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Thema: Mosambik: Briefmarken seit der Unabhängigkeit 1975
skribent Am: 20.04.2022 10:04:35 Gelesen: 54878# 1 @  
Guten Morgen,

von den 46-Tonnern der NZASM ist u. a. eine Maschine an die Chemin de Fer Mocambique (CFM) als Secondhand-Schnäppchen verkauft wurden. Es handelte sich um die ehemalige Nummer 187 mit Namen "Rembrandt", die bei der CFM die Betriebsnummer 42 bekam und in Nampula eingesetzt war.



Mocambique - Mi.-Nr.: 723 vom 13. November 1979, verausgabt zum Anlass: Alte Dampflokomotiven verschiedener Eisenbahnlinien in Mocambique. Die Mi.-Nr. 723 gehört zu einem Satz von 6 Sonderpostwertzeichen und ihre Nominale war 12,50 Escudo.

In diesem Stil (vom gleichen Künstler wieder Lokomotiven) kam dann noch einmal ein Satz mit 6 Sonderpostwertzeichen an die Postschalter. Allerdings in neuer Währung MT = Metical.

1999 oder 2000 (ein südafrikanischer und ein deutscher Katalog weisen ein unterschiedliches Datum aus) kam mit der Mi.-Nr.: 1391 die "alte" 723 mit Überdruck und neuer Wertangabe an die Postschalter.



Mocambique - Mi.-Nr. 1391

Das ergab unter den Eisenbahn-Motiv-Sammlern großes Nachdenken, denn warum wird 10 oder 20 Jahre später nur ein Wertzeichen nur eines von 12 verschiedenen ausgewählt? Wo sind die anderen 11 Wertzeichen geblieben? Warum liegt zwischen der Erstausgabe und der Überdruck-Ausgabe eine so lange Zeit?

MfG >Franz<
 
lueckel2010 Am: 20.04.2022 10:50:44 Gelesen: 54854# 2 @  
@ skribent [#1]

Guten Morgen,

folgendes ist für mich denkbar:

Aufgrund einer -von mir vermuteten- inflationären Entwicklung der Währung MT musste die einzige Marke (Mi.-Nr. 1391), die sich noch im Bestand der Post befand, mit einem angepassten Frankaturwert überdruckt werden. Die restlichen Werte dieses Bandwurmsatzes standen für Überducke (wahrscheinlich) nicht mehr oder nicht mehr in der Menge, für die sich ein Überdruck gelohnt hätte, zur Verfügung.

Moin aus Ostfriesland, Gerd Lückert
 
Stefan Am: 20.04.2022 11:52:37 Gelesen: 54819# 3 @  
@ skribent [#1]

Das ergab unter den Eisenbahn-Motiv-Sammlern großes Nachdenken, denn warum wird 10 oder 20 Jahre später nur ein Wertzeichen nur eines von 12 verschiedenen ausgewählt? Wo sind die anderen 11 Wertzeichen geblieben? Warum liegt zwischen der Erstausgabe und der Überdruck-Ausgabe eine so lange Zeit?

Zur letzten Frage hilft indirekt ein kurzer Blick ins Geschichtsbuch.

Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion waren die Währungen sozialistischer Staaten vielfach staatlich gestützt und dadurch auf einem möglichst niedrigen Inflationsniveau gehalten (Ausnahme Volksrepublik Polen, hier hatte man sich bereits Mitte der 1970er Jahre für eine beginnende Privatisierung mit Krediten aus dem nichtsozialistischen Ausland entschieden), da eine Inflation politisch eher nicht erwünscht war und als Schwäche der eigenen Wirtschaftskraft empfunden werden konnte. Zur Stabilisierung der eigenen Landeswährung (Wechselkurs) waren sozialistische Staaten auf Deviseneinnahmen im bzw. aus dem kapitalistischen Ausland angewiesen. Ende der 1980er Jahre begann die Inflation auch im sozialistischen Lager vielfach zuzunehmen, auch die DDR als eine der planwirtschaftlich stärksten sozialistischen Staaten weltweit blieb davon nicht verschont und stand kurz vor dem (erneuten) Staatsbankrott (siehe bspw. zur Verausgabung geplante und bereits gedruckte Geldscheine zu 200 und 500 Mark). Mit dem Zusammenbruch der UdSSR (26.12.1991) war es auch in vielen sozialistischen Staaten mit dem bisherigen Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell vorbei, unabhängig davon, ob nun die Politik & Wirtschaft auf Kapitalismus gedreht (z.B. etliche osteuropäische Staaten, vielfach heute Mitglied der EU bzw. EU-Beitrittskandidat) oder der Sozialismus als Gesellschaftsform mit wirtschaftlichem Schwerpunkt auf theoretisch staatlich gelenkter Planwirtschaft beibehalten wurde (Bsp. Kuba, Venezuela, Vietnam oder Laos) und man nach und nach (je nach Bedarf bzw. Leidensdruck) wirtschaftliche (Privatisierungs-)Reformen (Reförmchen) anstieß.

Die Regierung der Russischen Föderation (Russland) akzeptiert bis heute nicht, dass sich die benachbarte Ukraine nach jahrelangem Hin und Her seit 2013/14 politisch den westeuropäischen Staaten zugewandt, seit der eigenen Unabhängigkeit (1991) erstmals kontinuierlich ein eigenes Nationalbewusstsein als eigenständiges Land (Nation) entwickelt und sich zunehmend von Russland abgewandt hat. Russland hat am 24.02.2022 mit der Invasion (Krieg) in der Ukraine begonnen, um dem gewaltsam (militärisch) entgegenzuwirken (sorry für diesen Querverweis). Die drei baltischen Staaten waren im Vergleich zur Ukraine bereits schneller bzw. erfolgreicher gewesen (u.a. EU- und NATO-Mitgliedschaft) und sind damit der Russischen Föderation bisher durch die Finger (Einflusssphäre) gerutscht.

Auch Moçambique blieb als 1975 von der Kolonialmacht Portugal in die Unabhängigkeit entlassene Volksrepublik bzw. seit 1990 als Republik mangels ausreichend eigener Industrie bzw. Wirtschaftskraft nicht von einer stark zunehmenden Inflation verschont, als Briefmarkensammler ersichtlich an den rapide zunehmenden Nominalen der Briefmarken. Die seit 1980 gültige Landeswährung Metical (MT) rauschte in den 1990er Jahren den Bach herunter. Zum 01.07.2006 wurden drei Nullen gestrichen und eine Währungsreform angesetzt (man hätte auch theoretisch bis zu fünf Nullen streichen können).

Wie auch in anderen Staaten inflationsbedingt durchaus üblich, räumen Postverwaltungen nach und nach durchaus die eigenen Lagerbestände älterer Postwertzeichen, welche aufgrund der ursprünglich gedruckten Nominale nicht mehr postalisch verwendbar sind, lassen bei Bedarf neue Nominalen auf die vorhandenen gummierten Klebezettelchen (Briefmarken) drucken und geben diese neu aus. Es ist nicht so ungewöhnlich, dass zwischen dem Ausgabedatum der Urmarke und dem inflationsbedingten Aufdruck einige Jahre liegen. Derartige Lagerbestände kann man sich durchaus als palettenweise oder regalmeterweise vorliegende bedruckte Papierstapel vorstellen, nicht nur ein paar Schalterbögen irgendwo in einem Regal liegend in der hiesigen Besenkammer der Hauptpost in der Hauptstadt des betreffenden Landes.

Beispiele:

1. Die Post in Rumänien hatte aufgrund der Inflation bedingt durch die Umstellung der eigenen Wirtschaft von Planwirtschaft auf Marktwirtschaft zwischen 1996 und 2005 eine dreistellige Anzahl an Aufdruckmarken, bedruckt auf vielen älteren Ausgaben herausgebracht und diese Aufdrucke grafisch anspruchsvoller verausgabt. Man schien sich seinerzeit in Bukarest einen Spaß daraus zu machen, den Überdruckbalken zur Unkenntlichmachung der alten Nominale in verschiedenste Formen (Bsp. Umrisse von Tieren oder Pflanzen) darzustellen. Diese Briefmarken kommen regulär bedarfsverwendet vor. Es wurde überdruckt, was gerade zu dem Zeitpunkt an neuen Nominalen postalisch benötigt wurde. Die vorhandenen Restbestände gaben die zu erwartende Auflagehöhe vor. Wenn diese von einer Urmarke für eine neue Aufdrucknominale nicht reichte, wurden weitere Urmarken mit identischer Aufdrucknominale überdruckt um auf die benötigte Gesamtstückzahl der neu zu produzierenden Nominale zu kommen.

2. Das Land Bénin in Westafrika hatte jahrzehntelang (1976 bis minimum 2009!) keine Probleme damit, teils 10 oder 20 bzw. bis zu 46 Jahre alte Briefmarken mit neuen Aufdrucken zu verausgaben (Bsp. Bénin Mi-Nrn. 1571-1634 von 2009 auf Briefmarken der Vorgängernation Dahomey, teils aus dem Jahr 1963 stammend), wobei den Verantwortlichen in Bénin die Anzahl verfügbarer Urmarken relativ egal war (da schienen bereits einige 100 Stück je Urmarke auszureichen um einen Aufdruck zu rechtfertigen).

Es ist nicht ungewöhnlich, dass einzelne Postverwaltungen lediglich Überdrucke zulassen, wenn genügend Restbestände der Urmarke vorhanden sind (d.h. fünf- bis siebenstellige Anzahl an Exemplaren als für den Überdruck geeignete Schalterbogen). Die maßgeschneiderte Erstellung der Druckplatte zur Produktion der Aufdrucke (Überdeckung der alten Nominale, Angabe der neuen Nominale) sollte auch in einem vernünftigen Verhältnis zum daraus resultierenden Aufwand (Material und Arbeitskraft) stehen. Dies bedeutet, dass es üblicherweise keinen betriebswirtschaftlichen Sinn ergibt, eine neue Druckplatte zum Überdruck zusammenzuschrauben, um damit anschließend ein oder zwei Schalterbögen à 50 Briefmarken aus vorliegendem Restbestand zu überdrucken. Dies kann eine plausible Erklärung sein, weshalb lediglich eine Briefmarke aus dem Satz Moçambique Mi-Nr. 719-724 von 1979 (alte Landeswährung Escudo) zum Aufdruck einer inflations- und währungsangepassten Nominale im Jahr 1999 (oder 2000) verwendet wurde.



Mozambik - verschiedene lokale Aufdruckausgaben aus den Jahren 1992 bis 2005, Aufwertung auf 50 MT (1992) bis hin zu 33.000 MT (2005)

Je katastrophaler die wirtschaftliche Situation (Inflation) im Land, umso extremer die Maßnahmen. Im Forum wurden bspw. Aufdruckmarken bzw. Inflationsausgaben aus Zaire (Kongo-Kinshasa), Ghana, Madagaskar, Simbabwe usw. vorgestellt. Auch die Briefmarken und Portostufen der Deutschen Inflation (1916-1923) sind hier im Forum ein beliebtes Sammelthema.

Gruß
Stefan
 
skribent Am: 21.04.2022 14:10:00 Gelesen: 53874# 4 @  
@ Stefan [#3]

Guten Tag!

Meine Güte Stefan, welch große Mühe hast Du Dir gemacht!

Vielen Dank dafür - jetzt weiß ich Bescheid.

MfG >Franz<

[Beiträge [#1] bis [#4] redaktionell verschoben aus dem Thema "Motiv Eisenbahnen"]
 
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