Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Altdeutschland Sachsen: Auerbach nach Carthage, Illinois
rostigeschiene (RIP) Am: 05.07.2012 22:29:34 Gelesen: 4514# 1 @  
Hier zeige ich einen interessanten Beleg aus Auerbach im Voigtlande vom 12.1.1862, leider nur eine Hülle.



Adressiert ist er an einen Herrn Ebert in Carthage, Illinois Nord Amerika. Leider hat Herr Ebert diesen Brief nicht erhalten, wie man an den handschriftlichen Vermerken und den Stempeln erkennen kann. Bemerkenswert sind die Daten die man in den Stempeln lesen kann.



Der erste Stempel wurde am 12.1.62 in Auerbach oben rechts aufgebracht, der zweite in der Chronologie ist der rückseitige L3 Bahnpost-Stempel Leipzig Magdeburg, ebenfalls vom 12.1.62.

Den dritten Stempel erhielt dieser Brief beim Grenzübergang in Aachen am 14.1. vorderseitig.

Um in der zeitlichen Reihenfolge zu bleiben schauen wir wieder die Rückseite des Briefes an, Carthage Jun. 1. Also 21 Wochen nachdem der Brief in Aachen war erhielt er erneut einen Stempel.

Der nächste relevante Vermerk befindet sich links vom Stempel Auerbach, 10/10 retour.

Rätselhaft sind für mich die zwei Ausgabe-Stempel auf dem Brief. Der erste vom 18 / X. versteckt sich im Ankunftstempel von Carthage, der zweite prangt klar auf der Rückseite mit dem Datum 12.X. und dem Wort Ausgabe.

Und dann ist auf der Vorderseite dieser unleserliche Abschlag vom Dec.31. mit der großen 30 aus New York.

Wenn die Ausgabestempel aus dem Oktober sind macht der Stempel aus Dezember wenig Sinn.

Auch den roten R2 „Am Bestimmungsorte nicht abgefordert“ sehe ich zum ersten Mal.

Was bedeutet der Vermerk unten links auf der Vorderseite?

Ich denke einmal dass die Postlaufzeit, für diese Zeit und diese Entfernung, sich im normalen Bereich bewegt.

Viele Grüße

Werner
 
bayern klassisch Am: 06.07.2012 06:47:05 Gelesen: 4488# 2 @  
[#1] Hallo rostigeschiene,

Was bedeutet der Vermerk unten links auf der Vorderseite?

Du meinst sicher unten rechts, oder? Da lese ich "not called for", also nicht nachgefragt, weil eben keiner diesen im Postoffice von Carthage ausgestreckten Brief abholen wollte.

Der Brief lief in ein Armenhaus, wo sich der Adressat aufhalten sollte. Vlt. hatte er auch kein Geld, um ihn auszulösen, denn er kostete 30 US Cents = 45 Kreuzer = 13 Groschen.

Die Aufgabepost taxierte ihn mit 2 Groschen vor - das stand Sachsen als Aufgabepost zu. Dieser Wert entsprach 5 US Cents, die im Aachen - Stempel unten stehen und den Portoanteil des deutschen Aufgabelandes anzeigten.

Der New Yorker Stempel vorne links in schwarz zeigte durch seine "30", was zu zahlen war und dass es ein Portobrief war. Ein frankierter Brief hätte einen roten Stempel erhalten.

In den USA wanderte er wohl in ein "Dead Letter Office", wo unanbringliche Briefe gesammelt und dann später wieder in ihr Aufgabeland retourniert wurden, wie auch hier.

In Aachen stempelte man den nicht so häufigen "Am Bestimmungsort nicht abgefordert", um dem oft unbedarften Publikum zu zeigen, warum der Brief zurück kam.

Auch wenn es nicht vermerkt wurde, sollte der Absender mit 13 Neugroschen zur Kasse gebeten worden sein, denn alle involvierten Poststellen hatten ihren Job ja gemacht und wenn es der Empfänger nicht zahlen konnte/wollte, musste es halt der Absender tun. Viel Geld für nichts.

Ein beneidenswerter Brief, den wohl jeder Sammler gerne hätte!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
doktorstamp Am: 06.07.2012 08:33:33 Gelesen: 4480# 3 @  
@ rostigeschiene [#1]

http://www.mastershausen.de/historische-berichte/57-schicksal-der-auswanderer

Es gibt vielerlei Grunde warum er in das Armenhaus kam. Man braucht nur Schicksal der Auswanderer bei Google einzugeben um weitere Links zu entlarven.

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten war oft aus verschiedenen Gründen für die Auswanderer stark begrenzt.

Der Link oben ist sehr zu empfehlen.

mfG

Nigel
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.