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Thema: Altdeutschland Bayern: Echt oder falsch ?
Das Thema hat 57 Beiträge:
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SachsenDreier Am: 08.02.2018 08:55:15 Gelesen: 19523# 33 @  
@ bayern klassisch [#32]

Guten Morgen,

ich habe dieses schöne Stück vor Jahren über den Handel bezogen. Worauf beruhen deine Vermutungen?

Grüße zurück vom SachsenDreier
 
bayern klassisch Am: 08.02.2018 11:35:32 Gelesen: 19457# 34 @  
@ SachsenDreier [#33]

Hallo SachsenDreier,

1. Briefe an die Majestät (M.) waren zu frankieren. Das war hier der Fall (3 Kr. für einfache Briefe bis 12 Meilen).

2. Die Versendung als Expressbrief war vorderseitig in geeigneter Weise vom Absender zu vermerken. Das ist hier nicht der Fall.

3. Briefe an die M. wurden ausnahmslos, wo immer seine M. zu residieren geruhte, per Express zugestellt. Ein Brief, der für den Absender kostenpflichtig per Express an den König gelaufen wäre, ist bis heute noch nicht entdeckt worden, weil diese sehr teure Aktion völlig sinnfrei war.

4. In Augsburg dienten Beamte, keine manchmal etwas schludrigen Postexpeditoren. Ein Beamter hätte den Brief zur Ergänzung der Adresse (= "sogleich zu bestellen", "per Expressen", "um schleunigste Zustellung wird gebeten" o. ä. Termini) dem Aufgeber retourniert.

Eine Einlage in die "Boîte", also den Briefkasten, hätte keine Expressversendung zugelassen, weil die Kosten hierfür am Schalter bar zu zahlen waren. Einen "Kastenbrief" dürfen wir hier also ausschließen.

5. Ab 1.7.1858 änderte sich die Manipulation bei Expressbriefen in Bayern in mehrfacher Hinsicht - u. a. wurde darauf hingewiesen, dass das Weiterfranko von 9 Kr. bei der Bestellung in einem Ort mit Poststelle (hier: München) notiert werden musste, während es zuvor (dein Brief) niemals auf Briefen von der Aufgabepost notiert wurde, weil der Betrag für die expresse Zustellung in bar den Briefen beizufügen war (umständlich).

Daraus folgt, dass man entweder das Geld dem Brief beigefügt hätte, oder - wider die Vorschrift - die Expressgebühr als
Weiterfranko bar kassiert und in roter Kreide notiert hätte. Eine doppelte "Beycassirung" hätte sich jeder damals verbeten, vor allem der Absender.

Aber selbst dann, wenn es so gewesen wäre, war damals immer eine Retour - Recepisse bei Expressbriefen mitzugeben, die 6 Kr. kostete. Die Retour - Recepisse selbst war nicht mit Marken zu frankieren, sondern musste vom Absender bar bezahlt werden. Auf dem Brief lese ich aber nichts von einem Retour - Recepisse (Rückschein).

Die Verwendung von roter Kreide im Inland aus den 1850er Jahren wäre eine Sensation - erst in den 1860er Jahren kommt sie vor, davor, wenn rot, nur in Tinte (rot, blau oder schwarz). Soweit mit bekannt ist, führte die Hauptbriefpostexpedition Augsburg im Bahnhof überhaupt keine rote Kreidestifte, nicht mal im Innendienst.

6. Entgegen weit verbreiteter Meinung unterlagen Expressbriefe vor dem 1.7.1858 keiner Recopflicht.

7. Die Entwertung einer Marke vorschriftwidrig mit einem Federkreuz durch einen Postbeamten auf einem Brief an den König (auch wenn der das Kuvert i. d. R. nie selbst zu Gesicht bekam, sondern höchstens sein Sekretär) würde ich als äußert unwahrscheinlich einstufen.

8. Aus epistolographischer Sicht: Das kleine "x" bei "Express" ist nicht zeitgerecht geschrieben; allein das schon, ohne die vielen anderen Punkte, die gegen seine Authentizität sprechen, würde mich sehr stutzig machen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SachsenDreier Am: 08.02.2018 12:45:39 Gelesen: 19433# 35 @  
@ bayern klassisch [#34]

Vielen Dank erst einmal für deine Antwort. Der Postassistent Carl Sittl schreibt im Generalanzeiger 1863 (Passau), dass für "express" keine 9 Kr., aber Botengebühren anfallen - allerdings für 1859. "Rothe Tinte" - 1857.

Wie dem auch sei, ich habe Herrn Sem kontaktiert. Schauen wir mal.

Grüße vom SachsenDreier



[Beiträge bis [#35] redaktionell verschoben aus dem Thema "Altdeutschland Bayern: Schöne Belege"]
 
SachsenDreier Am: 08.02.2018 13:20:38 Gelesen: 19415# 36 @  
@ bayern klassisch [#34]

Mit der roten Kreide könntest du Recht haben. Wahrscheinlich wurde das "Express! 9 Kr" in den 1950er Jahren nachträglich aufgebracht (warum auch immer). Das "E" von Express stimmt mit dem oberen im Anhang gut überein.



Grüße vom SachsenDreier
 
Gernesammler Am: 08.02.2018 19:20:26 Gelesen: 19297# 37 @  
@ bayern klassisch

Hallo Ralph,

vielen Dank für die schnelle Auskunft zu dem Brief, muss mich dann wohl umgewöhnen mit dem Thema, vorher waren es noch schöne Belege aus Bayern jetzt gibt es dieses Thema nicht mehr.

Gruß Rainer
 
SachsenDreier Am: 24.02.2018 21:23:25 Gelesen: 18856# 38 @  
@ bayern klassisch [#34]

So, die Briefhülle habe ich wieder zurück erhalten. Vielen dank nochmal an Herrn Sem für die schnelle Bearbeitung und das nette Telefonat. Hier sein Wortlaut:

Die Marke haftet nicht ursprünglich, die Zugehörigkeit ist nicht nachweisbar. Die Aufschrift "Express" halte ich für nachträglich vorgenommen.

So wie es aussieht wurde die Briefhülle nachträglich verfälscht. Briefhülle und Stempel werden nicht bemängelt. Er wird trotzdem weiterhin seinen Platz bei mir haben. Ein Beleg an den König von Bayern hat man auch nicht alle Tage - noch dazu vom Vater des "Märchenkönigs".

Grüße ins schöne Bayern vom SachsenDreier, der mal 3,5 Jahre selbst in München gewohnt hat.


 
bayern klassisch Am: 24.02.2018 21:34:08 Gelesen: 18847# 39 @  
@ SachsenDreier [#38]

Hallo Sachsendreier,

ich glaube, das war so ziemlich das gleiche, was ich damals geschrieben habe, nur hatte ich es fachlich begründet, während jetzt allein die Technik sprach.

Ich würde die Marke ablösen, den falschen Vermerk abradieren, wenn es geht und dann hättest du einen markenentnommenen Brief an den König, was ja auch schon etwas ist.

Wenn du mal nicht mehr bist, schmeißt einer diesen Zettel weg und verlangt bzw. bekommt viel Geld für einen scheinbar traumhaften Brief.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 28.07.2018 15:15:02 Gelesen: 17199# 40 @  
Liebe Bayern-Spezialisten,

bitte um Info: echt, falsch oder Neudruck?

1 Kreuzer gelb, roter Seidenfaden



6 Kreuzer blau, kein Seidenfaden erkennbar



12 Kreuzer gelb, braunroter Seidenfaden



Vielen Dank,
harald
 
bayern klassisch Am: 28.07.2018 15:28:41 Gelesen: 17190# 41 @  
@ bignell [#40]

Lieber Harald,

3 mal Daumen hoch.

Liebe Grüssen,
Ralph
 
bignell Am: 28.07.2018 16:02:05 Gelesen: 17182# 42 @  
@ bayern klassisch [#41]

Hallo Ralph,

vermute, damit ist "echt" gemeint.

Vielen Dank,
harald
 
bayern klassisch Am: 28.07.2018 16:08:52 Gelesen: 17179# 43 @  
@ bignell [#42]

Lieber Harald,

natürlich 3 mal echt.

Eine Marke ganz ohne Seidenfaden (bei ungebraucht ist die Beurteilung nur in Erhaltung "postfrisch" möglich) wäre recht selten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
blizzi Am: 12.02.2019 13:22:07 Gelesen: 15574# 44 @  
Bayern

Frage an die Bayern-Experten: Ist diese Marke echt? Bitte Rückseite beachten!


 
Heinz 7 Am: 12.02.2019 14:05:24 Gelesen: 15562# 45 @  
@ blizzi [#44]

Ich bin kein Bayern-Experte, aber die Marke sieht mir sehr echt aus. Der vertikale "Strich" ist wohl ein Seidenfaden, wie sie Münchener Papiere zu dieser Zeit als Sicherheitsmassnahme hatten. Auch Schweizer Marken mit Münchener Papier haben solche Seidenfaden.

Die 26 kleinen Löcher in der Briefmarke (?) sind aber ungewollt und wertmindernd.

Grüsse
Heinz
 
blizzi Am: 12.02.2019 14:46:42 Gelesen: 15545# 46 @  
@ blizzi [#44]

Hallo Heinz,

diese Pünktchen sind m.E. die Buchstaben L + K, wie sie bei den Dienstmarken verwendet wurden. Deshalb meine Frage.

Danke--blizzi
 
Junkman Am: 24.08.2019 08:16:51 Gelesen: 14378# 47 @  
Bayern Dienst 11 I

Ich habe eine alte Sammlung von Bayern gekauft und diese gefunden, die wie Bayern Dienst 11 I aussieht. Ich hätte gerne ein Zertifikat und finde nur Dr. Helbig als möglich. Ich habe versucht, an die E-Mail-Adressen zu schreiben, die ich im Internet finde, ohne Erfolg.

Gibt es jemanden, der sich an einen Prüfer wenden kann? Ich danke für Ihre Hilfe.


 
bayern klassisch Am: 24.08.2019 09:16:10 Gelesen: 14365# 48 @  
Hallo,

Achim prüft nicht mehr bzw. nimmt keine Prüfaufträge mehr an.

Wer Bayern Pfennig zukünftig prüfen wird, ist mir nicht bekannt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
LK Am: 24.08.2019 10:11:26 Gelesen: 14352# 49 @  
@ Junkman [#47]

Hallo,

die Prüfung kannst du dir getrost sparen, Lochung falsch.

Die Marke wurde erst im Juli 1912 mit Lochung verausgabt.

Beste Grüße
 
Junkman Am: 24.08.2019 10:35:30 Gelesen: 14338# 50 @  
Danke sehr. :-)
 
Curzon Am: 31.12.2022 01:11:11 Gelesen: 4108# 51 @  
Bayern - Ausgabe mit Wertziffer-Überdrucken

Hallo,

ich habe eine eine geschnittene 3 Kreuzer Marke aus Bayern auf Briefvorderseite mit unförmigen Aufdrucken auf den Wertziffern! Die Aufdrucke sehen wie eine 3 aus, sind aber sehr unterschiedlich. Die Ziffer rechts unten wurde nicht überdruckt!

Hat jemand Infos dazu, bzw. solch ein ähnliches Exemplar ?

Grüße ans Forum,
Rainer


 
bayern klassisch Am: 31.12.2022 09:36:44 Gelesen: 4098# 52 @  
@ Curzon [#51]

Hallo Rainer,

das ist eine (schwachsinnige) Spielerei aus späterer Zeit, warum auch immer. Die Marke ist runiniert. Schade, denn ansonsten sieht die Marke und die Vorderseite ganz gut aus.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 25.04.2023 21:50:38 Gelesen: 2828# 53 @  
Liebe Freunde,

gehört die Marke zum Brief?



3 Kreuzer für einen Chargebrief mit Gegenschein erscheint mir doch sehr wenig, aber der Mühlradstempel 433 schaut nicht schlecht aus.

Um welches Mallersdorf geht es eigentlich? Heute Ortsteil von Schwarzhofen oder Ortsteil von Mallersdorf-Pfaffenberg? Ersteres wäre gerade mal 5 km Luftlinie von Neunburg vorm Wald.

Eigentlich ein hübsches Briefchen von gerade mal 6x10 cm Größe.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 25.04.2023 21:56:44 Gelesen: 2824# 54 @  
@ bignell [#53]

Lieber Harald,

das war ein normales Einschreiben - ohne Rückschein. Die Reco-Gebühr betrug 6 Kreuzer und war erst ab dem 1.3.1874 mit Marken zu verkleben, davor nicht. Bei einem Rückschein hätte man schreiben müssen: Gegen Retour-Recepisse (oder bei Dienstbriefen: Gegen Post-Lieferschein).

Das mit 5 km kommt hin (bis 12 Meilen und bis 1 Loth = 3 Kr.).

Das sollte schon echt sein.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 25.04.2023 22:30:14 Gelesen: 2815# 55 @  
@ bayern klassisch [#54]

Lieber Ralph,

danke für die Info, das war also bei Euch anders als bei uns, da musste die Recogebühr mit Marken entrichtet werden, das Franco konnte bei Auslandsbriefen auch in bar erfolgen, war aber selten der Fall.

Links unten steht "gegen Schein", ist damit nicht der Rückschein gemeint?

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 25.04.2023 23:02:36 Gelesen: 2810# 56 @  
@ bignell [#55]

Lieber Harald,

nein - franko gegen Schein hieß frankiert und eingeschrieben. Glaubs mir ...

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 25.04.2023 23:29:44 Gelesen: 2804# 57 @  
@ bayern klassisch [#56]

Lieber Ralph,

danke, wieder was gelernt.

Liebe Grüße,
harald
 

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