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Thema: Alte Briefe: Estaffette nach Öhringen
roteratte48 Am: 14.05.2012 10:50:17 Gelesen: 7928# 1 @  
Hallo an alle im Forum!

Der nachstehend abgebildete Estaffettenumschlag nach Öhringen bereitet mir Kummer hinsichtlich des Aufgabeortes sowie der zeitlichen Zuordnung. Gerichtet ist er an einen Geheimen Rat Hermann und beim Nachnamen verließen sie ihn - er könnte bei der zeitlichen Zuordnung weiterhelfen. Rückseitig zeigt er das Wappensiegel der Linie Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst mit Wappenspruch "ex flammis orior" - etliche Mitglieder der Familie bekleideten hohe Ämter in Breslau (sehr vage Vermutung!). Für jeden Vorschlag dankbar ist der alte

Rolf, mit Grüssen aus Lahr!




 
roteratte48 Am: 14.05.2012 14:18:57 Gelesen: 7903# 2 @  
Durch das freundliche Anschubsen eines Kollegen im Briefmarkencafé ist der "Nachname" zwischenzeitlich klar - er lautet nämlich HERMANN. Ich hatte mich automatisch auf einen Vornamen festgelegt und deshalb im nachgestellten "Wohlgeboren" vergeblich um einen Nachnamen gerungen. *kopfschüttel* Allerdings findet sich in den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen kein Geheimer Rat dieses Namens - und Internet-Suchfunktionen reagieren auf solche Namen leider mit hunderttausenden von Ergebnissen. Mir ist klar, dass damit eine Eingrenzung nahezu unmöglich wird - sollte jemand dennoch noch eine Idee haben, mei, wär des schee !

Gruß ins Forum - Rolf
 
Postgeschichte Am: 14.05.2012 14:52:34 Gelesen: 7896# 3 @  
@ roteratte48 [#1]

Hallo Rolf,

einen Absendeort kann ich, außer dem Vermerk "über Nürnberg", nicht ausmachen. Die Siegelinschrift "ex flammis orior" lautet übersetzt: Aufstieg aus den Flammen. Ist Dein Informant sicher, daß Hermann der Nachname ist? Bei dem "Her" stimme ich noch überein.

Mit postgeschichtlichem Gruß
Manfred
 
roteratte48 Am: 14.05.2012 15:41:23 Gelesen: 7880# 4 @  
Hallo Manfred,

hab Dank für Deine Antwort - nein, es gibt keinerlei Hinweis auf einen Absendeort, im 18. und frühen 19. Jahrhundert nicht ungewöhnlich, er müsste über den Weg Siegel -> Anschrift -> evtl. Anlaß etc. vermutet werden, tatsächlich beweisbar wird er nie sein.

"ex flammis Orior" ist der allgemeine Wappenspruch des Hauses Hohenzollern; das rückseitige Siegel stimmt überein mit dem Wappen der Waldenburg'schen Linie. Und ja - auch ich bin sicher, daß Hermann der Nachname ist, vielleicht irritiert Dich das "n" am Ende, der Strich darüber bedeutet Verdoppelung.

Eine wirkliche Antwort auf meine Frage wird nur durch Zufall erfolgen können.

Nochmal Danke - und einen weiterhin schönen Tag!

Rolf
 
bayern klassisch Am: 17.05.2012 16:01:01 Gelesen: 7803# 5 @  
Hallo roteratte48,

die Adresse lautet:

S(eine)r Hochfürstlich Hohenlohe Neuenstein Ingelfingischen Geheimen - Rathes Herrn Hermann Wohlgeboren in Oehrigen im Hohenlohischen

über Nürnberg frey per Estafette

Daher muss diese Estafette von weiter her, als Nürnberg instradiert worden sein.

Zur Siegelseite:

Abgegangen den 25ten Dienstags Abend 10 1/2 Uhr.

Auf Grund der Schrift würde ich die Zeit um 1830 - 1845 für wahrscheinlich halten. Auf diesem Umschlag brauchte kein Poststempel abgeschlagen zu werden, weil er mit der "normalen" Post nichts zu tun hatte. Eine Estafette lief ja immer separat vom üblichen Dienstgeschehen und die Aufgabe war in dem das Schreiben begleitenden Stundenpaß und dem Außenkuvert wie hier zu notieren. Der eigentliche Brief des Absenders befand sich in diesem Kuvert/Faltbrief und erhielt keinerlei Postvermerke.

Schönes und nicht häufiges Stück, weil die Kosten für eine Estafettensendung den Monatslohn eines Beamten oder Angestellten leicht überschreiten konnten und allein von daher das Aufkommen auch schon damals gering war.

Das Stück scheint aus der nicht sehr umfangreichen, aber interessanten Korrespondenz der Anwaltsfamilie Hermann zu sein; diese residierte in Nürnberg, München und anderen Städten ausweislich mir bekannter Briefe von 1840 bis ca. 1875. Leider kann ich nicht mehr dazu beitragen, weil jener Hermann für damalige Verhältnisse häufiger umgezogen zu sein schien.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
roteratte48 Am: 18.05.2012 12:03:48 Gelesen: 7760# 6 @  
Hallo Ralf,

Dank Dir für Deine Mühe - Deine Infos zur Familie Hermann sind eine echte Hilfe bei der zeitlichen Zuordnung. Ich hatte irgendwie ein etwas früheres Datum erwartet - wahrscheinlich unterbewusst geprägt durch den Umstand, dass dieser Umschlag beisammen lag mit einem weiteren Brief nach Oehringen (aus Ohrdruf, ebenfalls ohne Datierung und der Absender nur über das Siegel zu ermitteln) an die im Prinzip gleiche Adresse allerdings ohne den Namen "Hermann" - ich bilde ihn unten mal ab.

Die Instradierung "jenseits" von Nürnberg ist klar - deshalb der Hinweis in meinem Ausgangsposting auf das Wappensiegel der Linie Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst. Schillingsfürst selbst kommt auf Grund seiner Lage als Aufgabeort nicht in Frage - meine Suche nach anderen Sitzen der Familie, weiter von Öhringen entfernt als Nürnberg, führte dann zu der erwähnten ganz vagen Vermutung Breslau, wobei eine Estafette von dort allerdings nicht nur den Monatslohn, sondern eher das Jahresgehalt eines kleinen Beamten überschritten hätte.

Ich muß mich wohl damit abfinden, den Abgangsort nie zu erfahren - es sei denn, der Zufall spielt mir mal den zugehörigen Stundenpass zu. Es gibt ja auch Leute, die im Lotto gewinnen.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!

Rolf


 
bayern klassisch Am: 20.05.2012 18:05:50 Gelesen: 7712# 7 @  
Hallo Rolf,

auch ein sehr schönes Stück - den Vermerk "Mit der Fahrpost", also langsam und günstig, tragen nur wenige mir bekannte Briefe - das Gegenteil, also "Mit der Reitpost" = Briefpost ist viel häufiger zu finden. Dein Brief muss also ziemlich schwer gewesen sein. Ich denke über 3 Loth, weil in Preußen z. B. bis 3 Loth generell mit der Briefpost befördert wurde.

Einen (passenden!) Stundenpass zu finden, liegt nah am Vergleich der Nadel um Neuhaufen. Wenn man den Brief fände, der in deinem Kuvert lag, wäre dir sehr gedient, weil dann der Aufgabeort und das Datum gesichert wäre. Ich wünsche dir viel Glück, dass sich vielleicht doch noch mal etwas dazu findet.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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