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Thema: Österreich Feldpost 1. Weltkrieg: Belege bestimmen
hannesj Am: 08.12.2021 20:41:31 Gelesen: 1748# 1 @  
Details zur Feldpost meines Urgroßvaters

Guten Tag allerseits,

ich habe mich hier angemeldet, da ich im Zuge meiner Nachforschungen zu einem Feldpostbrief meines Urgroßvaters gerne mehr erfahren würde und ich hoffe hier an der richtigen Adresse zu sein. Ich wäre über Details aller Art dankbar, leider konnte ich selbst nicht allzu viel herausfinden. Vor allem wäre interessant, (wenn nachvollziehbar) wo der Brief verfasst wurde und welcher Einheit mein Urgroßvater angehörte. Wenn jemand in der Lage ist die Schrift und so den Inhalt des geschriebenen zu entziffern, wäre das natürlich ganz toll.

Von Erzählungen meines Großvaters wissen wir dass mein Urgroßvater von 1914 bis 1918 im Krieg war, mir wurde erzählt dass er bei der Artillerie war, allerdings vermute ich anhand des Bildes dass er Sanitäter war. Er hat den Krieg überlebt, aber wie damals leider oft (verständlicherweise) üblich danach bis zu seinem Tod nicht viel von dieser Zeit erzählt.

Er ist im Bild ganz links zu sehen (mit dem Pfeil zur Markierung)
Er wohnte in Wimpassing (ungarisch: Wimpacz) (damals noch zu Ungarn zugehörig, heute Burgenland, Österreich)

Mein Großvater hatte sich zu Lebzeiten immer gewünscht zu erfahren, wo sein Vater genau im Krieg war, dieser Feldpostbrief ist allerdings leider erst nach seinem Tod vor zwei Jahren unerwarteterweise aufgetaucht und auch wenn es jetzt für meinen Großvater zu spät ist zu erfahren, wo mein Urgroßvater war, wäre mir sehr viel daran gelegen so viel wie möglich herauszufinden.

Ich bin über jegliche Hilfe und Tipps zur weiteren Nachforschung dankbar und wünsche euch allen beste Grüße,

Hannes

Ich hoffe ich habe diesen Beitrag nicht im falschen Bereich des Forums gepostet, falls doch, möchte ich mich entschuldigen und bitte darum ihn entsprechend zu verschieben. Vielen Dank!


 
volkimal Am: 09.12.2021 10:44:51 Gelesen: 1686# 2 @  
@ hannesj [#1]

Hallo Hannes,

ich denke schon, dass du hier im Forum an der richtigen Adresse bist. Allerdings hast Du die Karte nicht beim richtigen Thema eingestellt. Passender wäre das Thema "1. Weltkrieg: Ausländische Feldpost". Es handelt sich nicht um eine Feldpost des Deutschen Reiches sondern um eine KuK-Feldpostkarte, also um eine österreichische Feldpost. Der Stempel ist vom "K.u.K. Feldpostamt Nr. 426". Auf [1] siehst Du einen besseren Abschlag des Stempels. Es wird wahrscheinlich Literatur dazu geben, wo dieser Feldpoststempel verwendet wurde bzw. welche Einheit dahintersteckte. Ich besitze aber keine Literatur dazu.

Der Text der Karte ist nicht leicht zu lesen, ich werde den Text aber wohl entziffern können. Im Moment habe ich allerdings keine Zeit dazu. Ich beschäftige mich später damit.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://www.stampcircuit.com/de/stamp-Auction/darabanth-co-ltd/6253843/lot-2230-hungary-philately-and-postal-history-hungary-kuk
 
volkimal Am: 09.12.2021 15:06:31 Gelesen: 1651# 3 @  
Hallo Hannes,

jetzt kann ich dir so einiges erzählen. Zunächst die rechte Seite der Karte. Dort lese ich:

Abs. Josef Wimmer Schwere
Artileri(?) Reg. N. 11 Ba??
Feldp. Nr. 426

mit Bleistift:
Uropa Wimmer
im 1.Weltkrieg

Herrn
Johann Wimmer
In Wimpacz
Ungarn
Sopron ???

Vom Text der Karte kann ich folgendes lesen:

Liebe Eltern! Am 5/4. 1918
Im Anfang meines Schreiben
Grüße ich euch u. teile meine
Besten Gesund mit, es get mir
noch so??? gut, Das Bilht ist
gleich von meinem Ersten
??? ??? wo ich ihn meiner
??? An komme bin
Es ist wohl(?) auf das Beste
ausgefallen weil die
Sonne ???geschien habe
es grüßt euch alle herzlichst
auch alle Ferwanten
von Eurem Sohn
auf ??? glückliches
Wiedersehn Be???

Zum Stempel vom K.u.K. Feldpostamt Nr. 426 habe ich die folgende Seite gefunden [1]. Dort steht in Rumänisch:

"Utilizat pe frontul din Italia şi pe cel românesc, în douǎ etape
a) La brigada teritorialǎ 24 de munte (K.k. 24 Landsturm-Gebirgs-Brigarde) constituitǎ din Grupul Generalului (inginer) Alexander Zhuber von Okróg, pe frontul italian, Isonzo (8, 10); înlocuieşte FPA 331
b) Transferat la Brigada teritorialǎ de infanterie nr 124, ocupaţia în România, pânǎ la sfârşitul rǎzboiului.
âîşǎ"

Google übersetzt den Text mit:

"An der italienischen und rumänischen Front eingesetzt, in zwei Etappen
a) Nov. 1916 – Apr. 1917:
Bei der 24. Territorialbrigade (K.k. 24 Landsturm-Gebirgs-Brigarde) bestehend aus der Gruppe des Generals (Ingenieurs) Alexander Zhuber von Okróg, an der italienischen Front, Isonzo (8, 10); ersetzt FPA 331
b) Apr. 1917 – Nov. 1918:
Überstellung an die Territoriale Infanteriebrigade Nr. 124, Besetzung in Rumänien, bis Kriegsende."

Als dein Urgroßvater die Karte schrieb, war er also in Rumänien.

Oben auf der Seite [1] scheinen noch drei Ortsangaben zu sein: Comen; Cernzza; Ciorǎşti.

Mit Comen kann ich nichts anfangen. Cernizza (auf Slowenisch: Črniče, auf Deutsch Cernizza) ist ein Dorf in Slowenien, das zur Gemeinde Aidussina gehört. [2]
Ciorăști ist das Wohndorf der gleichnamigen Gemeinde im Kreis Vrancea, Muntenia, Rumänien. Es liegt im südöstlichen Teil der Grafschaft, in der Râmnicului-Ebene. [3]

Damit wäre dein Urgroßvater vermutlich in Ciorăști gewesen. Die Lage des Ortes findest du bei Google-Maps.

Viele Grüße
Volkmar

[1] http://kukfeldpost2.yolasite.com/resources/PDF/42.pdf
[2] https://it.wikipedia.org/wiki/Cernizza
[3] https://ro.wikipedia.org/wiki/Cior%C4%83%C8%99ti,_Vrancea
 
BANANA60 Am: 09.12.2021 17:21:39 Gelesen: 1631# 4 @  
@ hannesj [#1]

Hallo!

Zum Feldpostamt kann ich folgendes beisteuern: Es handelt sich um das FPA 420 (Uz. c), beim FPA 426 hat es dieses Uz. nie gegeben. FPA 420 bestand ab 11.16 und dann bis Kriegsende Einsatzgebiet - Isonzo, Venetien - 58. Infanterie-Division.

Die 58. Infanterie-Division bestand von 3.1915 bis Kriegsende,
neunte Isonzoschlacht 31.10. bis 4.11.1916,
Kämpfe bei St. Peter 14.11.1916,
zehnte Isonzoschlacht 12.5. bis 5.6.1917,
elfte Isonzoschlacht 18.8. bis 13.9.1917,
zwölfte Isonzoschlacht 24. bis 27.10.1917,
Vordringen an den Tagliamento 28.10. bis 1.11.1917,
Verfolgung bis zum Piave 5. bis 10.11.1917,
Schlacht am Piave 15. bis 25.6.1918,
Kampf um die Piavemündungsinsel 24.6. bis 5.7.1918,
Rückzug hinter die Livenza 30. und 31.10.1918,
Rückzug hinter den Tagliamento 1. und 2.11.1918,
letzte Rückzugskämpfe der Isonzoarmee 3. und 4.11.1918.

Ich hoffe hiermit etwas weitergeholfen zu haben.

Liebe Grüße
Harald
 
hannesj Am: 09.12.2021 18:13:54 Gelesen: 1619# 5 @  
Hallo Volkmar, hallo Harald,

vielen vielen Dank für eure Beiträge! Sehr sehr interessant, das hilft mir schon enorm weiter, ich bin für jedes noch so kleine Detail so dankbar und das war gleich wesentlich mehr als ich mir erhofft hatte! Meine Verwandten sind auch schon ganz gespannt auf die neuen Erkenntnisse. :) Diese Nachricht meines Urgroßvaters nach so langer Zeit lesen zu können ist schon wirklich sehr beeindruckend. Ich werde gleich mal versuchen etwas zur 58. Infanteriedivision zu finden.

Habt ihr eine Idee was die rechts auf der Karte stehende Zahl "11" bei "Abs. Josef Wimmer Schwere Artileri (?) Reg. N. 11 Ba?" bedeuten könnte?

Nochmals vielen lieben Dank euch!

Liebe Grüße,

Hannes
 
Martin de Matin Am: 09.12.2021 18:34:53 Gelesen: 1609# 6 @  
@ hannesj [#1]

Bei Wikipedia gibt eine "Liste der österreichisch-ungarischen Militärverbände 1914 bis 1918" [1].

Gruss
Martin

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_%C3%B6sterreichisch-ungarischen_Milit%C3%A4rverb%C3%A4nde_1914_bis_1918#Artillerieregimenter
 
volkimal Am: 09.12.2021 19:29:04 Gelesen: 1596# 7 @  
@ BANANA60 [#4]

Hallo Harald,

gut, dass du aufgepasst hast. Da habe ich zum einen nicht richtig hingesehen, und wenn dann noch die entsprechende Literatur fehlt, kommt so etwas heraus.

Insgesamt sieht man aber wieder, dass hier im Forum fast alle Fragen beantwortet werden.

Viele Grüße
Volkmar
 
BANANA60 Am: 09.12.2021 19:46:14 Gelesen: 1594# 8 @  
@ hannesj [#5]

Es scheint sich um folgenden Absender zu handeln:

Josef Wimmer Schwere Artillerie Regiment Nr.11, Batterie 2

Die ersten 3 Batterien dieses Regimentes verwendeten die 15-cm-Haubitze M 14. Das käme auch auf dem Bild hin.

Liebe Grüße Harald

http://www.landships.info/landships/artillery_articles/15cm_feldhaubitze_m14.html
 
DL8AAM Am: 10.12.2021 06:49:00 Gelesen: 1571# 9 @  
@ volkimal [#7]

Vielleicht wäre es zur Verifizierung der Angabe "FPA 420 (Uz. c)" [#4] ideal, hier mal einen besseren Scan, mit einer höheren Auflösung zu sehen. Ich bin mir nicht wirklich sicher, dass dort 420 und nicht 426 steht, und beim UZ c wäre ich mir auch nicht zu 100,1% sicher. Die Interpretation steht und fällt ja genau mit der Korrektheit des Erkennens dieser zwei Stempeldetails.

Und für spätere Recherchen wäre es nett, wenn hier jemand eine "saubere" Belegstempel-Abbildung zeigen könnte.

Gerade solche Dinge sind wirklich schöne Beispiele, wie die Philatelie auch "andere" externe Fragestellungen beantworten kann. Auch mit "Außenwirkung". Ein ausgesprochen gutes und interessantes Thema!

Beste Grüße
Thomas
 
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