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Thema: Wertverlust von Sammlungen
Das Thema hat 46 Beiträge:
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0nickyet Am: 02.10.2014 16:57:21 Gelesen: 34003# 22 @  
Hallo,

zum Sammeln ist fast alles gesagt, aber ich kehre noch einmal zur Grundfrage nach dem 'Wertverlust von Sammlungen' zurück. Auf den ersten Blick ist die ja sehr einfach zu beantworten: Eine Marke/Sammlung ist genau das wert, was ein anderer dafür zu zahlen bereit ist.

Auktionen sind deshalb so beliebt, weil Sammler hier erleben, wie andere ihre Zahlungsbereitschaft demonstrieren, und sich dadurch selbst zur Zahlungsbereitschaft motivieren lassen. Die Grundannahme ist: Wenn in diesem kleinen Raum bereits drei Personen den Betrag X zu zahlen bereit sind, dann muss es einfach sein, "da draußen" Interessenten zu finden, die sogar X+1 zahlen. Häufig ist genau das jedoch eine Illusion. Tatsächlich sind alle, die überhaupt zahlungswillig wären, auf der Auktion, und "da draußen" gibt es überhaupt keine Zahlungsbereitschaft. Und diejenigen, die eine Auktion verlieren, wenden sich nicht selten von einem Sammelinteresse ab und einem neuen zu - und man wird das ersteigerte Schnäppchen nur mit Verlusten wieder los, weil man selbst buchstäblich der letzte Zahlungswillige war.

Anders ist das freilich bei renommierten Gebieten. Wer seine Geldausgaben auch als Wertanlage betrachtet, sollte nur einwandfreie Ware aus populären Gebieten sammeln: Klassische Marken klassischer Gebiete mit klassischer Nachfrage.

Aber auch hier sind wir Zeugen fundamentaler Veränderungen, deren Zukunft schwer prognostizierbar sind. In Westeuropa und Nordamerika wandelt sich Briefmarkensammeln von einem Massenhobby zur Beschäftigung einer Minderheit. Da auf diese Weise der Anteil derjenigen mit intensivem philatelistischen Interesse steigt (die auch entsprechend zahlungsbereit sind) muss sich das nicht negativ auf die Möglichkeit der Wertbildung auswirken. Massen- und Aboware wird jedoch nahezu wertlos.

In Katalogpreisen schlägt sich das noch nicht nieder, weil es einen Interessenzusammenhang der Berufsphilatelie gibt: Händler (auch für Zubehör wie Vordruckalben etc.), Prüfer und Kataloghersteller sind darauf angewiesen, eine lebhafte Nachfrage nach möglichst vielen Produkten aufrecht zu erhalten. Wer beispielsweise Bund, Berlin und DDR zwischen 1956 und 1990 im Album hat und weiß, dass der Geldwert gegen Null tendiert, kauft keine Kataloge mehr, und gibt kein Geld zur Vervollständigung mehr aus. Er mag die Freude am Sammeln wohl behalten, aber er wird keine Verdienstmöglichkeit für die Berufphilatelie mehr bereit stellen.

Völlig anders sieht es bei Qualitätsware klassischer Sammelgebiete aus: Steigender Wohlstand sucht - gerade bei unsicheren Finanzmärkten - nach Anlagemöglichkeiten, und neben Briefmarken und Münzen werden zu auch zunehmend Uhren, Möbel, Kunst- und andere noble kulturelle Gegenstände zum Sammelobjekt - nicht selten auf denselben Auktionen gehandelt. Mit Philatelie hat es nur noch wenig zu tun (von Echtheits- und Qualitätsprüfung abgesehen), hier geht es um Investition in einen langfristig stabilen Markt. Der ist nicht sicher - aber auch nicht unsicherer als Finanzmärkte.

Die unberechenbarste Komponente ist der Weltmarkt: Insbesondere in Asien ist das Interesse an Briefmarken noch recht jung und wächst gegenwärtig. Da die (alltags-)kulturelle Entwicklung dieser Gesellschaften aber keine Nachahmung des Westens ist, und auch viel schneller vonstatten geht, kann daraus nicht auf dauerhafte Zahlungsbereitschaft geschlossen werden. Wer augenblicklich mit den Sammelgebieten Indien und China einen Vermögensaufbau zu betreiben glaubt, kann sich bereits in einem Jahrzehnt enttäuscht sehen. Vielleicht setzen sich dort Uhren oder alte Bücher als dauerhaftes Sammelgebiet durch - und nicht Briefmarken.

Wenn es also um den Wertbestand der eigenen Sammlung geht - und ganz egal ist das auch den Idealisten meistens nicht - gilt dasselbe wie für den philatelistischen Wert: Kenntnisreichtum und Austausch mit anderen Sammlern ist die wichtigste Ressource. Gerade für die Sammler von nicht-klassischen Gebieten gilt, dass der einzige Absatzmarkt für ihre Sammlungen in den anderen Sammlern besteht, mit denen sie fachsimpeln: Wer sonst sollte zahlungsbereit für Papierchen sein, in denen der Rest der Welt nur eine "Marotte" erkennen kann?
 
Thorn Am: 14.09.2016 20:19:41 Gelesen: 30734# 23 @  
Hallo,

ich habe zufällig dieses Thema gefunden und möchte auch meine Meinung kundtun.

Ich sammle hauptsächlich seit ca. 40 Jahren Japan bis 1945. Anfänglich habe ich bis ca. 2000 postfrisch gesammelt, diese Marken dann aber auf Grund der Ausgabepoltik der Japan. Post wieder abgestoßen und mich spezialisiert. Seit einigen Jahren bin ich in allen Hauptnummern komplett, habe manche Marken mehrfach und sammle ungebraucht und gestempelt. Seit einigen Jahren bin ich dann auch in die weitere Spezialisierung gegangen (verschiedene Platten, Auflagen etc.) was es aber auch schwerer -und oft auch teurer- macht genau die Marken zu finden die noch fehlen. Aber dennoch ist es ungeheuer befriedigend zu wissen eine Sammlung zu haben, die eben nicht viele haben (können) da auflagenbedingt z.B. sehr viele vollständige Sammlungen nicht existieren können.

Als Geldanlage habe ich das nie angesehen. Mir ist schon bewusst, dass von dem vermeintlich 6 stelligen Katalogwert nur halt ein Teil marktgerecht ist, dennoch befriedigt mich die Komplettierung ungemein. Ich denke das geht vielen Sammlern ähnlich. Und ein wenig Wert hat die Sammlung ja dann doch. :-)

Beste Sammlergrüsse, Thorn
 
Mondorff Am: 15.09.2016 18:46:57 Gelesen: 30573# 24 @  
@ Thorn [#23]

Salue Thorn,

komplett Deiner Meinung.

Wir haben im Laufe von über 50 Jahren (von Luxemburg) einige Ausstellungs-Sammlungen zusammen getragen. Es hat bei jedem Thema dazu Spaß gemacht. Dabei waren (anfangs) Thematik, später Postgeschichte, jetzt Stempelsammlungen und incomming-mail.

Natürlich haben wir den (ins Auge fallenden) Wertverfall mitbekommen. Trotzdem möchten wir diese Zeit nicht missen.

Wer ausschließlich mit Blick auf Wertsteigerungen sammelt, tut mir Leid. Spekulanten etwa ...

Freundlichen Gruß
DiDi
 
Cantus Am: 15.09.2016 18:58:41 Gelesen: 30566# 25 @  
@ Mondorff [#24]

Hallo DiDi,

Wer ausschließlich mit Blick auf Wertsteigerungen sammelt ist kein Sammler, sondern Investor.

Viele Grüße
Ingo
 
klinhopf Am: 15.09.2016 21:36:49 Gelesen: 30502# 26 @  
@ Cantus [#25]

Naja, unter Postpreis ist dann wie Bank-Negativ-Zins!
 
10Parale Am: 16.09.2016 10:47:54 Gelesen: 30414# 27 @  
@ snakefelder [#1]

Wir könnten im Umkehrschluss ein Thema eröffnen rund um "Wertsteigerungen" in der Philatelie. Übrigens, Spekulanten oder Investoren (hier benutzte Begriffe) haben in der Regel ein sehr hohes Fachwissen.

Liebe Grüße

10Parale
 
Briefmarkentor Am: 16.09.2016 11:03:25 Gelesen: 30400# 28 @  
@ snakefelder [#1]

Sieht man jedoch einzelne Verkäufe (EBAY, Versteigerungen etc.) so ist doch ein deutlicher Preisabsturz zu erkennen! (Geiz ist Geil?)

Dieses Denken scheint es wohl nur im Bereich der Philatelie zu geben.

Für mich ist es normal, tausende Euros in meine Mountainbikes und mein Rennrad, nebst Zubehör zu stecken. Alles in dem Wissen, dass dieses Geld weg ist. Der Spaß, den ich damit aber anschließend bei Alpenüberquerungen habe, ist unbezahlbar.

Auch bei meinem Hobby Modellbau gebe ich Unsummen für Bausätze, Farben, Zubehör, Literatur und Ausrüstung aus. Das Geld ist weg.

Nur bei meinen Gezackten soll ich mir Gedanken darum machen, ob ich das ausgegebene Geld je wiedersehe? Weshalb? Wenn es eine finale Frage geben sollte, dann doch die, in wessen Hände ich meine Sammlung dereinst geben werde.
 
merkuria Am: 16.09.2016 12:15:19 Gelesen: 30371# 29 @  
@ 10Parale [#27]

Guten Morgen 10Parale,

Ich stimme ganz mit Dir überein. Einen Thread rund um die "Wertsteigerungen in der Philatelie" wäre sicher ein interessantes Thema. Gerne werde ich mir bei Gelegenheit diesem annehmen und über die wenigen Gebiete, welche überhaupt noch eine Wertsteigerung ausweisen können, berichten!

Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
22028 Am: 16.09.2016 12:25:06 Gelesen: 30364# 30 @  
@ merkuria [#29]

Es kommt auch immer drauf an, welche Gebiete man sammelt. Kleine, nicht unbedingt finanziell exklusive Gebiete, werden immer gesucht sein. Versandstellensammlungen aber weniger.

Wer vor 20 Jahren z.B. bei China einstieg wird sich beim Verkauf die letzten Jahre sicher nicht geärgert haben - und nein, ich sammle/sammelte kein China.
 
Meinhard Am: 16.09.2016 14:03:41 Gelesen: 30328# 31 @  
@ merkuria [#29]

Hallo Jacques,

Du sammelst ja wie ich annehme "Schweiz". Meine Frage an Dich wäre, wie schaut es mit dem Nachbarland "LIECHTENSTEIN" aus, bezüglich Katalogisierung, Wertsteigerung, Verkaufswert, etc.

Ist das überhaupt ein Gebiet, welches Du persönlich als Schweiz-Sammler auch sammeln würdest oder sammelst?

Warum ich Frage ist dieses: Ich habe das Gebiet "Liechtenstein" kpl. in den Hauptnummern von Nr. 1 bis heute in ** gesammelt. Nur zur Info: Will NICHT verkaufen!

Schöne Grüße aus Österreich, Meinhard
 
Gaius_Caligula Am: 16.09.2016 15:36:28 Gelesen: 30289# 32 @  
@ Briefmarkentor [#28]

Ein super Kommentar. Du sprichst mir aus der Seele!
 
merkuria Am: 16.09.2016 16:28:14 Gelesen: 30259# 33 @  
@ Meinhard [#31]

Hallo Meinhard,

Ich muss Dich enttäuschen, aber ich sammle weder Schweiz noch Liechtenstein. Ich sammle seit über 40 Jahren China! Heute könnte ich mir das nicht mehr leisten, solch ein Gebiet zu wählen.

Was die Sammelgebiet Schweiz anbelangt, so sind die Preise in den letzten 5-8 Jahren massiv gefallen, nicht im Katalog, aber im Handel. Wenn man heute noch 15-20% der Katalogpreise bei einem Verkauf erzielen kann, muss man zufrieden sein. Oft stellt sich sogar das Problem, dass gar niemand die Ware haben will und es überhaupt nicht zum Verkauf kommt. Dies ist bei der Standardware inkl. Blocks und Briefen ab 1900 der Fall.

Mit Liechtenstein sieht es bei uns ähnlich, wenn nicht noch schlimmer aus. Liechtenstein hat die Sammler sehr vergrault, als es die Frankaturgültigkeit seiner Marken bis 1995 per 31.12.2001 aufgehoben hat. Diese Marken sind bei uns ins Bodenlose gefallen. Selbst gute Ausgaben wie Block 1 sind heute nur noch zu einem sehr tiefen Preis verkäuflich.

Mich trifft all das nicht gross, trotzdem schaue ich dieser Entwicklung traurig zu.

Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
Heinz 7 Am: 16.09.2016 21:10:22 Gelesen: 30173# 34 @  
@ Meinhard [#31]

Lieber Meinhard,

ich sammle Schweiz postfrisch seit ca. 1980. Ich habe "rückwärts" gesammelt, d.h. ich habe versucht, mein "Komplett-Programm" immer weiter nach vorne zu schieben. Wer die Schweizer Briefmarken kennt, weiss, dass es bis 1945 relativ einfach (günstig) ist, dann folgten die teureren Sachen.

Aus heutiger Sicht muss ich sagen: Zum Glück hatte ich damals nicht allzu viel Geld, das ich investieren konnte, aber ein fünfstelliger CHF-Betrag kam doch relativ rasch zusammen. Die Gedenkblocks, die "guten" Standard-Sätze ("PAX", Wappen 1924, Gebirgslandschaften, u.s.w.) kamen alle nach und nach dazu, meist eingekauft an Schweizer Auktionen zu relativ günstigen Preisen (Händler verlangten damals in der Regel noch 70-80 % des Katalogwertes)!

Meine Sammlung wuchs rasch an und es stellten sich neue Fragen. Wie vorgehen mit den teuren CH-Dienst-Marken? Die waren und sind ja wirklich selten und teuer.

Nun, um es kurz zu machen - ab ca. 1983 fingen die Preise an zu bröckeln. Dies setzte meinen weiteren Ausbau-Wünschen einen Bremser ein, denn wer kauft schon Ware, welche mittelfristig günstiger wird? Da ich auch nicht ausstellte und nicht unbedingt all meine "KOMPLETT"-Ansprüche an mich selbst aufrecht erhielt, konnte ich mit einem lockeren Lächeln die Schweiz Sammlung bei dem belassen, was sie ist: Eine weitgehend komplette, recht gute und repräsentative Sammlung.

Ihren Katalogwert habe ich sicher 20 Jahre lang nie mehr nachgerechnet. Teils, weil ich weiss, dass er weiter gesunken ist, teils, weil es mir einfach egal ist. Ich will die Sammlung nicht verkaufen und meinen Söhnen habe ich sie auch nicht als wertvolles Erbstück in Aussicht gestellt. Wenn ich die Marken jetzt verkaufen MÜSSTE, wäre das Ergebnis ernüchternd: Aus CHF 10'000 Ausgaben sind vielleicht realistisch noch CHF 2'000 Restwert erzielbar, und nicht einmal dies ist sicher.

Hätte ich 30 Jahre lang Golf gespielt, wäre das Geld genau so weg. Jedes Hobby kostet Geld!



Kein materieller Wert, aber trotzdem schön: Ein Teil meiner Schweiz-Sammlung.

1990 startete ich dann eine neue Sammlung, Altrumänien. Marken, aber auch Briefe, Postgeschichte und alles, was dazugehört. In den letzten 26 Jahren habe ich für dieses neue Sammelgebiet deutlich mehr Geld ausgegeben als für meine "Erst-Sammlung" Schweiz. Auch meine Rumänien-Sammlung will ich nicht verkaufen, aber hier habe ich viele Stücke gekauft, die heute JEDERZEIT ihren damaligen Kauf-Preis wieder einbringen würden und teilweise sogar markant mehr. Wichtig dafür waren meine Kenntnisse: Ich habe manch einen seltenen Stempel gefunden, eine schöne Frankatur günstig erwerben können, u.s.w. - Viele Auktionslose konnte ich kaufen; noch viel mehr habe ich nicht erhalten, weil ich relativ "knapp" geboten habe. - Aber über die vielen Jahre ist doch eine schöne, beeindruckende Sammlung zusammengekommen. Vor allem, weil ich sehr fleissig und diszipliniert gesucht und gekauft habe.

Dass Alt-Rumänien ein Gebiet ist, das wertmässig besser dasteht als vor 25 Jahren, ist kein Zufall, und so gibt es bei kluger Analyse durchaus Gebiete mit Potential. Aber um mit Briefmarkenhandel Geld zu verdienen, ist sehr schwierig, gerade heute mit den sehr hohen Verkaufsmargen (Zuschläge/Mehrwertsteuer), das war früher VIEL einfacher!

Ich schätze, dass von 100 Sammlern mehr als 90 Verluste gemacht haben mit ihren Sammlungen. Weil die meisten Sammler sammelten dasselbe und "standardmässig". Es gibt aber auch viele engagierte Sammler, bei denen kommt ein Teil des investierten Geldes wieder zurück, wenn sie verkaufen. Wer das von seiner Sammlung sagen kann, hat entweder grosses Glück gehabt, vermutlich doch aber auch sehr viel Sachverstand und ein gutes "Näschen".

Liechtenstein postfrisch oder lose gestempelt oder auf FDC ist vermutlich ein Gebiet mit gewaltigen Verlusten. Wer Liechtenstein aber sammelte unter dem Aspekt von Destinationen und Frankaturen oder mit raren Stempeln, kann vielleicht beim Verkauf feststellen, dass die Sammlung im Handelwert nicht verloren hat.

Ich hoffe, ich habe Dich nicht enttäuscht mit meiner skeptischen Aussage zu Liechtenstein postfrisch.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Meinhard Am: 16.09.2016 21:37:16 Gelesen: 30143# 35 @  
@ Heinz 7 [#34]

Hallo Heinz,

danke für Deine Stellungnahme zu Liechtenstein.

Nein, Du hast mich mit dieser Aussage nicht enttäuscht. Meine Liebe ist halt einmal postfrisch und ohne störende Stempel.

Nachdem ich Österreich komplett hatte (ohne die teueren Nr. 1 bis ca. 40) habe ich mich halt auf diese kleine Sammelgebiet gestürzt. Wegen dem Preisverfall ist es halt das Gleiche wie bei Österreich.

Da ja meine Sammlungen nicht zum Verkauf anstehen, nehme ich den Verfall der Preise eigentlich gelassen.

Schöne Grüße, Meinhard
 
klinhopf Am: 16.09.2016 23:42:39 Gelesen: 30093# 36 @  
@ Heinz 7 [#34]

Schweiz: Ich hatte in jungen Jahren Schweizer Kontakt und mit Begeisterung Schweiz Spezial nach Zumstein gesammelt - dann kam die Ernüchterung: Es interessierte keinen!

So bin ich also von einer Länder-Spezialsammlung gewechselt zu einer Stempelsammlung mit Super-Ergebnissen:

Vorausentwertungen, ambulante Stempel, Nebenstellenstempel etc. - die meisten Sammler interessierten sich für die Marke - ich für die Stempel, die dann für wenige Pfennige zu haben waren!

Heute gibt es auch noch Besonderheiten - doch, eine Sache ist immer soviel wert, wie sich zwei drum streiten!

Ich bin im Besitz von phil. Unikaten, seltener als die "Blaue Mauritius" - nur, wen interessierts?

Weiss mit phil. Grüßen
Ingo Pfennig
 
Vernian Am: 18.09.2016 00:07:17 Gelesen: 29945# 37 @  
@ klinhopf [#36]

"ich bin im Besitz von phil. Unikaten, seltener als die "Blaue Mauritius" - nur, wen interessierts?"

Das bin ich auch. Alt und auch moderner. Wobei man da auch mal über den Tellerrand schauen muß - was bei uns niemanden interessiert, kann woanders von Interesse sein. So habe ich diverse Überdruckausgaben aus Bénin, die auch im Michel hoch angesetzt sind. Ich wüsste hier in Deutschland niemanden, der mir die Marken abnehmen würde - in England gibt es jedoch Sammler, die auch daran Interesse haben und bereit sind, gut dafür zu zahlen. Unter diesen Überdrucken ist ein Fehldruck-Überdruck, von dem es vermutlich auch nicht mehr erhaltene Exemplare als von der blauen Mauritius gibt, schon gar nicht postfrisch (möglicherweise ist mein Exemplar das einzige postfrisch erhaltene ...) - nur wer zahlt einem was dafür?
 
10Parale Am: 18.09.2016 14:55:00 Gelesen: 29843# 38 @  
@ Vernian [#37]

Wobei man da auch mal über den Tellerrand schauen muß - was bei uns niemanden interessiert, kann woanders von Interesse sein.

Womit wir wieder beim Thema "Globalisierung" oder "Die Welt rückt enger zusammen" wären. Darin liegt die Zukunft, eindeutig.

Nicht resignieren.

Liebe Grüße

10Parale
 
Maler Am: 18.09.2016 19:20:27 Gelesen: 29750# 39 @  
@ 10Parale [#38]

"Womit wir wieder beim Thema "Globalisierung" oder "Die Welt rückt enger zusammen" wären. Darin liegt die Zukunft, eindeutig."

Genau das ist es. Ich hatte eine schöne Grossbritannien-Sammlung, Victoria im Stich- und Buchdruck. Gesammelt hauptsächlich nach Stempeln. Wobei da viele der s.g. Auslandsstempel bei waren, die ich teilweise "günstig" bekommen habe. Wer Bescheid weiß kann dann auch günstig einkaufen. Eine ganz große Hilfe waren mir die Experten von der Forschungsgemeinschaft Großbritannien. Ich habe viele meiner Marken und Stempel bei Herrn Louis prüfen und attestieren lassen. Er gab mir den Tipp: England kannst Du nur dort verkaufen wo es gesammelt wird. Auf dem deutschen Markt ist dafür kein Interesse. Das hab ich beherzigt und gemacht und keinen "Verlust" gemacht. Meine Frau und ich freuen uns immer noch über die neue Stubeneinrichtung incl. Kaminofen.

Wer einfach so nur vor sich hinsammelt, nicht auf Qualität achtet und teilweise gar nicht weiß was er da ins Album steckt ist doch hoffnungslos verloren. Und dann kommen noch die Schlauberger mit dem Satz: Ich brauch keinen Verein. Ich weiß alles besser. Die Beiträge von denen lesen wir dann unter dem Titel: "ich hab hier ne Marke gefunden, was ist die wert?" und dann schaust du dir das an und es ist eine Rabattmarke von der Edeka oder Rewe. Da ist doch Hopfen und Malz verloren.

Aber 99% der Leute hier im Forum sind belesen, geben ihr Wissen gerne weiter und sind nett. So wie ich.

Einen schönen Sonntagabend wünscht allen
Günther, der Maler
 
Eric Scherer Am: 18.09.2016 22:18:45 Gelesen: 29677# 40 @  
Hallo Günter,

da hast Du sehr recht. Vielleicht eine kleine Merkregel, die gar nicht so falsch ist: Dort, wo man zur Wertermittlung zu einem Katalog greift, hat man schon verloren.

Interessant ist aber auch, wie einfach man gerade bei Exoten den Wert steigern kann - da reicht manchmal einfach eine gezielte Publikation im richtigen Medium.
 
Maler Am: 19.09.2016 08:28:07 Gelesen: 29612# 41 @  
@ 8049home [#40]

Hallo 8049,

zur Wertermittlung hast Du vollkommen recht. Michelsummen zusammenzählen und dann durch 10 teilen bringt natürlich gar nichts. Wichtig sind Handbücher, auch der Gibbons ist für Alt Grossbritannien Sammler eins davon. Für meine Hannover- und Altdeutschland-Sammlungen habe ich die Bücher von Lenthe und Peter Feuser. Und verfolgen muß man die Ergebnisse der "richtigen" Auktionshäuser. Mitglied in einer ARGE oder zumindest in einem Verein zu sein ist eigentlich selbstverständlich.

Gruß
Günther, der Maler
 
22028 Am: 19.09.2016 08:49:32 Gelesen: 29600# 42 @  
@ 8049home [#40]

Das mit der Publikation bei exotischen Gebieten kenne ich (leider) nur zu gut. Für meine sehr exotischen Gebiete suche ich Infos, Material zur Forschung und berichte ausführlich in Magazinen, OK, etwas an Material kam an, aber, die Preise sind teilweise sehr hoch gegangen. Was soll man tun? Still sammeln ohne darüber zu berichten?
 
StefanM Am: 19.09.2016 09:54:32 Gelesen: 29575# 43 @  
@ 22028 [#42]

"Still sammeln" halte ich für kontraproduktiv. Nur wenn in einem Sammelgebiet geforscht wird, es publiziert und diskutiert wird, kann es gedeihen. Der Nebeneffekt möglicherweise steigender Preise, da nun mehr Interesse besteht und evt. die Nachfrage steigt, ist zu begrüßen!
 
olli0816 Am: 19.09.2016 10:14:30 Gelesen: 29566# 44 @  
Mir kommt die Diskussion hier so vor, als ob man mit Briefmarken groß Geld verdienen könnte. Sehe ich nicht so und die Ausnahmen wie China bestätigen die Regel. Ich bin z.B. in keinem Verein und in keiner ARGE, bekomme aber viele Auktionskataloge und behaupte mal ganz frech, dass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der drei größten Sammlungen in meinem Kaff mit 10.000 Einwohnern habe, wo ich wohne.

Obwohl ich viele alte Sachen aus Altdeutschland, Griechenland, Grossbritannien, Frankreich und ein paar mehr Länder besitze, werden meine Nachkommen sicher nicht das Geld bekommen, was ich reingesteckt habe. Briefmarken werden zusehends weniger attraktiv und das sieht man durchaus auch an den Ergebnissen der Auktionen. Diese setzen zwar tatsächlich mehr um, aber für teure Stücke von z.B. Altdeutschland wird z.T. um einiges weniger gezahlt als dies in den 90er Jahren war. Dieser Trend wird sich fortsetzen.

Daneben die Diskrepanz bei Einkäufen über Auktionshäusern. Inzwischen ist es normal das man 20% oder sogar 25% Auktionsgebühr berechnet bekommt beim Einkauf. Umgekehrt ist es je nach Verhandlungslage etwas weniger oder eben auch die 20%. Alleine durch dieses massive Delta ist schon kein großartiger Gewinn möglich.

Mag sein, wenn es exotische Gebiete gibt und jemand etwas publiziert, dass es auf einmal 3 bis 5 Interessenten mehr gibt und diese sich gegenseitig dann hochbieten und der sog. "Wertzuwachs" entsteht. Das hält so lange an, bis das Interesse wieder erlahmt und die Gewinner der Stücke feststellen, dass sich wieder keiner dafür interessiert. Ein Klassiker für dauerhaftes Nichtinteresse ist z.B. die Tschechoslowakei. Die Notierungen bei wirklich z.T. niedrigen Auflagen sind lächerlich niedrig. Die Ausgaben sind schön und man möchte meinen, das es dafür zumindest in der Tschechei/Slowakei Interessenten dafür gibt. Die gibt es sicher, aber nur in homöopathischen Dosen. Polen ist sicher das gleiche.

Warum sind denn alte Ausgaben aus der Schweiz so begehrt? Weil unsere Schweizer Mitbürger sehr geldaffin sind und sagen, diese Marken sind eine super Geldanlage. Viele Sachen wie z.B. die Basler taube sind gar nicht so selten, sonst würde sie ja nicht so oft in Briefform und einzeln angeboten werden. Aber jeder weiß, das es da draussen genügend Investoren gibt, die eine haben wollen und bereit sind, viel Geld dafür auszugeben. Bei der England Michel Nummer 1 ist es ähnlich: Die ist bei sehr hohem Aufkommen einfach gut bezahlt, weil es die erste Briefmarke ist. Preise gerade bei Briefmarken sind extrem subjektiv und die haben z.T. mit der Häufigkeit gar nichts zu tun. Ich besitze auch ein paar wenige sehr seltene Marken und habe im Michel Spezial Deutschland tatsächlich für eine Unternummer gesorgt mit einer --.-- Notierung, also bekannt, aber keine Preisbasis zu ermitteln. Die Marke ist solange wertlos, wie es nicht mindestens einen Interessenten dafür gibt. Das werden erst meine Nachkommen feststellen.

Momentan ist durch den Rückgang der Sammler es geradezu logisch, das Sachen, die sehr viel gesammelt wurden wie Bund, Berlin, DDR, Liechtenstein oder Österreich eben massiv an Wert verlieren, weil ein riesiges Überangebot vorhanden ist. Das kann man betrauern, wenn man selber viel Geld reingesteckt hat, aber es bringt nichts. Es zeigt nur, das Briefmarken keine gute Wertanlage sind. Wer wirklich Geld anlegen möchte, soll Aktien, ETFs oder Immobilien kaufen. Es ist ein hübsches Hobby und unter dem Gesichtspunkt kann einem nichts passieren. Die meisten wollen nicht verkaufen, von daher ist die Frage sowieso sinnlos. Ich weiß den Wert meiner Sammlung nicht und könnte ihn höchsten schätzen, wobei ich wahrscheinlich weit daneben liegen würde. Da es mein Hobby ist, befasse ich mich mit der Frage aber nicht, sondern eher damit, was noch hinzukommen könnte.
 
Cantus Am: 19.09.2016 17:35:15 Gelesen: 29457# 45 @  
@ Vernian [#37]

Hallo,

wenn du bessere Bénin loswerden möchtest, versuche es doch einmal bei Roumet in Paris. Zu den Einlieferungsmodalitäten kannst du sicher Informationen über Rainer von Scharpen einholen (http://www.aijp.org/impressum.php?nLang=2&PHPSESSID=startseite).

Viele Grüße
Ingo
 
Briefmarkenburny62 Am: 20.09.2016 11:37:20 Gelesen: 29345# 46 @  
@ olli0816

Schön zusammengefasst. Wer will heute eine Prognose abgeben, welche Sammelgebiete in 20 Jahren an Wert hinzugewonnen haben? Wie viele Briefmarkensammler gibt es überhaupt in 20 Jahren?

Da dies keiner kann, ist das Spekulieren auf das große Geld mit Briefmarken wie das Fischen im trüben Wasser. Viel Zeitaufwand und wenig Erfolg!

Wissen ansammeln in seinem Sammelgebiet, gute Qualität zusammentragen und durch Sachkunde Fälschungen (Verfälschungen) aus dem Weg gehen, dafür lohnt es sich Zeit aufzuwenden. Dies tun leider die Wenigsten und würden dadurch jede Menge Geld sparen.

Viel Spaß wünsche ich jedem Sammler an seinem Hobby.

Gruß
Briefmarkenburny
 

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