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Thema: Eine einjährige Weltreise für 5 Pfennig
Baber Am: 18.12.2011 16:39:05 Gelesen: 5200# 1 @  
Unter dem Titel „A well-travelled cover“ erschien kürzlich in der Verbandszeitschrift des Rhodesian Study Circle eine kuriose Geschichte, die ich mit freundlicher Genehmigung des Autors, Mr. Alan Drysdall, die ich der Philagemeinde in übersetzter Form weiterreichen möchte.



Am 16.6.1912 wurde in Berlin eine Drucksache an Sherif Esq. Molilo, North E. Rhodesia aufgegeben. Abgesehen davon dass Nordost Rhodesien als Verwaltungseinheit zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bestand, sondern seit 1911 mit NW-Rhodesien zu Nordrhodesien zusammengeschlossen war, wusste dort niemand wo Molilo ist. Es begann ein postalischer Irrweg durch Afrika, der sich aus den Stempeln auf der Rückseite verfolgen lässt.

11.07.1912: Broken Hill, NR
26.07.1912: Fort Rosberry, NR
04.08.1212: Abercorn, NR
05.09.1912: wieder in Broken Hill
29.09.1912: Fort Jameson NR, von dort weiter nach Belgisch Kongo
07.12.1912: Albertville, Belgisch Kongo
Anfang 1913 mehrmals zwischen Kasindi und Irumi hin und her
07.10.1913: Elisabethville und von dort zurück nach Berlin

In Berlin wurde für den Briefträger gewissenhaft mit Kopierstift der Absender: Schönborg, Martin Lutherstr. 45 notiert und die Drucksache an den Absender zurückgegeben.

Eine mehr als einjährige Weltreise für 5 Pfennig, die in dieser Form heute dieser Form nicht mehr möglich wäre.

Unbeantwortet bleibt die Frage, wo Molilo war oder ist. Die englischen Sammlerkollegen vermuten, dass der Absender Katima Molilo im Caprivi-Zipfel des damaligen Deutsch SW Afrika gemeint haben könnte und die Sendung „via“ North E. Rhodesia schicken wollte. Gegen diese Vermutung spricht die typische höfliche englische Anrede Esquire und das 5 Pfg Auslandsporto für Drucksachen. Für Deutsch-SW-Afrika hätte 3 Pfg gereicht, denn für die Kolonien galt damals Inlandsporto. Es darf also weiter geraten werden, wo Molilo lag oder liegt.
 
doktorstamp Am: 18.12.2011 17:57:07 Gelesen: 5164# 2 @  
Zu der Anrede Esquire.

Vergleichbar mit dem Englischem Wort Squire, grobe Übersetzung Freiherr, entstammt dem Latein Scutarius = Schildträger.

Ein Squire besaß oft einen Gutshof oder hatte bzw. genoß sonstiges Ansehen in der Gemeinde. Esquire waren seine Untertanen, obgleich sie einen Beruf verfolgen durften, Schmied, Stellmacher, Schreiner, Tischler usw. Auch konnten sie Land besitzen und für sich beackern. Hiervon mußten sie ein Zehntel an die Kirche abgeben.

Zog der Squire in den Krieg, hatten sie mitzufahren. Erst generell in Europa mit der Erstellung von freiberuflichen Standarmeen fiel diese Pflicht weg.

Somit nach und nach hat die Bedeutung von Esquire verschwächt/verblichen.

Es findet heutzutage kaum Verwendung weder in der Anrede noch die Anschift.

mfG

Nigel
 
AfriKiwi Am: 18.12.2011 23:41:30 Gelesen: 5111# 3 @  
@ Baber [#1]

Hier ist Katima Mulilo, da brauch man nicht zu raten !



Bei Molilo wurde bestimmt Katima Mulilo gemeint.

In Afrika (Umgangssprache) wird meistens nicht der zweite Name wie hier Mulilo gebraucht, wohl nur Katima.

Katima Mulilo war noch immer im Caprivi Streifen und geschichtlich wollte Deutschland Deutsch Südwest Afrika mit Deutsch Ost Afrika verbinden. Cecil Rhodes weil es Mode war zu dieser Zeit und von Victoria unterstützt, wurde wollte die Kap (SA) mit Cairo verbinden mit nur Britsche Gebieten. Die Britisch Südafrika-Gesellschaft von Rhodes endete 1911 und wurde Süd und Nord Rhodesien, heute Zimbabwe und Zambia.

Der Absender (Schönborg) war wahrscheinlich nicht ein Engländer (da von Berlin). Nach m. M. ist Sherif nicht als Namen gebraucht wohl als Amttätiger mit richterlichen Befugnissen, denn es sollte Sheriff sein.

In diesem Sinn ist noch alles richtig.

Nun war der Absender nicht genau mit dem neuesten politischen und geographischen Stand vertraut.

Er schrieb North E. Rhodesia (richtig) British Afrika (veraltert nach 1911).

Die Engländer und die Deutschen haben sich natürlich nicht so geliebt zu dieser Zeit und der Brief mußte schon zu dieser Zeit 'politically correct' betrachtet werden.

Broken Hill (heute Kabwe) war zu dieser Zeit Mittelpunkt mit Blei und Zink Minen und Hauptbahnverbindung. Deswegen ging dieser Brief auch nochmals Broken Hill vorbei und weil es nicht ablieferbar war, blieb der Brief liegen in Broken Hill und wurde dann zurück Richtung Berlin geschickt zum Absender (ohne Adresse)?

Wilbur Smith hätte vielleicht noch mehr in seine Bücher geschrieben von seiner Geburtstadt - Broken Hill.

Eine mehr als einjährige Weltreise für 5 Pfennig, die in dieser Form heute dieser Form nicht mehr möglich wäre.

Diese Drucksache unten kostete im Vergleich zum Jahreszeitpunkt weniger, nahm knapp 3 Monaten, ging mehr Meilen mit weniger Transitstempel. ;)





Erich
 
Baber Am: 19.12.2011 08:57:36 Gelesen: 5092# 4 @  
@ AfriKiwi [#3]

Die Vermutung, dass Katima Molilo gemeint sein könnte, steht ja schon im Bericht. Warum hat der Absender aber dann das Drucksachenprto für Ausland (5 Pfg) verwendet und nicht Deutsch-SW-Afrika als Ziellland geschrieben?

Waren 1912 die Engländer und die Deutschen schon so verfeindet, dass nicht einmal versucht wurde, die Sendung von Nordrhodesien nach Katima Molilo zu schicken und statt dessen nach Norden in den Kongo?

Gruß
Baber
 
AfriKiwi Am: 19.12.2011 22:05:46 Gelesen: 5038# 5 @  
@ Baber [#4]

Warum hat der Absender aber dann das Drucksachenporto für Ausland (5 Pfg) verwendet und nicht Deutsch-SW-Afrika als Ziellland geschrieben?

Die Antwort ist sicher nicht mehr beim Absender zu finden, aber jeder Postbeamte hat ja gelesen - Rhodesia - British Africa und das liegt nicht in Deutsch-SWA.

Katima Mulilo wird gemeint sein bei "Mulilo", da gab es kein anderes Molilo/Mulilo gibt, gäbe es eine andere Lössung, höre ich gerne davon.

Waren 1912 die Engländer und die Deutschen schon so verfeindet, dass nicht einmal versucht wurde, die Sendung von Nordrhodesien nach Katima Molilo zu schicken und statt dessen nach Norden in den Kongo?

Ein Beamter schrieb ja in blau "Retour Berlin", wahrscheinlich nachdem es lang genug in Broken Hill lag. Der beste Weg war Nordlich durch Belgien Kongo. Im Osten war alles politisch unsicher um ein Hafen zu bereichen als Postroute nach Berlin.

Geschichtlich ist viel Literatur zu finden, einfach mal googeln und Du wirst schlauer. Deutsche und Englische Kolonialismus in Afrika ist ein interessantes Studium.

Erich
 
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