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Thema: Schenkung, Leihgabe oder Verkauf an Museen ?
10Parale Am: 27.02.2023 20:32:10 Gelesen: 1350# 1 @  
Hallo zusammen,

aktuell beschäftigt mich eine Frage, zu der ich gerne mal Eure Meinung hätte, wie ihr handeln würdet. Ich habe nach dem Besuch eines Museums zu Hause eine Postkarte entdeckt, die gut in die Sammlung des Museums passen würde (Stichwort: social philately). Ich habe das Museum angeschrieben.

Nun kam die Antwort und nächste Woche führe ich ein Telefonat mit der Museumsleitung (ich bin nicht gut am Telefon!).

Wenn das Museum Interesse hat, euren Brief oder eure Briefmarken (philatelistisches Objekt) auszustellen, würdet ihr es

A. an das Museum verkaufen
B. als Leihgabe weitergeben
C. eine Schenkung machen.

Ich muss sagen, das Stück ist mir auch auf Grund seiner Ästhetik ans Herz gewachsen. Nun habe ich Zeit zu überlegen und würde gerne mal kommentarlos Eure Meinung dazu wissen. Sicherlich wird bei den Antworten auch der Wert des Stückes eine Rolle spielen. Bei meinem Stück ist der Wert sicher höchstens im mittleren 2-stellingen Bereich (ca. 40 bis 80 Euro auf Grund des Hintergrundes) einzuordnen.

Alle 3 Optionen A - C haben Vor- und Nachteile. Man hört ja immer wieder auch von großen Schenkungen an Museen, wo man sich fragt, was können die Motive sein? Mein Motiv wäre, etwas für die Allgemeinheit zu tun und insofern würde mir eine Schenkung auch nicht so schwer fallen.

Freue mich mal auf Eure Meinungen.

Liebe Grüße

10Parale
 
bignell Am: 27.02.2023 20:49:02 Gelesen: 1335# 2 @  
Hallo,

ich habe einmal dem Ziehrer-Verein geschrieben, ob sie Interesse an einem handgeschriebenen Brief von C.M.Ziehrer [1] haben, aber nicht einmal eine Antwort erhalten. Ich hätte ihnen den Brief geschenkt, denn deren Mittel sind oft begrenzt.

Da kannst Du Dich glücklich schätzen, dass Du interessierte Personen gefunden hast.

Ich würde eine Schenkung vorschlagen. Verkauf ist eher problematisch, denn welchen Wert setzt man an? Den philatelistischen, den historischen, ...?

Leihgabe wäre aus meiner Sicht möglich, aber da müsste wohl ein Vertrag aufgesetzt werden, ist das den Aufwand wert?

Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Michael_Ziehrer
 
bovi11 Am: 27.02.2023 20:50:46 Gelesen: 1332# 3 @  
@ 10Parale [#1]

Eine Dauerleihgabe scheint mir nach der Beschreibung das Mittel der Wahl zu sein.

Vertragsmuster gibt es im Netz zuhauf:

https://www.ooemuseen.at/infos-fuer-museen/fachinformationen/vertragsmuster
 
saeckingen Am: 27.02.2023 23:26:37 Gelesen: 1290# 4 @  
Das Postmuseum der Marshall Inseln hatte vor Jahren Interesse an einigen Marken von mir. Ich habe diese dem Museum geschenkt unter der Auflage, dass ich lebenslang freien Eintritt in das Museum habe. Das wurde mir schriftlich zugesichert. Ob ich jemals in meinem Leben auf die Inseln kommen werde und das Museum besuchen kann?

Ich denke bei Stücken ohne größeren Wert sollten wir Sammler froh sein, wenn es so etwas in die Ausstellungen schafft und es entsprechend unterstützen.

Grüße
Harald
 
filunski Am: 27.02.2023 23:59:32 Gelesen: 1278# 5 @  
@ 10Parale [#1]

Hallo 10Parale,

ich finde es ja schon mal ganz toll, dass es ein Museum gibt welches so an deinem Stück interessiert ist, dass es dieses sogar ausstellen würde. Das spricht ja nicht nur für das Objekt, sondern es wäre auch mir als Besitzer eine Ehre so etwas aus meiner Sammlung in einem Museum/Ausstellung einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Ich war lange im Vorstand eines Fördervereins eines Museums und wir hatten nicht selten solche Fälle.

Es gibt auch die Möglichkeit einer Dauerleihgabe mit der Option (kann alles ganz unkompliziert in einem "kurzen" Vertrag festgelegt werden), dass nach deinem Ableben das Stück ins Eigentum des Museums übergeht. Durch einen Verkauf in dieser Preisklasse wirst auch du selbst nicht reich, verlierst aber alle Mitspracherechte an dem Objekt. Durch die Dauerleihgabe wirst du aber mit der genannten Option immer mit dem Ausstellungsstück erwähnt werden.

Ich müsste da gar nicht lange überlegen. ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
asmodeus Am: 28.02.2023 06:42:15 Gelesen: 1255# 6 @  
@ 10Parale [#1]

Bei höherpreisigen Stücken würde ich eine Dauerleihgabe erwähnen. Alles andere würde ich als Schenkung machen und ich würde auf die namentliche Erwähnung verzichten! Understatement ist feiner!
 
HWS-NRW Am: 28.02.2023 09:37:56 Gelesen: 1218# 7 @  
@ 10Parale [#1]

Hallo,

ich würde den Beleg "schenken", bei diesem Wert lohnt alles andere nicht.

Ich bin auch gerade dabei, eine Lithographie (Wert ca. 4-500 Euro) an unser Folkwang-Museum abzugeben.

und es wäre mir schon sehr recht, wenn auch ich mal dem Museum etwas kostenfrei überlassen dürfte für ihre Sammlungen.

mit Samlergruß
Werner
 
drmoeller_neuss Am: 28.02.2023 12:14:06 Gelesen: 1180# 8 @  
Eure Grosszügigkeit in Ehren, aber Ihr müsst Euch auch in die Lage der Museen versetzen.

Jedes Museum ist irgendwo auch ein Wirtschaftsbetrieb. Wenn eine Ausstellung am Interesse des Publikums komplett vorbeigeht, kommen erst einmal keine Besucher. Irgendwann greift dann die Politik in das Museumsgeschehen ein.

Material, das nicht in Ausstellungen gezeigt wird, füllt nur die Lagerräume der Museen und verursacht Kosten. Darunter fällt auch eine Lithographie, die aus Platzgründen nicht aufgehangen werden kann, oder weil es einfach thematisch nicht passt. Dann halte ich es für besser, die Lithographie zu verkaufen und dem Museum den Verkaufserlös zu spenden. Mit Geld kann viel gemacht werden, zum Beispiel ein Online-Auftritt oder nur die Umrüstung der Vitrinenbeleuchtung auf LED.

Für die Philatelie heisst das, dass eine Sammlung "Plattenfehler der letzten 100 Jahre" keine Chance hat.

Sprecht rechtzeitig mit dem Museum und seid nicht böse, wenn die angeblich seltene Postkarte nicht genommen wird.
 
10Parale Am: 01.03.2023 20:12:40 Gelesen: 1115# 9 @  
@ HWS-NRW [#7]
@ alle,

vielen Dank für die lieben Anregungen. Mittlerweile habe ich mich entschlossen, die Postkarte dem Museum als Schenkung zu vermachen.

Hintergrund: das Museum ist an der Postkarte wohl deshalb interessiert, weil sie an eine historische Persönlichkeit adressiert ist. Das Museum hat ein großes Konvolut an Korrespondenz rund um diese Persönlichkeit, die auch im Internet oder auf Anfrage im Museum (online und analog) zu besichtigen ist (einer Digitalisierung habe ich bereits zugestimmt).

Ich habe mir diese Briefe, Postkarten und Ganzsachen mal angeschaut. Mein Brief hat tatsächlich die auffälligste und wohl schönte Misch(frankatur), auch die Erhaltung ist vorzüglich. Durch die Ausstellung könnte das Stück sogar noch an "philatelistischem" Wert gewinnen.

Ich kann nur soviel verraten, dass das Museum in der Schweiz ist. Nächste Woche wird mich die Leitung anrufen und wenn der Prozess zu Ende geführt ist, werde ich auch ersuchen, den Brief hier in seiner Gesamtschau veröffentlichen zu dürfen.

Und ich halte es mit asmodeus [#6]: Unterstatement ist feiner! Ich verzichte auf eine Namenserwähnung, da, wie ich es ausdrücken würde "Gott sowieso alles sieht".

Liebe Grüße

10Parale
 
HWS-NRW Am: 01.03.2023 21:58:28 Gelesen: 1082# 10 @  
@ 10Parale [#9]

Hallo 10 Parale,

ein toller Entschluss, ich werde meine Grafik auch "meinem" Heimatmuseum übergeben, auch wenn es event. ins Lager kommt, eine Otto Dix-Grafik ist halt ein Otto Dix.

mit Sammlergruß
Werner
 
DERMZ Am: 02.03.2023 02:00:28 Gelesen: 1054# 11 @  
@ 10Parale [#9]

Guten Morgen,

vor einiger Zeit stand ich vor einem "ähnlichen" Problem, wenngleich auch gar nicht philatelistisch.

Als kleiner Bub habe ich von Bekannten einen "Heinzelkoch" für den Flohmarkt bekommen, damit ich mit diesem dort durch Verkauf mein Taschengeld aufbessern konnte. Nachdem Vieles verkauft war und der Flohmarkt dem Ende zuging, war der Heinzelkoch noch immer im Angebot (damals 20 DM) - ich habe ihn also wieder mit nach Hause genommen, dort hat er 40 Jahre dekorativ in meiner Nähe verbracht, hat mehrere Umzüge erlebt und war immer ein treuer Begleiter ohne Funktion.

Bei einem Besuch im Erzgebirge bin ich im Suppenmuseum in Sehmatal-Neudorf [1] vorbeigekommen - und dort passte er meines Erachtens perfekt zur Sammlung. Es hat am Ende fast zwei weitere Jahre gedauert, nun ist der Heinzelkoch in der Ausstellung im Suppenmuseum.



Schenkung oder Dauerleihgabe? Am Ende war es klar, es ist eine Schenkung - denn damit geht der Besitz zum Museum über und wenn das Gerät - aus welchen Gründen auch immer - verändert werden muss, dann ist der Aufwand für das Museum deutlich kleiner. Bei einer Dauerleihgabe muss der Eigentümer die "Suppe mit auslöffeln", das wollte ich nicht. Ob der eigene Name in der Ausstellung dann genannt wird oder nicht, ist mir - ehrlich gesagt - Wurst.

Es freut mich jedenfalls, daß ein Stück für den Flohmarkt den Weg in ein Museum gefunden hat.

Beste Grüße Olaf

[1] https://www.suppenmuseum-neudorf.de/
 
10Parale Am: 22.03.2023 21:11:03 Gelesen: 950# 12 @  
Mittlerweile habe ich meine Postkarte dem Museum übergeben und das Museum (bzw. die Sammlungskuratorin) hatte mir, - ohne schon im Besitz des Geschenkes zu sein -, schon vorab 2 Bücher und einige Kunstkarten geschenkt, damit ich mich noch tiefer in die Abläufe der Ausstellungsstücke vertiefen kann.

Interessant war ein langes Telefonat, in dem die Kuratorin ganz und gar mein ursprüngliches Motiv, die Karte wegen ihrer wunderschönen Frankierung (Rubel- und Kopeken-Marken), den Stempeln (seltener russischer Zensurstempel) und der Ästhetik zu kaufen, in den Vordergrund stellte. Ich kam dann gerade ins Schlingern und dachte, Sie hat Recht. Ich behalte das gute Stück, der philatelistische Wert ist für mich weit höher als der geschichtliche Hintergrund und meine Absicht, dieses Stück deshalb zu verschenken. Doch plötzlich öffnete sich mein Herz und ich war mir ganz sicher, dass das gute Stück dort ins Museum gehört.

Hier im Scan zeige ich eine der Kunstkarten. Was es darstellt, verrate ich nicht. Aber es ist eine Zeichnung wie ein gutes Gefühl, was solch ein Schritt in der Seele hinterlassen kann. Ich hoffe eines Tages mit meiner Briefmarkensammlung jemand viel Freude mitzugeben.

Liebe Grüße

10Parale


 
HWS-NRW Am: 22.03.2023 21:43:19 Gelesen: 934# 13 @  
@ 10Parale [#12]

Super gemacht - Gratulation !

mit Sammlergruß
Werner
 
wajdz Am: 22.03.2023 22:24:49 Gelesen: 921# 14 @  
Wenn nicht durch materielle Not oder körperlichen Abbau von Aktivitäten dazu gezwungen, sich bei Lebzeiten von Objekten seiner Begierde zu trennen, macht es doch dann Sinn, wenn es Einem innere Befriedigung und Ruhe verschafft.

Sollten, so vorhanden, die Nachkommen Interesse an den Dingen haben, egal welche, die der Sammler zusammentrug, kann ihm egal sein, ob deren Interesse ideeller oder pekuniärer Art ist. „Ein Sarg hat keine Regale“ und „Das letzte Hemd hat keine Taschen“ sagt der Volksmund.

Wenn die abwinken, was kann ihm da Besseres passieren, als sie in die Obhut eines Museums zu geben.

Und eine letzte Bemerkung noch „eigentlich macht das Suchen und Finden mehr Freude als das Besitzen“.

MfG Jürgen -wajdz-
 
Gauss Am: 23.03.2023 08:06:35 Gelesen: 891# 15 @  
@ 10Parale [#12]

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