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Thema: Rohrpostbelege
Das Thema hat 1185 Beiträge:
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Hawoklei (RIP) Am: 18.03.2010 10:09:18 Gelesen: 1389816# 511 @  
@ Concordia CA [#509]
@ muemmel [#510]

Danke an euch beiden für die Beurteilung meines Beleges! Ich habe nicht bemerkt, dass es ein Rohrpostbrief ist. Um so besser!

Meine Frage noch: Habe ich das Porto richtig aufgezeigt und galten Tarife für Normalpost genau so auch für Rohrpost?

Schöne Grüsse
Hans
 
Jürgen Witkowski Am: 18.03.2010 10:27:41 Gelesen: 1389813# 512 @  
@ Hawoklei [#511]

Es handelt sich bei Deinem Brief um eine Rohrpostsendung ohne Verlangen des Absenders. Der Eilbrief wurde mit der Rohrpost befördert, weil das nach Entscheidung eines Postbeamten in diesem Fall die schnellste Beförderungsart war. Daher galten das Porto und die Gebühren für den Eilbrief. Die Rohrpostgebühr wurde daher nicht eingefordert.

Es gibt sogar einfache Postkarten, die auf diese Weise befördert wurden, wenn es vorher, etwa durch vergebliche Zustellversuche, zu Verzögerungen gekommen war. Einige Beispiele dazu findest Du ab Beitrag [#234]

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen

[Die Beiträge 506 bis 510 wurden redaktionell kopiert aus dem Thema 'Deutsches Reich Inflationsbelege]
 
Jürgen Witkowski Am: 05.04.2010 23:07:47 Gelesen: 1388432# 513 @  
Dank eines Hinweises unseres allseits geschätzten Mitgliedes Schmuggler konnte ich unten gezeigten Rohrpost-Beleg erwerben. Er zeigt einen dieser Ausgefertigt-Stempel, über deren Sinngebung und Herkunft in der einschlägigen Literatur keine schlüssigen Theorien zu finden sind.

Der Ausgefertigt-Stempel stammt wohl vom T.A.2 (Börse) und ist vielleicht mit einer dieser elektrischen Zeitstempelapparate aufgebracht worden, wie sie in den Telegrafenämtern auch zur Telegramm-Bearbeitung eingesetzt wurden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen




(Quelle: http://www.zeno.org/Meyers-1905/I/Wm18930d )
 
kauli Am: 06.04.2010 17:54:37 Gelesen: 1388348# 514 @  
Von den "Ausgefertigt" Stempeln kann ich noch weitere verschiedene Ausführungen zeigen.

Hätte auch gerne näheres darüber gewußt, aber wie Concordia schon bemerkt, ist nicht viel drüber zu erfahren.


 
blaujacke Am: 10.04.2010 21:08:47 Gelesen: 1388093# 515 @  
Ich melde mich wieder einmal mit einer Frage an das Forum zu den von Joey in [#366] bereits beschriebenen Ankunftsstempeln ab 01.07.1879: Für welche Uhrzeit stehen die Zahlen 1 - 60 ?

Lt. Joey entspräche die "1" (und so habe ich es auch schon gelesen) dem Zugabgang 07.00 Uhr (vom 01.Okt. bis 31.März = 08.00 Uhr!). In einem Artikel "Vorkommende Stempel der Berliner Rohrpost" von Georg Sprenger, Leiter der Bundesarge "BERLIN", Datum nicht bekannt, heißt es aber: beginnend mit der Nr. 1 (Zeit 7 Uhr 15 Min. früh) bis Nr. 60 (zeit 9 Uhr 45 Min. abends)

Was ist nun richtig? Wer hat eine verlässliche Quelle?

Allen Rohrpostlern ein schönes Wochenende
 
Postgeschichte Am: 10.04.2010 21:28:51 Gelesen: 1388090# 516 @  
@ blaujacke [#515]

Hallo Uwe,

geht man von den Zugabgängen im 15 Minuten-Takt aus, würde es mit den Nummern 1 - 60 passen, wenn der Beginn um 7.00 Uhr und das Ende um 9 Uhr 45 abends gelegen hätte (60 15-Min. Zeiträume). Bei dem von Herrn Sprenger genannten Zeitrahmen von 7 Uhr 15 Min bis 9 Uhr 45 Min. abends, wären es nur die Nummern 1 - 59.

Gruß
Manfred
 
Martinus Am: 10.04.2010 21:47:01 Gelesen: 1388089# 517 @  
Rohrpost - Brief

vom 23.01.1905 aus Berlin gelaufen von Berlin NW 7, 1.20 Uhr zu Berlin SO 16, 1.40 Uhr würde also sagen, der Beleg war 20 Minuten unterwegs? Waren die damals so schnell?





Was hat die 7 auf der Rückseite zu bedeuten?

mfg Martinus
 
Jürgen Witkowski Am: 10.04.2010 22:00:41 Gelesen: 1388085# 518 @  
@ Martinus [#517]

Genau die Schnelligkeit war ja einer der Hauptgründe zur Errichtung des Berliner Rohrpostnetzes! Der Nummernstempel mit der 7 ist ein Botenstempel, wie er auf den meisten Rohrpostbelegen jener Zeit zu finden ist.

Mit besten Sammlergüßen
Jürgen
 
blaujacke Am: 11.04.2010 11:49:30 Gelesen: 1388039# 519 @  
@ Postgeschichte [#516]

Hallo Manfred,

den Fehler bei Sprenger hatte ich übersehen! Aber dennoch: Der Rohrpostbetrieb begann um 07.00 Uhr bzw. 08.00 Uhr im Winter. Ging dann auch sogleich der erste Zug ab oder mußten nicht erst die Büchsen gefüllt werden? Theoretisch wäre somit die erste Fahrt (Zug 1) um 7.15 Uhr denkbar. Zug 60 entspräche dann 22.00 Uhr!

Da im Winterbetrieb Zug 1 eine Stunde später abging, dürfte es übrigens während dieser Zeit keine Stempelabdrucke mit den Zügen 57 bis 60 geben!

Gruß
Uwe
 
Postgeschichte Am: 11.04.2010 12:40:18 Gelesen: 1388033# 520 @  
@ blaujacke [#519]

Hallo Uwe,

die Dienstzeiten der Rohrpostämter und der Beginn des Dienstbetriebes waren festgelegt und sind bekannt. Ausgehend vom Rohrpostamt Nr. 1 (Haupt-Telegraphenamt) wurden täglich in beide Kreise alle 15 Minuten Rohrpostzüge abgesandt. Dabei wurde in Südkreise und Nordkreise unterschieden, mit jeweils unterschiedlichen Abgangszeiten (Stand 1882):

Nach dem Südkreis: Erster Zug 7 bzw. 8 Uhr Morgens; letzter Zug 9 Uhr 5 Minuten Abends

Nach dem Nordkreis: Erster Zug 7 Uhr 10 Minuten, bzw. 8 Uhr 10 Min Morgens; letzter Zug 9 Uhr 10 Min Abends

Die Zeiten sind Abgangszeiten, d.h. die Büchsen waren schon befüllt! Wenn Du die möglichen Zugnummern zuordnen möchtest, mußt Du u.a. die einzelnen Kreise beachten. Des weiteren mußt Du Sonderzüge berücksichtigen, die zum Beispiel während der Börsenzeit innerhalb des normalen viertelstündlichen Absendemodus zusätzlich zwischen den Rohrpostämtern 1 und 9 eingesetzt wurden. Auch zwischen den Rohrpostämtern 4 und 3, 3 und 22, 15 und 12 verkehrten nach Bedarf Extrazüge. Ob diese Extrazüge in die Nummernfolge 1 - 60 einbezogen wurde, ist fraglich. Vielleicht ergeben sich weitere Anhaltspunkte, wenn eine Aufstellung der Belege mit Zugnummern, Stempeln, sowie Absende- und Empfangspostamt vorliegt.

Gruß
Manfred
 
blaujacke Am: 11.04.2010 21:55:37 Gelesen: 1387999# 521 @  
@ Postgeschichte [#520]

Hallo Manfred,

für Deine Aufklärung herzlichen Dank! Damit werde ich in der Beschreibung meiner Belege es wohl künftig unterlassen müssen, die Ankunftsstempel in eine konkrete Zeitangabe um zu deuten; denn - was ich bislang unbeachtet ließ - die Zugnummern der anderen Rohrpostämter beziehen sich ja wohl immer auf die Abgangszeit beim HTA!

Deine Angaben werfen mir zudem neue Fragen auf: 1.) Die Zeiten für den Südkreis ergeben nicht durchgängig einen 15-Minuten-Rhythmus und 2.) für den normalen "Zugbetrieb" in beiden Kreisen kann es gar keine 60 Züge gegeben haben.

Gruß
Uwe
 
Postgeschichte Am: 11.04.2010 22:43:15 Gelesen: 1387994# 522 @  
@ blaujacke [#521]

Hallo Uwe,

ich glaube, daß Dein Ansatz hinsichtlich des 15-Minuten-Rhytmus Dich auf falsche Fährten bringt. Die Abgangs- und Zugangszeiten anhand der Stempel exakt nachweisen zu wollen, stelle ich mir als unmöglich vor. Dann müsste der Abgang unmittelbar nach der Abstempelung erfolgt sein und der Empfang unmittelbar nach dem Eintreffen? Das dürfte in den seltensten Fällen so gelaufen sein.

Die Laufzeiten zu den einzelnen Rohrpostämtern waren ja unterschiedlich. So betrug die Ankunftszeit der Rohrpost vom Rohrpostamt 1 (Haupt-Telegraphenamt) zum Rohrpostamt 7 (Postamt 64 Unter den Linden) 17 Minuten. Wenn Du einen Beleg dieser Strecke hast, kannst Du ja mal anhand des Absendestempels und des Ankunftstempels die Zeit feststellen, die aber mit der reinen Transportzeit nicht übereinstimmen dürfte, oder doch? Die von Joey in #364 aufgezeigten Ankunftzeiten mit römischen Ziffern könnten auf einen 20Minuten-Rhytmus hindeuten. Ich möchte Dich nicht verwirren, nur neue Denkanstöße geben.

1.) Die Zeiten für den Südkreis ergeben nicht durchgängig einen 15-Minuten-Rhythmus

Woraus schließt Du das? Hast Du die Abgangszeiten?

2.) für den normalen "Zugbetrieb" in beiden Kreisen kann es gar keine 60 Züge gegeben haben

Doch, wie ich in meinen Unterlagen gerade feststelle. Ich werde mich nach Studium melden.

Gruß
Manfred
 
philipaachen Am: 17.04.2010 02:23:00 Gelesen: 1387586# 523 @  
Liebe Freunde der Philatelie,

hat jemand an so etwas Interesse?

Gruß
philipaachen

Link von der Redaktion entfernt, Texte und Bilder der Anzeige von der Redaktion ergänzt.

Rohrpostkartusche ca. 20er Jahre, Messing- und Ledereinfassung
Preis: 4.500 EUR VB

Rohrpost aus den 20er Jahren. Es handelt sich hierbei um eine wahre Rarität; vom Museum für Kommunikation Berlin bestätigt, dass es sich um eine Rohrpost-Kartusche aus den 20ern oder früher handelt. Sie ist mit Leder und Messingringen umfasst und funktioniert mechanisch einwandfrei. Sie ist bei Abbrucharbeiten eines Flugplatztowers in den 90ern gefunden worden.
Die Kenner unter Ihnen kennen sicherlich den Wert einer solchen Rarität. Der hohe Preis ist ein Schutz vor meinem Unwissen. Ich freue mich über Ihre Vorschläge.




 
Postgeschichte Am: 17.04.2010 10:12:52 Gelesen: 1387564# 524 @  
Schönes Teil "einer" Rohrpost, zumal das Museum für Kommunikation Berlin nur bestätigt hat, daß es sich um eine Rohrpostkartusche handelt. Ein gut erhaltenes Teil, das muß ich neidlos anerkennen.

Die Kartusche weicht von den mir bekannten Kartuschen der Berliner Rohrpost ab, so daß ich davon ausgehe, daß es sich um ein Teil einer privaten Rohrpost handelt. Diese Vermutung wird auch durch den Fundort der Kartusche bestärkt. Mir ist nicht bekannt, daß der Flugplatz an das Rohrpostnetz angeschlossen war (muß auch ein alter Flugplatz mit Speicher gewesen sein). Außerdem waren m.W. die Büchsen nummeriert.

Damit die Bilder zumindest erhalten bleiben, wäre es nett, wenn sie jemand hier einstellen könnte.

Gruß
Manfred
 
Jürgen Witkowski Am: 17.04.2010 12:15:16 Gelesen: 1387547# 525 @  
@ philipaachen

Es wäre interessant, zu wissen, in welcher Stadt der im Angebot erwähnte Flughafen-Tower sich befunden hat.

Um es etwas anschaulicher zu machen, worum es sich handelt, habe ich in ein Bild aus deinem Angebot ein Foto einer Rohrpostbüchse aus dem Berliner Haupttelegrafenamt (HTA) hineinkopiert. Es zeigt eine Rohrpostbüchse, wie sie dort bis zum Schluß verwendet wurde.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
cartaphilos Am: 17.05.2010 19:56:12 Gelesen: 1385151# 526 @  
Guten Abend,

schön, daß einmal die Behältnisse selbst zum Thema werden, mit denen unsere so schönen Belege - hoffentlich - transportiert wurden. Die Büchse aus dem Flughafenturm XYZ gehört zum Thema "Hausrohrpost", das auch in der technischen Literatur entsprechend separat behandelt wird, und in der Regel mit den postalischen Verfahren und Notwendigkeiten nichts zu tun hat. Interessanter sind die Originalbüchsen, die bei der Post selbst zum Einsatz kamen. Diese wurden von den verschiedenen Firmen, die an der Entwicklung der Rohrpost beteiligt waren, konstruiert und gebaut. Allen voran Siemens in Berlin, dann Carl August Schmidt & Söhne in Hamburg, Zwietusch in Berlin und schließlich Mixt & Genest in Berlin-Schöneberg.

Diese Firma wurde in den 1950er Jahren nach Umzug nach Stuttgart aufgekauft und im Jahre 1958 in die SEL umgewandelt. Als solche baute und modernisierte sie weiter Rohrpostanlagen und eben auch die dazughörigen Büchsen. Dies geschah auch noch zu einer Zeit, als in München und West-Berlin die Stadtrohrpost längst nicht mehr für den Publikumsverkehr zur Verfügung stand. Jedoch blieb ein Teil des Berliner Rohrpostnetzes weiterhin in öffentlichem Betrieb, nämlich die Rohrpost in Ost-Berlin. Für diese baute die SEL weiterhin Rohrpostbüchsen. Mindestens ein Exemplar ist erhalten geblieben und hat die Wende überlebt.



An der Büchse links erkennt man die Ringeinstellungen, mit denen die von der Büchse selbst bewirkte automatische Weichenstellung innerhalb des Netzes der Stadtrohrpost bis zum Zielort ausgelöst wurde. Die Ringeinstellungen stehen für bestimmte Stromkreiskombinationen im Kopf der Büchse selbst, die dem System beim Einschleusen der Röhre in das Netz übermittelt werden und dann zu entsprechenden Weichenstellungen führen. Diese Büchse war nach Auskunft der Vorbesitzers noch bis mindestens 1989 im Einsatz und zwar im Postamt 1020 Berlin (Alexanderplatz). Von dort aus gab es postinterne Verbindungen zum PA 1017 Berlin sowie diverse Hauspostanschlüsse in Richtung der DDR-Ministerien sowie der Berliner Zeitung am Alexanderplatz und dem Neuen Deutschland in der Straße der Pariser Commune (1017 Berlin). In der Seitenansicht der Büchse kann man sehr schön das von dem Graphiker Anton Stankowski zu Beginn der 1960er Jahre gestaltete Logo der Firma SEL erkennen.



Was so ein Stück wert ist? Keine Ahnung? Bei ebay habe ich 6 Euronen dafür bezahlt - froi froi froi ;-) -, was wohl nicht zu teuer ist und genau 4494 Euronen unter dem Schutzpreis für die nichtpostalische Flughafenbüchse liegt.

Viele Grüße an die Rohrpostarchäologen und an alle pneumaticos
 
DerLu Am: 30.05.2010 17:18:45 Gelesen: 1383057# 527 @  
Ich möchte das Thema mal wieder hervorholen und einen Beleg, verbunden mit einer Frage, vorstellen: eine Postkarte gelaufen als Postsache am 14.10. 1919 vom Paketpostamt N3 zum Postamt SO 26. Es handelt sich um eine vorgedruckte Postkarte auf deren Rückseite sich ein Formulartext befindet. Mit ihm wurden anscheinend Angestellte kurzfristig zum Dienst bestellt ("Sie wollen sich am … zur Dienstleistung in der Ankunftspackkammer hier einfinden. Sämtliche Führungszeugnisse sind mitzubringen. Tagegeld 3 M 30 Pf."). In diesem Fall sind aber große Teile des Textes durchgestrichen (bemerkenswert: auch das Attribut "Kaiserliches" des Paketpostamtes, schließlich gab es den Kaiser schon seit fast einem Jahr nicht mehr) und es wird darin ein Postbote am nächsten Tag zur Verhandlung geladen.



Meine Frage: kennt jemand noch weitere dieser Rohrpostkarten mit Formulartexten von Seiten der Post (ich meine nicht die Karten verschiedener Berliner Zeitungen mit Wahlergebnissen), und kann sie hier vorstellen ?

Mit besten Sammlergrüßen

Ludger
 
blaujacke Am: 31.05.2010 22:02:13 Gelesen: 1382725# 528 @  
@ DerLu [#527]

Hallo Ludger,

schön mal wieder einen Rohrpostler zu erleben! Ich kann Dir nachstehend einen gleichen Beleg vom 20.12.1918, ebenfalls adressiert an Herrn Türk, zeigen. Das Paketpostamt hatte für diese Mitteilungen sicherlich großen Bedarf. So gab es denn nach Kriegsende eben noch Restbestände. Auf meinem Beleg ist das Kaiserreich sowohl im Text als auch im Dienststempel noch existent!



Für vergleichbare Zwecke wurden aber auch einfache Postkarten-Formulare verwendet, wie nachstehend von der Postverzollungsstelle 4 gezeigt.



Aber auch die Postamts-Zeitungsstelle hatte Formulare, die per Rohrpost zur Verwendung kamen.



Es grüßt
Uwe
 
DerLu Am: 01.06.2010 07:07:16 Gelesen: 1382698# 529 @  
@ blaujacke [#528]

Danke für deine Belege, dein erster Beleg scheint ja der/ein Vorgänger meines Beleges zu sein (gleiche Formularnummer, geringfügig anderer Text / Satz).

Etwas off-topic: Wg. dem "Kaiserlichen" : Bei deinem Beleg war der Kaiser ja gerade erst seit einem Monat im Exil und die Republik noch nicht richtig etabliert.

Nur: Warum sind 10 Pfennig verklebt ? Die Karte ist doch eindeutig als Postsache deklariert, und muste daher nicht frankiert werden ?

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 17.06.2010 07:25:31 Gelesen: 1380141# 530 @  
Es gibt etwas zum Thema Ortstarif für Berliner Rohrpostsendungen von und nach außerhalb Berlins zu vermelden.

Bei ebay wurde eine RP 25 mit bemerkenswerter Adressierung verkauft: Empfänger ist ein SS-Scharführer, der nicht in Berlin, sondern im noblen Villenvorort von Berlin-Zehlendorf, in Klein-Machnow lebte. Die Karte ist ohne Zusatzfrankatur, aber auch ohne Taxierung in einen Ort außerhalb Berlins transportiert und dort auch zugestellt worden.



Die Karte wurde am 13. April 1937 zum Spätschalter des Postamtes Berlin SW 11 gebracht und dort mit Minutenstempel 21.10 Uhr versehen. Von dort ging die Karte weiter Richtung Norden nach Berlin W 9 zum Anschluß an das Fahrrohr Richtung Zehlendorf erhielt dort den Ankunfststempel um 21.30 Uhr. W 35, W 57, Schöneberg 1, Friedenau, Steglitz, Lichterfeld, Zehlendorf 1. Ob dir Karte noch den letzten Rohrpostanschluß ereichte und vor 22 Uhr in Berlin-Zehlendorf ankam oder nicht, kann aufgrund der postalischen Merkmale auf der Karte nicht erkannt werden. Im Zuständigkeitsbereich des Postamtes Zehlendorf - genauer des Amtes Zehlendorf 4 - lag nun auch Klein-Machnow. Dieser Ort gehörte zu den wenigen außerhalb Berlins gelegenen Orten, die jedoch postalisch von Berlin aus versorgt wurden. Daher gehört er auch zum Zustellgebiet Berlin und es war der Tarif für Ortssendungen anzuwenden. Dies galt nun auch für die Beförderung per Rohrpost, wobei nicht klar ist, ob diese Karte noch per Rohrpost oder schon mit einem anderen Mittel nach Berlin-Zehlendorf 1 befördert wurde. Dort erhält sie einen Ankunftsstempel (Stunde 24), was bedeutet, daß sie von der dort nachts arbeitenden Telegrammzustellung in Empfang genommen wurde. Ob sie noch nachts in die Zustellung gelangte, kann man nicht ermesen werden. In jedem Fall war hier alles getan worden, um die Karte zum Ortsportotarif so schnell wie möglich an den Empfänger außerhalb Berlins zu bringen. Klein-Machnow wurde nach dem zweiten Weltkrieg noch einige Jahre von Zehlendorf 4 versorgt, obwohl es in der Sowjetischen Besatzungszone lag, bis es dann im Laufe des Jahres 1949 definitiv aus dem Zuständigkeitsbereich berliner Postämter ausgegliedert wurde. Bis dahin düfte aber sioher auch die Möglochkeit bestanden haben, Sendungen nach Berlin - also auch Rohrpost-Sendungen - in Klein-Machnow zum Ortstarif aufzugeben.

Während Klein-Machnow über viele Jahre postalísch Berlin zugeordnet war, gibt es auch einen Ort, der postalisch nur für ganz kurze Zeit dem berliner Zuständigkeitsbereich zugeschlagen wurde: Döberitz im Westen von Berlin, wo das Olympische Dorf für die männlichen Teilnehmer der Spiele eingerichtet war. Döberitz wurde für die Zeit der Olympischen Sommerspiele 1936 dem Ortsbezirk Berlin zugeschlagen, so daß es möglich war, Sendungen nach Berlin zum Ortstarif aufzugeben. Der Stempel gibt jedoch nicht den Ortsnamen Döberitz wieder, sondern liest "Berlin Olympisches Dorf". In Wirklichkeit bezeichnet dieser Stempel also einen Postort außerhalb Berlins. Folgerichtig konnten auch Sendungen per Rohrpost zum Ortstarif zum Versand kommen. Davon sind nur wenige bekannt. Nachfolgender Beleg zeigt eine Frankatur zu 58 Pf mit Olympiamarken auf dem Umschlag des Olympischen Dorfes. Er ist am 13. August 1936 12.20 Uhr in Berlin-Charlottenburg 2 der Rohrpost übergeben worden



und über die Stationen HTA, C 2, C 25 und C 27 um 13.20 Uhr am Postamt Berlin O 17 angekommen.



Von dort ist der Weitertransport nach Berlin SO 16 mit der Eilzustellung erfolgt. Zwar verfügte das PA SO 16 auch über einen Rohrpostanschluß, aber über keine eigenen Eilzustellung, sonst wäre der Brief über C 27 Richtung SO 36 über SO 16 abgeleitet worden.
Die Angaben der Uhrzeit lassen eine letzte Frage stellen; weshalb war der Brief von Charlottenburg 2 nach O 17 etwa 50 Minuten unterwegs? Die Beschriftung legt nahe, daß das richtige Bestimmungspostamt S0 16 erst nachträglich auf dem Brief vermerkt worden ist, denn es handelt sich um eine andere Tinte. Da der Brief in Charlottenburg 2 nicht ohne Bestimmungspostamt in die richtige Richtung geschickt vwerden konnte, war hier also Nachbearbeitung erforderlich. Es sieht jedenfalls so aus, oder?

fragt freundlich alle Rohrpostspezialisten grüßend

telosgraphein007
 
AhdenAirport Am: 17.06.2010 17:58:35 Gelesen: 1379963# 531 @  
@ telosgraphein007 [#530]

Meine Interpretation der Karte ist, dass sie nur bis W 9 (= Potsdamer Bahnhof) per Rohrpost gelaufen ist, deutlich durch Leitvermerk und Ankunftstempel. Ab W 9 dürfte sie per Zug nach Zehlendorf befördert worden sein, Zehlendorf 1 erhielt nach meinen Informationen erst 1939 einen Rohrpostanschluss.

Grüße aus Berlin,
joey
 
muemmel Am: 17.06.2010 22:04:15 Gelesen: 1379957# 532 @  
"Rohrpost" ist zwar nicht meine Kampfstätte, aber es ist schon toll, was hier zu dem Thema so vorgestellt wird. Wollte ich nur mal so gesagt haben.

Ich suche immer noch einen Rohrpostbeleg mit Rosettenmarke(n).

Schönen Gruß
Harald
 
cartaphilos Am: 18.06.2010 07:06:59 Gelesen: 1379867# 533 @  
@ joey [#531]

Danke joey für die Informationen.

Dem muß einmal nachgegangen werden: Wann wurden die beteiligten Postämter an die Rohrpost angeschlossen? W 35, W 57, Schöneberg 1, Friedenau und Steglitz schon viel früher, weil es frühere Belege aus Steglitz gibt. Nach Hueske sind die Rohrpostlinien nach Lichtenrade und Zehlendorf erst 1939 in Planung genommen, aber niemals vor 1945 fertiggestellt worden. Aber wie hat der Transport von W 9 oder von Steglitz aus nach Zehlendorf dann stattgefunden? Von W 9 per Rohrpost nach Steglitz wäre wegen des Erreichens von Steglitz vor Rohrpostschluß um 22.00 Uhr noch möglich gewesen. Von dort wäre es dann weitergegangen nach Zehlendorf 1 und die Sendung wäre dort in Stunde 24, also irgendwann zwischen 23.00 und 24.00 Uhr dort angekommen und zur Zustellung nach Klein-Machnow gebracht worden. Natürlich ist ein analoges Vorgehen, nur jetzt ohne Ableitung per Rohrpost nach Steglitz, denkbar, wenn die Sendung von W 9 aus nach Zehlendorf transportiert worden wäre, doch die Ableitung per Rohrpost nach Steglitz erscheint mir am wahrscheinlichsten. Aber: warum trägt die Sendung dann keinen Stempel aus Steglitz, fragt

alle pneumaticos freundlich grüßend

telosgraphein007
 
DerLu Am: 18.06.2010 09:35:48 Gelesen: 1379841# 534 @  
Hallo,

wahrscheinlich war bereits bei der Aufgabe am PA SW 11 klar ( oder unsicher ) dass die Karte bis zum Rohrpostschluß sein Ziel nicht erreichen würde. Zu diesem Zeitpunkt war wahrscheinlich die Weiterleitung zum Potsdamer Bahnhof und von dort Weiterbeförderung mit dem Zug die schnellste Beförderungsvariante.

Die Postämter W35, W57, Schöneberg1, Friedenau und Steglitz sind bereits vor dem 1. Weltkrieg an das Rohrpostnetz angeschlossen worden:
W35 1887
W 57 1901
Schöneberg 1 1894 ( 1895 ? )
Friedenau 1 1907
Steglitz 1 1913

Zu deinem zweiten Beleg aus dem Olympischen Dorf:

Die Adresse ist eindeutig mit zwei unterschiedlichen Stiften geschrieben worden, mir scheint aber mit ein und der selben Schrift. Auch ist die Adresse die mit dem ersten Stift geschrieben wurde unvollständig : "im Verlag der", und dann erst mit neuem Stift "D.A.F. Abtl Druck." Die Absender hat die Adresse m.M. nach in zwei "Durchgängen" geschrieben. Ein Postbeamter hätte einfach nur das Zustellpostamt ergänzt, mehr nicht ( er hätte ja auch nicht gewusst in welcher Abteilung der Adressat arbeitet ). Die Adresse lag, zu mindesten früher einmal, im Zustellbereich des Postamtes SO 16. Eventuell ist der Brief wg. technischer Probleme ( Leitungsstörung. o.ä. ) nach O 17 geleitet worden.

Gruß

Ludger
 
cartaphilos Am: 21.06.2010 08:49:23 Gelesen: 1378475# 535 @  
Hallo Ludger [#532],

danke für Diskussion und Anregung, die mich noch einmal zu vertieftem Studium der Unterlagen und Nachdenken über die Verhältnisse veranlaßt haben.

Zum ersten Beleg ist es klar, daß nur die Ableitung über W 9 sinnvoll war, denn nur über dieses RPA konnte der Anschluß nach Steglitz erreicht werden. Mir scheint, daß die Zeit noch ausreichend gewesen sein dürfte, die Sendung vor Rohrpostschluß (22.02 Uhr für Steglitz) bis Steglitz durchzubekommen. Von W 9 bis Steglitz ist nach Rohrpostfahrplan folgende Fahrtzeit anzusetzen:

W 9 - 2 min. - W 35 - 2 min. - W 57 - 3 min. - Schöneberg 1 - 3 min. - Friedenau - 3 min - Steglitz

Es ergibt sich eine Gesamtfahrtdauer auf dieser automatisierten Schnellrohrpostlinie von 13 Minuten.

Da auf der Schnellrohrpostlinie HTA - Steglitz im 5-Minutentakt gefahren wurde, käme auf diese Weise selbst eine Rohrpostsendung, die mit dem Zug um 21.45 Uhr abgesendet würde, noch vier Minuten vor Rohrpostschluß in Steglitz an. Da die vorliegende Sendung um 21.30 in W 9 bearbeitet wurde, ist es sehr wahrscheinlich, daß sie noch einen der vier Rohrpostzüge (21.30, 21.35, 21.40, 21.45) oder gar den letzten Richtung Steglitz um 21.50 Uhr erreichte, der laut Rohrpostfahrplan um 22.02 Uhr dort ankam. Nach den technischen Daten und den Fahrplänen stand also einem rechtzeitigen Erreichen von Steglitz per Rohrpost nichts im Wege.

Wie es dann von dort aus weiterging, kann man nur erahnen: mit dem Krad, mit dem Auto, gar mit dem Postbeutel auf der Wannseebahn, einer Teillinie der Berliner S-Bahn (gab es diese Beförderungsart überhaupt vor dem Postschnelldienst von 1949?)

Beim zweiten Beleg stellt sich die Frage, wo sich die zuständige Eilzustellung befand, denn nicht jedes Postamt verfügte auch über eine Eilzustellung. Außerdem ist es fraglich, ob ein so großer Postkunde wie der Verlag der sogenannten DAF nicht Selbstabholer war, der mehrfach am Tag die eingehende Post abholte, und die Selbstabholung auch Eilsendungen betraf. Wir wissen nicht, wie im Jahre 1936 das Reglement zwischen der Reichspost und dem Verlag war. Aus eigener Beobachtung kann ich jedoch sagen, daß noch bis in den Beginn der 1990er Jahre hinein Selbstabholer aus den in dieser Region Berlins zahlreich angesiedelten Verlagen auch aus anderen, entfernteren Zustellbereichen ihre Post an den Paketschalter des Postamts O 17 (in der DDR dann 1017 Berlin) brachten, denn dies war der Schalter für Massenauflieferungen und ZKD-Sendungen, und von dort auch abholten. Warum dies so war, kann man einfach erklären: Die im Verlagswesen für das Hin- und Hersenden von Druckplatten und Korrekturfahnen so wichtigen Bahnhofssendungen wurden über O 17 eingeliefert und dort, so wie es laut Ordnung für die Bahnhofssendungen vorgesehen war, vom Empfänger auch abgeholt. Weshalb O 17 und kein anderes Amt? O 17 war das Bahnpostamt mit eigenem Postbahnhof direkt am Ostbahnhof gelegen, hier kam die kiloschwere Post für die Verlage per Bahn an.

Kann man aus den Verhältnissen von 1990 auf die von 1936 schließen? Ja und nein: Politisch war alles anders geworden, doch in den Verfahren der Post gibt es eine unglaubliche Beständigkeit: was sich einmal als funktional erwiesen hat, wird so schnell nicht geändert.

Es waren also - so ist mit einiger Berechtigung anzunehmen - regelmäßig Boten der Verlage in Richtung O 17 unterwegs, um dort Postgeschäfte zu erledigen. Ist das eine Erklärung für die Ableitung der Rohrpost-Eilboten-Sendung aus dem Olympischen Dorf nach 0 17 anstelle von SO 16? Denn wenn wir nicht den dargelegten Umstand oder eine Rohrpoststörung annehmen, dann hätte die Sendung über O 27 nach SO 16 abgeleitet werden müssen, wenn dies ein Zustellamt mit Eilzustellung gewesen wäre.

einen schönen Tag noch
wünscht
telosgraphein007
 

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