09:00:49 Gelesen: 2864# 4 @  
@ wheilmann [#3]

Hallo Wolfgang,

gab es denn eine Anweisung, das Postbeamte keine Briefmarken sammeln durften? Ich glaube mich dunkel erinnern zu können, das meine Oma s was auch mal gesagt hat, da mein Opa Briefmarken gesammelt hat und das geheim bleiben musste (der war aber bis 1945 bei der Deutschen Reichspost). Fragen kann ich sie leider seit ca 20 Jahren nicht mehr :(

Aber was du sagst kenn ich von meinem Job auch (bin Speditionskaufmann im Seefracht Export). Wenn viel los ist, funktioniert man einfach und es passieren keine Fehler, wenn nix los ist, man mit Kollegen quatscht (heutzutage virtuell über Teams), dann passieren die meisten Fehler. :)

@ Heinz 7

Ich bin in keinem Verein organisiert und gehe auch nicht auf Tauschtage, da ich am Wochenende meistens was anderes zu tun habe, aber ich kenne auch Sammler und man trifft sich halt dann bei einem zu Hause zum tauschen unter der Woche, seit Corona und ausfallenden Veranstaltungen muss man sich halt andere Möglichkeiten suchen, um die Sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten.
 
22028 Am: 27.11.2021 09:12:28 Gelesen: 2854# 5 @  
Auch mir, OK, ich bin erst 63 Jahr alt, ist bekannt bzw. wurde mir in meiner Jugend mal mitgeteilt dass Postbeamte keine Briefmarken sammeln durften. Auch durften die, formal zumindest, zum Beispiel Besonderheiten wie Rollenmarken-Endstreifen, Verschlussteller etc. nicht (an)sammeln und an Händler weitergeben. Ob das in einer Dienstanweisung festgelegt oder nur ein ungeschriebenes Gesetz war kann ich nicht sagen.
 
wheilmann Am: 27.11.2021 11:04:39 Gelesen: 2780# 6 @  
@ achim11-76 [#4]
@ 22028 [#5]

Hallo zusammen,

ich kann mich nicht an ein Verbot des Briefmarkensammeln für Schalterbeamte erinnern (1962 bis 1978, bin danach in der Verwaltungsdienst der Deutschen Bundespost (Oberpostdirektion) gewechselt. Ich habe auch fleißig die Rollenenden gesammelt und sie an Sammler verkauft, die schauten regelmäßig vorbei und fragten nach der aktuell letzten aufgedruckten Zählnummer.

Bei einigen Schalterbeamter waren Briefmarkensammler mit ihren Sonderwünschen nicht gern gesehen und wurden sogar in der Schalterhalle weitergeschickt. Ich hatte mit den Wünschen der Sammler keine Probleme.

Selbst habe ich damals keine Briefmarken gesammelt, die junge Familie brauchte schon jeden Groschen.

Mein Sohn hat in den 80er-Jahren mit dem Briefmarken-Sammeln begonnen, die Sammlung ergänze ich aktuell.

Gruß Wolfgang

[Beiträge [#1] bis [#6] redaktionell verschoben aus dem Thema "Briefmarkenflut, Nutzungsrückgang, Sammlerschwund - Aussichten der Philatelie", mit dem sie nichts mehr zu tun haben]
 
DL8AAM Am: 27.11.2021 14:52:16 Gelesen: 2720# 7 @  
Nur am Rande: Also kein Arbeitgeber in diesem Land darf seinem Mitarbeiter die Ausübung eines (legalen) Hobbys untersagen. Auch die DBP unterlag dem Grundgesetz. Was der AG darf (und was für mich auch sinnvoll klingt), dass er die Beschäftigung mit seinem Hobby während der Tätigkeit untersagt. Heisst der Mitarbeiter darf nicht, während der Arbeitszeit (oder aus seiner dienstlichen Tätigkeit heraus), "für sein Hobby handeln", sprich u.a. sich selbst Dinge rauszusuchen, mitzunehmen, verkaufen oder zurückzulegen oder im "Interessenkonflikt" für sich zu agieren. Denkbar wäre ja zum Beispiel, dass der Schaltermitarbeiter bemerkt, dass irrtümlich ein Bogen mit "Besonderheiten" geliefert wurde und dass der Mitarbeiter diesen, anstatt zu melden, an sich selbst verkauft - und so die berechtigten Interessen des Arbeitgebers negativ tangiert. Solange man aber seine private Hobbytätigkeit von den dienstlichen Tätigkeiten sauber trennt (zeitlich und räumlich), sehe ich absolut keine rechtliche Handhabe, dass der Arbeigeber dem Angestellten (selbst einem Beamten) das Hobby vorzuschreiben bzw. aktiv zu verbieten. Womöglich hat man zwar vielleicht versucht, indirekt seinen Mitarbeitern (der Einfachheit) ein "Hobbyverbot" zu "suggerieren", das man generell sammelnde Mitarbeiter "kritisch" sah, was aber im "Kollisionsfall" einer gerichtlichen Prüfung, in meinen Augen, sicherlich niemals standgehalten hätte.

Als ich in meiner damaligen Firma, als Urlaubsvertretung, die Handkasse führte, habe ich nicht einmal mir selbst einen Beleg "erstattet", damit habe ich immer gewartet, wenn ich mit dem "Chef" die Kasse abgerechnet habe. Ich wollte halt eine saubere Trennung. Und selbst wenn man mal "Müll" (nicht den eigenen) von der Arbeitsstätte mitnehmen wollte, habe ich besser erst einmal nachgefragt. Das dürfte analog für den sammelnden Postler gelten, z.B. keine "(Briefmarken-) Verpackungen" oder "erledigte" Formulare o.ä. mitzunehmen (ohne ausdrückliches OK).

Beste Grüße
Thomas
 
Baber Am: 27.11.2021 16:22:04 Gelesen: 2687# 8 @  
@ DL8AAM [#7]

irrtümlich ein Bogen mit "Besonderheiten" geliefert wurde und dass der Mitarbeiter diesen, anstatt zu melden, an sich selbst verkauft - und so die berechtigten Interessen des Arbeitgebers negativ tangiert.

Wenn er diesen Bogen aber zurücklegt und einen befreundeten Sammler gebeten hätte, diesen zu kaufen wäre das ok gewesen? Sein Arbeitgeber, die Post, wäre nicht geschädigt worden, denn die Abrechnung der Postwertzeichen hätte gestimmt. Schließlich war es die Nominale der Marken, was bei der Post zählt, nicht ein ev. Auktionswert für Besonderheiten.

Gruß
Bernd
 
Richard Am: 27.11.2021 20:14:17 Gelesen: 2617# 9 @  
@ Baber [#8]

Hallo Bernd,

wie wäre folgendes: Du bist zu DM-Zeiten Mitarbeiter der Post, es kommt eine alte und unkundige Rentnerin, die auf den Pfennig sehen muss und legt die bundesdeutschen Sondermünzen Germanisches Museum und die folgenden Drei vor mit der Bitte um Auszahlung eines druckfrischen 20 DM Scheins, die sie ihrem Enkel zum Geburtstag schenken möchte.

Du tauscht die Münzen in einen nagelneuen 20 DM Schein und legst die Münzen (Nennwert: 20 DM, noch kursgültig) in die Kasse. Nachdem die Rentnerin aus der Post gegangen ist, tauschst Du 20 DM aus Deinem Geldbeutel gegen die Münzen und nimmst diese mit nach Hause um sie Deiner Münzsammlung hinzuzufügen.

Wurde damit jemand geschädigt oder nicht und warum ja oder nein ?

Schließlich war es die Nominale der Münzen und, was bei der Post zählt, nicht ein ev. Auktionswert für Besonderheiten.

Schöne Grüsse, Richard
 
drmoeller_neuss Am: 27.11.2021 21:18:56 Gelesen: 2567# 10 @  
@ Richard [#9]

Wenn der Schalterbeamter den Sammlerwert der Münzen kannte, hatte er die Rentnerin geschädigt. Ich weiss aber nicht, ob dieser Vorgang zivil- und strafrechtliche Konsequenzen hätte.

Ich kann mich nur erinnern, dass die Französische Staatsbank beim Umtausch von alten Geldscheinen in Euro ausdrücklich darauf hingewiesen hat, dass den Geldscheinen unter Umständen ein höherer Sammlerwert zukommt, als dem Umtauschwert in Euro entspricht. Bis vor 15 Jahren bekam man für einen 5-Franc Schein aus der Zeit der Französischen Revolution im Jahre 1789 auf der Zentralbank beim Umtausch 0,8 Eurocent.

Französische Franc können nicht mehr umgetauscht werden.
 
Baber Am: 27.11.2021 21:34:33 Gelesen: 2554# 11 @  
@ Richard [#9]

@ drmoeller_neuss [#10]

Wenn der Schalterbeamter den Sammlerwert der Münzen kannte, hatte er die Rentnerin geschädigt.

Ich glaube, dass ist der entscheidende Unterschied. Der Wert der Münzen war zu diesem Zeitpunkt allgemein bekannt und er hätte vielleicht der alten Dame sagen sollen, schenken Sie Ihrem Enkel lieber die Münzen, dann hat er mehr davon.

Aber wenn in den Bögen von Neuausgaben, dem dem Postamt zugeteilt wurden, Marken sind, die sich vielleicht später als Besonderheiten herausstellen, sehe ich weder unmoralische nach kriminelle Machenschaften, wenn der Schalterbeamte einen Freund bittet diese zu kaufen.

Gruß
Bernd
 
drmoeller_neuss Am: 27.11.2021 22:19:00 Gelesen: 2523# 12 @  
@ Baber [#11]

Der Wert der Münzen war zu diesem Zeitpunkt allgemein bekannt und er hätte vielleicht der alten Dame sagen sollen, schenken Sie Ihrem Enkel lieber die Münzen, dann hat er mehr davon.

Es ist wirklich nicht jeder Bürger ein Münzexperte.

Um wieder auf das Thema "Sammlererfahrungen" zurückzukommen: Bei der Umtauschaktion der DM-Briefmarken in Euro-Briefmarken sind tatsächlich Umtauschanträge mit aufgeklebten Posthorn-Sätzen bei der Post aufgeschlagen. :(
Diese wurden natürlich nicht umgetauscht, da die Posthorn-Marken schon lange nicht mehr gültig waren.

Und bei den "Besonderheiten" hängt es natürlich von den Dienstvorschriften ab, ob "mißratene" Marken an das Publikum abgegeben werden dürfen oder reklamiert werden müssen.

Es sei denn, man ist selbst unwissend und bekommt nichts mit und verkauft die Abarten. :)
 
Baber Am: 28.11.2021 09:26:36 Gelesen: 2454# 13 @  
@ drmoeller_neuss [#12]

Es sei denn, man ist selbst unwissend und bekommt nichts mit und verkauft die Abarten.

Dazu ein Beispiel:

Als die fertige Auflage der Olympia-Marke 1980 zurückgezogen und vernichtet wurde, weil die westlichen Staaten die Olympiade in Moskau wegen des Einmarsches der Roten Armee in Afganistan boykottierten, "vergaß" der damalige Postminister Gscheidle, seinen Vorlagebogen zurückzugeben. Seine Frau, in der Meinung, dass das Briefmarken aus der häuslichen Portokasse sind, verwendete diese (alle???) zum Frankieren der privaten Post.

Später hieß es offiziell, Herr Gscheidle hat der Post den Frankaturwert der Marken ersetzt und damit sei der Fall erledigt, denn die Post sei nicht durch Erschleichung einer Beförderungsleistung durch Verwendung ungültiger Briefmarken geschädigt worden.

Wenn es für den obersten Postler Recht war, die Marken zum Nominale zu kaufen, kann es für den kleinen Schalterbeamten nicht Unrecht gewesen sein, Abarten zum Nominale zu kaufen.

Gruß
Bernd
 
achim11-76 Am: 28.11.2021 10:13:45 Gelesen: 2421# 14 @  
@ Barber

Alle können ja gar nicht verwendet worden sein...es sind ja auch postfrische Marken aufgetaucht ... ein Schelm wer böses denkt ^^

@drmoeller_neuss

So abwegig ist das gar nicht... als die Berlin Marken umgetauscht werden konnten, konnte man alles umtauschen ab 1948 was in DM ausgegeben wurde. Ich hab damals auch Berlin Aufdrucke auf Alliertem Kontrollrat ohne Gummi umgetauscht und haufenweise 60er Jahre.
 
alemannia Am: 28.11.2021 12:07:32 Gelesen: 2380# 15 @  
@ achim11-76 [#14]

Hallo Achim,

als die Berlin Marken umgetauscht werden konnten, konnte man alles umtauschen ab 1948 was in DM ausgegeben wurde

Die Marken waren nicht mehr frankaturgültig und konnten gleichwohl umgetauscht werden?

Ich hab damals auch Berlin Aufdrucke auf Alliiertem Kontrollrat ohne Gummi umgetauscht


Welche Marken waren das? Die Schwarzaufdrucke konnten in West-Berlin auch mit Ostmark gekauft werden.

Gruß

Guntram
 
Silesia-Archiv Am: 28.11.2021 17:12:12 Gelesen: 2279# 16 @  
@ wheilmann [#3]

Es mag sein, dass das eine Verfügung der Deutschen Reichspost war, das Postbeamte keine Marken sammeln durften. Mein Vater hatte schon bei der Deutschen Reichspost damals angefangen.

Gruß
Michael
 
achim11-76 Am: 28.11.2021 22:01:01 Gelesen: 2199# 17 @  
@ alemannia [#15]

Mich hat es damals auch erstaunt, dass man auch die ungültigen Berlin Marken wieder umtauschen konnte. Die mussten auf einen Papierbogen geklebt werden, der Postbeamte hat den Nennwert zusammengezählt und die Marken dann abgestempelt. Im Gegenzug bekam man gültige Bundespost DM Marken.

Der Berlin Auftdruck war nichts besonderes - eine 15 Pf ohne Gummi.

Als Teenager hatte ich jetzt auch nicht die Massen wie heutzutage, wo man auf dem Trödelmarkt ein Einsteckbuch für 5 oder 10 Euro kauft weil paar interessante Marken drin sind und sich mit der Zeit halt die postfrische Massenware / Modernes buntes Altpapier dann mit der Zeit häuft. Wenn es mal 20 Mark waren wirds viel gewesen sein, aber als Teenager in den frühen 1990ern war es für mich viel Geld.

Ob es jetzt richtig war oder die Beamten da einen Fehler gemacht haben weiss ich nicht.
 
saeckingen Am: 29.11.2021 05:56:23 Gelesen: 2133# 18 @  
Beim Umtausch der Berlin Marken durften nur die zum 31.12.1991 noch gültigen Marken umgetauscht werden. Das Mangels entsprechendem Wissen auch bereits ungültige Marken mit umgetauscht wurden ist vorgekommen, war aber unzulässig.

Ebenso war es nach der Euroeinführung, wo auch nur die noch gültigen Marken in DM umgetauscht werden duften. Trotzdem haben sich von der Post meist unbemerkt auch bereits ungültige Marken der Deutschen Bundespost als auch Marken Berlins darunter befunden.

Grüße
harald
 
drmoeller_neuss Am: 29.11.2021 10:05:17 Gelesen: 2080# 19 @  
@ Baber [#13]

Es ist eine interessante Frage, die ich nicht beantworten kann:

Sind die Vorlagebögen offiziell in den Privatbesitz des Postministers übergegangen? Dann kann der Postminister natürlich damit machen, was er will.

Was natürlich nicht geht, ist das Frankieren mit ungültigen Marken. Da hilft es auch nicht, der Post später das Porto zu bezahlen. Wenn ich in der Strassenbahn ohne Fahrschein fahre, kann ich auch nicht nachträglich eine Fahrkarte kaufen. :)

Der ganze Vorgang liegt 40 Jahre zurück. Damals wurde in der Politik manches "großzügiger" als heute geregelt. Heute gibt es in den meisten Betrieben und Behörden strenge Regeln über die Annahme von "Geschenken".

Und wenn wir bei dem Thema Post und Geschenke sind: auf der Behördenpost hat es damals oft "gemenschelt". Mein Großvater hat sich seine ganze Firmenpost am Schalter stempeln lassen, jede Marke mit "Vollstempel". Dafür gab es für die Schalterkräfte ein "Neujährchen": eine gute Flasche Wein, ein paar Pralinen und selbstgebackene Weihnachtsplätzchen von Oma.

Auch mein Briefträger war damals nicht so durchgetaktet wie heute. Zeit für ein Plausch war immer, manchmal eine Tasse Kaffee, selten etwas Hochprozentiges.
Da die Abholung von Einschreiben in Krefeld immer mit viel Zeit und einer Fahrt in die Stadt verbunden war, hatte der Briefträger offensichtliche Sammlerbriefe aus der DDR immer wieder mitgenommen und am nächsten Tag zugestellt. Zur Benachrichtigung hat der Briefträger mit Bleistift auf eine andere Postsendung daraufgeschrieben "morgen zwei Einschreiben". Klar, dass da ein Neujährchen fällig war.

Auch die Müllkutscher haben fleissig an Weihnachten eingesammelt, dafür wurde die gleiche Mülltonne auch schon zweimal geleert (Säcke neben der Tonne ging schon damals nicht, da die Stadt die Müllwerker kontrolliert hat, ob nach der Leerung immer noch die Säcke auf der Straße standen).

Es gab aber auch die korrekten Beamten. Jeder Strich im Postsparbuch wurde fein säuberlich mit dem Lineal gezogen, im Falle des Postbeamten Herr D. aus K. sogar zwei parallele Striche.

Herr D. war bekannt und wir haben ihn auch immer nett gegrüsst, wenn er an unserem Haus mit dem Fahrrad zum Nachmittagsdienst zu Post gefahren ist. Dann wurde der Schlüssel von innen ins Schloss gesteckt, Herr D. mit einem Auge auf der Armbanduhr, und wenn der Sekundenzeiger auf 60 war, wurde der Schlüssel umgedreht und die Post war offen.

Am Schalter von Herrn D. war man Bittsteller. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass die Postsparkasse Geld aus dem Guthaben auszahlt. Man musste dazu einen Antrag stellen. Ich hatte mich erdreistet, einmal ohne Personalausweis auf der Post zu erscheinen und hatte nur die Auszahlungskarte dabei. Ich hatte Herrn D. vorgeschlagen, dieses Mal einfach "Persönlich bekannt" auf dem Auszahlungsschein anzukreuzen. Das wurde von Herrn D. brüsk abgeleht und als Einmischungsversuch in innere Postangelegenheiten gesehen. Ich habe dann ohne Bargeld den Heimweg angetreten und den Ausweis geholt. Der wurde dann besonders gründlich geprüft und alle Angaben auf den Auszahlungsschein übertragen, bevor die, ich glaube es waren 30 DM, ausgezahlt wurden.
 
10Parale Am: 29.11.2021 20:13:35 Gelesen: 1979# 20 @  
@ drmoeller_neuss [#19]

"Am Schalter von Herrn D. war man Bittsteller. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass die Postsparkasse Geld aus dem Guthaben auszahlt."

Ich musste einfach schmunzeln, ein hervorragend geschriebener Beitrag, bei dem man wirklich bildlich vor Augen hat, was gerade am Postschalter passiert.

Dazu nur kurz eine bleibende Erinnerung aus meiner Kindheit (etwa 1970): mein Vater hatte mir frühzeitig ein Postsparbuch angelegt und jede Woche machte ich mit meinem Vater einen ausgiebigen Spaziergang zur Postfiliale eines kleinen Nebendorfs. Dann wurden mit dem Lineal Striche gezogen, wenn das Sparguthaben um 5 DM anwuchs und besonders schön waren die Striche, wenn dann noch 4% oder 5 % Zinsen dazu kamen. Ich lernte, dass Konsumverzicht unter Umständen belohnt wird.

Heute, 50 Jahre später, hat sich alles ins Gegenteil verkehrt. Hätte ich bei der kleinen Poststelle (die gibt es schon lange nicht mehr!) weiter gespart, müsste ich heute wohl Zinsen bringen, damit mein Geld dort liegen bleiben könnte.

Zugegebenermaßen habe ich die Orientierung verloren, die mein Vater mir ins Leben mitgab. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Bis heute habe ich nicht verstanden, wie das Wirtschaftssystem ohne "Sparen" und "Knappheit" funktioniert. Heute scheint es alles im Überfluss zu geben, selbst Geld ist billig zu haben. Andererseits sehe ich, das das Klima und die Natur unter meinem ausufernden Konsumverhalten leidet.

So wende ich mich, - je älter ich werde -, wieder den etwas wertvolleren Briefmarken zu, auch weil es mir Freude bereitet, mein hart verdientes Geld sinnvoll auszugeben.

Liebe Grüße

10Parale
 
Silesia-Archiv Am: 29.11.2021 21:36:22 Gelesen: 1943# 21 @  
@ 10Parale [#20]

Ich kann Deinem Beitrag voll und ganz zustimmen, genau so wie Du es schilderst habe ich es auch erlebt, wobei meine Kindheit ca. 10 Jahre früher begann.

Wir waren auch gemeinsam am Schalter und als ich anfing zu verdienen, zahlte ich das Geld auf das Postsparbuch ein und nahm dieses dann im Brustbeutel in Urlaub mit und hob im Urlaub ab - auch in Österreich und Südtirol, weil ich kein Bargeld mitnehmen wollte. Besonders stolz war ich, als ich das erste Mal auf der Zugspitze war und im Postamt im Schneefernerhaus nur Geld abhob um mit Stolz den runden Tagesstempel vom höchsten deutschen Postamt zu haben. Schon lange ist das Rarität und ich sammle Briefmarken.

Sammlergruß
Michael
 
Jahnnusch Am: 29.11.2021 22:27:09 Gelesen: 1912# 22 @  
In meinem Sparbuch standt auf der ersten Innenseite der Satz:

Wer euch sagt, das ihr anders reich werden könnt als durch sparen, der belügt euch.

Heute gibt es gar kein Sparbuch mehr, das Konto wird mit Auszügen geführt.
 
Silesia-Archiv Am: 01.12.2021 15:06:14 Gelesen: 1730# 23 @  
Hallo,

heute möchte ich eine ganz aktuelle Sammlererfahrung weitergeben:

Den meisten sollte bekannt sein, dass morgen Neue Postwertzeichen erscheinen und auch eine neue Dauerserie. Seit dem in diesem Frühjahr die bekannten sehr guten Philatelie-Shop's aufgelöst wurden und in irgendwelche Zeitschriftenläden integriert wurden und ich dort schlechte Erfahrungen machte, ging ich nicht mehr in den neuen Philatelie-Shop sondern besorgte mir meist schon um 8 Uhr am Ausgabetag in der Postfiliale meines Vertrauens die Neuerscheinungen. Alle meine Wünsche wurden dort immer berücksichtigt. Da ich dummerweise für die Neuerscheinung morgen einen wichtigen Arzttermin habe, den ich nicht verschieben konnte, ging ich heute in die Postfiliale meines Vertrauens und gab meine Bestellung für morgen auf. Alles kein Problem, nur die Markenbogen der neuen nassklebenden Dauerserie seien nicht geliefert worden, in Ordnung dachte ich, rufe beim Philatelie-Shop an und frage dort nach. Antwort: Die Dauerserie sei außer dem Wert zu 85 Cent geliefert worden. Hm, dachte ich, habe die Marken die vorhanden sind vorbestellt und hole sie ab. Nun fehlt nur noch der Wert zu 85 Cent, bei Shop in Weiden angerufen und konnte bestellen. Bei der Nachfrage nach den nassklebenden Rollenmarken, bekam ich die Auskunft dass nur der 5 Cent-Wert vorhanden sei, die anderen Wertstufen können erst Ende Dezember, eher Anfang Januar geliefert werden. Da ist das nächste Problem: Den Bonner Ersttagsstempel, den ich mir in Bonn immer besorge, erhalte ich nur 4 Wochen, den Berliner Ersttagsstempel nur 2 Wochen. Also wird es keine Ersttagsstempelung, außer 5 Cent der Rollenmarken geben.

Da vergeht einem die Lust zu sammeln.

Beste Sammlergrüße
Michael
 
TeeKay Am: 01.12.2021 15:48:54 Gelesen: 1697# 24 @  
Wieso vergeht da die Lust? Wenn die Marken zum Erstausgabetag in einer bestimmten Konfektionierung noch gar nicht hergestellt sind, dann kann man das eben auch nicht mittels ESST dokumentieren. Es gibt auch keine Heuss lumogen mit ESST, obwohl die unter der gleichen Michelnummer geführt werden wie die Jahre zuvor erschienenen Marken ohne Fluoreszenz.
 
Silesia-Archiv Am: 01.12.2021 15:54:11 Gelesen: 1694# 25 @  
@ TeeKay [#24]

Die Lust vergeht schon weil z.B. die neuen Philatelieshop's nicht alle Marken vorrätig haben und andere Postfilialen noch nicht einmal mit der Dauerserie beliefert werden, dass ich dann keinen Ersttagsstempel auf die Rollenmarken erhalte ich ein weiteres Problem, aus den genannten Gründen vergeht einem die Lust.

Gruß Michael
 
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