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Thema: Belege aus der eigenen Familiengeschichte
chuck193 Am: 29.09.2010 23:31:45 Gelesen: 310351# 1 @  
Hallo an die Postkarten Sammler,

ich hätte gerne gewusst, ob diese Karte in dieses Thema gehört. Es handelt sich bei dieser Karte um einen Telefon Halter, den mein Vater entwickelt hat. Ein Patent war soweit ich noch weiß, angemeldet.

Viele Grüsse,
Chuck



Hier die Rückseite



[Beitrag redaktionell in neues Thema ausgegliedert]
 
chuck193 Am: 29.09.2010 23:48:11 Gelesen: 310348# 2 @  
Hallo die Kartensammler,

hier eine Postkarte der Firma Kenfenheuer über Familien Wappen. Das Heft der zweiten Ausführung habe ich noch. Eine Karte mit 'Memories".

Viele Grüsse,
Chuck



Rückseite:


 
chuck193 Am: 02.10.2010 04:40:00 Gelesen: 310281# 3 @  
Hallo an die Postkartensammler,

hier habe ich eine Karte, die mein Grossvater im ersten Weltkrieg von Belgien an seinen Sohn schickte, meinen Onkel. Kurz darauf war mein Grossvater für einige Tage verschüttet, aber kam heil wieder zu Tage. Die selbe Karte hatte er auch an meine Mutter geschickt, aber die Karte muss verloren gegangen sein. Auch wurde die Karte wohl in einem Umschlag geschickt, den wir leider nicht mehr haben.

Immerhin ein schönes Andenken.

Viele Grüsse,
Chuck




 
volkimal Am: 05.10.2011 18:24:27 Gelesen: 309518# 4 @  
@ chuck193 [#1]

Hallo Chuck,

es freut mich, einen anderen Sammler kennenzulernen, der sich philatelistisch mit der eigenen Familie auseinandersetzt. Zu Deiner Frage, "ob diese Karte in dieses Thema gehört": Meinst Du mit dem Thema deine Familiengeschichte? Ich weiß es nicht genau, da der Beitrag redaktionell in neues Thema ausgegliedert wurde.

Da es keine eindeutige Definition darüber gibt, was zu einer Sammlung über die Familengeschichte gehört, liegt es ganz bei Dir. Wenn es nach Deiner Meinung dazu gehört, so sei es dann !

Ich selber habe sehr viel Spaß an meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie". Anhand von den vielen Belegen, die aus meiner Familie erhalten geblieben sind, dokumentiere ich, was meine Familie ab ca. 1900 (und zum Teil auch noch vorher) erlebt hat. Es ist eine hochinteressante Kombination aus Familiengeschichte, Zeitgeschichte und Philatelie.



Das älteste Stück ist diese Vorderseite eines Briefumschlages. Philatelistisch ist der Beleg nichts mehr wert: Er ist eingerissen, geknickt und voller Fettflecken. Der "Zettel" hat wohl nur dadurch überlebt, dass auf der Rückseite ein Rezept für eine Melissenlimonade notiert worden ist.

Trotzdem bin ich auf diesen "vergammelten" Brief besonders stolz. Er geht nämlich "An den königlichen Domainen Rentmeister Herrn Leps Wohlgeboren in Querfurt" - also an meinen Ur-ur-ur-Großvater. Ein königlicher Domänen Rentmeister ist der Verwalter eines großen königlichen Gutes.

Links unterhalb des Freivermerkes steht ist die Unterschrift eines Beamten namens Martini. Da der Berliner Stempel keine Jahreszeit trägt, kann man den Brief nicht genau datieren. Mein Ur-ur-ur-Großvater lebte von 1797 bis 1849. Nach der Papierstruktur ist das Papier nicht älter als aus dem Jahre 1842. Der Brief muss also aus der Zeit zwischen 1842 und 1849 stammen.

Viele Grüße
Volkmar
 
chuck193 Am: 05.10.2011 19:27:01 Gelesen: 309504# 5 @  
@ volkimal [#4]

Hi Volkmar,

heute läuft mein PC oder das Internet ungeheuer langsam, na, da hast Du aber ein schönes Stück Familiengeschichte, sei stolz darauf. Auch wenn der Umschlag beschädigt ist, spielt das bei diesen Sachen keine Rolle. Wenn meine Beiträge irgendwo anders verschoben sind, habe ich keine Ahnung, wo die jetzt sind, es wäre schön, wenn die Redaktion das sagen würde, wenn die einen Beitrag woanders hinstecken. Wie gesagt, ein schöner Beleg. Ich nehme an, dass Du auch Genealogie betreibst. Das mache ich auch, die meisten älteren stammen aus der Witzenhausen Gegend und Bremen, nur ist es zu teuer Kirchenbuch Abzüge zu bekommen.

Viele Grüsse,
Chuck
 
volkimal Am: 05.10.2011 21:50:56 Gelesen: 309481# 6 @  
Hallo Chuck,

ich weiß nicht, unter welchem Thema Du den Beitrag eingestellt hast. Die Redaktion hat aber mit Deinem Beitrag ein neues Thema begonnen: "Belege aus der eigenen Familiengeschichte".

Man kann Familiengeschichte und Philatelie übrigens auch so verbinden, dass man Belege sucht, die irgendetwas mit der Familie zu tun haben (Gebäude, Orte, Arbeitsstellen usw.). Hierzu benutze ich übrigens auch Ansichtskarten, Bildpostkarten usw.



Ein besonders schönes Beispiel ist dieser Brief, denn er hat gleich zweimal etwas mit meiner Familie zu tun. Auf der Marke zu 70 Pfg. ist die Nicolaikirche abgebildet. Diese Kirche war von 1700 an die Arbeitsstätte meines 7-fachen Urgroßvaters dem Pfarrer Johann Rau. Von 1728 bis zu seinem Tode im Jahre 1733 war er dann sogar Probst von Berlin. Auf der 20 Pfg. Marke sieht man den ältesten Stadtplan von Berlin aus dem Jahre 1648. Dieser Stadtplan stammt von Johann Gregor Memhardt meinem 9-fachen Urgroßvater. Als kurfürstlicher Hofarchitekt und Bauingenieur stand er im Dienst von Friedrich Wilhelm dem sogenannten "Großen Kurfürsten". Für ihn baute er u.a. am Berliner Schloss und erweiterte den Lustgarten. 1656 erhielt er die Oberaufsicht über alle kurfürstlichen Gebäude, insbesondere über das Berliner Schloss.



Linke Marke: Das Berliner Schloss im Jahre 1703
Rechte Marke: Der Große Kurfürst mit seiner Familie im Garten des Berliner Schlosses



Mit diesem Ort möchte ich den Rückblick in meine Ahnentafel beenden, denn aus Bederkesa stammt der älteste meiner Vorfahren, der in unserer Ahnentafel vorkommt. Es handelt sich um meinen 25-fachen Urgroßvater "Margvard von Bederkesa", er wird im Jahre 1159 erwähnt.

Viele Grüße
Volkmar
 
chuck193 Am: 06.10.2011 00:47:53 Gelesen: 309469# 7 @  
@ [#5]
@ volkimal [#6]

Hi Volkmar,

da hast Du ja schöne Belege zu Deiner Familie, die geht ja weit zurück, ich bin froh, wenn ich auf das ende 1600 komme. Mein Grossvater war Hofmeier der Familie Post in Bremen. Die Familie meiner Frau geht zwar bis Erik, King of Sweden zurück.

Ich hatte schon eine Antwort vor einer halben Stunde geschrieben, aber dann ging alles schief, und ich musste meinen PC neu starten. Hoffentlich geht es dieses mal.

Schöne Grüsse aus Canada,
Chuck
 
volkimal Am: 07.10.2011 17:18:58 Gelesen: 309401# 8 @  
@ chuck193 [#7]

Hallo Chuck,

wenn Deine Ahnentafel bis Ende 1600 reicht, so ist das auch schon ganz gut. Es ist immer schwer, die Vorfahren in die Zeit vor 1648 d.h. in der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg zu finden. Es sind einfach zu viele Kirchenbücher zerstört worden.

Wenn Deine Frau auf die Familie von Erik XIV zurückgeht, so gibt es zumindest zu diesem König eine Briefmarke.

Wie verbindest Du eigentlich die Familiengeschichte und die Philatelie? Stellst Du es als Sammlung zusammen?

Ich selbst habe schon einige Teile als Ausstellungssammlung zusammengestellt - allerdings immer für die offene Klasse, da ich nicht bereit bin mich der Ausstellungsordnung zu unterwerfen. Für den Wettbewerb habe ich viel zu viel Text in der Sammlung, außerdem zeige ich auch noch Fotos, Ansichtskarten, Urkunden usw., die ich sonst nicht ausstellen dürfte. Neben der Sammlung drucke und scanne ich die Belege ein und drucke sie wie in der Sammlung zusammen mit den Taxten aus. So kann ich die "Sammlung" jederzeit mitnehmen. In den Heften der Poststempelgilde habe ich schon einige Teile meiner Familiengeschichte veröffentlicht.



Bei meiner ersten Antwort habe ich den Brief an meinen Ur-ur-ur-großvater gezeigt. Zu der darauffolgenden Generation gehören väterlicherseits acht Ur-ur-Großeltern. Von diesen kann ich immerhin sieben philatelistisch belegen. Ein Beispiel:

Wie man der Anschrift des Briefes "Frau Pastor Hecker geborene Leps" entnehmen kann, geht dieser Brief an die Tochter des Domainen Rentmeisters Leps, also an meine Ur-ur-Großmutter Clara Hecker. Wenn man das Datum des Poststempels, den 3.2.1906 beachtet, so finde ich es doch schon recht erstaunlich, dass die Absenderin noch den Zusatz "geborene Leps" dazugeschrieben hat. Als meine Ur-ur-Großmutter den Brief erhalten hat, war sie schon 83 Jahre alt und sie ist etwa eineinhalb Monate nach Erhalt des Briefes gestorben.

Viele Grüße nach Kanada
Volkmar
 
volkimal Am: 24.03.2013 10:58:55 Gelesen: 307694# 9 @  
Hallo zusammen,

es ist schon lange her, dass ich etwas zu diesem Thema geschrieben habe. Dennoch, die Sammlung mit der ich mich am meisten beschäftige, ist meine Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie".

Im letzten Beitrag [#8] schrieb ich: Bei meiner ersten Antwort habe ich den Brief an meinen Ur-ur-ur-Großvater gezeigt. Zu der darauffolgenden Generation gehören väterlicherseits acht Ur-ur-Großeltern. Von diesen kann ich immerhin sieben philatelistisch belegen. .



Wie man an meinem philatelistischen Stammbaum sehen kann, ist das inzwischen nicht mehr richtig. Jetzt kann ich alle 8 Ur-ur-Großeltern väterlicherseits belegen. Zum 92-ten Geburtstag meines Vaters, von dem ich das Hobby Philatelie "geerbt" habe, stelle ich gerade ein Heft über das Leben meines Großvaters zusammen. Dabei habe ich eine Karte gefunden, auf der die letzte fehlende 8-te Ur-ur-Großmutter Grüße bestellen lässt.



Diese Karte war schon immer in der Sammlung. Der Zusammenhang zu Ururgroßmutter Emilie Werdermann geb. Bischoff war mir bisher nicht aufgefallen, da die Karte weder an sie selbst ging, noch von ihr geschrieben ist. Ich hatte sie aber noch nicht durchgelesen. Die Grüße von Ururgroßmutter stehen oben links (über Kopf zu lesen).



Als Ergänzung der einzige Brief an ihren Mann, meinen Ur-ur-Großvater, den Bauern Herrn Gottfried Werdermann in Menz vom 29. Oktober 1890. Der Brief kommt vom königlichen Amtsgericht in Gransee und es geht darin um die Übertragung eines Grundstücks in Zernikow von meinem Ur-ur-Großvater an den Urgroßvater. Auf der Rückseite ist der Ankunftsstempel aus Menz vom 30. Oktober 1890.

Viele Grüße
Volkmar
 
ralfi Am: 25.03.2013 09:50:21 Gelesen: 307646# 10 @  
@ volkimal [#9]

Hallo Volkmar, hallo alle anderen Sammler, die Beiträge zu diesem Thema eingestellt haben.

Ich stelle dann auch noch mal die Dorfkirche Bochum-Stiepel vor (Michel Nr. 2646), die ich schon in anderem Zusammenhang (Druckabweichungen Felder 2 und 5) eingestellt hatte: Dass Dein Familienname auf einer Marke erscheint, passiert ja auch nicht so häufig.

Viele Grüße
(Ralf) Stiepel



 
rostigeschiene (RIP) Am: 25.03.2013 11:04:10 Gelesen: 307635# 11 @  
@ ralfi [#10]

Herzlichen Glückwunsch zur eigenen Dorfkirche.

Werner aus Bochum,
gleich neben der Dorfkirche
 
volkimal Am: 29.03.2013 11:01:24 Gelesen: 307571# 12 @  
Hallo zusammen,

heute möchte ich die Vorstellungsrunde meiner Ur-ur-Großeltern mit Hermann Hecker und seiner Frau Clara Hecker (geb. Leps) fortsetzen. Von ihrem Vater Andreas Leps (mein Ur-ur-ur-Großvater) habe ich im Beitrag [#3] berichtet. Einen Brief an Ur-ur-Großmutter habe ich schon im Beitrag [#8] gezeigt.



Mein Ur-ur-Großvater, Hermann Hecker war Pastor in Schmarsow bei Hohenmocker (Pommern). Hier eine Karte an ihn aus dem Jahre 1875. Meine Urgroßmutter Hedwig Hecker d.h. also die Tochter von Hermann Hecker und Clara Leps hat in Ihren Lebenserinnerungen eine interessante Geschichte zu dem Pfarrhaus in Schmarsow und zu dem politischen Schriftsteller und Dichter Ernst Moritz Arndt erwähnt.

Von meinen Vorfahren lebte damals allerdings keiner in Schmarsow. Ich zitiere:
Auf der Flucht vor den Franzosen war Ernst Moritz Arndt im Pfarrhaus verborgen und in einer Heufuhre von dem ahnungslosen Knecht bei Demmin über die Grenze gebracht worden. Franzosen, die ihnen begegneten, stachen in das Heu ohne ihn zu treffen.

Ein kleiner Teil im Norden Pommerns im Bereich der Insel Rügen gehörte damals zu Schweden. Ernst Moritz Arndt gelang auf diese Weise die Flucht nach Schweden, wo er sich mehrere Jahre aufhielt, bis er schließlich 1810 nach Deutschland zurückkehrte.



Diese Postkarte schrieb Ur-ur-Großvater Hermann Hecker aus Schmarsow an seine Frau, als diese gerade bei der jüngsten Schwester von Hermann Hecker zu Besuch war. Da Schmarsow kein eigenes Postamt hatte wurde die Post in Hohenmocker aufgegeben. 1890 starb Hermann Hecker im Hause seines Schwiegersohnes Pastor Paul Markgraf in Verchen. Das Foto zeigt Ur-ur-Großmutter Clara Hecker am Grab ihres Mannes neben der Kirche in Verchen. Links stehen ihre Tochter Klara und deren Mann Pastor Markgraf.

Normal gehören solche Fotos nicht ins Forum, aber ich baue in meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" immer wieder Fotos und Urkunden ein. Darum auch hier einmal ein Foto. Außerdem gibt es zu diesem Grab noch eine Geschichte, auf die ich das nächste mal eingehen möchte.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 31.03.2013 10:46:27 Gelesen: 307538# 13 @  
Hallo zusammen,

es geht weiter mit Verchen. Im Sommerurlaub 1996 übernachtete ich mit der Familie in der Jugendherberge in Demmin. Zum Baden sind wir von dort aus zum Kummerower See gefahren und kamen durch Zufall nach Verchen. Ich wollte mir die Kirche ansehen und traf dabei Herrn T, der die Kirche eigentlich abschließen wollte. Herr T führte mich durch die Kirche. Im Gespräch stellte sich dabei heraus, dass er Verwandte in Selm (meinem Geburtsort) bzw. Olfen (meinem Wohnort) hatte und dass er den Onkel meiner Frau kannte. Dieser arbeitete als Priester in der katholischen Diaspora in Raden, 40 km von Verchen entfernt.

Zu meiner großen Überraschung führte mich Herr T. zum Schluss an die Gräber meiner Ur-ur-Großeltern und von Paul Markgraf, die immer noch erhalten sind. Diese Entdeckung teilte ich meinen Eltern auf dieser Ansichtskarte mit. Wie ich schreibe sind die Gräber unter dem kleinen Lebensbaum (x).



Die Marke sollte natürlich mit den Stempel aus Verchen entwertet werden. Es war das erste Mal, dass ich eine Poststelle in einem Supermarkt sah. Die Bedienstete fragte mich, ob sie „den anderen“ Stempel auch auf der Karte abschlagen soll, womit ich natürlich einverstanden war. Ich wusste damals noch nicht, was das für ein Rechteckstempel war. So kam der interne Stempel mit der Rechnungsnummer der Postagentur auf die Karte.



Zu Hause war die Überraschung dann noch größer. In meiner Sammlung fand ich mehrere schön frankierte und verzierte Briefe von Herr T. Er hatte sie in den 80 Jahren an den Selmer Pastor Herrn Sanß geschickt. Herr Sanß hatte uns die Briefe weitergegeben, da damals noch die Briefmarken-Jugendgruppe in Selm aktiv war.

Ich wünsche schöne Ostern aus dem leicht verschneiten Münsterland (und das Ende März!)

Volkmar
 
volkimal Am: 05.04.2013 15:01:37 Gelesen: 307493# 14 @  
Hallo zusammen,

die nächsten Ur-ur-Großeltern in der philatelistischen Ahnentafel [#9] sind meine Ur-ur-Großeltern Louis Hentschel (1833 – 1902) und Anna Hentschel geb. Petermann (1838 – 1914). Sie lebten in Muskau an der Neiße und hatten insgesamt 7 Kinder. Das dritte Kind war mein Urgroßvater Oswald Hentschel.

Im Jahre 1900 lebten meine Großmutter Ilse Hentschel und ihre Schwester Cläre für etwa ein Jahr bei ihren Großeltern in Muskau. Ihr Vater arbeitete in dieser Zeit in Spanien. Von dort aus schickte er die obere Karte an seine Töchter nach Muskau. Als Adresse ist mein Ur-ur-Großvater, der Kaufmann L. (Louis) Hentschel angegeben.



Mein Ur-ur-Großvater Louis Hentschel gründete 1860 zusammen mit seinen Brüdern Theodor und Oswald in Muskau ein Geschäft unter dem Namen „Gebrüder Hentschel“. Wie Großmutter Ilse Hentschel schreibt, war es in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Muskau wohl das bestgehende und größte Geschäft und versorgte die ganze Umgebung mit. Die Fotoansichtskarte zeigt eines der später vorhandenen drei Geschäfte.



Inzwischen konnte ich diesen Firmenbrief für meine Sammlung erwerben. Nach dem Tod der drei Geschäftsgründer, die alle ziemlich schnell hintereinander etwa im Jahre 1902 starben, führten Oswald Hentschel (II) und Ludwig Borngräber die Geschäfte weiter. Der Firmenbrief stammt aus dieser Zeit.

Oswald Hentschel (II) war ebenfalls ein eifriger Sammler, seine Sammlung ist aber leider am Ende des Krieges verbrannt. Vermutlich hat er diesen Brief mit einem Zusammendruck, einer Marke vom Unterrand und einem 7-er Streifen Germania frankiert. Mit 91 Pfennig ist er um 1 Pfennig überfrankiert. Auf der Rückseite ist eine interessante Vignette aufgeklebt.



Diese Karte schrieb meine Ur-ur-Großmutter Anna Hentschel geb. Petermann an ihre Enkeltöchter. Die Anschrift lautet:

"Ilse und Clara Hentschel in dem Pangschonat von Fräulein Schulz Gramzow in der Uckermarg"

Mit der Rechtschreibung hatte meine Ur-ur-Großmutter offensichtlich Schwierigkeiten. Man beachte die Schreibweise der Worte "Pensionat" und "Uckermark".

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.04.2013 16:42:03 Gelesen: 307417# 15 @  
Hallo zusammen,

von den Ur-ur-Großeltern fehlen in der Vorstellungsrunde nur noch Friedrich Wilhelm Quinckardt und seine Frau Elise geb. Lehmann. Ich möchte mit Friedrich Wilhelm Quinckardt beginnen.



Ur-ur-Großvater Friedrich Wilhelm Quinckardt wurde 1842 in Magdeburg geboren. Nach dem Besuch der Handels-Akademie in Gera war er als Handlungsreisender in Magdeburg tätig. 1867 gründete er zusammen mit seinen Bekannten Carl Köhler in Berlin eine Chemikalien-Engros-Handlung. Das Unternehmen vergrößerte sich zusehends und gewann überall einen guten Ruf. Der Krieg 1870/71 schadete dem Geschäft und sein Partner schied 1872 aus der Firma aus. 1875 verkaufte Friedrich Wilhelm Quinckardt aus gesundheitlichen Gründen die Firma und blieb nur stiller Teilhaber.

Aus demselben Grund zog er 1880 nach Charlottenburg in die Berliner Straße 41, an die auch diese Karte geschickt ist. Sein erstes eigenes Haus baute er 1884 in der Bismarckstraße. 1893 ließ er sich am Stuttgarter Platz in Charlottenburg ein herrschaftliches Wohn- und Geschäftshaus bauen. Dort lebte er bis zu seinem Tode im April 1904.



Von Fotoansichtskarte des Hauses habe ich leider nur dieses ungebrauchte Exemplar. Vor einigen Jahren gab ich einmal den Namen meines Urgroßvaters ins Internet ein. Ihr könnt Euch vorstellen, wie erstaunt ich war, einen ca. 30-seitigen Bericht über das Haus von Ururgroßvater und das Nachbarhaus zu finden. Daraus stammen die folgenden Zeilen:

1893 ließ F.W. Quinckardt durch den Bauunternehmer Otto Emil Alfred Schrobsdorff am Stuttgarter Platz 16 in Charlottenburg ein herrschaftlichen Wohn- und Geschäftshaus errichten. Zusammen mit dem Nachbarhaus bildete es eine imposante Doppelanlage. Die Wohnungszuschnitte und -größen des Vorderhauses entsprechen denen des Hauses Stuttgarter Platz 15, sind aber wie das gesamte Haus spiegelverkehrt angelegt. Friedrich Wilhelm Quinckardt wünschte für sein Haus ein höheres Dach als das des Nachbarhauses vom Baukönig Schrobsdorff, zwei hohe, getreppte Spitzgiebel sowie auf dem hohen Dach noch einen spitzen Turm.

Nach dem 2. Weltkrieg wird das Haus Stuttgarter Platz 16 bei der Behörde als "mittelschwer" zerstört registriert. Im Zuge des neuen Denkmalschutzgesetzes wird das Vestibül des Hauses im April 1995 auf die Liste der Baudenkmäler in Berlin gesetzt. Rechts ist das Haus im Jahre 2008 zu sehen.



Der Stuttgarter Platz war eine begehrte Wohnlage, standen die Häuser doch genau gegenüber dem Bahnhof, auf dem die kaiserliche Familie auf dem Weg zum und vom Schloss Charlottenburg Station machte. Der Pfeil deutet auf das Haus von Ur-ur-Großvater. Die vornehme Wohnlage hat sich inzwischen gründlich verändert. In vielen Städten, so auch in Charlottenburg, ist das Bahnhofsviertel zur Erotikmeile geworden. Wie in fast jedem Haus befindet sich im Haus Stuttgarter Platz 16 inzwischen unten rechts ein Nightclub. Die rechte Karte hat Urgroßvater Oswald Hentschel (der Schwiegersohn von F.W. Quinckardt) an seine Tochter geschickt. Sie besuchte gerade ihren Großvater F.W. Quinckardt in Berlin.



Die Berliner Privatpost und Spedition A.G. (Berlin G) nahm am 1. Oktober 1895 ihre Arbeit auf. Im Tarifheft von 1896 entdeckte ich, dass sich im Haus „Stuttgarter Platz 16“ eine Annahmestelle dieser Privatpostanstalt befand. Im Juni 1987 wurde die Berliner Privatpost und Spedition A.G. von der Packetfahrt (Berlin B) übernommen. Die Marken und Ganzsachen der Privatpost konnten aber ausnahmslos und zeitlich unbegrenzt weiter verwendet werden.

Soweit für heute. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende
Volkmar
 
volkimal Am: 19.04.2013 16:36:31 Gelesen: 307331# 16 @  
Hallo zusammen,

1870 war die Hochzeit von Friedrich Wilhelm Quinckardt und Elise Lehmann. Sie hatten zusammen sieben Kinder. Hier zwei Karten an meine Ur-ur-Großmutter Elise Quinckardt:



Bei einem Aufenthalt in Italien erreichte Ur-ur-Großmutter die Karte aus Hameln von ihrem Schwiegersohn Richard Busacker. Besonders gut gefällt mir aber die folgende Karte:



Eines der Kinder meiner Ur-ur-Großeltern war 1925 auf der Britischen Empire Ausstellung in Wembley. Von dort schickte es diese Sonderpostkarte an Elise Quinckardt. Die Karte trägt den Sonderstempel der Empire Ausstellung. Leider fehlt die Angabe des Vornamens. So weiß ich nicht, wer die Karte geschrieben hat.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 21.04.2013 11:08:34 Gelesen: 307281# 17 @  
Hallo zusammen,

ich bin selbst immer wieder erstaunt, was unserer Familie alles aufgehoben wurde. Aber es ist gut so, denn nur dadurch konnte ich meine Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" aufbauen. Zu einer interessanten Erbschaftsgeschichte gehört die Karte an den Rentier Friedrich Wilhelm Quinckardt, Stuttgarter Platz, vormals Bismarckstraße. Absenderin ist Dora Wollschläger, die Cousine von F.W. Quinckardt.



Für alle, die die Schrift nicht lesen können die Übersetzung:

Lieber Coseng (= Cousin), bitte Dich herzlich mir umgehend Bescheid zu schreiben, wie wir mit Euen in Brandenburg verwandt sind, da Bruder und Schwester gestorben sind und ein Aufruf in der Bürger-Zeitung stand und alle Abkömmlinge erbberechtigt sind.
Lieber Coseng kannst du mir vielleicht mitteilen, wo unsere Großeltern geboren sind und was war ihr Beruf? Vielleicht kannst du mir darüber nähere Auskunft geben.
Adress. Frau Dora Wollschläger, geborene Quinckardt in Burg bei Magdeburg.




Die entsprechende Anzeige ist ebenfalls noch erhalten geblieben. Die Großeltern der verstorbenen Auguste Kuhlmay waren die Urgroßeltern von Friedrich Wilhelm Quinckardt. Bei der Erbschaft ging es um den damals immensen Betrag von 80.000 Mark. Die Schwester von F.W. Quinckardt hatte einen Juden geheiratet. Daraufhin war der Kontakt zur Familie abgebrochen.

F.W. Quinckardt hatte durch sie fünf bis dahin nicht bekannte Nichten und Neffen, von denen drei noch lebten. Zusätzlich meldeten sich überraschenderweise noch mehrere bisher unbekannte Verwandte aus Hamburg. Dadurch erbte F.W. Quinckardt am Ende anstelle der vom Gerichtssekretär in Aussicht gestellten 10.000 Mark „nur“ 3.333 Mark. Zu dieser Korrespondenz gehört auch noch diese „Testamentssache“ vom Sanatorium in Brandenburg die fast zeitgleich mit der Postkarte ankam. Als Drucksache ist sie mit 3 Pfg. frankiert.

Obwohl die Urgroßeltern 7 Kinder hatten gibt es den Namen Quinckardt bzw. Quinckhardt kaum noch. Im Telefonverzeichnis findet man diese Namen insgesamt nur noch 11-mal - vorwiegend im Bereich Hamburg bzw. Bremen.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag.
Volkmar
 
volkimal Am: 01.05.2013 08:53:27 Gelesen: 307182# 18 @  
Hallo zusammen,

ich mache weiter mit der Familie Quinckardt:



Die Karte mit dem Stempel „Deutsche Seepost, Ostafrikanische Hauptlinie“ fand ich zufällig beim Durchblättern eines Auktionskataloges. Sie geht an Margarete Quinckardt, eine Tochter meiner Ururgroßeltern. Sie war das fünfte von sieben Kindern. Da ich immer nach Hentschel-Briefen suche, achte ich bei den Abbildungen von Belegen der Deutschen Kolonien immer auf die Anschriften. Der Name Quinckardt und die Adresse Stuttgarter Platz 16 fielen mir sofort ins Auge.

Die untere Karte schrieb Kurt Busacker im Alter von 12 Jahren an seine Tante. Er bedankt sich für den Kuchen, den Margarete Quinckardt zu Ostern geschickt hatte.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 04.05.2013 09:29:31 Gelesen: 307097# 19 @  
Hallo zusammen,

ich komme nun zum "schwarzen Schaf" unter den Sammlern in meiner Familie. Im "Großen Lexikon der Philatelie" von Ullrich Häger fand ich durch Zufall unter dem Stichwort "Deutsch-Neuguinea" folgenden Text:

Vorsicht ist geboten vor Briefen mit der Anschrift Hentschel in Muskau/Oberlausitz; dieser Markenhändler fabrizierte Briefe mit längst ungültig gewordenen Reichs-postmarken der Ausgaben 1875 und 1880, die vom Postamt Stephansort noch 1902 abgestempelt und weitergeleitet wurden.

Ich wurde natürlich hellhörig, denn wie ich im Beitrag [#14] schrieb, stammten einige meiner Vorfahren aus Bad Muskau. Im Lexikon war leider der Vorname von Herrn Hentschel nicht angegeben. Ich wandte mich also an den Bundesprüfer Herrn Bothe und erfuhr von ihm, dass es sich um Theodor Hentschel handelte. Erst war also der Bruder von Ur-ur-Großvater. Herr Bothe schickte mir auch noch diese Abbildung und schrieb dazu:



Anbei eine Fotokopie eines Hentschel-Briefes. Hier hat Hentschel Marken der Marschall-Inseln auf Deutsch-Neuguinea außerhalb der Postgültigkeit noch im April 1902 abgestempelt bekommen, sie waren aber nur bis zum September 1901 gültig. Dieser Brief ist ordnungsgemäß zugestellt worden aber natürlich als "Mache" wertlos. Wie es Hentschel geschafft hat seine Manipulationen durchzubekommen ist mir rätselhaft. Vielleicht hat eine Kiste Zigarren oder gute Beziehungen nachgeholfen. Ich weiß es nicht.

Hentschel in Muskau hat in großen Mengen "Machwerke" anfertigen lassen. Insbesondere hat er in unzähligen Mengen Briefe mit 2-Pfg.-Marken sich zuadressieren lassen. Er hat sich damals ein großes Geschäft davon versprochen, doch - wie so oft in der Spekulation - ging dieses Geschäft nicht auf und die vielen 2-Pfg.-Stücke werden als "gemacht" immer "schief" angesehen.


Obwohl ich immer darauf achte, habe ich bisher keinen Brief mit ungültigen Marken zu einem annehmbaren Preis gefunden. Hentschel-Briefe finde ich aber immer wieder, da ich bei Kolonialbelegen immer auf die Anschrift achte. Hierzu zwei Beispiele:



Die linke Karte war mein erster Hentschel-Beleg. Ich fand die Karte bei einem Tauschtag in Münster. Rechts eine der vielen typischen 2-Pfg.-Frankaturen, in diesem Fall von der deutschen Post in China.

Ein "Abfallprodukt" bei der Suche nach Hentschel-Belegen war die Karte an Margarethe Quinckardt, die ich im letzten Beitrag vorgestellt habe.

Soviel für heute
Volkmar
 
volkimal Am: 09.05.2013 07:32:46 Gelesen: 307040# 20 @  
Hallo zusammen,

heute möchte ich das "schwarze Schaf" Theodor Hentschel zunächst einmal persönlich vorstellen. Na, sieht er für Philatelisten nicht gefährlich aus?



Inzwischen besitze ich auch einige Hentschel-Belege aus Deutsch-Neuguinea. Einer der berüchtigten Briefe mit ungültigen Marken ist (wie schon gesagt) allerdings nicht dabei.



Die 2 Pfg.-Ortspostkarte wurde mit einer 3 Pfg.-Germania als Zusatzfrankatur am 2.9.1901 in Matupi abgestempelt. Entsprechend des Ankunftsstempels hat die Post aus Deutsch-Neuguinea ca. 7 Wochen für den Transport nach Deutschland gebraucht. Ab dem 1.5.1899 galten in den Schutzgebieten deutsche Inlandsgebühren. Die Karte ist also portogerecht. Die rechte Karte aus Herbertshöhe ist mit 3 x 2 Pfg. um 1 Pfg. (20%) überfrankiert.



Im dritten Fall verwendete Theodor Hentschel eine 5 Pfg. Germania-Karte des Deutschen Reiches. Er ließ sie sich aus Berlinhafen zuschicken. Evtl. geht diese Karte an Theodor Hentschel Junior, den Sohn von Theodor Hentschel. Aus den erhaltenen Unterlagen geht hervor, dass alle drei Brüder (siehe [#14]) ziemlich kurz hintereinander ca. 1902 gestorben sind. "Theodor Hentschel Junior" hat auf jeden Fall auch gesammelt, denn ich fand seinen Namen im Mitgliederverzeichnis des Verbandes der Abstempelungs-Sammler aus dem Jahre 1907. Außerdem habe ich eine Karte aus dem Jahre 1903 mit der Anschrift "Theodor Hentschel Jun." gesehen.

Demnächst geht es weiter
Volkmar
 
axelotto Am: 09.05.2013 09:01:17 Gelesen: 307031# 21 @  
@ volkimal [#4]

Mit der Zeitangabe liegst Du fast richtig. Der Berlinstempel ist bekannt vom 26.1.1839-6.5.1874. Also ist der Brief aus der Zeit von 1839-1842.

Gruß Axel
 
volkimal Am: 09.05.2013 09:14:44 Gelesen: 307028# 22 @  
@ axelotto [#21]

Hallo Axel,

entschuldige, wenn ich widerspreche. Vielleicht habe ich mich unklar ausgedruckt, aber diese Art des Papiers gibt es erst seit 1842 d.h. nicht vor 1842 (Aussage eines Preußen-Spezialisten). Dennoch vielen Dank für Deine Mühe.

Aber eigentlich ist das Alter ganz egal - ich finde es toll, einen so alten Beleg meines Ur-ur-ur-Großvaters in der Sammlung zu haben.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.05.2013 18:29:10 Gelesen: 306952# 23 @  
Hallo zusammen,

nach dem kleinen Ratespiel bei den aptierten Stempeln komme ich zu meiner wichtigsten Sammlung zurück - zur "Familiengeschichte und Philatelie". Es geht weiter mit Theodor Hentschel und den Kolonial-Belegen.



Die Karte aus Tanga ist der einzige Hentschel-Beleg, den ich bisher aus Deutsch-Ostafrika gesehen habe. Diesmal wurden neben den Marken des Deutschen Reiches eine Bayrische 3 Pfg. Marke und eine Marke aus Deutsch-Ostafrika zu 2 Pesa verwendet. Deutsch-Ostafrika war 1901 die einzige Kolonie, in der nicht Mark und Pfennig eingeführt waren.

Die zweite Karte kommt aus Yap, der damaligen Hauptinsel der Inselgruppe der Karolinen im Pazifischen Ozean. Diesmal wurde neben der eingedruckten Marke eine 3 Pfg. Germania-Marke aufgeklebt. Wenn man die Anschriften der beiden Karten vergleicht, so erkennt man, dass sie dieselbe Handschrift tragen.



Der linke Brief kommt ebenfalls Deutsch-Südwestafrika. Bei dem 10 Pfg.-Ganzsachen-Umschlag (Adler) wurden zusätzlich eine 10 Pfg.-Germania und die 10 Pfg. Aufdruck-Ausgabe aus Deutsch-Südwestafrika aufgeklebt. Der Brief ist als Einschreiben frankiert, er wurde aber am 2.4.1901 in Grootfontein als gewöhnlicher Brief aufgegeben. Im April 1901 waren die Aufdruck-Ausgaben noch gültig.

Der rechte Brief wurde in Kamerun aufgegeben. Dort habe ich bisher nur zwei Briefe registriert, die beide aus Kribi kamen. Diesen Brief hat ein Bekannter von mir in meinem Auftrag ersteigert, denn als der Brief bei Ebay verkauft wurde, war ich gerade in Kamerun und besuchte dort unter anderem auch Kribi.

Insgesamt habe ich bis auf die Marschall-Inseln und Samoa aus allen Deutschen Kolonien Hentschel-Belege gefunden. Die Marken der Marschall-Inseln wurden allerdings auf Briefen aus Deutsch-Neuguinea verwendet. Leider konnte ich mir aufgrund der Preise (bis zu 5000,-€) nicht alle Belege leisten.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.05.2013 07:42:49 Gelesen: 306893# 24 @  
Hallo zusammen,

dieses ist mein einziger Beleg mit ungültigen Aufdruck-Marken. Zugleich ist es einer der wenigen Belege, mit einer echten Nachricht. Die meisten Karten an Theodor Hentschel haben keinen Text oder tragen einen fingierten Text, den er selbst geschrieben hat.

In den deutschen Kolonien galt 1902 das Inlandsporto. Eine Postkarte kostete 5 Pfg., die Einschreibegebühr betrug 20 Pfg. Diese Ansichtskarte aus Grootfontein in Deutsch-Südwestafrika wäre mit 36 Pfg. auf jeden Fall überfrankiert.



Vielleicht hatte der Absender versucht, diese Karte als Einschreiben aufzugeben und hat gehofft, dass die ungültigen Aufdruckmarken zu 10 Pfg. bzw. 20 Pfg. noch abgestempelt wurden. Dieses geschah aber nicht, sondern die Marken wurden als ungültig markiert. Der Absender schreibt am 5.3.1902:

Ich bedaure ihn mitteilen zu müßen daß auch die zweite Sendung zurückgekommen ist voraußsichtlich bringe ich dieselbe persönlich da ich im August in Deutschland bin bietet sich noch gelegenheit die zwei Sendungen zur Post zu geben so schicke ich sie noch vorher ab.
Unter herzl. Grüssen verbl. ich ihr Fr. Großmann


Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 06.06.2013 12:46:10 Gelesen: 306816# 25 @  
Hallo zusammen,

fast alles, was ich in meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" zeigen kann, habe ich von meinen Vorfahren geerbt. Eine Ausnahme sind die Hentschel-Belege. Heute möchte ich Euch meine neueste Errungenschaft vorstellen. Eine Drucksache aus Liegnitz mit einem Ziermusterfreistempel an die Gebr. Hentschel in Muskau:



Diesen Brief habe ich bei Ebay entdeckt. Es ist der erste Beleg in meiner Sammlung an die Gebr. Hentschel. Meinen einzigen Firmenbrief von ihnen habe ich im Beitrag [#14] vorgestellt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 15.06.2013 08:09:47 Gelesen: 306726# 26 @  
Hallo zusammen,

fast alle Belege aus meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" habe ich von meinen Vorfahren geerbt. Eine große Ausnahme waren die Hentschel-Belege. Die Belege von Beitrag [#19] bis [#25] und den Firmenbrief aus Beitrag [#14] habe ich dazugekauft. Bei den Kolonien sehe ich in den Auktionen regelmäßig weitere Hentschel-Briefe. Ich suche aber nur noch Belege, wenn ich die Kolonie noch nicht in meiner Sammlung habe. Eine Ausnahme wäre ein Hentschel-Brief mit ungültigen Marken zu einem annehmbaren Preis. Bisher sollten solche Stücke immer mehr als 1000,-€ kosten - und das ist mir deutlich zu viel.

Zum Abschluss dieses Kapitels meiner Sammlung möchte ich heute eine Postkarte zeigen, über die ich mich besonders gefreut habe:



Diese Karte an einen Briefmarkenhändler in Berlin hat Theodor Hentschel persönlich geschrieben. Er fragt nach Kolonial-Belegen und gibt als Referenzen an, dass er Mitglied in folgenden Vereinen ist:

- Berliner Briefmarken Sammler Verein
- Alemania Berlin
- Mährisch Ostrau Verein etc etc.

Seine Leidenschaft für die 2-Pfg. Briefmarken sieht man auch an der Bitte:

"Briefe bitte mit 2 Pfennig Marken I. Em(ission) zu bekleben! Auch Einschreibebriefe!"

Anhand der Handschrift auf dieser kann ich erkennen, dass Theodor Hentschel einige der besonders ungewöhnlichen (aber leider auch sehr teuren) Kolonialbelege selbst geschrieben hat.

Die Bedeutung des lila Stempels „*142*“ und der handschriftlichen „9“ links unter dem Bestellt-Stempel habe ich erst bei einem Treffen der Poststempelgilde in Soest erfahren. Theodor Hentschel hatte als Adresse nur „Berlin, Potsdamer Straße“ angegeben. Die Potsdamer Straße ist aber so lang, dass verschiedene Postämter für die Zustellung der Karte in Frage kamen. Die Karte ging also zur Feststellung des zuständigen Postamtes zunächst zur Rückbriefstelle im Postamt Berlin C2. Dort hatten die Beamten nach ihrem normalen Dienst die Aufgabe, bei solchen sogenannten „faulen Karten“, das zuständige Postamt zu ermitteln.

Der zuständige Beamte stellte fest, dass es sich um das Postamt Berlin 9 handelt und hat diese Zahl links notiert. Zusätzlich schlug er seinen Nummernstempel „*142*“ auf der Karte ab. So konnte man feststellen, welcher Beamte die Karte bearbeitet hat und ob das Ergebnis seiner Suche richtig war. Von der Rückbriefstelle ging die Karte zum Postamt Berlin 9 und erhielt dort den entsprechenden Bestellt-Stempel.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Volkmar
 
volkimal Am: 22.06.2013 12:27:01 Gelesen: 306642# 27 @  
Hallo zusammen,

heute möchte ich Euch meine Urgroßeltern Ferdinand Werdermann und seine Frau Hedwig Werdermann geb. Hecker vorstellen.



Urgroßvater war Briefmarkensammler und hat zum Glück viele Ganzstücke aufgehoben. Zusätzlich hat Urgroßmutter Lebenserinnerungen geschrieben, so dass ich auch noch viele Informationen zum Leben meiner Urgroßeltern habe. Dadurch kann ich zu meinen Urgroßeltern nicht nur einzelne Belege zeigen, sondern ich kann ihren Lebenslauf in großen Teilen philatelistisch darstellen.

Hedwig Hecker kam am 14.2.1864 als Tochter von meinen Ururgroßeltern Hermann Hecker und Clara Leps zur Welt (siehe Beitrag [#12]).



Ferdinand Werdermann ist am 25.3.1857 als ältester Sohn des Bauern Gottfried Werdermann und seiner Frau Emilie in Menz (Kreis Ruppin) auf dem Werdermannschen Hof zur Welt gekommen. Er wollte gerne den Hof übernehmen, war aber in der Schule so begabt, dass er stattdessen studieren sollte. Statt Ferdinand bekam später sein Bruder den Hof und hat ihn dann schließlich verkauft, worunter Urgroßvater sehr gelitten hat. Die Bleistiftzeichnung des Werdermannschen Hofes in Menz stammt von meinem Vater. Er fertigte sie nach einem Ölgemälde an, das im Krieg leider zerstört wurde. Nach der Maueröffnung war ich mit meinen Eltern u.a. auch in Menz. Vom alten Hof stand nur noch das Gebäude ganz links.

Ferdinand Werdermann und Hedwig Hecker lernten sich 1880 in Königsmühl kennen, als er als Kandidat einige Wochen in Pommern eine Pfarrstelle suchte, um sich von dort aus zum zweiten Examen zu melden, welches er in Stettin ablegen wollte.



Bis heute Morgen ging ich davon aus, dass dieser Brief mit der Anschrift „F. Werdermann“ der älteste Brief an meinen Urgroßvater ist. Weiterhin dachte ich, dass er zuerst Jura studierte und dann zur Theologie wechselte. Beim Schreiben dieses Beitrags fiel mir aber auf, dass es nicht sein kann. Zuerst stutzte ich darüber, dass Urgroßvater 1885 schon 29 Jahre war. Da muss er mit dem Studium schon fertig gewesen sein, dann merkte ich zusätzlich, den letzten Absatz, in dem steht, dass er sich 1880 schon zum zweiten Examen zu melden wollte. Der Brief geht also eindeutig nicht an Urgroßvater Ferdinand Werdermann. Vielleicht geht der Brief an Friedrich Werdermann, den 7 Jahre jüngeren Bruder. Wenn ich Glück habe, kann mein Vater noch etwas dazu sagen.

Beim Empfänger des Briefes heißt es „stud. jur. et. cam“. Die Silbe „cam.“ bedeutet Kameralwissenschaft. Darunter verstand man im 18. und 19. Jahrhundert jene Wissenschaften, die den Kammerbeamten die notwendigen Kenntnisse für die Tätigkeit in der Verwaltung vermittelten. Der Brief wurde in Neuruppin mit dem alten preußischen Zweikreisstempel in Antiqua abgestempelt - es ist also ein "nachverwendeter" Preußenstempel.

Im nächsten Beitrag werde ich dann den tatsächlich ältesten Brief von Urgroßvater vorstellen.

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende
Volkmar
 
volkimal Am: 28.06.2013 16:01:53 Gelesen: 306571# 28 @  
Hallo zusammen,

jetzt noch ein Beitrag aus meiner wichtigsten Sammlung, der "Familiengeschichte und Philatelie":

1887 heirateten Ferdinand Werdermann und Hedwig Hecker in Anklam. Seine erste eigene Pfarrstelle hatte Urgroßvater in Friedersdorf bei Dobrilugk (Niederlausitz). Die Foto-Ansichtskarte mit dem Bahnpoststempel Berlin - Dresden vom 25.10.1905 zeigt die Kirche in Friedersdorf. Urgroßmutter hat sie an ihre Cousine Melanie Leps geschickt.



Meine Frau Jutta und ich haben auf zwei Fahrradtouren 2007 und 2009 Deutschland vom südlichsten Punkt (Haldenwanger Eck in den Allgäuer Alpen nahe Oberstdorf) bis hin zum nördlichsten Punkt (Ellbogen auf Sylt) durchradelt. 2010 haben wir am östlichsten Punkt (an der Neiße) mit der Tour zum westlichsten Punkt begonnen. Auf dieser Tour kamen wir unter anderem durch Bad Muskau und nach Friedersdorf. Dort wurden wir sehr freundlich durch die Kirche und das von Urgroßvater erbaute Pfarrhaus geführt.

Jetzt aber der älteste Beleg, der von Urgroßvater erhalten geblieben ist. Urgroßvater war häufiger krank. Mitte März 1890 verschlimmerte sich ein Magenleiden von Urgroßvater, das er sich als Soldat zugezogen hatte. Der Arzt riet zu einer schleunigen Kur in Karlsbad, wohin er dann auch reiste. Von Dobrilugk ging ein Zug direkt dorthin, hielt aber nur so kurze Zeit, dass sich die Urgroßeltern ohne Abschied trennen mussten. Die linke Karte schickte er von dort an seine Frau. Karlsbad liegt heute in Tschechien und heißt Karlovy Vary. 1890 gab es die Tschechoslowakei noch nicht und das Gebiet gehörte zu Österreich.

Es war üblich, dass der Titel des Mannes auch bei der Frau angegeben wurde. Urgroßvater schrieb deshalb auf beiden Karten: "An Frau Pastor Werdermann in Friedersdorf bei Dobrilugk N.L.".



Rechts ist eine Sonderkarte zur Jahrhundertwende, die Urgroßvater am 10.6.1900 auf der Schneekoppe aufgegeben hat. Die Schneekoppe ist der höchste Berg im Riesengebirge (1603 m). Auf dem Gipfel befanden sich unter anderem ein Aussichtsturm, eine Wetterstation, eine kleine Holzkapelle aus dem 17. Jahrhundert und ein Postamt.

Soviel für heute. Demnächst geht es weiter.

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende
Volkmar
 
volkimal Am: 02.07.2013 18:40:51 Gelesen: 306493# 29 @  
Hallo zusammen,

für uns sind die Wohnverhältnisse in der damaligen Zeit nicht mehr vorstellbar. Urgroßmutter schreibt in ihren Lebenserinnerungen über den sehr schlechten Zustand des alten Pfarrhauses:

Das alte liebe Haus war geräumig, aber sehr, sehr feucht und baufällig. Deshalb war schon vor 15 Jahren ein Neubau beschlossen worden, doch nicht ausgeführt, und das war der Grund, weshalb die Pastoren so bald fortgingen. Teilweise waren die Wände noch Fachwerk mit Holzstaken, die mit Stroh und Lehm umwickelt waren. Sobald dieser herausfiel, gab’s Löcher in der Stube. In der Mädchenstube konnte man gleich mit der Hand ins Freie gelangen. In der Studierstube wollte ein Bild nicht hängen, der Nagel saß nicht. Schließlich nahm ich einen 15 Zoll langen, der wackelte auch, und als ich ihn herauszog, pustete mich der Wind an.

Schließlich wurde 1901 mit dem Bau des neuen Pfarrhauses begonnen. Daher hatte Urgroßvater immer wieder mit der Baubehörde zu tun.



Bei dieser Postkarte geht es allerdings nicht um den Bau des Pfarrhauses, sondern um die Untersuchung der Kirche in Gruhno, einer Filiale von Friedersdorf.

Auf der Postkarte an Urgroßvater von der königlich preußischen Kreis-Bau-Inspektion aus dem Jahre 1903 ist eine 5 Pfg. Zählmarke für Preußen. Wie der Rechteckstempel links mit dem Text "Frei laut Avers Nr. 21" besagt, hat Preußen das Porto pauschal mit der Post abgerechnet. Die Briefmarke stellt also kein Porto dar, sondern diente im Jahre 1903 zur Kontrolle, ob Preußen auch den richtigen Betrag an die Post gezahlt hat.



Auf dieser Ansichtskarte ist das neue Pfarrhaus in Friedersdorf zu sehen. Urgroßmutter schreibt:

1901 wurde mit dem Bau begonnen. Es war ein schöner Herbst und es kam noch trocken unter Dach. … Es wurde ein vollendet schönes Haus, in das wir am Kirmes-Sonntag 1902 zum ersten Mal die Bekannten einladen konnten.

Urgroßmutter schickte die Karte an ihren Neffen den Unteroffizier Hermann Markgraf nach Verchen. Er war später als Leutnant der Reserve bei der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika.

Auf unserer Fahrradtour 2010 konnten wir natürlich auch das Pfarrhaus mit den schönen Jugendstil-Türen besichtigen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 09.07.2013 09:45:35 Gelesen: 306422# 30 @  
Hallo zusammen,

auch auf diesem Brief an meinen Urgroßvater sind die preußischen Zählmarken zu 2 Pfg. und 3 Pfg. aufgeklebt. Obwohl der Brief von der Kreisstadt Dobrilugk (heute Doberlug-Kirchhain) zu dem 6 km entfernten Friedersdorf geschickt wurde, musste er nur als Ortsbrief freigemacht werden. Das lag daran, dass Friedersdorf kein eigenes Postamt hatte, sondern vom Postamt Dobrilugk aus versorgt wurde.



Als Pastor war mein Urgroßvater nach damaliger Ordnung automatisch auch königlich preußischer Ortsschulinspektor für Friedersdorf und die Filialen Rückersdorf und Gruhno. Auch der Absender des Briefes, der königlich preußische Kreisschulinspektor war hauptberuflich ebenfalls Pastor, denn es war der Schlossprediger Schmidt aus Dobrilugk. Mein Großvater schreibt in seinen Lebenserinnerungen:

Im Allgemeinen stand sich Vater mit den Lehrern gut. Er ließ Ihnen vor allem möglichste Freiheit. Nur vor Ostern musste er Schülerprüfung halten. Da erkundigte er sich vorher bei Mutter nach Steppnaht, überwendlicher Naht u.a., um auch einige sachkundliche Fragen bei Vorlegung der Nadelarbeit der großen Mädchen zu tun. Einmal erzählte er uns, es sei gerade geglückt, den Nordpol zu erreichen, er habe es gerade heute früh in der Zeitung gelesen; bis herauskam: das war ein "Aprilscherz" der Zeitung vom 1. April gewesen.

Für die 100 Schüler der Dorfschule in Friedersdorf gab es damals übrigens nur einen Lehrer. Die Schüler wurden deshalb in zwei Abteilungen unterrichtet: von 6-9 Uhr die 10-14 jährigen und danach von 9-12 Uhr die Kleinen.



Diesen Brief, an die königliche Kreisschulinspektion war an den Schlossprediger Schmidt aus Dobrilugk gerichtet. Der Brief kommt von der königlichen Regierung aus Frankfurt (Oder). Auch hier wurde eine preußische Zählmarke verwendet, in diesem Fall die 10 Pfg.-Marke für Briefe im Fernverkehr. Urgroßvater hat ihn wohl als Briefmarkensammler von Herrn Schmidt geschenkt bekommen. Über den Schlossprediger Schmidt schreibt Großvater:

Zu unserer „Umwelt“ gehörten auch die benachbarten Pfarrfamilien. Es gab ein offiziöses „Pfarrkränzchen“. An dem beteiligten sich die Eltern nicht, weil ihnen zu umständliche und kostspielige Gastereien damit verbunden waren. Aber von Pfarrhaus zu Pfarrhaus wurde viel verkehrt. Bei Schlossprediger Schmidts in Dobrilugk waren wir nur selten; die Kinder waren schon erwachsen. Es mutete uns immer sehr „fein“ bei ihnen an. Uns imponierte, dass er oft zwei Brillen trug und uns dadurch streng prüfend anschaute.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.07.2013 16:22:38 Gelesen: 306378# 31 @  
Hallo zusammen,

aus aktuellem Anlass noch einmal ein Nachtrag zu den Beiträgen [#14] sowie [#19] bis [#26]. Dort habe ich von den Geschwistern Hentschel in Muskau berichtet. Die meisten Belege gingen an Theodor Hentschel, den Bruder von Urgroßvater. Dieser sammelte und handelte vor allem mit Kolonial-Belegen. Durch das Mitgliedsverzeichnis des Verbandes der Abstempelungssammler [#20] habe ich erfahren, dass sein Sohn Theodor Hentschel (II) ebenfalls Briefmarkensammler war.

Gestern erhielt ich diese Karte von Theodor Hentschel (II) an die Gebrüder Senf. Ich konnte sie bei Ebay ersteigern.



Theodor Hentschel (II) schreibt:

Erlaube mir ganz ergebene
Anfrage wann Ihr neuer Catalog
für Briefmarken Übersee (Asien – Australien,
Afrika Amerika)
erscheint + was derselbe kostet. 1925
könnte zwei davon verkaufen.
vielleicht noch mehr + wie verkaufen Sie
diesen an Wiederverkäufer
Sehe Ihrer baldigen Offerte entgegen
Hochachtungsvoll
Th. Hentschel
Briefmarkenhändler

Ohne es bisher zu wissen, habe ich also einen zweiten Briefmarkenhändler in meiner Familie.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 13.07.2013 07:48:12 Gelesen: 306348# 32 @  
Hallo zusammen,

es geht weiter mit Urgroßvater Ferdinand Werdermann. Diesmal mit einer 2 Pfg. Postkarte von Urgroßmutter an Urgroßvater.



2 Pfg. als Frankatur kann verschiedene Ursachen haben:

1) Ortspostkarte
2) Nachbarortsverkehr
3) Drucksache
4) Fernpostkarte mit bis zu 5 Wörtern

zu 1) Die Postkarte ist von Dobrilugk nach Berlin geschickt worden. Es ist also keine Ortspostkarte.
zu 2) Nachbarortsverkehr scheidet aus, da Dobrilugk und Berlin 120 km voneinander entfernt sind
zu 3) Es fehlt der Vermerk "Drucksache" - aber das kommt häufiger vor
zu 4) hier hilft nur ein Blick auf die Rückseite:



Wenn man diese Postkarte betrachtet, so scheint es, dass Urgroßmutter sehr sparsam war. Sie hat diese Postkarte an ihren Mann mit ihrer kleinen Schrift sehr eng beschrieben. Als der Platz nicht ausreichte, hat sie zusätzlich noch einmal senkrecht dazu weitergeschrieben. Also etwas mehr als 5 Worte.

Die Karte ist also irrtümlich mit nur 2 Pfg. Porto durchgerutscht. Eigentlich waren 5 Pfg. für eine Fernpostkarte erforderlich. Urgroßvater hatte Glück, dass er keine Nachgebühr zahlen musste.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Volkmar
 
volkimal Am: 21.07.2013 07:42:13 Gelesen: 306270# 33 @  
Hallo zusammen,

es geht werter mit meinen Urgroßeltern:


Die Urgroßeltern hatten fünf Kinder. Hilde, die jüngste Tochter starb 1908 im Alter von 13 Jahren. Die drei Brüder Hermann, Gottfried und Johannes besuchten 1909 auf einer Radtour ihre Schwester Dora, die in Gramzow im Pensionat war. Auf dieser Karte an die Eltern haben alle vier Geschwister, die Pensionatsleiterinnen und die anderen Schülerinnen des Pensionats unterschrieben.

Auf der Vorderseite der Karte schreibt die Tochter Dora Werdermann:

Liebe Eltern! Herzl. Sonntagsgrüße sende ich Euch mit Dank für den Brief. Im Ordnungsbuch hatte ich in allem "recht gut" und ein Lob. Ich freue mich sehr, daß die Brüder hier sind. Eure tr. Tochter D.W.

Der Gruß auf der Rückseite ist von meinem Großvater. Er schreibt:

Liebe Eltern! Auf Doras Platz in der Schule sitzend will ich Euch unsere Grüße senden. Nach einer großartigen Fahrt von Lychen nach Prenzlau u. von dort nach hier, wo uns nur zuletzt der Wind etwas hinderte, kamen wir gestern zum Kaffee hier an und wurden sehr nett aufgenommen... Viele hrzl. Grüße Euer tr. Sohn Hermann Werdermann

Darunter habe die beiden anderen Brüder Gottfried (Friedel) und Hans unterschrieben.

Viele Grüße
Volkmar Werdermann
 
volkimal Am: 28.07.2013 14:59:32 Gelesen: 306191# 34 @  
Hallo zusammen,

Urgroßvater war 22 Jahre Pastor in Friedersdorf und viel krank gewesen. Da war es oft sein Wunsch, eine leichtere Pfarrstelle zu bekommen. Fast jeden Tag war er unterwegs, oft in zwei Gemeinden, um Kranke und Alte zu besuchen. In allen drei Gemeinden, die zu Friedersdorf gehörten, hielt er Gottesdienste und Missionsstunden. So bewarb er sich schließlich nach Kraatz und bekam die Stelle auch. Ende 1910 zogen die Urgroßeltern nach Kraatz. Dies war eine leichte Stelle und zudem lag sie in der Nähe seines Geburtsortes Menz.



Auf dieser Karte vom 1.1.11 schreibt Urgroßmutter kurz nach dem Umzug:

Ein gesegnetes glückliches neues Jahr wünschen wir Dir, liebe Trude, und Eurer ganzen Familie mit herzlichen Grüßen aus der neuen Heimat. Den Umzug, von gutem Wetter begünstigt haben wir glücklich hinter uns am 24. beendet. Das Haus ist bequem aber viel kleiner als in Friedersdorf, wir werden im Stall ein Zimmer im Sommer einrichten müssen, da wir kein Fremdenzimmer haben. Der dunkle Zaun, rechts auf dem Bilde, gehört zum Pfarrgehöft. Die Kirche hat Altertumswert ist außen und innen sehr sauber. Die Gemeinde zählt nicht 400 Seelen.

Diese Karte ist einer der wenigen Belege, die ich dazugekauft habe. Ich fand sie unter dem Stichwort "Kraatz" bei Ebay.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 23.08.2013 11:39:37 Gelesen: 305949# 35 @  
Hallo zusammen,

unser Sommerurlaub - eine Fahrradtour über zweieinhalb Wochen und 1000 km - ist leider zu Ende. Das erste Ziel, den westlichsten Punkt Deutschlands hatten wir nach drei Tagen erreicht. Danach ging es ins Saarland zu Familie meiner Mutter. Aus dem Saarland werde ich später auch noch einiges hier zeigen.

Jetzt kann ich mich wieder aktiv am Forum beteiligen. Weiter geht es mit den Urgroßeltern:



Etwa ein Jahr nach ihrem Umzug von Friedersdorf nach Kraatz bekam Urgroßmutter diese Ansichtskarte aus Friedersdorf. Sie hat einen traurigen Grund. Im Text geht es darum, dass ein kleiner Junge aus dem Dorf von einem Wagen überrollt und getötet wurde.

Friedersdorf (es gehört heute zu Rückersdorf) ist ein Straßendorf mit einer bis zu 40 Meter breiten "Straße" in der Mitte. Dieses ist auf der Fotokarte gut zu sehen. Als wir vor drei Jahren unsere Deutschland-Durchquerung mit dem Rad vom östlichen bis zum westlichsten Punkt begannen, waren wir auch in Friedersdorf und anderen Orte in der Oberlausitz. Dort sahen wir, dass diese breiten "Straßen" dort häufiger vorkamen.

Soweit für heute, viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.08.2013 19:54:47 Gelesen: 305876# 36 @  
Hallo zusammen,

eine der schillerndsten Figuren, die regelmäßig bei den Urgroßeltern zu Besuch waren, war der Burenkommandant Koos Jooste.



Während des Ersten Weltkrieges diente Koos Jooste als Kriegsfreiwilliger bei der Kaiserlichen Marine. Diese Fotokarte, die er am 21.12.1914 an meinen Urgroßvater schickte, trägt daher den Stempel „Sperrkommandant Borkum“. Alle deutschen Flussmündungen, also auch die Ems, wurden im Ersten Weltkrieg mit Sperrfahrzeugen gegen feindliches Eindringen gesichert.

Großvater schreibt über Herrn Jooste:

Besonders interessant war für uns der wiederholte Besuch des Burenkommandanten Koos Jooste. Vielerlei zog uns bei ihm an: Er kam aus dem fernen Burenland, dessen Freiheitskrieg wir mit Begeisterung und Anteilnahme miterlebt hatten. Er fuhr auf einem Fahrrad, an dem die Spuren von englischen Kugeln waren, Spuren der schweren Kämpfe dort unten. Und Herr Jooste war immer heiter, steckte voll lustiger Geschichten, die er noch dazu wirkungsvoll, in einem etwas gebrochenen Deutsch erzählte.



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.09.2013 20:56:18 Gelesen: 305757# 37 @  
Hallo zusammen,

Koos Jooste war ein begeisterter Sportler und Radfahrer. Schon 1893 fuhr er das erste Mal mit dem Fahrrad von Pretoria nach Kapstadt. Für die 1600 km brauchte er nur 133 Stunden (ohne Übernachtungen). Während der Burenkriege (1899 – 1902) war er u.a. Führer einer Fahrradeinheit. Nachdem er hörte, dass die Engländer 1000 ₤ auf seinen Kopf ausgesetzt hatten, floh er im Mai 1900 nach Europa. In seiner "zweiten Heimat“ Deutschland hielt er mehr als 8000 Vorträge. Dabei dürfte er auch meine Urgroßeltern kennengelernt haben.



Auf dieser Karte aus dem Jahre 1907, die er nach Friedersdorf geschickt hat, geht es um einen Vortag, den Koos Jooste dort halten möchte. Bei diesen Vorträgen hat Herr Jooste zahlreiche Ansichtskarten verkauft. Im Internet findet man immer wieder solche Stücke:



Die untere Karte trägt den handschriftlichen Zusatz „Jooste hielt am Mittwoch, den 14.2.1917 in Oldenburg in der Union eine Rede über nationale Gegenwartsfragen“.

Zum Abschluss über Herrn Jooste noch ein paar Worte aus den Lebenserinnerungen von Großvater:

Jooste war durch Vermittlung eines Freundes nach Böhmen in ein altadeliges Haus zur Jagd eingeladen. Er folgte der Einladung gern, nur war es ihm sehr unbehaglich zumute, weil der Freund ihm erklärt hatte, er müsste der Dame des Hauses auf jeden Fall die Hand küssen. Dies erschien dem Buren eigenartig; er sagte: Bei uns küsst man die Damen auch gern, aber lieber an eine andere Stelle! ...
Als sie zum Schloss kamen ging Jooste stracks auf die gut angezogene Frau zu und küsste ihre Hand, ehe ihn sein Freund zurückhalten konnte – er hatte das Zimmermädchen geküsst.


Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.09.2013 20:19:19 Gelesen: 305445# 38 @  
Hallo zusammen,

endlich komme ich wieder einmal dazu, einen Beitrag zu meinem Lieblingsthema - der Familiengeschichte und Philatelie - zu schreiben. Es geht weiter mit meinen Urgroßeltern.

Gleich nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldeten sich mein Großvater und sein Bruder Hans als Kriegsfreiwillige. Es war aber gar nicht so einfach Soldat zu werden. In den ersten Tagen des Krieges meldeten sich so viele Kriegsfreiwillige, dass es gar nicht möglich war, alle sofort zu übernehmen. Es hat aber dann geklappt, und beide sind Soldat geworden. Dazu aber später mehr.



Ihre Schwester Dora arbeitete während des Ersten Weltkrieges als Krankenschwester. Die Ansichtskarte mit vier Bildern aus Kraatz schickte Urgroßmutter 1915 an ihre Tochter, als diese in Magdeburg im Krankenhaus als Schwester tätig war.



Während des Ersten Weltkrieges schrieb Urgroßvater viele Karten an die Verwandten und Bekannten, die als Soldat im Felde waren. Besonders interessant finde ich diese Karte vom 3.10.1917. Auf ihr steht in 9 verschiedenen Sprachen: „Ich bin gesund und mir geht es gut“ und „Auf dieser Karte darf sonst nichts mitgeteilt werden“. Der Absender war bei der „Armee Fernsprech Abteilung 101 beim Kommando“.

Wer kann mir etwas zu dieser ungewöhnlichen Karte sagen?

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.10.2013 12:40:09 Gelesen: 305308# 39 @  
Hallo zusammen,

heute noch ein paar weitere Belege von bzw. an meinen Urgroßvater aus der Zeit des Ersten Weltkrieges:



Auffällig an dieser „Volkserzieherkarte“ vom 14.3.1918 sind die Hakenkreuze auf der Rückseite. Man sieht deutlich, dass das Hakenkreuz viel älter als das Dritte Reich ist. Die Karte trägt auf der Vorder- und Rückseite die Propaganda-Sprüche „Wer Gott vertraut, fest um sich haut, hat wohl gebaut“ und „Treu leben, Todtrotzend kämpfen, Lachend sterben“.

Urgroßvater erhielt die Karte von dem Spanier Ricardo Fages. Die Urgroßeltern hatten Ricardo in den großen Ferien bei sich in Kraatz aufgenommen, während er in Ducherow auf das Seminar ging. Während des Krieges war er beim Scheinwerfer-Zug des Niederschlesischen Pionier-Bataillons.



Wie die beiden Briefe zeigen, gab es gelegentlich Probleme mit den Adressen. Der erste Brief wurde mehrmals hin- und hergeschickt und kam schließlich wieder zu Urgroßvater zurück. Daneben eine weitere Karte mit einem interessanten Spruch.

Soweit die Zeit des Ersten Weltkriegs.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 29.10.2013 09:51:25 Gelesen: 304983# 40 @  
Hallo zusammen,

diese Karte hat Großvater an seine Frau geschickt, als sie gerade bei den Schwiegereltern in Kraatz zu Besuch war. Damit der Briefträger die beiden Pfarrersfrauen unterscheiden kann schrieb er die Karte an „Frau Pastor Ilse Werdermann“.



Er hat die Karte wohl unterwegs im Zug geschrieben, denn die Postbeamten konnten den Ortsnamen "Kraatz" nicht lesen ("?" hinter Kraatz). Die Karte ging zunächst nach Crivitz (unterste Zeile). Dort angekommen wird oben links vermerkt "Empf. in Crivitz unbekannt". Von Crivitz aus wird die Karte nach Kyritz weitergeschickt => senkrechter Vermerk "Kyritz Prignitz unbekannt".
Schließlich bekam die Karte den Hinweis "Zurück". Entweder konnte jemand den stenographierten Text auf der Rückseite lesen, oder die Karte ist doch noch in Kraatz angekommen - ich weiß es nicht.

Gibt es jemanden unter Euch, der Stenographie nach Stolze-Schrey lesen kann?

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.11.2013 11:02:18 Gelesen: 304889# 41 @  
Hallo zusammen,

nachdem Urgroßvater in den Ruhestand getreten war, zogen meine Urgroßeltern Ende 1921 nach Gramzow (Uckermark). Großmutter und ihre Schwester Kläre hatten dort das Haus des Pensionats geerbt. Aus dieser Zeit sind noch einige Inflationsbelege erhalten. Anhand der vielen Postkarten lässt sich die Portoentwicklung gut erkennen. Hierzu einige Beispiele:



Die Postkarte vom 16.8.1921 geht noch nach Kraatz. Dort heißt es "... dass Ihr schon stark beim Zusammenräumen seid." (Portoperiode 6, 40 Pfg.)
Auf der Karte vom 14.2.1922 an die neue Adresse in Gramzow schreibt die Absenderin: "Meine liebe Hete! Es gefällt mir garnicht, daß ich nur eine Karte zu Deinem Geburtstag nehme, aber leider habe ich nicht genügend Marken besorgt." (Portoperiode 7, 1,25 Mark)



Postkarte vom 3.7.1922 von Urgroßvater an Urgroßmutter zum 35-ten Hochzeitstag. Urgroßvater war in Löwenberg bei seinem Sohn (meinem Großvater) zu Besuch. (Portoperiode 8, 1,50 Mark)
Postkarte von Onkel Hans an seine Mutter vom 9.12.1922. (Portoperiode 10, 6,00 Mark)

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 08.11.2013 16:09:39 Gelesen: 304711# 42 @  
Hallo zusammen,

von den weiteren Portoperioden kann ich bei den Urgroßeltern noch fünf weitere anhand von Fernpostkarten belegen:



Postkarte aus Gransee an Urgroßvaters Adresse in Gramzow. Da er aber gerade bei seinem Sohn Hermann in Löwenberg zu Besuch war, wurde die Karte dorthin weitergeschickt. (Letzer Tag der Portoperiode 11, 15,- Mark)

Postkarte an Urgroßvater von seinem Schwager Dr. Hermann Hecker aus Gengenbach (Baden). Dieser hat die Zähne der Briefmarken abgeschnitten. Vielleicht wollte er, dass die Anschrift nicht verdeckt wird und das gesamte Markenbild sichtbar bleibt. (Portoperiode 16, 8.000,- Mark).



Postkarte aus Berlin Wilmersdorf mit einer Einzelfrankatur der Marke Nr. 284. (Portoperiode 17, 30.000,- Mark)

Wie man an dieser Postkarte mit Einzelfrankatur aus Nowawes (bei Potsdam) vom 26.9.1923 sieht, war das Porto bis September 1923 schon auf 100.000 Mark gestiegen. (Portoperiode 18)

Soweit die Inflationsbelege an die Urgroßeltern.

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende
Volkmar



Ab dem 1.10.1923 wurde für neun Tage das achtfache Porto, also 800.000 Mark für eine Postkarte verlangt. Die letzte Karte trägt eine Mischfrankatur mit diesem Porto. (Portoperiode 19)
 
volkimal Am: 10.11.2013 16:37:32 Gelesen: 304635# 43 @  
Hallo zusammen,

am 30. Juni 1929 starb mein Urgroßvater. Der letzte Beleg zu ihm ist diese Nachnahme, mit der der Preis für seine Todesanzeige eingezogen wurde:



Für mich ist die Nachnahme natürlich vor allem dadurch interessant, dass die Todesanzeige aus dem Uckermärkischen Kurier auf die Rückseite aufgeklebt wurde. Was mir nicht klar ist, ist der blaue Vermerk auf der Anzeige. Weiß einer von Euch, was er bedeutet?

Als ich nach dem Mauerfall in Gramzow war, sah ich auf dem Friedhof noch das Grab meiner Urgroßeltern. Da Urgroßvater Pastor war, ist die Grabstätte nicht neu benutzt worden.

In der Anzeige heißt es: Der Entschlafene wünschte statt gekaufter Kranzspenden eine Gabe für die Berliner Mission. Die "Berliner Mission" ist das Stichwort für zwei weitere Kapitel aus meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie". Die Urgroßeltern waren mit einem Missionars-Ehepaar aus Deutsch-Ostafrika befreundet. Außerdem war ihre Tochter Dora mit dem Missionar Willy Matzat verheiratet. 1922 ging die Familie für die Berliner Mission nach China.

Bevor ich zum Ehepaar Hübner aus Deutsch-Ostafrika komme, zeige ich noch ein paar Belege zu Urgroßmutter, die ihren Mann um 17 Jahre überlebte.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 15.11.2013 18:16:20 Gelesen: 304498# 44 @  
Hallo zusammen,

beim Vergleich der Anschriften bzw. Absenderangaben auf den Belegen von Urgroßmutter ist mir aufgefallen, dass sie nach dem Tode ihres Mannes viel herumgereist ist.



Diese beiden Karten an Urgroßmutter gingen an die Adressen ihres Sohnes Hermann (mein Großvater) der nach Berlin in Hannover und Dortmund gelebt hat. Obwohl Urgroßmutter 1934 schon 70 Jahre alt war, steht auf beiden Karten noch "geb. Hecker".



In Berlin-Halensee wohnte ihre Schwester Klara, die mit Paul Markgraf verheiratet war. Zwischendurch war Urgroßmutter natürlich auch immer wieder einmal in Gramzow. Das Haus dort diente der ganzen Familie als Feriendomizil und Treffpunkt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 22.11.2013 17:20:40 Gelesen: 304277# 45 @  
Hallo zusammen,

insgesamt sind vier dieser dekorativen Briefe aus Liepāja an Urgroßmutter erhalten geblieben. Liepāja (deutsch Libau) ist eine Hafenstadt im Westen Lettlands an der Ostsee.





Urgroßmutter hat die Briefe von einer Bekannten erhalten. Wer die Absenderin ist, weiß ich nicht. In den Lebenserinnerungen habe ich den Namen noch nicht gefunden.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.11.2013 19:15:51 Gelesen: 304180# 46 @  
Hallo zusammen,

die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte Urgroßmutter im Elisabethstift in der Eberswalder Straße in Berlin. Die erste Karte mit dieser Anschrift stammt vom August 1939.



Im Stift musste sie zum zweiten Mal einen Weltkrieg miterleben. Die zweite Karte schickte sie am 29.10.1945 an Großvater. Es war der erste Tag nach dem Krieg, an dem Post von der sowjetischen in die britische Zone zugelassen war. Sie schreibt:

„Heute vor 6 Monaten war der letzte Brief von Dir lieber Hermann geschrieben, der uns Ende März erreichte vor dem großen Angriff…
Gestern hörte ich, daß jetzt man überall hin schreiben könne, da will ich Euch und Euern Mädeln innige Grüße senden und mitteilen, daß wir alle die schweren Monate mit Gottes Hilfe gut überstanden...“.


Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.12.2013 19:41:14 Gelesen: 303874# 47 @  
Hallo zusammen,

Im Dezember 1945 wollte Onkel Hans von Löcknitz aus zu seiner Mutter nach Berlin fahren. Dazu benötigte man eine Reisebescheinigung. Die Landesverwaltung Mecklenburg-Vorpommerns hatte angeordnet, die Aushändigung einer Fahrkarte von der Vorlage eines Entlausungsscheines abhängig zu machen (Heinz Buchner: Beiträge zur Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns S.35).

Frage: Kann mir jemand sagen, ob es wirklich ein "Entlausungsschein" war oder ob es ein Schreibfehler ist und "Erlaubnisschein" heißen muss? Im Buchner ist als Literaur aufgeführt: Neue Zeit vom 12.2.1946, Nr. 35"



Diese Reisebescheinigung für Onkel Hans in deutscher und russischer Sprache ist am 20. Dezember 1945 vom Kreispolizeiamt Randow ausgestellt worden.



Die Fahrt nach Berlin verzögerte sich aber zunächst. Im Januar 1946 ist Onkel Hans dann doch nach Berlin gefahren. Kurz vor seiner Rückfahrt schickte er noch eine Karte an seine Mutter. Er benutzte dazu eine Ganzsache aus Mecklenburg-Vorpommern, die er am 13.1.1946 in Berlin-Charlottenburg aufgab.

Onkel Hans wohnte in Retzin bei Grambow. Die zweite Postkarte hat er im benachbarten Löcknitz aufgegeben. Sie trägt den Notstempel des Postamtes Löcknitz (aptiertes Amtssiegel) mit handschriftlich eingetragenem Datum.

Eigentlich gehören diese drei Belege zum Kapitel "Das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Zeit danach". Ein nach meiner Meinung hochinteressantes Kapitel, das ich später einmal zeigen werde.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 07.12.2013 07:53:11 Gelesen: 303822# 48 @  
Hallo zusammen,

heute möchte ich die beiden letzten Belege zu meiner Urgroßmutter Hedwig Werdermann zeigen:



Am 8. Juni 1946 ist Urgroßmutter schon so schwach, dass sie diese Karte an Onkel Hans diktieren musste.



Außer an Onkel Hans diktierte Urgroßmutter am selben Tag auch noch eine Karte an Großvater. Drei Tage später am 11.6.1946 ist Urgroßmutter dann im Alter von 82 Jahren gestorben.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 15.12.2013 08:10:41 Gelesen: 303643# 49 @  
Guten morgen zusammen,

im Anschluss an meine Urgroßmutter passen am besten ihre Geschwister. Ein weiterer Philatelist in der Generation meiner Urgroßeltern war Carl Hecker, der Bruder meiner Urgroßmutter.



Von seiner Sammelleidenschaft erfuhr ich, als ich die Lebenserinnerungen meines Großvaters las. Es heißt dort:

In der Steinstraße lebte Onkel Carl Hecker, mit Tante Maria und Vetter Gerhard. Es gefiel mir ihr großes Geschäft, und vor allem imponierte mir die große Markensammlung, die er hinten in seinem Kontor hatte. Wir Kinder sammelten auch die damals aufkommenden Ansichtskarten und fremde Briefmarken. Hier fielen nun allerlei Dubletten für mich ab.

Vermutlich sind auf diesem Weg auch das Streifband und die Postkarte, die an Carl Hecker adressiert sind in unsere Sammlung gekommen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 22.12.2013 08:34:41 Gelesen: 303526# 50 @  
Hallo zusammen,

Else Hecker, eine unverheiratete Schwester von Urgroßmutter und Karl Hecker, lebte ebenfalls in Anklam. Sie war dort im Eleonorenstift. Diesen Geburtstagsgruß schickten Walter Korn und seine Frau Liselotte an Else Hecker. Auf der Karte heißt es: „Liebe Tante Else! Zu Deinem Geburtstage sage ich Dir mit neuen Hindenburg- und Ebert-Marken herzlichen Glückwunsch.“



Ein netter bunt frankierter Beleg, doch mit 86 Pfennig etwas überfrankiert. Erforderlich waren: Postkarte 8 Pf. + Einschreiben 30 Pf. + Eilzustellung 40 Pf. = 78 Pfennig.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 22.12.2013 14:36:02 Gelesen: 303506# 51 @  
Hallo zusammen,

Jürgen (jahlert) hat einen Fehler in meiner Sammlung entdeckt. Darum an dieser Stelle eine Ergänzung zum Beitrag [#18]. Dort zeigte ich diese Karte. Die rechte Karte hatte ich beim Thema "Tagesaktuelle Kurznachrichten - Das Thema des Tages" eingestellt, da es (wie in der Sowjetunion) um eine Weihnachtsamnestie ging.



Im Beitrag [#18] schrieb ich: "Die untere Karte schrieb Kurt Busacker im Alter von 12 Jahren an seine Tante." Jürgen ist anhand der zweiten Karte aufgefallen, dass Kurt 1920 nicht 12 Jahre sondern nur 8 Jahre alt war. Darum an dieser Stelle die Rückseite und der linke Teil der Karte:



Die Rückseite und die Anschrift schrieb Kurt Busacker (geb. 1913) im Alter von 8 Jahren. Der linke Teil der Karte kommt von seinem 4 Jahre älteren Bruder Hans (geb. 1908).

Dank Jürgens Aufmerksamkeit konnte ich einen Fehler in meiner Sammlung korrigieren. Ein dickes Lob und vielen Dank dafür.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 28.12.2013 13:50:43 Gelesen: 303404# 52 @  
Hallo zusammen,

Urgroßmutter schreibt in ihren Lebenserinnerungen über Carl Hecker:

Mein Bruder hatte das einzige christliche Manufakturgeschäft in Anklam, die vielen anderen waren Juden, die eifrig mit sich handeln ließen. Carl hatte immer feste Preise. Er sagte sich: Soviel kostet mich der Stoff, soviel muß ich nehmen, um leben zu können; darum verkaufe ich ihn für soundso viel. In der ersten Zeit sind die Kunden häufig wieder aus dem Laden gegangen, weil sie nicht handeln konnten; aber bald merkten die Kunden, daß es sich bei festen Preisen besser kaufte. Die ganzen Adeligen aus der Umgebung fuhren nur noch selten nach Berlin um einzukaufen.



Diese Privatganzsache mit einem Jugendstil-Glückwunsch zur Jahreswende 1900/1901 schickte Carl Hecker am 31.12.1900 an Ernst Dittmer. Louise Hecker, die Ehefrau von Ernst Dittmer, war mit Carl Hecker über ihren gemeinsamen Ur-ur-großvater Andreas Peter Hecker verwandt.

Mit dieser Karte möchte auch ich Euch einen guten Rutsch und alles Gute für das kommende Jahr wünschen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 02.01.2014 11:44:11 Gelesen: 303312# 53 @  
Hallo zusammen,

die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte Ururgroßmutter Clara Hecker in Anklam. Ob sie dort bei ihrem Sohn Carl wohnte oder auch im Eleonorenstift war, konnte ich bisher nicht feststellen. Den Neujahrsgruß schickte sie 1897 aus Anklam an ihre Tochter nach Friedersdorf.



Wer die Karte aus Anklam an Urgroßmutter geschickt hat weiß ich nicht, da sie nicht unterschrieben ist. Es handelt sich um eine 2 Pfg. Ortspostkarte, bei der zusätzlich eine 3 Pfg. Marke eingedruckt wurde. Dadurch wurde sie zu einer normalen Postkarte für den Fernverkehr.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 08.01.2014 20:22:25 Gelesen: 303197# 54 @  
Hallo zusammen,

wie schon vor einiger Zeit angekündigt, bietet sich im Anschluss an meine Urgroßeltern das Kapitel "Familie Hübner - eine befreundete Missionarsfamilie" an.

Ururgroßvater, Urgroßvater und Großvater waren Pastoren und in ihren Gemeinden wurden regelmäßig Missionsfeste durchgeführt. Alle drei hatten hauptsächlich Kontakt zur Berliner Mission. Diese wurde 1824 als „Gesellschaft zur Beförderung der Evangelischen Missionen unter den Heiden“ gegründet. Im Jahre 1908 bekam sie den Namen Berliner Mission.

Der Kontakt zur Berliner Mission entwickelte sich vor allem durch die Bekanntschaft mit Theodor Hermann Wangemann, der 1865 zum Missionsdirektor ernannt wurde. Vorher leitete er das Lehrerseminar und den Missionsverein in Cammin (Pommern). Ururgroßvater Hermann Hecker war von 1845 bis 1864 Pastor in Königsmühl, einem Kirchdorf ca. 10km südlich von Cammin. Seine Tochter Anna besuchte die Schule in Cammin und war bei Seminardirektor Wangemann in Pension [1], [2].



Missions Sache: „An das verehrliche Committé der Gesellschaft zur Beförderung der Evangelischen Missionen unter den Heiden“ in Berlin. Absender war der Pastor aus Zichow bei Gramzow.

Ururgroßvater war häufig in Zichow, denn dort arbeitete Superintendent Fritze, ein alter Freund seines Vaters. Leider ist der Brief ohne Inhalt und nicht datiert, so dass ich nicht sagen kann, ob er von Pastor Fritze selbst stammt.
An der benachbarten Pfarrstelle in Blankenburg bei Gramzow waren von 1694 an Vorfahren von mir als Pfarrer tätig. Der letzte war Gotthilf Hecker, mein Urururgroßvater († 1837). Wie Ururgroßvater Hermann Hecker in seinen Lebenserinnerungen schreibt [1], hatte er selbst aber auch nach dem Tod seines Vaters noch Kontakt zu Pastor Fritze.

[1] Hermann Hecker, Lebenserinnerungen (Ururgroßvater)
[2] Hedwig Werdermann, Lebenserinnerungen (Urgroßmutter)

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.01.2014 20:27:35 Gelesen: 303121# 55 @  
Hallo zusammen,

zehn Jahre nach der Gründung der Missionsgesellschaft wurden die ersten vier eigenen Missionare ausgesendet. Sie gingen nach Südafrika und gründeten am 24.9.1834 die erste Missionsstation in Bethanien. Dort lebte der Eingeborenen-Stamm der Koranna. Ausgehend von Bethanien kam es zur Gründung von zahlreichen Missionsstationen in Südafrika [3].



Mit der Gründung der Missionsstation Gerlachshoop im Jahre 1860 begann die Erschließung des zweiten Missionsgebietes in Transvaal. Zu diesem Missionsgebiet gehört die Station Botschabelo in der Nähe von Middelburg. Dort lebte Reverent O. Papke, der 1937 diesen Brief an Großvater schickte.

Beim Jahresfest 1882 wurde beschlossen, ein neues Arbeitsfeld in China zu übernehmen. Zunächst arbeitete die Berliner Mission nur in Südchina in der Umgebung von Canton bzw. Hongkong. Nach der Gründung des Pachtgebiets Kiautschou entsendete die Berliner Mission ihre Missionare auch dorthin. Die Schwester meines Großvaters heiratete 1922 den Missionar Willy Matzat und ging mit ihm nach Tsimo in der Nähe von Tsingtau. "Die Kontakte zu China" sind ein weiteres sehr interessantes Kapitel meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie".

[3] Hellmut Lehmann: 150 Jahre Berliner Mission, Erlangen 1975

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 18.01.2014 15:43:13 Gelesen: 303019# 56 @  
Hallo zusammen,

nachdem es in Afrika zur Gründung von Deutschen Kolonien kam, sollten auch dort Missionsstationen gegründet werden. 1885 wurde auf einer Konferenz empfohlen, dass sich die Baseler Mission in Kamerun und die Bremer Mission in Togo einsetzen soll. Über Ostafrika erfolgte kein Beschluss, offenbar deshalb, weil noch keine klare Grenzziehung erfolgt war.



Ansichtskarte von Friedrich Berger, einem Schulfreund von meinem Großvater vom 9.6.1913 aus Viktoria in der deutschen Kolonie Kamerun. Die Abbildung zeigt die Basler Mission in Buea. Ob Friedrich Berger, der Absender dieser Karte, selbst Missionar war konnte ich bisher nicht feststellen. Großvater hat in seinen Lebenserinnerungen keine Angaben zum Beruf von Friedrich Berger gemacht. Soldat bei den Schutztruppen war er aber nicht, denn in den Namenslisten der deutschen Soldaten in Kamerun ist er nicht aufgeführt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.01.2014 09:57:50 Gelesen: 302892# 57 @  
Hallo zusammen,

mich interessiert vor allem die Missionsgeschichte in Deutsch-Ostafrika. Das liegt an einer Abfolge von ursprünglich acht Postkarten und Briefen, die die Zeit der deutschen Kolonien und ihr Ende durch den ersten Weltkrieg belegen. Es handelt sich um die Korrespondenz zwischen meiner Urgroßmutter und der Missionarin Frau Hübner, der Frau des Superintendenten der evangelischen Berliner Mission. Inzwischen bekam ich noch einige Briefe und Karten als Ergänzung geschenkt bzw. konnte sie dazu kaufen.



Diese Karte mit der Abbildung des Ehepaars Hübner mit ihrem Sohn Herbert hat der Gärtner Johannes Endemann auf der Missionsstation Wangemannshöhe geschrieben.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 02.02.2014 18:20:42 Gelesen: 302731# 58 @  
Hallo zusammen,

direkt nach seiner Verlobung mit Marie Elstermann wurde Herr Hübner wurde von der Berliner Mission am 25. Mai 1892 nach Deutsch-Ostafrika entsandt. Er war in den folgenden Jahren mit mehrmaligem Wechsel auf den drei Missionsstationen Wangemannshöhe, Ikombe und Mwakaleli eingesetzt. Auf der Missionsstation Ikombe (Ansichtskarte) arbeitete Gustav Hübner vom 2. August bis zum 15. Dezember 1893. Wegen des ungesunden Klimas wurde die Station Ikombe 1910 nach Matema verlegt.



Schade, dass die Briefmarke entfernt wurde. Wer kann mir sagen, wieso die Karte über München gelaufen ist. Gera (Reuss) liegt in Thüringen.

Meine Urgroßeltern lernten die zukünftige Frau Hübner Ende August 1894 auf einem Missionsfest kennen. Urgroßmutter schreibt [2]:

Beim Abendbrot sagte der Hausherr, dass wir eine Missionsbraut unter uns hätten, die in der nächsten Zeit ihrem Verlobten nach Afrika folgen wolle. Es war Frau Missionar Hübner, denen wir in treuer Freundschaft verbunden wurden, als sie nach 15 Jahren auf Urlaub kamen.

Als ich bei einem Vortrag im Briefmarkenverein in Coesfeld über Familie Hübner berichtete, erlebte ich eine Überraschung. Dr. Braumann, der Billerbecker Pfarrer und Mitglied des Vereins sprach mich an. Er selbst hatte dafür gesorgt, dass die Lebenserinnerungen von Herbert Hübner, dem Sohn der Missionarin veröffentlicht wurden. Über Dr. Braumann bekam ich Kontakt zur Witwe von Herbert Hübner und habe auf diesem Wege einiges aus der Zeit in Afrika erfahren.

Viele Grüße
Volkmar

[2] Hedwig Werdermann, Lebenserinnerungen (Urgroßmutter)
 
volkimal Am: 17.02.2014 17:26:07 Gelesen: 302464# 59 @  
Hallo zusammen,

endlich komme ich dazu, die Geschichte von Familie Hübner weiter zu erzählen. Ich zitiere dazu einige Abschnitte aus den Lebenserinnerungen von Herbert Hübner [5]:

Es wird an einem Februartage des Jahres 1895 gewesen sein. Da steht ein junger, fast 30jähriger Missionar am Nordstrand des Njassa-Sees. Er ist der südlichste der drei großen Seen Mittelafrikas und streckt sich in der Flächengröße etwa des Landes Bayern wie ein langes Band nach Süden...
Jetzt suchen die Augen des Missionars sehnsuchtsvoll das in der Ferne über den blauen Wogen zu erwartende Pünktchen des kleinen alten Schiffleins, das sich für die Fahrt vom Süden zum Norden - freilich nur in Tagesstunden fahrend - eine Zeit von sieben Tagen nimmt. Jetzt wird das Pünktlein des zu erwartenden Schiffleins, das unter den gefürchteten herabfallenden Böen manchen Kampf gegen Wind und Wellen überstanden hatte, in der Ferne sichtbar. Soll das Herz des Missionars nicht höher schlagen?

Unterdessen geht das Schifflein vor Anker, wegen des seichten Gestades mindestens noch einen Kilometer weit vom Seestrand entfernt. Ein Boot wird herabgelassen, das sehnige Arme der farbigen Ruderer zur Anlegestelle steuern. Wirklich, sie ist gekommen: Die Braut des Missionars, die ihrem Verlobten nach über zweijähriger Wartezeit in das fremde Land folgte. Dazu gehört nicht nur ein wagemutiger Entschluss, auch nicht nur eine herzliche Zuneigung zum Liebenden, sondern ein bewusst gewordener Ruf des Glaubens. Über zwei Jahre Trennung: das war für die sich Liebenden und nur spärlich voneinander Hörenden eine lange Zeit.

Noch in dem kleinen, von Moskitos durchschwirrten Hafenort wird die Trauung durch einen Amtsbruder in der Mission vollzogen. Aus der sumpfigen Niederung am See geht die gemeinsame erste Reise nun hinauf zu einer der ersten Stationen im neuen Arbeitsgebiet der Berliner Mission. Sie hat den Namen "Manow" erhalten aus Dankbarkeit gegenüber einer Gemeinde im deutschen Ostpommern.

Als das jungvermählte Missionsehepaar eintrifft, sind hier schon einige noch sehr einfache Häuschen aus Lehmsteinen mit Bambus- und Schilfdach errichtet. So braucht man wenigstens nicht mehr unter den tropischen Unbilden im Zelt zu bleiben. Die junge Frau hat in ihrem Gepäck nützliche Dinge mitgebracht. Sie kann vorerst die Sorge um Essen und Trinken den sich im Missionsdienst mühenden Männern abnehmen…




Manow, die Station im Wanjakiussaland, ist vorerst versorgt durch ältere Missionare, die bereits im Jahre 1891 ins Land kamen. Der Missionar, von dem jetzt die Rede sein soll, war ein Jahr später, also 1892 seinen Amtsbrüdern gefolgt. Nun ist es an ihm, Neuland zu "erobern" und die eigene Gründerinitiative zu betätigen.

So unternimmt er es, seine junge Frau zunächst in Manow zurücklassend auf schmalen, durch das Dickicht des Urwaldes sich hindurchschlängelndem Pfade die mindestens 1500 Meter bis zur Höhe des Berglandes hinauf zu klimmen. Die Einheimischen, Glieder des Kingastammes, weichen ihm zunächst scheu aus. es wird sofort deutlich, sie haben eine andere Stammeseigenart als die stolzen Wanjakiussa im Unterland. Hier haben die Farbigen noch nie einen Weißen Menschen gesehen. Darum die Scheu.


[5] Herbert Hübner, Lebenserinnerungen, Billerbeck 1990

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 03.03.2014 15:29:10 Gelesen: 302139# 60 @  
Hallo zusammen,

weiter geht es mit der Geschichte von Familie Hübner:

Auf einem sich leicht neigenden, ein kleines Plateau bildenden Bergrücken kann im friedlichen Aushandeln ein größeres Grundstück zur Anlage einer neuen Missionsstation käuflich erworben werden. Die Nähe eines Negerdorfes, naher Wald und nahe Quelle und schließlich die weit ausgreifenden Weideflächen bieten für die Neugründung gute Vorbedingungen. Über dem Gelände für die Errichtung der Wohnhäuser erhebt sich ein weithin sichtbarer Hügel. Auf ihm könnte einmal ein Gotteshaus stehen als weithin sichtbares Wahrzeichen für den Anbruch einer gewiß neuen Zeit dieses Landes. Im zunehmenden Vertrauen findet der junge Missionar auch Mitarbeiter aus dem einheimischen Volk. Mit praktischer Umsicht, im Handwerk nicht unbewandert, packt er die Dinge an. Lehmfunde in der Umgebung ermöglichen es ihm, sogar Ziegelsteine zu formen und zu brennen, um besseres Baumaterial zu gewinnen, als das ortsübliche Bambusrohr es anbietet.

Mitten in der ersten Aufbauarbeit kommt ein Ruf von der erstgenannten Missionsstation Manow. Die junge Frau, die der Missionar dort zunächst zurücklassen musste, geht der Geburt ihres ersten Kindes entgegen. Da kann der Mann, der in diesen noch so unzivilisierten Verhältnissen selbst Geburtshelfer sein muss, seiner Frau nicht fern sein.

Mit hoffnungsvollem Herzen klettert er den mühseligen Pfad wieder hinunter von den Bergen in die große Ebene nördlich des Njassasees und dann das letzte Stück empor zu dem Hügelland, wo in Manow die werdende Mutter sehnlich ihren Mann erwartet. Wenige Tage später, am 8. November 1895, darf sie nach sorgenvollen Stunden der beiden Eheleute der Geburt eines Knäbleins genesen; eines der ersten Missionarskinder in dem neuen Missionsgebiet. Der glückliche Vater ist mein Vater gewesen; die fast noch glücklichere Mutter war meine Mutter. So war dieses erstgeborene Kindlein niemand anders als ich selbst.

Die neue Station im Berglande, etwa 2100 m über dem Meeresspiegel, war bald über das Stadium des allerersten Anfangs hinaus. Schon bald stand ein kleines Steinhaus, bei dem schon ein aus der fernen Heimat entsandter Missionstischler mithelfen konnte, der seine Wohnstatt und seine Wirkungsstätte in den nächsten Jahren eine Stunde Weges von uns entfernt direkt am steilen Abhang der hohen Bergwand, zugleich am Rande eines für unsere Begriffe riesigen Urwaldes mit gewaltigen Bäumen und munteren Affenfamilien aufbaute.




Ansichtskarte der Kapelle von Madehani. Die Innenwände sind von einem eingeborenen Maler mit Darstellungen aus der Heilsgeschichte geschmückt. Madehani ist die eben beschriebene Außenstation von Bulongwa mit einer Tischlerei und einer Handwerkerschule.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 10.03.2014 12:17:02 Gelesen: 302032# 61 @  
Hallo zusammen,

weiter geht es mit Familie Hübner:

Als unser Wohnhaus fertig war, das später als Wirtschaftsgebäude mit einem Gastzimmer diente, holte der Vater seine junge Frau mit dem Erstgeborenen in seine Neugründung herauf. Als Missionar, der von Anfang an, solange dadurch die von ihm zu vertretende Sache keinen Schaden litt, den Sitten und Gebräuchen der Einheimischen sich anpaßte, hatte er auch der neuen Missionsstation den einheimischen Namen Bulongwa gegeben.

Die Mutter war froh, daß sie ihrem Manne nun auf der eigenen Station eindeutig zur Seite stehen konnte. Unter ihrem Mitplanen wurde nach wenigen Jahren das eigentliche Wohnhaus mit fünf geräumigen Stuben und zwei Giebelzimmern in Angriff genommen. Zum Schutz gegen die zuweilen stechende Mittagssonne hatte das Wohnhaus auf beiden Längsseiten eine durchlaufende Veranda. Zum kleinen Küchenhaus, das mit der vor Ratten sorgsam zu hütenden Speisekammer für sich stand, führte ein bis zur Höhe der Veranda aufgemauerter Gang. Hier also war unser Domizil, in dem im Verlauf von zehn Jahren dem ältesten noch vier andere Kinder folgten: ein Junge und drei Mädchen. Damit wurden wir also eine stattliche Familie.

Jeden Morgen war in unserer schlichten Notkirche mit den Lehmwänden Morgenandacht für die schwarzen Christen und solche, die sich schon dazu einladen ließen. Auch war bald im selben Gebäude ein Schulunterricht für die Jugend eingerichtet worden. Vater hatte dazu in der deutschen Heimat eine für diese Verhältnisse passende und der Eingeborenensprache Rechnung tragende Fibel drucken lassen. So fanden hier Lesen, Schreiben, Rechnen auch unter den Eingeborenen schon eine erste Übung.



Die Missionsstation Bulongwa: Wohnhaus, dahinter das kleine Küchenhaus. Vorn die schlichte Notkirche mit den Lehmwänden.

Daneben lief der Taufunterricht derer, die sich dazu bereit gefunden hatten. Als Vater dann erst die massive Kirche auf dem Hügel gebaut hatte, formierten sich die Züge der weißgekleideten Gottesdienstbesucher. An den Festtagen war die Kirche mit feingliedrigen Palmzweigen geziert. Vater, der Freund der Jugend, hatte sogar einen Kindergottesdienst eingerichtet. Zu besonderen Anlässen, wie etwa zum Heiligen Abend, hatte er mit seiner Geige Weihnachtslieder mehrstimmig eingeübt. Die Eingeborenen waren sangesfreudige Menschen. In einer gewissen Anerkennung gaben sie meinem Vater den Namen "Mualuimbo", d.h. "der Sänger".

Wir wußten ja durch unsere Eltern von der fernen deutschen Heimat, zu der wir einmal, schon um unserer Weiterbildung willen, reisen würden. Dazu schien uns in unserer kindlichen Phantasie dort so etwas wie ein Paradies mit unvorstellbaren Schätzen zu sein. So waren wir Kinder in das hoffnungsvolle Warten der Eltern auf ihren ersten Heimaturlaub, der zudem aus verschiedenen Gründen länger auf sich warten ließ, als wohl ursprünglich von der Missionsleitung geplant war, in spannungsgeladener Vorfreude hineingezogen…
Endlich war die längst erwartete Nachricht da: Die Reise nach Deutschland konnte mit Zustimmung der Missionsleitung begonnen werden.




Die massive Kirche auf dem Hügel

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.05.2014 12:14:07 Gelesen: 301316# 62 @  
Hallo zusammen,

nach einer langen Pause möchte ich mich diesem Maigruß meiner Eltern an meine Großeltern wieder im Forum zurückmelden.



Für meinen 60. Geburtstag hatte ich das Motto „Philatelie“ ausgewählt. Auch wenn über 90% meiner Gäste nichts mit der Philatelie zu tun haben, hat ihnen die Fete und das Motto gut gefallen. Das lag vielleicht daran, dass ich das Motto konsequent durchgesetzt habe. Hier z.B. die Vorderseite der Einladungskarte.



Eine kleine Auswahl dessen, was es alles zum Thema Philatelie bei der Fete gab:

• Die Tischdekoration mit Briefmarken
• Die Servietten mit Abbildung von Briefmarken
• Eine kleine Ausstellung: 2 Rahmen „Rekorde der Philatelie“
• Die Geschenkebox in Form eines gelben Briefkastens
• Vor der Box lagen einige meiner Hefte „Familiengeschichte und Philatelie“

Besonders schön fand ich, dass immer wieder Gäste vor der Sammlung standen oder sich meine Hefte angesehen haben, obwohl sie sonst nichts mit der Philatelie zu tun haben.



Nicht ganz einfach war es, das Essen passend zum Motto auszuwählen, aber auch das ist mir gelungen. Dazu werde ich einige Gerichte beim Thema „Lebensmittel auf Briefmarken und Poststempeln“ vorstellen.

Insgesamt hatte die Vorbereitung meines Geburtstages sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Daher hatte ich einige andere Dinge erst einmal liegen gelassen und musste sie anschließend nachholen. Daher die lange Pause hier im Forum. Aber ab jetzt werde ich mich wieder etwas häufiger melden.

Ich wünsche allen einen schönen 1. Mai
Volkmar
 
volkimal Am: 17.05.2014 17:00:06 Gelesen: 300984# 63 @  
Hallo zusammen,

es wird Zeit, dass ich die Geschichte der Familie Hübner endlich fortsetze. Zunächst noch einiges aus den Lebenserinnerungen von Herbert Hübner:

Nach dem beschwerlichen Abstieg in die Wanjakiussa-Ebene überschritten wir zunächst den Rumakario, den uns aus dem Bergland bekannten Fluß. Nur eine halbe Stunde Weges entfernt floß er an unserer Station Bulongwa vorüber… Der zweite Fluß, der überquert werden muß, ist der Lutisio, der sich bei der Station Muakaheli, wo unser Vater später als Superintendent wirkte, mit dem Matari vereinigt… Neu-Wangemannshöhe … ist das Ziel unseres ersten Reisetages.
Der zweite Reisetag führte wieder zu dem Hafen, in dem einst der Vater seine lang erwartete Braut in die Arme schließen konnte. Nun kreuzte wieder über den Wogen des blauen Njassasees ein Schiff auf, diesmal schöner und größer als das alte: der deutsche Dampfer Hermann von Wissmann.

Die fünf Tage der Seefahrt sind bald vorüber, und nun geht es weiter auf dem Ausfluß des Njassasees, dem Schire, nach Süden hin, streckenweise auf einem Flußdampfer mit Schaufelrädern, der sich manchmal nur langsarn aus dem Geschlinge der Wasserpflanzen herausmanöveriert, streckenweise auf einem Hausboot. Dann kommt wieder für zwei oder drei Tage eine Landpartie zur Umgehung der Wasserfälle. Und endlich sitzen wir auf einem Dampfer, der uns vom Hafen Blantyre den breiten Sambesistrom zum Indischen Ozean trägt. . Draußen auf der Reede wird auch sehr bald der Ozeandampfer sichtbar, der uns weiter führen soll. Aber da kommt die peinvolle Überraschung: Auf diesem Dampfer ist für uns kein Platz mehr! Eine entscheidende Stelle hatte versäumt, uns rechtzeitig anzumelden. So haben wir nur das Nachsehen, als das große Schiff in die Ferne entgleitet. Wir müssen zehn Tage warten, bis der nächste Dampfer kommt.

Der Dampfer Kanzler:

Die zehn Tage Wartezeit gehen langsam dahin; doch endlich ist das neue Schiff da, etwas über 3000 t groß, mit Namen "Kanzler". Ein Schiff dieser Größe ist ja für heutige Begriffe kaum seetüchtig zu nennen….

Wir aber verlassen in Genua das Schiff. Offenbar wollen die Eltern die nicht eingeplante Wartezeit am Indischen Ozean wieder einholen und noch vor dem Pfingstfest in der deutschen Heimat sein. Es geht also nun mit der Eisenbahn weiter.


Soweit die Ausführungen von Herbert Hübner. Zwei Jahre später reist die Familie wieder in das afrikanische Missionsgebiet zurück. Die drei ältesten Geschwister müssen in Deutschland im Internat zurückbleiben, damit sie eine ordentliche Schulausbildung erhalten.



Diese Karte an den Schüler Herbert Hübner in den Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale bekam er von seiner Mutter. Sie schrieb die Karte während des Heimaturlaubes am 16.1.1908 in Finsterwalde.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.05.2014 08:51:30 Gelesen: 300810# 64 @  
Hallo zusammen,

bisher konnte ich zur Geschichte von Familie Hübner vor allem Ansichtskarten zeigen. Von jetzt an geht es mit philatelistischem Material weiter. Vermutlich haben sich meine Urgroßeltern und Familie Hübner während des Heimaturlaubes in Deutschland kennengelernt. Hübners besuchten in der Zeit viele Missionsfeste in den verschiedenen Kirchengemeinden.



Ansichtskarte von der Missionsstation Bulongwa: "Missionar Hübner mit Familie und eingeborenen Kindern". Während eines Missionsfestes schickte der Festprediger Georg Hecker diese Karte an seine Schwester Hedwig - also an meine Urgroßmutter. Auf der Bildseite ist ein Gruß vom "Berichterstatter" Gustav Hübner.



Frau Hübner hat diese Karte an Urgroßmutter am 16.10.1910 in Bulongwa geschrieben. Sie ist allerdings erst am 30.10.1910 im ca. 300 km entfernten Iringa der Post übergeben worden. Im Stempel fehlt übrigens die Jahreszahl. Näher als Iringa waren nur die beiden Postämter in Neu-Langenburg und Muaja. Diese waren aber auch eine Tagesreise von Bulongwa entfernt. Daher hat man die Post vermutlich jemandem mitgegeben, der zu einem der Postämter kam. Am 11. 12.1910 kam die Karte dann in Friedersdorf an. Frau Hübner schreibt:
Herbert schrieb uns, dass sie sich (es sind die Geschwister gemeint) höchstwahrscheinlich in den Herbstferien in ihrem lieben Hause aufhalten werden, das wäre für uns eine große Freude.

Da meinem Urgroßvater die Arbeit in den drei Gemeinden der Pfarrstelle Friedersdorf zu viel wurde und ihm auch das feuchte Klima des Vorspreewaldes zu schaffen machte, hat er sich an die kleine Pfarrstelle in Kraatz bei Gransee versetzen lassen. Die Karte musste also noch nach Kraatz nachgesendet werden.
So ein Umzug war damals viel beschwerlicher als heute, denn es gab in der ganzen Gegend keine gepflasterten Straßen. Der schwere Möbelwagen wurde von 5 schweren Pferden gezogen. Das reichte aber nicht aus, denn er fuhr gleich am Anfang so tief in den Morast, dass der Wagen erst durch den Einsatz von 10 Pferden und 40 Menschen wieder flott gemacht werden konnte.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 29.05.2014 09:46:23 Gelesen: 300719# 65 @  
Hallo zusammen,

die zweite Karte trägt den Stempel Neu-Langenburg vom 6.1.1914. Hübners leben jetzt auf der Missionsstation Mwakaleli - genannt nach einem dortigen Häuptling. Mit dem Wechsel zur Missionsstation wurde Herr Hübner zum Superintendenten der evangelischen Berliner Mission ernannt.



Inzwischen ist der Erste Weltkrieg ausgebrochen. Am 6.8.1915 schickt Frau Hübner eine weitere Karte an meine Urgroßmutter. Auch in diesem Stempel fehlt die Jahreszahl. Links ist ein roter Stempel "Zensur passiert Deutsch-Ostafrika". Sie schreibt:

Wir sehnen uns sehr nach einem Lebenszeichen von all den Lieben daheim. Wie mag es Ihnen und Ihrer lieben Familie ergehen? Ich glaube Karten lassen sich am besten befördern.

Darin hat sie sich aber getäuscht. Die Karte sollte dem Leitvermerk entsprechend über Portugal nach Deutschland gesendet werden. Sie hat ihr Ziel aber erst nach dem Ende des 1.Weltkrieges erreicht, da die Postverbindung schon unterbrochen war.



Für die Post zwischen dem Deutschen Reich und seinen Kolonien galt das Inlandsporto. Dennoch hat Frau Hübner in diesem Fall eine Auslandspostkarte zu 7½ Heller benutzt. Ob dieses aufgrund des Leitvermerkes notwendig war, konnte ich bisher noch nicht feststellen.

Im Mai 1916 rückten die englischen Truppen von Neu-Langenburg her nach Deutsch-Ostafrika vor. Da nur sehr schwache deutsche Truppen in dieser Region stationiert waren, wurden rasch Teile des südwestlichen Deutsch-Ostafrika besetzt. Die Missionare im Süden - soweit es Deutsche waren - wurden sofort gefangen genommen.

Was Familie Hübner in der Gefangenschaft erlebte und erlitt erfahrt ihr in den nächsten Beiträgen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 31.05.2014 11:10:37 Gelesen: 300648# 66 @  
Hallo zusammen,

Familie Hübner wurde im Juni 1916 in Deutsch-Ostafrika von den Engländern gefangen genommen. Den größten Teil der Zeit waren Herr und Frau Hübner voneinander getrennt und in verschiedenen Lagern interniert. Im Missionsbericht vom Januar 1920 beschreiben Missionar A. Weltzsch und Gustav Hübner die erste Zeit sehr anschaulich 8,9:

Am 15. Juni 1916 wurden wir, 14 Männer, 16 Frauen und 25 Kinder, von der Brüdergemeinde-Station Rungwe, die unser erstes Konzentrationslager abgegeben hatte, mittels kleiner Lastautos an das Nordende des Sees nach Mwaja, ebenfalls eine Station der Brüdergemeinde, befördert. Hier sollten wir das Schiff erwarten, das uns über den See bringen würde...

Es folgt eine Beschreibung der fürchterlichen Fahrt über den Nyassa auf dem Missionsschiff „SS Chauncey Maples“, einem schwimmendem Eingeborenen-Seminar. Aufgrund der katastrophalen Verhältnisse wurde diese Fahrt später „die Sklavenfahrt“ genannt.



Nach solcher Vernachlässigung, ich möchte es lieber Drangsalierung nennen, waren wir froh, das Schiff am 25. Juni verlassen zu dürfen, an dem wir das Südende des Sees erreicht hatten. Ob es besser wurde? Ja und nein. Die furchtbare, Leib und Geist zermürbende Engigkeit lag hinter uns, aber vor uns schon – die erste Trennung von unseren Frauen und Kindern! Sie wurden bald nach unserer Ankunft in das etwa 15 km südlich gelegene, fieberreiche Fort Johnston gebracht, um hier in elenden Grasbuden ihren Weitertransport nach Blantyre abzuwarten, während wir Männer am Strande in einem langen Grasschuppen zurückbleiben mußten, bis auch unser Abtransport nach dem gleichen Ort 5 Wochen später erfolgte.

Brief von Herrn Hübner vom Gefangenenlager am Nyassasee an seine Frau im Lager Blantyre. Leider fehlt der Briefumschlag.



Im Brief schreibt Herr Hübner:

Lake Nyaßa, 16.07.1916
Heut am Sonntag eilen meine Gedanken besonders zu Dir und den Kindern, eine große Sehnsucht hat mich ergriffen und Sorge um die Zukunft – wann wird das Getrenntsein-Müssen ein Ende haben? Denke, gestern erhielten fast alle Herren von ihren Frauen, die in Blantyre sind, Briefe, nur von Dir bekam ich keinen, obwohl du schon eine Woche länger dort weilst…
Die letzten Frauen und Kinder sollen heute von F. Jonston abreisen, ob wir nun Aussicht haben werden euch zu folgen?...
Donnerstag den 20ten Eben sind wir in Zomba (?) angekommen....


Soweit der Anfang der Gefangenschaft. Familie Hübner kam nach und nach in viele verschiedene Lager. Näheres dazu beim nächsten Mal.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 08.06.2014 14:57:47 Gelesen: 300434# 67 @  
Hallo zusammen,

weiter geht es mit der Gefangenschaft von Familie Hübner. Bisher habe ich mich grundsätzlich an die Regel gehalten und ausschließlich Belege gezeigt, die ich selbst besitze. Um die Gefangenschaft von Hübners vollständig zu dokumentieren muss ich davon abweichen und einige Belege aus anderen Sammlungen zeigen.

Vor einigen Jahren ist auf einem Flohmarkt in Berlin die Korrespondenz von Hübners aufgetaucht. Einige der Stücke konnte ich kaufen, aber natürlich nicht alle. Zusätzlich sind im Archiv der Berliner Mission zahlreiche Briefe von Herrn Hübner vorhanden. Sie lagern heute im Kirchlichen Archivzentrum Berlin. Die Belege aus der Mission sind als pdf-Datei herunterladbar. Ihr erkennt sie daran, dass es schwarz-weiß Abbildungen sind.

Aus den Lagern am Nyassasee (letzter Beitrag) und aus Fort Johnston (heute: Mangochi) sind mir leider keine Briefumschläge und damit auch keine Stempel bekannt. Wie die folgende Karte zeigt, war Familie Hübner vom 21.Juli 1916 an im Lager Blantyre wieder vereint. Leider dauerte diese gemeinsame Zeit nicht allzu lange.



Es ist eine Karte vom Roten Kreuz in Genf an die Berliner Mission mit der Information, dass Gustav Hübner im Lager Blantyre interniert ist. Die folgenden Texte sind aus der Korrespondenz mit Direktor Axenfeld von der Berliner Mission. In einem Brief der Berliner Mission vom 11.10.1916 (Archiv Nr. 91) an Gustav Hübner heißt es:

Müssen wir mit der Möglichkeit rechnen, daß Euch nach einiger Zeit von Eurer Obrigkeit die Frage vorgelegt wird, ob Ihr nach Europa Euch zurückbringen lassen, oder ob Ihr dort verbleiben wollt… Eine weite Seefahrt ist z. Zt. Beschwerlich und wegen der Minen und des Unterseebootkrieges mit Gefahren verbunden…

Gustav Hübner schreibt am 17.10.1916 (Archiv Nr. 94) aus Blantyre an Direktor Axenfeld:

Unser Los hat sich nun auch entschieden, am 20. Oktober werden wir weiter transportiert und eskortiert nach Indien, die Familien bleiben dagegen hier, was aus ihnen wird, weiß man nicht, es heißt: sie sollen nach Deutschland gebracht werden. Kriegsgefangene werden gleich behandelt von den Briten, ganz gleich ob sie Soldaten waren oder nicht. Der Heimat entführt, verloren fast alle Sachen, trennt man nun auch die Familien ohne Rücksicht ob die Familie darunter zu Grunde geht oder nicht…

Brief von Gustav Hübner vom Schiff im Indischer Ozean vom 1.11.1916 (Archiv Nr. 95c):

Was ich in meinem vorigen Brief andeutete ist zur Tatsache geworden, seit dem 20.10. befinden wir uns auf der Reise nach Indien, morgen sollen wir nach Daressalam kommen, von da bringt uns das Schiff nach Mombasa und von dort soll ein ander Schiff uns in die asiatische Verbannung führen. Wir werden wie gefangene Soldaten angesehen und demgemäß verpflegt. – Für ältere Leute gerade nichts Angenehmes. – Mehr sorgen wir uns noch um die eigenen Familien, die nun allein die beschwerliche Reise machen müssen…



Brief von Herrn Hübner aus dem Lager Mombasa an seine Frau im Lager Blantyre vom 13.11.16. Der Brief wurde in Mombasa geöffnet und zensiert und erhielt dabei den Verschlusszettel und zwei Zensurstempel. Aus Blantyre stammen der runde Zensurstempel und der Ankunftsstempel.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 13.06.2014 11:11:38 Gelesen: 300318# 68 @  
Hallo zusammen,

von Mombasa aus wurde Herr Hübner ins Lager Kilindini (ebenfalls in Britisch-Ostafrika) verlegt. Der nächste Brief vom 16.03.1917 kommt aus diesem kleinen Lager. Es diente wie Mombasa dazu, die Deutschen festzuhalten, die außer Landes kamen 6. Der Brief ging an Frau Hübner im Lager Pretoria. Allerdings hat sie der Brief dort nicht mehr erreicht und er wurde ihr ins Lager Tempe bei Bloemfontein nachgeschickt. Herr Hübner schreibt:

Kilindini, den 16.III.1917
Denke, vor einigen Tagen gingen Briefe von euch aus Pretoria ein, allerdings nur 8 Brüder bekamen Nachricht, wie freue ich mich und danke dem Herrn, dass ihr glücklich die lange Reise zurückgelegt habt...
Von Dir erhielt ich bisher zwei Briefe, einen vom 27.12. und vom 25.10....
Von zu Hause habe ich keine Nachricht erhalten, auch andere Brüder nicht. Es heißt nun wieder, dass wir von hier wegkommen in 10 – 15 Tagen, wohin wissen wir nicht.




Brief von Herrn Hübner aus dem Lager Kilindini vom 16.3.1917. Der rote Zensurstempel „No. 3333“ ist aus Mombasa. Zusätzlich ist ein südafrikanischer Zensurstempel abgeschlagen. Der Brief war am 25. 5.1917 in Pretoria (Duchgangsstempel) und wurde von dort aus nach Tempe weitergeschickt, wo er am 26.5.1917 ankam.



Neun Tage nachdem Herr Hübner den Brief aus Kilindini schrieb, ist er schon im nächsten Lager. Nach der Besetzung Tangas (Deutsch-Ostafrika) wurde dort ein Kriegsgefangenen- und Internierungslager eingerichtet, in das auch Herr Hübner verlegt wurde. In diesem Brief vom 17.05.1917 an seine Frau im Lager Pretoria schreibt er:

In dieser Woche erhielten wir keine Briefe aus Pretoria. Von all Deinen Blantyre Briefen habe ich nur zwei erhalten, den vom 21/10. und 27/12. Von Pretoria den vom 9/3. und 19/3. Alle anderen stehen noch aus. Wo mögt Ihr wohl jetzt sein?

Brief vom 17.5.1917 aus dem Lager Tanga. Der Brief wurde aber erst am 29.6.1917 in Tanga von der Zensur freigegeben (roter Zensurstempel der „C“ Sektion). Auf der Rückseite befindet sich der britische Feldpoststempel „304“ vom 18.5.1917 (vom 25.7.1916 bis zum 31.3.1918 in Tanga stationiert). Im Juni 1917 war Frau Hübner schon längst im Lager Tempe, dennoch trägt der Brief keinen Nachsendevermerk. Vermutlich ist die Post gebündelt nach Tempe nachgeschickt worden.

Viele Grüße
Volkmar
 
bayern klassisch Am: 13.06.2014 11:20:05 Gelesen: 300314# 69 @  
@ volkimal [#68]

Hallo Volkmar,

eine ganz tolle Dokumentation hast du da, da möchte man fast neidisch werden (Neid ist mir aber völlig fremd).

Auch die Akzeptanz von "fremden" Belegen, die zur Veranschaulichung der Familienverhältnisse in hohem Maße beitragen, ist nicht zu bemängeln - im Gegenteil, gerade diese muss man erst einmal finden und in den Kontext gekonnt einbauen.

Vielen Dank für diese Einblicke!

Liebe Grüsse und schönes WE von bayern klassisch
 
volkimal Am: 27.06.2014 15:37:55 Gelesen: 300052# 70 @  
Hallo zusammen,

Gustav Hübner schreibt am 19.6.1917 (Archiv Nr. 95f) aus Tanga an die Berliner Mission:

Sehr geehrte Frau Direktor! Da ich an ihren verehrten Herrn Gemahl nicht schreiben darf – es ist uns verboten – so benutze ich die Gelegenheit ihm durch Ihre gütige Vermittlung Mitteilung zu machen. Zwei Briefe erhielt ich von Herrn Direktor in dem Jahr unserer Gefangenschaft. Einen vom 16.10., der am 6.4. in meine Hände gelangte, den andren vom 15.2.17 am 8.6. hier angekommen…
Wie zuversichtlich, mehr naiv, gingen wir der Gefangenschaft entgegen. Alle unsere Anträge auf Freiheit, auf Vereinigung mit den Familien blieben erfolglos, es ist wohl auch keine Aussicht, dass wir vor dem Frieden mit letzteren zusammenkommen werden. Im Camp haben wir vieles lernen müssen, waschen, kochen, kehren, flicken, stopfen, alles muss jeder selbst besorgen. Einen Boy zu halten war meistens nicht gestattet und wenn, dann ist kein Geld vorhanden um ihn zu bezahlen.


Im Lager Tanga ist Herr Hübner schwer erkrankt und an einer Tropenkrankheit fast gestorben. Weihnachten 1917 musste er im Krankenhaus verbringen.



Die Berliner Missionare wurden nicht – wie ursprünglich vorgesehen – nach Indien verschifft. Stattdessen wurden sie nach Ägypten gebracht. Am 10. Januar 1918 erreichten sie das Lager Tura bei Kairo. Der Berliner Mission wurde die Ankunft in Kairo mit dieser Karte vom 10.8.1918 mitgeteilt. Zu diesem Zeitpunkt war Gustav Hübner allerdings schon nicht mehr in Kairo sondern hatte das Lager noch zweimal gewechselt.

Im Brief vom 10.5.1918 (Archiv Nr. 97) von der Berliner Mission an Gustav Hübner heißt es:

Wie mag es Ihnen gehen? Meine Gedanken sind sorgenvoll zu Ihnen und ich sehne mich nach Nachricht. Dysenterie ist eine üble Krankheit. Sie schwächt nicht nur den Körper, sondern macht auch den inwendigen Menschen müde und verzagt…
Kürzlich war ich in Tübingen und habe mir das im Anschluss an das „Institut für ärztliche Mission“ von Professor Olpp dort erbaute Tropen-Genesungsheim um Ihrer aller willen angesehen. Es sucht seinesgleichen als Erholungsstätte für Tropenkranke und ist in erster Linie für Missionare bestimmt…
So habe ich in Tübingen mir gesichert, dass, wenn Sie alle heimkehren sollten, auch Ihnen dort das Heim offen steht…
Komitee hat die Pflegekosten für alle, gleichviel wie lange es dauere, im voraus sichergestellt.


Vermutlich geht es bei der Erkrankung von Gustav Hübner um die Dysenterie (= Ruhr), die er sich im Lager Tanga zugezogen hatte. Herrn Hübner taten das Klima und die Bedingungen in Ägypten gut, denn er ist wieder genesen.



Gesundheitlich hatten nicht alle so viel Glück wie Herr Hübner. Er teilt der Berliner Mission in diesem Brief mit, dass der Missionar Gustav Pröck in Maadi an der Ruhr gestorben ist.

Wie man an der Ortsangabe sieht blieben die Missionare nicht lange im Lager Tura. Die Briefe vom Mai sind schon aus dem Lager Maadi bei Kairo. Aus den Lagern Tura bzw. Maadi sind bisher keine Umschlage von Herrn Hübner bekannt

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Volkmar
 
volkimal Am: 04.07.2014 16:34:40 Gelesen: 299813# 71 @  
Hallo zusammen,

weiter geht es mit Gustav Hübners "Reise" von einem Lager ins andere:

In einem Brief vom 14.8.1918 (Archiv Nr. 103) teilt Gustav Hübner Direktor Axenfeld mit, dass sie schon wieder in einem anderen Lager sind. Er schreibt aus dem Lager Sidi Bishr:

Sehr geehrter Herr Direktor, durch Karte teilte ich Ihnen mit, dass wir seit dem 2.8. hier sind. Ich wende mich nun mit der Bitte um Geld-Zusendung an Sie…
Unser Leben gestaltet sich hier ähnlich als in Blantyre, wir bewohnen zu zweien ein Zelt. Noch ist es sehr warm in Egypthen, bald wird es ja kühler werden. Im Mittelmeer kann gebadet werden…
Von den Frauen haben wir Nachricht von Anfang Juli…




Dieses Foto aus Sidi Bishr schickte Gustav Hübner im Dezember 1918 an seine Frau in Tempe.

Der Brief kam überraschend schnell in Berlin an. Schon am 2.10.1918 wurde er von der Berliner Mission beantwortet. Andere Briefe brauchten dagegen bedeutend länger. In einem Brief vom 25.11.1918 (Archiv Nr. 117a) an Gustav Hübner heißt es:

In den letzten Tagen erhielt ich plötzlich in 2 Strömen zahlreiche Briefe von Ihnen und den anderen Brüdern aus der Zeit von Juni bis in den Oktober, darunter die ihrigen vom 28.6., 14.7. und 9.10.18…
Ich hoffe, da jetzt die Waffen ruhen, daß Ihre Heimkehr endlich näherrückt. Ich schrieb Ihnen schob, daß es unser Wunsch ist, es möchten alle, die sich nicht ganz gesund fühlen, und das werden die meisten sein, wenn möglich über Tübingen heimkehren, um zunächst im Tropengenesungsheim bei Dr. Olpp anzusprechen und seinen ärztlichen Rat zu erhalten…
Auf Schloemanns Arbeitsfeld geht alles im Segen weiter, auch Kollekers blieb bewahrt. Für das Ihrige wie für Sie alle wird viel gebetet.




Brief von Herrn Hübner aus dem Lager Sidi Bishr an seine Frau vom 5.1.1919 mit rechteckigem Lagerstempel und ovalem Zensurstempel „N° 13“.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 10.07.2014 11:35:40 Gelesen: 299659# 72 @  
Hallo zusammen,

die Berliner Missionare mussten noch bis zum Oktober 1919 in Sidi Bishr bleiben. Mit dieser Karte vom 22.10.1919 teilt Herr Hübner der Berliner Mission mit, dass sie am 26. Oktober Ägypten verlassen und Mitte November in Deutschland ankommen würden.



Nachdem ich bisher vor allem über Herrn Hübner berichtet habe, komme ich jetzt zu Frau Hübner und dabei unter anderem zu ihrer Korrespondenz mit meiner Urgroßmutter.



Diesen Brief schickte Gerhard Hübner, der jüngere Bruder von Herbert Hübner, an seine Mutter in das Internierungslager Blantyre in Britisch Nyassaland. Dort angekommen wurde der Brief in das Lager Tempe bei Bloemfontein weitergeschickt.

Viele Grüße
Volkmar Werdermann
 
Marcello Am: 12.07.2014 15:53:07 Gelesen: 299609# 73 @  
Hallo,

dann möchte ich mal weitermachen. Heute stelle ich eine Ganzsache zu 6 Pfg vor. Portogerecht als Postkarte gelaufen und mit einem Teil-Wellenstempel entwertet. Der Beleg, passt auch in den Thread "Beleg aus der eigenen Familengeschichte".

Meine Großmutter schrieb die Karte an einen Teil ihrer Familie (Onkel/Tanten) wo, meine Urgroßmutter nachdem sie in Stuttgart ausgebombt wurde, unterkam aus dem Reichsarbeitsdienst.



Grüße
Marcel
 
volkimal Am: 12.07.2014 22:25:46 Gelesen: 299569# 74 @  
@ Marcello [#73]

Hallo Marcel,

schön, dass auch Du noch alte Belege von Deiner Familie hast! Wenn Du noch mehr hast zeige sie doch beim Thema "Belege aus der eigenen Familiengeschichte". Zur Zeit bin ich dort Alleinunterhalter - ich fände es aber gut, wenn auch andere etwas zeigen würden.

Schöne Grüße
Volkmar

[Beiträge [#72] bis [#73] auf Wunsch von Marcel und Volkmar aus dem Thema "Deutsches Reich Dauerserie Hitler" kopiert]
 
Marcello Am: 13.07.2014 11:44:14 Gelesen: 299530# 75 @  
@ volkimal [#74]

Hallo Volkmar,

ich habe nicht viel aus meiner Familie, aber das was ich habe, zeige ich hier gerne.

heute eine Ganzsache zu 6 Pfg. Die Karte ging von meiner Großmutter aus dem Reichsarbeitsdienst an meinen Urgroßvater ( ihren Vater ) Karl Braun. Mein Urgroßvater weilte noch in Stuttgart, den er war bei der Deutschen Reichsbahn beschäftigt.



Ich hoffe, jeder kann die Schrift meiner Oma lesen, ansonsten liefere ich eine Reinschrift nach.

Grüße
Marcel
 
volkimal Am: 04.08.2014 15:15:05 Gelesen: 298901# 76 @  
@ Marcello [#75]

Hallo Marcello,

nachdem wir gestern aus dem Urlaub zurückgekehrt sind, sah ich vorhin Deine Karte. Danke für's zeigen - weiter so!

Unser Urlaub führte uns dieses Jahr zum "Inselhopping" auf die Åland-Inseln. Von dort aus ging es mit den Rädern und mit Fähren über die Schären bis nach Finnland (Turku) und zurück. Eine Tour, die ich jedem nur empfehlen kann. Dieses Jahr war es aufgrund des Super-Wetters natürlich besonders schön. Der einzige Nachteil: Aufgrund der großen Hitze haben sich in der Ostsee so viele Algen gebildet, dass wir ab der zweiten Woche nicht mehr in der See Baden konnten.



Beim Besuch des Schlosses in Kastelholm sah ich auf einem Briefkasten den Hinweis, dass die Post mit einem Stempel des Schlosses abgestempelt würde. Erstaunt war ich, als ich denselben Stempel vom 31.12.1992 in der Datenbank fand (http://www.philastempel.de/stempel/zeigen/41405 ) mit dem Hinweis, dass es sich um den Letzttag handelt. Wie man sieht muss der Stempel wieder aus der "Versenkung" geholt worden sein. Wie lange er nicht benutzt wurde, kann ich natürlich nicht sagen.

Viele Grüße
Volkmar
 
Wolffi Am: 04.08.2014 17:30:46 Gelesen: 298876# 77 @  
Vielen Dank für den Hinweis.

Ich werde mal schauen, ob ich näheres in Erfahrung bringen kann.

Bis denne
Wolfgang
 
volkimal Am: 06.08.2014 17:51:54 Gelesen: 298790# 78 @  
Hallo zusammen,

nach der Urlaubs-Pause geht es weiter mit der Geschichte von Familie Hübner:

Aus dem Lager Blantyre ist bei uns leider kein Beleg erhalten geblieben. Es muss aber Briefe oder Karten gegeben haben, denn Frau Hübner schreibt auf dieser Karte an Urgroßmutter aus dem Lager Tempe bei Bloemfontein: "In Blantyre erhielt ich Ihren lieben Brief, seitdem hörte ich nichts mehr."



Die Karte ist undatiert, sie muss aber im Frühjahr 1917 geschrieben worden sein, denn es ist die erste Karte aus dem Lager Tempe an Urgroßmutter. Es handelt sich um eine Britisch-Südafrikanische Ganzsache ohne Poststempel aus dem Lager Tempe bei Bloemfontein. Sie hat zwei südafrikanische Zensuren „41“ und „C 4“ und die deutsche Eingangszensur aus Cöln Deutz.

Das Lager Tempe war ein sehr kleines Lager in Südafrika, in das nur Frauen und Kinder gebracht worden sind. Im Lager waren 1917 insgesamt nur 54 deutsche Frauen mit 80 Kindern. Dementsprechend sind Belege aus dem Lager Tempe bei Bloemfontein relativ selten.



Die nächste Karte schrieb Frau Hübner am 14.07.1917. Auch hier hat Frau Hübner eine frankierte Postkarten aus Britisch-Südafrika benutzt – diesmal zu 1 Pence. Auch aus anderen Lagern gibt es frankierte Interniertensendungen 6. Ob die Frankatur erforderlich war und ob hierzu eine Vorschrift existierte ist bisher nicht bekannt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 10.08.2014 10:30:01 Gelesen: 298670# 79 @  
Hallo zusammen,

diesen Brief schickte Urgroßmutter am 19. April 1918 an Frau Hübner. Leider ist die Briefmarke entfernt worden. Der Brief trägt einen Zensurstempel der Auslands-Überwachungsstelle in Köln Deutz und die Eingangszensur aus Tempe bei Bloemfontein.



Es folgen zwei weitere Briefe von Frau Hübner an Urgroßmutter. Sie tragen die Datumsstempel des Internierungslagers Tempe vom 19. Juli 1918 und vom 9. Dezember 1918 mit dem Text "Commandant's office refugee camp". Auf der Vorderseite sind beidemal die Südafrikanischen Zensuren "41" bzw. "C 4" abgeschlagen. Ein Brief trägt zusätzlich den Stempel „Freigegeben“ (vermutlich aus Cöln-Deutz).





Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag. Bei uns ist es mal wieder sehr schön und sonnig.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.08.2014 07:52:22 Gelesen: 298505# 80 @  
Guten Morgen zusammen,

Gustav Hübner schreibt am 19.6.1917 (Archiv Nr. 95f) aus Tanga an die Berliner Mission:

Seit bereits 3 Jahren hat meine Frau keine Zeile von Herbert gesehen. Aber wir können dem Herrn danken, wissend dass er lebt und sich auf dem Wege der Besserung befindet. Leider adressieren die Kinder an mich und so gehen die wenig ankommenden Briefe bei mir ein.

In den Lebenserinnerungen von Herr Hübner heißte es:

Viel schlimmer noch waren unmenschliche Schikanen, dass man z.B. den Frauen über Monate hin die Post von ihren Männern vorenthielt, die längst eingetroffen war und erst nach Einspruch einer schweizerischen Kommission aus ihrem Verwaltungsgebäude herausgegeben wurde, in dem sie solange gelagert hatte.



Es sind wohl nicht nur die Briefe der Männer zurückgehalten worden, sondern das galt vermutlich auch die Post von den Kindern und anderen Bekannten. Zusätzlich mussten die Kinder erst einmal wissen, dass die Eltern sich in verschiedenen Lagern befanden und sie an beide Elternteile getrennt schreiben mussten.
Man kann sich die Freude von Frau Hübner vorstellen, als sie endlich nach so langer Zeit wieder einen Brief von Herbert erhielt. Diesen Brief schickte Herbert Hübner am 14. Dezember 1918 aus Hildesheim an seine Mutter. Er schreibt u.a.:

Von Euch hatte ich wieder Nachrichten; habt vielen Dank dafür. Auch vom lieben Vater erhielt ich einen Brief. Gerhard geht es auch gut, er befindet sich in England.

Gerhard, der älteste Sohn von Hübners war Soldat und ist in englische Kriegsgefangenschaft geraten.

Soviel für heute. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende
Volkmar
 
volkimal Am: 22.08.2014 18:27:50 Gelesen: 298320# 81 @  
Hallo zusammen,

diese beiden Briefe schickte Marie Hübner an die Frau des Missionars Hermann Düring. Er arbeitete im Missionsgebiet in Transvaal. Beide Briefe tragen einen Zensurstempel aus Tempe vom 18. Dezember 1918 und sind am 21. Dezember 1918 in Heidelberg (Transvaal) angekommen.




Ich nehme nicht an, dass Frau Hübner zwei Briefe an einem Tag geschrieben hat. Vermutlich ist die Post vor dem Zensieren einige Zeit liegengeblieben.

Der nächste Brief aus Tempe an meine Urgroßmutter ist mit einem Pergamin-Verschlusszettel von der Auslandpost-Überwachungsstelle in Cöln-Deutz verschlossen. Er trägt den Aufdruck "Unter Kriegsrecht geprüft und freigegeben. Überwachungsstelle VIII. Armeekorps Cöln-Deutz".



Der Brief von Frau Hübner trägt unten links den roten Text "Switzerland Bureau International de la paise Bern". Das internationale Friedensbüro des Roten Kreuzes. in Bern war für die nach Deutschland und Österreich gerichtete Kriegsgefangenenpost zuständig. Der Vermerk wurde aber durchgestrichen und der Brief ist wie üblich über Südafrika, London und Holland nach Deutschland gelangt.

Soweit für heute. Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.09.2014 21:52:25 Gelesen: 297915# 82 @  
Hallo zusammen,

etwa ein halbes Jahr nach Kriegsende durfte Frau Hübner in die Heimat zurückkehren. Am 13. Juni 1919 traf sie mit den zwei jüngsten Kindern auf dem Dampfer Ingomana in Rotterdam ein. Am 15. Juni schickte sie diese Ansichtskarte aus Wesel an Direktor Axenfeld.



Auch diese Karte ist im Archiv der Mission. Frau Hübner schreibt:

Sehr geehrter Herr Direktor!
Wir wurden heut des Gesprächs wegen abraten, nicht jetzt nach Berlin zu fahren. So habe ich mich enschlossen über Thüringen zu fahren. Es grüßt Sie und die Ihre
M. Hübner

Nach elfjähriger Trennung konnte sie endlich ihre drei älteren Kinder wieder in ihre Arme schließen. Auf ihren Mann musste sie noch etwa fünf Monate warten, bis auch er in Deutschland ankam. Insgesamt war sie drei Jahre von ihrem Mann getrennt.

Soweit es möglich war, ist der folgenden Tabelle angegeben, wann sich Herr bzw. Frau Hübner in den verschiedenen Lagern befand. Die Daten stammen aus den Brieftexten, Stempeln und den Missionsberichten.



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 13.09.2014 09:06:46 Gelesen: 297751# 83 @  
Hallo zusammen,

mit dem heutigen Beitrag möchte ich die Geschichte über das Missionarsehepaar Hübner abschließen.

Was geschah mit den verlassenen Missionsstationen, insbesondere mit der von Gustav Hübner gegründeten Missionsstation Bulongwa? Im Missionsbericht vom Januar 1920 beschreibt Missionar A. Weltzsch, was im Krieg passierte:

Die Plünderung der Stationen ist aufs Gründlichste erfolgt. Den Anfang machten die Offiziere, dann folgten die weißen, danach die farbigen Soldaten. Nachher wurde gern, aber mit Unrecht, auf die Eingeborenen des Landes die Schuld abgewälzt. Der gesamte bewegliche Besitz der Missionsstationen muß als verloren angesehen werden. Auch die Pflanzungen sind, teils aus Kriegsgründen, teils aus Zerstörungslust, fast alle vernichtet. Wieviel von den Gebäuden, abgesehen von den niedergebrannten Wohnhäusern des Stationsmissionars und des Seminarleiters in Kidugala, noch erhalten bleibt, wird davon abhängen, ob sie inzwischen von Europäern in Benutzung genommen wurden oder ob etwa Eingeborene in der Lage sind, sich um sie zu kümmern.

Die Schul- und Missionsarbeit, auch der eingeborenen Helfer, wurde von Anfang an stillgelegt. Es sollten die Bewohner des Landes nicht irgendwie unter dem Einfluß deutscher Mission bleiben. Die Schulen wurden planvoll verwüstet und ihre Lehrmittel zerstört. Auch wo Brennholz dalag, heizte man lieber mit Schulbänken.


Nach dem Frieden von Versailles wurde Deutsch-Ostafrika britisches Mandatsgebiet. Dementsprechend wurden die deutschen Missionsstationen unter den britischen Missionsgesellschaften aufgeteilt. Bulongwa und die anderen Stationen in der Umgebung kamen zur Mission der schottischen Freikirche.

Da die britischen Missionsgesellschaften zu wenig Personal hatten, durften 1925 drei deutsche Missionare auf die Stationen Manow, Magoye und Mwakaleli zurückkehren. Herr Hübner bekam diese Möglichkeit nicht.



Darüber, wie es in Bulongwa weitergegangen ist, weiß ich bisher kaum etwas. Mein einziger Beleg aus der Nachkriegszeit ist diese Karte mit der Szene „Morgenandacht in Bulongwa“ aus dem Missionsfilm „Andrea, der Sohn des Zauberers“ (1928). Ob der Film aber auch in Bulongwa gedreht wurde, ist mir nicht bekannt. Heute ist in Bulongwa eines der größten Krankenhäuser der Region.

Gerne würde ich einmal selbst nach Bulongwa fahren und mir ansehen, wie es heute dort aussieht. Mal sehen, ob es klappt.

Viele Grüße
Volkmar
 
bayern klassisch Am: 12.10.2014 09:48:18 Gelesen: 296997# 84 @  
Liebe Sammlerfreunde,

Belege aus der eigenen Familiengeschichte, speziell wenn sie aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen, kann ich leider nicht pfundweise zeigen (so sehr ich mir das auch wünsche). Aber ab und zu hat man halt mal Glück und an diesem Glück möchte ich euch partizipieren lassen.



Hochinteressant ist die Tatsache, dass mir kein weiterer Brief mit einem Halbporto aus der Pfalz vorlag.

Geschrieben wurde er am 28.5.1846 vom Friedensrichter in Speyer und am Folgetag zur Post gegeben. Da er mit R. S. für Regierungs - Sache bezeichnet war, auch sonst alle Merkmale eines portofreien Dienstbriefes zeigte, taxierte man ihn in Bayern nicht, auch wenn das prima vista durch die Taxen zweier verschiedener Hände anders aussehen mag. Aber R.S., wenn sie korrekt aufgeliefert wurden, durften niemals taxiert werden, daher unterstelle ich das hier auch nicht.

Wohl in Wien, der genaue Postenlauf ist nicht bekannt, notierte man 1/2 und 12, womit man andeuten wollte, dass er als Official - Sache nur mit dem hälftigen Porto von 12x CM zu belegen ist. Zuvor jedoch sah man ihn wohl auch als Dienstbrief ohne Portobelastung an, denn er zeigt den roten Wiener Ankunftsstempel, der aussagte, dass der Brief ohne Belastung akzeptiert worden war. Hier änderte also die Einteilung in FRANKO / PORTO auch die Farbe der Ankunftsstempelung.

Weil man neben den 12x CM Halbporto für Briefe über 1/2 bis 1 Wiener Loth (2. Gewicht) noch durch Rötel 3x CM Bestellgeld notierte, durfte die Wiener Behörde satte 15x CM zahlen, die sich sich später natürlich bei irgendeiner Partei wieder holte.

Schon das ist für mich als Pfälzer ein PO - Hammer und ein sehr starker Kaufgrund. Aber der Inhalt setzt dem Ganzen noch die Krone auf, denn das Schreiben betrifft das Ableben meines Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Onkels, der auch das Glück hatte, in Speyer geboren worden zu sein, der aber in Wien starb und nun gab es, damals wie heute, Probleme bei der fairen Verteilung des Erbes.

Wie die Erbschaftssache letztlich ausgegangen ist, weiß ich nicht, auch wenn das "schon" der 2. Brief zu dieser Thematik ist. Es gilt also Ausschau zu halten, denn weitere müssten noch existieren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
volkimal Am: 12.10.2014 10:34:47 Gelesen: 296992# 85 @  
@ bayern klassisch [#84]

Gratuliere,

das ist wirklich ein Super-Beleg!

Volkmar
 
bayern klassisch Am: 12.10.2014 10:39:52 Gelesen: 296990# 86 @  
@ volkimal [#85]

Vielen Dank - ich hoffe, den ein oder anderen Brief mehr zu bekommen, damit ich am Ende weiß, wie alles ausgegangen ist.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
volkimal Am: 15.10.2014 10:26:16 Gelesen: 296887# 87 @  
Hallo zusammen,

nachdem ich die Geschichte von Familie Hübner zu Ende erzählt habe, möchte ich heute mit einem neuen Kapitel meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" beginnen. Sie spielt wieder in der Zeit des Ersten Weltkrieges, diesmal aber in Deutschland. Meine Mutter stammt aus Limbach bei Homburg (Saar) und dort möchte ich anfangen:



Vor dem Ersten Weltkrieg gab es das Saarland noch nicht. Das Gebiet gehörte überwiegend zu Preußen, ein kleiner Teil im Südwesten des heutigen Saarlandes gehörte zu Bayern (Bayerische Pfalz). In diesem Bereich der Bayerischen Pfalz lag Limbach. Dementsprechend trägt der Brief auch eine bayerische Marke und diese wurde mit einem typischen bayerischen Stempel entwertet.

Limbach war ein langgestrecktes Straßendorf von ca. 1000 Einwohnern und hatte keine Altstadt. Bei LIMBACH-Altstadt handelt es sich vielmehr um ein gemeinsames Postamt der beiden benachbarten Gemeinden Limbach bei Homburg (Saar) und Altstadt (Saar). Dass es sich um ein gemeinsames Postamt handelt, erkennt man im Ritter Geographisch-statistisches Lexikon von 1905. Dort heißt es:

Limbach: Gemeinde u. Pfarrdorf in Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt und Post Homburg, Amtsgericht Waldmohr, a. d. Blies, 1184 Einwohner, Post und Telegraphenstation: Limbach-Altstadt.

Altstadt: Gemeinde in Bayern, Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Homburg, Amtsgericht Waldmohr, 576 Einwohner, Post: Limbach-Altstadt.



Dieses ist die einzige Karte in meiner Sammlung, die an meinen Uropa aus dem Saarland geht. Ludwig Gräßer wohnte 15 km von Limbach entfernt in Heiligenwald. Heiligenwald gehörte schon zu Preußen. Etwas mehr zur bayerisch-preußischen Grenze bei Limbach findet ihr im Beitrag http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=59317 .

Immer wenn meine Mutter zu ihrem Opa nach Heiligenwald kam sang er das Lied "Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben". Außerdem hat meine Mutter im 2. Weltkrieg ein Kleid bekommen, dass aus einer alten bayerischen Fahne genäht wurde. Leider gibt es kein Foto meiner Mutter mit diesem Kleid.

Soweit fürs Erste
Volkmar
 
bayern klassisch Am: 15.10.2014 16:42:33 Gelesen: 296854# 88 @  
@ volkimal [#87]

Hallo Volkmar,

wundervoller Beitrag von dir - klasse!

Zum bayerischen Stempeld darf ich noch sagen, dass es ein Einkreisstempel der Type von Müller war. Der Stempelschneider, das weiß ich nach deinem Beitrag, hat einen Fehler gemacht. Da es in Bayern mehrere Städte mit Bahnhof, Stadt und Altstadt gab, hatte er angenommen, der Ort hätte auch eine Altstadt und hat ihn entsprechend in gemischter Grotesk -Altstadt- und Versalien -LIMBACH- gechnitten.

Wie heißt dieses Sammelgebiet? Fehler bei Stempeln?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
volkimal Am: 15.10.2014 19:52:05 Gelesen: 296832# 89 @  
@ bayern klassisch [#88]

Hallo bayern Klassisch,

man lernt nie aus! Danke für die Informationen - das wusste ich bisher noch nicht.

Volkmar
 
volkimal Am: 23.10.2014 18:38:58 Gelesen: 296622# 90 @  
Hallo zusammen,

in Limbach bei Homburg (Saar) wohnte auch Ludwig Leibrock, der Vater meines Onkels. Über ihn möchte ich in den nächsten Beiträgen berichten.

Da es manche Namen wie z.B. Leibrock in Limbach sehr häufig gab, war es üblich, dass man außer seinem eigentlichen Namen noch einen Rufnamen hatte. Ludwig Leibrock wurde z.B. Lui genannt.

Lui hatte noch acht Geschwister. In den Klammern steht soweit mir bekannt der Rufname.

Alois (Alis)
Fritz
Adolf (Dolf)
Klara (Klärchen)
Caroline (Lina)
Katharina (Katchen)
Othilie
Emilie ist schon jung gestorben.



Wie man dem Militärpass entnehmen kann, war der Bergmann Ludwig Leibrock verheiratet und hatte ein Kind. Der Erste Weltkrieg begann am 1.8.1914. Schon zwei Monate später, am 1.10.1914 begann Ludwig Leibrock seinen Dienst bei der Ersatz-Reserve beim Rekruten Depot, Landwehr Infanterie Regiment Nr. 8.

Soweit für heute. Beim nächsten Mal geht es mit der Feldpost weiter.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 29.10.2014 17:22:16 Gelesen: 296432# 91 @  
Hallo zusammen,

wie man an der Anschrift dieser Karte sieht, war Ludwig Leibrock nicht nur Bergmann sondern auch Schuster. Als ich Kind war, stand die alte Schuster-Nähmaschine noch auf dem Dachboden. Leider wurden die Briefmarken abgelöst.



Der Cousin Albert schickte die Karte an Lui als er Offiziers-Anwärter beim bayerischen Militär war.

Der Erste Weltkrieg begann am 1. August 1914. Lui trat seinen Militärdienst zwei Monate später, am 1. Oktober 1914, an. 8 Tage später schickte ihm seine Frau Anna diese Ansichtskarte aus Limbach:



Die Anschrift von Lui lautet: "8. Landwehr Rekruten Depot Seysel (Exerzierplatz) Germersheim". Die Rechtschreibung der Worte "Depo" bzw. "Seysel" habe ich korrigiert. Die Ansichtskarte zeigt die Wirtschaft Deutscher Kaiser. Damals war Schmiddefritz (ein entfernter Verwandter) der Wirt. Man sieht ihn auf dem Foto.

Viele Grüße
Volkmar Werdermann
 
volkimal Am: 08.11.2014 08:48:00 Gelesen: 296155# 92 @  
Hallo zusammen,

diese Ansichtskarte schickte Kätchen Jung an ihren Schwager Lui Leibrock nach Germersheim. Weshalb sie zusätzlich zum Vermerk "Feldpostkarte" auch noch "eigene Angelegenheit des Empfängers" vermerkt ist mir nicht klar. Eigentlich war das nicht notwendig.



Sie schreibt: "Lieber Schwager! Habe Deine Karte erhalten - wofür besten Dank. Anna und ich werden Dich in 8-14 Tagen besuchen, da will ich Dich einmal als Soldat sehen, wie Du aussiehst."

Was die beiden zu sehen bekamen war zum Beispiele das hier. Lui sitzt auf dieser Fotokarte rechts:



Lui hat die Karte aus Germersheim an seine Frau Anna geschickt. Es war damals durchaus üblich, bei der Anschrift der Frau den Beruf des Mannes anzugeben. Ungewöhnlich finde ich es aber, dass Lui bei dieser Karte an seine Frau zusätzlich auch noch seinen eigenen Vornamen angibt: "Frau Ludwig E. (Emil) Leibrock, Bergmann, Limbach bei Homburg Pfalz".

Germersheim liegt am Rhein. Wie man am bayerischen Stempel sieht, gehörte auch dieser Ort zur bayerischen Pfalz.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.11.2014 07:44:09 Gelesen: 295984# 93 @  
Hallo zusammen,

wie man dem Militärpass entnehmen kann, ist die Ausbildung in Germersheim im Weihnachten beendet. Am 25.12.1914 kommt er ins Feld zur 5. Kompanie beim 23. Infanterieregiment:



Die weiteren Details kann man der Foto-Ansichtskarte entnehmen, die der Bruder Adolf im Februar 1915 an Lui geschickt hat. Er gibt zusätzlich an: 3 Division, 2. Bataillon, 2. bayerisches Armeekorps:



Ohne den Ersten Weltkrieg wären mit Sicherheit nicht so viele Ansichtskarten aus dem kleinen Limbach erhalten geblieben. Auf dem Bild sind die Mutter mit vier Schwestern vor dem Elternhaus von Lui zu sehen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 22.11.2014 10:25:16 Gelesen: 295800# 94 @  
Hallo zusammen,

Lui kam Weihnachten 1914 ins Feld. Keine drei Monate später war er schon schwer verwundet. Er bekam zwei Schrapnellkugeln in die Lunge. Laut Militärpass [#93] kam er am 14.3.1915 in ein Feld Lazarett. Kann jemand den Namen entziffern?



Wie man der Anschrift der Karte und dem Militärpass entnehmen kann, wurde Lui am 30.3.1915 vom Feldlazarett aus ins Kriegslazarett der Etappen Inspektion 6 ??? nach Tourcoing (Frankreich) verlegt. Diese Karte schickte sein Bruder Alois (Alis) aus dem Kaiserlichen Militärgenesungsheim aus Spa (Belgien) an Lui. Was können die Flecken sein - ist es Blut?

Von Tourcoing aus kam Lui am 16.5.1915 nach Elberfeld ins Vereins Lazarett III nach Elberfeld. Auf dieser Ansichtskarte sieht man ihn links im Bett.



Ein Schrapnell ist übrigens eine mit Bleikugeln gefüllte Sprenggranate. Auf dem mittleren Bild sind die Teile zu sehen, die bei der Explosion der Granate herumfliegen.



Die Schrapnellkugeln, die Lui in die Lunge bekam, wanderten im Körper abwärts und wurden später an der Hüfte herausoperiert. Sie wurden nach dem Krieg in die Vogelfüße eingefasst und Lui trug sie stolz am Revers.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 27.11.2014 12:11:42 Gelesen: 295608# 95 @  
Hallo zusammen,

aus der Zeit als Lui im Lazarett lag sind verschiedene Ansichtskarten erhalten geblieben:



Diese Karte hat wohl ein Kamerad geschickt, denn der Absender war wie Lui bei der Königlich Bayerischen 3. Infanterie-Division. Der SB-Stempel (Soldatenbrief) stammt vom 2. Bataillon des 23. bayerischen Infanterie-Regiments.



Ansichtskarte vom Bruder Alois (Alis) an Lui nach Elberfeld. Alois ist in dem Moment auf dem Truppenplatz Beverloo in Belgien. Die Karte trägt den entsprechenden deutschen Stempel. Alois hat in diesem Fall eine alte belgische Ansichtskarte verwendet.



Als letztes noch eine Ansichtskarte aus dem Lazarett in Elberfeld. Luis steht in der hinteren Reihe als zweiter von rechts.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 06.12.2014 07:41:07 Gelesen: 295289# 96 @  
Hallo zusammen,

Ludwig Leibrock war noch bis zum August 1915 im Lazarett in Elberfeld.



Drei Tage bevor er von Elberfeld ins Reserve-Lazarett Homburg verlegt wurde schickte ihm sein Bruder Alois (Alis) diese Karte mit dem belgischen Stempel aus Neerpelt. Alis war bei der Grenzschutz Kompanie in Achel, Kreis Maeseyck (Maaseik). Achel liegt in Belgien an der niederländischen Grenze. Wer weiß, wieso diese Grenze von den Deuschen geschützt wurde? Die Front war viel weiter westlich.

Aus der Zeit, als er im Homburger Lazarett war habe ich keinen Beleg. Vermutlich hat es auch nicht viele gegeben, denn Homburg liegt direkt neben seinem Heimatort Limbach.





Am 30.5.1916 kam Lui wieder ins Feld. Seine Adresse lautet jetzt: „bayr. I. Armeekorps, I. Division, Bayr. Inftr. Reg. Nr. 24, I. Battaill. 4. Kompanie“. Die zweite Postkarte trägt einen klaren Abschlag des Feldpoststempels der Feld-Postexpedition der 3. Bayerischen Infanterie Division.

Laut Militärpass war er aber schon am 15.7.1916 wieder felddienstunfähig.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.12.2014 19:25:56 Gelesen: 294578# 97 @  
Hallo zusammen,





am 1.3.1917 kam Lui wieder ins Feld. Diesmal zur ersten Maschinen-Gewehr Kompanie (1.M.G.K.) beim 23. Infanterie Regiment. Diese Karte trägt den entsprechenden Absenderstempel.





Diese Karte trägt einen Stempel der königlich bayerischen Bahnpost mit der Streckenangabe „MÜNST – ST. INGB“. Es ist die Strecke Bad Münster am Stein bis St. Ingbert. Beide Orte waren Grenzstationen zwischen Preußen und der bayerischen Pfalz. Bad Münster am Stein lag in Preußen, St. Ingbert in Bayern.
Die Bahnstrecke hatte den Namen Glantalbahn und ist inzwischen größtenteils stillgelegt. Heute ist dort ein sehr schöner Bahntrassen-Radweg, dem wir letztes Jahr auf unserer Radtour von Limbach in Richtung Münsterland entlanggefahren sind.

Soviel für heute. Viele Grüße
Volkmar
 
bayern klassisch Am: 26.12.2014 19:29:10 Gelesen: 294575# 98 @  
@ volkimal [#97]

Der Stempel ist nicht häufig - egal auf welchem Beleg. Die Strecke war nicht bedeutend und das Postaufkommen, das direkt im Zug aufgegeben wurde, war übersichtlich. Dazu noch ein sehr guter Abschlag - Glückwunsch zu dieser kleinen Pretiose.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
volkimal Am: 02.01.2015 11:24:24 Gelesen: 294330# 99 @  
Hallo zusammen,

diese Karte vom 24.9.1917 ist die letzte Feldpostkarte von Ludwig Leibrock in meiner Sammlung:



Sie trägt wieder den neutralen Zweikreisstegstempel "Deutsche Feldpost" ohne weitere Angaben.



Laut Militärpass wurde Lui am 6.12.1917 zwecks Arbeitsaufnahme bei der Grube Dechen zum 23. Infanterie Regiment, Genesungs-Kompanie versetzt. Der Schacht Dechen gehörte zur Grube Heinitz in Neunkirchen (Saar), dem preußischen Nachbarort von Limbach.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 11.01.2015 11:52:54 Gelesen: 294040# 100 @  
Hallo zusammen,

am 11. November um fünf Uhr morgens unterzeichneten beide Delegationen den Waffenstillstand von Compiègne. Damit waren die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs beendet.



Entsprechend des Zettels im Militärpass wurde Ludwig Leibrock am 26. November 1918 aus dem Militärdienst entlassen.



Schon im Waffenstillstand von Compiègne vom 11. November 1918 musste die provisorische Reichsregierung einwilligen, dass Truppen der Siegermächte die linksrheinischen Gebiete besetzten. Aus dieser Zeit stammt dieser Personalausweis von Ludwig Leibrock. Er wurde am 26.03.1919 in Limbach ausgestellt.



Am 28.06.1919 wird der Versailler Vertrag unterzeichnet, der am 10.01.1920 in Kraft tritt. Laut Versailler Vertrag untersteht das Saargebiet dem Völkerbund. Nach 15 Jahren soll es einen Volksentscheid über die Zugehörigkeit zu Deutschland oder Frankreich geben.



Das Saargebiet entstand aus einem kleinen Teil der bayerischen Pfalz und aus einem größeren preußischen Teil das Saargebiet. Oben sind die Marken für die preußischen bzw. die bayerischen Gebiete. Unten die Ausgabe für das gesamte Saarland. Da die Marken im gesamten Saargebiet gültig waren, tragen alle einen Homburger Stempel. Oben zwei verschiedene bayerische Typen, unten der neue Stempel des Saargebietes.

Soweit für heute. Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag.

Volkmar
 
volkimal Am: 17.01.2015 17:18:45 Gelesen: 293806# 101 @  
Hallo zusammen,

die Geschichte von Ludwig Leibrock (Lui) im Ersten Weltkrieg habe ich mit dem letzten Beitrag beendet. Heute möchte ich kurz auf die Geschwister eingehen. Lui hatte 8 Geschwister, drei Brüder und fünf Schwestern (Siehe Beitrag [#90]). Die beiden Brüder Alois (Alis) und Fritz waren ebenfalls Soldat. Hier die entsprechenden Karten:



Dies ist die einzige Karte von Fritz. Am 21.10.1914 schreibt Fritz, dass er soeben in Köln angekommen ist. Im Laufe des Krieges ist Fritz leider gefallen.



Diese Karte vom 29.11.1914 hat Alis in Metz geschrieben. Die Karte hat nur den Briefstempel „S. B. / E. B. 4. Bay. I. R:“. Er war also beim „Ersatz-Bataillon des 4. bayerischen Infanterieregiments“. Der Feldpoststempel fehlt. Vielleicht war die Karte in einem Brief eingelegt. Nach einer Verwundung kam Alois in ein Militärgenesungsheim in Spa (siehe Beitrag [#94]).



Im August 1915 ist Alis bei der Grenzschutzkompanie in Achel, Kreis Maaseyk. Die Karte ist in Neerpelt abgestempelt. Es ist ein belgischer Ort an der Grenze zu den Niederlanden. Auch Alis ist im Laufe des Krieges gefallen. Ob der Bruder Adolf (Dolf) auch Soldat war, kann ich nicht sagen. Von ihm habe ich zumindest keinen Feldpostbeleg. Damit sind zwei der vier Jungen der Familie nicht aus dem Krieg heimgekehrt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 30.01.2015 15:38:54 Gelesen: 293365# 102 @  
Hallo zusammen,

bei meinem Onkel wurden, wie bei Familien, nur die Feldpostbriefe aus dem Ersten bzw. Zweiten Weltkrieg aufgehoben. Aus der Zwischenzeit besitze ich kaum Material. Ich habe aus der Zeit nur zwei Karten vom Amtsgericht Homburg:



Die Karte aus dem Jahr 1922 geht wieder an Ludwig Leibrock (Lui). Damals musste der Eintrag als Genosse in die Liste bei der Spar- und Darlehenskasse noch vom Amtsgericht bestätigt werden. Ich weiß es nicht - ist das heute auch noch so?



Die Karte von 1929 bzgl. der Satzung des Reitervereins ging an einen Nachbarn. Wie sie sich ins Haus meines Onkels "verirrt" hat weiß ich nicht.

Bei dem dritten Beleg aus der Zeit wurden die Briefmarken leider abgelöst:



Ich finde es sehr schade, denn der Brief trägt einen für mich ungewöhnlichen Einschreibezettel in grüner Farbe. Durch den Ankunftsstempel sieht man, dass der Brief aus dem Jahr 1925 stammt. Wer weiß wo und wann solche grünen R-Zettel verwendet wurden?

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 08.02.2015 11:36:21 Gelesen: 292937# 103 @  
Hallo zusammen,

in den Beiträgen [#19] bis [#26] habe ich Thedor Hentschel und die sogenannten Hentschel-Belege aus den Deutschen Kolonien vorgestellt. Sowohl der Bruder meines Ur-ur-großvaters als auch sein Sohn hieß Theodor Hentschel. Damals nahm ich aufgrund verschiedener Indizien an, dass der Bruder von Ur-ur-großvater die Hentschel-Belege produziert hat.

Ein Heimatforscher aus Bad Muskau wurde im Internet auf meine Beiträge auf Philaseiten aufmerksam. Von ihm bekam ich diese Todesanzeige:



Alle Hentschel-Belege stammen aus der Zeit nach 1900. Damit ist bewiesen, dass ich falsch lag. Bei Theodor Hentschel handelt es sich also eindeutig um den Neffen und nicht um den Bruder von Ur-ur-großvater. Die Namen der noch lebenden Personen habe ich aus der Übersicht der Familie gelöscht.

Einer der Gründe, weshalb ich mich geirrt habe, sind diese Beiden Karten, die der Briefmarkenhändler Theodor Hentschel 1900 bzw. 1925 schrieb:





Ich konnte mir beim Vergleich der Schriften nicht vorstellen, dass es dieselbe Person war, die die Karten geschrieben hat.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 15.02.2015 08:34:01 Gelesen: 292624# 104 @  
Hallo zusammen,

Das Thema "Deutsche Ortsnamen in Übersee" habe ich mit einem Brief von Postsdam (Ohio) nach Potsdam in Deutschland eröffnet. Siehe http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=62482

Inzwischen ist der Brief wieder nach Potsdam zurückgekehrt. Im Gegenzug habe ich aus Potsdam sehr interessante Informationen über Edmund Stein, den Schwager meines Urgroßvaters erhalten. Siehe die Verwandtschaftstafel im Beitrag [#103].



Helene Hentschel, die Schwester von Urgroßvater, heiratete Edmund Stein. Sie wohnten zusammen in Potsdam und hatten zwei Kinder. Die erste Karte haben meine Ururgroßeltern gemeinsam geschrieben und am 31.12.1899 an ihre Tochter Helene geschickt. Sie verwendeten die sogenannte Jahrhundertpostkarte, die zum Jahreswechsel 1900 erschienen ist. „Jägerkomunikation“ war ein Weg zwischen dem Jägertor und der heutigen Friedrich-Ebert-Straße, der heute ein Teil der Hegelalle wäre.

Die zweite Karte schickten Edmund und Helene Stein an ihre Enkeltochter Inge John. Sie befanden sich gerade auf einer Autotour durch die Dolomiten.

Edmund Stein war ein sehr leidenschaftlicher Briefmarkensammler und er hat die Sammlung meines Urgroßvaters Oswald Hentschel übernommen, die eigentlich meine Großmutter erben sollte. Seine Tochter Gertrud (Trude) hatte durch seine übertriebene Sammelleidenschaft eine Abneigung gegen die Philatelie.

Soweit die Informationen, die ich ursprünglich über Edmund Stein hatte. Beim nächsten Mal schreibe ich, was ich aus Potsdam alles über Edmund Stein erfahren habe.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 20.02.2015 17:33:29 Gelesen: 292378# 105 @  
Hallo zusammen,

durch KaraBenNemsi habe ich einiges über Edmund Stein erfahren, was ich bisher noch nicht wusste. In der Chronik des Potsdamer Vereins von 1904 bzw. der Chronik der organisierten Philatelie im Land Brandenburg, Band 1, 1863-1945 steht über Edmund Stein:

Edmund Stein hatte schon 1888 mit seinem Vetter Leonhard Weymann in Potsdam einen Briefmarkensammlerverein ins Leben gerufen und war der erste Vorsitzende des Vereins. Lange hat der Verein aber nicht bestanden, denn schon 1890 verkaufte Edmund Stein seine Sammlung. Er erhielt dafür 3000 Mark von Rubens aus Kopenhagen, zu damaliger Zeit ein recht hohe Summe für eine Sammlung und der Beweis von besonderer Güte derselben nach Inhalt und Erhaltung.

Edmund Stein hat aber wieder zu sammeln begonnen. Am 14. Februar 1918, auf der 330. Sitzung des Vereins der Briefmarkensammler zu Potsdam (gegründet 1904) wurde Edmund Stein als Mitglied aufgenommen. Zur 354. Sitzung des Potsdamer Vereins von 1904 am 13. März 1919 hatte Mitglied Edmund Stein seine groß angelegte Sammlung Übersee, darin auch viele Briefe, mitgebracht, deren in zwei Jahren zusammengebrachtes Material Staunen erregte.


Wenn man das philateliegeschichtlich einordnet, dann war er der ERSTE Vorsitzende eines Briefmarkenvereins in der Stadt Potsdam und der zweite Vorsitzende überhaupt eines Vereins in der Provinz Brandenburg.

Weiter erfuhr ich von KaraBenNemsi, dass Edmund Stein "Buchdruckereibesitzer" und ein nicht unbedeutender Verleger philatelistischer Literatur war. Sein erstes philatelistisches Verlagswerk (im Jahr 1919) stammte von seinem Neffen M. Stein, seines Zeichens Kammergerichtsreferendar.



Bisher habe ich im folgende Bücher aus dem Verlag von Edmund Stein registriert:

Abhandlung Nr. 1: "Die Marken der Warschauer Stadtpost" von M. Stein, Kammergerichtsreferendar (1919)
Abhandlung Nr. 2: "Altbrasilien" von Generalkonsul E. Heinze (1919)
Abhandlung Nr. 3: "Die deutschen Kriegsmarken und Kriegsganzsachen" von Dr. Erich Stenger (1919)
Abhandlung Nr. 4: "Die Bayerischen Feldpoststempel" von Karl Holzschuher, Postverwalter in Schwabach (1919)
"Geschichte der Luftpost" von Robert Paganini (1920)
Heft 5: "Die Postwertzeichen der Republik Chile" von Dr. Otto Krause und Dr. Artur Philippi (1920)
Heft 9: "Wie sammelt man Postwertzeichen" von Oberingenieur W. Klug (1922)
"Das Postwertzeichen als Kulturdokument" von Wilhelm Schlechtriem (1922)




Auf dem Foto sieht man Edmund Stein zusammen mit seiner Frau und der Tochter Gertrud.

Zum Schluss ein Beleg, den ich letztens aus Potsdam bekam. Edmund Stein war wohl Mitglied im Österreichischen Alpen-Verein.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 15.03.2015 09:55:08 Gelesen: 291502# 106 @  
Hallo zusammen,

gestern war der 6. Westfälische Genealogentag in Altenberge. Dort hatte ich die Möglichkeit, bei einer kleinen Ausstellung zum Thema "Familienschätze" meine Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" vorzustellen.



Es war toll, wie viel Interesse die Ahnenforscher an meiner Sammlung gezeigt haben. Die Philatelie war ein Ansatz, den sie noch nie gesehen hatten.

Für die Interessierten, hier noch der Link zum Westfälischen Genealogentag: http://www.genealogy.net/vereine/wggf/?Die_WGGF:Westfaelischer_Genealogentag

Viele Grüße
Volkmat
 
volkimal Am: 29.03.2015 09:50:28 Gelesen: 291103# 107 @  
Hallo zusammen,

durch Edmund Stein und die Belege von den Azoren bin ich wieder zur Familie Hentschel gekommen. Daher will ich jetzt mit dem Leben von Urgroßvater Oswald Hentschel beginnen.



Urgroßvater Oswald Hentschel studierte in Berlin Chemie. Er wollte sich ursprünglich der akademischen Laufbahn zuwenden, bis ihn ein Zufall in die Zuckerindustrie führte. Bereits nach kurzer Chemiker- und Assistentenzeit in Eisleben wurde ihm im Jahre 1889 die Leitung der Zuckerfabrik Ackendorf (bei Haldensleben) anvertraut, die er namentlich in Bezug auf die Verdampf- und Verkochstation mit Erfolg zeitgemäß umbaute.



Die Zuckerfabrik Ackendorf wurde 1864 gegründet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten infolge des deutsch-österreichischen Krieges etablierte sich das junge Unternehmen. Moderne Technik (1870 wurde der erste Dampfpflug eingesetzt) und der vortreffliche Boden der Gutenswegener Feldflur brachten hohe Erträge und raschen Erfolg. Das Unternehmen trug maßgeblich zur Förderung des Straßen- und Wegebaus in der Feldmark bei.



Das 75jährige Bestehen der Poststempelgilde im Jahre 2003 wurde in Haldensleben gefeiert. In diesem Zusammenhang konnte ich den Nachbarort Ackendorf besuchen. Die Zuckerfabrik stand noch, der Betrieb war aber inzwischen stillgelegt. Aus Ackendorf sind von Urgroßvater leider keine Belege erhalten geblieben. Inzwischen konnte ich aber diese Ansichtskarten mit Abbildungen der Zuckerfabrik kaufen. Mit der Eröffnung der Kleinbahnstrecke Neuhaldensleben – Eilsleben (an der Bahnstrecke lagen insgesamt fünf Zuckerfabriken) wurde am 25.10.1887 in Ackendorf eine Postagentur eingerichtet. Dort wurde die Karte 1920 abgestempelt.

Viele Grüße
Volkmar
 
inflamicha Am: 29.03.2015 14:31:54 Gelesen: 291094# 108 @  
Hallo Volkmar,

ich will nochmals auf Edmund Stein zurückkommen:



Dieser, immerhin Fürstlich Lippescher Hoflieferant, scheint sich im März 1920 wohl im Urlaub oder zur Kur im Harz befunden zu haben.



1923 gab es Post vom Finanzamt Potsdam, die Einkommenssteuer wurde gestundet.



Ein A. Stein firmierte zunächst unter gleicher Adresse in Potsdam (ein Sohn von Edmund ?), zog dann mit seiner Firma nach Berlin-Halensee, Katharinenstraße 20.



Auch ein Johannes Stein (der Bruder ?) war hier ansässig.



Ich habe vor ca. 30 Jahren einen Karton mit Briefen und Postkarten meist an die Firma A. Stein in Halensee gekauft, viele dieser Belege findest Du inzwischen in der Rubrik Inflabelege. Der Vorname des A. taucht leider nirgends auf. Bei J. weiß man wenigstens, dass es sich um Johannes handelt.



Hier haben wir noch eine Camilla Stein, aufgrund der kindlichen Schrift vielleicht von einer Freundin der Tochter des Hauses stammend. Obwohl, Frau Camilla klingt eher nach der Ehefrau.

Gruß Michael
 
volkimal Am: 17.04.2015 13:59:12 Gelesen: 290569# 109 @  
@ inflamicha [#108]

Hallo Michael,

ich hatte in den letzten Wochen oft keine Zeit für Philaseiten. Dadurch habe ich erst heute entdeckt, was für interessante Briefe Du zeigst. Der erste Brief mit Firmenabsender gefällt mir natürlich ganz besonders gut! Falls Du diesen oder andere Briefe irgendwann loswerden willst würde er mich sehr interessieren.

Soweit ich weiß hatte Edmund Stein nur zwei Kinder Fritz und Trude (= Gertrud). Vielleicht waren A. Stein bzw. Johannes Stein Brüder oder Neffen von Edmund Stein. Eventuell sind in den Unterlagen bei meinem Vater noch weitere Informationen.

Vielen Dank fürs Zeigen
Volkmar
 
volkimal Am: 26.04.2015 07:28:28 Gelesen: 290273# 110 @  
Hallo zusammen,

heute möchte ich die Geschichte über das Leben von Urgroßvater Oswald Hentschel fortsetzen. Den ersten Teil lest ihr hier [#107].



Schon im Jahre 1892 wurde Urgroßvater nach Gommern berufen (15 km südöstlich von Magdeburg). Die dortige Zuckerfabrik befand sich in einer schlimmen Krise. Trotzdem wagte der kaum Dreißigjährige das große Werk der Sanierung, und es gelang ihm in überraschend kurzer Zeit. Die Fabrik wurde technisch gründlich rekonstruiert, und in einigen Jahren stand sie in jeder Hinsicht auf guter Grundlage. Vor allem aber war ihr ein großes Rübenareal für die Zukunft gesichert. Am 21.8.1893 heiratet Urgroßvater Elise Quinckardt. Etwa ein Jahr später kommt in Gommern meine Großmutter Ilse Hentschel zur Welt.



Aus Gommern selbst habe ich von Urgroßvater keinen Beleg mehr. Ich fand aber inzwischen diese drei Ansichtskarten bzw. den Brief von der Zuckerfabrik. So kann ich auch die Zeit in Gommern gut dokumentieren.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.05.2015 16:24:31 Gelesen: 290015# 111 @  
Hallo zusammen,

1897 übernahm Urgroßvater die Leitung der Zuckerfabrik Hünfeld (15 km nördlich von Fulda). Man sieht die Zuckerfabrik ganz unten auf der Ansichtskarte.



Leider fehlte hier ein geeignetes Rübenareal, denn die in Aussicht gestellte Nebeneisenbahn wurde nicht verwirklicht. In dieser Zeit betätigte sich Urgroßvater mit der Beschäftigung der Fabrik in der kampagnelosen Zeit. Unter anderen machte er Versuche mit Kaffee und Tee-Zucker-Tabletten für das Heer, die auch bei den militärischen Behörden mit großem Interesse verfolgt wurden. Die untere Postkarte schickte Urgroßvater aus Spanien an Dr. Zahn in Hünfeld.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 17.05.2015 09:37:30 Gelesen: 289163# 112 @  
Hallo zusammen,

für die Maschinenfabrik Grevenbroich ging Urgroßvater im Jahre 1900 nach Spanien. Er sollte dort neue Zuckerfabriken errichten und leiten. Zunächst arbeitete Urgroßvater in Caniles, einem Ort ca. 100 km östlich von Granada. Seine Leistungen fanden auch bei den Spaniern höchste Anerkennung, zumal er es auch verstand, auf den eigenartigen Volkscharakter Rücksicht zu nehmen (Centralblatt für die Zuckerindustrie, Oktober 1909).




Auf der Foto-Ansichtskarte vom 28. Dezember 1901 seht ihr Urgroßvater in den Straßen von Caniles. Mit dieser Karte schickte er einen Neujahrsgruß an meine Großmutter. Leider wurden bei vielen Karten die Briefmarken abgelöst.



Diese Postkarte mit Antwortkarte schickte Urgroßvater 1902 an seinen Freund Artur Schallehn. Während der Auslandsaufenthalte von Urgroßvater kümmerte sich Artur Schallehn um die beiden Töchter, die damals in Gramzow (Uckermark) in einem Pensionat lebten.

Der eingedruckte Wertstempel zeigt das Bild von König Alfons XII (1874 - 1885). Diese Marke war aber nur bis 1889 gültig. Urgroßvater frankierte die Karte deshalb zusätzlich mit vier Marken, die das Bild des König Alfons XIII als Kadett zeigen. Er ist der 1886 nachgeborene Sohn von Alfons XII.



Die Briefmarken sind mit einem Rechteckstempel mit abgerundeten Ecken entwertet, einem sogenannten Carteria-Stempel. Unter Carteria (cartero = Briefträger) versteht man die Postagentur eines kleinen Ortes, die nur mit der Annahme oder Verteilung von Post betraut ist. Caniles besaß damals kein eigenes Postamt und daher keinen Ortsstempel mit Datum. Bei den Carteria-Stempeln aus Caniles wurden verschiedenen Stempelfarben benutzt, bis Mitte 1902 verschiedene blaue Farbtöne, anschließend schwarze Farbe.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag
Volkmar
 
volkimal Am: 30.05.2015 08:25:41 Gelesen: 288547# 113 @  
Hallo zusammen,

während Urgroßvater in Caniles lebte, hat er ca. 60 Ansichtskarten an seine Töchter geschickt. Bei der Hälfte der Karten wurden die Briefmarken mit dem Carteria-Stempel entwertet [#112]. Daneben gab es in Caniles noch den Einzeilen-Stempel „CANILES“ mit 6 mm hohen Buchstaben.



Dieser Stempel ist allerdings nur auf einer einzigen Karte vom 14.1.1902 zusätzlich zum Carteria-Stempel abgeschlagen worden. Auf drei Karten wurden die Briefmarken mit einem Doppelellipsen-Stempel entwertet. Dieser Stempel ist aber immer so schwach, dass ich nur bei einem Beleg im unteren Bogen die Buchstaben „CANI“ erkennen kann.



Die Karte mit einem achteckigen Stempel trägt über der Marke eine Kontrollziffer. Seit 1901 waren für viele Jahre auf der Rückseite der spanischen Marken Kontrollziffern aufgedruckt. Die erste Karte mit einer Kontrollziffer war diese Karte, die 1901 ausgegeben wurde.

Der Stempel „Amb. Asc. Granada-Murcia“ ist ein Bahnpoststempel. Leider sind von diesem Stempel auf den verschiedenen Karten immer nur Teile klar zu erkennen. Daher habe ich diese Abbildung aus verschiedenen Fragmenten am PC zusammengesetzt.



„Ambulancia de Correos“ oder „Estafeta Ambulante“ bedeutet Bahnpost. „Trenes Ascendentes“ sind in Richtung Landesinneres/Madrid, „Trenes Descendentes“ aus dem Landesinneren zur Küste fahrende Züge (ascendente = aufsteigend, descendente = absteigend). Die Bahnlinie Granada-Murcia wurde in vielen Etappen gebaut. Das für Caniles wesentliche Stück von Serón nach Baza stammt aus dem Jahr 1894. Eine durchgehende Verbindung Granada-Baza-Lorca-Murcia gibt es seit 1907.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.06.2015 18:00:37 Gelesen: 287854# 114 @  
Hallo zusammen,

mehrmals arbeitete Urgroßvater für kurze Zeit für die Maschinenfabrik in Grevenbroich. Es sind Karten aus den Jahren 1900, 1903 und 1905 erhalten geblieben.



Von einem Bekannten aus Madrid erhielt er dort 1903 diese Ansichtskarte. Leider ist die Briefmarke auch bei dieser Karte abgelöst.



Zwischen 1903 und 1905 arbeitete Urgroßvater für die Maschinenfabrik Grevenbroich in Granada (Spanien) bzw. Lissabon (Portugal). Dort wurden Pläne für die Errichtung neuer Zuckerfabriken auf den Azoren und in Portugiesisch-Afrika bearbeitet. Aus Granada schickte Urgroßvater diese Ansichtskarten an einen Bekannten in Hünfeld.



Im Jahre 1905 benutzte er für einen Gruß an Großmutter in der Klosterschule in Gramzow eine Karte mit dem Vordruck der Gilbacher Zuckerfabrik in Wevelinghoven bei Grevenbroich. Diese muss er in einen Brief eingelegt haben, dann die Karte ist nicht frankiert. Statt dessen trägt sie einen Stempel der Klosterschule in Gramzow. Wieso dieser Stempel auf der Karte ist, ist mir unklar.



Soweit für heute. Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Volkmar
 
volkimal Am: 24.06.2015 14:50:59 Gelesen: 287306# 115 @  
Hallo zusammen,



Entsprechend seiner Arbeitsstätten hat mein Urgroßvater eine sehr große Briefmarkensammlung der Länder Spanien und Portugal mit den Kolonien zusammengetragen. Eigentlich sollte meine Großmutter diese Sammlung erben. Ihr Vormund konnte sich aber nach dem Tode von ihrem Vater nicht gegen den sehr eifrigen Sammler Edmund Stein, den Schwager von Oswald Hentschel durchsetzen.



Urgroßvater hat an seine Töchter und an Arthur Schallehn sehr viele Ansichtskarten verschickt. Leider sind bei den meisten der Karten die Briefmarken abgerissen worden. 1904 schickte er viele kolorierte Postkarten dieser Art mit Abbildungen aus Sevilla und Umgebung.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 04.07.2015 12:16:54 Gelesen: 286876# 116 @  
Hallo zusammen,

diese Ansichtskarte aus Sevilla zeigt eine große Kutschenparade. Obwohl Urgroßvater Oswald Hentschel auf der Postkarte als Ziel "Alemania" angegeben hatte, ist die Karte zunächst versehentlich nach Amerika befördert worden. Dort erhielt sie den Stempel "Missent to New York" und den Vermerk "Germany". Leider wurde die Marke abgerissen. 



Hier noch ein paar der vielen Ansichtskarten, bei denen die Marken leider alle abgerissen wurden:





Mit diesem Beitrag ist die Zeit von Urgroßvaters in Spanien beendet. Beim nächsten Mal ist er wieder in Deutschland

Viele Grüße aus dem heißen Münsterland - im Moment sind es 32°.

Volkmar
 
volkimal Am: 04.08.2015 16:34:02 Gelesen: 285646# 117 @  
Hallo zusammen,

nach einem Monat Pause möchte ich mit der Geschichte von Urgroßvater Oswald Hentschel weitermachen. Nachdem Urgroßvater aus Spanien zurück nach Deutschland gekommen ist, ist er viel im Land herumgekommen. Mehrmals hatte er beruflich in Köslin in Westpommern zu tun. Heute liegt die Stadt in Polen und hat den Namen Koszalin. Diese Postkarte schickte Urgroßvater 1905 aus Köslin an seine Tochter:



Im Buch „Hans Grade – Ein Leben in stürmischen Zeiten“ von Karl-Dieter Seifert habe ich gelesen, wie Urgroßvater den späteren Flugpionier Hans Grade in Köslin (Pommern) kennenlernte:

Im Spätherbst 1902 baut Hans wieder in der Werkstatt von Meister Dobenzig an seinem Motorzweirad. Ein Kunde des Meisters sieht es und zeigt Interesse. Der Ingenieur Oswald Hentschel aus Magdeburg weilt des öfteren beruflich in Köslin. »Wer baut denn das? « fragt er Dobenzig. »Meinen Sie, dass es etwas taugt? « Der alte Meister nickt. »Der Motor läuft großartig. Den hat der junge Mann allein gebaut. « »Wie heißt er, wie kann ich ihn erreichen?« fragt Hentschel höchst interessiert. »Hans Grade. Er müsste eigentlich bald hier sein. «

»Ein Ingenieurstudent, der hier in Köslin zu Hause ist«, antwortet der. Hentschel ist erstaunt. Einen Zweitakter, noch dazu in einem solchen Fahrzeug, hat er hier nicht erwartet. Außer dem Motor von Söhnlein kennt er keinen mit Kompression. Und der ist als stationärer Antrieb gedacht. Dieser Fahrzeugmotor ist eine eigenwillige Konstruktion, die auf einen ideenreichen Konstrukteur schließen lässt.




Nachdem Hans Grade in die Werkstatt gekommen ist, stellt sich Urgroßvater vor und beobachtet ihn anschließend bei der Arbeit. Urgroßvater verabredet sich mit Hans Grade am nächsten Abend im Ratskeller. Nach einem langen Gespräch bietet er Hans Grade an, dass er ihm nach dem Studium eine Stelle verschafft, die seinen Neigungen und Interesse entspricht. Voraussetzung ist, dass das Motorzweirad am Ende des Studiums seine Kinderkrankheiten abgestreift hat. Über die Zeit nach dem Abschluss des Studiums schreibt Karl-Dieter Seifert:

Kurz nach der Heimkehr erhält der junge Ingenieur in Köslin erneut eine Einladung von Hentschel, mit dem er die ganze Zeit über in Verbindung steht. Dieses Mal geht Hans im Ratskeller sofort in das Kleine Zimmer, in dem er neben dem Direktor einen zweiten Herrn vorfindet, einen in der Stadt bekannten Rechtsanwalt.

»Ich nehme an, Herr Grade, Sie haben keine Einwände, wenn wir heute Abend gleich einen Vertrag vorbereiten«, begründet Hentschel dessen Anwesenheit. »Ich biete Ihnen eine leitende Stelle in einer kleinen Kösliner Motorenwerkstatt. « Dann entwickelt er sein Projekt. Hentschel ist mit Meister Dobenzig übereingekommen, die Werkstatt zu kaufen. Er will das notwendige Anfangskapital zur Verfügung stellen, notwendige Maschinen anschaffen und die Zahl der Mitarbeiter vergrößern. Gebaut werden sollen Einzylinder-Zweitaktmotoren vor allem für eine stationäre Verwendung. Der Direktor bietet dem jungen Ingenieur als Gegenleistung für dessen Motorenkonstruktionen eine Beteiligung an der Werkstatt an, dazu ein entsprechendes Gehalt.


Hans schlägt Urgroßvater vor, auch Motorradmotoren zu fertigen. Der stimmt zu. Im Jahre 1905 wird ein Grade-Motorzweirad auf der Automobil-Ausstellung gezeigt. Die Burckhardtia Motorradbau AG in Magdeburg entschließt sie sich, den Zweitakter Grades als Standardantrieb ihrer leichten Motorräder zu wählen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 23.08.2015 19:22:26 Gelesen: 284304# 118 @  
Hallo zusammen,

es geht weiter mit den Grade-Werken:

Die vielen Aufträge überschreiten bald die Kapazität der kleinen Firma in Köslin. Urgroßvater schlägt vor, die Produktion nach Magdeburg zu verlegen. 1905 werden die Grade-Motorenwerke in Magdeburg gegründet. Die Firma entwickelt sich und es werden mehrere Patente angemeldet. Um seine Motorräder bekannter zu machen beginnt Hans Grade in der folgenden Zeit damit, Motorradrennen zu fahren. Die vielen Aufgaben wachsen Hans Grade über den Kopf. Im Mai 1906 übernehmen der Ingenieur Hans Mittermayr und Urgroßvater die Geschäftsführung der Grade-Werke. Diesen Brief auf einem Kopfbogen der Grade-Werke schickte Urgroßvater an seine Töchter (meine Großmutter und ihre Schwester):



Über die Zusammenarbeit zwischen Herrn Grade und meinem Urgroßvater Oswald Hentschel schreibt meine Großmutter Ilse Hentschel:

Von den immer neuen Erfindungen von Herrn Grade wollte Vater nichts wissen. Besonders hatte er nichts übrig für die Flugzeugpläne, die im Jahre 1906/7 zunächst auch noch wenig Erfolg hatten. Er hatte mit seinem Flugzeug nur einen Kinderwagen umgerissen. Was würde er zu der weiteren Entwicklung des Flugwesens gesagt haben!





Am 28. Oktober 1908 gelingt Hans Grade in Magdeburg der erste Flug mit einem selbstgebauten Flugzeug. Die Briefmarke der biber-post zeigt den Dreidecker, das erste deutsche Flugzeug. Bekannter wurde Hans Grade aber mit seinem Eindecker, mit dem er ein Jahr später den mit 40.000 Mark dotierten Lanz-Preis der Lüfte gewann.

Unter Philatelisten ist Hans Grade vor allem durch die erste deutsche Luftpost und die ersten halbamtlichen deutschen Luftpostmarken bekannt. Am 18. Februar 1912 fand der erste Start mit Postbeförderung statt. Ein Sack mit etwa 400-500 Postsendungen wurde am Gestänge des Grade-Flugzeuges befestigt und von Bork zum 8 km entfernten Brück befördert.

Am 26. Februar 1912 erschien die erste halbamtliche Flugmarke in Deutschland für die Postbeförderung von Bork nach Brück. Auf diese Flugmarke musste noch eine Briefmarke des Deutschen Reichs aufgeklebt werden. Hier ein Brief mit dieser Marke als Block aus Ghana:



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.09.2015 08:50:03 Gelesen: 283265# 119 @  
Hallo zusammen,

nach diesem Bericht über Hans Grade wieder zurück zu den Erlebnissen meines Urgroßvaters. 1908 war Urgroßvater wieder einmal im Ausland. Auf der Rückfahrt von London nach Deutschland schrieb er zwei dieser Karten:



Er befand sich dabei an Bord des Fährschiffes "Pricess Elisabeth" zwischen Dover und Ostende. Da er die Karten auf dem Schiff einsteckte, tragen sie den entsprechenden Schiffspost-Stempel "Paquebots Belges; Ostende - Douvers" vom 22. April 1908.

In Belgien gab es zwischen 1900 und 1924 besondere Postkarten für Fährschiffe. Die Karten wurden auf den Schiffen und beim Postamt Ostende verkauft. Auf der Rückseite war jeweils die Abbildung des Dampfers mit der Angabe "A bord du paquebot ..." und der Name des Schiffes.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.09.2015 15:32:59 Gelesen: 282418# 120 @  
Hallo zusammen,

im Jahre 1908 folgte Urgroßvater einem Ruf auf die Azoren. Dort übernahm er die Leitung der Zuckerrübenfabrik und Raffinerie Santa Clara auf der Insel San Miguel.



Nachdem zunächst portugiesische Marken gültig waren, wurden von 1868 bis 1892 auf den Azoren die Marken des Mutterlandes Portugal mit dem Aufdruck "Acores" verwendet. In der Zeit von 1892 bis 1905 gaben die Distrikte Angra, Horta (auf der Insel Faial) und Ponta Delgada auf den Azoren eigene Marken heraus. Seit 1906 gab es wieder gemeinsame Marken auf den Azoren. Diese Karte aus Ponta Delgada vom Juni 1908 hat Urgroßvater also verwendet, nachdem es schon zwei Jahre lang Marken für die gesamten Azoren gab.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 07.10.2015 09:27:47 Gelesen: 281839# 121 @  
Hallo zusammen,

Die ersten Briefmarken für die gesamten Azoren zeigen in den Ecken die Buchstaben A (für Angra), H (für Horta) und PD (für Ponta Delgada). In diesem Fall hat Urgroßvater eine Inlandspostkarte mit anhängender Antwortkarte verwendet. 10 Reis waren Inlandsporto, er musste also noch 10 Reis dazufrankieren.



Auf einer Reise im Jahre 1904 besuchte mein Großvater unter anderem die Insel Madeira mit der Hauptstadt Funchal. Vielleicht hat er von dort diese Postkarte mit dem Wertstempel aus Funchal mitgebracht, die er dann 1908 in Ponta Delgada verwendete.



Ich gehe aber davon aus, dass die Karte aus Funchal auf den Azoren nicht gültig war. Großvater hat nämlich das normale Auslandsporto von 20 Reis dazugeklebt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.11.2015 10:10:20 Gelesen: 280423# 122 @  
Hallo zusammen,

die meisten Karten von Urgroßvater wurden von den Azoren aus über Lissabon nach Deutschland befördert. Hier zum Beispiel eine Ansichtskarte von dem See Sete Cidades:



Der See ist eine Caldera, also ein Kratersee. Näheres siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Sete_Cidades_%28Caldeira%29.

Der Beförderungsweg richtete sich danach, welches Schiff gerade die Post mitnahm. Eine andere Karte nahm zum Beispiel den Weg über Gibraltar:



Die nächste Karte hat Urgroßvater am 31.05.1908 in Ponta Delgada geschrieben. Abgestempelt wurde sie aber erst am 05.06.1908 obwohl er schreibt: "Heute geht der erste Dampfer welche Post mitnimmt und da will ich meinem lieben guten Mädchen in der Heimat zuerst einen herzlichen Gruß und Kuß senden..."



Leider ist mal wieder eine Marke abgelöst worden. Wie ich von Marcel erfuhr, steht auf dem Stempel: "CORR. E TEL. PAQUETE" (Correios e Telégrafos Paquete) Paquete = Schiff.

Paquete ist der Name alter Luxusschiffe mit Dampfantrieb und großer Geschwindigkeit. Die Herkunft des Namens bezieht sich auf die englische Bezeichnung des Postschiffs und das kann im portugiesischen als Schiffspakete übersetzt werden. Diese Schiffe hatten regelmäßige Post- und Paketbestellungen zusätzlich zu den Fahrgästen, und waren dadurch Fracht- und Fahrgastschiff gleichzeitig.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 07.11.2015 15:28:40 Gelesen: 280064# 123 @  
Hallo zusammen,

von den Azoren hat Urgroßvater viele Ansichtskarten geschickt. Hier eine kleine Auswahl, die u.a. das Leben oder die Arbeit der Bevölkerung zeigen:







Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Volkmar
 
volkimal Am: 22.11.2015 14:49:06 Gelesen: 279264# 124 @  
Hallo zusammen,

heute zwei Ansichtskarten von fremden Kriegsschiffen auf den Azoren:



Im Juli und August 1908 nahmen unter anderem die SMS Wittelsbach und die SMS Mecklenburg an einer Trainingsfahrt zu den Azoren teil. Weitere Informationen zur SMS Wittelsbach siehe https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Wittelsbach

Urgroßvater Oswald Hentschel schreibt auf dieser Karte:

Meinem lieben Mädel!
Ganz innigen Gruß und Kuß auf einer Karte die auf deutschem Boden von den Azoren geschrieben ist denn es ist das Flagschiff des Admirals der Deutschen hier ??? ??? Flotte ??? habe ich ??? vom Admiral geschenkt bekommen als ich bei ihm zu ??? war.
Gruß und Kuß Väterchen


Kann jemand von Euch den Rest entziffern?



Die zweite Ansichtskarte zeigt den brasilianischen Kreuzer Benjamin Constant bei seinem Besuch auf den Azoren im Hafen von Ponta Delgada. Urgroßvater schickt diese Karte an seine Tochter Ilse (meine Großmutter), als diese gerade Edmund Stein in Potsdam besuchte (siehe [#104] bzw. [#105]). Weitere Informationen zu diesem Schiff siehe:

https://portogente.com.br/colunistas/laire-giraud/navio-escola-benjamin-constant-foi-o-verdadeiro-cisne-branco-5939

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.12.2015 10:47:07 Gelesen: 278600# 125 @  
Hallo zusammen,

dank der Mithilfe eineger Teilnehmer des Forums und vor allem durch den Vater von Olaf (DERMZ) ist die Karte der SMS Wittelsbach (letzter Beitrag) entziffert worden. Urgroßvater schrieb dort:

Meine liebe Maus!
Ganz innigen Gruß und Kuß auf einer Karte die auf deutschem Boden vor den Azoren geschrieben ist, denn es ist das Flagschiff des Admirals der Deutschen hier weilenden Flotte, und habe ich solche vom Admiral geschenkt bekommen als ich bei ihm zu Tisch war.
Gruß und Kuß Väterchen

Eigentlich wollte ich jetzt hier noch eine weitere Ansichtskarte des Schiffes R.M.S. Augustine zeigen, aber ich kann wieder ein Wort nicht entziffern. Also zeige ich sie erst beim Thema "Sütterlin ...". Statt dessen hier noch zwei andere Ansichtskarten von den Azoren:



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 13.12.2015 09:50:08 Gelesen: 278271# 126 @  
Hallo zusammen,

heute auch an dieser Stelle die angekündigte Ansichtskarte des Dampfers R.M.S. Augustine. Urgroßvater schrieb sie auf einer der vielen Reisen:



Urgroßvater schreibt:

Auf Höhe von Cap Ortegal, d. 10/4 1905
Meine liebe Ilse!
Heut bin ich nun auf der Höhe wo Frankreich und Spanien auf See sich die Hand reichen. Gestern fuhr ich mit dem Dampfer Augustine von Lissabon fort wir segelten die ganze Küste, an Oporto (= Porto), Vigo, C. Teneriffa, Coruna vorbei, geht es jetzt nach St. Nazaire, aber hoffentlich sehe ich Euch bald wieder. Gruß Dein Väterchen


Wie man am Stempel sieht, ist Urgroßvater erst in Paris dazugekommen, die Karte aufzugeben. Sie trägt den Stempel Paris 96 / Grande Hotel. Das Datum steht im Vergleich zum Stempeltext schräg. Leider wurde die Briefmarke auch hier abgelöst.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 22.12.2015 10:04:28 Gelesen: 277815# 127 @  
Hallo zusammen,

heute komme ich zum vorletzten Beitrag über Urgroßvater Oswald Hentschel. Hier ist eine Karte vom 1.10.1908:



Diesmal habe ich es sogar geschafft, den Text komplett zu entziffern. An zwei Stellen bin ich mir aber nicht ganz sicher. Urgroßvater schreibt:

Lieber Artur,
da ist mir wieder eine Unannehmlichkeit passiert.
Habe einen Brief an dich geschickt, mit 350 (?) reis frankiert,
einige andere Briefe darin, an Hildebrandt und an
Seemann & Eissen(?). Nun hat der Bote den Brief einfach in den
Kasten gesteckt und die Post gab ihn nicht mehr heraus.
Ich bin gespannt, ob er ankommt oder unterschlagen
wird. In letzterem Falle kann man nichts dagegen machen,
dafür sind wir in Portugal. Gieb mir bitte sofort Bescheid, ob
du den Brief erhalten hast oder nicht, er geht gleichem
Dampfer. Gruß dein Oswald


Wenn ich das Porto von 350 Reis richtig gelesen habe, wollte Urgroßvater den Brief vermutlich als Einschreiben schicken.

Bei der Postkarte ist eine Briefmarke aus Ponta Delgada eingedruckt. Ponta Delgada ist die Hauptstadt der Insel São Miguel, der größten Insel der Azoren. Vom 1.6.1892 bis zum 19.7.1905 gaben auf den Azoren die drei Gebiete Angra, Horta und Ponta Delgada eigene Briefmarken heraus. Zum Postgebiet Ponta Delgada gehörten die Inseln São Miguel, Sãnta Maria und die Formigas Inseln.



1906 erschienen Freimarken für die gesamten Azoren. Mit den Eckbuchstaben A(ngra), H(orta) und P(onta) D(elgada). Leider ist kein Beleg mit Marken aus Angra oder Horta erhalten geblieben. Ich habe nur einige abgelöste Marken.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 28.12.2015 20:27:01 Gelesen: 277333# 128 @  
Die Kurfürstin von Brandenburg, Luise Henriette von Oranien (Michel Nr. 1756), die Frau des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (17. Jahrhundert(, blickt hier in innerer Frömmigkeit und Sanftmut aus dem Rahmen Ihres Markenbildes dem Betrachter zu.

Absender ist " Giovanni" -, der Künstlername meines Vaters. Er schrieb diesen Brief meiner Mutter im Jahr 1997. Mein Vater hat viel zu meiner Leidenschaft Briefmarken zu sammeln beigetragen. Er lieh mir 50 DM, mit denen ich meine ersten rumänischen Briefmarken gekauft habe.

Meine Erinnerung an einen guten Vater und großen Künstler.

Liebe Grüße

10Parale


 
volkimal Am: 29.12.2015 10:40:17 Gelesen: 277249# 129 @  
@ 10Parale [#128]

Hallo 10Parale,

schön, dass nicht nur ich bei diesem Thema etwas zu zeigen habe. Wie bei Dir hat auch bei mir mein Vater sehr viel zur Sammelleidenschaft beigetragen. Er hat mich vor allem gelehrt, wie wichtig Ganzstücke für eine Sammlung sind. Nur dadurch, dass so viele Briefe Postkarten usw. in der Familie aufgehoben wurden, kann ich so viel bei diesem Thema zeigen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 29.12.2015 10:46:35 Gelesen: 277248# 130 @  
Hallo zusammen,

die Karte vom 15. September 1909 ist der letzte Gruß von Urgroßvater Oswald Hentschel an seine Tochter.



Er schrieb sie 11 Tage bevor er selbst seinem Leben ein Ende setzte. Den Grund für seinen Freitod erfuhren wir erst 1991. Damals war Heinz Dübgen, der Vetter meines Vaters in Ponta Delgada Er besuchte die alte, noch immer arbeitende Zuckerfabrik. Dort erfuhr er:

1909 ereignete sich mitten in der Zuckerkampagne ein schwerwiegender Betriebsunfall. Eines Tages war die gesamte Zuckerproduktion wertlos. Eine geregelte Produktion war nicht mehr in den Griff zu bekommen. Am 5. Tag fand man den Fehler. Statt des benötigten Frischwassers war Salzwasser eingeleitet worden, ein klarer Fall von Sabotage aus Konkurrenzgründen durch Angehörige der französischen Zuckerfabrik dicht daneben.

Diese Tat hat meinen Urgroßvater, als verantwortlichen technischen Direktor, in den Tod getrieben.

Soweit der Bericht über Urgroßvater Oswald Hentschel. Jetzt muss ich überlegen, wen von meinen Vorfahren ich als nächstes vorstelle.

Viele Grüße
Volkmar Werdermann
 
volkimal Am: 04.01.2016 11:57:38 Gelesen: 276768# 131 @  
Hallo zusammen,

in den Beiträgen [#27] bis [#48] habe ich Euch meine Urgroßeltern Ferdinand Werdermann und Hedwig Werdermann geb. Hecker vorgestellt. Heute möchte ich dieses Kapitel durch eine Karte ergänzen, die ich vor kurzem bei Ebay fand:



Urgroßvater war 22 Jahre Pastor in Friedersdorf und viel krank gewesen. Da war es oft sein Wunsch, eine leichtere Pfarrstelle zu bekommen. Fast jeden Tag war er unterwegs, oft in zwei Gemeinden, um Kranke und Alte zu besuchen. In allen drei Gemeinden, die zu Friedersdorf gehörten, hielt er Gottesdienste und Missionsstunden. So bewarb er sich schließlich nach Kraatz bei Gransee, da mit dieser Pfarrstelle nicht so viel Arbeit verbunden war. Urgroßvater fuhr nach Kraatz um sich vorzustellen und eine Predigt zu halten. Auf dieser Ansichtskarte teilt er seiner Frau das Ergebnis mit. Er schreibt:

Mein liebes Weib!
Heute alles glattgegangen, einstimmig gewählt. Gott sei Dank! Ich will hier jetzt noch einige Besuche machen und fahre um 7 Uhr nach Berlin. Von Golßen fuhr ich mit Willy Lenz‘ Braut und deren Mutter, die eine geborene Menzerin ist, von einer Menzer Försterei. Ist das nicht wunderbar?! Viele Grüße soll ich Dir bestellen von Frau Pastor … Herzliche Grüße!
Dein F.


Ich weiß nicht, wer von meinen Vorfahren diese Karte abgegeben hat. Es hat mich aber sehr gefreut, dass sie den Weg zurück in meine Familiensammlung gefunden hat. Obwohl ich zahlreiche Suchbegriffe bei Ebay habe, kommt es nur sehr selten vor, dass ich einen Beleg von meinen direkten Vorfahren finde. Es ist aber das erste Mal, dass auch noch der Text der Karte für mich sehr interessant war.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 04.01.2016 15:58:45 Gelesen: 276722# 132 @  
@ volkimal [#130]

Ja, das sind ja auch sehr traurige Geschichten, die da philatelistisch dokumentiert werden und es zeigt wie nah am Leben unser Hobby spielt.

Ich hege großen Respekt vor Menschen, die den Freitod wählen, meine aber, in der Auswahl der Mittel sind nicht alle recht glücklich ... doch dies nur am Rande.

" Mein liebes Weib" [#131] ... was für eine Anrede, ob man heutzutage auch noch damit durchkommt, wage ich zu bezweifeln, aber sehr interessant. Einen direkten Beleg von den Vorfahren zu finden ist ja eine tolle Sache, was sich wohl jeder irgendwie wünscht. Ich suche auch Belege von meinen Vorfahren mütterlicherseits, die in der Schweiz in Arlesheim bei Basel gewohnt haben müssen. Aber das ist eine recht schwierige Sache, weil es auch nicht einfach ist, an Unterlagen der Behörden zu kommen, die irgendwo in Archiven verstauben.

In Beitrag [#128] habe ich einen Brief von "Giovanni" (alias: mein Vater) vorgestellt. Nun habe ich noch einen fast identischen Brief ausfindig machen können. Er lief nur einen Tag früher, was beweist, dass mein Vater sehr gerne an Mutter schrieb, die im Sanatorium weilte. Zufällig benutzte er zur Freimachung auch wieder ein rechtes Oberrandstück der Michel Nr. 1756. Diese hatte er wohl extra gehortet für die Korrespondenz an seine Frau. Ein echter Künstler eben, der auch mit schöner Schrift nicht geizte.

Liebe Grüße

10Parale


 
volkimal Am: 15.01.2016 21:01:42 Gelesen: 275979# 133 @  
Hallo zusammen,

in den Beiträgen [#15] bis [#18] habe ich meine Ur-ur-Großeltern Friedrich Wilhelm Quinckardt und seine Frau Elise geb. Lehmann vorgestellt. Wie man dieser Tabelle entnehmen kann, hatten meine Ur-ur-Großeltern sieben Kinder:



Von diesen waren aber nur drei verheiratet und nur zwei haben selbst wieder Kinder gehabt. Kurt und Hans Busacker waren nicht verheiratet und haben keine Nachfahren, so dass sich von den sieben Geschwistern nur eine Linie bis heute fortgesetzt hat. Nach dem Tode von Kurt Busacker hat mein Vater dessen Wohnung geerbt. Dort fanden wir unter anderem eine umfangreiche Briefmarkensammlung, aus der ich in der nächsten Zeit einige Belege vorstellen möchte.



Am 15. Mai 1906 heirateten Richard Busacker und Clara Quinckardt, die jüngste Tochter meiner Ururgroßeltern. Auf dem Foto sind sie zusammen mit ihrem Sohn, dem jungen Hans Busacker, zu sehen. In der Wohnung von seinem jüngeren Bruder Kurt fanden wir verschiedene Dinge zu dieser Hochzeit. Das interessanteste ist dieses schöne Jugendstil-Album Hochzeits-Depeschen mit insgesamt 50 Glückwunsch-Telegrammen zur Hochzeit.

Normalerweise wären 50 Telegramme aus demselben Ort am selben Tag nicht sehr interessant. Die große Ausnahme bildet aber die Stadt Berlin. Der Grund ist die Rohrpost. Daher möchte ich beim nächsten Beitrag zuerst auf die Berliner Rohrpost eingehen bevor ich zu den Telegrammen komme.

So viel für heute. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 24.01.2016 11:45:43 Gelesen: 275300# 134 @  
Hallo zusammen,

der Betrieb der ersten Linie der „Pneumatischen Depeschenbeförderung“ wurde am 18. November 1865 aufgenommen und verlief zwischen dem Haupt-Telegraphenamt (HTA in der Französischen Straße 33b/c) und der Telegraphenstation in der Berliner Börse (Burgstraße/Neue Friedrichstraße, später als HTA 2 geführt).
Am 1. Dezember 1876 wurde das auf 15 Rohrpostämter erweiterte Netz der Berliner Rohrpost mit einer Gesamtlänge von 25,9 km der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es konnten Postkarten und Briefe bis zu einem Gewicht von 20 Gramm (Maximalmaß: 14×9 cm) verschickt werden.

Die Berliner Rohrpost wurde in den folgenden Jahren stark erweitert. Zum Zeitpunkt der Hochzeit im Jahre 1906 war das Rohrpostnetz auf 62 Rohrpostämter angewachsen:



Die Rohrpost Berlin erreichte mit einer maximalen Streckenlänge von fast 400 km im Jahr 1940 ihre größte Ausdehnung. Im Folgenden möchte ich die Rohrpostbelege aus meiner Sammlung vorstellen.



Rohrpostbrief vom 08.10.1879 an Dr. Hermann Hecker, den Bruder von Urgroßmutter Hedwig Hecker und seine spätere Frau Anna Wölbling. Er war später Regierungs- und Medizinalrat in Straßburg. Dort war er Chefarzt im großen städtischen Garnisonslazarett. Am Anfang gab es noch keine typischen Rohrpoststempel. Wo der Brief aufgegeben wurde ist unklar. Er ist entsprechend dem Leitvermerk „R1“ an das Rohrpostamt Nr. 1 (Telegraphenamt I in Berlin W) geschickt worden. Dort wurde die Marke mit dem Stempel Berlin W.1 nachträglich entwertet.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 06.02.2016 10:47:11 Gelesen: 274525# 135 @  
Hallo zusammen,

weiter geht es mit einigen Rohrpost-Belegen aus meiner Familiensammlung:



Die "typischen" Rohrpoststempel in Form von Kreisstegstempeln wurden im März 1886 eingeführt. Jedes Postamt hatte zwei Bezeichnungen. Z.B. ist der Ankunftsstempel links vom Rohrpostamt R33 (laufende Nummer) im Postamt Berlin C 45 mit Zeitangabe 9 III V – d.h. 9.45 Uhr. Etwas ungewöhnlich ist der Stempel rechts: Das Rohrpostamt R2 war ursprünglich im Postamt C 53. Am 30.9.87 wechselte das Rohrpostamt R2 zum Postamt Berlin SW 19. Im alten Stempel veränderte man die ursprüngliche Nummer 53 in eine 19. Das C tauschte man aber nicht gegen SW aus, so dass der Stempel die Bezeichnung des nicht existieren Postamt „C 19“ trägt.



Rohrpostbrief an Ernst Dittmer vom 25.09.1891. Ernst Dittmer war mit Louise Hecker verheiratet - sie ist mit uns über den 5fachen Urgroßvater Andreas Peter Hecker verwandt. Ernst Dittmer arbeitete im Kaufhaus Hertzog. Durch ihn haben wir aber einige Belege an das Kaufhaus Hertzog (z.B. auch die Karte oben). Diese Karte wurde am Postamt R1 = H.T.A (Haupt-Telegraphen-Amt) um 7.35 Uhr nachmittags aufgegeben. Befördert zum Postamt R5 =W 41 – Ankunftsstempel auf der Rückseite. Der rote Leitvermerk „41“ gibt das Zielpostamt an.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 20.02.2016 11:34:33 Gelesen: 273450# 136 @  
Hallo zusammen,

eine schöne Rohrpost-Karte von meiner Urgroßmutter Hedwig Werdermann (geb. Hecker) an ihre Schwester Else, die derzeit bei der dritten Schwester Clara Markgraf zu Besuch war:



Bis 1927 gab es feste Portosätze für Rohrpostsendungen, ab dem 1.8.1927 setzt sich die Gebühr aus den Gebühren von Orts-Postkarte (5 Pfg.), Eilsendung (40 Pfg.), Zuschlag für Rohrpost (10 Pfg.) zusammen => insgesamt ergaben sich 55 Pfg.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.03.2016 14:11:48 Gelesen: 272229# 137 @  
Hallo zusammen,

endlich habe ich wieder Zeit für Philaseiten und kann bei meinen Themen etwas zeigen.

Privatpostkarte vom 30.12.1998 an das Kaufhaus Rudolph Hertzog mit einem Bickerdike-Bestellstempel (verwendet 06.08.1898 bis zum 28.04.1899):



Besonders nett finde ich bei dieser Karte die Darstellung der Pferde-Straßenbahn.

Rudolph Hertzog begründete das unter seinem Namen über Berlin hinaus bekannt gewordene Kaufhaus (Warenhaus Rudolph Hertzog) und war einer der ersten, der in Berlin Festpreise einführte und Reklame-Anzeigen drucken ließ. 1912 erstreckte sich der Kaufhauskomplex fast über das gesamte Karree bis zur Brüderstraße zwischen Scharrenstrasse und Neumannsgasse.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 13.03.2016 10:48:24 Gelesen: 271806# 138 @  
Hallo zusammen,



Etwas ganz besonders ist dieses schöne Jugendstil-Album zur Hochzeit von Richard Busacker und Clara Quinckardt mit [#133] insgesamt 50 Telegrammen zur Hochzeit. Mindestens sechs Telegramme stammen von Verwandten: Urgroßeltern Hentschel (Magdeburg), Georg Busacker (Posen), Karl Busacker (Berlin 5), Karl Lehmann (Berlin 29, Bruder von Ur-ur-Großmutter) und Schwager Walter Quinckardt (Wiesbaden) und Oberleutnant Quinckardt (Charlottenburg).

Hier das Telegramm von meinem Urgroßvater Oswald und seiner Frau Elise. Urgroßvater hatte im Mai 1906 die Leitung der Grade-Werke in Magdeburg übernommen, siehe [#118].



An diesem Telegramm möchte ich den Beförderungsweg verdeutlichen:

Das Telegramm wurde in Magdeburg (1) um 4.10 Uhr (2) aufgegeben. Laut handschriftlichem Vermerk ist es um 4.26 Uhr (3) beim Haupt-Telegraphenamt aufgenommen worden. Entsprechend des roten Leitvermerkes "12" (oben links) wurde es mit der Rohrpost zum Postamt Berlin S.W.12 weitergeschickt. Dort kam es um 4.40 Uhr nachmittags an (4). Vom Postamt Postamt Berlin S.W.12 brachte ein Bote das Telegramm zum Hotel Prinz Albrecht in der Prinz Albrecht Straße, wo die Hochzeitsfeier stattfand.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 08.04.2016 16:17:02 Gelesen: 270048# 139 @  
Hallo zusammen,

endlich komme ich wieder einmal dazu, einen Beitrag auf Philaseiten einzustellen. Es geht weiter mit den Hochzeitsdepeschen:

Für das zweite Telegramm wurde ein kleiner Typendrucker verwendet (insgesamt 3 Telegramme). Es kam direkt aus Wilmersdorf (Wf) und wurde nicht per Rohrpost sondern per Leitung „Fd 1“ zum Haupt-Telegraphenamt übermittelt.



Beim dritten Telegramm wurde der Text handschriftlich auf das Formular geschrieben (insgesamt bei 24 Telegrammen). Vor dem Telegrammtext steht der Vermerk „bf“. Es bedeutet, dass es sich um ein Brieftelegramm handelt. Brieftelegramme wurden mit der normalen Post und nicht per Eilboten zugestellt. Dementsprechend waren sie billiger als normale Telegramme. Dieses steht im Gegensatz zum Botenstempel „20“. Wer weiß – vielleicht musste der Telegrammbote sowieso schon ein Telegramm zum Hotel bringen und hat dieses gleich mitgenommen.

Es war kein Problem, das Telegramm mit der normalen Post zuzustellen, da die Post in Berlin 4-mal am Tag ausgetragen wurde.



Soviel für heute. Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.04.2016 17:45:26 Gelesen: 268797# 140 @  
Hallo zusammen,

von den 50 Telegrammen sind 39 auf dem Formular vom Haupt-Telegraphenamt. Die restlichen 11 kommen von 10 verschiedenen Berliner Postämtern wie z.B. dieses Telegramm aus Berlin W.9 (Potsd. Bhf.)



Den Vermerk „Abschrift“ tragen bis auf eine Ausnahme alle Telegramme, die auf Telegrammformularen anderer Postämter als das HTA sind. Der Absender hat das Telegramm auf das Aufgabeformular geschrieben. Dann wurde es auf dem Postamt auf das Telegrammformular übertragen (=Abschrift). Die Telegramme wurden anschließend nicht über den Telegrafen sondern direkt mit der Rohrpost zum Postamt SW12 befördert. Dieses geht auch daraus hervor, dass bei den Telegrammen keine Leitungsnummer, keine Telegrammnummer und kein Vermerk „Aufgenommen von“ eingetragen wurde.



Hier ein weiteres Telegramm mit der eingedruckten Postamtsbezeichnung Charlottenburg 1. Das Telegramm aus Charlottenburg trägt den Druckvermerk "C 187 Rohrpost 05". Die letzte Zahl entspricht dem Druckdatum 1905.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.05.2016 09:59:11 Gelesen: 268423# 141 @  
Hallo zusammen,

ein weiteres Telegrammformular mit eingedruckter Postamtsbezeichnung kommt vom Postamt Berlin NW 7:



Mehrere Postämter hatten keine eigenen Telegrammformulare sondern benutzten ein Blanko-Formular, in das die Postamtsbezeichnung mit Hilfe eines Gummistempels oder handschriftlich eingetragen wurde:



Bei den Postämtern Charlottenburg 5 und Berlin 43 wurden jeweils zwei entsprechende Gummistempel abgeschlagen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 15.05.2016 12:13:04 Gelesen: 267618# 142 @  
Hallo zusammen,

bei den Postämtern, die keine eigenen Telegrammformulare hatten, wurde aber nicht immer ein Gummistempel benutzt. Bei den Postämtern Berlin 5, Berlin 29 und Berlin 61 ist die Postamtsbezeichnung handschriftlich auf dem Telegramm ergänzt worden.



Das Telegramm aus Berlin 29 kommt von Karl Lehmann, dem Bruder von Ur-ur-Großmutter Elise Quinckardt geb. Lehmann.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 21.05.2016 13:57:11 Gelesen: 267239# 143 @  
Hallo zusammen,

zum Schluss noch drei besondere Telegramme:



Das erste Telegramm trägt oben links einen R-Vermerk. Es wurde in Posen aufgegeben (aufgenommen von P) und ist nach Wilmersdorf, Uhlandstraße 118 adressiert (eines von zwei Telegrammen an die Privatanschrift). Beim HTA wurde der Streifen des Ferndruckers auf das Telegramm-Formular aufgeklebt. Vom HTA aus ist es dann per Rohrpost nach Wilmersdorf gegangen (roter Leitvermerk Wf, Ankunftsstempel von 6.40 N.). Weshalb der rote Vermerk „Fd“ durchgestrichen wurde weiß ich nicht.

Bei diesem Telegramm ist das rote „R“ besonders interessant. Es handelt sich hier um ein Telegramm mit Empfangsbestätigung ähnlich dem Rückschein zu einer Einschreibesendung.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.06.2016 13:18:09 Gelesen: 266316# 144 @  
Hallo zusammen,

hier das zweite besondere Telegramm: Ein Telegramm in Charlottenburg 6 (ohne Rohrpostanschluss) um 7.18 Uhr nachmittags aufgegeben. Über die Leitung F1 ist es um 7.35 Uhr beim Haupt-Telegraphenamt angekommen.



Die Anschrift lautet: „Albrechtstraße 9“. Entsprechend dieser Anschrift wurde das Telegramm per Rohrpost zum Postamt Berlin NW 6 weitergeschickt, wo es um 7.50 Uhr ankam. Bei der Albrechtstraße 9 notierte der Bote auf der Rückseite: „Albrechtstraße 9 ist ein Steinplatz, dort Hochzeit Quinckardt nicht zu ermitteln. Vielleicht Prinz Albrechtstraße 9 anfragen“



Das Telegramm ging also zurück zum Rohrpostamt NW 6 und wurde zum Postamt SW 12 weitergeschickt, wo es um 8.20 Uhr ankam. Der rote Leitvermerk 6 wurde entsprechend durchgestrichen und durch eine 12 ersetzt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 11.06.2016 11:47:02 Gelesen: 265985# 145 @  
Hallo zusammen,

heute komme ich zum letzten Telegramm, das ich zeigen möchte:

Auslandstelegramm aus Paris mit der Anschrift „Quinckardt Wilmersdorf Paris“. Das Telegramm ging diesmal nicht über das HTA sondern ist direkt nach Wilmersdorf gesendet worden. Ob dieses damit zu tun hat, dass es ein Auslandstelegramm ist – keine Ahnung!



Der Streifen des Druckers wurde auf ein Telegrammformular von Wilmersdorf geklebt. Es ist das einzige Telegramm, dass nicht per Rohrpost sondern direkt per Bote befördert wurde (normaler Stempel, kein roter Leitvermerk). Das Besondere ist hier aber eindeutig der gelbe Aufkleber oben rechts.

Obwohl alle Telegramme aus derselben Stadt Berlin kamen, waren es doch dank der Rohrpost sehr unterschiedliche Exemplare. Ich denke, dass es keine andere Stadt in Deutschland gibt, bei denen 50 Telegramme vom selben Tag so abwechselungsreich sind.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 13.06.2016 20:48:29 Gelesen: 265880# 146 @  
Dr. Fritz Pirkl war der Vetter meines Vaters. Aus meines Vaters Nachlass dieser schöne Brief, von Dr. Pirkl handgeschrieben am 23.06.1983.

Dr. Fritz Pirkl war ein engagierter Politiker in bayerischen Gefilden, Staatsminister und Mitglied des bayerischen Landtages. Ich habe ihn in blasser, aber guter Erinnerung. Er war u.a. auch Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Als meine Tante starb, kam er mit dem Hubschrauber zu den Trauerfeierlichkeiten. Damals dachte ich als junger Bub, das Politiker (ähnlich wie Engel) vom Himmel kämen.

Liebe Grüße

10Parale


 
volkimal Am: 18.06.2016 08:45:17 Gelesen: 265558# 147 @  
Hallo zusammen,

außer den Telegrammen sind von der Hochzeit noch weitere Dinge erhalten geblieben. Auch wenn es kein philatelistisches Material ist, möchte ich sie hier gerne zeigen:

Die Hochzeit von Richard Busacker und Clara Quinckardt fand im Hotel Prinz Albrecht statt. Dazu wurde für 40 bis 50 Personen der große Saal mit Nebenräumen angemietet. Auf diesem Briefbogen des Hotels sind zwei Menüvorschläge für die Hochzeit. Das Menü mit acht Gängen sollte pro Person 21 Mark incl. Wein kosten.



Ein Vorschlag war:

1. Potage printania
2. Steinbutt (=> Forelle)
3. Holsteiner Kalbsrücken, Rinderfilet
4. Timbal von Krebsen
5. Rehbraten
6. Frischer Stangenspargel
7. verschiedene Nachtische
8. Käsebrötchen und Chestersouffles

Das Hotel Prinz-Albrecht wurde 1887/88 erbaut. Den Namen Hotel Prinz Albrecht hat es seit der Jahrhundertwende. Im Dritten Reich erhielt es traurige Berühmtheit dadurch, dass im Hotel der Sitz der Reichsführung SS war. Rund um das Hotel befanden sich die Gebäude der Gestapo, das Reichssicherheitshauptamt usw.

Viele Grüße
Volkmar
 
merkuria Am: 18.06.2016 09:53:23 Gelesen: 265551# 148 @  
@ volkimal [#147]

Guten Morgen Volkmar,

Danke für das Zeigen dieses schönen Zeitdokumentes. Ja an der Hochzeit wurde wirklich nicht gekleckert. Alleine der Preis von 21 Mark/Person für das Essen entsprach beinahe dem Wochenlohn eines Arbeiters in der Münze München. Dieser betrug im Jahre 1906 23 Mark. Bei 50 Gästen hätte dieser dafür beinahe ein Jahr dafür arbeiten müssen.

Heiraten ist aber auch heute bei uns in der Schweiz nicht ganz billig: Eine Hochzeitstafel inkl. den Getränken/Wein für 50 Gäste kommt da auch auf ca. 8'000 Schweizer Franken (und das nicht in einem solch noblen Hause wie von Dir gezeigt!), was zur heutigen Zeit beinahe zwei Monatsgehältern eines Arbeiters entspricht!

Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
volkimal Am: 11.07.2016 17:30:42 Gelesen: 264172# 149 @  
Hallo zusammen,

es ist lange her, dass ich dazu gekommen bin, Stücke aus meiner Sammlung zu zeigen. Zum Abschluss zur Hochzeit von Richard Busacker und Clara Quinckardt am 15 Mai 1906 noch zwei weitere nichtphilatelistische Dinge. Zunächst die Hochzeitszeitschrift:



Da die Texte der Hochzeitszeitschrift etwas blass waren habe ich sie am PC etwas verstärkt.

Das zweite war das Aussteuerverzeichnis:





Da es zum Teil schlecht lesbar war, habe ich zwei Seiten des Originals des Aussteuerverzeichnis abgeschrieben. Später wurden die Angaben korrigiert - wann das geschah ist aber nicht erkennbar. So weit meine Beiträge zur Hochzeit. Nächstes Mal geht es mit anderen Belegen zu Quinckardts weiter.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 17.07.2016 12:34:27 Gelesen: 263847# 150 @  
Hallo zusammen,

im Jahre 1920 starb Richard Busacker nach 14 Jahren Ehe. Seine beiden Söhne waren zu diesem Zeitpunkt 12 bzw. 7 Jahre alt. Clara heiratete in zweiter Ehe den Regierungsbaumeister (bzw. Reichsbahnoberrat) Otto Pfeiffer. Er hat unter anderem am Bau des Essener und Leipziger Hauptbahnhofs mitgewirkt.





Diese Postkarte kommt aus Siedlinghausen (Kreis Brilon). Sie zeigt dass Neuerbaute Eisenbahnviadukt an der Bahnstrecke Nuttlar (Westfalen) – Frankenberg. Das erste Teilstück von Nuttlar bis Steinhelle war am 1. Mai 1902 betriebsfertig. Die Fortsetzung von Steinhelle bis Winterberg, an der auch Siedlinghausen liegt wurde am 1. Oktober 1906 eröffnet. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Nuttlar%E2%80%93Frankenberg )

Leider ist das Datum des Stempels auf der Karte nicht klar zu erkennen. Vermutlich wurde sie aber kurz nach der Eröffnung am 22.12.1906 aufgegeben. Vielleicht hatte der Absender etwas mit dem Bau der Strecke zu tun. Er schreibt "Herzlichen Glückwunsch. Ich bin noch bis 1.2.1907 in Siedlinghausen ???".



In der Wohnung von Kurt Busacker waren unter anderem einige Wagen und Zubehör (leider keine Lok) von Märklin aus der Zeit des 1. Weltkriegs. Zusätzlich fanden wir aber diese funktionsfähige Dampflokomotive „Vulkan“ der Firma Ernst Plank circa aus dem Jahr 1900. Zur Lokomotive gehören die „Urschienen“ aus gebogenem Blech, das außen einen Wulst hat.

Viele Grüße
Volkmar
 
Stefan Am: 17.07.2016 15:07:25 Gelesen: 263824# 151 @  
@ volkimal [#150]

Leider ist das Datum des Stempels auf der Karte nicht klar zu erkennen. Vermutlich wurde sie aber kurz nach der Eröffnung am 22.12.1906 aufgegeben.

Aufgrund des Stempelabschlags meine ich zu erkennen, dass die Karte am 22.[...]2.06 abgestempelt wurde. Das mitgeteilte Datum vom 22.12.1906 würde passen.

Gruß
Pete
 
volkimal Am: 17.07.2016 15:28:57 Gelesen: 263821# 152 @  
@ Pete [#151]

Hallo Pete,

genau dasselbe meinte ich auch gesehen zu haben. Wenn es dann im Text heißt: "Ich bin noch bis 1.2.1907 in Siedlinghausen", so kann man eigentlich nur vom Dezember ausgehen.

Da Otto Pfeiffer Regierungsbaumeister bzw. Reichsbahnoberrat war vermute ich, dass der Absender etwas mit dem Bau der Bahnstrecke zu tun hatte. Da konnte man ein Jahr vorher bestimmt nicht sagen, wie lange der Bau noch dauert und dass man bis zum 01.02.1907 in Siedlinghausen ist.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 03.08.2016 15:53:20 Gelesen: 262762# 153 @  
Hallo zusammen,

beim Thema Sütterlin wurde der Text der Karte von [#150] entziffert. Der Absender hatte wirklich mit dem Bau der Bahnstrecke Nuttlar – Frankenberg zu tun, denn es heißt auf der Karte: "Ich bin noch bis 1.2.1907 in Siedlinghausen von der bzw.(?) ??? KED Cassel" (KED = Königlich Preußischen Eisenbahn Direktion).

Zwei weitere Eisenbahn-Belege von Otto Pfeiffer:



Otto Pfeiffer stammt aus Diez an der Lahn. Diese Karte hat sein Bruder von dort geschickt. Diez liegt an der Bahnstrecke der Lahntalbahn, die von Koblenz nach Wetzlar führt. Die Lahntalbahn ist ein Teilstück der Bahnstrecke von Metz nach Gießen. Der Stempel ist zwar nicht gut lesbar, aber er trägt den entsprechenden Bahnpoststempel.





Ansichtskarte an Frau Reichsbahnoberrat Pfeiffer von der Reichsbahn-Ausstellung in Nürnberg 1935 „100 Jahre Deutsche Eisenbahnen“ mit dem entsprechenden Sonderstempel.



Als Abteilungspräsident und Regierungsbaumeister besuchte Otto Pfeiffer natürlich auch diese Ausstellung. Das Foto zeigt ihn auf einem Nachbau der ersten deutschen Lokomotive, der Adler, die 1835 den ersten Zug zwischen Nürnberg und Fürth zog.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 11.08.2016 17:13:15 Gelesen: 262425# 154 @  
Hallo zusammen,

wie schon erwähnt, stammt Otto Pfeiffer aus Diez an der Lahn. Von dort gibt es auch noch eine interessante Postkarte:



Diese Karte aus Diez an der Lahn vom 28.4.1910 schickte sein Vater an Otto Pfeiffer. Sie zeigt das Luftschiff Zeppelin II vermutlich über Diez. Im Text heißt es:

Lieber Otto! Der bei Weilburg Webersberg verunglückte Zeppelin II stand am Sonntag (24.4) um ½ 2 Uhr nachmittags überm Wislet. Es wurde geglaubt, dort landen zu können, kam an zum Blumenröder Hof.



Der Z II war nachmittags südlich von Limburg beim Hof Blumenrod gelandet, um Gas nachzufüllen. An einem eingegrabenen Leiterwagen wurde der Zeppelin mit Stahlseilen verankert und sollte seinen Flug am nächsten Tag fortsetzen. Nach einer zeitweiligen Wetterbesserung nahm die Windstärke am 25. morgens wieder zu. Gegen 13.00 Uhr erfasste eine besonders heftige Böe den Z II und die Verankerung riss. Bei der Strandung am Webersberg war niemand zu Schaden gekommen, jedoch war der Z II so stark beschädigt, dass sofort mit Sicherungsarbeiten und der Demontierung begonnen wurde.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 22.08.2016 17:28:42 Gelesen: 261873# 155 @  
Hallo zusammen,

den älteste Beleg aus meiner Sammlung Familiengeschichte ud Philatelie (zwischen 1842 und 1849) könnt ihr hier sehen: http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=41284 .

Der zweitälteste Beleg kommt aus Diez an der Lahn und geht an Jacob Pfeiffer. Sowohl der Vater als auch der Großvater hatten diesen Namen, beide waren Mühlenbesitzer in Diez.



Dieses ist der älteste frankierte Beleg aus der Familie (wenn auch nur angeheiratet) und der einzige mit einer Marke aus dem Norddeutschen Postbezirk. Der Brief geht vermutlich an den Mühlenbesitzer Johann Jacob Pfeiffer (1815 – 1891), den Großvater von Otto Pfeiffer. Er trägt den Stempel „Berlin H.St.P.E.“ vom 4.8.1869. Am 1.1.1864 wurde die Central-Stadtpostexpedition aus dem Hofpostamt ausgegliedert und in Haupt-Stadt-Post-Expedition (H.St.P.E.) umbenannt, sie existierte bis 1871.



Der zweite Brief geht an den Mühlenbesitzer Jacob Hermann Pfeiffer (1844 – 1917), den Vater von Otto Pfeiffer. Der Einschreibebrief aus Schwerin aus dem Jahre 1877 hat einen ungewöhnlichen Stempel. Es ist eine besondere abweichende Stempelform für den Bereich Mecklenburg-Schwerin aus dem Norddeutschen Bund. In diesem Fall wurde der Stempel 1877 im Deutschen Reich nachverwendet (diese Stempel sind aus 12 Orten bekannt).

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 02.09.2016 15:59:00 Gelesen: 261161# 156 @  
Hallo zusammen,

obwohl der Stempel undeutlich ist, gefällt mir diese Karte an Otto Pfeiffer einfach:



Die Foto-Ansichtskarte kommt aus Groß Kuhren (heute Primorje) im Samland. Das Samland ist die Halbinsel zwischen der Frischen Nehrung und der Kuhrischen Nehrung in Ostpreußen. Das Foto zeigt den Zipfelberg. Dazu aus Wikipedia:

Die Gründung des bis 1947 Groß Kuhren genannten Ortes liegt vor dem Jahre 1400. Das Dorf beeindruckt bis heute durch seine reizvolle landschaftliche Lage mit der im Westen gelegenen früheren Rosenschlucht und der mehr östlich gelegenen Morgenschlucht. Auffallend sind die Zinnen und Zacken der umliegenden Berge, unter ihnen der früher so genannte Zipfelberg und der Kahle Zipfelberg, der mit seinen 60 Metern die höchste Erhebung an der Küste ist. Der Sand am Strand ist gelbbraun gefärbt. Es handelt sich um eisenhaltigen Diluvialsandstein.

Nachdem Otto Pfeiffer die verwitwete Clara Busacker geheiratet hat, wohnten sie lange Zeit in Essen. Hier eine Postkarte aus Japan an Clara Pfeiffer:



Die Ansichtskarte vom 8.7.1934 kommt von ihrem Neffen Walter Dübgen. Im Auftrag der Hamburger Import/Export Firma Simon, Evers & Co führte ihn eine Geschäftsreise 1934/35 nach Japan und rund um die Welt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 09.09.2016 17:28:18 Gelesen: 260906# 157 @  
Hallo zusammen,

hier eine Fotokarte vom Familientreffen Pfeiffer. Ganz rechts steht Clara Pfeiffer verw. Busacker:



Mit dieser Karte möchte ich die Familie Pfeiffer verlassen und noch einmal zu Clara und Richard Busacker zurückkommen. Beim Aufräumen der Unterlagen meines Vaters fand ich eine Reihe Foto-Ansichtskarten vorwiegend von Kindern aus der Familie. Hier die ersten Beispiele:





Die Karten sind an Tante Kläre (Clara Busacker) oder an ihre Mutter gerichtet. Fast alle wurden in Berlin Halensee aufgegeben. Unsere Ahnen- und Verwandtschaftstafel ist zwar sehr umfangreich, aber in diesem Fall versagt sie. Die Namen der Absender kann ich dort nicht finden. Es sind vermutlich Verwandte von der Busacker-Seite, denn dort fehlen mir die Informationen zu Verwandten.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 18.09.2016 11:51:35 Gelesen: 260586# 158 @  
Hallo zusammen,

ich habe doch noch etwas vergessen. Von Essen aus zogen Otto Pfeiffer und seine Frau nach Wiesbaden. Von dort habe ich noch ein paar nette Ortspostkarten:



Die beiden 8 Pfg. Ortspostkarten der Bautenserie wurden 1952 in Wiesbaden nachträglich entwertet.



Die zweite Karte der Posthornserie wurde zuerst innerhalb Wiesbaden versandt. Cläre Pfeiffer war aber damals im Eisenbahn-Erholungsheim Niederdollendorf in Königswinter. Die Karte wurde also dorthin nachgeschickt und die fehlenden 2 Pfg. für eine Fernpostkarte wurden als Nachgebühr eingezogen. Da die Karte ursprünglich ausreichend frankiert war, wurde keine Zusatzgebühr erhoben.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.09.2016 11:22:10 Gelesen: 260178# 159 @  
Hallo zusammen,

in der Wohnung in Wiesbaden lebte später Kurt Busacker, der jüngere Sohn von Richard Busacker und seiner Frau Cläre. Später erbte mein Vater die Wohnung und damit auch viele interessante Belege unter anderem die Hochzeitsdepeschen von 1906.



Dieses ist die älteste erhaltene Karte an Kurt Busacker. Sein Onkel - ebenfalls mit dem Namen Kurt schreibt am 20. Februar 1918: "Mein liebes Curtelchen, Zu Deinem Geburtstage gratuliere ich Dir recht herzlich, und wünsche Dir das Beste. Wenn Du auch selbst noch nicht lesen kannst, so wird Dir doch Dein Brüderchen diese Karte schon vorlesen können. Den Eltern und Euch Brüdern sendet viele Grüße. Euer Onkel Curt



Nach dem Tode von Richard Busacker im Jahre 1920 hat seine Frau in zweiter Ehe Otto Pfeiffer geheiratet. Die Kinder behielten aber den Namen des Vaters. Hier ein Brief an den Schüler Kurt Busacker aus dem Jahr 1927. Bei diesem und dem letzten Beleg wird der Name noch "Curt" geschreben. Später ist es immer "Kurt". Ob das eine offizielle Änderung war, weiß ich nicht. Nach dem Ende des Kaisserreichs wurde ab 1918 zum Beispiel auch die Stadt Cöln mit K - also Köln geschrieben.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 09.10.2016 10:38:53 Gelesen: 259320# 160 @  
Hallo zusammen,

Kurt Busacker lebte vom 1.12.1938 bis zum 30.7.1940 in Paris. Er arbeitete als kaufmännischer Angestellter für die Firma Goldschmidt aus Essen.



Diese Karte zum 50-ten Jubiläum des Eiffelturms schickte er an sich selbst ins Hotel. Die Sondermarke aus diesem Anlass ist mit dem zugehörigen Sonderstempel entwertet.



Soweit für heute. Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag.
Volkmar
 
volkimal Am: 17.10.2016 17:32:11 Gelesen: 258645# 161 @  
Hallo zusammen,

der Zweite Weltkrieg begann mit dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939. Am 3. September erklärten Frankreich und das Vereinigte Königreich Deutschland den Krieg. Zwei Tage später, am 5. September wurde Kurt Busacker in Paris interniert. Am 14. Juni 1940 zogen Wehrmachtsverbände in Paris ein. Damit war die Internierung von Kurt Busacker beendet. Zwei Wochen später verließ er Paris und kehrte nach Deutschland zurück. Vom 1. August 1940 an wohnte er in München. Dort wurde auch dieser F-Ausweis ausgestellt:



Ich vermute, dass das "F" vom Wort "Flüchtling" kommt. Kann das jemand bestätigen? F-Ausweise gibt es in der Schweiz auch heute noch. Vorläufig aufgenommene Ausländerinnen und Ausländer erhalten den Ausweis F. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Aufenthaltsstatus_(Schweiz)

Viele Grüße
Volkmar
 
Manne Am: 17.10.2016 18:57:17 Gelesen: 258625# 162 @  
Hallo,

meine Schwiegermutter, (heute 91 Jahre) schrieb 1944 an ihre Eltern in Schwenningen. Sie war damals beim Arbeitsdienst in Stuttgart-Degerloch als Straßenbahnschaffnerin beschäftigt.

Gruß
Manne


 
volkimal Am: 23.10.2016 15:29:01 Gelesen: 258188# 163 @  
Hallo Manne,

schön, dass Du auch einmal einen Beleg aus der Familie zeigst. Es könnten bestimmt auch noch andere tun.

Bei mir geht es weiter mit Kurt Busacker:

Am 1. September 1940 zog er von München aus nach Mannheim. Dort wurde dieser Rückwanderer-Ausweis ausgestellt:



Eineinhalb Monate später wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Er kam zur "2.Trg.Frqu.Kp.648 i./Na.Rgt.685" Kann mir einer die Abkürzung erklären?

Ob ich einen Feldpostbeleg von ihm habe weiß ich im Moment nicht. Ich muss noch danach suchen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 28.10.2016 13:50:19 Gelesen: 257826# 164 @  
Hallo zusammen,

da ich im Moment nicht dazu komme, meine Belege auf Feldpost von Kurt Busacker zu durchsuchen, mache ich einfach weiter. Nach dem Krieg arbeitete Kurt Busacker als Landarbeiter auf dem Gut Lichtenau bei Miesbach. Dort musste er sich einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen. Davon ist noch der Meldebogen vorhanden:



Mit dieser Postkarte wurde er darüber informiert, dass er vom Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946 nicht betroffen ist. Auf der Rückseite steht ist der Stempel "Weihnachtsamnestie".



Die bereits 1946 angekündigte Weihnachtsamnestie wurde von der amerikanischen Militärregierung für Deutschland am 5. Februar 1947 erlassen. Sie nahm körperbehinderte und einkommensschwache Personen, die vom Kläger nicht in die Gruppen I–III eingestuft waren, von der Entnazifizierung aus.

"Durch zwei große Amnestien (Jugendamnestie 1946, Weihnachtsamnestie 1947) wurden von den oben genannten 1,8 Millionen vom Gesetz betroffenen 1,6 Millionen amnestiert" (Handbuch der bayerischen Geschichte Bd. IV,1: Das Neue Bayern: Von 1800 bis zur Gegenwart. Erster Teilband: Staat und Politik: Band IV,1).

Viele Grüße
Volkmar
 
Manne Am: 29.10.2016 17:02:05 Gelesen: 257718# 165 @  
Hallo zusammen,

hier eine Karte, an die Tante meiner Frau, in der ihr mitgeteilt wurde, wo ihr gefallener Mann beerdigt wurde.

Gruß
Manne


 
volkimal Am: 19.11.2016 14:23:38 Gelesen: 256015# 166 @  
Hallo zusammen,

da ich im Moment nicht die Möglichkeit habe, nach weiteren Belegen von Kurt Busacker zu suchen, muss ich auf vorhandene Bilder zurückgreifen. Nach dem Tode von Kurt Busacker erbte mein Vater die Wohnung in Wiesbaden. Dabei fanden wir unter anderem das Album Hochzeitsdepeschen [#138] und die alte Dampflok [#150]. In der umfangreichen Briefmarkensammlung fiel mir die dreimal geprüfte Wohnungsbau Zwangszuschlagsmarke auf, die trotzdem eine Fälschung war:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=49063#M2

Weiter waren in der Wohnung diese Kinderspielzeug-Feldpostkutsche aus dem Ersten Weltkrieg:



Bei der alten Briefwaage fand ich die Waagschale interessant. Auf ihr waren einige aktuelle Portosätze angegeben. Unter anderem die Portosätze für die deutschen Schutzgebiete:



Daneben waren noch viele andere interessante Dinge in der Wohnung. Da sie aber nichts mit der Philatelie zu tun haben, will ich keine weiteren Stücke Zeigen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.12.2016 12:03:35 Gelesen: 253529# 167 @  
Hallo zusammen,

Kurt Busacker hatte einen Bruder namens Hans. Auch mit Hans Busacker hat mein Vater eifrig Briefe ausgetauscht. Da Hans Busacker in Cottbus lebte, haben wir von ihm viele Belege mit zweisprachigen Stempeln:



Zunächst gibt es von ihm eine Reihe Ersttagsumschläge aus der DDR, die er in der Regel auch am Ersttag beim Postamt Cottbus 10 aufgegeben hat. Bis zum 30.06.1971 galt für Briefe in die Bundesrepublik das Inlandsporto (Postkarte 10 Pfg., Brief 20 Pfg., Einschreibegebühr 50 Pfg.). Da Hans Busacker immer den ganzen Satz aufgeklebt hat, sind die Briefe wie bei diesen beiden Beispielen normalerweise überfrankiert.



Vom 1.7.1971 bis zum 30.06.1990 galt die Bundesrepublik als Ausland. Das Porto erhöhte sich dadurch auf: Postkarte 25 Pfg., Brief 35 Pfg., Einschreibegebühr 50 Pfg., Eilzustellung 50 Pfg.. Diese Postkarte ist durch die beiden zugeklebten Marken also portogerecht.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 03.01.2017 10:28:46 Gelesen: 252742# 168 @  
Hallo zusammen,

aus den 70er Jahren habe ich einige Einschreibebriefe an meinen Vater, bei denen Hans Busacker ausschließlich Sperrwerte verklebt hat:



Bei beiden Briefen wäre nur 85 Pfg. Porto erforderlich gewesen. Sie sind also deutlich überfrankiert. Als Absender hat Hans Busacker wie auch auf der Postkarte jeweils angegeben "PSF 123". Er hatte also ein Postschließfach.

Viele Grüße
Volkmar
 
Manne Am: 03.01.2017 18:09:23 Gelesen: 252694# 169 @  
Hallo zusammen,

ein Feldpost-Brief von meiner Schwiegermutter an ihren Vater, Stempel vom 24.05.1944.

Gruß
Manne


 
volkimal Am: 13.01.2017 19:55:37 Gelesen: 251712# 170 @  
Hallo zusammen,

nachdem ich viele alte Belege aus meiner Familie gezeigt habe, möchte ich heute einmal mit einem der neueren Kapitel beginnen – mit Kamerun.

Die evangelische Kirche Westfalen hat eine Partnerschaft mit der Église évangélique du Cameroun und der Kirchenkreis Soest hat eine Partnerschaft mit dem Kirchenkreis grand Nord in Kamerun.

Mein Bruder Manfred, der in Soest wohnt, war für die evangelische Kirche für ein Jahr in Kamerun (2003-04). Das erste halbe Jahr wohnte er in Garua (franz. Garoua), der drittgrößten Stadt Kameruns. Sie liegt in der Nord-Provinz am Fluss Benue. Garua ist ein Zentrum der Binnenschifffahrt und Umschlagplatz für den Handel des agrikulturell geprägten Norden Kameruns. Außerdem verfügt Garua über einen internationalen Flughafen und Textilindustrie.

In Garua wohnte mein Bruder auf dem Gelände der CICAM = Cotonnière industrielle du Cameroun. Das ist der Name einer großen kamerunischen Baumwoll-Gesellschaft. Aus Garua schickte Manfred diesen Brief bzw. die Ansichtskarte als Weihnachtsgruß an meine Eltern:





Er schreibt: "Bei 30° im Schatten und fehlender Weihnachtsdekoration in den Geschäften fällt es schwer an Weihnachten zu denken." Die fehlende Weihnachtsdekoration wundert nicht, denn der Norden Kameruns ist überwiegend islamisch geprägt. Ob es in anderen Teilen Kameruns mit einem höheren Anteil an Christen anders ist weiß ich nicht.

Soviel für heute. Parallel dazu berichte ich beim Thema "Kamerun: Beiträge zur Geschichte des Landes" [1] über die Geschichte Garuas bzw. Kameruns. Im letzten Beitrag habe ich dort mit der deutschen Kolonialzeit angefangen.

Viele Grüße
Volkmar

[1] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=9810&CP=0&F=1
 
volkimal Am: 24.01.2017 14:20:33 Gelesen: 251089# 171 @  
Hallo zusammen,

unsere Tochter Stefanie hatte damals (2003) ein großes Faible für Afrika. Als sie hörte, dass mein Bruder nach Kamerun geht, war ihre erste Reaktion: „Den Besuche ich!“. Wir wollten Steffi nicht allein nach Kamerun reisen lassen und beschlossen daher, meinen Bruder in den Herbstferien mit der ganzen Familie zu besuchen.



Steffi ist aber sofort zu ihrem Schulleiter gegangen und hat sich zusätzlich die Woche vor den Herbstferien frei genommen. Ich stellte fest, dass gerade in dieser Woche die Klasse fehlte, die ich hauptsächlich unterrichte. Daraufhin bin auch ich mit einer offiziellen Einladung, die wir über die Vereinigte evangelische Mission erhalten haben, zu meinem Schulleiter gegangen. Die wenigen restlichen Stunden durfte ich umlegen, so dass ich zusammen eine Woche vor den Ferien zusammen mit Steffi nach Kamerun fliegen konnte.



Von Düsseldorf aus sind wir über Paris nach Douala geflogen. Die 100 F - Marke zeigt das Flughafengebäude von Douala. Wir wurden von einem Vertreter der Kirche abgeholt, der uns mitteilte, dass wir Glück hätten. Das Flugzeug, das uns am nächsten Tag nach Garoua bringen soll fliegt nicht um 16.00 Uhr sondern schon um 10.00 Uhr.

Am nächsten Morgen wurde dann der Abflug auf 18.00 Uhr und etwas später auf 20.00 Uhr verschoben. Als wir im Flughafen in der Warteschlange standen, blieb diese plötzlich stehen. Für ca. 2½ Stunden passierte gar nichts, dann kam die Lautsprecherdurchsage: "Der Flieger war voll, kommen Sie morgen wieder“. Über diese Vorgehensweise regte sich übrigens keiner auf.



Die geplante Maschine war entweder defekt oder der Präsident benötigte sie gerade für einen Staatsbesuch. Die Ersatzmaschine hatte nur etwa halb so viele Plätze wie das Flugzeug von Cameroon Airline. Diese Marke zeigt die gesamte Flugzeugflotte von Cameroon Airlines, bestehend aus drei Flugzeugen.

Am nächsten Tag machte dann der Jumbo (Boeing 747) von Cameroon Airlines, der eigentlich nonstop von Douala nach Paris fliegen sollte zunächst einen Zwischenstopp in Yaounde und dann in Garoua und brachte so alle „gestrandeten“ Passagiere an ihr Ziel.



Im Jumbo saßen wir neben einer Fluchttür. Direkt an der Tür ein Herr aus der Schweiz, dann meine Tochter und ich. Aus der Tür floss ein stetes Rinnsal von Wasser aus der Klimaanlage, so dass der Schweizer schon nach kurzer Zeit eine vollkommen nasse Hose hatte. Als unser Sohn mit meiner Frau eine Woche später nachkam, hatte er bei dem Flug mit Cameroon Airlines einen „Schaukelstuhl“. Sein Sitz war nicht richtig am Boden befestigt.

Soweit der Bericht über unsere Hinreise nach Garoua.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.02.2017 10:25:14 Gelesen: 250495# 172 @  
Hallo zusammen,

in Garoua hat uns mein Bruder am Flughafen abgeholt. Garoua ist inzwischen die viertgrößte Stadt Kameruns und es ist die dreckigste Stadt, die ich jemals gesehen habe.



Mein Bruder war für die evangelische Kirche nach Kamerun gefahren, um dort die von Deutschland geförderten Projekte zu beobachten. Zusammen mit einem Pastor der „Église evangélique du Cameroun“ ging es deshalb gleich am nächsten Tag weiter nach Kaélé nahe der Grenze vom Tschad.



Ein Problem in Kamerun ist, dass es in dem Land viele verschiedene Sprachen gibt. Die Ethnologue-Datenbank listet aktuell 285 Sprachen auf, die in Kamerun gesprochen werden. Viele Menschen - vor allem Frauen - sprechen kein Französisch. Wenn sie zum Beispiel zum Arzt wollen, können Sie sich nicht mit ihm unterhalten. Ein anderes Beispiel: Der Pfarrer, der uns begleitete kam aus dem Süden Kameruns. Er hatte eine Gemeinde in Garoua, konnte sich aber mit den meisten Gemeindemitgliedern nicht unterhalten. Beim Gottesdienst am Sonntag predigte er auf Französisch, das dann sofort in die Sprache seiner Gemeinde übersetzt wurde.



Eine der Aufgaben der evangelischen Kirche waren Sprachkurse für Frauen, die sogenannten Alphabetisierungskurse. Dort sollten die Grundlagen der französischen Sprache geschaffen werden. In Kaélé wurden solche ein Sprachkurse durchgeführt. Als wir dort waren, traf man sich unter einem großen Baum. Wir bzw. die Kommission der Kirche bekamen Stühle, die anderen saßen auf dem Boden.

Neben den Sprachkursen ging es bei den anderen Projekten der Église evangélique du Cameroun vor allem um Schulen, Gesundheitsförderung und den Brunnenbau.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.02.2017 15:56:03 Gelesen: 250186# 173 @  
Hallo zusammen,

in Kamerun gibt es innerhalb der verschiedenen Religionen noch viele z.B. evangelische „Untergruppierungen“. Wir waren zu Gast bei der „Église evangélique du Cameroun“ und wohnten in Garoua auf dem Gelände der „Église fraternelle luthérienne du Cameroun“.



Eine Fahrt führte uns nach Maroua, der viertgrößten Stadt Kameruns. Dort wohnten wir auf dem Gelände der Baptisten. Hier ein Brief aus Maroua von der „Église evangelique mission unie du Soudan“.

In Maroua sollte mit Geldern der evangelischen Kirche eine Joghurt-Produktion aufgebaut werden. Dort sollten die Frauen Beschäftigung erhalten. Leider hat der Bruder des Pfarrers das Geld veruntreut, so dass von der Produktionsstätte (es wurde die Tür aufgebrochen) nicht viel zu sehen war.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.02.2017 17:37:48 Gelesen: 249448# 174 @  
Hallo zusammen,

auf dieser Ansichtskarte heißt es: „Morgen kommen Jutta und Thomas hier in Garoua an, abwarten wie es ihnen gefällt.“ Wir haben die Karte aber erst später aufgegeben, denn Jutta und Thomas haben auch unterschrieben.



Vorher schreibt Steffi: „Hier ist es wunderschön und man wird von allen herzlich empfangen. Heute waren wir auf einem Markt, wo es alles von Rindern bis Schuhen gab“. Hier zwei Fotos des Marktes:



Der Anblick des von Fliegen bedeckten Fisches ist gewöhnungsbedürftig, zudem er noch in der prallen Sonne lag. Der Fisch war aber so frisch, wie wir hier keinen Fisch kaufen können. Er kam unmittelbar vom Fluss Benue (Bénoué), der hinter dem Markt floss.

Weiter schreibt Steffi: „Durch die Arbeit der Kirche kommen wir auch auf die kleinen Dörfer wodurch man einen guten Einblick in das Leben der Menschen bekommt“. Nach meiner Meinung haben Jutta und Thomas leider die interessanteste Woche versäumt, aber auch die beiden nächsten Wochen waren noch ereignisreich.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.03.2017 09:54:11 Gelesen: 248580# 175 @  
Hallo zusammen,

touristisch hatte Garoua nicht sehr viel zu bieten. Eine Attraktion war die Nilpferd-Fütterung. In dem Jahr, als wir in Garoua waren hatte einige Zeit vorher ein Nilpferd einen Fischer angegriffen und getötet. Daher waren unsere Führer etwas vorsichtig. Wir gingen wir am Ufer des Bénoué entlang. Die Nilpferde wurden angelockt und vom Ufer aus gefüttert. Ein halbes Jahr später sah das schon wieder anders aus. Steffi stand im flachen Wasser des Flusses vor einem Nilpferd und fütterte es direkt.



Im Beitrag [#173] habe ich vom Milchprojekt in Maroua berichtet. Auf dieser Ansichtskarte schreibt mein Bruder, dass sie Anfang Dezember wieder dort waren um das Projekt endlich in Gang zu bringen.



Nett auch die Ansichtskarte mit den Kindern, die mit einem selbst gebauten Auto spielen. Es war für uns faszinierend, was für tolles Spielzeug sich die Kinder selbst gebaut haben. Hier noch ein anderes Beispiel aus einer alten Flasche:



Dieses Auto wurde einfach an einem Band hinterher gezogen. Andere Autos aus Flaschen waren mit Hilfe einer Stange lenkbar.

Soviel für heute
Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 19.03.2017 18:50:05 Gelesen: 248199# 176 @  
Hallo zusammen,

die Zeit in Garoua war schnell zu Ende. Unser Flugzeug von Douala nach Paris ging flog am Sonntag. Aufgrund der Erfahrungen beim Hinflug versuchten wir ab Donnerstag von Garoua aus nach Douala zu fliegen. Auf welchen Tag das Ticket ausgestellt war, war ganz egal. Man ging zum Schalter von Cameroon Airlines und sagte, dass man zum Beispiel am nächsten Tag fliegen möchte.

Unsere Bemühungen in diese Richtung waren aber nicht von Erfolg gekrönt. Man vertröstete uns immer wieder und nannte immer wieder andere Zeiten, wann das nächste Flugzeug starten würde. Am Samstag erfuhren wir durch Zufall (und nicht von der Fluggesellschaft), dass Cameroon Airlines überhaupt nicht mehr fliegen durfte. Die Airline war nicht in der Lage, die Versicherung zu zahlen, und durfte deshalb nicht mehr starten.

Für uns bedeutete das, wir die Strecke von ca. 1000 km mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen mussten. Das haben unsere einheimischen Bekannten aber super organisiert.



Auf diesem Brief von der sowjetischen Botschaft in Yaounde an das Kaufhaus Neckermann ist auf der rechten Marke unsere Reiseroute gut zu erkennen. Die Marke zur Transkamerunischen Eisenbahn von Yaoundé nach Ngaoundéré ist am Tag der Eröffnung, dem 10. Dezember 1974, mit dem entsprechenden Aufdruck erschienen. Hier noch einmal die Marke mit der Reiseroute in Vergrößerung:



Von Garoua aus ging es mit einem normalen Reisebus aus nach Ngaoundéré. Im Bus hatte jeder seinen eigenen Platz, was ich bis dahin in Garoua noch nicht gesehen hatte. Die Fahrt über Land war viel interessanter als der Flug. Man kam durch die verschiedenen Klimazonen Kameruns, dass auch Afrika im Kleinen genannt wird. Im Norden ist die Sahel-Zone, Garoua liegt im Bereich der Trockensavanne. Diese Landschaft ging über in die Feuchtsavanne, bis wir schließlich in der Nähe von Ngaoundéré den tropischen Regenwald erreichten.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.04.2017 10:14:29 Gelesen: 246864# 177 @  
Hallo zusammen,

in Ngaoundéré wartete schon der evangelische Pfarrer, der schon die Tickets für die Eisenbahn nach Yaoundé in der Hand hielt. Zum Glück konnten wir erster Klasse fahren, denn die Wagen zweiter Klasse waren schon sehr gewöhnungsbedürftig. Da das Flugzeug nicht flog, war die erste Klasse bei unserer Ankunft auch schon ausgebucht.



Wir fuhren über Nacht durch den Regenwald. Man konnte zwar schlecht schlafen, es war aber dennoch interessant. Die Geräusche des Waldes konnte man aber nicht hören. Entweder ratterte der Zug und wenn er hielt waren sofort zahlreiche Händler am Gleis, die ihre Waren lauthals anpriesen.



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 09.04.2017 20:08:09 Gelesen: 246012# 178 @  
Hallo zusammen,

in Yaoundé angekommen wartete schon wieder ein Verwandter des Pfarrers aus Garoua und brachte uns zum nächsten Bus, der uns schließlich zurück nach Douala brachte. Auf der Marke ist zwar die Eisenbahnstrecke von Yaounde nach Douala eingezeichnet, die Straße verläuft aber ähnlich.



Insgesamt kann man sagen, dass die Fahrt mit Bus und Bahn viel interessanter als der Flug gewesen ist. Wir kamen schließlich am Montag in Douala an. Das nächste Flugzeug nach Paris war auch schon ausgebucht, so dass wir noch eine Nacht auf dem Gelände der evangelischen Kirche in Douala verbringen mussten. Am Mittwoch waren wir dann mit drei Tagen Verspätung wieder zu Hause.

Ich hatte meinen Abteilungsleiter telefonisch über die Verspätung informiert. Der Vater meiner Frau hatte dem stellvertretenden Schulleiter eine Nachricht auf Band gesprochen. Da dieser aber umgezogen war kam die Nachricht nicht an. Meine Frau war für die Schule also drei Tage in Afrika verschollen.



Es ist kein Wunder, dass Cameroon Airlines am 16. September 2005 auf die „Schwarze Liste“ der französischen Aufsichtsbehörde für Zivilluftfahrt (DGAC) gesetzt wurde. Damit durfte die Fluggesellschaft keine Ziele in Frankreich mehr anfliegen. 2008 wurde der Flugbetrieb von Cameroon Airlines eingestellt. Nachfolger ist die neu gegründete Fluggesellschaft Camair-Co.

Soviel zu unserer ersten Reise nach Kamerun.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 23.04.2017 10:51:19 Gelesen: 244487# 179 @  
Hallo zusammen,

am ersten Abend, den Steffi und ich in Douala verbrachten waren wir zu dem 60. Geburtstag von Reiner R. eingeladen. Reiner arbeitet schon seit über 20 Jahren für die evangelische Mission in Afrika. Kameruner selbst feiern einen Geburtstag nicht. Dort ist z.B. ein guter Schulabschluss ein Grund zu feiern, denn den hat man selbst erarbeitet. Bei der Geburtstagsfeier saßen wir durch Zufall neben Gisela Gross Towa, einer Deutschen, die mit einem Kameruner verheiratet war. Ihr gehört die einzige Schule für geistig behinderte Kinder und Jugendliche in ganz Kamerun (Fedeme Le Caméléon). Da sie vom Staat nicht unterstützt wird, ist sie u.a. auf Spenden angewiesen.



Wenn jemand von Kamerun nach Deutschland fährt, wird häufig Post mitgegeben, die dann in Deutschland eingesteckt wird. Auf diesem Weg ist dieser Brief von Gisela zu uns gelangt. Im Briefzentrum 18 (Rostock, Roggentin) bekam er gleich drei Stempel.

An meinem 50. Geburtstag im März 2004 veranstaltete ich deshalb eine große Afrika-Fete und sammelte Spenden für Kamerun. Es war in diesem Fall alles afrikanisch. Bevor die Gäste in den Festsaal kamen mussten sie durch einen Dschungel (aus Efeu), in dem ein Bekannter im Affenkostüm saß und sie etwas erschreckte. Zu Dekoration benutzte ich afrikanische Gegenstände und Stoffe. In Erinnerung an unsere Wohnung in Garoua war auf jedem Tisch ein kleiner Berg aus Zuckerstücken zu dem eine Ameisenstraße aus Kunststoff-Ameisen hinführte. Zusätzlich waren zur Freude/zum Schrecken zahlreiche große Kunststoff-Kakerlaken versteckt. Einige Gäste hatten allerdings etwas Probleme mit dem Essen, denn es gab ausschließlich afrikanisches Essen.

Wie bei uns üblich hatten die Gäste einige Spiele zum Thema Afrika vorbereitet. Dazu muss man nur im Olfener Karnevalsumzug heraussuchen, was man für ein Kostüm oder Gegenstand benötigt wird. Das ausgefallenste war ein großes Kamel, das eine Gruppe auf einem Anhänger mitgebracht hatte.



Die Hälfte des gesammelten Geldes (insgesamt 2400 €) bekam Gisela, die andere Hälfte ging an eine andere Schule, die von der evangelischen Kirche unterstützt wurde.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 04.06.2017 19:17:48 Gelesen: 240672# 180 @  
Hallo zusammen,

diesen Brief habe ich erst jetzt bemerkt:



Diesen Brief hat die GEZ am 09.01.2004 zu meinem Bruder nach Garoua geschickt. Er ist zwar nicht gut erhalten, aber ich finde interessant, dass er nur mit 55 ct. freigemacht ist. Dieses war der Inlandstarif für Briefe innerhalb Deutschlands.



Wie der Ankunftsstempel GAROUA ARRIVEE zeigt, ist er am 22.01.2004 unbeanstandet in Garoua angekommen. Der Stempel ist wie viele Stempel aus der Zeit sehr schlecht abgeschlagen. Es ist aber der einzige Ankunftsstempel den ich aus Garoua habe.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 21.07.2017 13:27:10 Gelesen: 236363# 181 @  
Hallo zusammen,

in den Osterferien 2004 ist mein Bruder Uwe mit seiner Familie nach Kamerun geflogen, um Manfred zu besuchen. Leider finde ich im Moment keinen Beleg von dieser Fahrt. Steffi ist mitgefahren und hat Gisela das Geld vorbeigebracht. Dabei hat sie gleich gefragt, ob sie im Sommer nach dem Abitur ein freiwilliges Soziales Jahr in der Schule für Behinderte Fedeme Le Caméléon machen kann.



Steffi ist zwar katholisch, wurde aber sowohl von der Vereinten evangelischen Mission als auch von der katholischen Kirche in Olfen unterstützt. Allerdings wurde das freiwillige soziale Jahr offiziell nicht anerkannt, da sie sich die Stelle selbst gesucht hatte. Giselas Schule gehört nicht zu den Institutionen, die für ein freiwilliges soziales Jahr anerkannt sind. Steffi ist also im Sommer 2005 für ein Jahr nach Douala. Einer der ersten Briefe, den sie in Douala erhielt ist dieser Brief der Stadt Olfen:



Da am 18. September die Bundestagswahlen anstanden, sorge ich dafür, dass die Wahlunterlagen nach Kamerun geschickt wurden. Der Brief wurde in Olfen am 31.08.2005 abgeschickt und kam am 09.09. in Douala an (Stempel auf der Rückseite). Der Ankunftsstempel ist schon sehr stark abgenutzt. Es müssen aber neue Zahlen für den Tag und den Monat eingesetzt worden sein, denn diese sind als einziges klar zu lesen.

Bei einer Beförderungszeit von ca. 10 Tagen war es für die Wahl schon fast zu spät. Es hat aber auch aus einem anderen Grund nicht geklappt. Unsere Tochter wusste am Anfang nicht, dass die Post nicht zugestellt wurde, sondern dass man sie beim Hauptpostamt aus dem Schließfach abholen musste. So hat sie den Brief erst kurz nach der Wahl erhalten.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 09.08.2017 10:08:55 Gelesen: 234650# 182 @  
Hallo zusammen,

neben Emails haben wir mit Steffi natürlich auch einige Briefe ausgetauscht. Hier ein Brief, vermutlich vom September 2005:



Wie üblich hat sie als Adresse die Postfachnummer angegeben. Ihre Arbeitsstelle erkennt man besser auf diesem Brief, den mein Vater an Steffi geschickt hat:



Im Behindertenheim FEDEME la Caméléon Douala hat Steffi mit den Kindern unter anderem Spiele und Gegenstände für einen Basar hergestellt. Außerdem hat sie eine kleine Holzwerkstatt aufgebaut.



Wie in Frankreich üblich, tragen die Schüler auch in Kamerun eine Schuluniform. Auf dem zweiten Foto sieht man, dass das Haus von einem hohen Zaun umgeben ist. Das war in Kamerun so üblich. Die Kluft zwischen arm und reich ist extrem groß. Wenn jemand etwas mehr Geld hat schützt er sich und sein Haus durch einen Zaun und häufig auch durch Nachtwächter.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 18.08.2017 18:27:08 Gelesen: 233188# 183 @  
Hallo zusammen,

in den Herbstferien 2005 flog ich zusammen mit meiner Frau und unserem Sohn Thomas ein zweites Mal nach Kamerun um Steffi zu besuchen.



Kurz vor dem Ende schickten wir diese Ansichtskarte an meine Eltern. Wie man dem Text entnehmen kann, hatten wir diesmal ein mehr touristisches Programm. Wir waren in Nkongsamba und Bamenda im Südwesten. In der Nähe von Nkongsamba besuchten wir die eindrucksvollen Ekom-Wasserfälle. Nach dem Ende der Regenzeit führte der Fluss sehr viel Wasser. In der Trockenzeit kann man dagegen unten am Wasserfall schwimmen gehen.





In der Nähe des Wasserfalls entstand dieses Foto von mir vor einem Baum mit eindrucksvollen Brettwurzeln. Auf der Briefmarke wird deutlich, wie viel Mühe es früher war, einen solchen Baum zu Fällen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 10.09.2017 15:12:41 Gelesen: 231299# 184 @  
Hallo zusammen,

während wir bis Nkongsamba einen normalen Reisebus benutzten, ging es ab dort weiter mit einem der in Kamerun üblichen „Busse“. Die Fahrt ging von Nkongsamba aus nach Bafoussam und weiter nach Bamenda. Sehr erstaunt waren wir bei einer neu asphaltierten Straße über die vielen Verkehrsschilder. Normalerweise waren fast alle Schilder als wertvolles Baumaterial verschwunden. Ob dieses die Straße von Bafoussam nach Bamenda war, weiß ich allerdings nicht mehr.



In diesem Auto sind wir mit 22 Personen gefahren. 5 Reihen mit je vier Plätzen, zwei Kinder zusätzlich dazwischen gequetscht.



In Bamenda konnte ich mich endlich gut mit den Kamerunern unterhalten, denn Bamenda liegt im englischsprachigen Teil Kameruns, der zwischenzeitlich zu Nigeria gehört hat. Mein Französisch ist dagegen sehr dürftig. Da ich bisher keinen Beleg Bamenda habe, zeige ich diesen Brief aus dem Jahre 1961 von Baber. Er verdeutlicht sehr schön den Übergang des Gebietes von Nigeria zu Kamerun [1].

Viele Grüße
Volkmar

[1] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=142541
 
volkimal Am: 29.09.2017 13:57:18 Gelesen: 229815# 185 @  
Hallo zusammen,

in der Nähe von Bamenda besuchten wir noch die Chefferie von Bafut. Bafut ist neben Bali (westlich von Bamenda) eines der beiden Königreiche in Kamerun, in denen sich die traditionellen Strukturen noch am besten erhalten haben. Philatelistisch kann ich diesen Besuch nicht belegen und mir sind auch keine entsprechenden Briefmarken bekannt. Sehr interessant war die Unterhaltung mit einer der Frauen des Königs. Das Foto zeigt eines der Gebäude in der Chefferie von Bafut.



Von Bamenda ging es zurück nach Douala und von dort für zwei Tage weiter nach Kribi. Kribi entstand als Ansiedlung deutscher Kaufleute an der Batanga-Küste und gehörte seit 1884 zu der deutschen Kolonie Kamerun. In den folgenden Jahren entwickelte es sich zum administrativen und wirtschaftlichen Zentrum des Südens der Kolonie. Kribi verfügt mit über die schönsten Strände Kameruns. Ein besonders sehenswertes Ziel ist der Lobé-Wasserfall (Chute de Lobé) unweit südlich von Kribi.



Gerade als wir in Kribi waren, wurde der erste Hentschel-Beleg den ich aus Kamerun gesehen habe bei Ebay verkauft. Er kam zufälligerweise gerade auch aus Kribi. Wie Theodor Hentschel mit mir verwandt ist, findet ihr ab Beitrag [#19]. Da wir in Kamerun kein Internet hatten, habe ich einen Bekannten gebeten, den Brief für mich zu kaufen. Wie ihr seht, ist es gelungen. Bisher habe ich nur einzigen weiteren Hentschel-Beleg aus Kamerun registriert. Er kam ebenfalls aus Kribi.



Auf der linken Marke sieht man die Kirche aus Kribi. Sie stammt noch aus der deutschen Kolonialzeit. Ein weiteres Bauwerk aus dieser Zeit ist der kleine Leuchtturm am Strand von Kribi. In der Nähe des Leuchtturms sind wir erst einmal im warmen Wasser des Atlantiks Baden gegangen. Von großem wirtschaftlich Interesse ist der Hafen von Kribi. Dort werden Holz und Kakao aus dem Binnenland Südkameruns exportiert.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 12.10.2017 22:10:25 Gelesen: 228610# 186 @  
@ Volkimal [#185]

Wir haben schon sehr viele Belege gesehen, die von Rumänien nach Deutschland liefen und in die ganze Welt.

Heute zeige ich einen ganz einfachen Beleg, der am 20.12.1995 die andere Richtung nahm, von Deutschland nach Rumänien (rückseitiger Ankunftsstempel Sibiu, undeutlich aber lesbar).

Frankiert ist er mit Freimarke 100 Pfennig mit dem Bild von Luise Henriette von Oranien (1627 - 1667). Diese älteste Tochter des niederländischen Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien heiratete mit 19 Jahren den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm Kurfürst von Brandenburg und vereinigte machtpolitisch 2 bedeutende Ländereien.

Nun ja, dieser Brief an meinen Schwiegervater hatte auch mit verwandtschaftlicher Beziehung zu tun, jedoch weniger mit machtpolitischen Interessen.

Liebe Grüße

10Parale


 
Baber Am: 13.10.2017 09:43:27 Gelesen: 228537# 187 @  
@ volkimal [#184]

Hallo Volkmar,

wie klein doch die Welt doch manchmal ist. Da zeige ich einen Beleg von Bamenda ohne zu wissen, wo das genau in Kamerun liegt und dann bist Du genau in diesen Ort. Hast Du zufällig noch Verbindungen dorthin zu Leuten, die postgeschichtlich interessiert sind?

Ich habe bisher nicht herausbringen können, wie lange die Marken mit Aufdruck der englischen Währung verwendet werden konnten. Ich meine dabei nicht die Nigeria Marken mit Aufdruck UKTT sondern die Marken der Republik Kamerun mit Aufdruck der Pfund-Währung Michel 332-343 und 347-349. Dieser letztere Satz der Wiedervereinigung mit sh/d Aufdruck ist auch einer der teuersten in der Geschichte des unabhängigen Kameruns. Ende der 70-Jahre hatte ich einen Bekannten, der als Lehrer nach Kamerun ging. Ich hatte ihm solche Fragen zur Postgeschichte mitgegeben. Er hat auch versucht Antworten zu bekommen und wurde dabei fast eingesperrt, denn man betrachtete solche Fragen damals in Kamerun als Spionage.

Gruß
Bernd
 
volkimal Am: 22.10.2017 14:00:32 Gelesen: 227732# 188 @  
@ Baber [#187]

Hallo Bernd,

leider habe ich keine Verbindungen nach Kamerun mehr - zumindest keine, die eine philatelistische Frage beantworten können.

Da kann ich dir leider nicht helfen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 22.10.2017 14:08:38 Gelesen: 227729# 189 @  
Hallo zusammen,

wir übernachteten in Kribi und fuhren am nächsten Tag zurück nach Douala. Unterwegs kauften wir noch einige Garnelen. Von den Garnelen leitet sich übrigens der Name des Landes Kamerun ab.



Die portugiesischen Seefahrer, die als erste Europäer die Region erreichten, gaben dem heutigen Fluss Wouri den Namen Río dos Camarões nach den vielen Garnelen, die sie dort vorfanden. Später wurde der Name für die umliegenden Berge und von der deutschen Kolonialverwaltung zunächst für die heutige Stadt Douala und später für das ganze Land übernommen.



Auf der Rückfahrt hatten wir noch eine Autopanne und mussten abgeschleppt werden. Sehr verblüffend für uns war die Methode, wie das den anderen Autofahrern mitgeteilt wurde. Anstelle der Warnblinkanlage wurde rechts und links im Kofferraum ein Grasbüschel eingeklemmt. Wenn man bei einer Autofahrt ein Grasbüschel auf der Fahrbahn liegen sieht, sollte man sofort bremsen. Wahrscheinlich steht ein paar Meter weiter ein liegengebliebenes Auto auf der Straße. Im Dunkeln wäre das liegengebliebene Fahrzeug zudem unbeleuchtet. Also besser nur tagsüber mit dem Auto fahren.





Am 15.10.2005 flogen wir schließlich über Paris wieder nach Hause zurück. Einen Tag vorher schickten wir noch diese Ansichtskarte an meine Eltern. Vermutlich hat sie Steffi bei der Post aufgegeben, denn sie wurde erst zwei Tage nach unserem Abflug abgestempelt.

Beim Stempel fällt die Jahreszahl 2005 besonders auf. Die Ziffern – vor allem die „5“ sind deutlich größer als die Ziffern bei der Angabe von Tag und Monat.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 31.10.2017 14:14:11 Gelesen: 226791# 190 @  
Hallo zusammen,



kurz nach der Rückkehr erreichte uns die erste Ansichtskarte von Steffi aus dem „kalten“ Douala. Das ist natürlich ironisch gemeint, denn die Durchschnittstemperatur in Douala beträgt das ganze Jahr über ca. 30 °C tagsüber und ca. 23 °C nachts. Die Luftfeuchtigkeit beträgt dabei immer ca. 85 %. Es ist also ein äußerst schweißtreibendes Klima.



Wie Steffi schreibt, ist sie Ende Oktober aufs Dorf gefahren, weil dort eine „Finerei“ war. Sie kannte vermutlich das Wort funérailles = Trauerfeier nicht. Mit „Dorf“ ist der Ort gemeint, aus dem die Familie stammt. Auch wenn jemand in der Stadt wohnt, spielt das Dorf weiterhin eine wichtige Rolle.

Steffi schreibt: „… Wenn jemand gestorben ist gibt es erst die traurigen Tage und teils nach Monaten gibt es den freudigen Abschluss. Drei Tage wird nur gefeiert, Gottesdienste abgehalten und es sind die riesigen Familien zusammen. Für mich war es sehr interessant zu sehen wie am Samstag in den Winzigen Holzhütten auf dem Feuer gekocht wurde und abends alle tanzten. Zu den Feiern kommen viele hundert Leute …“ Ich finde es sehr interessant was Steffi schreibt.



Ob diese beiden Bilder von der Trauerfeier stammen kann ich im Moment nicht feststellen. Auf jeden Fall tragen viele der Besucher Kleidung aus den bunten einheimischen Stoffen. Ansonsten stellen die vielen abgelegten Kleidungsstücke von uns, die in Kamerun billig auf dem Markt verkauft werden, eine große Konkurrenz für den einheimischen Stoffmarkt dar.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 10.11.2017 20:42:43 Gelesen: 225852# 191 @  
Hallo zusammen,

ein paar Tage vor Weihnachten 2005 erreichte uns dieser Brief von Steffi mit der Anweisung, ihn erst unterm Weihnachtsbaum zu öffnen:



Wir waren natürlich gespannt, was sie schreiben würde. Eine große Überraschung lieferte diese einliegende Karte mit der Aufgabe, nach draußen in den Garten zu gehen:



Im Garten fanden wir ein großes Paket von Steffi mit Weihnachtsgeschenken aus Kamerun. Steffi hatte das Paket Bekannten mitgegeben die nach Deutschland geflogen sind. Diese haben es dann an Steffis Freundin geschickt, die bei uns in der Nachbarschaft wohnte.



Für mich lagen mehrere Hemden im Paket. Wie bekommt man in Kamerun ein Hemd? Man geht zunächst auf den Markt und kauft dort eine Bahn Stoff. Mit dieser geht man wiederum zu einem Schneider, der einem dann ein maßgeschneidertes Hemd näht.

Da ich mir in Kamerun schon ein paar Hemden anfertigen ließ, ist Steffi zu dem Schneider gegangen, der meine Größe kannte und ließ von ihm weitere Hemden nähen. Diese Hemden sind neben den Sandalen, die ich fast immer trage mein „Markenzeichen“. Allerdings sind die Haare in der Regel etwas wilder und länger als auf dem Foto. Meine Naturkrause lässt sich kaum bändigen.

So viel von der gelungenen Weihnachtsüberraschung 2005.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 02.12.2017 09:56:41 Gelesen: 223494# 192 @  
Hallo zusammen,

Ende Januar 2006 besuchte Steffi zusammen mit einem deutschen Arzt den Korup-Nationalpark im Südwesten Kameruns an der Grenze zu Nigeria. Dort kaufte sie die beiden Ansichtskarten, die sie an uns bzw. die Großeltern schickte:



Steffi war von der langen Wanderung durch die ursprüngliche Natur des Regenwaldes ganz begeistert. Man hört zwar viele Tiere (Vogelgezwitscher, Affengeschrei), sieht aber kaum. Auf der einen Karte schreibt sie „Heute konnte ich kurz einen Affen in den Baumgipfeln erkennen“.



Den Fluss auf dieser „Brücke“ zu überqueren ist nicht jedermanns Sache. Weitere Informationen über den Korup-Nationalpark findet man im Internet:

https://de.wikipedia.org/wiki/Korup-Nationalpark

Viele Grüße
Volkmar
 
bysanter Am: 03.01.2018 21:19:28 Gelesen: 218989# 193 @  
@ volkimal [#156]

Hallo,

ich sammle Ostpreussen Bilder / Ansichtskarten, habe ca. 5 Tausend AK aus Königsberg Pr und unzählige aus Ostpreußen.

Würden Sie die Ansichtskarte aus Groß Kuhren (heute Primorje) im Samland verkaufen?

MfG aus Leipzig
 
volkimal Am: 04.01.2018 09:53:03 Gelesen: 218804# 194 @  
@ bysanter [#193]

Hallo,

ich bin froh, dass ich so viele interessante Belege von meiner Familie in meiner Sammlung habe. Auch wenn ich viel habe, möchte ich diese Dinge aber nicht abgeben.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 13.01.2018 12:13:29 Gelesen: 216401# 195 @  
Hallo zusammen,

diese selbst gebastelte Glückwunschkarte zu meinem Geburtstag konnte überhaupt nicht pünktlich ankommen, denn Steffi hat sie erst einen Tag nach meinem Geburtstag in Douala aufgegeben. Im Gegensatz zum Stempel aus dem Jahre 2005 [#190] sind jetzt wieder die richtigen Jahreszahlen im Stempel.







Interessant ist der Inhalt des Briefes. Steffi schreibt: „Guilland, der Tischler aus Bamenda hat dir nochmal als Dankeschön einen kleinen Beistelltisch mit afrikanischer Verzierung gemacht. …“



Bei unserer Fahrt in den Herbstferien hatte ich in Bamenda den Tischler Guilland kennengelernt. Er stellte mit den einfachsten Mitteln Möbel her. Hier seht ihr ihn mit seiner selbstgebauten Werkbank. Er kaufte im Sägewerk gehobelte Bretter und stellte aus diesen in reiner Handarbeit stark verzierte Möbelstücke her. Das zweite Foto zeigt das Fußgestell eines Bettes, das er gerade fertiggestellt hatte.



Da er keine einzige Maschine besaß, habe ich ihm eine Stichsäge zukommen lassen. So musste er die Formen nicht mehr mühsam mit der Handstichsäge aussägen. Als Dank schenkte er mir diesen Tisch. Lustig ist die Schreibweise meines Namens, den er nur nach dem Gehör kannte.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.01.2018 16:50:28 Gelesen: 212735# 196 @  
Hallo zusammen,

in den Osterferien 2006 flogen unser Sohn Thomas und ich ein drittes Mal nach Kamerun. Meine Frau kam nicht mit, da sie vor allem der chaotische Verkehr ängstigte. Nach einem kurzen Aufenthalt in Douala ging es mit dem Flugzeug weiter nach Garoua. Nach den Erfahrungen von den letzten Inlandsflügen hatte Steffi den Flug diesmal nicht bei Cameroun Airline sondern einer anderen kleinen Gesellschaft gebucht.

Der erste Teil der Strecke bis Yaounde verlief störungsfrei. Doch dann begann es mit einer längeren Verzögerung. Nach einiger Zeit mussten wir das Flugzeug verlassen und ins Flughafengebäude gehen. Nachdem wir wieder ins Flugzeug zurück durften ging es aber immer noch nicht weiter. Jetzt erfuhren wir auch den Grund der Verzögerung. Das Flugzeug war überladen. Das Problem wurde schließlich gelöst, indem ein Teil des Gepäcks wieder ausgeladen wurde. Unser Gepäck blieb zum Glück in der Maschine. Ein Passagier wurde ganz aufgeregt, als er sah wie sein Gepäck ausgeladen wurde. Er durfte dann seine Medikamente aus dem Koffer holen. Das Gepäck blieb aber in Yaounde.

Von Garoua aus ging es mit dem Auto weiter. Steffi hatte dazu einen Fahrer gebucht, der uns den Norden Kameruns zeigen sollte. Besonders eindrucksvoll fand ich die Gegend um Roumsiki. Direkt an der Grenze zu Nigeria. Dort schrieben wir diese Ansichtskarte:





In der Gegend von Roumsiki gibt es mehrere sehr eindrucksvolle Vulkanschlote, die aus der Landschaft herausragen. Wir haben die Karte zwar am Ende unserer Fahrt am 22.04.2006 geschrieben, sie ist dann aber bei Steffi liegengeblieben. Steffi hat die Karte erst kurz vor ihrer Rückfahrt Ende Juli aufgegeben. Die Karte tragen diesmal einen Postfreistempel aus Yaounde. Laut dem "International Postage Meter Stamp Catalog" ist es ein Postfreistempel der Firma Neopost. Hier findet ihr die Infrmationen zum Stempel: https://en.wikibooks.org/wiki/International_Postage_Meter_Stamp_Catalog/Cameroon

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 11.02.2018 11:53:48 Gelesen: 207339# 197 @  
Hallo zusammen,

wir haben aus Roumsiki noch eine zweite Karte an die Schwiegereltern abgeschickt:



Die eindrucksvolle Natur mit den Vulkanschloten ist natürlich auch auf den Briefmarken Kameruns zu sehen:



Meine Frau war damals nicht mit auf der Reise. Ich würde ihr gerne die imposante Gegend einmal zeigen. Das ist zurzeit aber nicht möglich, denn Roumsiki liegt unmittelbar an der Grenze zu Nigeria.

Vom Auswärtigen Amt gibt es eine dringende Reisewarnung für viele Gebiete Kameruns. Unter anderem wird vor Reisen in die Grenzgebiete zu Nigeria und Tschad (jeweils auf der gesamten Länge der Grenzen) gewarnt. In den letzten Jahren wurden in der Region „Extrême-Nord“ mehr als 20 Ausländer entführt. Außerdem gab es dort Morde (auch an Einheimischen) durch die Boko Haram.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 18.02.2018 16:46:41 Gelesen: 206619# 198 @  
Hallo zusammen,

von Roumsiki aus fuhren wir weiter nach Waza in der Region Extrême-Nord. Dort besuchten wir den Waza-Nationalpark. Das war eine der „Bedingungen“, damit mein Sohn mit nach Kamerun geflogen ist. Er wollte unbedingt einen Nationalpark besuchen und noch einmal an die Küste nach Kribi fahren.



Der Waza-Nationalpark (franz. Parc national de Waza) ist ein 170.000 Hektar großes Biosphärenreservat. Das Reservat wurde 1934 gegründet und 1968 zum Nationalpark deklariert. Der Staat Kamerun hat beantragt, es in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes aufzunehmen. Bekannt ist der Waza-Nationalpark u.a. durch die letzte größeren Populationen der Giraffe innerhalb der Sahelzone.





Neben Giraffen haben wir aber auch Elefanten, Löwen, Antilopen, Warzenschweine und viele andere Tiere gesehen. Einige sieht man auch auf kamerunischen Briefmarken.



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 08.03.2018 20:36:27 Gelesen: 204752# 199 @  
Hallo zusammen,

nach dem Besuch des Waza-Nationalparks ging es zurück nach Garoua und von dort aus mit dem Flugzeug nach Douala. Leider gab es – wie bei so vielen Inlandsreisen – wieder Probleme. Während auf dem Hinflug ein Teil des Gepäcks ausgeladen wurde, hat man bei diesem Flug überhaupt kein Gepäck mitgenommen. Dadurch entfiel leider der Besuch des Badeortes Kribi. Wir mussten stattdessen warten, bis unser Gepäck endlich eingetroffen ist.

Am Ende der Osterferien hieß es dann Abschied nehmen von Steffi, die noch bis Ende Juli in Douala im arbeitete. Kurz vor ihrer Abreise schickte sie diesen ungewöhnlichen Brief an mich:





Wie man auf dem eingelegten Gruß lesen kann, wollte sie, dass der Brief den ich ihr von den Soester Gesprächen geschickt hatte eine „Weltreise“ macht. Sie hat einfach auf die Rückseite meine Adresse geschrieben und ihn dann aufgegeben.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 24.03.2018 09:15:09 Gelesen: 203377# 200 @  
Hallo zusammen,

die beiden letzten Karten aus Kamerun schickte Steffi an meine Eltern bzw. Schwiegereltern. Beide Karten hat sie selbst gezeichnet.





Sie schreibt: „Dies wird vorerst die letzte Karte sein, die ich euch aus Kamerun schicke, denn in drei Tagen bin ich wieder bei euch in Deutschland.“ Sie hat die Karte nicht datiert, der Stempel ist aber vom 31.07.2006. Als die Karten ankamen, war sie schon längst in Deutschland. Schwiegervater hat das Ankunftsdatum notiert, es war der 10.08.2006. Der Stempel hat übrigens einen Fehler, auf den ich beim nächsten Mal eingehen werde.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 30.03.2018 10:37:45 Gelesen: 202876# 201 @  
Hallo zusammen!

nach der Rückkehr nach Deutschland hatten Steffi und mein Bruder Manfred natürlich weiter Kontakt nach Kamerun. Hier jeweils ein Brief an die beiden.



Die beiden Briefe sind jeweils mit einem Postfreistempel zu 410 FCFA aus Douala freigemacht. Der CFA-Franc ist die zentralafrikanische Währung, die außer in Kamerun auch noch in den Ländern Äquatorialguinea, Gabun, Republik Kongo, Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik gültig war. Als wir in Kamerun waren gab es neben den allgemeinen Münzen auch noch die alten Münzen der einzelnen Staaten.





Auf den ersten Blick sehen die beiden Stempel gleich aus, dennoch gibt es einen wesentlichen Unterschied. Beim linken Postfreistempel vom 01.02.2007 ist – wie auch schon bei den beiden Stempeln vom letzten Beitrag ein Fehler. Bei den drei Stempeln heißt es „RECETTE PRICIPALE“ anstelle von „RECETTE PRI NCIPALE“. Dieser Fehler wurde bemerkt und beim Stempel vom 29.03.2007 ist er korrigiert.

Ob der Stempel dazu aptiert wurde, oder ob es sich um eine Neuanschaffung handelt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Beim rechten Stempel sind die beiden unteren Zeilen etwas höher als beim linken Stempel. Der Rest ist aber genau an derselben Stelle. Ich habe die Stempel am PC übereinander geschoben und die oberen Zeilen waren deckungsgleich. Das spricht für eine Aptierung. Der Stempel aus Yaounde ist dagegen nicht deckungsgleich.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 28.05.2018 18:53:20 Gelesen: 194207# 202 @  
Hallo zusammen,

endlich komme ich wieder einmal dazu, einen Beitrag zu meinem Lieblingsthema zu schreiben.

Nach einem Jahr in Kamerun war Steffi wieder in Deutschland zurück war. Bei uns zu Hause hatte sie oft Heimweh nach Kamerun. Sehr oft hörten wir von ihr: „Ich will zurück nach Kamerun“. Steffi wollte in Bayreuth studieren, denn diese Universität hat das Spezialgebiet Afrika. Sie bewarb sich um einen Studienplatz für das Fach „Kultur und Gesellschaft Afrikas“. Für das Bewerbungsgespräch fuhr ich mit ihr nach Bayreuth.



Als ich im Internet nachsah, wo die Universität Bayreuth lag, las ich auf der Landkarte durch Zufall den Namen „Kamerun“. Neugierig geworden las ich sofort nach, was das war. Es handelte sich um ein früheres Forsthaus, dass dort 1848 erbaut wurde. Es war an einem Sommertage des Jahres 1884, als zwei junge Männer auf Hochrädern die Straße nach Neuenreuth hinausfuhren. Sie kamen durch Zufall zum Forsthaus.

Die Frau des Waldaufsehers trat aus der Tür und lud sie ein, am Tisch im Freien Platz zu nehmen; sie werde ihnen gerne eine Erfrischung bringen. Ganz dem Frieden und Zauber der Umgebung verfallen ließen sie sich nieder. „Eine richtige Entdeckung haben wir da gemacht“ rief Brandt aus. „Ja, wie der Nachtigall in Afrika!“ vollendete Kranich. Und mit diesen Worten schilderten sie auch abends nach der Rückkehr ihr Erlebnis. Und da gerade alle Zeitungen von der Hissung der deutschen Flagge in Kamerun berichteten, nannten die beiden Entdecker ihr Forsthaus „Neu-Kamerun“, - und diesen Namen hat es bis auf den heutigen Tag behalten.

Quelle des Textes, weitere Bilder und Informationen: https://www.restaurant-kamerun-bayreuth.de/forsthaus.php



2006 und auch heute noch ist in dem Forsthaus Kamerun ein italienisches Restaurant. Ich erzählte unserer Tochter schon unterwegs, dass ich sie abends zum Essen einladen würde und auch schon wüsste in welches Restaurant. Ihr könnt euch vorstellen, wie erstaunt Steffi war, als wir dann an diesem Verkehrsschild vorbei kamen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 07.07.2018 13:32:27 Gelesen: 181326# 203 @  
Hallo zusammen!

In Bayreuth wohnte Steffi im Internationalen Studentenwohnheim im Bussardweg 39. Sehr schnell hatte sie dort die Aufgabe des Tutors. In Studentenwohnheimen sind Tutoren in der Regel Studenten, die selbst im Wohnheim wohnen und die Interessen der Bewohner gegenüber dem Studentenwerk vertreten.



Als Ausländer-Tutor organisierte sie unter anderem Freizeitangebote z.B. internationale Kochabende und Ausflüge in die Umgebung. Durch ihre Aufgabe hatte sie sehr viele Kontakte zu Studenten aus aller Welt.

Im Rahmen des Studiums „Kultur und Gesellschaft Afrikas“ musste Steffi eine Afrikanische Sprache erlernen. Sie entschied sich für Swahili auch Suaheli oder Kisuaheli genannt. Diese Sprache hatte unter den zur Auswahl stehenden Sprachen den Vorteil, dass sie die am weitesten verbreitete Verkehrssprache Ostafrikas ist.

Im Rahmen des Studiums und zum erlernen der Sprache reiste Steffi mehrmals nach Kenia bzw. Tansania. Dazu waren natürlich die entsprechenden Impfungen und Malaria Prophylaxe erforderlich.



Da es in Bayreuth viele Studenten gab, die nach Afrika reisten, hat sich der Arzt, von dem dieser Brief an Steffi stammt, unter anderem auf Tropen-, Arbeits-, Tauch- und Flugmedizin spezialisiert. Beim ersten Versuch konnte der Brief des privaten Briefdienstes „courissima“ nicht zugestellt werden, da die Hausnummer nicht richtig war. Im Bussardweg 43 stand zwar auch eines der Gebäude des Internationalen Studentenwohnheimes, aber nicht das Haus, in dem Steffi wohnte.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 18.08.2018 09:31:44 Gelesen: 174503# 204 @  
Hallo zusammen,

nach dem Wintersemester 2007/2008 fuhr Steffi in den Semesterferien nach Tansania. Wie man dem Text dieser Klappkarte entnehmen kann, lebte sie bei einer Gastfamilie in Daressalam. Die meisten anderen Studenten aus Bayreuth zogen stattdessen ein Camp vor, wo sie die Sprache Swahili aber nicht so gut lernen konnten.

In Tansania machte Steffi ein Praktikum bei einer Mikrokreditorganisation. Diese Organisation vergab vor allem an Frauen Kleinkredite, damit sie sich eine Lebensgrundlage z.B. ein kleines Geschäft schaffen konnten.

Zu den Mikrokrediten: 1976 gab es in Bangladesch ein derartiges Programm, das von Muhammad Yunus initiiert wurde, und aus dem 1983 die Grameen Bank hervorging. Im Jahr 2006 erhielten Yunus und die Grameen Bank für diese Bemühungen um die „wirtschaftliche und soziale Entwicklung von unten“ den Friedensnobelpreis [1].





Wie Steffi auf der Vorderseite schreibt, hat sie keinen passenden Briefumschlag für die selbstgestaltete Klappkarte gefunden. So hat sie die Karte einfach zusammengeklammert und ohne Umschlag aufgegeben. Die Löcher der Klammer sind beim Original gut zu erkennen.

Aufgegeben hat sie die Karte am 2. April in Moshi (deutsch Moschi). Damit kam sie garantiert nicht mehr rechtzeitig zum Geburtstag meiner Tante an. Wie Steffi schreibt hat sie in Tansania verschiedene Reisen gemacht um das Land besser kennenzulernen und gleichzeitig die Sprache zu erlernen. 10 Tag nachdem sie die Karte aufgegeben hat ist sie wieder zurückgeflogen.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Mikrokredit
 
volkimal Am: 13.09.2018 17:11:10 Gelesen: 171011# 205 @  
Hallo zusammen,

dieser Geburtstagsglückwunsch konnte nicht rechtzeitig bei mir ankommen. Stefanie hat ihn erst am Tag meines Geburtstags geschrieben und einen Tag später eingesteckt.



Am Ende schreibt sie „Vielleicht findet diese Karte noch einen Platz in Deiner Sammlung.“ Natürlich hat sie dort Platz.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 28.09.2018 18:45:23 Gelesen: 167806# 206 @  
Hallo zusammen,

die Ansichtskarten von Steffis erster Sprachreise im Jahr 2007 hatte ich verlegt. Ich hole diese Fahrt hiermit nach. Steffis Swahili-Lehrer kam aus Kenia. Daher führte sie ihre erste Sprachreise nach Kenia, obwohl die Sprache in mehreren Ländern Ostafrikas gesprochen wird. Die erste Zeit lebte sie in der Nähe der Küste des Indischen Ozeans in Malindi. Diese Ansichtskarten schickte sie an ihre Großeltern bzw. an uns nach Olfen. Sie beschreibt, was sie bisher so alles erlebt hat.





Am Ende des Aufenthalts in Kenia war sie im Kühlen Hochland und in Nairobi. In Molo gab sie diese Karte an uns auf. Sie ist gleichzeitig ein Geburtstagsglückwunsch an meine Frau: „Sherehe ya kuzaliwa kwa mama“. Wie sie schreibt, zeigt das selbst gezeichnete Bild ein Motiv von der Insel Lamu. Auch einige andere Zeilen sind in Swahili geschrieben. Zum Glück lässt sich so etwas heute durchs Internet übersetzen.





Die vierte Karte geht an meinen Vater. Sie ist ebenfalls ein Geburtstagsglückwunsch: „Sherehe ya kuzaliwa kwa babu“. Das Wort „babu“ bedeutet Großvater. Wie sie schreibt, sendet sie die Glückwünsche zusammen mit vielen Bewohnern Kenias. Auch diese hat sie selbst gezeichnet. So weit Steffis erste Reise nach Kenia.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 07.10.2018 14:39:11 Gelesen: 166988# 207 @  
Hallo zusammen,

nach dem Wintersemester 2008/2009 hat Steffi zur Abwechslung einmal eine Reise in den Norden Indiens unternommen. An Tag meines 55-ten Geburtstages schrieb sie diesen Geburtstagsgruß an mich:





Sie hatte diese alte Karte aus dem Jahr 1959 als Geburtstagsgeschenk gefunden. Die Karte ist zum Teil übermalt worden und wurde so als Souvenir verkauft. Steffi hat die alte Karte mit Tesafilm auf eine weiße Karte geklebt und wollte sie mir so zuschicken. Nachdem sie die Briefmarke aufgeklebt hatte, bekam sie wohl bedenken, ob die Karte den Transport nach Deutschland übersteht. Sie hat einfach einen Briefumschlag genommen und die Ecke oben rechts ausgeschnitten, damit die Marke sichtbar wurde. So hat sie den Brief dann beim Postamt Dashashwamedh in der Stadt Varanasi aufgegeben.



Varanasi (= Benares oder Kashi) liegt am Ganges und hat rund 1,2 Millionen Einwohner. Es ist eine der ältesten Städte Indiens und gilt als heiligste Stadt des Hinduismus.

Die alte Karte trägt einen Ankunftsstempel aus der Stadt Sardarshahar. Dieses ist eine Stadt im indischen Bundesstaat Rajasthan im Nordwesten Indiens.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 17.10.2018 11:30:49 Gelesen: 165604# 208 @  
Hallo zusammen,

in den Sommerferien 2018 leitete ich zusammen mit meinen Kindern Steffi und Thomas zum 19-ten Mal die Jugendfreizeit des Landesringes NRW der Deutschen Philatelisten Jugend. Die Freizeit wurde von Stefan Nolte, dem neuen Leiter des Jugendwaldheims betreut. So lernten sich Steffi und Stefan kennen.



Dieser Umschlag mit dem Sonderstempel erschien 1978, als Helmut Oeleker Leiter der Freizeit war. Das Jugendwaldheim Ringelstein ist das älteste von inzwischen fünf Jugendwaldheimen in Nordrhein-Westfalen und wurde 1953 eingeweiht.

Ringelstein gehört zu Ortschaft Harth und diese ist seit 1975 wiederum Stadtteil von Büren (Westfalen). Harth hat laut Wikipedia nur 919 Einwohner (Stand 2009) und davon gehören ca. 100 zu Ringelstein. Diesen Umschlag erhielt ich von Helmut Oeleker:



Er gehört zwar nicht zu meiner Familiensammlung, aber noch einen Ortsbrief aus Ringelstein zu finden dürfte ausgesprochen schwierig sein. Wie man sieht hatte Ringelstein damals noch eine eigene Poststelle. Als Drucksache ist der Faltbrief natürlich unterfrankiert, da zu viel Text hinzugefügt worden ist.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 04.11.2018 16:17:39 Gelesen: 162810# 209 @  
Hallo zusammen,

im letzten Beitrag habe ich einen Fehler gemacht. Wir haben die Freizeit natürlich in den Sommerferien 2009 geleitet. Ca. 3 Wochen nach der Jugendfreizeit flog Steffi nach Tansania. Sie wollte dort für ihre Bachelor-Arbeit über Mikro-Kredite forschen. Sie lebte zunächst einige Zeit in Sansibar-Stadt.



Dieser Brief vom 11.08.2009 ist der erste, den wir von ihr erhielten. im Absender hat sie das Postfach der Suza angegeben. Suza ist die Abkürzung der „State University of Zanzibar“. Dort gibt es das French Resource Center. Es bildet Französisch aus, und bietet Zeitschriften, Filme und Bücher für Interessierte innerhalb und außerhalb der Universität an. Steffi hat allerdings nicht auf dem Gelände der Universität gewohnt, sondern sie ist bei einer Familie privat untergekommen.



Diesen Brief schickte mein Vater am 27.08.2009 an Steffi. Der Brief ging per Luftpost über Daressalam nach Sansibar, wo er am 08.09.2009 eintraf.
Der Ankunftsstempel zeigt die neue Stempelform aus Tansania, die uns sehr vertraut ist. Lieferant dürfte die Firma Raab GmbH in Oberursel sein, die auch die Deutsche Post mit Stempeln beliefert. Weitere Informationen siehe [1].

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=112740.
 
volkimal Am: 18.11.2018 21:39:37 Gelesen: 161256# 210 @  
Hallo zusammen,



direkt nachdem der Brief meines Vaters auf Sansibar angekommen ist, hat Steffi diesen Brief am 11.09.2009 an meine Eltern geschickt. Sie hat dabei gleich zwei Blocks aufgeklebt. Insgesamt beträgt das Porto 5.000 Tansanische Schillinge (TZS). Steffi hat den Brief beim Postamt Shangani aufgegeben. Shangani ist der westlichste Zipfel von Sansibar-Stadt. Der Stempel auf der Rückseite ist gut erkennbar.



Gleichzeitig hat Steffi diese Ansichtskarte an meine Schwiegereltern aufgegeben. Sie schreibt, dass der Sprachkurs in zwei Wochen vorbei ist und dass sie dann mit der Forschung beginnt. Für ihre Bachelor-Arbeit wollte Steffi über Mikrokredite forschen. Insbesondere wollte sie die Frauen befragen, die einen Mikrokredit erhalten hatten und sich damit eine Existenz aufgebaut hatten. Bei dieser Aufgabe lebte sie auf Tumbatu, einer Insel vor der Nordwestküste Sansibars. Dazu beim nächsten Mal mehr.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.12.2018 16:10:54 Gelesen: 160035# 211 @  
Hallo zusammen,

wir haben es natürlich wieder einmal ausgenutzt, dass Steffi in Afrika war und haben sie in den Herbstferien 2009 in Tansania besucht. Der erste Teil der Fahrt war typisch touristisch. Steffi hatte alles super organisiert mit Busfahrt, Leihwagen mit Fahrer usw. Als erstes stand ein Besuch des Tarangire-Nationalparks im Programm.



Diese Karte haben wir dort gekauft. Kurz vor Ende der Fahrt haben wir die Karte an meine Eltern geschrieben. Steffi hat sie noch etwas später abgeschickt. 
Der Tarangire-Nationalpark ist vor allem für die vielen dort lebenden Elefanten bekannt. Als nächstes ging es zum Ngorongoro-Krater. In Lushoto, dem früheren deutschen Ort Wilhelmstal, starteten wir eine zweitägige Wanderung durch den Urwald der Usambara-Berge.



Von Daressalam aus ging es mit der Schnellfähre nach Sansibar. Dort stand unter anderem eine Spice Tour (Besichtigung einer Gewürzfarm) auf dem Programm. Diese Ansichtskarte hatte uns Steffi in einem Brief eingelegt.

Soviel für heute - viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.12.2018 12:07:31 Gelesen: 158244# 212 @  
Hallo zusammen,

etwas ganz besonderes war die Fahrt mit zwei Übernachtungen auf die Insel Tumbatu. Die Insel war für Touristen gesperrt. Da Steffi auf Tumbatu für ihre Bachelor-Arbeit forschte, durften auch wir auf der Insel übernachten. Die Fahrt dorthin war aber schon ein kleines Abenteuer. Mit dem Kleinbus ging es bis zu einem „Hafen“ im Norden Sansibars gegenüber von Tumbatu.



Zum Glück hatten wir nur sehr wenig Gepäck im Rucksack dabei. Um auf die Insel zu gelangen musste man erst einmal auf das Boot kommen. Es gab keinen Steg sondern man ging ins Wasser bis es ca. hüfthoch war. Dann konnte man ins Boot klettern. Vor Tumbatu angekommen war es umgekehrt – man stieg ins Wasser und ging zum Strand.

Auf Tumbatu war es selbstverständlich, sich bei der Kleidung anzupassen. Vor allem Steffi und meine Frau mussten ein Kopftuch tragen. Wir wohnten im Haus der Gasteltern von Steffi, die sich für uns vier sehr einschränken mussten. Die Wohnverhältnisse waren für uns relativ primitiv, für Tumbatu aber schon sehr gut.



Diese Ansichtskarte schickte Steffi am 10.11.2009 an meine Eltern. Über ihre Arbeit über die Mikrokredite schreibt sie: „Mir geht es gut und meine Forschung geht langsam vorwärts. Je mehr ich mich mit der Wirtschaft beschäftige, desto mehr beeindruckt mich die Überlebenskunst der Menschen und zugleich erschreckt mich die Armut. Viele wissen nicht, ob sie für den nächsten Tag das Essen für eine Mahlzeit aufbringen können und viele Familien leben von 3 – 7 € pro Tag (für ca. 8 Leute). Zugleich liegt das touristische Sansibar mit seinen Luxushotels und reichen Touristen in unmittelbarer Nähe – eine unwirklich scheinende Parallelwelt.“

Soviel für heute, viele Grüße
Volkmar
 
Manne Am: 16.12.2018 12:40:04 Gelesen: 158234# 213 @  
Hallo,

eine Feldpost-Karte mit Weihnachts-Grüßen an die Eltern meiner inzwischen verstorbenen Schwiegermutter vom 19.12.1939.

Gruß
Manne


 
volkimal Am: 22.01.2019 15:38:57 Gelesen: 156051# 214 @  
Hallo zusammen,

danke Manne, dass ich hier nicht Alleinunterhalter spiele. Bestimmt könnten auch noch andere von euch hier einiges zeigen.

Dieses ist die letzte Karte von Steffi aus Sansibar. Sie hat sie am 10.11.2009 an meine Schwiegereltern geschickt.



Steffi schreibt: „Als Urlaubserinnerung für meine Eltern sende ich Euch diese Postkarte mit der Chumbe Island, auf der wir einen traumhaften Schnorchelausflug hatten.“

Steffi bezieht sich damit auf unseren Besuch bei ihr. Nach dem Aufenthalt auf Tumbatu [#212] waren wir noch kurz in Sansibar-Town. Bevor wir zurückflogen verbrachten wir noch eine Nacht auf Chumbe Island. Dort konnten wir beim Schnorcheln wunderbar die Fische beobachten. Eine weitere Attraktion, die auf der Insel lebt, war der Kokosdieb. Das ist ein Krebs von bis zu 40 cm Größe und einem Gewicht von 3 bis 4 kg.



Steffi musste auf Sansibar und auch auf Chumbe Island als Besitzerin eine Langzeitvisums in Hotels deutlich weniger zahlen (wie auch die Einheimischen). Leider haben wir es nicht mehr geschafft einmal die Preise in einem Andenkenladen zu vergleichen. Eigentlich wollten wir uns einmal nach einem Preis bei einem vorher vereinbarten Stück erkundigen - zum einen Jutta und ich als Touristen (auf Englisch) und zum anderen Steffi (auf Swahili bzw. Suaheli).

Ganz zum Schluss schreibt Steffi auf der Karte noch „ich freue mich sehr auf zu Hause und die gem. Weihnachtszeit“. Nicht lange, nachdem sie diese Karte abgeschickt hat, kam Steffi wieder nach Deutschland zurück.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.02.2019 13:54:25 Gelesen: 155317# 215 @  
Hallo zusammen,

inzwischen wohnt Steffi in Ringelstein - siehe [#208]. 2014 haben Steffi und Stefan geheiratet. Traung, Mittagessen und Hochzeitsfeier fanden in verschiedenen Orten statt. Für den Transport wurde u.a. die Almetalbahn gemietet. Diese fuhr auf einer etwa 60 km langen, zumeist eingleisigen Eisenbahnnebenstrecke von Paderborn über Büren nach Brilon. Bis zur Einstellung des Verkehrs fuhr die Bahn nur noch im Museumsbahnbetrieb zwischen Büren und Thülen. Die Hochzeitsfahrt war eine der letzten Fahrten.





Mit dem Foto des Triebwagens der Almetalbahn und dem entsprechenden Bahnpoststempel möchte ich das Kapitel über unsere Tochter beenden.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 17.02.2019 10:26:13 Gelesen: 153743# 216 @  
Hallo zusammen,

wie beim Thema "Stempel heute vor 100, 150, 200 Jahren usw." angekündigt, will ich ab heute über Victor John berichten. Seinen Schwiegervater habe ich schon ausführlich vorgestellt. Es war der sehr aktive Philatelist Edmund Stein, über den ich ab dem Beitrag [#104] berichtete. Jetzt aber zu Victor John:



Anfang der 90er Jahre habe ich, Gertrud John (genannt Trude), die Tochter von Edmund und Helene Stein besucht. Sie hat mir vieles über ihren Mann Victor John und die damalige Zeit erzählt. Die kursiv angezeigten Texte stammen aus diesem Bericht von Trude John. Inzwischen habe ich einige sehr interessante Belege von Victor John bekommen. Dafür muss ich vor allem den beiden Enkeltöchtern von Victor John vielmals danken.

Victor John, ging von Heilbronn aus, wo seine Eltern lebten, im Jahre 1911 für die deutsche Firma Ferd. Bornemann & Co nach Hongkong und hatte dort ein interessantes, angenehmes Leben. 1914, als der 1. Weltkrieg ausbrach, machte er sich wie viele Deutsche sofort auf den Weg nach Tsingtau. Dort meldete er sich als Kriegsfreiwilliger.

Die Unteroffiziere in der Festung Tsingtau schliffen die Kriegsfreiwilligen tüchtig, so dass sich Victor sehr bald "auf Vorposten" meldete. Das war ein mit wenigen Soldaten besetzter Bunker, ein Blockhaus an der Küste unter einem Erdnussfeld. Die Japaner beschossen den Bunker zunächst vom Chinesischen Meer aus. Als die Japaner den Posten nach erbittertem Widerstand erobert hatten, wunderten sie sich, wie wenige Soldaten einen solchen Widerstand leisten konnten.


Das Foto zeigt Victor John in seiner Heimatstadt Heilbronn einige Zeit bevor er von dort aus nach Hongkong ging.



Diese Fotokarte der Besatzung des Schulschiffs SMS Hertha hat Lothar John an seinen Bruder Victor nach Hongkong geschickt. Lothar steht in der oberen Reihe als dritter von rechts. Leider war die Karte in ein Fotoalbum eingeklebt und ließ sich nicht unbeschädigt heraustrennen. Lothar John kam mit seiner Truppe Anfang 1915 an die Flandrische Küste, wo ihn am 18. Oktober 1917 als Oberleutnant und Batterieführer eine feindliche Granate bei Westende-Bad tödlich traf.

So weit für heute.
Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 03.03.2019 14:12:26 Gelesen: 152748# 217 @  
Hallo zusammen,

Victor John wurde nach der Gefangennahme nach Japan gebracht. Er kam zunächst nach Matsuyama, einem kleinen engen Lager, wo es ihnen nicht gut ging. In der damals 38.000 Einwohner zählenden Stadt Matsuyama befanden sich drei getrennte Lager mit zusammen ca. 400 Insassen. Sie wurden am 12.11.1914 eröffnet. Die Gefangenen bekamen die Nummern ab 2766. In welchem der drei Lager Victor John war, ist mir nicht bekannt. Er hatte die Gefangenen Nr. 2940.



Die Postkarte trägt oben rechts den kleinen roten Namensstempel „Motomiya“. Mit diesem Stempel übernimmt der Zensurbeamte die Verantwortung für deren unverfänglichen Inhalt. Auf der rechten Seite sind nebeneinander zwei orange Stempel abgeschlagen. Der Ellipsenstempel (links) ist ein Zensurstempel, der rechte Stempel bedeutet Kriegsgefangenenpost. Solche Einzelstempel gab es in allen schon 1914 gegründeten Lagern. Zusätzlich ist auf der Karte ein roter Stempel „Service des prisonniers de guerre“. Diesen Stempel erhielten fast alle ausgehenden Postsachen, soweit es keine amtlichen Vordrucke waren. Das handschriftliche Zeichen links von der Anschrift bedeutet Deutschland.
Victor John hat diese japanische Ansichtskarte an seine Schwester Anne-Marie John in Berlin geschickt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.03.2019 10:02:47 Gelesen: 151647# 218 @  
Hallo zusammen,

der orange Namensstempel in der Mitte ist diesmal kaum zu erkennen. Ab August 1915 wurden die bis dahin gebräuchlichen handschriftlichen Postleitvermerke von einer Menge verschiedener Postleitstempel abgelöst. Der violette Rechteckstempel bedeutet „Deutschland“.





Der Ortsstempel aus Matsuyama (松山) trägt das Datum 4.12.5. Das Datum ist von rechts nach links zu lesen. Der Stempel zeigt die Jahreszahl "4" nach dem Gengō-System. In diesem Fall entspricht die 4 dem 4-ten Jahr der Taisho –Zeit (Tenno Yoshihito). Man muss zu der japanischen Jahreszahl 1911 Jahre addieren. Der Stempel kommt also aus dem Jahr 1915. Tag und Monat stimmen immer mit unserem Kalender überein.

Unten ist die Uhrzeitangabe 后 2 – 4. Das Zeichen 后 steht für nachmittags.

Viele Grüße
Volkmar
 
fogerty Am: 17.03.2019 18:16:18 Gelesen: 151609# 219 @  
Hoffe mal,ich bin hier richtig mit dieser Karte. Ich habe diesen Beleg im Nachlaß der vor einem Monat im Alter von 99 Jahren verstorbenen Tante meiner Frau gefunden. Tante Hilde lebte damals, 1942, in Marling bei Meran. Ihr jüngerer Bruder Luis besuchte in diesen Jahren, so wie ca 600 weitere Jungens aus Südtirol die Reichsschule für Volksdeutsche in Rouffach im Elsass. Der Absender dieser Karte ist mir leider unbekannt. Wäre dankbar, wenn mich jemand aufklären könnte über die damaligen Bestimmumgen im Postwesen, anscheinend war ein Versand von Ansichtskarten ins Ausland nicht zulässig. Seltsam hier allerdings, wenn man weiß, dass damals ja Deutschland und Italien noch Verbündete waren.



Grüße
Ivo
 
volkimal Am: 01.04.2019 15:02:08 Gelesen: 150779# 220 @  
Hallo zusammen,

es geht weiter mit den Karten von Victor John aus japanischer Kriegsgefangenschaft:

Dieses ist die einzige erhaltene Foto-Ansichtskarte von Victor John. Er steht links und ist durch ein Kreuz gekennzeichnet. Die beiden Männer mit der Armbinde „G“ gehören zum japanischen Personal im Lager Matsuyama. Die Karte geht an Herrn Binder, den Chef von Victor John in Hongkong.



Das violette Dienstsiegel unter dem Ortsstempel aus Matsuyama ist leider kaum zu erkennen. Da die Postkarte nach Shanghai ging, trägt sie den Postleitstempel „China“.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.04.2019 18:24:52 Gelesen: 149893# 221 @  
Hallo zusammen,

am 09.04.1917 wurde das Lager Matsuyama aufgelöst. Die Gefangenen wurden in das große Lager Bando überführt. Victor John hatte damit Glück, denn in Bando war ein großes Lager, das auch neutralen Kommissionen vorgeführt wurde. Da die Firmen ihre Angestellten unterstützten, hatten diese auch Geld und konnten ihren Neigungen nachgehen. Manche legten Gärten an, andere kochten und luden ihre Freunde ein, Victor trieb Sprachen, manche machten Musik oder malten. Ich las einmal einen Artikel, wie Beethoven nach Japan gekommen ist. Da wurden die Konzerte in Bando aufgeführt. Obwohl es verboten war, gingen einige Gefangene im Meer schwimmen. Wenn sie erwischt wurden, kamen sie dafür einige Tage in den Bau. Im Lager hieß das immer "Er ist in den Süden verreist'. Aber bei allem hatten sie nicht die Freiheit und sehnten sich nach Hause. Nur wenige Karten waren erlaubt.



Neben dem Poststempel vom 02.02.1918 trägt diese Karte ein großes rotes Siegel (Ellipse) und den roten Leitstempel „Deutschland“ (rechts) der ursprünglich im Lager Tokushima eingesetzt wurde. Nach der Ankunft in Deutschland durchlief die Karte auch noch die Postüberwachungsstelle in Cöln-Deutz.

Berühmt wurde Bando durch zwei überaus leistungsfähige Lagerdruckereien, die Zeitungen, Bücher, Postkarten, Programme, die Lagerpostmarken, das Lagergeld und später die Bordzeitung auf dem Heimkehrerschiff „Hofuku Maru“ herstellte. Auch alle fünf Postkarten aus Bando, die ich hier zeigen kann stammen aus der Lagerdruckerei. Insgesamt gibt es aus den Lagerdruckereien in Bando 65 verschiedene Bild- und 10 Fotopostkarten.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 30.04.2019 14:39:55 Gelesen: 148677# 222 @  
Hallo zusammen,

vom 8. bis 18. März 1918 fand eine Ausstellung „Bildkunst und Handwerk“ im Lager Bando statt. Die Ausstellungsobjekte fanden bei den über 10.000 japanischen Besuchern reißenden Absatz.



Hierbei gelangten 7 verschiedene, in den Lagerdruckereien hergestellte farbige Bildpostkarten und ferner 6 verschiedene Fotopostkarten mit Festtagsstempel der Ausstellung zur Ausgabe. Dieses ist eine der Postkarten. Der Festtagsstempel (oben links) ist leider nicht sehr gut zu erkennen.



Die zweite Karte wurde bei Philasearch angeboten.

Viele Grüße
Volkmar
 
Wesi Am: 01.05.2019 23:36:12 Gelesen: 148586# 223 @  
Hallo,

Anfang dieses Jahres fand ich in dem Bestand eines anderen Sammlers, der sein ganzes Haus von unten bis oben voller Kisten mit Gewinnspielkarten hat, eine Postkarte abgesendet von meiner Oma 1984 an Auf Los gehts Los.

Ein großer Zufall, denn meine Großmutter hat selber nicht oft bei solchen Gewinnspielen teilgenommen und angesichts der Menge an eingehender Post bei Auf Los gehts Los, kommt die Wahrscheinlichkeit diese Postkarte zu finden einem Lotto Gewinn nahe.



Viele Grüße
Moritz
 
volkimal Am: 14.05.2019 15:15:54 Gelesen: 147908# 224 @  
@ Wesi [#223]

Hallo Moritz,

gratuliere! Da hast Du wirklich Glück gehabt.

Bei mir geht es weiter mit Victor John im Lager Bando (Japan):



Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges am 11.11.1918 mussten die Gefangenen das Weihnachtsfest 1918 weiterhin im Lager verbringen. Auch diese schöne Weihnachtskarte stammt aus der Steindruckerei im Lager Bando. Neben dem großen Siegel und dem Leitstempel trägt diese Karte an Victors Schwester den britischen oder amerikanischen Zensurstempel „P.C.“ im Kreis.



Für das Lager war das Postamt in Tokushima-Bando (徳島-坂東) zuständig. Die Zeichen sind im Stempel von rechts nach links zu lesen. Unten ist die Uhrzeitangabe 后 0 – 3. Das Zeichen 后 steht für nachmittags.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 26.05.2019 11:55:13 Gelesen: 147093# 225 @  
Hallo zusammen,

am 14.02.1919 schickte Victor John diesen Ostergruß an seine Schwester in Berlin.



Man sieht, dass ein Paket mit Ostereiern zerbrochen ist und die Ratten sich über den Inhalt hermachen. Einer der deutschen Gefangenen zeigt das Malheur dem japanischen Bewacher – erkennbar an der Armbinde.



Am selben Tag gab Victor auch noch eine Karte an seine Eltern auf - der Vater hieß ebenfalls Victor. Wie man an dem Motiv der Postkarte sieht, sitzen die Insassen des Lagers auf den gepackten Koffern und warten nur darauf entlassen zu werden.

Es hat aber noch 5 ½ Monate gedauert, bis das Schiff mit 944 Heimkehrern am 30.07.1919 von Kobe aus in See stach. Während der Fahrt gab die mitgereiste Druckerei 6 Bordzeitungen heraus. Am 24. Februar traf die Hofuku Maru (= Reichtum und Glück) schließlich in Wilhelmshaven ein.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 04.06.2019 13:18:46 Gelesen: 146367# 226 @  
Hallo zusammen,

es folgen noch ein paar nichtphilatelistische Erinnerungsstücke an Victor John:



Am 26. Februar 1920 wird Victor John in Wilhelmshaven aus dem Militärdienst entlassen. Am 4. März meldet er sich in Berlin. Vom Hilfsausschuss für die Kriegsgefangenenheimkehrer erhält er am 23. März 300 Mark bar ausgezahlt. Schließlich heißt es am 3. April aus Berlin-Schöneberg „Anmeldung hat erfolgt“.



Am 16. September 1920 wird dem Seesoldaten im III Seebataillon in Tsingtau Victor John schließlich noch das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen.

Trude John erzählte weiter:

Bald war Victor in Berlin bei den Seinen; das ganze Haus in der Innsbruckerstraße hatte geflaggt. Unterwegs predigte Victor John seinen Kameraden immer: Die deutschen Mädels gefallen uns bestimmt sehr gut - fallt bloß nicht auf die erste Beste rein. Dennoch war Victor der erste der Heimkehrer, der verlobt war.

14 Tage nach der Rückkehr von Victor John heiratete in Berlin meine Cousine Anneliese John, eine der 4 bildhübschen Töchter des Malers Eugen John, der die jüngste Schwester meines Vaters zur Frau hatte. (Ein paar Generationen vorher hatte es schon einmal eine Hochzeit Stein/John gegeben.) Der Polterabend wurde groß am Sonnabend, den 18.3.20, in der geräumigen Atelierwohnung meines Onkels gefeiert. Jeder musste etwas zu Essen mitbringen, denn Lebensmittel gab es noch nicht ausreichend. Aber wir waren glücklich, dass der Krieg beendet war und feierten fröhlich. Ich war mit meiner Mutter dabei (mein Vater war verreist) und Victor mit seinen Eltern und seinen beiden Schwestern.

Die Hochzeit fand am Montag, den 20.3. statt, in kleinerem Kreise. Dazu war ich eingeladen, Victor und ein paar Freunde und Verwandte. Aber o Schreck! Am 20.3. fand der Kapp-Putsch statt, und nach Berlin fuhren keine Züge. Ich war verzweifelt, zu gerne wollte ich doch die Hochzeit mitfeiern. Da kam mir der rettende Gedanke: Mein kürzlich neubereiftes Fahrrad. Schließlich willigte meine Mutter ein, und ich radelte in Begleitung eines Angestellten von uns hurtig nach Berlin und kam sogar noch rechtzeitig zu der Haustrauung.

Noch auf der Hochzeit haben wir uns verlobt. (22 Wochen nach der Rückkehr Victors aus der Gefangenschaft bzw. 3 Tage nachdem wir uns kennengelernt hatten.) Wir haben eine so harmonische und glückliche Ehe in guten und in schweren Zeiten geführt, dass ich meinem Schicksal nur dankbar sein kann.




Nach der Hochzeit hat Victor John für seine Frau ein Album zusammengestellt: „Erinnerungen an unsere Hochzeitsfeier am 16. Oktober 1920“. Es ist unwahrscheinlich sauber geschrieben und zum Teil farbig illustriert. Victor und Trude John hatten zwei Kinder. 1921 kam die Tochter Ingeborg, genannt Inge, zur Welt, Drei Jahre später folgte der Sohn Lothar.

Soweit die Geschichte von Victor John.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.07.2019 20:08:22 Gelesen: 144301# 227 @  
Hallo zusammen,

mit dem letzten Beitrag habe ich die Geschichte von Victor John und die Kriegsgefangenschaft in Japan beendet. Da ich gerade in Ostasien war, werde ich auch in den nächsten Beiträgen überwiegend in Ostasien bleiben.

Walter Dübgen, der Schwager meiner Großeltern

Walther Dübgen ist am 26.03.1890 in Hamburg geboren. Er besuchte die Vorschule in Hamburg-Eilbeck und das Matthias-Claudius-Gymnasium in Wandsbek. Nach dem Abschluss der Schule mit dem „Einjährigen“ („Mittlere Reife“) absolvierte er eine Lehre bei einer Hamburger Schifffahrtsfirma.



Er fand eine Anstellung bei der Ostasienfirma Hugo C.A. Fromm, in der auch sein Bruder Adolf arbeitete. Von 1903 bis 1913 war er für die Firma in Hongkong tätig. Aus dieser Zeit stammt dieser Brief an seine Mutter, den er am 12. August 1910 in Victoria (Hongkong) aufgegeben hat.

Er scheint häufig nach Hause geschrieben zu haben, denn er hat sich dazu Briefumschläge mit der Anschrift drucken lassen. Im eingedruckten Absender stehen die chinesischen Zeichen 富林洋行. Die beiden letzten Zeichen bedeuten "ausländische Firma". Welchen Sinn die beiden ersten Zeichen haben ist mir bisher nicht bekannt.

Ab 1913 arbeitete Walther Dübgen wieder in der Hamburger Stammfirma. Die Firma Hugo C.A. Fromm, Glockengießerwall 18 in Hamburg war eine Import/Export-Firma. Nach China wurden Maschinen, Textilwaren und Chemikalien exportiert. Im Gegenzug wurden Häute, Matte, Öle, Tee und Landesprodukte nach Deutschland importiert.

Soviel fürs Erste, viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 21.07.2019 10:16:07 Gelesen: 143728# 228 @  
Hallo zusammen,

es geht weiter mit Walther Dübgen:

Im Februar 1915 wurde er zum Ersatzbataillon des Infanterie-Regiments 76 in Bremen eingezogen. Bis 1918 war er überwiegend an der Westfront eingesetzt. Ernennung zum Leutnant. Vom September 1918 bis zum Oktober 1919 war Walther Dübgen in englischer Kriegsgefangenschaft.



Ende 1919 fand er eine Anstellung bei der großen Hamburger Japan-Export-Firma Simon Evers u. Co. Dort wurde er 1920 zum Prokuristen ernannt. Am 21.12.1920 heirate er in Gramzow Kläre Hentschel, die Schwester meiner Großmutter. Diese Ansichtskarte von dem Schnelldampfer Europa schickten Walther und Kläre Dübgen an meine Großmutter.



Walther benutzte dabei eine Briefmarke mit einer Lochung seiner Firma. SECO = Simon Evers u. Co.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 31.07.2019 17:04:12 Gelesen: 143080# 229 @  
Hallo zusammen,

Kläre und Walter Dübgen hatten zwei Kinder, Heinz (* 1922) und Christa (* 1923). Aus der Sammlung von Christa Dübgen stammen diese Belege.



Diese Postkarte an ihre Eltern schrieb Christa am 12.05.1956. Sie besuchte gerade das UN-Gebäude. Sie schreibt: „Liebe Eltern! Zuvor habe ich gerade erst einen Brief an Euch abgeschickt, möchte Euch aber doch noch einen direkten Gruß von den U.N.-Gebäuden senden, die ich gerade besichtigte. Das war sehr interessant. Ich sitze hier im Postamt der UN, dessen Marken nur direkt von hier aus gültig sind. Später möchte ich ja gerne mal einer Versammlung beiwohnen, wofür man Karten bekommen kann. Auf den Zuhörerplätzen ist jeweils ein Kopfhörer, wo man auf Englisch, Französ., Spanisch, Chinesisch und Russisch einstellen kann…“



Die Karte trägt einen Maschinenstempel der Vereinten Nationen vom 14.05.1956.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 08.08.2019 10:05:03 Gelesen: 142500# 230 @  
Hallo zusammen,

es geht weiter mit Walther Dübgen:



Neben kleineren Geschäftsreisen führte ihn 1934/35 eine Firmenreise im Auftrag der Hamburger Japan-Export-Firma Simon Evers u. Co. nach Japan und rund um die Welt. Von der Reise stammt dieser Geburtstagsglückwunsch, den er an seine Tante Cläre Pfeiffer geschickt hat. Leider ist der Stempel nicht klar genug um den Aufgabeort zu erkennen. Die Ansichtskarte kommt aus Nikko, einer kleinen Stadt in den Bergen nördlich von Tokio.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.08.2019 12:58:10 Gelesen: 142051# 231 @  
Hallo zusammen,

diese großformatige Drucksache mit einer netten Buntfrankatur schickte Walter Dübgen am 08.09.1934 an meinen Großvater. Leider wurde sie mehrfach geknickt.

Oberhalb des eingedruckten Firmenabsenders hat Walther Dübgen einen Gummistempel mit seinem Namen abgeschlagen. Der Gummistempel unten links bedeutet Deutschland.



An der Zahl "34" auf der rechten Seite ist eindeutig zu erkennen, dass es die Jahreszahl sein muss. Wenn die Jahreszahl rechts steht ist das Datum nach unserem Kalender. Der Stempel ist also vom 08.09.1934 AD = 08.09. Showa 9 nach dem japanischen Gengō-System.

Das Porto von 6 Sen passt von 1925 bis 1937 zu einer Auslandsdrucksache mit einem Gewicht bis 150 g.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 22.08.2019 13:50:30 Gelesen: 141584# 232 @  
Hallo zusammen,

während des 2. Weltkrieges wurde Walther Dübgen im Juli 1940 zur deutschen Wehrmacht einberufen und war in Nienburg/Weser bei der Organisation für die französischen Kriegsgefangenen tätig. Dementsprechend haben die beiden folgenden Karten an Walther Dübgen die Anschrift Nienburg/Weser Oflag XB.

Für die Unterbringung von Kriegsgefangenen baute die Wehrmacht im gesamten damaligen Reichsgebiet zahlreiche Gefangenenlager auf. Die beiden hauptsächlichen Lagertypen waren Mannschaftsstammlager (Stalag) und Offizierslager (Oflag). Im norddeutschen Wehrkreis X, Sitz in Hamburg, sind drei Oflag eingerichtet worden: Oflag X A in Sandbostel, X B in Nienburg und X C in Lübeck.





Diese beiden grünen Eilnachrichtkarten hat Kläre Dübgen zusammen mit ihrer Tochter Christa 1944 aus Hamburg an ihren Mann geschickt. Eilnachrichtenkarten dienten dazu, Angehörigen nach Bombenangriffen schnell zu unterrichten. Voraussetzung für die portofreie Beförderung war es, dass der Ort im Wehrmachtsbericht genannt wurde. In der Regel erhielten sie keine Abstempelungen, da sie unmittelbar den Bahnposten zugeführt werden sollten.
Die Eilnachrichtenkarte mit grüner Umrandung und Beschriftung konnte nur an Soldaten, die in der Anschrift eine Feldpostnummer hatten, verschickt werden. Bei einigen Karten fehlt die grüne Umrandung auf der Mitteilungsseite. Die parteiamtliche Beglaubigung in dem auf der Anschriftenseite dafür vorgesehenem Feld war erforderlich, damit der Soldat Bombenurlaub beantragen konnte.

Walther Dübgen kehrte nach Kriegsende nach Hamburg zurück und nahm bei Simon Evers die Arbeit wieder auf. Die Firma war nach Ausbombung im Wiederaufbau. Erst mit dem späteren allgemeinen Wirtschaftsaufschwung begann auch hier ein neuerlicher Aufstieg der Firma.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 31.08.2019 13:53:09 Gelesen: 140692# 233 @  
Hallo zusammen,

am 9. August 1954 war ein kleines Familientreffen bei Dübgens in Hamburg. Diese Karte schickten Kläre und Walther Dübgen zusammen mit vier anderen Verwandten an meine Großeltern.



Großmutter hat später auf der Karte notiert „Bitte Datum ansehen. Karte hat Vater nicht mehr erreicht“. Großvater ist am 09.08.1954 gestorben. Genau an dem Tag haben die Karte geschrieben wurde.



Diese Karte aus Japan ging an Walther Dübgen bei der Firma Simon Evers u. Co. Die Karte wurde am 07.11.1960 in Shinagawa, einem der 23 Bezirke von Tokio aufgegeben. Vermutlich ist die Karte überfrankiert.

Wann man das Datum mit seinem Geburtsdatum 26.03.1890 vergleicht, so sieht man, dass Walther Dübgen schon über 70 Jahre alt war immer noch für die Firma arbeitete. Und das obwohl er unter beginnender Parkinson-Krankheit litt.

Viele Grüße
Volkmar
 
Baber Am: 01.09.2019 17:00:21 Gelesen: 140656# 234 @  
@ fogerty [#219]

Hallo Ivo,

in Kriegszeiten vertraut man niemandem auch nicht den sog. Verbündeten.

Der Nachrichtenverkehr wurde am 9. April 1940 in der „Verordnung über den Nachrichtenverkehr“ neu geregelt. Auszug der wichtigen Bestimmungen: „§ 1 Als Nachrichtenverkehr im Sinne dieser Verordnung ist u. a. anzusehen: Briefe, Drucksachen, Warenproben, Geschäftspapiere, Mischsendungen, Zeitungen, Maternbriefe, Postanweisungen, Briefe vom und zum Postscheckamt, Päckchen und Paketsendungen; der Brieftaubenverkehr. § 2 Der unmittelbare und mittelbare Nachrichtenverkehr mit dem feindlichen Ausland ist verboten. § 5 Der Nachrichtenverkehr mit dem nichtfeindlichen Ausland ist grundsätzlich zulässig. Es dürfen jedoch keine Nachrichten über die militärische, wirtschaftliche oder politische Lage übermittelt werden und keine Ansichtspostkarten, Blindenschrift, Sachaufgaben, Kreuzwort- und andere Rätsel sowie gefütterte Umschläge verschickt werden. Inlandsnachrichtenverkehr § 9 Der Inlandsnachrichtenverkehr kann aus Gründen der Kriegsführung durch das Oberkommando der Wehrmacht Beschränkungen oder Auflagen unterworfen werden. § 11 Der Nachrichtenverkehr des Deutschen Roten Kreuzes sowie der Kriegsgefangenen und Internierten ist durch besondere Bestimmung geregelt.“

Deine Postkarte war wohl in einem Brief, da sie keine Marke trägt. Warum ist sie aber in Vilshofen in Bayern gestempelt?

Fettdruck hervorgehoben von mir.

Gruß
Bernd
 
volkimal Am: 14.09.2019 15:47:41 Gelesen: 139629# 235 @  
Hallo zusammen,

auch nachdem Walther Dübgen aus der Firma Simon Evers u. Co. ausgeschieden ist, hatte er noch Kontakt nach Japan.





Der Brief an ihn wurde am 18.12.1961 in Tokio aufgegeben. Die Postkarte wurde am 17.05.1964 geschrieben und kam ebenfalls aus Tokio.

Am 9. Juni 1965 ist Walther Dübgen im Alter von 75 Jahren in Hamburg gestorben.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 21.09.2019 13:28:51 Gelesen: 139245# 236 @  
Hallo zusammen,

wie schon geschrieben hatten Walther und Kläre Dübgen zwei Kinder, Heinz (* 1922) und Christa (* 1923).



Heinz ist verheiratet und hat fünf Kinder. Die Tochter Almuth wohnt mit ihrem Mann in den USA. Heinz ist daher öfter in den USA um sie zu besuchen. Im Jahr 2000 hielt er sich mehrere Monate in den USA auf oder er war zweimal dort. Am 22.06.2000 schreibt er an seine Schwester: "Liebe Christa, nun habe ich den westlichsten Punkt meiner Tour erreicht. ..." Die Ansichtskarte vom Grand Canyon hat er in Terrebonne, einem kleinen Ort in Oregon aufgegeben.



Drei Monate später, am 25.09.2000 schickt er diesen Glückwunsch zum 77. Geburtstag aus Jackson (Mississippi) an Christa. Auf der Karte schreibt er u.a. "Wie steht’s mit der neuen Wohnung?" Christa will in die Senioren-Wohnanlage Feddersen Stiftung umziehen. Die Ansichtskarte stammt aus Bloomfield (Ohio). Er hat sie aber erst in Natchez (Mississippi) geschrieben und in Jackson (Mississippi) aufgegeben. Er scheint weiterhin viel unterwegs gewesen zu sein.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 03.10.2019 11:41:38 Gelesen: 138602# 237 @  
Hallo zusammen,

wie ich im letzen Beitrag schrieb, wollte Christa Dübgen in die Senioren-Wohnanlage Feddersen Stiftung umziehen.





Diese beiden Briefe aus Neuseeland gehen an die neue Adresse von Christa Dübgen. Die Absenderin wohnte in Hamilton im Waikato-Distrikt. Beide Briefe kommen aus dem Jahr 2001.

Im Jahr 2002 ist Christa Dübgen in Hamburg gestorben.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.10.2019 12:59:20 Gelesen: 137390# 238 @  
Hallo zusammen,

Almuth Dübgen hat den Amerikaner Geoffrey K. geheiratet und ist mit ihm nach Amerika gegangen. Diese Postkarte schickte sie aus Madison (Wisconsin) an ihre Tante Christa Dübgen. Leider ist die Karte nicht gestempelt.



Auf der Rückseite der Karte heißt es: „Hear ye, hear ye! Almuth Koby becomes U.S. citizen!“ Almuth bekommt also die amerikanische Staatsangehörigkeit. Die entsprechende Zeremonie ist am 14. Juni 1990 im Bezirksgericht von Madison.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 20.10.2019 09:58:01 Gelesen: 135798# 239 @  
Hallo zusammen,

der Mann von Almuth unterrichtet Germanistik an der Universität und hat mehrmals seinen Arbeitsplatz gewechselt.



Mit dieser Postkarte vom 22. Juli 1991 gibt die Familie ihren Umzug von Madison (Wisconsin) nach Lexington (Kentucky) bekannt.



Etwa ein Jahr später wechselt er erneut die Universität. Von Lexington (Kentucky) geht es nach Ann Arbor (Michigan). Auf dieser Postkarte heißt es „XXX will be teaching at the University of Michigan“. Die Mitteilung mit der Anschriftenänderung ist vom 13.06.1992.

Die „University of Michigan“ ist eine der renommiertesten Universitäten der Welt und die älteste Hochschule des US-Bundesstaates Michigan. Sie wurde 1817 in Detroit gegründet und zog 1841 nach Ann Arbor um.



Unterhalb der Briefmarke ist der Tintenstrahl-Text: "Kentucky bicentennial 1792 – 1992 Lexington, Ky 405 #1 06/13/92". Dieser bezieht sich darauf, dass Kentucky 1792 als 15. Staat den Vereinigten Staaten beigetreten ist. Im Jahr 1992 erschien auch eine entsprechende Briefmarke.

Normalerweise sind diese einzeiligen Tintenstrahler aus den 1990ern als "Bearbeitungsbestätigungs-/Kontrollaufdrucke" der OCR-Leseeinheiten. Es war aber nicht unüblich, dass für besondere Anlässe ein zusätzlicher Text eingefügt wurde. [1]

Viele Grüße
Volkmar

[1] Beiträge 80 bis 82: https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=207355#M80
 
volkimal Am: 27.10.2019 20:18:58 Gelesen: 135341# 240 @  
Hallo zusammen,

dieser Brief an Christa Dübgen von Almuth ist vom 16.11.1994.



Inzwischen ist die Familie schon wieder umgezogen. Sie lebt jetzt in Kent (Ohio). Ihr Mann arbeitet jetzt an der Kent State University. Obwohl es auch in Kent (Ohio) ein Postamt gibt, tragen alle Briefe von Almuth einen Stempel des Postamtes Akron (Ohio), so auch dieser Brief an Christa vom 06.04.2002.



Während der Brief vom 1994 noch an die Adresse Winterhuder Kai geht, tragen die beiden anderen Briefe an die Adresse der Senioren-Wohnanlage Feddersen Stiftung, in der Christa seit Ende 2000 lebt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 09.11.2019 12:03:30 Gelesen: 134581# 241 @  
Hallo zusammen,

Almuth und ihr Mann haben drei Kinder: Sarah, Peter und Elisabeth. Diesen Brief schickt die 9-jährige Elisabeth am 22.05.2000 an ihre Großtante Christa Dübgen.





Auf der Rückseite ist ein Tintenstrahl-Aufdruck mit einem Datum und einer 8-stelligen Nummer. Dieser Aufdruck dürfte aus Großbritannien stammen. Dort kommen diese Pfeile bei normalen Tintenstrahl-Entwertungen britischer Briefzentren vor, inklusive des Datumsformats und der 8-stelligen Nummer. Zum Vergleich ein Beispiel vom Swindon Mail Centre.

Hiermit schließe ich das Kapitel über die Familie Dübgen ab. Mal sehen wen ich als nächstes vorstellen werde.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 23.02.2020 17:11:53 Gelesen: 126901# 242 @  
Hallo zusammen,

meine Urgroßeltern Ferdinand Werdermann und seine Frau Hedwig geb. Hecker habe ich schon in den Beiträgen [#27] bis [#48] vorgestellt.

Urgroßvater hatte 4 Geschwister. Von seinen jüngsten Bruder sind auch noch einige wenige Belege erhalten geblieben. Diese Postkarte schickte Urgroßvater an seinen Sohn Hermann (mein Großvater). Urgroßvater war gerade in Hamburg und wollte seinen jüngsten Bruder Wilhelm und dessen Frau Marie besuchen.



Urgroßvater schreibt am 11.06.1897:

Beinahe hätte ich bei all dem vielen Schönen, das ich hier zu sehen bekomme Deinen Geburtstag vergessen. Ich Denke, diese Karte wirst Du morgen noch bekommen.

Onkel Willy läßt uns lange warten. Er sitzt mit seinem Dampfer in Brunshausen. Wir haben heute Nachmittag wieder stundenlang nach ihm ausgeschaut an der Elbe. Wenn er nicht die Nacht kommt, wenn die Fluth ist, hoffen wir, kommt er morgen Nachmittag zur Fluthzeit. Heute sahen wir, wie ein großer Dampfer festfuhr….


Wilhelm Werdermann war damals bei der kaiserlichen Marine als Maschinist tätig. Er wurde gerade von einer Fahrt zurückerwartet. Von Wilhelm sind noch ein paar Dokumente erhalten geblieben.



Am schönsten finde ich den Staatsangehörigkeits-Ausweis von ihm. Dem Marinesoldaten, Maschinisten Friedrich Wilhelm Werdermann wird bescheinigt, dass derselbe und zwar durch Geburt die Eigenschaft als Preuße besitzt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 11.03.2020 20:28:18 Gelesen: 125778# 243 @  
Hallo zusammen,

diese Ansichtskarte schickte Wilhelm Werdermann am 24.08.1910 aus Smyrna an seine Frau nach Hamburg.



Es scheint im Sommer heiß gewesen zu sein. Wilhelm schreibt:

„Mein liebes Frauchen! Dir und den Kindern die herzlichsten Grüße, habe soeben ein kühles Bad genommen.
Herzlich. Dein Manne“

1900, als der Staatsangehörigkeits-Ausweis für den Marinesoldaten Wilhelm Werdermann ausgestellt wurde war er immerhin schon 30 Jahre alt. Ob er 1910 noch bei der Marine war weiß ich nicht.

Wilhelm gab die Postkarte beim deutschen Auslandspostamt in Smyrna auf. Smyrna, das heutige Izmir, liegt ganz im Westen der Türkei an der Ägäisküste.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 28.03.2020 19:30:08 Gelesen: 125021# 244 @  
Hallo zusammen,

nachdem Wilhelm Werdermann aus dem Militärdienst ausgeschieden ist, fand er eine Anstellung als Ingenieur bei der Vacuum Oil Company. Zur dieser Firma heißt es bei Wikipedia [1]: 1899 wurde die deutsche Tochtergesellschaft Deutsche Vacuum Oil Company in Hamburg gegründet. Die Raffinerie in Wedel wird 1906 in Betrieb genommen, gefolgt 1911 von der Raffinerie in Bremen-Oslebshausen.



Wie man an diesem Briefumschlag sehen kann, besuchte Wilhelm Werdermann im Oktober 1911 den Firmensitz der Vacuum Oil Company in Philadelphia (USA). Von dort aus schickte er diesen Einschreibebrief an seine Frau. Schön, dass er dazu einen Firmenumschlag benutzte. Der Negativ-Einschreibestempel auf der Vorderseite ist zum Glück sauber abgeschlagen. Der Spruch oben links "the oil that lubricates most" heißt übersetzt "das Öl, das am meisten schmiert".



Auf der Rückseite sind zwei amerikanische Einschreibstempel. Einer ist vom Postamt Philadelphia Bourse Sta. (ich vermute Bourse station) vom 30.10.1911. Einen Tag später wurde ein amerikanischer Einschreib-Seepoststempel abgeschlagen. Am 7.11.1911 war der Brief dann in Hamburg.

Damit bin ich auch schon wieder mit dem kurzen Kapitel über Wilhelm Werdermann zu Ende.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Socony-Vacuum_Oil
 
volkimal Am: 13.04.2020 09:49:37 Gelesen: 124056# 245 @  
Hallo zusammen,

über Victor John und seine Frau Gertrud (Trude) habe ich schon ausführlich berichtet (siehe Beiträge [#216] und folgende).

Jetzt fand ich in meiner Sammlung einen Brief von Susi Moraes an Elise John in Berlin-Steglitz:



Weder der Name Susi Moraes noch Elise John sagte mir etwas. Dass sie doch zur Familie von Victor John gehören, habe ich erst entdeckt, als ich das Album zur Hochzeit von Victor John mit Gertrud Stein (genannt Trude) durchsah - siehe [#226]. Dort fand ich diese Seite:



Zur Taufe von Victor Edmund Lothar John am 17. Januar 1925 waren beide eingeladen und haben im Gästebuch unterschrieben. Hier konnte ich auch erkennen, dass Susi Moraes den Geburtsnamen John hatte. Bei ihrer Unterschrift Susi John und bei der Anschrift des Briefes fällt sofort das ungewöhnliche „J“ auf. Vermutlich hat Susi John einen Portugiesen geheiratet, denn Moraes ist die altertümliche Form des häufigen portugiesischen Familiennamens Morais.



Der Brief wurde am 21.03.1938 in Lisboa norte, 2ᴬ Secção = Lissabon Nord, 2. Sektion aufgegeben. Im Teilsegment ist noch angegeben „=1ᵃ EXP.“

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 30.05.2020 14:46:35 Gelesen: 120827# 246 @  
Hallo zusammen,

ich habe einige Zeit überlegt, welches Kapitel meiner Familiensammlung ich als nächstes zeigen möchte. Ich habe mich für "Das Ende des Krieges und die Zeit danach" entschieden.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war für die Deutsche Bevölkerung sehr schwer. Es herrschte Hunger und alles war knapp. Viele Häuser waren zerstört und es fehlten Wohnungen – zumal die Situation durch die Flüchtlinge aus dem Osten noch verschärft wurde.

Besonders schlimm war, dass von vielen Angehörigen und Freunden nicht bekannt war, ob sie den Krieg überlebt hatten und wie es ihnen ergangen war. Dadurch, dass der Briefverkehr über Wochen oder Monate hinweg eingestellt war, und erst nach und nach wieder eröffnet wurde, lebten viele Menschen lange Zeit im Ungewissen, was das Schicksal ihrer Familie betraf.

Die drei Brüder Werdermann waren am Ende des Krieges in Deutschland, ihre Schwester Dora lebte dagegen in China. Großvater wohnte in Dortmund, Onkel Hans in Retzin bei Grambow (Pommern, in der Nähe von Stettin) und Gottfried in Zeuthen (Brandenburg, südöstlich von Berlin). Ihre Mutter Hedwig Werdermann war am Ende des Krieges zunächst bei ihrem Sohn Gottfried in Zeuthen und ab Ende September in Berlin im Altenstift.

Großvater war somit in der britischen Zone, Gottfried und Hans lebten dagegen in der sowjetischen Zone. Der Briefverkehr war zunächst vollkommen eingestellt, danach begann er innerhalb der Zonen. Der Briefverkehr von Zone zu Zone war aber noch nicht gestattet. Er kam erst Ende Oktober 1945 wieder in Gang. Der Briefverkehr ins Ausland war aber weiterhin noch nicht zugelassen. Das spielt aber hier keine Rolle, denn auf die Geschichte von Dora und ihren Kindern gehe ich später ein.

Das Kapitel "Das Ende des Krieges und die Zeit danach" ist nach meiner Meinung sehr interessant. Die Notzeit spiegelt sich in der Philatelie in Form von vielen Provisorien wieder. Bei den Belegen aus dieser Zeit sollte man aber auch immer die Texte beachten. Sie geben einen sehr guten Einblick in das Leben im zerstörten Deutschland. Aus diesem Grund gehe ich in diesem Kapitel besonders oft auch auf die Texte der Belege ein.



Diese Karte an Großvater hat Onkel Hans am 16.2.1945 in Löcknitz (Pommern) abgeschickt. Großmutter ergänzte sie später durch den Vermerk: "Eine der letzten Nachrichten vor dem Zusammenbruch". Da der Text der Karte in Stenografie geschrieben ist, kann ich ihn leider nicht lesen.

Die Situation in Deutschland wurde im Frühjahr 1945 immer schwieriger. Die Alliierten rückten immer weiter vor und überquerten am 7. März 1945 bei Remagen den Rhein. Ende März 1945 war das Ruhrgebiet vollständig eingeschlossen, die Verbindung zwischen Großvater (Dortmund) und seinen Geschwistern (Pommern bzw. Brandenburg) war unterbrochen.



Am 3. April 1945 schickt Onkel Hans diese Postkarte mit Antwortkarte (nächste Seite) an Pastor Wolff, den Leiter des Stephanstiftes in Hannover. Der Text der Karte ist hochinteressant, denn er gibt einen Einblick in die letzten Tage des Krieges. Er schreibt:

Sehr geehrter Herr Pastor! Persönlich kennen wir uns zwar nicht. Aber ich bin in sich steigender Sorge um meinen Bruder in Dortmund (Rostock) und Familie, von denen der letzte Gruß vom 11. Februar war. Und jetzt überstürzen sich die Ereignisse dort. Mußten, durften, konnten sie noch raus?? Sprach er bei Ihnen vor, oder in Altenau? Falls Sie jüngere Nachricht von ihm haben, wäre ich Ihnen für kurzen Bescheid sehr dankbar. Wie wird diese Passionszeit des Deutschen Volkes enden? Gott allein weiß es. Sein Wille geschehe!

Auch um Mutter in Berlin-Zeuthen muß man sich sorgen, während wir 25 km hinter der Front noch jede Nacht ungestört schlafen können. Aber die Koffer sind seit 6 Wochen gepackt. Wo soll man noch hinfliehen? Aber wenn der Befehl kommt, muß man mit Dorftreck losziehen. Post gibt es nur noch sehr wenig, meist über 14 Tage bis 4 Wochen alt. Soldaten "an der Front" können einen persönlich besuchen! Wir hatten 6-9 Verwandte meiner Frau aus Ostpreußen aufgenommen, jetzt mußten sie und alle Evakuierten fort, um Quartiere für Soldaten frei zu machen. Ob und wo sie landeten, wissen wir noch nicht. Viele Familien wissen nichts voneinander, die Soldaten leiden auch sehr darunter. Und trotz allem möchte man immer noch hoffen! Dankbar sind wir, das Osterfest noch zu Hause erleben zu können. Viele Grüße sendet Ihnen und Ihrer Familie, auch von meiner Frau.
Ihr Johannes Werdermann


Wie der Eingangsstempel des Stephanstiftes zeigt erreichte die Karte ihr Ziel erst am 20. November 1945. Es handelt sich hier um einen sogenannten "stummen Überläufer", d.h. die Karte ist noch während des Krieges abgeschickt, aber erst nach dem Ende des Krieges zugestellt worden, sie trägt aber keinen Zensurvermerk oder sonstige postalische Vermerke hierzu. Das einzige ist der private Eingangsstempel des Stephanstifts. Hannover wurde zwar erst am 10. April besetzt, also eine Woche nachdem Onkel Hans diese Karte abschickte. Wenn man die Beförderungszeiten in den letzten Kriegswochen betrachtet, so kann man dennoch ohne weiteres davon ausgehen, dass der private Eingangsstempel echt ist. Alfred Meschenmoser schreibt in seinem Werk "Überroller-Post 1945-1949" (S.17):

Philatelistische Kenner jener Zeit wissen, daß April-Post nur noch innerhalb einer begrenzten Region gelaufen sein kann. Einen weiträumigen Postverkehr gab es nicht mehr, April-Post ist normalerweise Überroller-Post.



Im Ortsstempel ist übrigens die Postleitgebietszahl (4) nachträglich eingesetzt. Das Postleitgebiet 4 = Pommern lag nach dem Krieg zum größten Teil in Polen. Die Bereiche in der sowjetischen Zone wurden im Juli 1945 dem Postleitgebiet 3 = Mecklenburg zugeschlagen.

Soviel für heute. Demnächst geht es weiter.

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 30.05.2020 15:37:19 Gelesen: 120812# 247 @  
@ volkimal [#246]

Hallo Volkmar,

vielen Dank für das Teilen deiner Familiengeschichte - sehr interessant!

Viele Grüße,

Emiel
 
volkimal Am: 10.06.2020 20:58:03 Gelesen: 119825# 248 @  
Hallo zusammen!

Wie von Onkel Hans befürchtet, kam es zum Dorftreck, d.h. die gesamte Bevölkerung des Ortes Retzin (Pommern) musste vor den sowjetischen Truppen fliehen.



Auf dieser "Karte" an Großvater schreibt Onkel Hans:

Liebe Geschwister! Wir waren 14 Tage auf Dorftreck, viel erlebt und verloren. Seit 1.5. keine Zuteilung außer Brot und Kartoffeln, im Dorf keine Kuh kein Schwein! Ich war Ende August in Zeuthen, traf Mutter noch lebend an, trotz Ruhr. Am 29.9. ist sie ins Stift zurückgekehrt; ich will Ende Oktober wieder hinfahren, mir Traugotts Anzug zu holen. Tante Luise Dittmer starb, auch Rudolf Spindler am 30.6. Zeuthener und Markgrafs wohl auf, verloren nichts. Hildburg arbeitet in Friedersdorf für Kartoffeln. Berta überstand leichten Typhus. Ich unterrichte seit 1.9. in Ramin. P. Labs ist noch in Retzin, Familie in Greifswald. Hoffentlich seid ihr gesund und wohl. Herzliche Grüße auch von Berta Hans

Onkel Hans ist nach dem Dorftreck nach Hause zurückgekehrt, denn als Absender gibt er wieder Retzin bei Löcknitz an. Er lebte also in der sowjetischen Zone, während Großvater in Dortmund und damit in der britischen Zone wohnte. Der Briefverkehr zwischen den Zonen war zunächst verboten. Onkel Hans wollte aber nicht so lange warten, bis der Briefverkehr wieder freigegeben wurde. Er hat deshalb diesen einfachen Zettel einem Reisenden in die britische Zone mitgegeben. Dieser übergab ihn am 29.10.45 in Quakenbrück der Post allerdings ohne ihn zu frankieren. Der "Zettel" wurde als Postkarte behandelt und entsprechend mit 9 Pfg. Nachporto belegt (das Eineinhalbfache des fehlenden Portos).

Die "Karte" kam am 1. November in Dortmund an (Lebenserinnerungen Band 6, S.163). Es war der erste schriftliche Gruß von Hans, der Großvater nach dem Krieg erreichte. Es war aber nicht das erste Lebenszeichen, denn schon am 18. September notierte Großvater in seinem Tagebuch, dass er Nachricht von seiner Mutter und den Geschwistern habe.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 28.06.2020 13:19:35 Gelesen: 119121# 249 @  
Hallo zusammen,

am 29.10.45, dem Tag an dem der Gruß von Onkel Hans in Quakenbrück eingesteckt wurde, war die Post von der sowjetischen zur britischen Zone aber schon wieder zugelassen. Am selben Tag schickte Urgroßmutter aus Berlin diese Karte an meinen Großvater. Es ist übrigens ihre erste Karte in lateinischer Schrift. Vorher hat sie immer Sütterlin geschrieben, und das war nach dem Krieg nicht erlaubt.



Urgroßmutter schreibt:
Meine lieben Kinder! 27.X.45
Heute vor 6 Monaten war der letzte Brief von Dir, lieber Hermann geschrieben, der uns Ende März erreichte vor dem großen Angriff. Gestern hörte ich, daß jetzt man überall hin schreiben könne, da will ich Euch und Euern Mädeln innige Grüße senden und mitteilen, daß wir alle die schweren Monate mit Gottes Hilfe gut überstanden...
Mittelbar hörte Tante Clara von ihrem Hermann daß Friedburg in München gewesen sei, und Gerhard hatte an sie erwähnt, daß er von Euch Nachricht habe. Daraus schlossen wir, daß nichts Großes bei Euch geschehen sei, weil solches erwähnt worden sei. Gott sei Lob und Dank. Nun werdet Ihr sicher bald selbst schreiben.
Hans und Berta waren Ende April 10 Tage im Dorftreck. Er war am 19.X. ankommend über 4 Tage hier für sich und seine Frau Sachen zu holen, hoffentlich kam er gut heim. Wenn Ihr von Euren Söhnen nur bald gute Nachricht hättet...
Hans ist seit 1.Okt. im Nachbardorf als Lehrer. Berta kann vorläufig noch unterrichten. Er sagte, er habe mehrfach versucht, Euch zu schreiben. Wir hatten im Sommer alle die Ruhr, ich schwer. Dörte pflegte mich so gut es ging, ich fühle mich ganz wohl, wiege 92 Pfd. Nun seid innigst gegrüßt Ihr Lieben dort.
Gott befohlen Eure Mutter




Wie Urgroßmutter auf der Karte schrieb, hat Onkel Hans mehrfach versucht an Großvater zu schreiben. Von diesen Nachrichten sind außer der eben gezeigten "Karte" noch zwei weitere bei Großvater angekommen. Diesen Brief schrieb Onkel Hans am 23.9.1945 in Retzin. Er hat ihn dann einem Reisenden mitgegeben, der den Brief aber erst zwei Monate später am 29.11.1945 in Eckernförde aufgab.



Von einem Brief, den Onkel Hans am 14.10.1945 schrieb, kann ich nur den Text zeigen. Da ich nicht weiß, wo und wann der Brief aufgegeben wurde, kann ich nicht sagen, welcher Umschlag dazu gehört. In der Zeit, als die Post noch nicht zugelassen war, hat Onkel Hans in allen drei noch erhaltenen Karten bzw. Briefen in etwa dasselbe erzählt. In diesem vier Seiten langen Brief beschreibt er natürlich die Zeit nach dem Krieg am ausführlichsten.

Viele Grüße
Volkmar



 
volkimal Am: 04.07.2020 11:49:26 Gelesen: 118941# 250 @  
Hallo zusammen,

der Brief vom 12.11.45 ist der erste Brief von Onkel Hans an Großvater, der erhalten geblieben ist und den Onkel Hans selbst aufgegeben hat. Die 12 Pfg. Marke von Mecklenburg-Vorpommern ist mit einem Notstempel entwertet worden - in diesem Fall mit dem aptierten Reichssiegel des Postamtes Löcknitz (Pommern).



Im November 1945 wurde das Datum noch handschriftlich eingesetzt. Bei dem Doppelbrief vom 8. Februar 1945 (letzte Seite) stand dagegen schon ein Gummistempel für das Datum zur Verfügung. Bei den 12 Pfg. Marken gab es vier verschiedene Farben. Diesmal verwendete Onkel Hans die lebhaftrote Marke.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 07.08.2020 10:03:24 Gelesen: 116718# 251 @  
Hallo zusammen,

nach einer langen Pause will ich mit einem Beitrag zu diesem Thema anfangen, wieder mehr auf Philaseiten zu zeigen.



Im Dezember 1945 wollte Onkel Hans wieder zu seiner Mutter nach Berlin fahren. Dazu benötigte man eine Reisebescheinigung. Die Landesverwaltung Mecklenburg-Vorpommerns hatte angeordnet, die Aushändigung einer Fahrkarte von der Vorlage eines Entlausungsscheines abhängig zu machen (Heinz Buchner: Beiträge zur Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns S.35). Diese Reisebescheinigung für Onkel Hans in deutscher und russischer Sprache ist am
20. Dezember 1945 vom Kreispolizeiamt Randow ausgestellt worden.



Die Fahrt nach Berlin verzögerte sich aber, denn auf dieser Ganzsachen-Postkarte aus Mecklenburg-Vorpommern vom 27.12.45 schreibt Onkel Hans:
Lieber Hermann! Da Berta so nervös ist, daß sie nicht vertragen kann, daß ich schreibe, kam ich gar nicht zum Schreiben. So weiß ich nicht, ob ich Dir schon den langen Brief vom 4.12. mit Familienbrief bestätigt habe. Von Herzen danke ich Dir dafür, er war das größte Weihnachtsgeschenk, kam am 23. an...
Sehr leid tut es mir, daß ich nun nicht nach Berlin zu Mutter fahren kann. Ich wage nicht, auf offener Karte zu stenographieren. Wir verlebten das Fest so still wie noch nie, ich fast dauernd mit Hausfrauenarbeit in Bewegung...
Zumeist kein Licht am Baum in ganz Retzin, aber seit 13.12. haben wir elektrisch Licht, so daß man sich fast wieder wie ein Kulturmensch fühlt...

Ich warte eben, nach Anklam zu fahren zu Lehrertagung, hoffe Dir von dort ausführlich zu antworten...
Die Karte ist mit dem Bahnpoststempel Stralsund-Rostock entwertet worden Auffällig ist, dass im Stempel alle beweglichen Teile also die Zugnummer und das Datum fehlen.



Im Januar 1946 ist Onkel Hans dann doch nach Berlin gefahren. Kurz vor seiner Rückfahrt schickte er noch eine Karte an seine Mutter. Er benutzte dazu wieder eine Ganzsache aus Mecklenburg-Vorpommern, die er am 13.1.1946 in Berlin-Charlottenburg aufgab (nächste Seite).
Es ist bisher nicht eindeutig geklärt, ob die Marken aus Mecklenburg-Vorpommern offiziell in Berlin erlaubt waren, oder ob sie nur geduldet wurden. Wie man an dieser Karte sieht, kommen aber anstandslos beförderte Stücke vor.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.08.2020 14:30:31 Gelesen: 116033# 252 @  
Hallo zusammen,

heute zwei weitere Postkarten aus Mecklenburg-Vorpommern (Michel P 5b):



Entwertet mit dem Notstempel des Postamtes Löcknitz. Wie bei vielen Karten, die kurz nach dem Krieg verschickt wurden, sagt auch hier der Text wieder einiges über die Zeit aus. Am 14.1.1946 schreibt Onkel Hans an seine Mutter:

Gestern hat es viel geschneit und gestürmt, da habe ich mehrmals Schnee gefegt - aber wieder barfuß, da werden keine Strümpfe nass ... Gestern hat es "Rindfleisch" gegeben. Kuheuter, das wir als Sonntagsbraten assen.



Am 9.2.1946 wurde das Datum nicht mehr handschriftlich sondern mit Hilfe eines Gummistempels eingesetzt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 24.08.2020 14:15:42 Gelesen: 115491# 253 @  
Hallo zusammen,

an diesem Einschreibebrief erkennt man etwas die Probleme, mit denen das Postamt Berlin N 58 nach dem Zweiten Weltkrieg zu tun hatte:



Es gab keine Einschreibezettel des Postamtes mehr. Man verwendete also R-Zettel des Postamtes 106, die man handschriftlich änderte. Desweiteren müssen die meisten Stempel des Postamtes im Krieg vernichtet worden sein. Diesen Stempel hatte man wohl noch in irgendeiner Schublade. Die Marken sind mit einem alten Sternchen-Stempel des Deutschen Reiches entwertet. Dieser Stempel ist lange Zeit nicht benutzt worden, denn das Sternchen ist noch im Stempel enthalten. Vor 1945 sind nur zwei Daten bekannt: 23.4.1927 und 08.01.1931. Bei allen Stempeln, die im Gebrauch waren, sind die Sternchen 1937 auf behördliche Anordnung aptiert d.h. herausgeschnitten worden.

Das Porto für einen Fernbrief bis 100 g betrug damals 24 Pfg., die Einschreibegebühr 30 Pfg, der Brief ist also portogerecht frankiert.



Im April 1946 besuchte Onkel Hans noch einmal seine Mutter in Berlin. Auf der Rückfahrt schrieb er diese Karte, die er unterwegs in Pasewalk einsteckte. Er schrieb:

L.M. Auf dem Bahnsteig stand 1 Polizist u. 1 Beamter, wenn ich mitfahren wollte, müßte ich 10 RM Zuschlag u. 4 RM für Dzug bezahlen. Das tat ich, nun stand ich bis Angermünde im Gang, von da an Sitzplatz. Wir nähern uns Pasewalk, wo ich diesen kurzen Gruß gleich in den Kasten werfen will.
Wie ist mein Herz voll Lob und Dank für diese schönen Tage (meist allerdings nur Abende, Morgen und Nächte) mit Dir zusammen. Ich werde noch lange von der Erinnerung leben. Gebe Gott, daß es nun stetig mit Dir zur Besserung geht. ...


Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 02.09.2020 11:01:37 Gelesen: 114806# 254 @  
Hallo zusammen,

Urgroßmutter geht es nicht gut. Gottfried (Friedel), der Bruder von Großvater, besucht sie deshalb in Berlin im Elisabethstift. Von dort schickt er am 26.5.1946 diese Karte an Großvater:



Er schreibt: "Lieber Bruder, ich sitze hier an Mütterchens Bett. Dörte und Hildburg waren von 4 - 6 auch hier, um sie zu sehen und zu erfreuen..."

Am 8. Juni 1945 diktiert Urgroßmutter diese Karte an Großvater.



Der Text lautet: "Lieber Sohn, viele Glückwünsche zum Geburtstag. Ich bin schwerkrank aber ich gehe zur Besserung. Ich kann nicht lesen und nicht schreiben. Fräulein Andree schreibt für mich und läßt grüßen. ... Deine Mutter"

Außer an Großvater diktierte Urgroßmutter am selben Tag (8.6.46) diese Karte an Onkel Hans:



Drei Tage später am 11.6.1946 ist Urgroßmutter dann im Alter von 82 Jahren gestorben.

Soviel für heute. Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.09.2020 11:05:48 Gelesen: 113602# 255 @  
Hallo zusammen!

Das Papier dieses Einschreibe-Doppelbriefes vom 12.9.1946 war so schlecht, dass die Absenderin die Ecken sofort mit Tesafilm gesichert hat. Ganz Hübsch ist die Mischfrankatur der Marken für Brandenburg mit der 1. Kontrollratsserie. Wie man an der Anschrift erkennt, ist Onkel Hans inzwischen von Retzin in der sowjetischen Zone in die britische Zone umgezogen. Er wohnt jetzt in der Nähe von Grevenbroich.



Im März 1947 wohnt Onkel Hans in Ramrath bei Grevenbroich. Seine Frau Berta wohnte und arbeitete weiterhin in Retzin bei Grambow. Am 10.3.1947 schickt sie diesen Brief mit dem Plan ihres Zimmers an Onkel Hans (nächste Seite). Im Text werden die beengten Verhältnisse der Nachkriegszeit deutlich.





Sie schreibt:

Zwischen den Möbeln sind nur schmale Durchgänge von ca. 30cm. ... Die Matten habe ich nicht hingelegt, wegen des Durchgangs vieler fremder Füße. (Der Weg zur Küche führte durch ihr Zimmer)
Im Wäschekorb einige Briketts, darauf Korb mit Kartoffeln und Gemüse. (über der Skizze)
Unterm Flügel Kiste mit Blech. Erbsen und etwas Weizenkörner (links neben der Skizze)

Sehr viele Häuser waren zerstört und es gab viele Flüchtlinge, die ein Zimmer brauchten. Dadurch waren die noch vorhandenen Zimmer voll belegt. Berta hatte in ihrem Zimmer sogar ein Klavier und einen Flügel stehen. Auf dem Flügel konnte sie aber nicht spielen, denn er stand mit den Tasten zur Wand.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 28.09.2020 19:19:28 Gelesen: 113005# 256 @  
Hallo zusammen,

am 16. März 1948 fährt Onkel Hans mit der Bahn nach Bad Kreuznach. Bei einem Aufenthalt in Koblenz schreibt er diese Karte an Großvater.



Als er die Karte in Koblenz einsteckt, hat Onkel Hans aber nicht bedacht, dass er sich in der französischen Zone befand. Die Marken der 2. Kontrollratsserie waren aber nur in den drei anderen Zonen gültig. Die Marke wurde also nicht abgestempelt und die Karte wurde mit Nachporto belegt.



1949 war Onkel Hans wieder in Koblenz. Diesmal schickte er eine Ganzsache aus Rheinland-Pfalz an Großvater.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.11.2020 09:11:29 Gelesen: 110202# 257 @  
Hallo zusammen,

die Ausrottung des Nationalsozialismus gehörte zu den erklärten Kriegszielen aller Alliierten und wurde demgemäß zu einer zentralen Aufgabe der Besatzungspolitik. Aus diesem Grund wurden Entnazifizierungsausschüsse eingerichtet. Unter anderem sollte das Erziehungswesen in Deutschland überwacht und alle nazistischen und militaristischen Lehren sollten ausgemerzt werden.

Onkel Hans war von 1933-1938 Mitglied der NSDAP, von 1937-1938 Mitglied der NSV (Nationalsozialistische Volksfürsorge) und von 1937-1938 Mitglied des NSLB (Nationalsozialistischer Lehrerbund). Nach dem Krieg musste er beweisen, dass es unbedenklich ist, wenn er als Lehrer arbeitet. Er wurde deshalb 1947 das erste Mal vor den Entnazifizierungsausschuss geladen.



Bei den Verfahren wurden die Betroffenen in eine von den folgenden fünf Kategorien eingestuft:

Kategorie I Hauptschuldige
Kategorie II Belastete
Kategorie III Minderbelastete
Kategorie IV Mitläufer
Kategorie V Entlastete
 

Den Gruppen I bis III drohten Strafmaßnahmen (Einweisung in ein Arbeitslager, Einziehung des Vermögens und Pensionsverlust, Arbeitsbeschränkung, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte), für die Mitläufer waren Geldbußen vorgesehen. Hier ist der Einreihungsbescheid vom 17.10.1947. Onkel Hans wurde in die Kategorie "IV" (Mitläufer) eingestuft. Sein Vermögen und seine Konten wurden nicht gesperrt. Außerdem durfte er wieder als Lehrer arbeiten.

Viele Grüße
Volkmar
 

volkimal Am: 30.11.2020 11:41:22 Gelesen: 108022# 258 @  
Hallo zusammen,

mit dieser Karte wurde Onkel Hans für den 22.4.1949 ein zweites Mal vor den Entnazifizierungsausschuss geladen.



Die Karte ist als portopflichtige Dienstsache verschickt worden, Onkel Hans musste also das Postkartenporto von 10 Pfg. selber bezahlen - ein Zuschlag wurde von der Post nicht erhoben. Obwohl die Karte nicht frankiert war, musste dennoch die Notopfermarke aufgeklebt werden. Weil die Karte zunächst verkehrt herum in der Stempelmaschine lag, bekam sie in Düsseldorf zwei Stempel.



Das Entlastungszeugnis zu diesem Verfahren wurde am 13. Mai 1949 ausgestellt. Gleichzeitig erhielt Onkel Hans eine Rechnung über die Verfahrenskosten von 100,- DM, die auf seinen Antrag im Oktober auf 35,- DM herabgesetzt wurden.





Mit dieser portopflichtigen Dienstsache des Regierungspräsidenten in Düsseldorf vom 8.10.1949 wurde festgelegt, wie die 35,-DM zu zahlen sind.

Onkel Hans musste das Geld in drei Raten zu 10,- DM und einer Rate zu 5,- DM zahlen. Die Raten waren ab November 1949 jeweils am 10. eines Monats fällig.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.12.2020 17:28:56 Gelesen: 106918# 259 @  
Hallo zusammen,

in Karlsruhe lief ein drittes Entnazifizierungsverfahren von Onkel Hans.



Mit dieser portopflichtigen Dienstsache wurde Onkel Hans aufgefordert, eine Abschrift des Entscheids aus der britischen Zone zu schicken. Nach Eingang der Nachricht wurde das Verfahren in Karlsruhe eingestellt.



Einstellungsbescheid vom 4. Juli 1949. Onkel Hans bekommt hiermit ein Entlastungszeugnis.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.12.2020 19:14:58 Gelesen: 105651# 260 @  
Hallo zusammen,

am 21. Juni 1948 wurde in den drei westlichen Zonen die Währungsreform durchgeführt. Die alten Marken konnten am 21. und 22.6.48 zu 1/10 ihres früheren Wertes weiterverwendet werden. Hier eine der sogenannten Zehnfachfrankaturen von Onkel Hans an Großvater:



In Berlin war es anders, denn die westlichen Besatzungsmächte versuchten alles, um die Einheit Groß-Berlins zu erhalten. Dennoch führten die, durch die sowjetische Währungsreform am 24. Juni eingeleiteten politischen Ereignisse zu einer Spaltung in einen West- und einen Ostteil der Stadt.

Am 25. Juni 1948 führten die Alliierten in Westberlin eine eigene Währungsreform durch, bei der die DM (West) als Zahlungsmittel eingeführt wurde. Die Ostmark blieb jedoch weiterhin gültiges Zahlungsmittel und daher blieben auch alle Postwertzeichen der sowjetischen Besatzungszone in West-Berlin frankaturgültig.

Mit einer zweiten Währungsreform am 20. März 1949 wurde die DM (West) zum alleinigen Zahlungsmittel in West-Berlin erklärt. Sämtliche Postwertzeichen in Ostmark wurden damit ungültig.



Für Berlin erging der Befehl, dass man die alten Marken vom 24. bis zum 28. Juni 1948 zu 1/10 ihres früheren Wertes weiterverwenden durfte. Dieser Zeitraum wurde stillschweigend bis zum 31. Juli verlängert, um sich der Regelung der sowjetischen Zone anzupassen.

Dieser Brief aus Berlin-Britz vom 30.6.1948 mit einer solchen Zehnfachfrankatur geht an Dr. Gottfried Werdermann und Frau Gemahlin in Zeuthen (Mark). Auf der Rückseite trägt er einen Zensurstempel mit der kyrillischen Inschrift "sowjetische Zone, Militär-Zensur". Dass der Brief an der rechten Seite geöffnet worden ist, fällt kaum auf. In der sowjetischen Zone gab es im Gegensatz zu den drei westlichen Zonen keine Verschlussstreifen. Der Brief wurde nach dem Öffnen mit Wasserglas als Klebemittel bestrichen und wieder verschlossen.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 30.12.2020 23:40:34 Gelesen: 105299# 261 @  
Kurze Geschichte eines Briefes:

meine Mutter hatte 4 Halbbrüder von der ersten Frau Ihres Vaters. Den Kontakt zu Ihnen hatte sie nie gehabt, außer zu dem Jüngsten der Vier, der war aber im 2. Weltkrieg früh gefallen. Ich erinnere mich an ein Bild von ihm, ein hübscher junger Mann, viel zu jung, um im Krieg zu sterben, dachte ich immer als Kind. Ihr Schicksal war nicht einfach: Geburt vor dem 2. Weltkrieg, Grundschule, der Traum vom Klavierspielen nur kurz, verbotene Klavierstunden in Freiburg im Breisgau, dann früher Tod Ihrer Eltern und der Pflegevater benutzte sie als Arbeitstier in der Landwirtschaft. Klingt hart, ist aber wahr.

Zeitsprung:

1993 arbeitete ich bei einem Arbeitgeber, der mit einer gebürtigen Amerikanerin verheiratet war. Aus Erzählungen meiner Mutter wusste ich, dass ich einen sagenhaften Onkel (Halbonkel) in Amerika hatte, vermutlich in Ohio. An einer Betriebsfeier erzählte ich die Geschichte. Ein paar Wochen später schleppte die Frau meines Chefs sämtliche Telefonbücher von Toledo und Umland an und wir fingen an zu blättern. Meine Mutter hieß mit Mädchenname Gross. Da gab es unzählige Personen mit diesem Namen. Meine Mutter erinnerte sich, dass ein Bruder, der Albert hieß, vor dem 2. Weltkrieg mit der großen Auswanderungswelle nach Amerika geflohen war, um sich eine bessere Zukunft aufzubauen.

Wir riefen alle Albert Gross an, die wir finden konnten und hatten Glück! Der Bruder war noch am Leben. Spontan wie Amerikaner manchmal sind setzte er sich im Alter von 84 Jahren in einen Flieger und es kam zu einem Familientreffen von 2 Menschen, die den selben Vater hatten. Ich erinnere mich noch, wie die beiden auf dem Balkon saßen und Albert gemütlich eine Pfeife rauchte.

Heute fand ich im Keller noch ein paar Briefe aus dem Briefwechsel der Beiden. 1 Dollar kostete der Brief, schöner Stempel vom 31. August 1994.

Albert hatte als Bäckermeister reüssiert und konnte sich ein Haus und ein gutes Leben leisten. Er ist vor ein paar Jahren gestorben und ich weiss, dass es ihn sehr glücklich gemacht hat, sein Halbschwester zu treffen. Der Frau meines ehemaligen Chefs bin ich ewig zu Dank verpflichtet.

Ich muss diese Geschichte niederschreiben.

Schöne Grüße

10Parale


 
volkimal Am: 10.01.2021 11:31:36 Gelesen: 104422# 262 @  
@ 10Parale [#261]

Hallo 10Parale,

eine sehr schöne Geschichte - und dazu philatelistisch belegt. Danke fürs Zeigen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 10.01.2021 11:40:54 Gelesen: 104418# 263 @  
Hallo zusammen,

heute noch drei weitere Zehnfachfrankaturen aus der Familie:



1948 studierte Hellmut in Erlangen. Diese Karte schickte er am 22.6.1948 von dort an Großvater. Nach der Währungsreform am 21.6.1948 war in den westlichen Zonen die Verwendung der alten Marken zu einem Zehntel ihres Nennwertes gestattet. Dieses galt aber nur am 21.6. und 22.6.1948, danach mussten die neuen Marken verwendet.

Hellmut hat hier eine alte 12 Pfg. Postkarte bei der Zehnfachfrankatur verwendet. Mit 122 Pfg. ist die Karte geringfügig überfrankiert.



Zwei Tage nach der Währungsreform schrieb mein Vater diese Karte an Willi Matzat. Mein Vater schrieb:

Bevor heute Abend nun auch die alten Marken ungültig werden, sollst Du von uns noch einen herzlichen Gruß bekommen...

Augenblicklich merke ich noch nicht viel von der Währungsreform. Bisher habe ich noch kein Geld auszugeben brauchen. Am Sonntag war unser Studienhaus geschlossen im Werratal, um unsere Tischkasse rechtzeitig zu verjubeln. Es war ein schöner Tag...


Auch bei dieser Karte handelt es sich um eine Zehnfachfrankatur. Wie in diesem Fall wurden aber auch die Briefe, die sich am 23.6.48 morgens in den Briefkästen befanden, anstandslos befördert. Im Stempel ist übrigens die Postleitzahl 20 nachträglich eingesetzt worden.

Das besondere an dieser Karte ist, dass mein Vater eine 45 Pfg. Auslandskarte für die Zehnfachfrankatur verwendete. Die Karte scheint mit 122 Pfg. etwas überfrankiert zu sein. In Wirklichkeit ist sie aber unterfrankiert. Aufgrund der Herabsetzung des Portos für Auslandskarten von 45 Pfg. auf 30 Pfg. am 15.09.1947 wurde die Postkarte am Schalter trotz 45 Pfg. Marke für 30 Pfg. verkauft. Deshalb durfte der 45 Pfg. Wertstempel nur mit 30 Pfg. verrechnet werden.



Den Brief mit einer bunten Zehnfachfrankatur schickte Großvater am 22.6.1948 an den Studenten Hellmut Matzat in Erlangen. Er ist mit alten Marken im Wert von 243 Pfennig frankiert, damit ist er um 3 Pfg. alter Währung überfrankiert. Großvater war in Göttingen und besuchte dort meinen Vater, der inzwischen in Göttingen studierte.

Soviel für heute - viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.02.2021 12:23:59 Gelesen: 102094# 264 @  
Hallo zusammen,

heute eine Karte, bei der ich die Besonderheit zuerst übersehen habe:



Gottfried lebte in der sowjetischen Zone und schrieb diese Postkarte mit dem 12 Pfg. Wertstempel "Friedrich Engels" an meinen Großvater. Bei einem Besuch in West-Berlin schickte er die Karte am 6.1.1949 in Berlin-Britz ab.

Die Postkarte ist im November 1948 erschienen und konnte nur bis zum 20. März 1949 in West-Berlin verwendet werden. Entsprechend dieser sehr kurzen Zeitspanne sind solche Karten der sowjetischen Besatzungszone, in West-Berlin verwendet, ausgesprochen selten.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 13.03.2021 20:28:39 Gelesen: 97767# 265 @  
Hallo zusammen,

am 20. Januar 1949 erschienen die ersten vier Werte mit dem roten Schrägaufdruck BERLIN. Sie mussten mit DM (West) an den Schaltern gekauft werden, während die Briefmarken mit dem schwarzen Aufdruck BERLIN noch immer für Ostmark gekauft werden konnten. Nach der zweiten Währungsreform verloren die Marken mit dem schwarzen Aufdruck ihre Gültigkeit.



Dieser Brief an Onkel Hans mit 24 Pfg. Porto vom 10.6.1949 ist um 4 Pfg. überfrankiert. Der Absender hatte wohl noch nicht mitbekommen, dass das Porto für Fernbriefe in Berlin neun Tage vorher von 24 Pfg. auf 20 Pfg. herabgesetzt worden ist.



Im Jahre 1949 wechselten Gottfried und seine Frau Dörte den Wohnsitz und zogen von Zeuthen nach Berlin-Britz. Von dort schickte seine Frau am 27.1.1950 diese Sonderkarte zur 100-Jahrfeier der Oberpostdirektion Berlin an Großvater. Wie aus dem Text hervorgeht, konnte Gottfried zu diesem Zeitpunkt nicht selber schreiben. Es heißt dort:

"Wir haben leider auch wieder einen großen Kummer. Friedel bekam plötzlich beim Holzhacken vor 10 Tagen einen Bluterguß in seinem noch guten Auge und kann nicht mehr viel sehen, keine Uhr, kein Geld erkennen und vor allem gar nicht mehr lesen."

Mit diesen beiden Belegen möchte ich das Kapitel "Das Ende des Krieges und die Zeit danach" beschließen. Mal sehen, was ich als nächstes heraussuche.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 30.03.2021 23:49:00 Gelesen: 95979# 266 @  
Hallo zusammen,

heute vor genau 100 Jahren sind mein Vater und seine Zwillingsschwester zur Welt gekommen. Mit dieser Postkarte wurde die Geburt ihren beiden Großtanten Anna und Else Hecker mitgeteilt. Es waren die Schwestern von Urgroßmutter Hedwig Werdermann geb. Hecker. Vatis Zweit- und Drittnamen stammen von seinen Großvätern Oswald Hentschel und Ferdinand Werdermann.



Großvater schreibt:
Bei uns ist gestern ein gesundes Zwillingspärchen
Hartmut Oswald Ferdinand
Friedburg Helga Ilse
angelangt. Gott sei Dank geht es den beiden Kleinen (je 6 Pfd.)
u. der Mutter gut. Sehr freuen wir uns, daß Dora pflegen
kann. Zwillinge hat's lange nicht in der Familie gegeben!
Eure Hermann u. Ilse Werdermann


Hier noch ein passendes Foto der Zwillinge:



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.10.2021 20:49:52 Gelesen: 76277# 267 @  
Hallo zusammen,

ich habe bei diesem Thema eine sehr lange Pause eingelegt. Das soll sich hiermit wieder ändern. Im Beitrag [#4] habe ich den ältesten Brief aus meiner Familiensammlung gezeigt. Hier ist er noch einmal:



Der Brief geht an meinen Ur-ur-ur-Großvater, den "königlichen Domainen Rentmeister Herrn Leps Wohlgeboren in Querfurt". Er stammt aus der Zeit zwischen 1842 und 1849. Die folgende Karte geht an seine Enkeltochter Melanie Leps:



Urgroßmutter hat diese Karte an ihre Cousine Melanie Leps geschickt. Melanie hatte drei Geschwister. In den folgenden Beiträgen geht es um ihren Bruder Adolf Leps (1876-1914). Da Melanie keine Kinder hatte, musste mein Vater nach ihrem Tod die Wohnung auflösen. Dadurch kamen einige interessante Erbstücke von Adolf Leps in unsere Familie.



Adolf Leps war staatlich geprüfter Marineingenieur auf dem kleinen Kreuzer SMS Leipzig. Das Schiff gehörte zum Kreuzergeschwader in Ostasien. Am 8. September 1906 lief die SMS Leipzig von Wilhelmshaven nach Ostasien aus. Adolf Leps fuhr 1908 mit einem anderen Schiff nach Ostasien. Er war auf jeden Fall in der Zeit von 1908 bis 1910 an Bord der SMS Leipzig. Aus dieser Zeit stammen die Andenken von ihm.

Die SMS Leipzig blieb die gesamte Zeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Ostasien. Adolf Leps muss aber zwischendurch zu Hause gewesen sein, denn sonst wären seine Reiseandenken nicht in Deutschland angekommen. Was er so alles mitgebracht hat seht ihr beim nächsten Mal.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 08.11.2021 14:30:47 Gelesen: 75031# 268 @  
Hallo zusammen,

mein Lieblingsstück ist ein wunderschönes Lackalbum mit zahlreichen Fotos von der Fahrt mit der SMS Leipzig 1908/1910.



Anhand der Beschriftung der Fotos ist klar, dass es durch den Suez-Kanal, über Padang (West Sumatra), Batavia (heute Jakarta, Indonesien) nach Ostasien ging. Einige Fotos aus dem Album möchte ich hier zeigen:



linkes Bild: Dieses Foto zeigt den Hafen von Wladiwostok mit der SMS Leipzig. Vielleicht ist Adolf Leps dort an Bord des Schiffes gegangen.
rechtes Bild: Japanisches Flaggschiff



linkes Bild: Tsingtau, chinesischer Handelshafen.
rechtes Bild: Yamen von Shanghaikuan, von deutschen Truppen besetzt (1900 – 1901). Auf dem Schild oberhalb des Durchgangs steht „Fort Preussen“. Das Bild stammt also aus der Zeit der Besetzung.

So viel für heute. Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.12.2021 17:44:32 Gelesen: 73296# 269 @  
Hallo zusammen,

noch ein paar Fotos aus dem Fotoalbum v on der Fahrt der SMS Leipzig nach Ostasien 1908 - 1910:



linkes Bild: Schlachten an Bord der SMS Kurfürst Friedrich Wilhelm
rechtes Bild: Im Hafen von Jap (Ostkarolinen)

Bemerkenswert sind die schmalen langen Bretter, über die die Einheimischen laufen um das Schiff zu versorgen.



linkes Bild: Neptuns Navigator und Astronom (Linientaufe). Die anderen Bilder der Äquatortaufe sind überfüllt und unübersichtlich.
rechtes Bild: Offiziere der SMS Leipzig in Tsingtau





Während ihrer Fahrten führte die SMS Leipzig den Marineschiffspost-Stempel Nr. 21 mit sich. Von Adolf Leps ist in meiner Sammlung leider kein MSP Beleg. Den Stempel kann ich aber dennoch zeigen.

Willy Hermann schickte diese Ansichtskarte mit den Königsgräbern von Nanking am 21.X.1908 an seine Mutter in Straßburg. Er schreibt:

„L.M. Habe heute beim chinesischen Vice Prinz Besuch gemacht. Schreibe darüber gelegentlich. Weihnachten sind wir in Tsingtau.
Herzl. Grüße Willy“.


Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.12.2021 11:50:50 Gelesen: 72891# 270 @  
Hallo zusammen.

Die einzige Postkarte, die von Adolf Leps aus der Zeit in Ostasien noch vorhanden ist, hat er am 30. März 1909 aus Apia, der Hauptstadt Samoa an seine Schwester Melanie geschickt. Leider hat irgendjemand die Briefmarken abgelöst.



Adolf Leps schreibt:

„Liebe Melanie! Die herzlichsten Grüße sende ich Dir und Mama wieder. Sind hier an den Samoainseln, der Hauptstadt Apia. Am 18. März sind wir mit der SMS Leipzig wohlbehalten im Hafen von Apia eingelaufen und nahe der Stadt vor Anker gegangen. Hier ist es großartig, die Vegetation üppig. Die Tropenhitze unter der wir auf der ganzen Reise schon mächtig zu leiden hatten ist ziemlich stark. Trotzdem fühle ich mich ganz wohl und hoffe auch von Euch das Gleiche. Morgen wird ein Postdampfer erwartet und Post direkt von Deutschland. Hoffe auch etwas dabei zu haben.
Nochmals viele herzliche Grüße. Adolf“


Die Ansichtskarte zeigt drei Mädchen bei der Zubereitung von Kava. Dieses ist ein traditionelles Getränk des westpazifischen Raumes, das vor allem als Zeremonialgetränk bei religiösen und kulturellen Anlässen konsumiert wird. Auch auf dieser Briefmarke aus Samoa ist eine Kava-Schale zu sehen.



Traditionell werden dazu frische oder getrocknete Bestandteile der Kava-Wurzel mit Wasser aufgegossen. Meist wird zur Gewinnung der Wurzelstock der Kava-Pflanze (Rauschpfeffer) zu einem feinen Pulver zerrieben oder in einem Mörser zerstoßen; manchmal werden auch Pflanzenteile gekaut und in ein Gefäß gespuckt. Auf Samoa verwendet man dazu eine Kava-Schale wie sie auf der Ansichtskarte zu sehen ist.



Adolf Leps hat aus Samoa eine solche Kava-Schale mitgebracht. Mein Vater fand sie, als er die Wohnung von Melanie Leps aufgelöst hat. Bei meinen Eltern stand immer eine Blume in der Kava-Schale.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.12.2021 13:37:11 Gelesen: 72140# 271 @  
Hallo zusammen,

noch ein paar der Andenken, die Adolf Leps von der Fahrt mit der SMS Leipzig 1908 - 1910 aus Ostasien mitgebracht hat:



Ein alter japanischer oder chinesischer Kompass.



Einen dreiteiligen japanischen Paravent hat mein Vater leider auseinandergenommen. Zwei der drei wunderschönen gestickten Bilder (ca. 50 x 120 cm) hat er verschenkt. Auf den Fotos kann man es nicht erkennen, aber es wurden so viele Fäden übereinandergelegt, dass das Gefider der Kraniche richtig räumlich ist.



Der Samurai-Helm aus Japan ist sehr schön gearbeitet. Nur tragen möchte ich ihn nicht. Er wiegt ca. 3,5 Kilogramm.

Viele Grüße
Volkmar
 
bayern klassisch Am: 17.12.2021 12:38:14 Gelesen: 71645# 272 @  
Liebe Freunde,

zum 1. Mal darf ich unter dieser Rubrik etwas zeigen und beschreiben, was mich sehr stolz macht.



Den folgenden Zoll-Schein musste ich beim Kemser Schorsch unbedingt haben, hängt er doch mit meiner Familiengeschichte eng zusammen, auch wenn der genaue Verwandschaftsgrad des Zahlungspflichtigen Georg Bernatz aus Speyer noch nicht sicher ist. Aber meine Frau als Genealogin ist dran seit gestern Abend.

Für eine Ausfuhr von 2 Karren Eicheln im Gewicht von 7 Scheffel waren zu zahlen 1 Gulden und 27 Kreuzer am 10.12.1832, wobei die Ausfuhr und der Schein nur an diesem einen Tag gültig war "gültig bis heute Abends 6 Uhr", etwas, was man heute kaum glauben kann.

Unten lesen wir "Königliche Zollstation Otterstadt, gez. Eberhardt" [1].

Hier können wir ersehen, dass es ein Nebenzollamt 2. Klasse in Otterstadt, ca. 5 km von Speyer entfernt, gab und es war somit die kleinste Zollbehörde, die es gab, vlt. nur mit einem Beamten besetzt. In Folge der "Größe" dieser Station war das abfertigbare Warensortiment sicherlich sehr gering - wohl ausschließlich biologische Erzeugnisse.

Ich hätte nie gedacht, als ehemaliger Otterstadter Heimatsammler (20 Belege in 35 Jahren aus der Pfennigzeit, nichts aus der Kreuzerzeit und schon gar nichts aus der Vormarkenzeit) jemals solch ein Stück zu finden - und schon dreimal nicht von einem Vorfahren. Glück muss man haben, oder wars wegen Weihnachten?

Liebe Grüsse von einem sehr glücklichen bayern klassisch

[1] https://books.google.de/books?id=Ir5AAAAAcAAJ&pg=PA316&lpg=PA316&dq=zollstation+otterstadt&source=bl&ots=sYrakk4OTc&sig=ACfU3U1SlGZG4AWoSyiN0aRCxBfeEq1hdQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiA14GF3ur0AhUiNOwKHWGPCmUQ6AF6BAhREAM#v=onepage&q=zollstation%20otterstadt&f=false
 
volkimal Am: 19.12.2021 18:58:28 Gelesen: 71582# 273 @  
@ bayern klassisch [#272]

Hallo bayern klassisch,

das kann ich gut verstehen, dass dich solch ein schöner Beleg glücklich macht. Herzlichen Glückwunsch zu dem Fund!.

Von mir heute der letzte Beitrag zu Adolf Leps:

Am 7. Juni 1914 startet die SMS Leipzig zu einer Reise nach Amerika. Sie soll den Kleinen Kreuzer Nürnberg an der Westküste Mexikos abzulösen. Über Honolulu erreicht sie am 7. Juli 1914 Mazatlán in Mexiko. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nimmt auch das Kreuzergeschwader Kurs auf Amerika. Nach einem Abstecher nach Kalifornien trifft die SMS Leipzig am 14. Oktober vor der Osterinsel auf das Kreuzergeschwader.



Am 1. November kommt es vor der Küste Chiles zu der Seeschlacht bei Coronel. Wie man auf der Ansichtskarte lesen kann, vernichten die deutschen Kreuzer Scharnhorst, Gneisenau, Nürnberg, Scharnhorst und Dresden die englischen Kreuzer Monmouth und Good Hope und beschädigen die Glasgow schwer.

Dazu schreibt der Absender am 26.11.1914 auf der Karte:

„Mein lieber Herr Hüttentrauch! Anbei sende ich Ihnen ein Kärtchen zur Erinnerung an die Sieg-reiche Seeschlacht von Coronel. Hoffentlich wiederholen sich derartige Schlachten noch recht oft…“

Die Karte wurde als Marine-Feldpost in Rüstringen (Oldenburg) aufgegeben. Sie trägt den Stempel der „6. Kompanie, II. Bau-Division“. Die Postkarte wurde nur drei Wochen nach der Seeschlacht verschickt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein echtes Foto der Seeschlacht so schnell nach Deutschland gelangt ist. Allerdings trägt die Ansichtskarte unten links das Monogramm NPG der Neuen Photographischen Gesellschaft.



Der Wunsch auf der Karte ist nicht in Erfüllung gegangen, denn am 8. Dezember 1914 kam es zum Seegefecht bei den Falklandinseln. Vier der fünf deutschen Schiffe wurden gestellt und versenkt. Über 2.000 deutsche Seeleute, unter ihnen Adolf Leps kam dabei ums Leben.

Von Hans Bohrdt stammt „das wohl berühmteste deutsche Marinebild“ Der letzte Mann: „Ein Signalgast soll sich, mit der Kriegsflagge in der Hand, auf den Kiel der gekenterten Leipzig gestellt haben und dann mit ihr untergegangen sein.

Mit diesem traurigen Ende ist das Kapitel über Adolf Leps natürlich auch beendet. Mal sehen, was ich als nächstes aussuche.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 20.03.2022 10:57:07 Gelesen: 63453# 274 @  
Hallo zusammen,

ich habe schon mehrmals über die Familie Hentschel in Muskau berichtet (Beiträge [#14] und folgende). Aus gegebenem Anlass möchte ich das Thema noch einmal aufgreifen. Ur-ur-Großvater Luis Hentschel und seine beiden Brüder Theodor und Oswald hatten in Muskau mehrere Geschäfte:



Als ich die Ahnentafel von meinem Vater übernommen habe und daraus meine "philatelistische Ahnentafel" erstellt habe, sah diese so aus:



Im Häger, Lexikon der Philatelie las ich 1983 zu meinem Erstaunen unter dem Stichwort Deutsch-Neuguinea etwas über einen Herrn Hentschel. Vom Prüfer Herrn Bothe erfuhr ich, dass es sich um Theodor Hentschel handelte. Es blieb die Frage, ob es der Bruder oder der Neffe meines Urgrußvaters war.



Das klärte sich 2008 als ich aus Muskau diese Todesanzeige bekam. Es konnte sich bei den Kolonial-Belegen nur um Theodor Hentschel Junior handeln. Durch die Todesanzeige konnte ich gleichzeitig das Geburts- und Sterbedatum von Theodor Hentschel Senior ergänzen. Heute möchte ich diese Postkarte vorstellen, die ich gestern gekauft habe.



Die Karte stammt von Isidora Hentschel, der Frau von Theodor Hentschel Senior. Die Karte hat eine Besonderheit, über Die ich mich besonders gefreut habe. Aufgrund der Karte kann ich meine Verwandtschaftstafel ergänzen. Durch diese Karte kenne ich jetzt auch den Geburtsnamen von Isidora, der mir bisher unbekannt war. Auf der Karte hat sie unterschrieben mit "Isidora Hentschel geb. Scvoboda".



Sehr interessant ist auch der Anfunftsstempel aus Wien. Ich vermute, dass unterhalb von Wien "Bestellt" steht. Wenn das stimmt, wäre es der erste Bestellt-Gelegenheitsstempel den ich sehe.

Viele Grüße
Volkmar
 
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