Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: (?) (1180) Rohrpostbelege
Das Thema hat 1184 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2 3 4 5   6   7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 26 36 46 48 oder alle Beiträge zeigen
 
Stempelwolf Am: 31.07.2008 21:16:17 Gelesen: 1411603# 110 @  
Ordne ich diesen Beleg jetzt unter Nachbarortsverkehr oder Stadtteilortsverkehr ein?


 
Schmuggler Am: 01.08.2008 12:13:16 Gelesen: 1411590# 111 @  
@ Stempelwolf [#110]

Ist eine gute Frage! :-))

Letztendlich sollte der Besitzer dies nach seiner Seh- und Sammelweise entscheiden, da in der Briefpost eine Postkarte 2 Pfennig Porto im Orts- und Nachbarortsverkehr gekostet hätte.

In der Rohrpost dagegen kostete die Karte 25 Pfennig Rohrpostgebühr, denn Charlottenburg und Berlin lagen beide im Rohrpostbezirk.

Der Unterschied in Preis und Dringlichkeit liegt in der Eilbestellung der Rohrpostkarte.

Daher noch einen theoretischen Schritt weiter: Hätte der Absender eine Postkarte zu 2 Pfennig Porto mit plus 25 Pfennig Eilbestellung versehen, wäre die Karte zu 99%iger Wahrscheinlichkeit sowieso per Rohrpost "beschleunigt befördert" worden - und die Bestellung wäre auch per Eilboten ausgeführt worden.

Zusammenfassend:

Hat der Sammler eine Briefpostsammlung - gehört der Beleg in das Thema "Nachbar-Ortsverkehr", welcher sich dann aber besser mit 2 Pfennig Porto (statt 5 Pfennig) darstellen lässt. Aus der Sehweise der Rohrpostsammler stellt sich die Frage nicht, da beide Postorte "im Rohrpostbezirk" lagen. Dort wäre der Begriff "Nachbar-Ortsverkehr" erst bei einem Ergänzungsporto von 2 Pfennig neben der Rohrpostgebühr verwendet worden, ergo " außerhalb des Rohrpostbezirks".

War eine gute Frage! :-))
 
Schmuggler Am: 07.08.2008 16:50:53 Gelesen: 1411418# 112 @  
Der "offizielle" Teil über die Geschichte der Rohrpost geht etwas weiter.

Zur Erinnerung.

Am 1.10.1920 vereinigten sich die Stadt Berlin und sehr viele (nicht alle!) bisherigen Vororte zu einer neuen Stadt: Groß-Berlin. Eine der angenehmen Seiten: Ganz Groß-Berlin wurde 1 Bestellbezirk für die Brief- und Rohrpost. So gab es den bisherigen Nachbar-Ortsverkehr nicht mehr und die Kenntnisse warum ein Porto zu einer Rohrpostgebühr hinzu frankiert werden musste, entfallen.

Andererseits steigen die Gebühren parallel zur beginnenden Inflation, so daß "schöne-Frankaturen-Sammler" ein Sammlungsproblem bekommen.



Ganzsache der Briefpost zu 7 1/2 Pfennig mit Ergänzungsfrankatur für die Rohrpostbeförderung in Groß-Berlin am 22.1.1921.



Eine der ganz wenigen frankierten Sendungen mit einer HAN, welche theoretisch(!) bereits ab 1902 möglich sein könnte.



4x 35 Pfennig Rohrpostgebühr am 19.1.1921 für einen Brief.



4x 50 Pfennig Rohrpostgebühr am 24.4.1921 für eine Karte ...



... und die ersten Dienstbriefe per Rohrpostbeförderung, frankiert mit einer Zähldienstmarke, kommen in Gebrauch - fast 1 Jahr nach deren Zulassung.

Eine zu dieser Zeit ganz ungewöhnliche, ruhige und schöne Frankatur kann ich dem Leser dennoch zeigen:



und



Dem "Verkehrpublikum" wird im Oktober 1921 mitgeteilt, dass eine neue Rohrpost-Ganzsachenkarte und Ganzsachenumschlag in Vorbereitung ist und "demnächst" käuflich zu erwerben ist. Sie sind aber zunächst nur am Schalter für Sammlermarken erhältlich.

Die z. Zt. früheste Verwendung solch einer Ganzsachenkarte mit "Diamant-Wertstempel" ist vom 4.11, der Ganzsachenumschlag vom 29.11.1921.





Die seltenste Einzelfrankatur (EF) bleibt aber während dieser Zeit diese Darstellung - sie hat "nur nicht" den gleichen Liebhaberwert, obwohl sie viiiiel seltener ist:



Zum 1.1.1921 war alles Gesagte aber wieder vorbei - die neue Porto- und Gebührenberechnung wurde gültig.
 
Schmuggler Am: 07.08.2008 18:11:35 Gelesen: 1411411# 113 @  
Im Jahr 1922 bleibt im Wesentlichen alles ähnlich wie 1921: Die Frankaturen werden immer "bunter" und der Aufbrauch vergangener Gebührenperioden ist im Vordergrund.



Die Gebührenperioden werden immer kürzer





Hier ist die Briefpostkarte mit Ergänzungfrankatur bereits mit "Papierzuschlag".

Hier im Aufbrauch noch ohne:



Trotz optischer Veränderungen blieb die Rohrpostgebühr nach Beendigung der Reichsabgabe im Prinzip identisch.

Erstmals im November 1922 erfolgte die Berechnung der Rohrpostgebühr nach völlig anderen Gegebenheiten/Strukturen wie seit 1876 - aber sie blieb dennoch weiterhin eine "unteilbare Gebühr". Die neue Berechnung lautete:

1. das vergleichbare Porto für die Sendung im Orts- oder Fernverkehr
plus
2. die Eilbestell gebühr nach den Tarifen (= Stadt oder Land)
plus3. das vergleichbare Porto für die Sendung im Ortsverkehr.

Diese 3 Faktoren bildeten ab 11/1922 das Grundgerüst für die neue Rohrpostgebühr, welche sich nach der Währungsreform optisch in der "seltsamen" Rohrpostgebühr von 36 Pfennig für die Rohrpostkarte (3+30+3) widerspiegelte - optisch "verzerrt" während der Inflation.



















Rohrpostbrief vom 30.11.1923, die Marken sind 4fach aufgewertet.

Soweit die SEHR kurze, allgemeine Informationen zum Thema Rohrpost zwischen dem 1.10.1920 bis zur Währungsreform. Die Nuancierungen während dieser Zeit sind auf Grund der schnellen Gebührenperioden und Markenausgaben so enorm, dass eine detaillierte Darstellung hier nicht gezeigt werden kann. Der Spezialist lächelt fein.

U. a. wurden kein Wort und kein Beleg zum Thema "Beförderung per Straßenbahn", "Beförderung per Luftpost" oder mit einer "Land-Eilbestellung", "mit Rohrpost ins Ausland" beschrieben oder gezeigt - DAS ist aber erst das Salz in der (Rohrpost-) Suppe - nicht das katalogisierte Wissen und Ablesen.

Wie sehen uns ab dem 1.12.1923 wieder?

:-))
 
Jürgen Witkowski Am: 09.08.2008 21:59:50 Gelesen: 1411341# 114 @  
@ Schmuggler [#113]

Kompliment für Deine exzellente Darstellung des Themas Rohrpost zu der vom Porto her gesehen sehr komplizierten und spannenden Inflationszeit.

Ich hoffe, Du siehst es mir nach, wenn ich die Zeit mit meinem Beleg noch einmal in das Jahr 1891 zurück drehe.

Dieser eigenartig gefaltene Rohrpost-Brief, MiNr. RU 2, ist tatsächlich so transportiert worden, wie die auf den Faltungen übergehenden Stempel auf der Rückseite beweisen.

Adressiert wurde der Brief

An
die Annahmestelle des Haupt Tele-
graphen Amtes für Zeitung Magdeburg
Französ. Strasse


Aufgabestempel: BERLIN,C. *T.A.2* 21 IV 91 - 3- V


Die Rückseite zeigt gleich 3 verschiedene Stempel:

Kreisstegstempel
BERLIN,W. H.T.A. (R1)* 21 IV 91 * 3 15 N als "normaler" Eingangsstempel

Blauer, zweizeiliger Maschinenstempel als weiterer Eingangsstempel
1891 H.T.A.
21 APR. 3 17

Einzeiliger Rechteckstempel als "Ausgefertigt-Stempel"
21/4.91 * 3. 21 N.

Du hast in Beitrag [#66] etwas zu den Stempeln geschrieben und in den Beiträgen [#77] bis 80 etwas zu den Telegrafenämtern. Trotzdem erschliesst sich mir nicht der Sinn von gleich 3 Stempeln innerhalb von 6 Minuten auf der Rückseite. Für einen Briefträgerstempel bestand keine Veranlassung, da der Brief ja augenscheinlich innerhalb des HTA verblieb. Das wäre dann unter Einbeziehung der Vorderseite Stempel Nr. 5 gewesen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 15.08.2008 18:35:55 Gelesen: 1411230# 115 @  
@ Concordia CA [#114]

Zurück aus HH und gleich zur Sache:

Der RU 2 wurde, entgegen der katalogisierten und gerne wiederholten Ausrede-Notiz, sehr wohl auch bei diesem Format falten- und knitterfrei befördert. :-))

Was immer der Inhalt gewesen sein mag, den das TA 2 hat die Marke entwertet, eine "Depesche" war es nicht.

Die Anschrift ist interessant; demnach gab es nicht nur eine "allgemeine" Telegrammannahme, sondern auch einen speziellen Bearbeiter für Telegramme aus Berlin an Zeitungen - hier Magdeburg.

Die Uhrzeiten in den Stempeln dürfen nicht ganz soooo ernst genommen werden, auch wenn diese in den wenigen Ausstellungssammlungen meist sehr liebevoll beschrieben werden: Es gibt eine interne Notiz von 1890, in welcher die Rohrpostbeamten "nochmals" darauf hingewiesen wurden, dass die in den Stempeln gezeigten Uhrzeiten (modern formuliert) " bis zu 10 Minuten" Toleranz aufweisen können. 1903 wurde diese Handhabung in der Rohrpost Betriebs-Ordnung (RBO) offiziell manifestiert.

Apropos: ALLE von Dir gezeigten Stempel sind in diesem Fall 1891 bereits mit Minutenangabe! Der Rahmenstempel mit der Inschrift "Ausgefertigt" wurde bereits 1880 eingesetzt - und hatte von Beginn an eine Minutenzeit, also grob 8 Jahre Jahre VOR der allgemeinen Rohrpost Minuten-Zeitangabe. Der gezeigte Doppelstempel vom HTA (blau) wird berechtigterweise z. Zt. als "Stempel der Postautomation" intern diskutiert, da man an einigen Belegstücken die automatische Zeitverstellung deutlich sehen kann: Die eine Minute entschwindet schon nach oben, die andere dreht sich noch von unten hoch. Siehe dazu auch das Posting #40 (Bild 4) und Posting #66 (Bild 2).

Im Telegramm- und Börsenwesen spielte die Zeit bereits damals eine sehr wichtige Rolle: Minuten konnten über Gewinn oder Verlust entscheiden. DAS war ja auch einer der wesentlichen Gründe in aller Welt für die Schaffung der Rohrpost! Die "Post", die wir heute sammeln, spielte eine ganz untergeordnete Rolle.
Dazu einige Zahlen, welche ich soeben im "Geschäftsbericht der Reichspost" von 1924 gefunden habe:

Berlin beförderte 1923 insgesamt 9,6 Millionen Rohrpostsendungen. Davon waren 2,5 Mill. "Briefe und Karten", der bescheidene "Rest" Telegramme .... (In der Briefpost wäre das Gesamtvolumen nicht einmal 1 Woche! ....)

München: 10.000 "Briefe und Karten" und 1.6 Millionen Telegramme.

Zusammenfassend: In Berlin betrug 1923 das gewöhnliche Rohrpostaufkommen ca. 30% aller Rohrpostsendungen, in München zu gleichen Zeit sogar nur ca. 7%. Wenn man dann noch die "automatischen" Rohrpostbeförderungen je nach Zeit abzieht, also die Flug-, Zeppelin-, Behörden- und Eilpost, verbleibt nicht mehr soooo viel "echte" frankierte Rohrpost aus Sicht eines Markensammlers :-(( und bestimmte Dinge sind und bleiben dann eben schlicht sauselten. Nur WAS das ist, das entscheidet das Wissen, Sammelverhalten und die Sehweise des Sammlers. :-))
 
Jürgen Witkowski Am: 15.08.2008 19:40:50 Gelesen: 1411225# 116 @  
@ Schmuggler [#115]

Toll, dass Du Dich sofort nach der Rückkehr mit der Rohrpost auf Philaseiten beschäftigst.

Ich habe noch einen weiteren Rohrpost-Brief an die selbe Adresse, des genau so seltsam gefalten befördert wurde.

Adressiert wurde der Brief

An die Annahmestelle
des Haupttelegraphenamtes für
Zeitung Magdeburg
Französischestr


Aufgabestempel: BERLIN,C. *T.A.2* 10 VII 91 * 3 N


Die Rückseite zeigt 2 verschiedene Stempel:

Kreisstegstempel
BERLIN,W. H.T.A. (R1) 10 VII 91 * 3 15 N als "normaler" Eingangsstempel

Blauer, zweizeiliger Maschinenstempel als weiterer Eingangsstempel
1891 H.T.
10 JUL. 3

Beide Stempel unterscheiden sich in einigen Merkmalen deutlich von den in [#114] gezeigten Exemplaren. Bei dem Maschinenstempel scheint der rechte Teil zu hoch justiert gewesen zu sein, da dieser Bereich nur schemenhaft zu erkennen ist. Das "A." von H.T.A. und die Minutenangabe fehlen. Der Rechteckrahmenstempel ist auf diesem Beleg nicht abgeschlagen worden.

Es deutet darauf hin, dass an mehreren Arbeitsplätzen Bearbeiter für Telegramme aus Berlin an Zeitungen gab.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 20.08.2008 19:49:41 Gelesen: 1411138# 117 @  
@ Concordia CA [#116]

Die beiden gezeigten Maschinenstempeltypen weichen untereinander eindeutig ab (und waren auch mir bisher nicht bekannt). Möglicherweise wurden die Verstellräder und Stempel laut #114 überholt oder neu gefertigt und der aus #113 gezeigte Stempeltyp als Übergangslösung bis zur Fertigstellung provisorisch eingesetzt - der Stempel laut Posting #114 ist der typische.

Verwirrenderweise kommt bei der letzten Abb. erschwerend hinzu, dass die rechten äusseren Angaben fehlen, sei es wegen dem Untergrund/Inhalt (Faltung!?) oder das rechts aussen, drehende Verstellrad hat versagt.

Wie bereits gesagt: Wissen tun wir zu diesem Stempeltyp herzlich wenig - dies sind erst die 1. Schritte zur Verständigung: Die Rohrpost ist ja sooooo langweilig, oder?! :-))

Bei der Gelegenheit möchte ich auch einen weiteren Stempel mit einigen ? von 1921 vorstellen:



Deutlich sieht man, dass oben neben "Berlin" eine Leerstelle ist und unten im Doppelkreis *ZTR* steht: Es ist ein Entwertungsstempel vom HTA , welcher nur ganz kurze Zeit mit diesen Einsätzen verwendet wurde. Das Auktionsergebnis zu diesem Stück schockierte und elektrisierte viele Stempelsammler. (24. Harlos-Auktion, 2007).

Das bekannte WARUM zu diesem Stempeltyp bleibt noch offen und ist bisher noch nicht nachvollziehbar beantwortet worden.

Kurz: Es gibt in der Rohrpost noch viel zu tun! - nicht nur bei Stempeln :-))

Zurück zur chronologischen Reihenfolge.

Die im #111 genannte Gebührenstruktur blieb unverändert, hier ohne Marken der Inflation vom Ersttag der Rentenpfennig gezeigt.



Sehr schön sieht man die "krumme" Rohrpostgebühr von 36 Pfennig für die Postkarte. Für den Rohrpostbrief betrug die Beförderungsgebühr 40 Pfennig.



Sollte eine Rohrpostsendung während dieser Zeit nicht die vollständige Rohrpostgebühr tragen, wurde sie mit dem 1,5-fachen des Fehlbetrages belastet - mindestens aber 10 Pfennig. Das führte zu absurden Taxierungen für den Empfänger.



11 x 3 Pfennig statt 12x macht demnach 10 Pfennig blaue Nachgebühr. Noch besser:



7 x 5 Pfennig ergibt 35 statt 36 Pfennig: 10 Pfennig Nachgebühr für 1 fehlenden Pfennig!

Ab dem 1.10.1925 betrug weiterhin die Taxierung "das 1,5fache", jedoch wurde die Mindestgebühr von 10 auf "nur" 5 Pfennig reduziert.

Die "Privaten" waren auch bereits wieder aktiv:



oder mit Zudruck "für Berlin".



Die gleiche Karte gibt es auch mit Zudruck "für München", die im #97 gezeigte Ganzsachenkarte war mit dem "Berliner Zudruck" versehen, echt verwendet in München. Daher auch das Auktionsergebnis! :-))

Natürlich konnte jede amtliche Ganzsache, wie schon immer, mit frankierter Ergänzungsgebühr zur Rohrpostbeförderung verwendet werden - nach 1923 ein besonders umfangreiches Sammelgebiet mit vielen Möglichkeiten. Eine von vielen:



Ganzsachenkarte für die Luftpostbeförderung (Inland) mit 21 Pf. Ergänzungsfrankatur für die Rohrpostbeförderung.

Zu guter Letzt eine völlig unscheinbare, sehr seltene Darstellung, Gebührenfrei per Rohrpost befördert:



Nur in Berlin konnten Rohrpostbeamte bei "plötzlicher Erkrankung" ihr Krankenattest, es musste ab dem 1. Tag vorliegen, per Rohrpost gebührenfrei an die vorgesetzte Dienststelle senden. In allen anderen privaten Belangen musste auch ein Rohrpostbeamter die Rohrpostgebühr bezahlen.

Schon ist der 1.8.1927 erreicht: Die Struktur zu den Rohrpostgebühren errechnete sich als "unteilbarer Betrag" wieder anders. Damit nichts in Vergessenheit gerät: Davon das nächste mal! :-))
 
Schmuggler Am: 22.08.2008 16:35:19 Gelesen: 1411091# 118 @  
@ Schmuggler [#117]

:-((

Die soeben vorgestellten Taxierungen lauten richtig

Bis 30.09.1925:

"Das 1,5fache des Fehl, aufgerundet auf ganze 10 Pfennig."

Ab dem 1.10.1925:

"Das 1,5fache des Fehl, aufgerundet auf ganze 5 Pfennig -
mindestens jedoch 10 Pfennig".

Im Vorgriff auf das nächste Kapitel -

Ab dem 1.10.1927:
"Das 1,5fache des Fehl, aufgerundet auf 5 ganze Pfennig" - OHNE "MINDESTENS" ...

:-((
 
Schmuggler Am: 27.08.2008 18:18:46 Gelesen: 1410995# 119 @  
Nur noch mal zur Erinnerung.

Die unteilbare Rohrpostgebühr setzte sich ab 11/1922 aus 3 Komponenten zusammen:

- Das Porto der Sendung (Brief oder Karte, Orts- oder Fernverkehr),
- die Eilbestellgebühr (Stadt oder Land) und nochmals
- das Orts-Bestellporto der Sendung (Brief oder Karte).

1. Folge: Die unteilbare Rohrpostgebühr betrug (mit RPf. dargestellt) somit für eine Postkarte 36 und für einen Brief 40 RPf, fehlende "Teile" dieser unteilbaren Rohrpostgebühr wurden als "unterfrankiert" taxiert, auch wenns nur 1 RPf. war, siehe #116.

2. Folge: Sollte z. B. eine Sendung innerhalb von Berlin zum Bahnhof "beschleunigt befördert" werden um sodann per Bahn in den gewünschten Fernverkehr an den Bestimmungsort zu gelangen, war diese Darstellung nicht gerade billig - es kam ja dennoch das gewöhnliche Briefpostporto laut Postordnung hinzu. Sollte die Sendung gar noch mit Eilbestellung am Bestimmungsort bestellt werden, wurde es an Porto und Gebühr ganz extrem. Kurz: Der Postkunde zahlte einige postalische Leistungen doppelt. Entsprechend rückläufig war nicht nur das private Rohrpostaufkommen "außerhalb des Rohrpostbezirks". Siehe auch #113.

Diesem Fakt trug die Reichpostverwaltung wohl oder übel Rechnung und verändert zum 1.8.1927 wieder die unteilbare Rohrpostgebühr/U]:

- Das Porto für die Sendung (Karte oder Brief, Orts- oder Fernverkehr),
- die Eilbestellgebühr (Stadt oder Land) und
- die einheitliche [U]Rohrpost-Beförderungsgebühr
von 10 RPf.

Folge: Die unteilbare Rohrpostgebühr veränderte sich nach obigem Muster für eine Karte von ehemals 36 auf 55, der Brief kostete 58 statt 40 RPf.

ABER:

Der Postkunde konnte per einem Hinweis in einem Nebensatz zur neuen Rohrpostgebühr lesen, dass er die neue Rohrpost-Beförderungsgebühr von 10 RPf. statt der unteilbaren Rohrpostgebühr zur "beschleunigten Beförderung" der Sendung anwenden konnte.

Folge: Die Rohrpostbeförderung zum Bahnhof oder zum Flughafen kostete nur noch 10 RPf. plus Porto der Sendung und wurde auch ohne die bisherige, zusätzliche Eilbestellgebühr ausgeführt. (Innerhalb des Rohrpostbezirks blieb die Rohrpostgebühr Pflicht.) Dies war für den Postkunden eine wesentliche finanzielle Erleichterung - entsprechend häufig wurde sie zur Freude aller auch genutzt: Das "allgemeine Rohrpostaufkommen" von Privat (= Einnahmen) stieg wieder an.

1. Hinweis: Zum 15.1.1932 reduzierte sich das Briefpostporto im Fernverkehr von 15 auf 12 RPf., im Ortsverkehr verblieb es bei den Sätzen vom 1.8.1927. Somit blieb die Rohrpostgebühr und die Rohrpost-Beförderungsgebühr auch noch nach 1933 identisch.

2. Hinweis: Das richtige verwenden der obigen Begriffe ist zwar erst einmal scheinbar kompliziert, erleichter aber letztendlich das lesen und verstehen einer Rohrpostsendung wesentlich. Plus natürlich den verwendeten Stempeln! :-))

3. Hinweis: Sollten Sie eine Ausstellungssammlung zu dieser Zeit haben/planen, unterstreicht Ihnen die richtige Beschreibung wesentlich Ihre Kompetenz, nicht nur unter Gleichgesinnten - das pauschale verwenden des Begriffs "Rohrpostgebühr" o. ä. nicht.

PUHHHH+SCHNAUFFFF: Geschafft. Die Bilder dazu kommen aber erst "demnächst" - dafür werden weniger Erklärungen darunter stehen. :-))
 
Stephan Sanetra Am: 29.08.2008 21:04:46 Gelesen: 1410953# 120 @  
@ Schmuggler [#119]

Hi Schmuggler, dann müsste der beiliegende Beleg ja richtig frankiert sein.

Beste Sammlergrüße
Roedsand


 
Schmuggler Am: 30.08.2008 15:36:16 Gelesen: 1410941# 121 @  
@ Roedsand [#120]

Ohne Zweifel, wie oben ausgeführt, auch 1943: 12 Pf. der Fernbrief bis 20 g ab 15.1.1932 plus 10 Pf. für die Rohrpost-Beförderungsgebühr.

Vielleicht zu Deiner Ergänzung, denn 1933 wird meine Darstellung enden: Laut der Literatur und den amtlichen Verordnungen, sind "Sendungen per Rohrpost mit Einschreiben" bis 1938 "unzulässig".

Die mir früheste bekannte Einschreibsendung mit Luftpost und Eilbestellung in Berlin - dort per Rohrpost beschleunigt befördert - ist entgegen allen Vorschriften bereits 7/1935 praktiziert worden.

Die Rückseite von dem Brief



und die Vorderseite



Natürlich ist ein Fensterbrief für den Sammler immer nur eine halbe Sache - aber manchmal muß es halt sein.
 
Schmuggler Am: 01.09.2008 16:52:40 Gelesen: 1410891# 122 @  


Zu meinem zeitlich letzten Part, denn wie oben bereits geschrieben, endet mit der sog. Machtergreifung 1933 meine Darstellung zur Rohrpost in Berlin. Die fortführende Ausarbeitung von Herrn Hueske zur Rohrpost Berlin "bis 1945" können Sie per Internet oder Auktion erwerben.

Selbstverständlich schaue ich auch weiterhin auf "meine" Seiten, Ihr könnt also ruhig weitere Fragen stellen: Beantwortet werden sie immer - nur nicht ganz so schnell.

Wer sich für die Rohrpost in Berlin erwärmen sollte und tiefere Informationen haben möchte, kann in ca. 1-2 Jahren via eBay oder Delcampe meine Gesamtausarbeitung mit ca. 3000 Seiten und Abbildungen für wenig Geld per CDs erwerben. Dort sind dann auch zu jeder Abbildung die aktuellen "Preise" genannt.

Zurück zum Thema und den dazugehörigen Abbildungen:



Die unverkauften Ganzsachen der Inflation wurden postintern aufgebraucht.



Die Ganzsachenkarten der Rohrpost trugen entweder die Wertstempel der Markenausgabe "Berühmte Deutsche" (1926), hier mit der sehr seltenen Entwertung LANDTAG mit Minuten-Zeitgruppe. Oder ...



mit der Ausgabe "Reichspräsidenten" von 1928.



Nach wie vor sind auch alle Briefpost-Ganzsachenkarten mit Ergänzungsfrankatur, hier die P 173 für die Auslandsverwendung, zur Beförderung mit Rohrpost möglich.



Die Vielfalt an Möglichkeiten, nicht nur von Ganzsachen, ist zu dieser Zeit aussergewöhnlich, es kommen ergänzend z. B. auch MH-Frankaturen, Wohltätigkeits-Frankaturen, Freistempler noch hinzu



Nur die Behörden durften weiter kleben ...



8 Pf. Wertstempel plus 47 Pf. Freistempler, ohne philatelistische Gebrauchsspuren: Da muß man lange für ein 2. Stück suchen ...
Ebenso verhält es sich bei den 2 nachfolgenden Karten.



Kartenformular, frankiert in die Schweiz, mit Rohrpostbeförderung(10 Pf) zum Anhalter Bahnhof und in Zürich per Eilbestellung - ergibt zusammen 75 Pfennig Porto und Gebühr!



Ganzsachenkarte zu 8 Pf. mit 90 Pf. Ergänzungsfrankatur für die Rohrpostbeförderung plus Land-Eilbestellung an die Freie Schulgemeinde bei Saalfeld.

Der Rohrpostbrief zeigt zu dieser Zeit ebenfalls spannende Möglichkeiten auf, zu erst aber nur das Gewöhnliche.



Rohrpostbrief mit Freimarken für die Rohrpostgebühr von 58 Pf.



Wie vor, jetzt wird die Rohrpostgebühr jedoch mit einem Freistempel gezeigt.



Auch "Drucksachen" konnten, wenn sie "wie Brief" per Rohrpost frankiert waren, per Rohrpost versendet werden. Inhalt: Vorgedrucktes Schreiben wg. Veränderung im Programmablauf.



Ortsbrief der 2. Gewichtsstufe(= über 20 g.), frankiert für die Rohrpostbeförderung innerhalb von Groß-Berlin.



Rohrpost-Ganzsachenumschlag (RU 12) mit 25 Pfennig Ergänzungsfrankatur für das Porto nach Breslau (= 15 Pf.), die Rohrpost-Beförderungsgebühr "bis Bahnhof" ( = 10 Pf.)und Eilbestellung in Breslau (= 40 Pf.)



Wie vor, aber alles frankiert.



Auslandsbrief der 1. Gew. Stufe bis 20 g. nach Schweden, innerhalb von Berlin für die Rohrpostbeförderung (= 10 Pf.) ergänzend frankiert: Brief musste wohl rechtzeitig am Bahnhof/Zug sein, um noch die Fähre in der Ostsee pünktlich zu erreichen.



Brief der 1. Gewichtsstufe bis 20 g. nach Holland (= 25 Pf), in Berlin für die Rohrpostbeförderung (= 10 Pf.) frankiert so wie einer Eilbestellung in Rotterdam (= 50 Pf.)





Auslandsbrief der 1. Gew. Stufe (= 25 Pf) plus Eilbestellung in Paris (50 Pf.) - per Rohrpost in Paris "beschleunigt befördert".
Zum guten Schluß wieder etwas bodenständiger:





Danke für Eure Aufmerksamkeit - mir hats Spaß gemacht!
 
Schmuggler Am: 03.09.2008 12:39:28 Gelesen: 1410837# 123 @  
Soeben "flattert" mir diese Abbildung mit diesem Text aus einem renommiertem Auktionshauses auf den Tisch, die HAN betreffend - die Rohrpost am 22.8.1917 tangierend und für den Lernenden bestimmt informativ:



Der Brief geht an dem oben genannten Datum von Berlin nach Charlottenburg. Charlottenburg lag zu dieser Zeit im Nachbar-Ortsverkehr zu Berlin und im Rohrpostbezirk.

Die Sendung wurde in Berlin "streckenweise" per Rohrpost befördert, siehe Stempel mit Minuten-Zeitgruppe.

ABER:

Ein Rohrpostbrief mit Eilbestellung kostete 35 Pfennig Rohrpostgebühr, inkl. Reichsabgabe.

Ein Brief in den Nachbarverkehr (bis 20 g) 10 Pfennig Porto (inkl. Reichsabgabe) plus 25 Pf. Eilbestellgebühr.

Für beide Gegebenheiten ist der Brief mit 5 Pf. fehlfrankiert und für den Ausruf zu teuer, wenn man an der sicherlich seltenen HAN vorbei guckt.
 
Jürgen Witkowski Am: 03.09.2008 14:06:59 Gelesen: 1410828# 124 @  
@ Schmuggler [#122]

Ich habe mit Schrecken gelesen, dass Du mit Deiner "Kleinen Einführung in die Besonderheiten der Berliner Rohrpost bis zum Jahr 1933" schon zum Abschluß gekommen bist und habe mit Freude gelesen, dass Du weiterhin bei Deinem Thema nach dem rechten sehen willst.

Du hast in einem Deiner Beiträge geschrieben, dass Literatur für den von Dir beschriebenen Zeitraum kaum existiert. Da Deine Veröffentlichung, für die Du schon einmal auf die Interessentenliste setzen kannst, noch geraume Zeit auf sich warten lässt, wäre es mir daran gelegen, Tipps zu bekommen, nach welchen Kriterien man eine eigene Sammlung aufbauen kann.

Da mich Frankaturen oder besondere Portostufenkonglomerate eigendlich kaum, Stempel, insbesondere Maschinenstempel, dagegen sehr interessieren, hätte für mich eine Sammlung die die zeitliche Entwicklung der Stempel zeigt einen gewissen Reiz.

Eine andere Herangehensweise für den Anfang könnte auch eine Sammlung à la "Von jedem Rohrpostamt ein Stempel" sein. Das lässt sich problemlos vertiefen.

Die Maschinenstempel aus den Beiträgen [#114] und [#116] haben meinen Forscherdrang geweckt. Dazu weitere Informationen herauszubekommen wäre schön. Welche Anlaufstellen, Kontaktpersonen und ARGEn wären mögliche Informationsquellen?

Für Hinweise bin ich sehr dankbar.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Schmuggler Am: 03.09.2008 18:00:02 Gelesen: 1410817# 125 @  
@ Concordia CA [#124]

Danke für die freundliche Aussage :-)) aber es bleibt genug zu tun: Wie Herr Koegel aus Berlin in seinem Vorwort zu meiner Ausarbeitung "1876-1903" bereits schrieb, wurden ihm vor ca. 30 Jahren solch ein Nachschlagewerk über die RP "kurzfristig" versprochen.

Der Schrecken sollte sich somit in Grenzen halten - ich bleib den PhilaSeiten ja erhalten: Im sehr wie auch weniger Guten, siehe [#123].

Ich möchte Dich aber auch anregen den Artikel mit der etwas sperrigen Überschrift "FIP-Kommission ...." ab S. 64 in der aktuellen Philatelie Nr. 375 zu lesen; darin wird u. a. eine Reglementsänderung der Ausstellungordnung mitgeteilt: "Es können in bestimmtem Umfang auch allgemeine, informative Bilder in einer Ausstellungssammlung" gezeigt werden. Beim Thema "Stempel" wären das z. B. auch die dazugehörigen Stempelmaschinen, beim Thema "Postämter" könnten das auch historische Abbildungen sein.

Wesentliche Aussagen zu den frühen Maschinenstempel gibt es bei dem Autorenteam Kohlhaas/Ries aus HH. zu lesen (und zu gucken und kopieren, da auch Bilder!), alle Bücher dazu sind für wenig Geld in der INFLA-Bücherei erhältlich. Siehe: http://www.infla-berlin.de/ Weitere Detailarbeiten gibt es natürlich in den entsprecheneden Arbeitsgemeinschaften, wie z. B. Krone/Adler e.V. und Germania. Musst halt etwas suchen und klicken! So z. B. nicht nur unter "Maschinenstempel", sondern auch unter "Stempel + Ort", da sich manche Informationen auch auf den www-Seiten von sog. Heimatsammlern befinden.

Den Versuch, die Postämter "um 1900" auch per Bild zu zeigen, hat bereits in einigen Fällen zum Totalausfall des Sammlers geführt. Wie es zu anderer Zeiten/Zeiten aussieht, kann ich nicht beurteilen: Mein (philat.) Herz hängt an der Zeit "bis 1903". Aber versuchs doch einfach mal! :-)) Sollten Tipps oder Hinweise von Nöten sein: " Hier wird Dir (meist) geholfen"!

Das politisch/postalische Geschehen per Brief oder Karte ist nicht jedermanns Sache. Muß auch nicht - aber wie der Beitrag [#123] aufzeigen sollte, sollte man ihn auch nicht ganz aus dem Auge verlieren. :-((

Nun aber ran an den Speck! :-))
 
Bundpostfrischsammler Am: 03.09.2008 18:36:38 Gelesen: 1410799# 126 @  
Da von Schmuggler erwähnt wurde, dass das Rohrpostporto ab 1.08.1927 10 pf. betrug und es ja auch nach 1933 noch weiter ging zwei Belege, die aufgrund von sonstiger Portofreiheit nur die Rohrpostgebühr ausweisen:


 
Bundpostfrischsammler Am: 03.09.2008 18:51:30 Gelesen: 1410796# 127 @  
Nach der Verfügung Nr. 361 von 1939 konnten nun auch Einschreiben und Drucksachen mit Rohrpost versandt werden:

Einschreiben Ortverkehr:



Einschreiben Fernverkehr:



Drucksache (leider nicht meins):


 
Bundpostfrischsammler Am: 03.09.2008 18:59:25 Gelesen: 1410794# 128 @  
Rohrpostkarten:

Die RP 24 war nach 1933 noch gültig:



RP 25 im Fernverkehr:


 
Bundpostfrischsammler Am: 03.09.2008 19:19:34 Gelesen: 1410790# 129 @  
Nun ein paar Sendungen ins Ausland:

Mit Rohrpost zum Flughafen und dann mit Luftpost nach Teheran (Iran):



Rohrpost Berlin (10 Pf) Brief (25 Pf) mit Luftpost (150 Pf) nach Brasilien:



Ganzsache Ausland (15Pf) mit Rohrpost Berlin (10 Pf) und dann Luftpost (15Pf) weiter nach Spanien mit Zensur in Spanien!:


 
Schmuggler Am: 04.09.2008 12:26:11 Gelesen: 1410742# 130 @  
@ Bundpostfrischsammler [#126]

*Schluchz*: Tolle Belege, noch nie so gesehen - aber in falscher Sammlung! :-))

Eine persönliche Bitte: Zwecks klarer und unverwechselbarer Definition bitte nicht "Rohrpost PORTO" sagen und schreiben - auch wenn ich/wir wissen, was Du meinst. Es ist immer eine "Rohrpost GEBÜHR". Aber irgendwann kommen die ganz Findigen + Besserwisser + Juroren - und dann hast Du keinen guten Stand, trotz toller Belege. :-((

Kurz: Weiter machen! :-))
 
Bundpostfrischsammler Am: 04.09.2008 20:11:16 Gelesen: 1410717# 131 @  
@ Schmuggler

Danke für den Hinweis; wobei ich ihn leider nicht verstehe. :-((

Kurze Begründung wäre nett. :-))
 
Schmuggler Am: 05.09.2008 10:16:11 Gelesen: 1410699# 132 @  
@ Bundpostfrischsammler [#131]

Gerne!

Ich formuliere den Taxt mal "modern", da auch die Reichspostverwaltung in ihren Verfügungen gelegentlich unterschiedlich die allgemeinen Begriffe gebrauchte:

Das Porto ist der Kostenersatz für die Beförderung einer Briefpostsendung (!) von einem Postort zum nächsten. Die Höhe des Portos wurde in der Postordnung bekanntgegeben.

Gebühren sind der Kostenersatz für zusätzliche Dienstleistungen neben dem Porto. Deswegen wird die "Einschreibung" auch nicht Einschreibporto sondern Einschreibgebühr genannt.

Dieses feine Gekniffele ist eine historische Überlieferung: Alle Briefpostsendungen im Ortsverkehr kosteten kein Porto. Sollte die Sendung aber an den Empfänger zugestellt (= bestellt, statt beim Postamt abzuholen) werden, kostete die Briefpostsendung eine Bestellgebühr. Es gab somit erst einmal kein Ortsporto, sondern nur eine Ortsbestellgebühr.

Ab ca. 1868 wurden Briefpost-Sendungen, auch im Ortsverkehr, kostenlos bestellt, also dem Empfänger ins Haus gebracht. Da es keine Ortsporto gab, wurde die bisherige Bestellgebühr im Ortsverkehr als Kostenersatz heran gezogen.

Die Eilbestellung einer Orts-Briefpostsendung (= Porto und Gebühr) blieb bis 1.4.1900 streng verboten - die Rohrpost war aber ab 1876 nichts anderes. Ergo wurde die Rohrpostbeförderung nach vielen juristischen Diskussionen kurz und schmerzlos "Gebühr" genannt - und widersprach somit nicht den bisherigen und nachfolgenden Postgesetzen.

Im Wesentlichen zieht sich diese Darstellung bis 1945 durch die Postgeschichte. Danach wird alles wieder anders.
 
Jürgen Witkowski Am: 07.09.2008 22:49:59 Gelesen: 1410630# 133 @  
@ Schmuggler [#24]

Ziemlich zu Anfang hast Du geschrieben, dass ca. 80% des Rohrpost-Verkehrs durch Telegramme verursacht wurde. Gesehen haben wir bisher jedoch noch keines. Nach langer Suche habe ich endlich ein Telegramm ergattern können, dass am 23.10.1908 mit der Berliner Rohrpost gelaufen ist.

Ich würde mich freuen, wenn Du anhand dieses Beispiels erklären würdest, was nach der Aufgabe des Telegramms aus "mariendorfbln 21" am 12.10.09 um 7 Uhr - Min N. ablief, bis es um 7.40 N im Postamt Berlin, S. *42* ankam und an das Hochzeitspaar Köpernitz , Deutscher Hof, Luckauerstr., Berlin ausgeliefert wurde.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Bundpostfrischsammler Am: 08.09.2008 10:13:02 Gelesen: 1410605# 134 @  
@ Concordia !

Ergattert hast Du das von mir bei ebay letzte Woche. Die Rohrposttelegramme sind meist weggeworfen worden.
Konnte aber vor einiger Zeit einen Stapel günstig erwerben. Genaueres erläuert sicherlich der Schmuggler gerne.

Beste Grüsse
 

Das Thema hat 1184 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2 3 4 5   6   7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 26 36 46 48 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.