Letzten Sonntag fand ich auf einem Tauschtag im Ruhrgebiet in einem Alle-Welt-Album eine Briefmarke des Deutschen Reiches, welche meine Aufmerksamkeit weckte. An sich war ich u.a. auf der Suche nach Vorläufern des Abstimmungsgebietes Oberschlesien bzw. regulären Verwendungen auf Reichsmarken (bis 11.02.1920 bzw. ab Juni/Juli 1922).
In dem Album befand sich eine Mi-Nr. 107 (Motiv "Nationalversammlung") des Deutschen Reiches, Ausgabedatum 01.07.1919, entwertet meinem Eindruck nach mittels adaptierten Reichspoststempel vom Ort "Bydgoszcz", auf deutsch "Bromberg" in Westpreußen mit Datum vom 04.02.1920. Die Tageszeitangabe "V" bzw. "N" wurde durch ein " ° " ersetzt. Dadurch fiel mir diese Tagesstempelentwertung auf.
Nach (1) wurde die Stadt Bromberg am 19.01.1920 an Polen übergeben, nachdem das Deutsche Reich bei der Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrages u.a. auf dieses Gebiet zugunsten des neu gegründeten polnischen Staates verzichtet hatte.
Leider schweigen sich sowohl der Michel-Deutschland-Spezial als auch der Michel-Osteuropa-Katalog (1996/97) über eine mögliche Verwendung, Verwendungszeitraum bzw. Häufigkeit von Briefmarken des Deutschen Reiches 1919/20 in den zu Polen seinerzeit neu hinzugekommenen Gebieten aus. Auch der polnischer Fischer-Katalog, Band 2 (Nebengebiete Polens) schreibt nichts dazu. Hier werden u.a. nur Danzig-Vorläufer (1920) und Verwendungen von Marken des Deutschen Reiches in Gebieten des besetzten Polens (1939-45) behandelt.
Lediglich im Buch "100 Jahre Germania"von Herrn Jäschke-Lantelme findet sich auf Seite 233 ein Hinweis, dass u.a. für die Region Bromberg die Weiterverwendung deutscher Briefmarken im Zeitraum vom 21.01.-13.04.1920 zulässig war, wobei Nachverwendungen von Marken und deutschsprachigen Stempeln bekannt sind. Von der regulären Verwendung sind vor allem die kleinen Germaniawerte (bis 25Pf) und die Mi-Nr. 107-110 betroffen.
Wer weiß mehr bzw. kann Material aus dieser Umstellungsphase zeigen? :-)
Gruß
Pete
Quelle:
(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreis_Bromberg 
