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Thema: (?) (35) (54) Postverkehr im 1. Weltkrieg und danach
kauli Am: 11.05.2011 22:33:44 Gelesen: 54890# 1 @  
Hallo zusammen,

eine Frage zum abgebildeten Streifband. Sollte von Leipzig nach Posen. Den Ort vor Posen kann man schlecht entziffern. Aufgabestempel vom 24.5.19, allerdings nur bis Berlin gekommen und zurück an den Absender. Der Zusatzstempel "Postverkehr gesperrt" läßt darauf schließen, das noch kein Postverkehr nach Polen möglich war. Liege ich da richtig, und ab wann wurde die Sperre aufgehoben? Freue mich auf Antwort.

Grüße aus Berlin
kauli


 
Richard Am: 04.07.2011 08:03:18 Gelesen: 54730# 2 @  
@ [#1]

Die Antwort würde mich historisch gesehen auch interessieren.

Wer kann helfen ?

Der angefügte Beitrag über die damalige Zeit ist interessant, beantwortet aber Kaulis Frage nicht.

Schöne Grüsse, Richard

---

In Danzig waren Britische und französische Truppen (1. Bn The Royal Fusiliers, 10. Bataillon Chasseurs Alpines) vom Februar bis November 1920 als Sicherheitstruppe während der so genannten Interimszeit stationiert, da man eine Annexion der Stadt durch Polen befürchtete. Als Danzig dann am 15. November 1920 offiziell als „Freie Stadt und Freistaat“ dem Protektorat des Völkerbundes unterstellt wurde, konnten die Truppen abgezogen werden.

Die Kommandantur des britischen Hauptquartiers für die Truppen in Danzig wurde durch das Feldpostamt „H 2“ versorgt. Es war ursprünglich einem Truppenteil zugeordnet. Es bediente das Hauptquartier des II. Corps in Leverkusen. Mit Auflösung des Hauptquartiers wurde es in ein festes Feldpostamt umgewandelt, das bis zum 22. November 1919 in Leverkusen verblieb. Der Tag der Eröffnung in Danzig ist nicht bekannt. Das erste nachgewiesene Datum ist auf einem Brief vom 16. Februar 1920. Das Feldpostamt schloss in Danzig am 26. oder 27. November 1920. Danach wurde die Post regelmäßig durch den „Senior Naval Officer Baltic“ besorgt, also über Verbindungen der Marine nach London befördert.

Bis zum 24. August 1920 galt Gebührenfreiheit für Briefe bis 1 Unze und für Postkarten. Danach waren für Briefe 2 Pence für jede Unze und 1 Penny für Postkarten zu zahlen. Von der Truppen waren britische Marken zu verwenden.

Abstempelungen mit dem Stempel „H.2“ auf Danzig-Marken haben fast immer philatelistischen oder Erinnerungscharakter. Verwendet wurde auch ein Zensurstempel, und zwar der mit der Nummer 7151. Er diente der Bestätigung der Portofreiheit, eine Zensur fand nicht statt. [2] .

Die französischen Truppen in Danzig unterstanden dem S.P.190 in Memel, dieser Secteur Postal galt nur als Feldpostadresse und hatte keinen eigenen Stempel.

Auch die USA unterhielten anfangs ein kleines Marinekontingent im Hafen von Danzig. Die Post dieser Einheit wurde mit einem Einzeiler abgestempelt, „U.S.NAVY PORT OFFICE, DANZIG, GERMANY“ und per Kurier nach Paris weitergeleitet, wo sie an das U.S. APO 702 zur weiteren Beförderung übergeben wurde.
Marienwerder (Kwidzyn) – Westpreußen und Allenstein (Olsztyn) – Ostpreußen [Bearbeiten]

Die Verhältnisse in diesen Landesteilen waren sehr gespannt. Diese Teile wurden zum großen Teil von Masuren bewohnt, die zwar den Polen verwandt, aber evangelisch waren und lange Zeit unter deutscher Herrschaft lebten, so dass sie sich als Deutsche und Preußen fühlten.

Die interalliierte Abstimmungskommission hatte sich in das durch die Schlacht von Tannenberg historisch gewordene „Allensteiner Gebiet“ begeben, um den Gang der Abstimmung zu beaufsichtigen. Die Vorbereitungen zur Wahl waren stark emotional geladen. Unruhen und kleinere Kämpfe blieben nicht aus.

Die deutsche Reichswehr verließ in der Zeit vom 1. bis zum 6. Februar 1920 die Abstimmungsgebiete. Lediglich die deutschen Militär-Lazarette durften in den Zonen verbleiben. Noch vor dem Abzug der deutschen Truppen wurde jedoch die bisherige Militärpolizei aus dem Heeresdienst entlassen, um die verbleibende Grenz- und Sicherheitspolizei zu verstärken, die neben den alliierten Truppenverbänden für Ordnung zu sorgen hatte.

Jede Person über zwanzig Jahre durfte ohne Unterschied des Geschlechts ihre Stimme abgeben. Am 11. Juli fand die Abstimmung statt und 87,4 % der Bevölkerung beteiligten sich an ihr. Deutschland erhielt 363.209 (97,5 %), Polen 7980 (2,5 %) Stimmen.

In den Gebieten Marienburg und Marienwerder lagen die Dinge ebenso.

Nur Großbritannien und Italien entsandten Truppen in diese Abstimmungsgebiete. Es ist von einem kleinen Kontingent Franzosen in Marienwerder die Rede, aber außer der Anwesenheit von Mitgliedern der Kommissionen und einigen Offizieren in Danzig konnte bisher der Nachweis nicht geführt werden.

Der militärische Oberbefehl über die Besatzungstruppen oblag dem britischen General Richard Haking, der sein Hauptquartier in Danzig, also außerhalb des Abstimmungsgebiets, hatte.

In Allenstein bildeten britische, französische, japanische und italienische Verwaltungsangestellte die Kommission. Sie übernahm am 14. Februar 1920 die Amtsgeschäfte. In Allenstein, Lötzen und Lyck waren ein italienisches Infanterie-Bataillon (650 Mann), und in den Städten Allenstein und Osterode das britische 1. Bn Royal Irish Regiment stationiert, das später auf 800 Mann verstärkt wurde. Zu Einsätzen wurden einige Kompanien auch in andere Orte verlegt. Es wurde eine britische Kompanie sogar außerhalb der Zone nach Deutsch-Eylau, zur Sicherung des Bahnbetriebs nach Danzig, abgestellt. Gleichzeitig mit der britischen Truppe wurde das bisher in Düren im Rheinland stationierte britische Feldpostamt (APO S. 120) Anfang Februar 1920 nach Allenstein verlegt. Es versorgte das britische Bataillon. Die Kompanie in Deutsch-Eylau hat dies Feldpostamt oder aber die Kommandantur des britischen Hauptquartiers in Danzig zur Postversorgung benutzt.

Die Feldpostbriefe nach Großbritannien wurden mit dem Stempel „ARMY POST OFFICE S.120“ entwertet. Briefe der Soldaten waren portofrei, Briefe der Offiziere und Einschreibbriefe waren mit britischen Marken freizumachen. Soweit bekannt, wurden sämtliche Feldpostbriefe über das britische Hauptfeldpostamt „S. 40“ in Köln geleitet. Das A.P.O. S. 120 wurde am 13. August 1920 wieder geschlossen [3] . Die britischen Truppen verließen Allenstein am 15. August, schlossen sich am 18. August der Rheinbrigade in Mühlheim an, um am 30. Mai 1921 nach Oberschlesien verlegt zu werden.

In Marienwerder wurde die Truppe vom italienischen Colonel Fenando Po befehligt, dem ein Bataillon der Bersaglieri unterstand. Die Kommission dieser Zone war aus Zivilisten (meist Diplomaten) gebildet worden. Die italienischen Truppeneinheiten besaßen in den Abstimmungsgebieten kein Feldpostamt (auch nicht in Oberschlesien). Ihre Post wurde per Kurier nach Ober-Italien verbracht und von dort durch die offizielle Post weiterbefördert.

Nach der überwiegend für Deutschland ausgefallenen Abstimmung in beiden Abstimmungsgebieten waren die Alliierten bemüht, ihre Verwaltung und Truppen schnellstens aus den an Deutschland zurückgefallenen Gebiete zurückzuziehen. Als Termin war der 31. Juli vorgesehen worden. Lediglich die Ungewissheit über den Ausgang des polnisch-sowjetischen Krieges veranlasste die Alliierten (Lloyd George und Millerand) am 27. Juli 1920 (2. Konferenz zu Boulogne), ihre Truppen in Ostpreußen so lange zu belassen, bis die Lage geklärt war. Letztendlich wurde der Abzugstermin auf den 10. August 1920 festgesetzt.
Oberschlesien [Bearbeiten]

In Oberschlesien waren von Anfang an französische und italienische Truppen stationiert, wobei die ersten Franzosen bereits Mitte Januar eintrafen. Die französischen Truppen waren (amtlich) vom 12. Februar 1920 bis zum 10. Juli 1922 in Oberschlesien. Die Truppenstärke betrug 11.500 Franzosen und 2.000 Italiener.

Wegen der zunehmenden Unruhen und der einseitigen Begünstigung der Polen durch die Franzosen wurden Anfang März 1921 die ersten britischen Truppen nach Oberschlesien verlegt (vier Bataillone aus dem Raum Köln, u.a. Black Watch Regiment). Diese Truppen wurden wegen der ausbrechenden Kämpfe nach der Volksabstimmung am 28. Mai 1921 noch durch eine britische Division verstärkt.

Die britische Feldpost benutzte folgende Feldpoststempel „ARMY POST OFFICE / S 64“ in Gleiwitz und Tarnowitz, sowie „APO S. 120“ in Oppeln. Proud erwähnt außerdem die Verwendung des Stempels A.P.O. S. 110 durch die 2nd. Silesian Brigade ab Juni 1921, bis jetzt ist jedoch noch kein Beleg mit diesem Stempel aufgetaucht.

Die französische 46. Division Chasseurs Alpins und das 22. Bataillon Chasseurs Alpins hatten ein gemeinsames Feldpostamt mit der Nr. 184, bei dem zwei Stempel mit dem Text „TRESOR POSTES * 184 *“ eingesetzt waren. (unterschiedliche Größe der Sterne). Außerdem wurde 1920/21 ein Stempel mit ausgekratzter Nummer verwendet.

In der Arbeitsgemeinschaft Oberschlesien im Bund Deutschen Philatelisten e.V. sind dem langjährige Leiter Rolf Ritter bis 1968 35 französische, 12 britische und 2 (!) italienische Feldpostbelege aus dieser Zeit bekannt geworden [4] .

Die Italiener (32. Infanterie-Regiment) hatten kein Feldpostamt mitgebracht. Stationierungsorte der Italiener waren u.a. Kreuzburg und Cosel, wo sich ein italienisches Feldlazarett befand. Die Soldatenpost (ausschließlich ausgegebene Feldpostkarten) wurde in geschlossenen Säcken nach Udine transportiert und dort in den üblichen Postdienst eingeschleust. Diese Karten tragen einen Ellipsenstempel mit folgendem Text: „TRUPPE ITALIANE / IN / ALTA SLESIA / – COMMANDO –“.

Selbstverständlich gibt es neben diese Feldpoststempel noch Truppenstempel und Stempel des Militär-Departements der Alliierten Kommission für Oberschlesien, sowie Innendienststempel der Abstimmungstruppen.

(Quelle: Auszug aus http://de.wikipedia.org/wiki/Feldpost_der_Alliierten_in_Deutschland_nach_dem_Ersten_Weltkrieg_1918%E2%80%931935 )
 
kauli Am: 04.07.2011 13:26:29 Gelesen: 54701# 3 @  
@ Richard [#2]

Hallo Richard,

schön, das Du das Thema wieder hoch geholt hast, vielleicht kommen doch noch ein paar Antworten. Ich habe mir inzwischen nochmal das Postgebühren-Handbuch vorgenommen, in dem was über die Wiederaufnahme und Einschränkungen des Postverkehrs nach dem 1. Weltkrieg steht.

Demnach wurde der Postverkehr seit dem 26.5.1919 ins polnisch besetzte Gebiet unterbrochen. Das Streifband ist zwar vom 24.5.19, aber vielleicht wußte man in Berlin schon mehr. Denke, da könnte schon ein Zusammenhang bestehen.

Seit dem 30.7.19 sind gewöhnliche Briefsendungen ins polnisch besetzte Posen wieder erlaubt. Seit dem 9.8.19 auch eingeschriebene Briefsendungen.

Dann nochmal die Frage, wer weiß mehr?

Grüße aus Berlin
kauli
 
volkimal Am: 19.09.2011 15:37:52 Gelesen: 54533# 4 @  
Hallo zusammen,

nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war die Post zwischen Deutschland und Elsass-Lothringen zunächst verboten. Im Februar 1919 wurde zunächst Geschäftspost sowie Post von und an Behörden zugelassen (Amtsblatt des Reichspost-Ministeriums Nr. 74 vom 17.Februar 1919). Geschäftspost musste einen entsprechenden Vermerk tragen (Handelskorrespondenz oder Correspondance commerciale). Im April wurden wieder private Postkarten zugelassen, private Briefe waren erst ab Ende August möglich.



Postkarte aus Kassel vom 11.3.19 mit dem Vermerk Geschäftscorrespondenz. Die Karte wurde in Deutschland und Frankreich zensiert (roter Stern im Kreis).



Diese Karte ist schon am 9.2.19 von Straßburg aus mit dem Vermerk Geschäftskorrespondenz abgeschickt worden. Wer weiß, zu welchem Zeitpunkt in Elsass-Lothringen die Post verboten, nur Geschäfts- oder Behördenpost zugelassen war bzw. der Briefverkehr wieder komplett zugelassen wurde ?

Mit Sammlergruß
Volkmar
 
Latzi Am: 21.09.2011 22:24:35 Gelesen: 54470# 5 @  
@ volkimal [#4]

Da ich mir nicht sicher war habe ich Michel Frick von der SPAL befragt. Hier seine Antwort: Keine Beschränkung mit Frankreich.

Offizielles Ende von der Beschränkung mit Deutschland am 12. Juli 1919 und begrenzte Postverkehr möglich ab 6 Aug 1919 (nur verschlossene Briefe), Geschäftspost möglich ab Februar 1919 mit Stempel oder handschriftlichem Vermerk "Correspondance commerciale" (Geschäftliche Korrespondenz), man findet auch Verwaltungsbriefe ab Dezember 1918.

Vor August 1919, Privatbriefe zurück am Absender mit einem Stempel von der franz. Zensur "Acheminement suspendu".

Merke: Besser jemanden fragen, der was davon versteht.

Gruß
Lars
 
volkimal Am: 22.09.2011 20:24:52 Gelesen: 54421# 6 @  
@ Latzi [#5]

Vielen Dank Lars,

wenn ich etwas mehr Zeit habe, zeige ich mal ein paar ganz nette Belege aus der Zeit.

Viele Grüße
Volkmar
 
Latzi Am: 29.02.2012 20:08:26 Gelesen: 53440# 7 @  
@ volkimal [#6]

Sehnsüchtig habe ich auf die Phase gewartet, in der Du mehr Zeit hast.

Dann zeige ich mal ein "Schmankerl":

Postkarte von September 1914, aufgegeben in Niederhagenthal im Oberelsass. Schreiber ist ein Schweizer Militärarzt, der über die Grenze ging, um auf Schweizer Feldpostkartenformular ein paar Zeilen in die Schweiz zu schicken. Hoffentlich kann man den Text lesen.

Gruß
Lars



 
volkimal Am: 02.03.2012 17:25:19 Gelesen: 53383# 8 @  
@ Latzi [#7]

Hallo Lars,

da ich mich durch meine Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" mit so vielen verschiedenen Bereichen der Philatelie bechäftige, habe ich völlig vergessen, dass ich hier noch etwas zeigen will. Auf die Schnelle erst einmal diese Karte, die allerdings nichts mit meiner Familie zu tun hat.:



Ich habe etwas gebraucht, bis ich den blauen handschriftlichen Hinweis erkannt habe. Jetzt ist mir klar, was dort steht. Kannst Du es auch lesen?

Viele Grüße
Volkmar
 
Latzi Am: 03.03.2012 20:31:04 Gelesen: 53328# 9 @  
@ volkimal [#8]

Man kann es drehen und wenden - dunkel bleibt der Rede (besser der Handschrift) Sinn. Ich kriege es nicht entziffert.
 
Postgeschichte Am: 03.03.2012 20:48:38 Gelesen: 53323# 10 @  
@ Latzi [#9]

Hallo Lars,

versuche es mal mit "Zurück / gesperrt". Vielleicht kannst Du Volkmar damit überzeugen.

Gruß
Manfred
 
Latzi Am: 03.03.2012 21:39:20 Gelesen: 53315# 11 @  
@ Postgeschichte [#10]

Das "z" von Deinem Zurück sehe ich - der Rest ist eher unklar. Gesperrt als postalische Angabe kannte ich noch nicht, sieht aber überzeugend aus.

@ Volkmar

Es heißst "Zurück gesperrt" ;)
 
volkimal Am: 04.03.2012 10:04:31 Gelesen: 53302# 12 @  
@ Postgeschichte [#10]
@ Latzi [#11]

Hallo zusammen,

Manfred hat natürlich recht. Das "zurück" ist abgekürzt. Ich meine, dass dort "zrk gesperrt" steht.

So, jetzt das nächste Rätsel. Diese Karte an meinen Großvater ist für mich die interessanteste Karte aus dieser Zeit. Den aufgeklebten Zettel links habe ich nachgeschrieben, damit man ihn besser lesen kann. Die Schrift war etwa verblasst.



Nun, was könnt Ihr mit der Karte anfangen?

Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag
Volkmar
 
Postgeschichte Am: 04.03.2012 11:23:26 Gelesen: 53290# 13 @  
@ volkimal [#12]

Hallo Volkmar,

um die Frage zu beantworten: In die Sammlung aufnehmen :-))

Damit auch Sammler, welche die Schrift nicht lesen können, die Karte einschätzen können, hier der Text des Vermerkes:

Nur zugelassen mit
dem Vermerk
Handels Korrespondenz
Dieser Vermerk ist
vom Absender
zu unterschreiben
---------------

Möchtest Du nun die Vorschriften wissen, auf die sich der "Zurück"-Vermerk bezieht? Übrigens eine sehr schöne und interessante Karte, herzlichen Glückwunsch.

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
volkimal Am: 04.03.2012 20:45:40 Gelesen: 53257# 14 @  
@ Postgeschichte [#13]

Hallo Manfred,

die Vorschriften kenne ich. Hier die wichtigsten Veröffentlichungen aus dem Amtsblatt zu diesem und zum letzten Beleg. Der Postverkehr zwischen Deutschland und Elsass Lothringen (das nach dem 1. Weltkrieg zu Frankreich gehörte) wurde nach Ende des Krieges zunächst. eingestellt. Es ist also klar, dass die Karte vom 30.01.1918 (# 8) zurückgehen musste.



Im Februar 1919 wurde zunächst Geschäftspost aber keine Privatpost zugelassen.



Die Karte in meinem letzten Beitrag ging also zurück, da der Vermerk Handelskorrespondenz fehlte. Damit hast Du zwar ein wichtiges Detail erkannt, eine ganz wichtige Sache fehlt aber noch. Als Tipp:

1) Die Firma Werdermann und Söhne hat es nie gegeben.
2) Sowohl der Absender als auch der Empfänger waren Theologen.

Also was steckt noch hinter der Karte?

Viel Spaß beim Raten
Volkmar
 
Latzi Am: 04.03.2012 22:07:05 Gelesen: 53241# 15 @  
Ist es Zufall, dass die eine Zigarrensorte mit Meinungsfreiheit und die zweite mit Hoffnung zu tun hat?
 
volkimal Am: 04.03.2012 22:54:57 Gelesen: 53233# 16 @  
@ Latzi [#15]

Hallo Latzi,

sehr schön, wie ich sehe kannst Du Griechisch. Die Karte von meinem Großvater an seinen Kollegen war ein als Handelskorrespondenz getarnter privater Gruß unter Theologen. Welcher Postbeamte konnte schon Griechisch und kannte die beiden Worte "Parresia" bzw "Elpis"? Durch die Namen der Zigarrensorten wollte Großvater die Grüße an seinen Kollegen überbringen.

Manchmal muss man die Geschichte eines Beleges kennen. Wie sollte man sonst darauf kommen, dass das Zigarren-Angebot nur Tarnung ist? Dadurch, dass die Karte beanstandet wurde und zurück kam, ist sie zum Glück erhalten geblieben.

Mein Vater (er hatte als Schüler Griechisch) hat mir Parresia als Vertrauen und Elpis als Hoffnung übersetzt . Vorhin habe ich einmal versucht, die Übersetzung der beiden Worte im Internet zu kontrollieren. Es war sofort klar, dass Elpis Hoffnung heißt. Bei Parresia habe ich aber aufgegeben. Das Problem war, dass die Übersetzung in der Regel im griechischen Alphabet angegeben ist, das ich nicht beherrsche. Du hast Parresia als Meinungsfreiheit übersetzt. Hat das Wort verschiedene Bedeutungen?

Jetzt zwei weitere Belege aus der Korrespondenz. Bei der ersten Karte sieht man klar, dass Herr Wehrung Pastor ist. Entsprechend der im Ersten Weltkrieg üblichen Praxis wurde die Karte in den Elsass vom August 1918 zensiert. Sie trägt den Zensurstempel der Inlandspostüberwachungsstelle Straßburg (Elsaß) in blauer Farbe (Riemer Nr. 22).



Mein Großvater muss übrigens einen zweiten als Handelskorrespondenz getarnten Gruß verschickt haben, denn dies ist die Antwort:



Auf der Karte heißt es:

Veuillez donc me réserver une cinquantaine de chaque marque... Vos cigares m'ont beaucoup plu la dernière fois.

Übersetzt:

Würden Sie mir bitte 50 Zigarren jeder Sorte zurücklegen... Ihre Zigarren haben mir das letzte mal besonders gut gefallen.

Auf der Karte vom 25.3.1919 aus Hunaweier steht der Vermerk "Correspondance commerciale". Sie trägt einen schwarzem französischen Zensurstempel.
Die französische Postkarte ist noch mit dem alten deutschen Sternchenstempel aus Hunaweier (franz. Hunawihr) entwertet. Die Jahreszahlen in den deutschen Stempeln waren Steckziffern, die jedes Jahr von Berlin aus geliefert wurden. Da die neuen Ziffern nicht mehr rechtzeitig in Hunaweier ankamen, mußte die "18" auch 1919 weiterverwendet werden. In einigen Orten half man sich, indem man die "8" unten ausfeilte, so dass sie fast wie eine "9" aussah. Man musste aber spiegelbildlich denken, und in Hunaweier hat man die falsche Seite ausgefeilt.

So, dass reicht für heute Abend. Demnächst geht die Geschichte weiter.

Gute Nacht
Volkmar
 
Latzi Am: 05.03.2012 08:40:06 Gelesen: 53220# 17 @  
@ volkimal [#16]

Griechisch kann ich nicht. Google hat im italienischen Wikipedia das Wort angezeigt und ich habe - mangels Italienischkenntnissen - den deutschen Artikel zum Thema gesucht. Das Ergebnis war wohl knapp daneben und deshalb vorbei.

Dann lass die Fortsetzung mal sehen.
 
volkimal Am: 06.03.2012 18:15:27 Gelesen: 53152# 18 @  
Hallo zusammen,

so, die Geschichte geht weiter. Auch die Karte aus Hunaweier vom 25.3.1919 [#16] ist ein als Handelskorrespondenz getarnter privater Gruß. Sie trägt den erforderlichen Hinweis "Correspondance commerciale".

Entsprechend der Verfügung Nr. 164 werden vom 7. April 1919 an Postkarten mit Familiennachrichten in den Elsass zugelassen. Private Briefe sind weiterhin nicht erlaubt.



Das genaue Datum, wann solche Nachrichten vom Elsass aus nach Deutschland zugelassen sind kenne ich bisher noch nicht. Vom 23. April ist aber eine Karte von Herrn Wehrung erhalten geblieben, die keinen Vermerk "Correspondance commerciale" mehr trägt.

Auf der Vorderseite ist ein lila Zensurstempel aus Karlsruhe von der Devisenüberwachungsstelle (Nr. 11). Wegen der hohen Reparationszahlungen sollte durch die Devisenzensur (von 1918 bis 1925) verhindert werden, dass Devisen ins Ausland abgeführt wurden. In der Anfangszeit wurden dabei auch Postkarten kontrolliert, später waren es nur noch Briefe.



Beim nächsten Mal geht die Geschichte weiter.

Viele Grüße
Volkmar
 
Postgeschichte Am: 06.03.2012 19:56:15 Gelesen: 53135# 19 @  
@ volkimal [#18]

Das genaue Datum, wann solche Nachrichten vom Elsass aus nach Deutschland zugelassen sind kenne ich bisher noch nicht.

Hallo Volkmar,

der Briefverkehr wurde mit Verfügung vom 30.8.1919 zugelassen:

Vfg. Nr. 393 Postverkehr mit Elsaß-Lothringen und mit der belgischen Zone der besetzten deutschen Rheingebiete. Berlin, 30. August 1919

Zum Kreistelegramm vom 28. August und zur Amtsbl. Vf. Nr. 228 bom 17. Mai (Amtsbl. S. 177).

Den Zeitungen und Handelsvertretungen ist folgendes mitgeteilt worden:

Zwischen Deutschland und Elsaß-Lothringen ist die Beförderung geschlossener Privatbriefe jeder Art zugelassen worden.

Die Vorschrift, daß nach der belgischen Zone der besetzten deutschen Rheingebiete ...


Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
volkimal Am: 06.03.2012 21:59:46 Gelesen: 53121# 20 @  
@ Postgeschichte [#19]

Hallo Manfred,

da hast Du mich missverstanden. Die Verfügung Nr. 393 kenne ich.



Was ich nicht kenne sind die französischen Verfügungen. Nach den mir bekannten Belegen stimmen die Daten der französischen Verfügungen nicht unbedingt mit den deutschen Verfügungen überein. Nach der deutschen Verfügung Nr. 74 vom 17.02.1919 ist Handelskorrespondenz zugelassen. Die französische Karte mit dem Vermerk Geschäftskorrespondenz, die ich im Beitrag "#4" gezeigt habe, ist aber vom 09.02.1919 also über eine Woche bevor die deutsche Verfügung erschien.

Viele Grüße
Volkmar
 
Postgeschichte Am: 06.03.2012 22:10:12 Gelesen: 53118# 21 @  
@ volkimal [#20]

Hallo Volkmar,

ich glaube nicht, daß ich Dich mißverstanden habe. Wenn Du aber die exakten Daten haben möchtest, wann Postverkehre zugelassen wurde (und auch nur dieser Termin von Dir anerkannt wird), wirst Du lange suchen müssen. Wir können uns gerne über Wirksamkeit von Verfügungen unterhalten, aber dann in persönlicher Runde. Für ein Forum ist dies sicher nicht geeignet, da hier von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgegangen wird. Wenn Du Dir die Einleitung der Verfügung anschaust, wirst Du vielleicht verstehen, wovon ich spreche.

Den Zeitungen und Handelsvertretungen ist folgendes mitgeteilt worden

Zwischen dieser Mitteilung und Veröffentlichung können schon Tage liegen. Was sagt die Original-Verfügung und welches Datum trägt diese? Wenn Du sie hast, kommst Du der Lösung ein Stück näher.

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
volkimal Am: 07.03.2012 19:31:53 Gelesen: 53081# 22 @  
@ Postgeschichte [#21]

Hallo Manfred,

Deinem Wissen gebe ich mich geschlagen. Der Satz "Den Zeitungen und Handelsvertretungen ist folgendes mitgeteilt worden" ist mir bisher nicht aufgefallen. Demnach dürfte es unmöglich sein, ein exaktes Datum zu bestimmen, wann der Postverkehr zwischen dem Elsass und Deutschland wieder angefangen hat.

Eine kleine Ergänzung zur Korrespondenz zwischen Großvater und Herrn Wehrung.
Auf der Karte vom 26.12.1919 schreibt Herr Wehrung: "Ende März gedenke ich ins Privatleben mich zurückzuziehen".

Ob er Probleme hatte, als Deutscher im Elsass zu arbeiten, weiß ich nicht. Er war aber noch nicht so alt, dass er in den Ruhestand gehen konnte.



Die Bewohner des Elsass wurden ab dem 14. Dezember 1919 je nach Abstammung in vier Gruppen eingeteilt. Die Gruppe D waren Deutsche - Einwohner, die selbst oder deren Eltern/Großeltern aus dem übrigen Deutschen Reich oder aus Österreich-Ungarn stammten. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Elsa%C3%9F-Lothringen).

Insgesamt wurden etwa 200.000 Menschen der Gruppe D vertrieben. Hierzu dürfte auch Herr Wehrung gehört haben. Wenn so viele Menschen Elsass-Lothringen verlassen mussten, dann hatten die Speditionen soviel zu tun, so dass extra eine entsprechende GmbH gegründet wurde.



Soweit für heute, die Geschichte hat aber noch ein letztes Kapitel.

Volkmar
 
volkimal Am: 10.03.2012 08:04:35 Gelesen: 52998# 23 @  
Hallo zusammen,

eigentlich gehören die beiden Karten die ich heute vorstelle nicht zum Thema "Postverkehr im 1. Weltkrieg und danach". Da die Korrespondenz zwischen Großvater und Herrn Wehrung aber eine komplette Geschichte ist, zeige ich sie dennoch hier.

Zu den bisher gezeigten Belegen gesellten sich zwei weitere Karten - wie durch Zufall fand sie mein Vater im Nachlass meines Großvaters. Eine davon hatte Frau Wehrung nach dem Tode Ihres Mannes zurückgeschickt.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges am 9. Mai 1945 wurde die Post im Juni wieder lokal zugelassen, am 6.7.1945 für die gesamte britische Zone und Ende Oktober 1945 wieder für ganz Deutschland (und damit auch für Tübingen, das in der französischen Zone lag).



Wieder wurden die ersten Fühler zu den Bekannten ausgestreckt. So schrieb mein Großvater am 28.10.1945 u.a.:

Lieber Freund! Einst 1918 schrieb ich Dir eine Offerte betr. 'Elpis' und 'Parresia'. Heute ist das eine noch größere Mangelware. Soeben höre ich, daß Post zu Euch zugelassen ist, da möchte ich Dir ein Lebenszeichen senden..." (erst sechs Monate nach Kriegsende).

Großvater hat eine Behelfspostkarte verwendet, um am 28.10.1945 Kontakt zu Herrn Wehrung aufzunehmen. Diese Postkarten wurden nur mit einem Kontrollstempel des entsprechenden Postamtes verkauft. In diesem Fall ist der Kontrollstempel das alte Amtssiegel (Negativstempel) des Postamtes Dortmund 1 mit aptiertem (herausgeschnittenem) Adler und Hakenkreuz.



Auf der Antwortpostkarte vom 12.11.1945 heißt es u.a.:

Lieber Freund! Dein Lebenszeichen ist freudig aufgenommen worden. Oft haben wir an Euch gedacht, als die Kämpfe über Westfalen hingingen... Ja vor 26 Jahren rauchte ich Deine Zigarren...

Als Antwort benutzte Herr Wehrung am 12.11.1945 eine Aufbrauchsausgabe. Auf der Hitler-Postkarte wurden die Hitlermarke und der Werbespruch schwarz überdruckt. Der Werbetext lautete ursprünglich: "Der Führer kennt nur Kampf, Arbeit und Sorge. Wir wollen Ihm den teil abnehmen, den wir ihm abnehmen können". Als neue Wertangabe erhielt die Karte den Zudruck "GEBÜHR BEZAHLT 6 PF.".

Soweit die Geschichte von der Korrespondenz zwischen den beiden Freunden über zwei Weltkriege. Diese und viele andere Geschichten machen meine Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" für mich so interessant.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Volkmar
 
Latzi Am: 10.03.2012 17:25:12 Gelesen: 52954# 24 @  
@ volkimal

Eine schöne Art Hobby und Familiengeschichte zu verbinden. Da kann ich leider nicht mithalten.

Aber da der geballte Sachverstand jetzt hier versammelt ist bitte ich um Erläuterung der angehängten Karte (ich kommentiere erst mal nichts, zumal ich noch mehr Fragen als Antworten habe)

Bei der ARGE Germania oder der SPAL hatte zumindest noch niemand eine vergleichbare Karte gesehen.


 
Postgeschichte Am: 10.03.2012 17:33:17 Gelesen: 52948# 25 @  
@ Latzi [#24]

Dann stell doch mal die Fragen, die Du stellen möchtest. Dann kannst Du auch schon mal das vorstellen, was schon beantwortet wurde.

Gruß
Manfred
 
Latzi Am: 10.03.2012 17:44:48 Gelesen: 52944# 26 @  
Die Karte wurde 1914 im noch deutschen Elsass (Sulz) aufgegeben und an jemanden im französisch besetzten Teil des Elsass (Sewen) verschickt. Zu diesem Zweck wurde eine deutsche Ganzsache an das Rote Kreuz nach Genf geschickt und dort mit einer Schweizer Marke überklebt und weitergeleitet.

Nach der französischen Zensur wurde noch ein französischer Feldpoststempel einer Einheit bei Sewen abgeschlagen (ich habe im Internet hierzu einen Beitrag auf der Seite des Vereins Union aus Straßburg gefunden).

Fragen:

Gibt es diese einfach überklebten Karten häufiger? Ich kenne bisher nur Briefumschläge an das Rote Kreuz, die wohl z.B. Kriegsgefangenensendungen enthielten.

Gibt es Vorschriften für den Postverkehr hierzu?

Da die Karte ein Ebay-Schnäppchen im einstelligen Euro-Bereich war, würde ausnahmsweise sogar der Handelswert interessieren (Angebote zwecklos - ist nicht zu verkaufen).
 
volkimal Am: 10.03.2012 20:10:20 Gelesen: 52919# 27 @  
@ Latzi [#26]

Hallo Latzi,

eine sehr interessante Karte. So etwas habe ich noch nie gesehen. Leider kann ich gar nichts dazu sagen.

Volkmar
 
volkimal Am: 15.03.2012 19:58:20 Gelesen: 52763# 28 @  
Hallo zusammen,

nachdem ich die Belege aus meiner Familie gezeigt habe, möchte ich noch ein paar andere Stücke zum Thema Handelskorrespondenz zeigen.



Die Postkarte mit dem Bandstempel aus Kassel wurde sowohl in Deutschland als auch in Frankreich zensiert (roter Sternstempel).

Die Firma Merck in Darmstadt hatte ein so großes Postaufkommen mit Elsass-Lothringen, dass sie einen dreisprachigen Aufkleber Handelskorrespondenz verwendete. Entsprechend der Verfügungen ist der Aufkleber unterschrieben.



Der Einschreibebrief aus Metz geht, wenn ich es richtig lese, an die "Kasse des Festungsproviant-Amts Metz" in Cöthen Anhalt. Was haben Metz und Cöthen miteinander zu tun? Auch dieser Brief wurde in beiden Ländern zensiert. Neben dem handschriftlichen Vermerk Handelskorrespondenz trägt der Brief noch den Stempel "Papiers commerciaux" (= geschäftliche Papiere). In diesem Fall wurden im April 1919 noch der alte deutsche Stempel und der deutsche Einschreibezettel verwendet.

Viele Grüße
Volkmar
 
Latzi Am: 15.03.2012 22:02:36 Gelesen: 52744# 29 @  
@ volkimal [#28]

Die Vermutung liegt nahe, dass die Heeres-Einheiten Ende 1918 aus E-L geschlossen abgezogen und in eine Garnisonsstadt im Reichsgebiet verlegt wurden um dann dort ordentlich abgewickelt und aufgelöst zu werden. Wer weiß, welche offenen Rechnungen da noch präsentiert wurden.
 
Postgeschichte Am: 16.03.2012 01:00:29 Gelesen: 52730# 30 @  
@ volkimal [#28]

Was haben Metz und Cöthen miteinander zu tun?

Hallo Volkmar,

da Du Dich mit der Materie auseinander gesetzt hast, wirst Du den Grund sicher schon wissen. Der Schriftverkehr zwischen Metz und Cöthen war nicht abwegig. In Cöthen (Anhalt) befand sich die Abwicklungsstelle des Gouvernement Metz. Alle Postsendungen, die an das ehemalige Gouvernement Metz oder an die Abwicklungsstelle gerichtet waren, waren an diese Stelle in Cöthen zu leiten.

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
volkimal Am: 17.03.2012 15:24:08 Gelesen: 52677# 31 @  
Hallo Latzi und Manfred,

danke für die Informationen. Ich habe es noch nicht gewußt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 18.03.2012 13:52:20 Gelesen: 52629# 32 @  
Hallo zusammen,

zur Abwechselung einmal eine Karte aus dem heutigen Polen.

Mein Großvater war von 1913 bis 1914 Studieninspektor am Predigerseminar in Soest. Bei Ausbruch des Krieges meldete er sich sofort als Kriegsfreiwilliger. Schon im Oktober 1914 wurde er in der ersten Flandernschlacht bei Dixmuiden (Belgien) schwer verwundet. Da er als Soldat nicht mehr tauglich war, nahm Großvater eine Stelle als Lazarettpfarrer in Gnesen, dem heutigen Gniezno, an.



Auf der Karte vom 25. Januar 1916 an seinen Vater schreibt er u.a. „Eines meiner Lazarette hat Scharlach-, eines Typhussperre. Da gehe ich extra oft hin, da sonst keiner rein darf.“ Das Foto von Großvater und seinen beiden Brüdern wurde Weihnachten 1917 in Gnesen aufgenommen. Die Armbinde die er dort trägt, ist bis heute erhalten geblieben.



Nach dem Krieg gehörte Gnesen zum neu entstandenen Polen. Aus dieser Zeit habe ich noch zwei alte deutsche Postkarten, die im Oktober 1919 mit einer polnischen Zusatzfrankatur weiterverwendet wurden. Dazu drei Fragen:

1) Wer kann das Porto erklären?
2) Wie lange durften deutsche Marken in Polen verwendet werden?
3) Der Stempel sieht wie ein umgearbeiteter deutscher Stempel aus, bei dem der Ortsname und die Stundenangabe (V bzw. N) ausgetauscht wurden. Ist diese Vermutung richtig?

Mit Sammlergruß
Volkmar
 
volkimal Am: 31.05.2012 19:17:53 Gelesen: 51574# 33 @  
Hallo zusammen,

beim Sortieren ist mir dieser Brief aufgefallen. Der philatelistisch bedingte Brief geht von Blieskastel im Saarland nach Zweibrücken in Rheinland Pfalz. Bis 1918 gehörten beide Orte zu Bayern, denn im Westen hatte Bayern ein vom Rest des Landes abgetrenntes Gebiet - die sogenannte bayrische Pfalz.



Nach dem Ersten Weltkrieg war die Pfalz entsprechend den Waffenstillstands- und Friedensbedingungen bis 1930 von französischen Truppen besetzt, wenngleich die Zugehörigkeit zu Bayern fortbestand. Der Versailler Vertrag von 1919 verfügte die Abtrennung westlicher Gebiete der Pfalz, die dem neu gebildeten Saargebiet zugeordnet wurden, das seinerseits unter Verwaltung des Völkerbundes gestellt wurde. Diese Gebietsteile bilden im heutigen Saarland den Saarpfalz-Kreis. Am 1. April 1920 erfolgte der Eintritt Bayerns in das Reichspostgebiet.

Mit dem Ende des Krieges verlief genau zwischen den beiden benachbarten Orten Blieskastel und Zweibrücken die Grenze zum Saargebiet. Wie man am Brief mit der schönen Mischfrankatur sieht, konnten im Saargebiet sowohl die Marken des Saargebietes, des Deutschen Reiches und auch Bayerns verwendet werden. Sowohl der Tagesstempel als auch der Ankunftsstempel sind übrigens typisch bayrische Stempel, die im Saargebiet weiterverwendet wurden.

Wer kann mir sagen, wie lange die bayrischen Marken bzw. die Marken des Deutschen Reiches im Saargebiet verwendet wurden?

Viele Grüße
Volkmar
 
Marcel Am: 17.02.2013 21:29:39 Gelesen: 49258# 34 @  
Hallo - gelaufen am 27.05.1916 von Wien nach Blankenburg/Harz - diese Karte mußte in eine Überprüfung der Poststelle Wien 1.



schöne Grüße
Marcel
 
Totalo-Flauti Am: 24.02.2019 22:12:18 Gelesen: 25599# 35 @  
Liebe Sammlerfreunde,

wie im ersten Beitrag von kauli ein Streifband (=Drucksache) des Leipziger Briefmarkenhändlers Albert Friedemannam vom 23.05.1919 nach Schroda in der ehemaligen preussischen Provinz Posen. Der Postverkehr in die ehemals deutschen Provinzen war gesperrt und der Beleg ging wieder zurück an den Absender. Weiß jemand von wann bis wann der private Postverkehr gesperrt war?

Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Flauti.


 
Totalo-Flauti Am: 25.02.2019 22:08:39 Gelesen: 25529# 36 @  
Liebe Sammlerfreunde,

ich habe noch einen Brief vom 25.11.1915 aus Leipzig nach Wien. Er erhielt den Stempel "Zurück an den Absender, weil verschlossen". Weiß jemand im Forum worum es hier geht? Waren Briefe in's Ausland nur offen für die Zensur zu versenden? Welche Vorschrift gab es dafür?

Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Flauti.


 
BD Am: 25.02.2019 22:46:52 Gelesen: 25521# 37 @  
Hallo Totalo-Flauti,

schon ab Mobilmachung durften Briefe ins Ausland nicht verschlossen sein. Anbei eine Erinnerung.

Beste Grüße Bernd


 
Totalo-Flauti Am: 25.02.2019 23:12:15 Gelesen: 25508# 38 @  
@ BD [#37]

Vielen Dank Bernd!

Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Faluti.
 
Totalo-Flauti Am: 12.03.2020 15:42:42 Gelesen: 22153# 39 @  
Liebe Sammlerfreunde,

ich zeige einen Brief des Leipziger Briefmarkenhändlers Albert Friedemann vom 11.11.1916 nach Basel. Gleichzeitig wurde das Dienstsiegel der Leipziger Auswechslungsanstalt des Armeekorps Leipzig abgeschlagen. Beigesetzt ist der Gummistempel des Überwachungsoffiziers.

Was muss man sich den unter einer Auswechslungsanstalt vorstellen?

Vielen Dank für Eure Antworten.

Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Flauti.


 
Lars Boettger Am: 12.03.2020 23:16:55 Gelesen: 22116# 40 @  
Heute habe ich einen Brief auf einem Vereinsabend erhalten, den ich schon sehr lange in meiner Registratur habe. Ein Einschreibebrief, der am 22.7.1915 in Schanghai aufgegeben wurde. Am 13.9. war er in Trier und wurde zensiert, ein Ankunftsstempel von Luxemburg-Stadt ist ebenfalls auf der Rückseite.

Das Porto waren 20 Cents, 10 Cents für den Brief der 1. Gewichtsstufe in ein UPU-Land, 10 Cents Gebühr für das Einschreiben. Vorderseitig ist der Zensurstempel Nr. 1 von Trier abgeschlagen. Verschlossen wurde der Brief nach der Kontrolle durch die Auslandszensurstelle in Trier mit einem Verschlusszettel "KAISERLICHES POSTAMT Trier 2".

Beste Grüße!

Lars


 
Totalo-Flauti Am: 13.03.2020 09:47:58 Gelesen: 22092# 41 @  
Liebe Sammlerfreunde,

wieder ein für mich interessanter Beleg. Ein am 05.04.1917 von der K.D. Feldpoststation Nr. 10 verwendeter Briefbundzettel nach Leipzig. In Leipzig wurde ein Kreisgitterstempel mit Segment oben und unten auf der Rückseite abgeschlagen.

Ich nehme mal an als Bestätigung für den Empfang des Briefbundes. Auf dem Leipziger Stempel wurde der Monat September und das Jahr 1900 und die Zeitangabe 1-2 eingestellt. Die Daten scheinen für den Postbetrieb nicht von Belang zu sein.

Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Flauti.


 
Lars Boettger Am: 15.03.2020 11:52:26 Gelesen: 22053# 42 @  
@ Totalo-Flauti [#39]

Auswechselungsanstalten bzw. Auswechselpostämter besorgten den Postverkehr mit dem Ausland, in Deinem Fall den Postverkehr mit der Schweiz.

Beste Grüße!

Lars
 
Lars Boettger Am: 15.03.2020 17:59:00 Gelesen: 22022# 43 @  
Kastenstempel Gerolstein P.K. Geprüft und zu befördern

Gerolstein liegt im Grenzgebiet zu Belgien und Luxemburg. Deswegen wurde dort eine Inlandspostkontrolle eingerichtet. Den Stempel selbst findet man nicht so häufig.

Beste Grüße!

Lars


 
Lars Boettger Am: 17.03.2020 19:59:11 Gelesen: 21980# 44 @  
Am 11. September 1916 gab der Absender den unten gezeigten Brief beim Postamt vom Sleepy Eye in Minnesota auf [1]. Frankiert wurde der Brief mit 15 Cents, 5 Cents Briefporto für einen UPU-Brief der ersten Gewichtsstufe, 10 Cents für das Einschreiben + Rückschein (links oben ist ein Stempel abgeschlagen, den ich als "Return Receipt Requested" interpretiere. Am 9. September 1916 erreichte der Brief New York (Doppelovalstempel auf der Rückseite). Auf dem Weg nach Europa landete der Brief bei der britischen Zensur, die ihn öffnete und mit einem Verschlussstreifen wieder verschloss. Am 8. Oktober 1916 war auch die Zensur in Trier abgeschlossen, der Brief erhielt ebenfalls einen Verschlussstreifen und einen Hinweisstempel. Über Luxemburg-Stadt ging der Brief nach Roodt / Syr (Ankunft 9. Oktober 1916).

Briefe aus den USA nach Luxemburg sind nicht häufig. Derzeit sind mir mit englischem Verschlusstreifen etwa fünf Stück in beiden Richtungen bekannt.

Beste Grüße!

Lars



[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Sleepy_Eye,_Minnesota
 
hajo22 Am: 17.03.2020 21:41:20 Gelesen: 21963# 45 @  
@ Lars Boettger [#44]

Auf der Couvertrückseite heißt das: New York 13.9.1916. Der Brief ist interessant.

hajo22
 
Lars Boettger Am: 17.03.2020 22:21:25 Gelesen: 21950# 46 @  
@ hajo22 [#45]

Hätte gerne noch ein paar Schreibfehler korrigiert, unter anderem das falsche Datum für NY.

Unten noch ein weiterer Brief, dieses Mal aus der Nachkriegszeit mit US-Zensur aus Trier. Am 27. März 1919 wurde der Wertbrief an den bekannten Briefmarkenhändler Albert Friedemann nach Leipzig versandt. Der Brief ist portorichtig mit 60 Pfennig frankiert (Tarif gilt ab 1. August 1916 / bis 250 Gramm / bis 600 Mark / über 75 Kilometer - zumindest nach meinem Michel-Postgebührenhandbuch, 1. Auflage).

Beste Grüße!

Lars


 
volkimal Am: 26.08.2020 11:57:48 Gelesen: 20154# 47 @  
Hallo zusammen,

bei diesem philatelistischen Brief aus Homburg (Pfalz) an das Markenhaus Ferdinand Redwitz in Stuttgart ist mir nicht alles klar.



Die Jahreszahl im Stempel ist zwar nicht eingestellt, der Brief muss vom 18.06.1919 sein. Die Marken mit dem Aufdruck "Freistaat Bayern" sind im Mai 1919 erschienen und waren bis zum 31.1.1920 gültig.

Wenn ich es richtig sehe betrug das Porto für einen Fernbrief 15 Pfg., die Einschreibegebühr 20 Pfg.. Mit 32 Pfg. wäre der Brief um 3 Pfg. unterfrankiert. Da der Brief am Schalter abgegeben worden sein muss, ist das schon ungewöhnlich.

Unten links steht der Vermerk "Durch die Postprüfungsstelle Ludwigshafen". Der Brief trägt aber keinerlei Zensurvermerk und hat auch keinen Ankunftsstempel aus Stuttgart.

Was meint ihr, ist der Brief echt und befördert worden?

Viele Grüße
Volkmar
 
Lars Boettger Am: 26.08.2020 13:22:50 Gelesen: 20135# 48 @  
Der unten abgebildete Brief vom 10. April 1916 ist mit 5 Cents frankiert, dem US-UPU-Porto in der 1. Gewichtsstufe. Der Brief wurde von den britischen Behörden und der deutschen Zensur jeweils geöffnet und wieder verschlossen. Anscheinend gab es keinen Grund, den Weiterversand zu verhindern.

Beste Grüße!

Lars


 
Lars Boettger Am: 26.08.2020 13:26:39 Gelesen: 20133# 49 @  
@ volkimal [#47]

Hallo Volkmar,

nach meinem Bauchgefühl ist der Brief nicht gelaufen bzw. es fehlt ein Beweis für den Transport. Von daher ist es einfacher, ihn argumentativ als Stempelunterlage anzusehen.

Beste Grüße!

Lars
 
Regis Am: 27.08.2020 15:29:59 Gelesen: 20041# 50 @  
@ Totalo-Flauti [#35]

Auf diesen Beitrag und auf den Beitrag [#1] fehlt die Antwort. Hierzu folgendes:

Postsperre für die Provinz Posen


Verfügung Nr. 248 Berlin, 30. Mai 1919

Der gesamte Post- und Telegraphenverehr mit den von den Polen besetzten preußischen Gebiet hat eingestellt werden müssen, weil auf der Strecke Kreuz - Posen, auf der allein der Verkehr mit diesem Gebiet aufrecht erhalten wurde, bei Miala (Bez. Bromberg), in dessen Besitz sich die Polen gesetzt haben, die Schienen aufgerissen und die Telegraphenleitungen zerstört woren sind. Postsendungen nach diesem Gebiet sind daher bis auf weiteres nicht anzunehmen. Die unterwegs befindlichen Sendungen sind zurückzuleiten und an die Absender zurückzugeben.

Auf polnischer Seite wurde die Unterbrechung durch Umleitung der Sendungen auf die Bahnstrecke Warschau - Wien umgangen. Am 30. Juli 1919 wurde die Postsperre wieder aufgehoben.

Es sind nur 2 Rückweisungsstempel von Berlin C 2 und vom Postamt 17 (Schles. Bahnhof) bekannt.



Gruß Regis
 
wuerttemberger Am: 29.08.2022 11:02:30 Gelesen: 9472# 51 @  
@ Totalo-Flauti [#36]

Ist auf der Rückseite noch ein Zensurstempel vorhanden? Ich frage wegen Leipzig 13

[#39]

Das ist ein Stempel der Prüfungsstelle für Geschäftsbriefe in Leipzig. Diese war im Postamt 13 untergebracht und dieser Zensurstempel kommt deswegen auch nur in Kombination mit Poststempeln von Leipzig 13 vor. Die Auswechselungsanstalt (allgemein wurden sie Auslandsstelle genannt) war eigentlich eine postalische Einrichtung, die die Kartenschlüsse besorgte.

Bei der Prüfungsstelle für Geschäftsbriefe konnten vertrauenswürdige Firmen ihre Geschäftspost der Zensur vorlegen. Bestanden keine Bedenken wegen des Inhalts wurde der Brief mit dem Dienstsiegel der Zensurstelle und dem Namenszug des Offiziers amtlich verschlossen und dann erst postalisch bearbeitet. Der Sinn dieser Zensurstelle war, dass vertrauliche Inhalte vor den Augen des Absenders verschlossen wurden und unterwegs normal nicht mehr kontrolliert werden mußten. Ausnahmen gibt es, aber die sind selten.

Gruß

wuerttemberger

Eigentlich müßte man diesen thread auflösen und die Beiträge in geeignetere threads aufnehmen.
 
Totalo-Flauti Am: 26.09.2022 10:07:48 Gelesen: 8784# 52 @  
@ Lars Boettger [#42]
@ wuerttemberger [#51]

Liebe Sammlerfreunde,

vielen Dank, leider mit zwei Jahren viel zu verspätet an Lars - Asche auf mein Haupt, für Eure Hilfe. Weil ich eher "Quartal's-Philatulist" bin, ging das Thema mit seinen Antworten an mir vorbei.

Lieber Württemberger,

vielen Dank für Deine Mail. Leider habe ich diese aus Versehen gelöscht. Nach Durchsicht muß ich Dir sagen, daß auf der Rückseite kein Zensurstempel vorhanden ist. Wie könnte denn einer aussehen? Ich nehme an, dass der Briefinhalt gar nicht kontrolliert wurde. Weil der Brief verschlossen war, wurde er eventuell gleich aussortiert und an den Absender zurück gesandt.

Mit lieben Sammlergrüßen
Totalo-Flauti.
 
wuerttemberger Am: 27.09.2022 08:33:16 Gelesen: 8692# 53 @  
@ Totalo-Flauti [#52]

Der Brief wurde in Leipzig 13 aufgegeben und da war die Prüfungsstelle für Geschäftsbriefe untergebracht. Die Erklärung dazu ist in Beitrag [#51] und die Abbildung gibt es in Beitrag [#39].

Gruß

wuerttemberger
 
Lars Boettger Am: 02.04.2023 14:29:22 Gelesen: 5229# 54 @  
Nach jahrelanger Suche fiel mir vor ein paar Wochen eine Postkarte aus der Schweiz nach Luxemburg in die Hände. Geschrieben am 31. Juli 1914 und mit einem violettrotem Stempel versehen: "Wegen Kriegszustand unzulässig - Non admis pour cause de guerre". Der Stempel ist improvisiert.

Meine Frage - ist das ein Stempel aus dem Deutschen Reich oder der Schweiz? Ich wäre froh, wenn ich dazu eine Auskunft bekäme.

Den "Riemer" habe ich bereits durchgesehen.

Beste Grüße!

Lars


 
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