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Thema: Vorphilatelie: Brief Bamberg - Lyon 1816 R.N.3. Stempel
z4road Am: 18.06.2012 10:46:31 Gelesen: 5571# 1 @  
Liebe Sammlerfreunde,

in meine Heimatsammlung Bamberg hat sich mal wieder ein Beleg verirrt, wo ich die Hilfe eines Wissenden nötig habe.

Der Faltbrief - 3 Seiten in französisch - wurde in Bayreuth geschrieben, dann am 8. März 1816 von Bamberg nach Lyon geschickt.

Er zeigt vorderseitig den bekannten R.3 Bamberg / 8 MAR 1816 Aufgabestempel links daneben den Grenzübergangsstempel ALLEMAGNE / PAR / STRASBOURG und einen mir bis dato unbekannten Einzeiler in rot:

R.N.3.

Wofür steht bitte das R.N.3. ?

Vielen Dank für die Mithilfe.



 
volkimal Am: 18.06.2012 11:14:29 Gelesen: 5559# 2 @  
@ z4road [#1]

Hallo z4road,

im Lexikon Philatelie von Grallert und Gruschke ist ein entsprechender Stempel R.N.5 auf einem Brief von Immenstadt nach Colmar abgebildet. Demnach handelt es sich bei dem Stempel R.N.5 um einen französischen Rayonstempel. Der Stempel IMENSTADT R.3 wird dabei als deutscher Rayonstempel bezeichnet. Mehr können Dir aber bestimmt die anderen Spezialisten sagen.

Viele Grüße
Volkmar
 
bayern klassisch Am: 18.06.2012 11:47:52 Gelesen: 5552# 3 @  
Hallo z4road,

ein hübscher Brief vorab! Sieht man immer gern. :-)

Nach dem Ende der napoleonischen Ära in Bayern 1813 behielten viele Poststellen die Rayonangabe noch im Stempel, auch wenn sie nicht mehr relevant war, denn diese bezog sich auf die Grenze zu Frankreich und das war der Rhein; links des Rheins war alles französisch, rechts des Rheins lagen die Staaten des Rheinbundes und Bayern war einer von ihnen.

Nach dem Wiener Kongress 1815 erhielt Europa eine neue Struktur und neue Grenzen. Nun waren Briefe nach Frankreich, insbesonders von Bayern nach dem Mai 1816, als die Rheinpfalz zu Bayern im Tausch gegen Salzburg kam, nach dem Postvertrag von Thurn und Taxis aus dem Jahr 1801 teils nach anderen Kriterien zu beurteilen.

Weil die Verrechnung von Portobriefen wie hier, also wenn der Empfänger alle Gebührenteile zahlen sollte, nach Gewicht und Entfernung gestaffelt war, war es wichtig zu wissen, wie weit weg von der neuen französischen Grenze ein Brief bis zu den Grenzpostämtern Strasbourg und Forbach gelaufen war.

Daher waren bei den miteinander kartierenden Poststellen (meist größere Ämter) Rayonstempel angeschafft worden, die auf den Briefen nach Frankreich abgeschlagen werden sollten und zwar unabhängig von der Art des schon auf dem Brief befindlichen Aufgabestempels (also auch wie hier, wenn man ihm noch die Rayonangabe belassen hatte).

Je höher die Rayon - Nummer war, desto mehr Geld bekam Bayern von den Franzosen vergütet. Hätte man das Anbringen des Rayonstempels in Bayern vergessen, durfte Frankreich den 1. Rayon annehmen und Bayern hätte nur eine ganz geringe Kompensation für seinen Brief erhalten.

Dein Brief erhielt seinen Rayonstempel entweder von Nürnberg oder von Augsburg, die einen Kartenschluß mit Strasbourg hatten und nur diese Ämter allein durften diese Stempel führen.

Der Empfänger in Lyon zahlte bei der Ankunft 24 Decimes Porto - zur Erleichterung des Nachvollzugs für dich als Süddeutscher waren dies etwa 1 Gulden und 12 Kreuzer! Das war damals fast der Tagesverdienst eines Lehrers.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
z4road Am: 18.06.2012 12:25:17 Gelesen: 5546# 4 @  
Vielen Dank,

dann hatte ich ja Glück, dass ich "damals" kein Lehrer war ! +/- 120 Euro für einen Brief nach F !

Also steht dann das R. in dem Stempel für Rayon und das N. für evtl Nationale ?

Grüsse an die Helfer !
 
bayern klassisch Am: 18.06.2012 18:09:20 Gelesen: 5514# 5 @  
Hallo z4road,

Rayon Numero 1 - 5 heißt die Abkürzung. Nichts gegen Lehrer, bin selber keiner. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
z4road Am: 18.06.2012 19:25:26 Gelesen: 5503# 6 @  
Nochmals herzlichen Dank von einem Ex-Lehrer.
 
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