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Thema: Ortsnamenänderung (außer Chemnitz / Karl-Marx-Stadt)
GSFreak Am: 11.02.2023 20:40:50 Gelesen: 1330# 1 @  
Hallo zusammen,

Ortsnamenänderungen bedingen postalisch auch entsprechende Änderungen der Stempel und des sonstigen für den Postbetrieb erforderlichen "Materials". Philatelistisch interessant sind dabei Belege im Zeitraum um / nach der Namensänderung, bei denen noch nicht alles auf den neuen Ortsnamen umgestellt ist.

Dankbares Beispiel ist die Stadt Wesermünde, die 1947 in Bremerhaven umbenannt worden ist. Erst acht Jahre zuvor (1939) waren das kleinere Bremerhaven und das mehr als dreimal soviel Einwohner zählende Wesermünde vereinigt worden zur neuen Stadt Wesermünde.

Hier zunächst ein R-Fernbrief vom 15.11.1947 nach Berlin N58 (Ankunftstempel BERLIN N58 vom 16.11.1947). Der Ortstagesstempel weist noch "WESERMÜNDE-MITTE" auf, der R-Zettel trägt bereits den gestempelten neuen Namen "Bremerhaven-Mitte".



Und dann als zweites eine Paketkarte (Stammteil) vom 23.10.1948 für ein 4,5 kg schweres Paket nach Darmstadt (zugestellt am 28.10.1948). Die Freigebühr betrug 90 Rpf. Die entsprechend verklebten Marken der Bautenserie sind entwertet mit einem Ortstagesstempel WESERMÜNDE-FISCHEREIHAFEN, der Paketnummerzettel am oberen Rand trägt die neue Bezeichnung Bremerhaven-Fischereihafen.



Beste Grüße
Ulrich
 
GSFreak Am: 12.02.2023 14:34:13 Gelesen: 1300# 2 @  
Hallo zusammen,

ebenfalls ergiebig im Hinblick auf postalische Belege ist die Umbenennung nach dem 2. Weltkrieg von Saarlautern in Saarlouis. Der Name Saarlautern hatte übrigens nur Bestand von 1936 bis 1945.

Hier ein portorichtiger R-Brief (84 Rpf) vom 05.11.1946 aus "Reisbach über Saarlautern" nach Saarbrücken (rückseitig Ankunftstempel SAARBRÜCKEN 2 vom 04.11.1946. Einer der Stempel war also falsch eingestellt, aber das ist nebensächlich.

Beim Ortstagesstempel REISBACH über SAARLAUTERN, UB a, ist das "AUTERN" entfernt worden. Beim R-Zettel ist Saarlautern mit "Saarlouis" überstempelt, wobei dieser Einzeiler erst nach dem Aufkleben des R-Zettels gestempelt wurde.



Beste Grüße
Ulrich
 
Baber Am: 13.02.2023 09:46:26 Gelesen: 1276# 3 @  
@ GSFreak [#1]

Hallo Ulrich,

ich nehme an Du hast diesen Beitrag auf Ortsnamenänderungen in Deutschland bezogen.

Dann passt mein Beleg nicht dazu, aber weltweit gäbe es viele Beispiele, besonders in den ehemaligen Kolonien, die nach der Unabhängigkeit Namen aus der Kolonialzeit verschwinden lassen wollten.

Bei diesem Beispiel der Umbenenenung der Hauptstadt Gambias von Bathurst in Banjul habe ich bis heute nicht herausbringen können, ab der Stempel "City of Bathurst renamed Banjul" ein offizieller Stempel der Post oder ein privater Stempel war. Alle Anfragen bei in Frage kommenden Arbeitsgemeinschaften brachten kein Ergebnis.



Gruß
Bernd
 
GSFreak Am: 13.02.2023 11:16:51 Gelesen: 1260# 4 @  
@ Baber [#3]

Hallo Bernd,

der Thread ist nicht nur auf Deutschland bezogen. Es geht mir vor allem zu zeigen, dass in der ersten Zeit nach einer Umbenennung oftmals noch Stempel o.a. mit dem ursprünglichen Namen weiter Verwendung fanden, da neue Stempelgeräte oder bspw. R-Zettel noch nicht vorhanden waren. Und das möglichst auf ein und demselben Beleg. Insofern passt der erste Beleg von Dir genau hierhin: Der alte Poststempel wurde zunächst weitergenutzt. Und es gab einen zusätzlichen Stempel, mit dem auf den inzwischen geänderten Ortsnamen hingewiesen wurde. Schöner aussagekräftiger Beleg.

Ich mache mal weiter mit Saarlautern/Saarlouis. Genauso wie in Reisbach [#2] wurde in Schwalbach verfahren. "AUTERN" entfernt aus dem Tagesstempel und Saarlouis auf den R-Zettel gestempelt. Der Abgangsstempel "SCHWALBACH über SAARL" datiert vom 24.06.1946, der Ankunftstempel "CUXHAVEN 1" vom 27.06.1946 (Handrollstempel). Der Brief ist portorichtig frankiert (84 Rpf.).



Beste Grüße
Ulrich
 
Carsten Burkhardt Am: 13.02.2023 16:10:45 Gelesen: 1245# 5 @  
@ GSFreak [#1]

Interessantes Thema.

Hier in Brandenburg wurden in der Nazizeit slawische Namen bereinigt.

Tschorna Pumpa wurde zu Schwarze Pumpe
Tschornegosda zu Schwarzheide



"
Die Industriegemeinde Schwarzheide wurde am 01.10.1936 durch den Zusammenschluss der Orte Naundorf und Zschornegosda gebildet. Zschornegosda wurde dabei zum Namensgeber für den neuen Ort ( corny = schwarz ; godz = heide ). Auf diese Weise entledigte man sich des alten sorbisch/wendischen Ortsnamens."

Nowa Wes zu Potsdam-Babelsberg

In der DDR-Zeit kamen weitere hinzu. Stalinstadt/ Eisenhüttenstadt, Neuhardenberg/ Marxwalde

Viele Grüße
Carsten
 
Carsten Burkhardt Am: 13.02.2023 20:23:09 Gelesen: 1216# 6 @  
Freienhufen (bis 1937 Dobristroh, niedersorbisch Dobry Wotšow) ein weiteres Beispiel für die Tilgung slawischer Namen in der Nazizeit.

Davon abzugrenzen sind natürlich alle heutigen und ehemaligen zweisprachigen Orte in sorbisch/wendischen Siedlungsgebiet

Liste auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-obersorbische_Ortsnamensliste

Viele Grüße
Carsten
 
Carsten Burkhardt Am: 13.02.2023 20:35:22 Gelesen: 1211# 7 @  
Wohnsiedlung Eisenhüttenkominat Ost bis 1953 / Stalinstadt / + Fürstenberg = 1961 Eisenhüttenstadt

Amtl. Mitt. Nr. 141/1953. Benennung von Postanstalten

Die erste sozialistische Stadt Deutschlands, die neuerrichtete Wohnstadt des Eisenhüttenkombinats Ost, erhielt auf Beschluß der Regierung der DDR mit Wirkung vom 7. Mai 1953 den Namen „Stalinstadt". Die in der Wohnstadt des Eisenhüttenkombinats Ost gelegenen PAnst führen daher vom 7. 5. 1953 an die postalische Bezeichnung „Stalinstadt" unter Hinzufügen der Unterscheidungsnummer.







Viele Grüße
Carsten
 
Carsten Burkhardt Am: 14.02.2023 09:08:19 Gelesen: 1185# 8 @  
Kühlungsborn

Die Stadt Kühlungsborn entstand am 1. April 1938 durch die Zusammenfassung der drei Orte Fulgen, Brunshaupten und Arendsee (Meckl) (Wikipedia)





Viele Grüße
Carsten
 
Carsten Burkhardt Am: 14.02.2023 09:14:12 Gelesen: 1179# 9 @  
Nowawes - Potsdam-Babelsberg

Nowawes wurde in der Weimarer Republik zur Filmstadt und blieb es auch nach seiner Umbenennung am 1. April 1938 in Babelsberg, nunmehr als Medienstadt Babelsberg bis heute. (Quelle: Wikipedia)



Viele Grüße
Carsten
 
Carsten Burkhardt Am: 14.02.2023 09:20:15 Gelesen: 1176# 10 @  
Neuhardenberg / Marxwalde

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Ort am 1. Mai 1949 auf Beschluss der Gemeindevertretung vom 19. Februar 1949 zu Ehren von Karl Marx in Marxwalde umbenannt.[1]

Nach der politischen Wende 1989/90 wurde der Ort am 1. Januar 1991 in Neuhardenberg (ohne Bindestrich) rückbenannt.[4][5] Die damalige Gemeindevertretung unter Bürgermeister Burkhard Lier stimmte für diese erneute Umbenennung, weil „es vor allem um die Beseitigung alten Unrechts“ ging.[1]





Viele Grüße
Carsten

[1] Wikipedia
 
GSFreak Am: 14.02.2023 13:13:34 Gelesen: 1160# 11 @  
@ Carsten Burkhardt [#5] bis [#10]

Hallo Carsten,

vielen Dank für die vielen und zumindest mir auch bislang unbekannten Informationen zu Ortsnamenänderungen. Die Belege allerdings zeigen endgültige Tagesstempel/Gelegenheitsstempel mit den jeweiligen Ortsnamen vor und nach der Namensänderung. Mir geht es aber primär - wie in [#4] erläutert - um Belege, auf denen man erkennen kann, dass sich da etwas geändert hat.

Hier noch in Ergänzung zu dem in [#4] gezeigten Beleg ein "klarerer" Abschlag des SCHWALBACH-Stempels, was die Aptierung (Entfernung von "AUTERN" aus "SAARLAUTERN") betrifft. Der Ortsname von SCHWALBACH ist leider etwas "verwackelt". Insgesamt ist es ein barfrankierter Brief vom 11.10.1945 nach Saarbrücken.



Beste Grüße
Ulrich
 
Carsten Burkhardt Am: 14.02.2023 16:30:56 Gelesen: 1146# 12 @  
@ GSFreak [#11]

Das wird schwierig. So zeitnah sammle ich vor 45 nicht, sondern nur 1948 bis 1990. Aber vielleicht muss manches nur angestoßen werden, und dann findet sich jemand.

Bei manchen Umbenennungen ist es auch so, dass sie schlichtweg verschwiegen wurden.

Beispiel der Sonderstempel 25 Jahre Eisenhüttenstadt



Die Wohnsiedlung, aus der später einmal die Stadt entstand, mag ja 1950 gegründet worden sein, den Namen gibt es aber erst seit 1961.

Nicht mein Sammelgebiet, aber mir fällt als anderes Beispiel mal eben Wolfsburg ein.

viele Grüße
Carsten
 
Carsten Burkhardt Am: 15.02.2023 09:11:39 Gelesen: 1123# 13 @  
@ Carsten Burkhardt [#10]

Hier der passende Wendebeleg



R-Zettel noch mit dem alten Namen, Stempel neu.

Viele Grüße
Carsten
 
GSFreak Am: 28.02.2023 16:46:31 Gelesen: 1061# 14 @  
Hallo zusammen,

wie bereits bei Reisbach [#2] und bei Schwalbach [#4] wurde bei diesem folgenden Beleg aus dem früheren Wallerfangen beim R-Zettel das "Saarlautern" mit einem Einzeiler "Saarlouis" überstempelt. Die verklebten Freimarken (portorichtig zusammen 84 Rpf) sind durch zwei übereinander abgeschlagene Stempel entwertet.

Das ist zum einen ein Skelettstempel mit der Datumseinstellung 23.08.1946 und ein Zweikreisstempel "Vandrevange (Saar)" mit dicken Linien. Vandrevange ist die französische Bezeichnung von Wallerfangen und auch so bereits vom Absender angegeben. Die Ortsnamenänderung erfolgte am 01.04.1946.

Der rückseitige Ankunftstempel von Saarbrücken 2 datiert vom 24.08.1946



Beste Grüße
Ulrich
 
GSFreak Am: 20.04.2023 00:06:31 Gelesen: 902# 15 @  
Hallo zusammen,

in dem Thread "Alliierte Besetztung Französische Zone Bedarfsbelege [#330]" hatte der leider im vorigen Jahr verstorbene Claus Wentz (mausbach1) einen Beleg vorgestellt, der genau auch in diesen Thread hier passt. Es war ein R-Eilboten-Brief aus Saarlouis vom 25.02.1947 nach Dillingen. Der Ortstagesstemmpel zeigt bereits den Namen Saarlouis, auf dem R-Zettel steht noch Saarlautern 1 und wurde mit Saarlouis 1 überstempelt. Hier nur noch einmal die Abbildung des R-Zettels.



Beste Grüße
Ulrich
 
Baber Am: 21.04.2023 13:47:19 Gelesen: 881# 16 @  
Die Hauptstadt von Simbabwe Salisbury wurde am 19.7.1982 in Harare umbenannt. Der Name stammt vom Schona Häuptling Harare, auf dessen Gebiet Salisbury 1890 gegründet wurde.

Als die Swissair 1982 einen Erstflug in die Stadt plante, hieß sie noch Salisbury, als der Flug am 7.8.1982 ankam schon Harare, wie der Ankuftsstempel auf der Rückseite dokumentiert. Man könnte diesen Beleg als "Namensüberroller" bezeichnen.



Gruß
Bernd
 
GSFreak Am: 02.01.2024 20:43:53 Gelesen: 244# 17 @  
Hallo zusammen,

der folgende Beleg ist mir heute "über den Weg gelaufen". Es ist ein portorichtiger R-Brief vom 21.10.1940 aus INSMING / MOSELLE (Ortstagesstempel) nach Baden-Baden. Insming liegt in Lothringen etwa 60 km südöstlich von Metz. Während der Besetzung durch die Deutsche Wehrmacht (1940 bis 1944) erhielt der Ort (wieder) den Namen Insmingen, wie es dem R-Zettel zu entnehmen ist.

Freigemacht ist der Beleg mit Lothringen Mi-Nr.12 (40 Rpf.) sowie zwei 1 Rpf- Marken Hindenburg, Deutsches Reich.



Der Beleg ist philatelistisch "beeinflusst". Es fehlt zudem ein Ankunftstempel. Aufgrund der unbestoßenen Ecken dürfte der Brief vermutlich nicht gelaufen sein.

Beste Grüße
Ulrich
 
GSFreak Am: 25.02.2024 21:24:12 Gelesen: 103# 18 @  
Hallo zusammen,

hier ein R-Brief (Barfrankatur) vom 22.10.1946 aus SAARLOUIS 1 nach Kaiserslautern. Der R-Zettel "Saarlautern 1" ist überstempelt mit "Saarlouis".



Beste Grüße
Ulrich
 
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