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Thema: Bund: Mi-Nr.3750 - 85 Cent Hans im Glück "Farbunterschiede"
Ben 11 Am: 16.05.2023 19:44:29 Gelesen: 1562# 1 @  
Bund: Mi-Nr.3750 - 85 Cent Hans im Glück "Farbunterschiede"

Guten Abend Zusammen,

ich gliedere mal das Thema der Farbunterschiede der "Hans-im-Glück" Marke (Nr. 3750) aus dem Thema der Druckzufälligkeiten aus und beginne von vorn.



Aufgefallen sind die unterschiedlichen Rottöne der 85 Cent-Marke im Hintergrund, was im Bild oben gut zu sehen ist. Die Geschichte der Entdeckung fast schon spektakulär. Mittlerweile hat das Thema Einzug in einige Briefmarkenzeitschriften gefunden.

Wir wollen uns mal langsam an die Ursache heranarbeiten und mit allgemeinen Inhalten beginnen. Die Beantwortung der Frage wird sehr speziell werden. Scheut Euch bitte nicht zu fragen, wenn irgendeine Erklärung meinerseits nicht verstanden wird, oder unklar von mir formuliert wurde. Ich versuche, so allgemein wie möglich zu schreiben.

Wir haben schon einige Farbunterschiede insbesondere bei der neuen Dauerserie "Welt der Briefe" gesehen. Ein Paradebeispiel hierfür sind die Folienblätter der 5 Cent "Seebriefrose". Die Ursachen hierfür waren immer unterschiedliche Rasterwinkel der Farben und letztendlich unterschiedliche Hersteller. Es liegt also nahe, auch bei dieser Marke mit den Rastern zu beginnen. Rasterwinkel messe ich aus der Senkrechten.

Die Farbe Gelb ist gut im unteren Bereich des Gebäudes zu sehen. Sehr schön kann man hier das Raster in 0° erkennen. Ich habe die beiden Schenkel des Winkels mal eingezeichnet



Die Farbe Magenta finden wir sehr deutlich und allein stehend im Gesicht des Hans', während er seinen Goldbarren schleppt.
Der Winkel liegt hier bei 45°.



Cyan finden wir in der Farbe Blau in den Armen und der Schrift. Ein Winkel lässt sich nur schwer herauslesen. Wir nehmen stattdessen die grüne Fläche des Rasens. Das übereinander Drucken der Farben Cyan und Gelb ergibt in der Mischung bekanntlich grün.
Die grünen Rasterpunkte haben ihren Ursprung also in der Farbe Cyan. Der Winkel liegt bei 75°.



Ähnlich verhält es sich in der braunen Farbe. Das vermeintlich schwarze Raster ergibt sich aus der Mischung Gelb-Magenta-Cyan. Wir erkennen auch hier einen Winkel von 75°.



Die schwarze Farbe ist eigenständig und zeigt keine Rasterwinkel.

Die von mir gezeigten Bilder stammen aus dem Folienblatt. Die Marken aus dem nassklebenden 10er-Bogen und auch die Rollenmarken aus der Box sind in den Rastern identisch. Ich verzichte deshalb darauf, sie hier extra zu zeigen.

Einstweilen für heute viele Grüße.
Ben.
 
Ben 11 Am: 18.05.2023 08:43:38 Gelesen: 1484# 2 @  
Guten Morgen Zusammen,

schauen wir uns heute mal den Data-Matrix Code der Marken an. Selbstverständlich finden wir hier auch die Informationen zur Druckerei und dem Typ der Marke. Auch das sind eigentlich keine neuen Erkenntnisse, sie seien aber der Vollständigkeit halber mit erwähnt. In den Abbildungen zeige ich nur den linken (oder oberen) Teil des Codes. Der rechte Teil enthält im Wesentlichen den Fehlerkorrekturalgorithmus.

Beginnen wir mit dem Kleinbogen. Codiert wird mit Base256 von Anfang an. Der Aufruf erfolgt in Byte 1. Die Information zur Druckerei finden wir in Byte 18 (grün dargestellt). Verschlüsselt wird die Ziffer "1" = Bundesdruckerei Berlin.

Den Markentyp "Nassklebende Sondermarke mit Zuschlag" (Wohlfahrtsmarke) im 10er Bogen danach in Byte 19 (rot dargestellt). Codiert wird die Ziffer "7".



Das selbstklebende Folienblatt (Markenset) enthält in Byte 18 (grün) wieder die Druckereikennung mit Ziffer "1" und in Byte 19 (rot) den Produkttyp mit der verschlüsselten Ziffer "8".



Und schließlich die selbstklebende Rollenmarke aus der Markenbox. Hier wieder Byte 18 (grün) die Druckereikennung mit "1" und Byte 19 (grün) die Kennung "9" für den Produkttyp.



Wer mag, kann sich die entsprechenden Stellen im Data-Matrix Code auszählen oder die Informationen mit der App anzeigen lassen.

Viele Grüße & ein schönes langes Wochenende
wünscht Ben.
 
Ben 11 Am: 19.05.2023 11:17:35 Gelesen: 1414# 3 @  
@ Ben 11 [#2]

Hallo Zusammen,

ich führe hier mit dem Begriff Rasterweite ein weiteres Merkmal der Drucktechnologie ein. Wie oben schon beschrieben und gesehen, werden die Rasterpunkte in Linien und bestimmten Winkeln angeordnet. Den Abstand zwischen diesen Linien der Rasterpunkte kann man messen. Die Anzahl der Linien pro Längeneinheit, üblicherweise cm oder inch, sind ein Qualitätsmerkmal und stark bestimmt vom verwendeten Bedruckstoff. Die Einheiten werden definiert in Linien / cm (L/cm) oder auch line per inch (lpi). Je nach Literaturquelle können die Angabe etwas variieren.

Im Zeitungsdruck liegt der Wert bei 30-54 L/cm. Hier im Beispiel mal ein Ausschnitt aus unserer Tageszeitung, wobei ich den Bildausschnitt entsprechend der Hintergrundfarbe der Briefmarke mit Gelb und Magenta gewählt habe. Der Abstand der Linien mit 0,18 mm ergibt eine Rasterweite von 55 L/cm.



Im "normalen" Offsetdruck, z.B. Bilderdruck liegt der Wert bei 50-80 L/cm. Hier als Beispiel ein Buchcover wieder mit dem Ausschnitt Gelb-Magenta. Der Abstand der Linien mit 0,13 mm ergibt eine Rasterweite von 77 L/cm.



Für "hochwertige" Drucke (Kunstdrucke) wird eine Rasterweite bis 120 L/cm gewählt. Aus der Briefmarke habe ich hier wieder den gelben Bereich des Gebäudes und den roten Bereich des Gesichtes ausgewählt. Der Abstand der Linien mit 0,1 mm ergibt eine Rasterweite von 100 L/cm.



Vom Anspruch des Herstellers / Herausgebers liegen die Briefmarken als "kleine Kunstwerke" also schon im oberen Bereich. Die hohe Auflösung im kleinen Bildbereich ermöglicht es uns, das Bild überhaupt zu erkennen. Leider werden auch kleinste Abweichungen im Druck sofort sichtbar.

Zum Messen der Rasterweite verwende ich ein USB-Mikroskop mit 150-er Vergrößerung. Die korrekte Länge wird mit einer Schablone auf die Vergrößerung kalibriert. Die Vergrößerung während der anschließenden Arbeiten nicht mehr verändert.

Viele Grüße
Ben.
 
Ben 11 Am: 23.05.2023 22:28:43 Gelesen: 1310# 4 @  
Guten Abend Zusammen,

machen wir noch ein klein wenig Theorie, bevor wir uns wieder den praktischen Untersuchungen zuwenden.

Wir haben jetzt die Rasterweite definiert und da die Punktlinien alle rechtwinklig zueinander stehen, können wir nun auch eine Rasterzelle konstruieren. In ihr befinden sich die Rasterpunkte in den verschiedenen Größen. Wenn sich die Rasterpunkte berühren, sprechen wir von einem Punktschluss. Wir können eine kleinere Fläche rastern, oder auch eine größere, praktisch übernimmt diese Aufgabe ein Rechner beim Herstellen der Kopie für die Druckplattenbelichtung.

Offsetdruck kann keine echten Halbtöne darstellen, deshalb behilft man sich mit einem Trick. Bei einem Vollton wird die gesamte Fläche einer Rasterzelle mit Farbe gefüllt. Die Farbe wirkt kräftig und gesättigt. Bei einem Halbton berühren sich die Rasterpunkte. Durch die verbleibenden weißen Flächenanteile wirkt die Farbe weniger intensiv. Es gibt dazwischen noch Viertel- und Dreivierteltöne. Drucktechnisch spricht man von einem Tonwert.



Die Rasterpunkte überlagern sich, sodass aus den Farben Magenta und Gelb jetzt Rot entsteht. Diesen Prozess nennt man subtraktive (oder physikalische) Farbmischung. Die verbleibenden, alleinstehenden Flächen in Gelb oder Magenta werden als additive (oder physiologische) Farbmischung durch unsere Sinne gemischt. In beiden Fällen nehmen wir Rot wahr. Verantwortlich für den helleren oder dunkleren Rotton sind die Anteile von Gelb oder Magenta, die wir sozusagen im Geiste mischen.

An den Marken kann man das gut sehen und das möchte ich Euch später zeigen. Vielleicht haben wir dann auch unsere Ursache für die Farbunterschiede.

Viele Grüße
Ben.
 
Ben 11 Am: 28.05.2023 09:30:16 Gelesen: 1216# 5 @  
Guten Morgen Zusammen,

wie versprochen nun die praktische Analyse. Ich nehme mir einen Ausschnitt aus der "5" im Bereich der Wertziffer. Hier ist der Effekt besonders gut zu erkennen. Links die dunklere Rollenmarke, rechts die hellere Marke aus dem Folienblatt.



Es gibt zwei Auffälligkeiten bei den Marken:
1. die Position der gelben Rasterpunkte und
2. die Form und das Aussehen der magentafarbenen Rasterpunkte.



Bei der Rollenmarke ist die Lage von Gelb eigentlich nichts Besonderes, an den Rändern links und oben schließen die Rasterpunkte gut mit Magenta ab. Die Form der magentafarbenen Punkte zeigt einen Punktschluss mit Kettenbildung in 45° fallender Linie.

Dazu kommt das Verhalten in der Fläche, das sehr "Verwaschen" aussieht. Die freibleibenden weißen Ecken zwischen den Rasterpunkten sind kaum zu sehen. Die Farbe wirkt "flächig" und dunkler.



Beim Folienblatt schließt die gelbe Farbe nicht sauber mit Magenta ab, sie steht über den Rand über und sieht aus wie eine Passerverschiebung, ist aber keine. Die Rasterpunkte von Magenta zeigen auch hier einen Punktschluss mit Kettenbildung, wobei sich hier eine 45° steigende Linie bildet. Die hellen Ecken bleiben erhalten, was den Farbeindruck heller macht.

Ursache für das dunklere Aussehen der Rollenmarke dürfte eine größere Farbmenge von Magenta sein. Begünstigt wird das dann noch durch die Lage des gelben Rasters.

Die zu übertragende Farbmenge ist eine Maschineneinstellung am Farbheber, der sich hinter dem Farbkasten befindet. Da wir mit Offsetdruck ein Flachdruckverfahren haben, kann ein Zuviel an Farbe jedoch nicht in eine "dickere" Farbschicht auf den Rasterpunkten übertragen werden. Durch mehrere "Quetschstellen" zwischen den Zylindern werden die sichtbaren Rasterpunkte nur in ihrem Durchmesser größer. Die Farbe wirkt "flächiger" und damit dunkler, was aber nicht gewollt ist.

Viele Grüße
Ben
 
opti53 Am: 28.05.2023 13:04:47 Gelesen: 1184# 6 @  
Hallo Ben,

vielen Dank für die hervorragende Ausarbeitung. Farbunterschiede sind also bei den modernen Rasterdruckverfahren komplett anders zu beurteilen, als bei anderen Druckverfahren früher. Liege ich da falsch, wenn man annehmen kann, dass Farbvarianzen hier eher zu den Druckzufälligkeiten gezählt werden müssen?

Viele Grüße

Thomas
 
Ben 11 Am: 28.05.2023 21:07:25 Gelesen: 1147# 7 @  
Guten Abend Zusammen,

zum Schluss dieser kleinen Serie sollen noch zwei Frage aus dem Artikel der DBR beantwortet werden.

Im Artikel der Deutschen Briefmarken Revue (vom 31. März 2023 DBR-Autor) - "Bund MiNr. 3750: Deutliche Farbunterschiede" werden ja einige Fragen aufgeworfen.

"Auf die verblüffte Frage, wie er den Unterschied festgestellt habe, kam die Antwort, dass man in diesem Jahr die beiden Varianten aufgrund der unterschiedlichen Farbe mit bloßem Auge unterscheiden kann.“

Diese Antwort des Mitarbeiters beruht auf einer zufälligen Beobachtung einer kleinen Auswahl an Marken und kann nicht verallgemeinert werden. Es gibt diese beiden grundlegenden Unterschiede in der Farbe zwischen den Ausgaben nicht. Mittlerweile liegen mir 3 Folienblätter mit unterschiedlicher Farbe vor. Links in der Staffelung "sehr hell", in der Mitte "dunkel" und rechts "hell". Dazu kommen zwei 5er Streifen der selbstklebenden Rollenmarke oben "hell" und unten "dunkel".



"3. Wird die unterschiedliche Farbe bei der MiNr.3750 katalogisiert, etwa als 3750 a und 3750 b ?“

Die Frage kann nur die Michel Redaktion beantworten. Es ist jedoch sicher sinnvoll, eine Unterscheidung nach der Produktart "Rolle" und "Folienblatt" zu machen, zumal diese ja bereits im Data-Matrix Code hinterlegt ist. Die einzelnen Produktarten könnte man dann auch nach der Farbe unterscheiden.

Viele Grüße
Ben.
 
Ben 11 Am: 28.05.2023 21:47:49 Gelesen: 1132# 8 @  
@ opti53 [#6]

Guten Abend Thomas,

Farbunterschiede sind also bei den modernen Rasterdruckverfahren komplett anders zu beurteilen, als bei anderen Druckverfahren früher.

Nun, die Herausforderung im Bestimmen der Ursache eines Farbunterschiedes im modernen Offsetdruck liegt wohl eher in der Mehrfarbigkeit und dem Übereinanderliegen der durchscheinenden Farben, als im Rasterdruck.

Stichtiefdruck ist letztlich auch eine Form der Rasterung, sprich Abstufung der Helligkeit zum Erzeugen von Halbtönen.

Liege ich da falsch, wenn man annehmen kann, dass Farbvarianzen hier eher zu den Druckzufälligkeiten gezählt werden müssen?

Das ist eine spannende Frage!

Der BPP definiert seit 2018 (unverändert!) Druckzufälligkeiten als "Abweichung vom Druckbild, die während des Drucks entsteht und sich nur temporär auf einzelnen Bogen oder einem geringen Teil der Auflage zeigt, also nur für einen bestimmten Zeitabschnitt bzw. eine bestimmte Druckphase typisch sind. ... Sie werden nicht signiert bzw. attestiert."

Bei der Farbe gesteht man immerhin eine subjektive Wahrnehmung ein und formuliert: "Farbtönungsunterschiede entstehen in der Regel durch abweichende Mischungen der Druckfarbe. Sie können in einigen Fällen aber auch während des Drucks bei einzelnen Bögen oder sogar innerhalb eines Bogens durch chemische oder physikalische (mechanische) Einwirkungen entstanden sein, z. B. sog. Farbschwankungen durch unterschiedliche Sättigung einer Druckfarbe (helle und dunkle Farbeindrücke)." und schränkt gleich ein: "Katalogisierte Farbtönungsunterschiede werden signiert bzw. attestiert. Sonstige Farbschwankungen werden dagegen nicht geprüft"

Die Definition der Farbtönungsunterschiede passt ja, nur man wendet sie nicht an! Bereits katalogisierte Farbunterschiede bleiben bestehen. Neue werden nicht geprüft. Man dreht sich im Kreis: Was nicht im Katalog steht, wird nicht geprüft - was nicht geprüft wird, kommt nicht in den Katalog.

Bereits in der Druckvorstufe, vor dem Herstellen der Druckplatte, wird festgelegt, wie viel Farbe zu welchem Zeitpunkt an welchen Ort gelangt. Die Daten werden beim Einrichten des Druckauftrages in der Maschine geladen. Die Steuerung der Farbzonen im Farbkasten erfolgt aufgrund dieser Daten vollautomatisch. Jede Abweichung wird dem Drucker angezeigt, so dass er die Einstellungen korrigieren kann. Dieser Prozess "Make Ready", das Einrichten der Maschine, kostet Geld. Nichts wird hier dem Zufall überlassen.

Dann gibt es noch die manuellen Arbeiten, wie das Einstellen der Pressung des Farbhebers / der Farbwalzen zueinander, die Pressung der Zylinder zueinander, Druckplatten, Gummitücher, Papier., etc.

Farbabweichungen sind nach meiner Meinung keine Druckzufälligkeit. Sie unterliegen jedoch bestimmten Schwankungen, in denen sie sich bewegen können. Diese Schwankungen werden in Normen definiert, wie den wahrnehmungsorientierten Lab-Farbwerten. Diese Farbwerte kann man sehr genau messen, vergleichen und sagen, wann eine Farbwahrnehmung eine neue Farbe wird. In der Praxis ein starkes Qualitätsmerkmal!

Viele Grüße
Ben.
 
Ben 11 Am: 30.06.2023 20:42:08 Gelesen: 908# 9 @  
Guten Abend Zusammen,

was hat doch der Hans für ein Glück, seine Marken mit den Farbunterschieden haben es nun auch in die aktuelle Ausgabe Nr. 553 der "philatelie" vom Juli 2023 geschafft.

Der Artikel liest sich sehr zäh. Mit Mühe, scheint es, werden die zwei Seiten gerade so gefüllt.

Immerhin gibt es einen Verweis auf die selbstklebenden Marken der Wohlfahrtsausgabe "Schmetterlinge" von 2005 mit den Varianten I= stehendes Raster (MH) und II= liegendes Raster (Rolle).

Leider sind die beiden Einträge im Katalog falsch. Es gibt kein stehendes oder liegendes Raster.

Ein Vergleich dieser im Rakeltiefdruck hergestellten Marken mit den Offsetmarken der "Hans-im-Glück Ausgabe" will gut begründet sein. Aber er gelingt.
Die scheinbar stehenden und liegenden Raster sind eine optische Täuschung. Die vier Farben liegen alle in rechtwinkligen Rastern, die jedoch andere Rasterwinkel haben, als wir aus dem Offsetdruck kennen. Eine spannende Sache, die vielleicht mal einen eigenen Beitrag wert ist.

Die Marken zeigen jedoch sehr deutlich die Druckrichtung an. Folienblätter werden aufrecht stehend in der Maschine gedruckt. Wir kennen das aus dem Video der "Maus"-Marke. Die Anordnung resultiert aus der optimalen Ausnutzung der möglichen Bahnbreite. Im Detail der Marken erkennt man insbesondere an den Farben Gelb und Magenta nach oben verlaufend die Ausstreichrichtung des Farbrakels.



Die Rollenmarken werden um 90° gedreht auf der Bahn angeordnet, was sich aus der Verpackung in der Markenbox ergibt. Man erkennt, dass diese Ausstreichrichtung auf der Marke zur Seite zeigt.



Und wenn man genau hinschaut, sieht man in der Rollenmarke zusätzlich Cyan im dargestellten Bereich, was eine grüne Farbmischung erzeugt. Es gibt also wahrnehmbare Farbunterschiede. Besonders gut sieht man den Unterschied in der roten Schrift des "Tagpfauenauges".

Fazit: die selbstklebenden Marken unterscheiden sich nach Art ihrer Verwendung in der Lage der Druckrichtung, was durchaus auch zu Farbunterschieden führen kann. Eine Katalogisierung nach der Verwendung "Rolle" und "Bogen" erscheint daher sinnvoll.

Das sich dieser Zustand wiederholt, zeigt sich wieder in der selbstklebenden "Gewitter"-Marke mit Matrixcode von 2021. Auch hier sind deutliche Farbunterschiede zu sehen.



Die Fragen des Autors kann man nun beantworten:

1. ja, gibt es. Man muss nur genau hinschauen.
2. das entscheidet die "Michel-Redaktion" und
3. wahrscheinlich nicht, da die Unterscheidung nach "Rolle" und "Bogen" bereits im Matrix-Code steht. Die Farbunterschiede sind eine andere Geschichte.

Viele spannende Grüße
Ben.
 
Ben 11 Am: 03.07.2023 17:41:29 Gelesen: 794# 10 @  
@ Ben 11 [#5]; [#9]

Die interessierten Leser werden sicher sofort festgestellt haben, was die Drehung der Marken von "Hans-im-Glück" in der Rolle bedeutet und auf den Beitrag [#5] verweisen. Die um 45° fallenden Rasterpunktketten von Magenta werden sofort steigend. Es stellt sich die Frage nach weiteren Merkmalen?

Im Folienblatt haben wir in den Wertziffern neben Magenta eine gelbe Linie gesehen. Würde die Marke jetzt gedreht, ohne das das Raster mit gedreht wird, müsste die gelbe Linie oben zu sehen sein.

Mal im Vergleich: links Folienblatt, rechts Rollenmarke.



Das Merkmal ist also zu sehen. Allerdings ist dieses Merkmal ein relativ schwaches, da wir nicht wissen, wo der Koordinatenursprung für die Raster liegt. Und so zeigt eine Marke aus einem anderen Rollenstreifen nur ganz schwache Ansätze dieser gelben Linie an der Oberkante.



Interessant ist aber die Beobachtung an recht vielen nassklebenden Bogenmarken. Hier finden wir die gelbe Linie ebenfalls an der Oberkante der Wertziffer. Ist es möglich, dass die nassklebenden Zehnerbögen ebenfalls liegend gedruckt wurden?



Wer mag, kann gern seine Bestände an Marken auf dieses Merkmal prüfen. Mal sehen, ob sich auf diese Weise ein Druckbogen zusammensetzen lässt.

Eine ganz wichtige Erkenntnis bietet diese Untersuchung jetzt schon: Passerverschiebungen auf Einzelmarken als Druckzufälligkeit sollten nun sorgfältig überprüft werden.

Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens solcher dürfte nun sehr gering sein.

Viele Grüße
Ben.
 
opti53 Am: 03.07.2023 18:19:43 Gelesen: 785# 11 @  
Hallo Ben,

ich bin begeistert von Deinen präzisen Ausführungen. Großes Lob dafür !

Viele Grüße

Thomas
 
prinzlodi Am: 08.07.2023 22:24:13 Gelesen: 695# 12 @  
@ Ben 11 [#9]

Zu: "was hat doch der Hans für ein Glück, seine Marken mit den Farbunterschieden haben es nun auch in die aktuelle Ausgabe Nr. 553 der "philatelie" vom Juli 2023 geschafft."

Ja, mich hat es auch gewundert, dass alle namhaften deutschen Philatelie-Zeitschriften diese Fragestellung (welche von ein und derselben Person stammte) zeitversetzt nacheinander abdruckten.

Meiner Ansicht nach wurde in obigen Beiträgen von Ben 11 die Fragestellung hinreichend gelöst.

Ich selbst hatte in der DBR 7/23 eine Leserantwort gegeben, wo ich aber bei dieser Hans-im-Glück-Marke nicht so intensiv eingestiegen bin, sondern auf diesen Forenthread verwiesen hatte (in Meiner Antwort hatte ich mich mit einer Welt-der-Briefe-Marke beschäftigt, wo die Erklärung der Farbunterschiede einfacher ist).

An sich finde ich die Ausführungen von Ben 11 zur Hans im Glück Marke durchaus so interessant und erhellend, dass diese ebenso einen eigenen Artikel in diesen Publikationen Wert wären.
 
Ben 11 Am: 10.07.2023 21:56:59 Gelesen: 611# 13 @  
@ prinzlodi [#12]

Ich selbst hatte in der DBR 7/23 eine Leserantwort gegeben, wo ich aber bei dieser Hans-im-Glück-Marke nicht so intensiv eingestiegen bin, sondern auf diesen Forenthread verwiesen hatte...

Da bin ich heute nach der Arbeit gleich mal in die City zu unserer Bahnhofsbuchhandlung (wohl die einzige, die solche Zeitschriften noch führt) gefahren und konnte diese Ausgabe tatsächlich erwerben.

Der Artikel liest sich gut. Die Formulierung "Für die durchaus komplexen Details sei auf dieses Forum verwiesen" ist doch eine richtige gute Werbung für die philaseiten.

Leider kann ich Dir bei der Druckzufälligkeit der Rollenmarke nicht helfen. Meine Streifen aus verschiedenen Rollen zeigen keine Auffälligkeiten. Wenn meine Berechnungen stimmen, müsste nach 13 Marken ein Sprung in der Nummerierung des Data-Matrix-Codes erfolgen (bei nassklebenden Marken analog dem Plattenkanal-Übergang). Das auffällige Merkmal sollte sich in der Rolle wiederholen, wenn es beim Druck entstanden ist. Vielleicht möchtest Du das mal prüfen?

dass diese ebenso einen eigenen Artikel in diesen Publikationen Wert wären

Im Augenblick arbeite ich an einem Artikel für die AGF-Rundschau und werde diesen auch dem akmh und der RSV anbieten. Ich vermute jedoch, der Artikel wird für die philatelie oder die DBR zu umfangreich.

Viele Grüße aus Dresden
Ben.
 
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