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Thema: USA Maschinen-Serienstempel: Buy now U.S. Government Bonds
petzlaff Am: 10.10.2009 09:41:10 Gelesen: 12679# 1 @  
Hallo zusammen,

Werbeeinsätze als Fahnen in Maschinenstempeln haben in USA eine lange Tradition.

Hier ein Beispiel aus der Zeit des ersten Weltkriegs, wo in der Stempelfahne für die dritte Kriegsanleihe zur Unterstützung der alliierten Truppen in Europa geworben wird. Interessant ist, dass beide gezeigten Belege am selben Tag in derselben Stadt mit unterschiedlichen Fahnen-Layouts verwendet wurden.

Näheres zu den "Liberty Bonds" s. hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Liberty_bond

Die beiden Belege tragen Werbung für die dritte von 4 Anleihen (8. April 1918). Mich würde interessieren, ob es auch Werbestempel für die anderen Anleihen gibt. Vielleicht findet ja jemand etwas in seinen Kisten.


 
AfriKiwi Am: 10.10.2009 12:51:05 Gelesen: 12665# 2 @  
@ petzlaff [#1]

Schon in 1920 war die Einwohnerzahl über 3 Millionen, da kann man annehmen daß verschiedene Postbearbeitungsstellen in Betrieb waren die ihre eigenen Maschinenstempel gebrauchten.

Erich
 
Jürgen Witkowski Am: 10.10.2009 13:04:42 Gelesen: 12658# 3 @  
@ petzlaff [#1]

Vergleichsabschläge mit den Liberty Bond-Sloagans habe ich auf die Schnelle keine finden können. Vermutlich kann Carolina Pegleg hier aber aus dem Vollen schöpfen.

Es handelt sich bei deinen Beispielen um Abschläge von Stempelmaschinen verschiedener Hersteller. Der obere Stempel stammt von einer Maschine der American Postal Machines Company (APMC), die bekannt war für das Flaggendesign in der Stempelfahne. Der untere Stempel stammt von einer Maschine der International Postal Supply Company of New York (International).

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
petzlaff Am: 10.10.2009 13:06:51 Gelesen: 12657# 4 @  
@ Erich

Da gebe ich dir natürlich Recht.

Vielleicht habe ich mich etwas mißverständlich oder unvollständig ausgedrückt.

Die Stempel stammen beide mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von der Boston'er "South Central Station".

Ich sammele Bostoner Stempel, obwohl Boston eine der ganz wenigen großen Städte der USA ist, die ich bisher noch nicht bereist habe. Interessant für mich wäre ob genauso wie ich gefragt habe, Werbeeinsätze für die anderen der 4 aufgelegten Loans existieren. Vielleicht kann mir ja auch jemand etwas zu den Stempeltypen erzählen (Carolina - Concordia) ?

Übrigens - ich mag deine Postings unter "Spass mit Briefmarken" sehr :-)))

LG
Stefan
 
petzlaff Am: 10.10.2009 13:12:03 Gelesen: 12652# 5 @  
@ Concordia

Danke, das war wirklich sehr hilfreich.

LG
Stefan
 
AfriKiwi Am: 10.10.2009 13:23:37 Gelesen: 12650# 6 @  
@ petzlaff [#4]

Hallo Stefan,

Danke für's Kompliment. Ohne mein geGoogel hätte ich auch nicht gewußt das eine Art Grippe in Massachusets ausbrach was als Folge bis 100 Millionen Menschen ihr Leben auf Erde nahm (1918-1920). Wenn man das mit der Vogelgrippe vergleichen will, werden wir doch schlauer. ;)

Erich
 
Carolina Pegleg Am: 10.10.2009 15:35:52 Gelesen: 12632# 7 @  
@ petzlaff [#1]

Sehr schone Briefe, die Du da zeigst. Ich kann dazu einiges an Hintergrund liefern. Ich bin die nächsten 3-4 Tage allerdings zeigmässig ausser Gefecht. Ich wollte gleichwohl hier schnell eine kurze Antwort raushauen.

Werbestempel gab es nur für die zweite und dritte Auflage der Liberty Bonds. Und allgemein Bostoner Stempel sammeln ist eine tolle Sammlung, aber auch eine grosse Herausforderung. Hier ein Link zur Sammlung klassischer Bostoner Machinenstempel von Bill Barlow. Praktisch jede andere Stadt (ausser Washington, DC) ist leichter zu sammeln:

http://www.machinecancel.org/exhibits/barlow_boston/

Bis in Kürze,

Arno
 
petzlaff Am: 11.10.2009 08:00:53 Gelesen: 12602# 8 @  
@ Carolina Pegleg [#7]

Erst einmal vielen Dank für den tollen Link - ich bin mal gespannt, was noch kommt.

LG
Stefan
 
Sammelfreak Am: 11.10.2009 10:26:16 Gelesen: 12589# 9 @  
@ Carolina Pegleg [#7]

Arno danke für den Toplink.

Schön aufgezogen und sehr informativ.

mfg
Martin
 
Carolina Pegleg Am: 17.10.2009 21:28:47 Gelesen: 12561# 10 @  
Ok, wie versprochen etwas weitere Information zu den "Liberty Loan" Werbestempeln. Vorab: Werbestempel für Government Bonds, oder auf deutsch Staatsanleihen, gab es in den USA, wie auch in vielen anderen Ländern, in grosser Zahl und beinahe zu allen Zeiten. In den USA insbesondere auch in den 30er/40er und 50er Jahren. Bevor das Thema hier vielleicht mit diesen und anderen Werbestempeln verwässert wird, schlage ich vor den Titel auf die gezeigten Stempel einzugrenzen ("USA Liberty Loan Werbestempel von 1917/18" o.ä.).

Es gab immer wieder Werbestempel, die auf einmal aus dem nichts und von vorne herein grossen Anklang bei Sammlern finden. Dazu gehören in den USA beispielsweise die "Air Mail Saves Time" - Werbestempel mit Doppeldecker oder modernem Flugzeug, die Werbestempel für das Rote Kreuz, Werbestempel für Welt- und sonstige Ausstellungen und eben auch die "Liberty Loan" Werbung. Es ist manchmal im nachhinein nicht nachzuvollziehen, warum bestimmmte Serienstempel bei den Sammlern "einschlagen", während andere eigentlich ebenso interessante Stempel ein Dornröschen Dasein führen.

Die Liberty Loan Werbungen, waren eine solche "Granate" und es wurden bereits in 1918 unmittelbar nach deren Auftreten Städtelisten dieser Stempel veröffentlicht. Warum gerade diese Stempel auf so grosses Sammlerinteresse stiessen, ist wie gesagt im nachhinein eigentlich mysteriös. Da es allerdings von Anfang an grosses Interesse gab, sind diese Stempel besser dokumentiert als viele andere Werbestempel aus dieser Zeit und es gibt auch heute noch ein deutlich grösseres Sammlerinteresse an diesen Stempeln, als an anderen Werbestempeln. Auch ich sammele diese sehr gerne und nehme sie immer mit, wenn ich sie zu einem günstigen Preis finden kann. Das kommt aber selten vor, da hier die Wühlkisten -- was sich aus obigem ergibt -- schon seit 80 Jahren nach diesen Stempeln abgegrast sind. Es mag also hier die ungewöhnliche Situation bestehen, dass die Stempel in Deutschland leichter zu finden sind als hier.

Ok, nun zu den Stempel selbst. Es gibt diese nur für die zweite und dritte Emission der Liberty Loans. Der Kriegseintritt in den 1. Weltkrieg war in den USA keineswegs populär (nicht nur wegen der Kosten) und man bemühte sich sehr das Wort Kriegsanleihen zu vermeiden. Deshalb der euphemistische Begriff "Liberty Loan" (= Freiheitsanleihe). Die Werbestempel kommen nur von den drei grossen Herstellern von Stempelmaschinen vor, der International Postal Supply Co., der Universal Stamping Machine Co. und der American Postal Machines. Co. Werbestempel für die zweite Emission der Liberty Loans kommen nur in Oktober 1917 vor; für die dritte Emission nur aus April 1918 (vielleicht ein paar Tage in den Mai hinein). Die jeweils nur kurze Verwendungszeit erklärt die relative Seltenheit aller dieser Stempel.

Hier zunächst Beispiele von Werbestempeln für die zweite Emission der Liberty Loans von International Maschinen:


Werbestempel für 2nd Liberty Loan, Chicago, Ill., 23. Oktober 1917, Maschine #7.


Werbestempel für 2nd Liberty Loan, St. Louis, Mo. 25. Oktober 1917, Maschine #2.

Insgesamt liefen Werbestempel für die zweite Emission auf International-Maschinen in etwa 25 Städten. Dies waren alles Grossstädte, bei denen häufig mehr als eine Maschine in Gebrauch waren, siehe z. B. Chicago Maschine #7 (von 23). Die Rückseite des Briefes von St. Louis ist auch interessant. Es wurden nicht nur mit den Stempeln Werbung gemacht. Die Werbung lief "auf allen Kanälen:"



Für die dritte Werbung wurde ebenfalls wieder International Maschinen in praktisch denselben etwa 25 Grosstädten einbezogen:


Werbestempel für 3rd Liberty Loan, Richmond, Va., 15. April 1918.

Ein weiteres Beispiel zeigt Stefan oben [#1] für Boston, Mass. Die Werbestempel waren handgraviert und zeigen daher alle mehr oder minder markante Unterschiede in den Inschriften, zumeist erkennbar an der Orientierung des L in Loan zum B in Bonds oder des T in Government zum T oder Y in Liberty. Die Ziffern '2nd' und '3rd' waren austauschbar. Man hatte sich offenbar auf einen längeren Krieg eingerichtet und voraus geplant. Dieselben Unterschiede in den Inschriften kommen daher bei den Werbungen für beide Emissionen vor. Dies ist nicht vollständig erforscht, aber man müsste an Hand dieser Abweichungen im Prinzip nachvollziehen können, zwischen welchen Städten und Maschinen die Stempel zwischen der zweiten und dritten Werbung ausgetauscht wurden. Die International Stempel für die zweite und dritte Emission sind die am häufigsten vorkommenden Werbungen.

Am zweithäufigsten findet man Liberty Loan Werbung von Universal-Maschinen. Universal-Maschinen wurden in Atlanta, Ga., Washington, DC, und insbesondere in New York City mit ihren vielen Stations mit dieser Werbung ausgestattet.


Werbestempel für 2nd Liberty Loan, New York City, Pennsylvania Terminal Station, 19. Oktober 1917, Maschine #4.

Am seltensten schliesslich sind die Liberty Loan Werbestempel der American Postal Supply Company. Diese kommen nur von einer kleinen Anzahl von American Maschinen beim Hauptpostamt in Boston vor (also nicht von Bostoner Stations). Die Stempel kommen mit American Stempelköpfen im Stil 'A' oder 'B' vor. Zur Terminologie 'A' und 'B' siehe den kursorischen Beitrag zu den APMC Flaggenstempeln http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=969&CP=0&F=1 der sicher eine Überarbeitung oder Ergänzung verdient hat.

Das Beispiel von Stefan in [#1] ist ein A - Stempelkopf. Wie gesagt alle Flaggenstempel mit dieser Werbung sind aus Boston, Mass. Maschinennummern gibt es nicht. Die auch bei den APMC-Stempeln vorkommenden Unterschiede in den Inschriften, erkenntlich an der Orientierung der Buchstaben zueinander, lassen allerdings eine Unterscheidung zu. Man kann danach unterscheiden: 2nd Liberty Loan mit A dial = 4 verschiedene Stempel, 2nd Liberty Loan mit B dial = 5 verschiedene Stempel, 3rd Liberty Loan mit A dial = 4 verschiedene (dies sind die vier verschiedenen 2nd A dials bei denen lediglich die Zahl '2nd' gegen '3rd' ausgetauscht wurde) und schliesslich 3rd Liberty Loan mit B dial = nur 1 Art.

Flaggenstempel wurden in den USA von Pionieren schon seit den 30er Jahren gesammelt. Es kulminiert daher hier das gesammelte Flaggen-Wissen mit den Forschungen der Werbestempel-Sammler, was uns eine unglaubliche Menge an Detailwissen gerade zu diesen Stempeln beschert. Es kulminiert nicht nur das Wissen, sondern auch die Nachfrage, und ich kann daher keinen eigenen dieser Sloganstempel zeigen. Stefan daher vielen Dank und Gratulation zu dem schönen Stück in [#1].
 
petzlaff Am: 18.10.2009 09:05:33 Gelesen: 12539# 11 @  
@ Carolina Pegleg

Vielen Dank für die Lorbeeren.

Die beiden Briefe entstammen einem großen Lot von FW 2Cent-Briefen, die ich eigentlich für meine Spezialsammlung Franklin / Washington 1c - 2c - 3c - 5c vor ca. 2 Jahren in USA erworben hatte. Der Posten war mit Sicherheit nicht vorselektiert, da ich auch zahlreiche Frankaturen teilweise sehr seltener 2c-Typen darin gefunden habe.

Da habe ich wohl einfach mal ein glückliches Händchen gehabt. :-)
 
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