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Thema: Stempel bestimmen: Niederlande ZEEBRIEF aus 1840
roteratte48 Am: 02.03.2010 17:22:40 Gelesen: 14581# 1 @  
Einmal mehr eine Bitte um Hilfe bei der Lösung eines Rätsels:

Mir liegt ein Brief vor, der weder einen Aufgabestempel aufweist noch vom Text her Rückschlüsse auf das Land zulässt, von dem aus er die Reise nach Württemberg angetreten hat. Aus dem sehr schwachen roten Ovalstempel glaube ich im oberen Teil "SEEBRIEF" zu lesen, dann folgt das Datum 16. Mai(?) und weitere Buchstaben, die ich nicht zusammenpuzzlen kann.

Irgendjemand hat mit einer Bleistiftnotiz rs. den Beleg Niederländisch Indien zugeordnet - vielleicht kann man über die Verwendung dieses Stempels der Lösung näher kommen.

Oben links finden wir den Laufweg "via Amsterdam" und den Schiffsnamen, wohl ein Segler namens Ulysses, zu diesem Schiffsnamen habe ich ebenfalls über google nix gefunden. Geschrieben wurde der Brief am 18. März 1840 - sollte das Datum im Stempel tatsächlich 16. Mai sein, so betrug die Laufzeit knapp zwei Monate. Vom Inhalt her ein typischer Auswandererbrief eines (des Schreibens wenig kundigen) jungen Mannes, der an seinen Pfleger in Remmingsheim (heute Neustetten im Landkreis Tübingen) schreibt. Insgesamt also kaum Information - umso spannender die Frage, ob jemand unter euch das eine oder andere Mosaiksteinchen hinzufügen kann.

Gruss an alle im Forum - sehr gespannt bin.

Rolf


 
Jürgen Witkowski Am: 02.03.2010 17:52:30 Gelesen: 14567# 2 @  
@ roteratte48

Der Stempel ist wirklich kaum zu entziffern. Wenn es einen Bezug zu Niederländisch-Indien gibt wäre es auch denkbar, dass die dortige Stadt Surabaya im Stempeltext steht, für die es die Schreibweisen Surabaya, Surabaja und Soerabaja gibt.

Mit etwas Fantasie könnte man unten den Namen der niederländischen Hafenstadt Den Helder lesen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Heinz 1 Am: 02.03.2010 18:17:00 Gelesen: 14557# 3 @  
Hallo Rolf,

wenn ich davon ausgehe, dass der Brief aus Niederländisch Indien kommt per Schiff, dürfte die Laufzeit hinkommen. Der Ovalstempel "Seebrief" könnte aus Holland sein und " Zeebrief" heißen und als Durchgangsstempel in Amsterdam verwandt worden sein.

Einen Stempel vom Grenzpostamt Aachen, der für Briefe von Übersee über England und Aachen befördert wurde hat auch den Zusatz "Seepost". Auch wenn er ganz anders aussieht wie der Ovalstempel. Siehe Abbildung:



Mit schönen Grüßen Heinz
 
bayern klassisch Am: 02.03.2010 18:59:30 Gelesen: 14544# 4 @  
Falls die Taxen interessieren:

8 Pence = 24 Kreuzer als Shipfee.
14 Kr. für die NL = 4 preußische Silbergroschen.
17 Kr. für Preußen = 4 1/2 pr. Sgr..
6 Kreuzer für Württemberg (Taxispost).

Links ist die Summe für den Empfänger notiert: 1 f 1, also 1 Gulden 1 Kreuzer.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Jürgen Witkowski Am: 02.03.2010 21:39:33 Gelesen: 14527# 5 @  
@ roteratte48

Ich denke, ich habe den passenden Stempel gefunden. Es war ein Stempel, der auf "Incoming Mail" abgeschlagen wurde. Dieser Typ wurde auch in Den Helder verwendet und war seit 1831 in Gebrauch.

Literaturnachweis: J.P.Traanberg, Philip Cockrill - Netherland & Colonies Maritime Markings & Ship Cancellations (1793 - 1939).

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
roteratte48 Am: 03.03.2010 07:47:32 Gelesen: 14507# 6 @  
Es ist wie immer - "hier werden Sie geholfen"! An Euch Drei ganz herzlichen Dank für Eure Bemühungen; einiges hat sich ja bereits geklärt.

Die Vermutung von Jürgen mit Surabaya können wir jetzt ad acta legen. Als brainstorming sind solche Vorschläge wichtig! Und mit dem Auffinden der Stempelabbildung ist die Zuordnung des Briefes zu Niederländisch Indien um einiges wahrscheinlicher geworden - er wurde tatsächlich in DEN HELDER aufgebracht. Die Vermutungen von Heinz mit der Verwendung in NL und der Schreibweise "ZEE-BRIEF" haben sich nun auch bestätigt. Und an Ralph: Natürlich interessieren die Taxen - DANKE! Ist es richtig, dass auch die Taxaufschlüsselung für die Herkunft des Briefes aus einer der Niederländischen Kolonien spricht - oder wäre eine identische Taxierung auch für einen Beleg aus beispielsweise den USA so denkbar? Ich selbst bin noch nicht 100%ig überzeugt von NL-Indien, aber 70 - 80% sind ja auch schon ganz gut. ;0)

Liebe Grüsse vom Oberrhein an euch alle - Rolf
 
bayern klassisch Am: 03.03.2010 09:02:13 Gelesen: 14500# 7 @  
Hallo Rolf,

zeigst du mal den Brief von hinten?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Jürgen Witkowski Am: 03.03.2010 10:00:27 Gelesen: 14488# 8 @  
@ roteratte48 [#6]

Der Hafen Den Helder spricht für die Vermutung, dass es sich um einen Brief aus Niederländisch Indien handelt. Den Helder war bis zu ihrem Niedergang Sitz der Niederländischen Ostindien-Kompanie und auch später noch der Haupthafen im Schiffsverkehr mit dieser Region.

Zwischen Württemberg und der Niederländischen Ostindien-Kompanie gibt es auch eine interessante Verbindung. Zwischen 1787 und 1808 stand das sogenannte Kapregiment, ein Infanterie-Regiment aus Württemberg in deren Diensten. Das war zwar um etliche Jahr vor der Zeit Deines Beleges, steht aber unter Umständen mit einem Nachfahren eines Beteiligten in Zusammenhang.

Quelle und weitergehende Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kapregiment

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
bayern klassisch Am: 03.03.2010 10:58:38 Gelesen: 14478# 9 @  
Hallo Rolf,

wenn kein Absendervermerk angebracht ist, ist die Zuordnung eines Aufgabeortes immer problematisch.

Der Stempel Zeebrief Den Helder wurde auf allen Briefen abgeschlagen, die aus Übersee dort eingingen. Ist damit schon eine Zuordnung zu einem Land schwer möglich, dann umso mehr die Zuweisung einer Aufgabepost.

Wenn der Segler (oder Dampfer?) Ulysses nicht gerade in dieser Zeit immer dieselbe Route abfuhr oder absegelte, wäre ich bei der Angabe des Aufgabeortes vorsichtig.

Leider sind mir die Gebühren der NL - Seebriefe nicht geläufig, sonst könnte man evtl. über die Höhe des Teilfrankos oder Portos weitergehende Aussagen treffen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
roteratte48 Am: 03.03.2010 12:47:13 Gelesen: 14470# 10 @  
Gerade vom Arzt zurück und finde eure Antworten!

@ bayern klassisch - auf dem Brief ist hinten nix drauf, garnichsts, hilft also auch nicht weiter *gg*

@ Jürgen - der Link hilft evtl. weiter, ich versuch's mal mit den im Brief erwähnten Namen. Der Teufel ist manchmal ein Eichhörnchen.

Dankeschön - und allen einen wunderschönen Tag !

Gruss - Rolf
 
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