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Thema: Altdeutschland Baden: Mysteriöse Abart "durchschlagender Druck"
Sammlerfreund Christian Am: 03.01.2023 23:09:06 Gelesen: 1482# 1 @  
Altbaden: mysteriöse Abart "durchschlagender Druck"

Liebe Sammlerfreunde,

seit einiger Zeit beschäftigt mich die im Michel Spezial beim Sammelgebiet Altbaden bei verschiedenen Ausgaben aufgeführte Abart "durchschlagender Druck (D)". Diese Abart erscheint mir zunehmend mysteriös.

Das Problem lässt sich generell wohl wie folgt beschreiben: Wie "sehr" muss der Druck durchschlagen, damit es für die Abart ausreicht? Der Druck ist nämlich sehr oft rückzeitig zu sehen, und der Umstand, dass man "irgendetwas" erkennen kann, reicht wohl nicht aus, um höhere Preise zu rechtfertigen. Ferner besteht offensichtlich Verwechslungsgefahr mit Abklatschen, die angeblich viel häufiger vorkommen sollen.

Der Michel hilft bei der Abgrenzung leider nicht gut weiter, weil es keine Abbildungen, sondern nur den kurzen Hinweis gibt: "Durchschlagende Drucke (auch Stempel schlagen durch) entstanden durch schlecht geleimtes Papier". Ferner bei Nr. 9 bis 12: "Papierbedingt schlagen alle Exemplare der Nr. 9-12 mehr oder weniger durch; eine Abgrenzung zwischen Normalmarke und Abart ist damit bei dieser Ausgabe nicht möglich."

Als einzige weitere Literatur-Quelle habe ich das "Plattenfehler-Handbuch der Marken des Großherzogtums Baden" von Herrn Hornberger gefunden, das mir übrigens sehr gut gefällt. Dort gibt es Abbildungen des durchschlagenden Drucks. Ferner schreibt Herr Hornberger: "Das Durchschlagen der Druckfarbe - auch der Stempelfarbe - ist nur bei extrem dünnen Papieren der Marken möglich. [...] Die erste Ausgabe Mi.Nr. 1a bis 4a und die späteren Auflagen der Mi-Nr. 9 - 12 sind davon besonders betroffen. Bei allen anderen Marken sind durchschlagende Drucke seltener zu finden, da normalerweise dickeres Papier bedruckt wurde. Ein sicheres Zeichen ist der mit durchschlagende Stempel." Der fehlende durchlagende Stempel scheint auch das Unterscheidungsmerkmal zum Abklatsch zu sein, was mir auch einleuchtend erscheint.

Anhand der vorstehenden Beschreibung sowie der abgebildeten Beispiele habe ich in meiner Sammlung unter anderem die folgenden Marken identifiziert und an Herrn Stegmüller zur Prüfung geschickt:



Leider wurde keine der Marken von Herrn Stegmüller als Abart anerkannt. Auf Nachfrage teilte er mir mit: "Durchschlagende Drucke von Baden werden zwar grundsätzlich geprüft, sind jedoch wesentlich seltener als es die Bewertung im Michel vermuten lässt. Das liegt daran, dass diese Marken sehr häufig mit mehr oder weniger starken rückseitigen Abklatschen verwechselt werden (diese sind relativ häufig). Durchschlagende Drucke kommen nur auf sehr dünnem Papier vor."

Ich frage mich nun:

- Woran kann ich mit Sicherheit einen "durchschlagenden Druck" erkennen, der als Abart im Sinne des Michel eingestuft werden kann?

- Welche Aussagekraft hat der durchschlagende Stempel? Herr Hornberger nennt ihn ein "sicheres Zeichen", aber das scheint nach der Stegmüller-Prüfung wohl nicht zu stimmen?

- Was hat es mit dem "sehr dünnen Papier" auf sich? Stimmt das überhaupt angesichts der technischen Erklärung im o.g. Handbuch, dass der Fehler nur durch schlechte Leimung entsteht? Der Michel nennt diese Kriterium nicht. Wenn es aber stimmt, lässt sich "sehr dünn" quantifizieren?

- Ist folgende Schlussfolgerung eigentlich richtig? Durchschlagender Druck bei Mi-Nr. 1a bis 4a und 9 bis 12 scheint scheint ja wohl die Regel oder zumindest sehr häufig zu sein, so dass hier keine Abart vorliegt. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass jeder Sammler, der diese Marken besitzt, auch Anschauungsmaterial für den durchschlagenden Druck hat. Wenn also bspw. die Nr. 7 im Vergleich mit 2a (beide Marken mit rötlichgelben Papier) dasselbe Ausmaß an durchschlagendem Druck und dünnem Papier zeigt, müsste es sich doch bei der Nr. 7 um die im Michel gelistete Abart "D" handeln. Oder?

Über einen Austausch und weitere Informationen würde ich mich sehr freuen. Vielleicht kann auch jemand geprüfte Exemplare der Abart zeigen.

Vielen Dank und herzliche Grüße
Sammlerfreund Christian
 
bayern klassisch Am: 03.01.2023 23:15:36 Gelesen: 1477# 2 @  
@ Sammlerfreund Christian [#1]

Hallo Christian,

ganz ehrlich? Ich würde das mit dem "durchschlagenden Druck" schnell wieder vergessen. Da gibt es so viel Interessanteres von Baden, als ausgerechnet das.

Und wir lernen immer wieder: Wenn etwas erst einmal im Michel steht, bleibt es dort auch. In Vielem geht die Forschung darüber hinweg, weil es viele philatelistische Sackgassen gab und gibt.

Nur meine 2 Cents.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Sammlerfreund Christian Am: 04.01.2023 14:49:25 Gelesen: 1385# 3 @  
Lieber Ralph,

zunächst einmal volle Zustimmung: das Sammelgebiet Altbaden ist ein wunderbar vielfältiges Sammelgebiet und hat definitiv mehr zu bieten als durchschlagende Drucke. Ich finde sie andererseits auch nicht völlig uninteressant. Für jemanden wie mich, der Baden in allen Facetten sammelt, gehören sie jedenfalls dazu. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es sich nur um ein "Michel-Gespenst" handelt, immerhin gibt es o.g. Spezialliteratur dazu. Auch die Ausführungen von Herrn Stegmüller sprechen eher dagegen.

Das Thema vorgeschlagen habe ich, weil es bei mir im Vergleich zu vielen anderen Baden-Themen die meisten Fragezeichen hinterlässt. Wenn sich also jemand findet, der meinen Wissensdurst (und vielleicht auch den Wissensdurst der anderen Leser) stillen kann, würde ich mich sehr freuen.

Viele Grüße
Sammlerfreund Christian
 
uli Am: 04.01.2023 15:11:44 Gelesen: 1373# 4 @  
So ganz verstehe ich es nicht. Es wurde bei einigen Marken angeblich ein anderes Papier mit stärkerer Opazität (Lichtdurchlässigkeit) verwendet, so dass die Druckseite von hinten stärker zu sehen ist. In dem Fall sollte man eigentlich nicht von "durchschlagendem Druck", sondern von einem anderen Papier als Unterschied zur Standard-Marke reden.

Warum wird nicht das Papier als (Prüf-) Kriterium herangezogen und angegeben? Unter einem Mikroskop sind Unterschiede in einer Papierstruktur eigentlich immer gut zu erkennen und die Stärke der Opazität ist sogar messbar.

Gruß
Uli
 
LK Am: 04.01.2023 15:32:13 Gelesen: 1358# 5 @  
@ Sammlerfreund Christian [#1]

Das mit dem mangelhaft geleimten Papier stimmt, hat aber nichts mit der Papierstärke zu tun. Durch die schlechte Leimung, diese dient in erster Linie der Saugfähigkeit, schlägt die Farbe bis zur Rückseite durch. Es müssen also immer Farbpartikel großflächig auf der Rückseite sichtbar sein. Bei deinen gezeigten Stücken ist aber aufgrund der Papierstärke nur das Markenbild sichtbar.

Aber wie BK schon geschrieben hat, es gibt interessanteres im Sammelgebiet Baden.

Beste Grüße
 
stampmix Am: 04.01.2023 15:43:38 Gelesen: 1347# 6 @  
Vielleicht hilft diese Abbildung weiter:



Zumindest ein Vorbesitzer war der Ansicht, es sei ein durchschlagender Druck, was er auch auf der Marke vermerkt hat. :(
 
Sammlerfreund Christian Am: 04.01.2023 17:26:01 Gelesen: 1306# 7 @  
Hallo zusammen,

@ LK

vielen Dank für den Hinweis auf die Farbartikel, die rückseitig erkennbar sein müsssen. Gibt es dazu eine Quelle? Ich habe dazu bisher keinen Hinweis gefunden, und ich frage mich auch, wie die Abart dann von einem Abklatsch zu unterscheiden sein soll, bei dem ja notwendigerweise Farbpartikel auf der Rückseite vorhanden sein müssen.

Ich habe jetzt auch einmal bei Philasearch geschaut. Dort werden aktuell acht Marken mit "durchschlagenden Druck" angeboten. Leider ist keine davon als solche geprüft.

   

Beschreibung: Württembergisches Auktionshaus, Stuttgart

7 Kr., Abart: durchschlagender Druck, schönes Exemplar mit sauber aufges. K2 CARLSRUHE. Der durchschlagende Druck besonders kräftig ausgeführt. Etwas unreg. Zähnung, sonst tadellos, sign. Stegmüller BPP. Katalogpreis: 250,-+

https://www.philasearch.com/de/dosearch.php?currentmenu=search&pageid=dosearch&set_sprache=de&suchtext=durchschlagend&treeparent=COSUBGRP-10280%2CCO-10%2C

Ich würde doch zu gern einmal ein geprüftes Stück sehen.

Viele Grüße
Sammlerfreund Christian

[Beschreibung und Abbildung eines signierten Loses redaktionell eingefügt]
 
Sammlerfreund Christian Am: 04.01.2023 22:16:28 Gelesen: 1237# 8 @  
Hallo zusammen,

kurz zur Erläuterung: die redaktionell eingefügte Marke 25a habe ich natürlich auch gesehen. Sie ist geprüft und signiert, aber eben nicht als Abart "durchschlagender Druck". Die 25a wird genauso signiert, wenn sie eben keinen durchschlagenden Druck hat. Ein Beispiel dafür habe ich selbst im ersten Beitrag eingefügt (letzte der acht Marken)- laut Herrn Stegmüller kein durchschlagender Druck.

Herr Stegmüller hat mir selbst bestätigt, dass die Abarten explizit geprüft (und signiert) werden, d.h. sie würden dann auch entsprechend kenntlich gemacht. Ich nehme an, mit einem "D" - oder mit Kurzbefund/Befund. Daraus folgt im Umkehrschluss, dass die abgebildete Marke des Württembergischen Auktionshauses trotz der Beschreibung eben keinen "durchschlagenden Druck" im Sinne der Michel-Abart hat. Herr Stegmüller hätte in diesem Fall ohnehin einen Kurzbefund ausgestellt (vermute ich zumindest).

Spannend ist die Marke natürlich trotzdem (zumindest für mich).

Viele Grüße
Sammlerfreund Christian
 
marc123 Am: 08.01.2023 14:26:58 Gelesen: 1164# 9 @  
@ Sammlerfreund Christian [#7]

Hallo Christian,





ich weiß nicht ob ich Dir hiermit weiterhelfen kann. Ich habe hier eine 19a mit Kurzbefund von Franz Stegmüller. Diese wird als rückseitiger Abklatsch bestimmt, der Stempel schlägt leicht durch. Ich sehe keinen Unterschied zu der redaktionell eingefügten 25a.

Liebe Grüße
Marc
 
Sammlerfreund Christian Am: 21.01.2023 21:16:54 Gelesen: 1046# 10 @  
Guten Abend Marc,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Eine meiner Marken hat Herr Stegmüller auch als Abklatsch geprüft, mit Befund. In der Spezialliteratur wird darauf verwiesen, dass Abklatsche nicht mit der Abart "durchschlagender Druck" verwechselt werden dürfen. Abklatsche sind wohl weniger selten.

Es bleibt also mysteriös.

Schönen Abend
Christian
 
Sammlerfreund Christian Am: 22.01.2023 10:02:38 Gelesen: 1014# 11 @  
Guten Morgen zusammen,

@ Richard

Vielen Dank für Deine E-Mail. Anbei nunmehr auch die Abbildung der Mi-Nr. 8 mit Abklatsch und mit zugehörigem Stegmüller-Kurzbefund.

Beste Grüße und allen einen schönen Sonntag




 
Martin de Matin Am: 14.10.2023 16:17:43 Gelesen: 473# 12 @  
bei der 79. Auktion AAK Phila GmbH wurde eine Nr.5 mit durchschlagenden Druck als Los 893 mit Befund Flemming BPP angeboten.





https://www.philasearch.com/de/i_9101_312834/10_Altdeutschland_Baden/3-A79-893.html?set_sprache=de&set_gesetz_bestaetigt_jn=J&gesetz_bestaetigt_neu=J&treeparent=COSUBGRP-10280&set_anbieter=3&set_auktionnr=9570&postype=PH&breadcrumbId=1697292125.9956&katalog=22&katnr=5&row_nr=15

Den durchschlagenden Druck erkennt man hierbei deutlich rückseitig bei der äusseren Rahmenlinie; hier erkennt man erhabene weisse Papierfasern und daneben in Vertiefungen sieht man schwarze Farbe. Dies dürfte beim Abklatsch wohl nicht vorkommen.

Also nichts mysteriöses man muß nur wissen worauf man achten soll.

Gruss
Martin

[Hinweis Redaktion: Die Marke wird im Nachverkauf zu 50 Euro + Aufgeld und Nebenkosten angeboten]
 
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