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Thema: Kanada: Kundenorientierte Post
Cantus Am: 11.12.2012 22:29:08 Gelesen: 6943# 1 @  
An deutsches Postgebaren gewöhnt, hat es mich doch gefreut, Ende letzter Woche einen Brief aus Canada zu bekommen, der auf seine Art ein so ganz anderes Mitdenken und auch Entgegenkommen der dortigen Postmitarbeiter dokumentiert. Vorderseitig wurde die Frankatur nicht rechts oben, sondern zur linken Seite hin aufgeklebt und mit einem sauberen Ortsrundstempel vom 3.11.2012 des Ortes Cobble Hill entwertet.

Rechts oben findet sich dann ein mir bisher unbekannter Aufkleber, der offensichtlich amtlichen Charakters zu sein scheint und der den Empfänger des Briefes auffordert, sich auch unbedingt die Briefrückseite anzuschauen. Dort dann finden sich mehrere einwandfreie und unterschiedliche Frankaturen, auch diese mit sauberem Rundstempel entwertet.

Vielleicht könnte es nicht schaden, wenn sich die deutsche Post so etwas als nachahmenswertes Vorbild zu Eigen macht.







Viele Grüße
Ingo
 
Gerhard Am: 12.12.2012 10:55:33 Gelesen: 6903# 2 @  
@ Cantus [#1]

Große Klasse, philatelistisch denkende Postler, so etwas wünsche ich mir auch, haben die in Canada etwa noch Beamte?

Gerhard
 
Rore Am: 12.12.2012 12:13:32 Gelesen: 6886# 3 @  
Hallo Ingo,

über so Briefe freut man sich doch genauso wenn ich etwas aus Neuseeland bekomme. Dagegen die Postler in Deutschland müssen wohl hirnlos sein, wenn schon gestempelte Sachen nochmals durch die Maschine laufen.

Gruß
Rore


 
Göttinger Am: 12.12.2012 12:30:55 Gelesen: 6883# 4 @  
Hallo,

ja, aber dafür lässt sich die Post in Canada ihre Dienstleistungen auch ordentlich bezahlen. Korrekt frankiert mit 1,80! Als ich im Sommer in Canada war und da diese Preise für einen Brief gesehen habe ist mir doch etwas der Unterkiefer runtergefallen. In den USA kostet der Überseebrief lediglich 1,05, und der US-Dollar ist geringfügig weniger wert als der kanadische.

Viele Grüße

Göttinger
 
Richard Am: 19.12.2012 08:06:03 Gelesen: 6811# 5 @  
@ Cantus [#1]

Hallo Ingo,

könnte es nicht auch sein, daß die guten Stempel auf den Absender zurück zu führen sind ? Es könnte sein daß er Philatelist ist, oder daß er Briefmarken oder Künstlerkarten gewerblich vertreibt. Schließlich könnte ihm bekannt sein, daß er es bei Dir mit einem Sammler zu tun hat.

Bei der Südmail hier in Leutkirch klebe ich die Frankatur auch links oben auf, weil rechts oben die verschiedenen Aufkleber übereinander geklebt werden. Es funktioniert und das Standardbriefporto ist zudem noch 25 % unter dem der Deutschen Post.

Schöne Grüsse, Richard
 
Cantus Am: 19.12.2012 11:12:28 Gelesen: 6791# 6 @  
@ Richard [#5]

Hallo Richard,

das Wesentliche an diesem Brief waren nicht die links hingeklebten Marken, sondern der amtliche Aufkleber rechts oben, der es möglich und auch amtlich zugelassen macht, die Frankatur rückseitig anzubringen. Wo der klebt, kann dann natürlich keine Frankatur mehr aufgebracht werden. Wie ich die Deutsche Post kenne, würde die so einen Brief, hier im Postkasten eingeworfen, als unzureichend frankiert ansehen und beim Empfänger Nachporto erheben.

Viele Grüße
Ingo
 
chuck193 Am: 19.12.2012 15:23:31 Gelesen: 6770# 7 @  
@ Cantus [#1]

Hallo Cantus,

bei den Marken handelt es sich um Unitrade 853, 854, und 866 mit 867. Diese Marken stammen aus 1980, und werden oft von Händlern aufgebraucht. Solche Sachen mit alten Marken habe ich auch, von einem Händler in Calgary und Saskatoon. Bei meinem Post Office hier in Armstrong, kann ich meine Briefe auch selber abstempeln.

Schöne Grüsse,
Chuck
 
DL8AAM Am: 27.12.2013 16:04:42 Gelesen: 6209# 8 @  
Hier eine Presseerklärung der kanadischen Post:

http://www.canadapost.ca/cpo/mc/aboutus/news/pr/2013/2013_action_plan.jsf

Da die Post in Kanada wohl sehr gravierende wirtschaftliche Probleme hat, plant sie u.a. die Hauszustellung von Post und Päckchen innerhalb der nächsten fünf Jahre vollständig einzustellen. Auf Grund der Bevölkerungsstruktur (Stichwort "abgelegene Farmen" etc.) bekam sowieso nur noch ein Drittel der kanadischen Bevölkerung Post ins Haus bzw. in den eigenen Briefkasten geliefert, der Rest wird über zentrale "Community mailboxes" ("Gemeindebriefkästen", d.h. in etwa Postfächer) mit Post versorgt. Nun ist vorgesehen, auch für dieses letzte Drittel die direkte Zustellung durch Briefträger einzustellen.

Zusätzlich wird das Porto für den Inlandsstandardbrief von 63c auf 85c (ca. 60 Eurocent) erhöht, wobei der Käufer, der nur eine einzelne Marke für seinen Brief (statt "Sammelkauf größerer Einheiten") erwerben will dafür 1$ (ca. 70 Eurocent) Mindestumsatz-Strafe zahlen muss! Der Verkauf von "PERMANENT Stamps" (d.h. Briefmarken mit Wertangabe "P" statt in Zahlen, die nach dem Kauf für-immer-und-ewig für den Inlandsbrief gültig sind [1]) wird eingestellt [2]. Weiterhin will die kanadische Post sich vom Filialensystem trennen und verstärkt auf Franchiseunternehmungen zur Versorgung ihrer Nochkunden bauen.

Nur zur Information.

Gruß
Thomas

[1]: http://www.canadapost.ca/cpo/mc/personal/productsservices/atoz/permanentstamp.jsf
[2]: http://www.cbc.ca/news/canada/kitchener-waterloo/canada-post-stops-selling-permanent-stamps-1.2461524
 
drmoeller_neuss Am: 27.12.2013 21:38:53 Gelesen: 6181# 9 @  
Diesen Satz finde ich entscheidend und wegweisend für das kanadische Postunternehmen:

Canada Post has a mandate to fund its operations with revenues from the sale of its products and services, rather than become a burden on taxpayers.

Übersetzung: Die kanadische Post hat den Auftrag, sich aus dem Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen zu finanzieren, um nicht dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen.

Und ich finde die Vorschläge nicht dramatisch: Zentrale Postschliessfächer gab es schon vor 40 Jahren in der DDR, weil es die Postzustellung rationalisiert. Im übrigen stellt die Deutsche Post schon seit Jahren in vielen ländlichen Gebieten Pakete und Briefe gemeinsam mit dem gleichen Boten zu. Auch private Postpartner kennen wir seit Jahren aus Deutschland und Österreich. Hier betritt Kanada kein Neuland und kopiert nur das, was sich in anderen Ländern bereits bewährt hat.

Übrigens sind alle seit über 100 Jahren erschienenen Marken noch gültig. Davon können wir in Deutschland nur träumen.

Auch die leidliche Diskussion über die Höhe des Portos muss man differenziert sehen: Geschäftleute bekommen für freigestempelte Post einen Rabatt von etwa 10 cent. Das Porto von 85 cent für Verbraucher mag hoch erscheinen, zumal in vielen Bundesstaaten noch die Verkaufssteuer von etwa zehn Prozent aufgeschlagen wird. Ein Brief kostet dann wirklich fast einen kanadischen Dollar. Allerdings deckt das Porto auch eine Fläche so gross wie Europa ab. Standardbriefe dürfen in Kanada schwerer (bis 30 Gramm) und grösser sein (bis DIN A5). Hier schlägt die Deutsche Post mit 1,45 EUR zu. Über die Masse aller Postsendungen gemittelt, ist das Porto in Kanada damit im Mittelfeld.

Und trotz des Abbaues von 6000 bis 8000 Arbeitsplätzen wird es keine Massenentlassungen bei der kanadischen Post geben, da der Abbau über natürliche Fluktuation erfolgen soll.

Ich finde das Konzept vernünftig, vor allem, wenn man die Herausforderungen der Logistik in Kanada kennt. Die Provinz Nunavut ist sechsmal so gross wie Deutschland, mit einer Einwohnerzahl von einer Kleinstadt und einer Bevölkerungsdichte von gerade einmal einem Bewohner auf hundert Quadratkilometer.
 
spain01 Am: 13.02.2021 00:58:46 Gelesen: 2493# 10 @  
@ Cantus [#1]

Hallo Allerseits,

gestern bekam ich folgenden Brief:



Eine super tolle Frankatur und 1a Sonderstempel! Und er trägt auch den selben Aufklebezettel wie aus [#1]. Ob aber portogerecht, kann ich nicht beurteilen, gehe aber davon aus.

Aber noch besser war der Inhalt: eine postfrische Bund MiNr. 112 I für 4,65€ (plus Nebenkosten).

Gruß
Michael
 
22028 Am: 14.02.2021 11:39:50 Gelesen: 2419# 11 @  
@ Cantus [#1]

So einen Kanada Brief mit dem Flip-Over Label habe ich auch in meiner Grabbelkiste, Frankatur mit jeder Menge der selbstklebenden Marken aus Kanada.


 
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