Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Korea: Postbüro Chemulpo
Harald Zierock Am: 23.12.2009 14:37:30 Gelesen: 15942# 1 @  
Hallo zusammen,

Wer kann mir sagen um was es sich hier handelt?

Ist Chemulpo ein französisches Post-Büro? Ich fand es nirgendwo gelistet.

LigneN, bitte melden!

Viele Grüße,

Harald


 
reichswolf Am: 23.12.2009 15:06:23 Gelesen: 15935# 2 @  
Chemulpo ist eine andere Schreibweise von Tschemulpo (heute: Incheon). Vielleicht findest du unter diesen Namen mehr heraus.

Beste Grüße,
Christoph
 
petzlaff Am: 23.12.2009 15:11:04 Gelesen: 15929# 3 @  
@ Harald Zierock [#1]

Lieber Harald,

das sind die Michel #4I und #5I vom 15.6.1901 für die Indochinesischen (franz.) Ortspostämter in Südchina.

Chemulpo ist das heutige Inchon in Nord-Korea. Chemulpo war neben Shanghai eines wichtigsten Zentren für die ausländische Diplomatie. Die Stadt beherbergte seit 1884 mehrere selbstverwaltete ausländische Kommunen - allerdings war Frankreich anfänglich nicht dabei, sondern China, Japan, USA, Grossbritannien, Deutschland und Russland.

Vermutlich wird es ebenso wie in Shanghai auch in Chemulpo ein französisches Postamt gegeben haben.

Die japanische Invasion in Korea begann in Chemulpo, wobei der Angriff auf das benachbarte Pt. Arthur offenbar nur ein Scheinangriff war, der von dem eigentlichen Invasionsziel ablenken sollte.

Ist zwar nur eine Teilantwort, aber vielleicht hilft sie ein klein wenig weiter.

LG
Stefan
 
Harald Zierock Am: 23.12.2009 15:12:29 Gelesen: 15929# 4 @  
@ reichswolf [#2]

Vielen Dank Christoph,

Ich werde Deinen Rat befolgen.

Ich wußte nur das 1904/05 eine Seeschlacht zwischen Rußland und Japan bei Chemulpo, oder wie man es noch schreibt, stattfand.

Viele Grüße,

Harald
 
reichswolf Am: 23.12.2009 15:18:06 Gelesen: 15923# 5 @  
@ petzlaff [#3]

Chemulpo ist das heutige Inchon in Nord-Korea.

Inchon liegt in Südkorea!
 
Harald Zierock Am: 23.12.2009 15:19:29 Gelesen: 15922# 6 @  
@ petzlaff [#3]

Hallo Stephan,

Man lernt auf Philaseiten immer etwas. Danke!

Die meisten Leute denken immer noch Philatelisten seien Bildchensammler, aber was wir mit diesem Hobby alles an Wissen dazu lernen und unseren Horizont erweitern ahnen sie nicht im geringsten.

Viele Grüße,

Harald
 
Jürgen Witkowski Am: 23.12.2009 15:27:09 Gelesen: 15919# 7 @  
@ Harald Zierock [#1]

Auf dieser Seite fand ich die Aussage, dass es in Chemulpo ab dem 17. November 1884 ein Postbüro gab:

Chemulpo got its first post office on Nov 17, 1884, with postal service starting up earlier than in Seoul.

(Quelle: http://www.rjkoehler.com/2007/09/05/a-stroll-through-old-chemulpo/ )

Hier ist eine Postkarte aus dem Jahr 1902 mit den Stempeln von Shanghai und Chemulpo, wie sie auch auf Deinem Beleg zu sehen sind:



(Quelle: http://www.philasearch.com/de/info.php3?eknr=9081&posnr=2468 )

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen

---

[Redaktionell ergänzt: Die Abbildung stammt aus der Auktion von Christoph Gärtner mit folgender Losbeschreibung:

Beschreibung:
1904, UPU card 4 C. canc. „CHEMULPO 17 SEP 02&rdq; via „SHANG-HAI&rdq; to Germany w. arrival „CASSEL 5.11.02", on reverse photograph pasted showing six persons and two dogs, text states: &rdq;Chemulpo, 16.IX.02 ..photo taken at Jokohama Makado Hotel, in the center the hotelkeeper Mrs. Hoson, me, Raimund Olleng, 2 Japanese, 1 Chinese...greetings Rudolph", not charged postage due, very unusual

Automatisch generierte Übersetzung:
1904, UPU Karte 4 C. Stempel CHEMULPO 17 SEP 02 über SHANG-HAI bis Deutschland mit Ankunft CASSEL 5. 11. 02", auf der Rückseite FOTOGRAFIE eingeklebten mit sechs Menschen und zwei Hunde, Text Bundesländer: Chemulpo, 16. IX. 02 . . Foto entnommen an Jokohama Makado Hotel, im Mittelstück das hotelkeeper Mrs. Hoson, mir, Raimund Olleng, 2 Japanisch, 1 chinesisch. . . Grußworten Rudolph", nicht belastete Nachgebühr, sehr ausgefallen]

Rückseite:


 
Harald Zierock Am: 23.12.2009 15:37:18 Gelesen: 15914# 8 @  
@ Concordia CA [#7]

Hallo Jürgen,

auf Dich ist auch immer Verlaß!

Wissen möchte ich aber ob es ein französisches Postbüro zu dieser Zeit gab.

Ich bin schon gespannt, was uns dieses Thema für Überraschungen bringt.

Viele Grüße,

Harald
 
Harald Zierock Am: 23.12.2009 15:44:43 Gelesen: 15910# 9 @  
Bernd Lepach gab mir gerade diese Antwort:

Lieber Harald.

das ist eine sehr schöne Karte, ist sie Deine?

Der Chemulpo - Stempel sieht zwar französisch aus, ist er aber nicht. Es ist ein koreanischer Auslandsstempel, die früheste bekannte Entwertung mit diesem Stempel ist aus Seoul vom 6. Januar 1900.

Viele Grüße aus Leipzig, und ein schönes Fest,
Bernd


Zur Information: Diese Karte gehört einem französischen Kollegen aus der China Philatelie.

Hier ist ein Link um etwas über Herrn Lepach zu erfahren:

http://www.koban-philately.de/
 
petzlaff Am: 23.12.2009 15:52:08 Gelesen: 15907# 10 @  
@ reichswolf [#5]

Da hast du Recht - sorry - natürlich liegt Inchon im Süden des leider immer noch geteilten Landes.

Versehen von mir!

LG
Stefan
 
Jürgen Witkowski Am: 23.12.2009 16:02:07 Gelesen: 15903# 11 @  
Ergänzend noch dieser englischsprachige Link zur Postgeschichte von Korea. Auch dort ist nirgendwo von einem französischen Postbüro die Rede:

http://www.pennfamily.org/KSS-USA/kerr2.html

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Harald Zierock Am: 23.12.2009 16:04:32 Gelesen: 15899# 12 @  
@ Concordia CA [#11]

Tolle Seite !

Harald
 
Harald Zierock Am: 23.12.2009 17:22:28 Gelesen: 15889# 13 @  
Herr Michel Melot von Timbres-Magazine gab mir als Antwort, das es nur ein französisches Militär-Büro in Chelmupo gab, aber nur 1950 während des Korea Krieges.

Die Stempel ähneln deshalb den französischen, weil Frankreich die Stempel fabriziert hat.

Harald
 
Harald Zierock Am: 23.12.2009 19:00:19 Gelesen: 15874# 14 @  
Die Inschrift des Stempels ist auch auf französisch; das hatte ich zuerst nicht bemerkt.

Hier ein anderer Beleg.

Harald


 
ligneN Am: 26.12.2009 19:35:57 Gelesen: 15824# 15 @  
Hallo,

Inchon oder Chemulpo

Inchon war und ist quasi der Hafen der Hauptstadt Seoul und mit Seoul durch den Fluß Han verbunden. Bevor es ordentliche Straßen in Korea (ab 1905) bzw. eine Eisenbahn Inchon-Seoul gab, war der Fluß die wichtigste Verkehrsverbindung.

Chemulpo* dagegen war ein Fischerdorf bei Inchon (chin. Lesung Yenchuan, jap. Ninsen oder Jinsen).

*Ausländische Lesung (besser gesagt: Verständnis) des eigentlichen Namens Chi-mul-p'o.

Die Fremdensiedlung entstand neben dem Fischerdorf nach Öffnung von Inchon als Vertragshafen (treaty port) mit den Verträgen vom August 1883. Es war ein von der koreanischen Regierung gepachtetes Gebiet: Ummauert, mit bewachten (u. a. Zoll) Zugängen und hatte mit der koreanischen Stadt Inchon damals nichts zu tun. Die Konsulate, Händlers, Schiffahrtsvertretungen usw. siedelten sich dort an. Es gab genau gesagt drei Teil-Fremdensiedlungen:
die chinesische, die japanische und die "internationale".

In der internationalen Siedlung konnten sich auch Japaner und Chinesen niederlassen.

Die Verwaltung der Japaner-/Chinesensiedlungen oblag zunächst deren Konsulaten.

Die Verwaltung der Internationalen Fremdensiedlung erfolgte durch ein Komittee ähnlich der Fremdensiedlung in Shanghai. 1889 einigte man sich über eine gemeinsame Verwaltung aller drei Settlements. 1913 hoben die Japaner den besonderen Status aller Settlements in Korea auf.

Die Ausländers nannten ihre Siedlung Chemulpo - der koreanischen Regierung kam das zupaß: In den Öffnungs- und Handelsverträgen mit den diversen ausländischen Staaten stand zwar Inchon, nach außen hin war es aber nur ein Stück Strand bei einem Fischerdorf. Minimaler Gesichtsverlust.

Ein koreanisches Postamt existierte in Inchon nur wenige Wochen Oktober/Nov. 1884. Dann wieder ab 1895.

Das chinesische Seezollamt in Inchon besorgte ca. 1889/97 einen Postdienst nur mit China. Ein- und ausgehende Post ist bekannt. Stempelinschrift: Jenchuan, Datenstempel oder ovale MailMatter Typen wie aus China bekannt.

Ein japanisches "Postamt im Ausland" existierte (zunächst im Konsulat) in Chemulpo ab April 1884. Es war die einzige Postverbindung zum Ausland vor 1900, entsprechend frequentiert, so daß man noch 1884 das Zimmer im Konsulat aufgab und am Konsulat anbaute. Die Adresse der Postagentur war dann "Nr. 10 Consulates Street". So hieß die Hauptstraße der Fremdensiedlung inoffiziell, weil sich dort fast alle Konsulate angesiedelt hatten.

Korea wurde zum 1.1.1900 UPU Mitglied. Als Berater hatte man sich 1899 Emile Clemencet engagiert, einen französischer Postler aus ?Lyon, der sich für diesen Job hatte beurlauben lassen.Clemencet bestellte Ausrüstung, Formulare, Bescheinigungs- und Datenstempel in lateinischen Schriftzeichen (UPU Vorschrift) in Frankreich: bei den gleichen Stempelmachern, die auch die damals in Frankreich (+ Kolonien) gängige Type herstellten.

Ansonsten spielte Clemencet eine weniger rühmliche Rolle, u. a. bei der Verfälschung von Aufdrucken und der Fabrikation von "Briefen" mittels der ihm zur Verfügung stehenden echten Stempel. Die ganz unnötige Ausgabe "Falke" von 1903 geht auch auf ihn zurück.

Ein französisches Postamt in Korea (mit Ausnahme der genannten Feldpoststellen im Rahmen des UN-Einsatzes) hat es nie gegeben.

Ab 1.1.1900 nahm das koreanische Postamt Inchon auch die Funktion eines UPU-Austauschamts war. Den Namen CHEMULPO benutzte man im Stempel, weil er den Ausländern (inkl. der ausländischen Schiffslinien) vertraut war. Er war quasi "schon auf der Landkarte".

Die Auslands-Austauschabteilung saß natürlich im koreanischen Postamt zu Inchon.

Selbst die Japaner benutzten für ihre Agentur im Auslandsstempel nach der für Ausländer unverständlichen Lesung NINSEN bald auch: CHEMULPO. Nach der Annektion benutzten sie ab 1910/21 einen großformatige Type mit der Inschrift NINSEN (CHEMULPO).

Die koreanische Auslandspost ab 1900 wurde damals über die französische Postämter in Chefoo/China (für Nordchina) bzw. Shanghai/China (für Europa) oder Japan (nach/via Amerika) geleitet. Entsprechend kann man also zwei oder mehr(wenn nach Frankreich oder eine französische Kolonie gelaufen) Datenstempel französischen Typs auf einem Beleg finden.

Die Fremdensiedlung verschmolz nach der japanischen Annektion Koreas (de facto 1905, de jure 1910) mit der modernen Japanerstadt, die bald mit der alten Koreanerstadt Inchon zusammenwuchs. Das Fischerdorf fiel nach und nach der Hafenerweiterung bzw. Neubauten zum Opfer.

Hier noch ein Bild von Chemulpo aus den 1890ern. Im Vordergrund das Fischerdorf Chi-mul-p'o (strohgedeckte Dächer), Hintergrund die Fremdensiedlung mit Ziegelsteinbauten und einigen Schiffen vor Anker. Im Gebäude auf dem Hügel residierte die Filiale der Hamburger Exportfirma Carl Wolter&Co. (koreanisch Sechang Yanghaeng), die lange Jahre quasi als Generalagent der koreanischen Regierung für Import/Export aus Europa fungierten. Am Rande, Wolter&Co. kauften der Regierung auch die unverausgaben Michel Korea I-III ab, und schleusten sie über Hamburg in den Handel:



--- Auf der von Harald Zierock gezeigten Karte ist der Stempel Chemulpo Transitstempel auf eingehender Post nach Seoul. Lauter französische Stempelformen in Asien verwendet - ein ungewöhnliches Stück.

Gruß
ligneN
 
Harald Zierock Am: 27.12.2009 09:52:25 Gelesen: 15806# 16 @  
@ ligneN [#15]

Hallo LigneN,

Das hast Du einwandfrei erklärt! Bei diesem Thema kann ich nicht nach haken, also wird es keine neue Seeschlacht von Chemulpo geben.

Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag,

Harald
 
ligneN Am: 28.12.2009 13:21:02 Gelesen: 15756# 17 @  
Ergänzung: Die deutsche Firma hiess natürlich Eduard Meyer & Co.

Carl Wolter war der Generalvertreter. Mea culpa!

Gruß
ligneN
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.