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Thema: Realauktion: Blumige Auktionsbeschreibung
Rainer HH Am: 25.01.2011 13:28:17 Gelesen: 10344# 1 @  
In Online-Auktionen (eBay & co) sind blumige Beschreibungen ja schon fast normal, um dieses Thema soll es hier nicht gehen!

Mir liegt ein aktueller Auktionskatalog vor, in welchem ein Markenheftchen wie folgt beschrieben ist:

1960, Versuchsmarkenheftchen Heuss III mit H-Blatt 9 (ohne Bogen-Laufnr.), gute Erhaltung ohne heimliche Mängel, der Deckel rs. zeigt einige winzigste Druckspuren, sehr seltenes MH, doppelt, tiefst gepr "Schmidl", (ME 5.500,-).

Hübsch beschrieben, aber was ist von folgendem zu halten?

Um den Einlieferer nicht mit erneuten, massiven Prüfgebühren zu belasten, haben wir eine Neuattestierung nicht vornehmen lassen, das echte vorhandene Prüfzeichen ist anzuerkennen, wir versteigern dieses MH w. B.

Die Katalogabbildung ist auch nicht unbedingt aussagekräftig.



Einerseits wird auf eine echte vorhandene Prüfung (Signatur) hingewiesen, andererseits erfolgt der Verkauf wie besichtigt. Glücksspiel mit Einsatz von 750,- € + Aufgeld?

Auf die Nennung des Auktionshauses möchte ich verzichten, auf Meinungen und andere "blumige Beschreibungen" bin ich sehr gespannt!
 
drmoeller_neuss Am: 25.01.2011 18:54:11 Gelesen: 10295# 2 @  
Ist das Heftchen echt, ist alles in Butter. Eine eventuelle Nachprüfung zahlt der Käufer. Die Altprüfung stellt keinen Mangel dar.

Ist das Heftchen eine Fälschung, ist der Ausgang eines Rechtsstreites für mich absolut offen. Der erste Satz legt den Auktionator m.E. auf ein echtes Markenheftchen fest ("ohne heimliche Mängel", "doppelt, tiefst gepr. Schmidl, ME 5.000,--").

Der zweite Absatz relativiert die erste Aussage. Ich unterstelle dem Verkäufer, dass er im Falle einer Fälschung es sich vorbehält, den Kaufvertrag wegen (Erklärungs-)Irrtums aufzulösen, da er selbst gutgläubig auf das Prüfzeichen vertraut hat.

Ist die Anfechtung wegen Irrtums erfolgreich, hat der Käufer keinen Anspruch auf Erfüllung des Kaufvertrages mit einem gleichwertigen Stück, oder weil dem Verkäufer das nicht möglich ist, auf entsprechenden Schadensersatz. Es sind lediglich der Vertrauensschaden (die Prüfgebühr) und bereits geleistete Zahlungen dem Käufer zurück zu erstatten. Im Gegenzug muss der Käufer natürlich das Heftchen zurückgeben.

Natürlich kann man auch die Strategie fahren, dass es dem Verkäufer zumutbar war, das Prüfzeichen überprüfen zu lassen. Schmidl prüft ja schliesslich noch, und eine Überprüfung des Prüfzeichens ist günstiger als eine Neuprüfung. Einige Prüfer machen das sogar kostenlos.

Ich würde mit dem Auktionshaus schriftlich vereinbaren, dass im Falle einer Falschprüfung das Heftchen zurückgegeben werden kann, und in diesem Fall alle entstandenen Kosten für die Prüfung erstattet werden. Sollte der Auktionator darauf nicht eingehen: Finger weg - es sei denn, Du kennst einen Staranwalt und bringst die Nerven und die Zeit mit, das bis zum Schluss mit einem erheblichen Erfolgsrisiko durchzuziehen.
 
heide1 Am: 04.12.2013 12:36:04 Gelesen: 9533# 3 @  
Auktionstexte wie: "Originalgummi, zarte Falzspur" was soll das ?

Moin,

warum wird in Auktionen nicht ehrlich gesagt, dass " Originalgummi, zarte Falzspur" tatsächlich " beschädigter Gummi" ist? Sicher, lesen kann jeder selbst, aber dieser Wischi-Waschi - unverständlich!

Gruß Jürgen
 
Holzinger Am: 04.12.2013 13:20:39 Gelesen: 9508# 4 @  
@ heide 1

Zumindest ist der Anbieter ehrlich und zeigt den Mangel an.

Es gäbe ja noch "nachgummiert, mit leichter Falzspur". :-)

An solchen Texten würde ich mich nicht stören, ich erkenne ja was geboten wird. Es kommt auch noch auf das Angebot/die Marke an. Eine USA - echt postfrisch - um 1860 kann ich mir nicht leisten, eine mit leichter Falzspur liegt da schon preislich weit besser. Viele Sammler können/müssen eben mit Falzspuren leben. Wenn sie dann "leicht" sind sogar noch eher.
 
drmoeller_neuss Am: 04.12.2013 13:59:31 Gelesen: 9485# 5 @  
@ heide1 [#3]

Was für einen Vorteil würde denn die Beschreibung "beschädigter Gummi" bringen? Wieviel Prozent von der Marke müssten da überhaupt noch Orginalgummi haben? Reicht es, wenn eine kleine Ecke noch gummiert ist?

"Originalgummi, zarte Falzspur" --> das ist die korrekte Beschreibung. Falzspur heisst, dass die Marke nicht mit Falzen zugepappt ist, sondern wirklich nur der Erstfalz vorsichtig entfernt wurde.

Welche Alternativen gibt es?

1. Häufig liest man "Postfrisch mit Falz". Gut, hier weiss jeder, was gemeint ist, aber sachlich ist das nicht korrekt, da die Falze ja nicht von der Post aufgeklebt wurden.

2. "Mit Falz": auch eine Marke ohne Gummi erfüllt dieses Kriterium, es muss nur ein Falz auf der Rückseite kleben

3. "Einwandfreier / schöner Gummi mit Falz": da hat jemand auf eine handwerklich einwandfrei nachgummierte Marke noch einen Falz gepappt.

4. "Ungebraucht mit Falz": Das kann auch alles sein. Vielleicht ist der Orginalgummi nur noch in Fragmenten erkennbar.
 
Schwämmchen² Am: 04.12.2013 14:21:34 Gelesen: 9460# 6 @  
1. Häufig liest man "Postfrisch mit Falz". Gut, hier weiss jeder, was gemeint ist, aber sachlich ist das nicht korrekt, da die Falze ja nicht von der Post aufgeklebt wurden.

Aber "Postfrisch mit Signatur" ist Postfrisch? Alles Klar!

Früher waren es die Falze, heute sind es die Signaturen über die spätere Sammler den Kopf schütteln werden.
 
KaraBenNemsi Am: 04.12.2013 14:33:19 Gelesen: 9449# 7 @  
@ drmoeller_neuss [#5]

4 . "Ungebraucht mit Falz": Das kann auch alles sein. Vielleicht ist der Orginalgummi nur noch in Fragmenten erkennbar.

Rein sprachlich betrachtet hast Du vollkommen Recht. Allerdings kenne ich "ungebraucht mit Falz" üblicherweise als eine Marke mit Originalgummi und einem sauberen Erstfalz. Das wird man von einem Händler wohl auch so erwarten dürfen.

Korrekterweise müsste man wohl schreiben "ungebraucht mit Originalgummi und Erstfalz" und könnte dafür dann das Symbol * vergeben.
 
wuerttemberger Am: 04.12.2013 15:03:32 Gelesen: 9418# 8 @  
@ heide1 [#3]

Das ist eine optimale Zustandsbeschreibung. Es wird mir eine wesentliche Eigenschaft - der Originalgummi - zugesichert. Der hat nur eine Einschränkung, nämlich eine kleine Falzspur. Das reicht mir bei meinen Sammelgebieten vollkommen aus. Ich brauche keine postfrischen Marken und wenn mir jemand einen satten Aufschlag für postfrisch bezahlt, verkaufe ich auch gerne entsprechend attestierte Marken aus meiner Sammlung.

Gruß

wuerttemberger
 
Lars Boettger Am: 04.12.2013 15:25:55 Gelesen: 9400# 9 @  
@ Schwämmchen² [#6]

Wenn Du für eine Marke mit einem Katalogwert von 100 Euro und einem Handelswert von 10-15 Euro gerne zusätzlich zu der Prüfgebühr 5 Euro für einen Kurzbefund bezahlst, dann ist das kein Problem! Ansonsten ist eine Signatur immer noch unschlagbar günstig.

Ansonsten sehe ich das Thema wie wuerttemberger - gegen die Formulierung ist m.E. nichts einzuwenden.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
drmoeller_neuss Am: 04.12.2013 15:39:59 Gelesen: 9390# 10 @  
@ Lars Boettger [#9]

das ist zwar off-topic, aber ich habe kein Verständnis, warum ein Kurzbefund in der heutigen Zeit soviel Geld kostet:

1. Ich gehe davon aus, dass ein Prüfer ohnehin von jeder ihm vorgelegten Marke einen Scan macht, schon alleine, um ggf. ungerechtfertigte Ansprüche abwehren zu können.

2. Früher waren Kurzbefunde und Atteste aufwendig, vor allem wenn ein Photo der Marke darin enthalten war. Das Photo musste eingeklebt werden und der Text mit der Schreibmaschine jedesmal neu geschrieben werden. Dank Computern, Druckern und Textverarbeitungsprogrammen sollte ein Kurzbefund heute vielleicht eine Minute mehr Arbeit bedeuten.

Wenn Du allgemein ausdrücken möchtest, dass die Prüfgebühren für geringwertige Prüfstücke viel zu niedrig sind, gebe ich Dir recht. Ich kenne keinen anderen Gutachter, der für eine solche lächerliche Gebühr aktiv wird.
 
el-mue Am: 04.12.2013 17:39:11 Gelesen: 9329# 11 @  
@ heide1 [#3]

Auktionsbeschreibungen erinnern mich sehr an Reiseprospekte, wenn da steht verkehrsgünstig gelegen kann bedeuten, dass eine 6-spurige Autobahn an der Touri-Anlage vorbeiführt.

Die Beschreibung Originalgummierung mit Falz finde ich ok. Die Beschreibung sagt aus, dass bei der Marke auf den Originalgummi ein Falz aufgeklebt wurde. Anders sieht es bei Beschreibungen aus, die da heißen: Gummierung vollständig, schöne Gummierung, allseits schön gezähnt. Selbst die Aussage, dass eine Marke selten sein soll, erzeugt bei mir Misstrauen, gegenüber dem Auktionator. Wenn ich ein Gebiet ordentlich bearbeite, dann weiß ich ungefähr, was da selten ist und was nicht.

Beste Sammlergrüße

El Mü
 
bayern klassisch Am: 04.12.2013 17:53:01 Gelesen: 9314# 12 @  
@ heide1 [#3]

Hallo heide1,

wir leben in einer Zeit der Euphemismen - das ist in der Philatelie nicht anders. Wenn der Ausdruck, der der Wahrheit entspricht, negativ belegt ist, dann umschreibt man ihn so, dass man nur noch positiv klingt, auch wenn sich der Zustand der Marke oder des Briefes natürlich nicht ändert.

Die allermeisten Auktionslosbeschreiber habe eh keine, oder nur ganz wenig Ahnung von dem, was sie tun, da kann ich dich gut verstehen, wenn dir das ganze dann spanisch vorkommt (sorry buzones, ist nicht gegen dich gerichtet, gelle?).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
mkphil Am: 04.12.2013 18:39:51 Gelesen: 9275# 13 @  
@ bayern klassisch

Hallo bayern klassisch,

es soll auch Auktionsbeschreibungen geben, die exakt beschreiben, was angeboten wird.

Schon mal davon gehört?

Gruß
mkphil
 
bayern klassisch Am: 04.12.2013 18:41:08 Gelesen: 9270# 14 @  
@ mkphil [#13]

Ich wollte hier nicht von den absoluten Ausnahmen reden.

Beste Grüsse von bayern klassisch
 
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