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Thema: Als der Kreis Lindau ein eigener Staat war
epem7081 Am: 31.10.2022 00:13:17 Gelesen: 2093# 1 @  
Hallo zusammen,

zur Briefmarkenausstellung im Rahmen der Lindauer-Herbstwoche vom 13.-28. September 1947 lockte der Leuchtturm an der Hafeneinfahrt in Lindau, der südlichste Leuchtturm Deutschlands, als Bildkarte und im Sonderstempel die Besucher an das "Schwäbische Meer", den Bodensee.



Mit freundlichen Grüßen und kommt gut durch die Nacht wünscht

Edwin

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Leuchtturm_Lindau
 
Seku Am: 31.10.2022 09:43:15 Gelesen: 2043# 2 @  
@ epem7081 [#1]

Guten Morgen Edwin,

eine schöne Bildpostkarte. Ein Kuriosum ist sie aber schon. Lindau liegt in Bayern. Wie kommt man da auf die Idee eine Marke aus der französischen Zone aufzukleben ? Ich hätte eine Marke der Bi-Zone erwartet.

Ich wünsche einen schönen Wochenanfang

Günther
 
epem7081 Am: 31.10.2022 10:53:06 Gelesen: 2034# 3 @  
@ Seku [#2]

Hallo Günther,

aufmerksamer Beobachter, Respekt. Mir war bei der Begeisterung für den Leuchtturm diese Besonderheit garnicht bewusst geworden. Veranlasst durch Deine Nachfrage konnte ich inzwischen ein bemerkenswertes Nachkriegskuriosum entdecken, das in der Süddeutschen Zeitung ausführlich geschildert wurde. Hier der wesentliche Inhalt:

Als der Kreis Lindau ein eigener Staat war [1]

Am Ende des Zweiten Weltkriegs hatten französische Streitkräfte Teile des Allgäus besetzt. Wenig später gaben sie die Kreise Sonthofen und Kempten an die Amerikaner ab. Nur den dritten bayerischen Kreis Lindau behielten sie, denn sie benötigten ihn als Landbrücke zwischen ihren Besatzungszonen in Württemberg und Vorarlberg. Die US-Vertreter waren einverstanden, und so entstand der kuriose "Bayerische Kreis Lindau“.

Dieser gehörte weder zu Bayern noch zu Württemberg, er war de facto ein eigener Staat. Als Herrscher setzten die Franzosen den Unternehmer Anton Zwisler ein. Der "Kreispräsident" war ein Staatsoberhaupt, das seinesgleichen suchte. Man hätte ihn auch König nennen können. Ihm unterstanden der Landkreis, die Stadt Lindau und auch alle Landes- und (bis 1949) Reichsbehörden.


Damit erklärt sich wohl, dass hier die Marke aus Württemberg, dem französischen Besatzungsgebiet, zum Einsatz kam.

Mit freundlichen Grüßen und danke für den Suchanstoss

Edwin

[1] https://www.sueddeutsche.de/bayern/55-000-untertanen-ein-spielkasino-und-parteiverbot-fuer-die-csu-der-fettfleck-deutschlands-1.2922050

[Beiträge [#1] bis [#3] redaktionell kopiert aus dem Thema "Motiv Leuchttürme" - dieser schöne und kuriose Hintergrund ist es wert.]
 
lueckel2010 Am: 03.11.2022 09:52:56 Gelesen: 1920# 4 @  
@ Seku [#2]

Guten Morgen, Günter.

Hinweis im Michel Deutschland Spezial Band 2, Seite 954 (2019):



Moin aus Ostfriesland, Gerd Lückert
 
Seku Am: 03.11.2022 11:59:26 Gelesen: 1875# 5 @  
@ lueckel2010 [#4]

Danke Gerd für den Hinweis.

Hab einen schönen Tag an der Nordsee

Günther
 
bovi11 Am: 03.11.2022 12:14:46 Gelesen: 1864# 6 @  
Zum Kreis Lindau gehörten folgende Postämter und Poststellen:

Brugg, Ellhofen, Grünenbach, Harbartshofen, Heimenkirch, Hergatz, Hergensweiler, Lindau. Lindenberg, Maierhöfen, Maria Thann, Nonnenhorn, Oberreitnau, Oberreute, Opfenbach, Röthenbach, Scheffau, Scheidegg, Schlachters, Simmerberg, Wasserburg und Weiler

Notopfermarken:

Abgabefreier Zeitraum: 1.12.48 bis 9.1.49
Notopfer Verwendungspflicht: 10.1.49 bis 31.5.49
Abgabefreier Zeitraum: 1.6.49 bis 31.12.49
 
epem7081 Am: 03.11.2022 20:11:27 Gelesen: 1800# 7 @  
Hallo zusammen,

nachdem nun das Lindauer Nachkriegskuriosum mein spezielles Interesse geweckt hat, konnte ich inzwischen nach Durchsicht etlicher Kartenangebote eine Besonderheit feststellen. Offenbar war der Verkauf dieser Sonderkarte seinerzeit so gut gelaufen, dass kurzfristig ein Nachdruck erforderlich wurde. Bis einschließlich Stempeldatum 25.9.47 tragen alle bisher geprüften Karten wie in [#1] die Druckerkennung "1/78" . Nachfolgend eine Karte mit Stempeldatum 28.9.47 mit der neuen Druckerkennung "N/1231"



Mit freundlichen Grüßen
Edwin
 
Seku Am: 24.11.2022 18:37:14 Gelesen: 1600# 8 @  
@ epem7081 [#3]

Hallo Edwin,

irgendwie hat mich die Thematik fasziniert und habe gleich mal nach weiteren Stücken gesucht. Vom Leuchtturm gab es noch viele Belege, aber bei delcampe fand ich dann das folgende Stück, aufgelegt zum Jubiläum „100 Jahre bayerische Briefmarken“ anlässlich der gleichnamigen Ausstellung.



Bemerkenswert dann die vier Marken von Württemberg. Mi.-Nr. 22, 28, 15 sowie 19

Ich wünsche allerseits einen schönen Abend

Günther

P.S. Da der schweizer Händler nicht nach Deutschland liefern durfte, fand ich einen Weg über Österreich. Danke an den Vermittler.
 
epem7081 Am: 13.01.2023 12:39:04 Gelesen: 1366# 9 @  
@ Seku [#8]

Hallo Günther,

Dein Beleg zeigt als höchst interessantes Dokument die Absonderlichkeit der damaligen Zeit in und um Lindau. Da wird in großer Aufmachung das Jubiläum „100 Jahre bayerische Briefmarken“ gewürdigt, die Freimachung erfolgte ausschließlich aus bekannten Gründen mit den Marken aus Württemberg. Gratulation zum Beleg.

Deine Schilderung zum Bezug des Belegs aus der Schweiz lässt wohl eher eine moderne Absonderlichkeit erahnen. Für den umgekehrten Weg gab es in der Besatzungszeit - zumindest postalisch - offenbar keine Schwierigkeiten. Dazu mein heutiger Beleg vom 28.2.1949 von (13b) LINDAU (BODENSEE) 1 / v nach Zürich in der Schweiz.



Mit freundlichen Grüßen
Edwin
 
Manne Am: 13.01.2023 14:35:13 Gelesen: 1336# 10 @  
@ epem7081 [#1]

Meine Karte wurde am 25.09.1947 abgestempelt und stammt aus der ersten Ausgabe.



Zur Lindauer Herbstwoche vom 13. bis 28. September 1947 gab es auch ein Werbeblatt mit Sonderstempel.



Gruß
Manne
 
Baber Am: 21.01.2023 11:36:53 Gelesen: 1319# 11 @  
Die Geschichte "als der Kreis Lindau ein eigener Staat war" von unserem Mitglied SEKU ist auch in der Bürger-Zeitung Lindau erschienen:



Gruß
Bernd

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Philatelie in der Presse"]
 
epem7081 Am: 01.02.2023 14:09:01 Gelesen: 1193# 12 @  
Hallo zusammen,

neben dem Briefverkehr funktionierte in diesem zeitweiligen "Kuriosumt" am Bodensee auch der Schiffsverkehr. Nach einer Fahrt von Konstanz über den Bodensee mit dem Bodensee-Dampfschiff "Hohentwiel" konnte der Kartenschreiber die Ansichtskarte vom Schiff beim Landgang am 13.8.1949 zur Post geben. Dort erhielt die Karte den Gelegenheitsstempel (14b)- LINDAU-(BODENSEE)-1 / HERBSTWOCHE / 1949.




Verwundert bin ich über die PGLZ (14b), die offenbar nur für eine Übergangszeit zwischen 1949 und 1953 zum Einsatz kam. Sowohl vor dieser Zeit [#9] als auch nachher beherrscht die "bayerische" (13b) das Stempelbild.

Mit freundlichen Grüßen
Edwin
 
epem7081 Am: 17.02.2023 17:07:31 Gelesen: 1102# 13 @  
Hallo zusammen,

im Jahre 1949 findet sich, wie von bovi11 in [#6] dargelegt, auch bei diesem zeitweiligem "Staatsgebilde Lindau" die Pflicht zum Notopfer Berlin. Dazu ein Beleg aus meinem Fundus vom 10.2.1949 mit dem Stempel (13b) LINDAU (BODENSEE) 1 / v.




Mit freundlichen Grüßen
Edwin
 
bovi11 Am: 17.02.2023 18:37:02 Gelesen: 1093# 14 @  
@ epem7081 [#13]

Hallo Edwin,

schöner Beleg.

Bei der Notopfermarke handelt es sich um die Nummer 2 AW oder 2 AZ (je nach Wasserzeichen).

Grüße

Dieter
 
epem7081 Am: 08.03.2023 20:15:39 Gelesen: 992# 15 @  
Hallo zusammen,

ich kann hier noch einen weiteren, als Drucksache echt gelaufenen Beleg aus Lindau vom 12.9.1948 nach Meissen (Sachsen) vorstellen. Zur AUSSTELLUNG 100 JAHRE BAYER. BRIEFMARKE grüßt von der portogerechten Frankatur Friedrich Hölderlin (MiNr 15) aus Württemberg.



Mit freundlichen Grüßen
Edwin
 
Baber Am: 23.04.2023 12:42:03 Gelesen: 734# 16 @  
Ein Einschreibebrief aus Heimenkirch/Landkreis Lindau nach Schlachters, gelaufen 5.6.1946, frankiert mit 84 Pfg französische Zone 2 x Mi 6 + 10.



Gruß
Bernd
 
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