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Thema: DDR Bogenware: Trennung vor dem Verkauf vorgeschrieben ?
Marcel Am: 13.03.2014 21:41:09 Gelesen: 7587# 1 @  
Hallo!

Ich habe interessehalber einige Fragen an Euch und hoffe auf Antworten!

Ist es wahr, dass zu DDR- Zeiten beim Verkauf von postfrischer Bogenware an den Schaltern es eine Anweisung gab, die Briefmarkenbogen vertikal oder horizontal bis zur Mitte zu trennen? Um es mal zu verdeutlichen - siehe Bild rote und grüne Linie! Ich selber habe keine Bogen - habe aber gehört, dass man diese Vorgehensweise wohl auch in die Tat umsetzte.



Wenn ja, dann ist der Bogen von Amtswegen doch behandelt - macht sich dies in der Bewertung bemerkbar oder eher nicht? Auf der anderen Seite könnte dies aber auch jeder im Nachhinein tun.

Sollte man diese Bogen als Ganzes noch bewerten, oder sollte man Abstriche hinnehmen?

schöne Grüße
Marcel
 
jmh67 Am: 15.03.2014 10:41:09 Gelesen: 7498# 2 @  
Mir hat man mal vor gut 30 Jahren am Postschalter erzählt, als ich mir verschiedene Zusammendrucke aus einer Ausgabe mit Zwischenfeld zusammenstoppeln wollte, daß sie keine ganzen Bogen verkaufen und sie vor dem Verkauf senkrecht teilen sollten. Da ich aber keinen ganzen Bogen wollte und die Reihen auftrennen wollte, bekam ich zumindest einen quer abgerissenen Viertelbogen.

Ob so eine Anweisung schriftlich existierte, habe ich keine Ahnung, und was die Bewertung angeht, erst recht nicht. Die finanzielle Seite der Philatelie interessiert mich herzlich wenig.

Hierzu noch eine Anekdote: Ein Wanderfreund erzählte mir mal, in der Mongolei wären die Briefmarkenbogen auf den Postämtern nicht flach im Schubkasten, sondern gerollt in Wandfächern bereitgehalten worden. Andere Länder, andere Sitten.

Jan-Martin
 
Holzinger Am: 15.03.2014 20:32:41 Gelesen: 7451# 3 @  
@ Marcel [#1]

Ich meine, sicher weiß ich es nicht, es hängt mit der Devisenbeschaffung zusammen.

Ganze Bögen wurden über die KOKO-Stelle an Händler im Ausland verkauft. Deshalb die Aufteilung, da nur so die "Exklusivität" der Bögen gewahrt werden konnte.

Mit der Abriß der "normaler" Marken entsprechend der Reihenzähler am Unterrand des Schalterbogens (Maßnahme zur vereinfachten Abrechnung (rechts/senkrecht!) angerissener Bögen) hat es mit Sicherheit nicht zu tun. Auch nicht mit den "abrechnungstechnischen Hilfszahlen / Reihenwertzählern" auf dem Oberrand.

Bei den Ausgaben mit Zwischenfelder bzw. zusammenhängenden Motiven wurde auch quer gerissen.
 
Marcel Am: 16.03.2014 12:02:40 Gelesen: 7389# 4 @  
@ jmh67 [#2]
@ Holzinger [#3]

Ich danke Euch erst einmal für Eure Antworten!

Das mit der Devisenbeschaffung war auch ein Gedanke von mir - kann mir gut vorstellen das dadurch verhindert werden sollte, das Privatpersonen mit postfrischer Bogenware Handel trieben, aber wissen tue ich es auch nicht.

Vielleicht gibt es hier einen der ein bischen Licht ins Dunkle bringen kann und sich hier mal äußert!

Einen schönen Sonntag!
Marcel
 
Alfred Peter Am: 18.03.2014 18:27:35 Gelesen: 7303# 5 @  
@ Marcel [#1]

Die früheste Bestimmung, die ich zu diesem Thema gefunden habe, stammt aus dem Jahr 1958. Damals gab es übrigens die Firma Koko noch nicht. In ihr heißt es, dass "von sofort an nur noch bis zu zehn Stück Sonderpostwertzeichen an einen Käufer abgegeben werden". Aufgehoben wurde diese Beschränkung zum 1. Juli 1990.

Ob es zwischendurch Modifizierungen gegeben hat, vermag ich nicht zu sagen. Dazu müsste man sicher alle Verfügungen des MPF durchforsten. Allerdings gibt es dafür jetzt eine komfortable Möglichkeit: Dr. Peter Tichatzky hat eine CD erstellt, auf der alle Verfügungen der DDR-Post als durchsuchbare PDF-Dateien enthalten sind. Man kann also nicht nur nach einem Stichwort - zum Beispiel "ganze Bogen" - suchen, sondern sich dann den entsprechenden Beitrag auch ausdrucken. Vertrieben wird diese CD von der ArGe "DDR-Spezial". Mein Fund basiert übrigens auch auf dieser CD.

Zurück zu dieser Verfügung: Sie wurde in den meisten Fällen sehr moderat gehandhabt. Man konnte also durchaus am Schalter seine Wünsche nach einer bestimmten Trennung äußern. Und meines Wissens erhielten die Sammler von Zusammendrucken, die in dem betreffenden Arbeitskreis zusammengeschlossen waren, ein bestimmtes Kontingent ganzer Bogen, damit sich die gewünschten Varianten herstellen ließen. Zur Bewertung kann ich mich nicht äußern, damit beschäftige ich mich nicht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Trennung des Bogens darauf Einfluss haben könnte.

Alfred Peter


 
Marcel Am: 18.03.2014 20:07:38 Gelesen: 7269# 6 @  
@ farnbach [#5]

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag - das bringt mich schon weiter und ich finde es gut zu wissen wo man es nachlesen kann. Mich hat es eben mal interessiert!

In diesem Sinne schöne Grüße
Marcel
 
Quedlinburger Am: 18.03.2014 22:12:29 Gelesen: 7241# 7 @  
Hallo,

ich kann nur wenig dazu sagen. Habe in der Sammlung meines Opas einiges an geteilter Bogenware gefunden. Aber nie einen kompletten Bogen. Daraufhin verlegte er seine Priorität auf Eckrandstücke.

Obwohl mein Opa ganz gerne auch ganze Bögen besessen hätte, war es ihm nicht möglich. Es war möglich Sonderwünsche beim Zentralpostamt der DDR zu stellen, aber eben nicht in den Genuß ganzer Bögen zu kommen. Diese Sonderwünsche ließ man sich dann auch bezahlen, obwohl er Dauerbezieher und im Philatelisten Verband der DDR war.

Anbei die größtmögliche Reihenanzahl / Bogen und eine Rechnung dazu:





Gruß Olaf
 
Quedlinburger Am: 18.04.2014 20:09:56 Gelesen: 7116# 8 @  
@ Marcel [#1]

Hallo Marcel,

hier nun die bildliche Bestätigung der von Alfred gezeigten Anweisung bzw deines Gehörten. Leider bin ich nur im Besitz eines A4 Scanners, ansonsten hätte ich gern alles gezeigt.



DDR Mi-Nr. 1680-1681 mit Zierfeld

Gruß Olaf
 
Altmerker Am: 18.04.2014 20:47:46 Gelesen: 7103# 9 @  
@ Quedlinburger [#8]
@ Marcel [#1]

Die Praxis kann ich für 1988/89 so extrem nicht bestätigen. Am Schalter gab es für Sammler schon komplette Bögen im Sinne von ohne Ausriss. Jedoch waren sie philatelistisch nicht komplett, weil sie zumindestens an der Perforation EINgerissen wurden, so drei Marken weit in meinem Beispiel.

Gruß
Uwe
 
Quedlinburger Am: 18.04.2014 21:02:19 Gelesen: 7097# 10 @  
@ Altmerker [#9]

Anscheinend wurde in den letzten Jahren der DDR die Anweisung etwas laxer gehalten, um eine größtmögliche Wertabschöpfung zu haben, bzw. dem Postangestellten war es fast "schnuppe". Diese hielten ja dann im entferntesten Sinne auf diese Art die Anweisung ein (Einriss der Perforation). Ist aber nur eine Mutmaßung, vielleicht weiss jemand etwas genaueres darüber.

Gruß Olaf
 
philapit Am: 19.04.2014 09:32:28 Gelesen: 7062# 11 @  
Hallo,

als alter Leipziger kann ich bestätigen, dass vom Postbeamten bei der Abgabe von kompletten Zusammendruck Bogen, die meist rechts oben eingerissen wurde. Aber wie bei allem in der DDR waren Beziehungen alles. Auf meinem Stammpostamt in Leipzig Mockau war eine Postbeamtin, bei der man mit Freundlichkeit und einem Augenzwinkern, wenn man allein am Schalter war, schon mal mehrere nicht angetrennte Bogen erhalten hat. Da ich Mitglied in einer Arbeitsgemeinschaft war, wurden auch öfters Bogen und weitere DDR Besonderheiten über den Vereinsvorsitzenden angeboten. Woher er diese erhalten hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Frohe Ostern
philapit


 
Saguarojo Am: 19.04.2014 09:57:27 Gelesen: 7060# 12 @  
Soweit ich informiert bin, wurden zur Devisenbeschaffung ganze Bögen in den Westen verkauft.

Hier ein ganzer Bogen Michel 3278 aus meiner Kakteen-Motivsammlung.


 
Quedlinburger Am: 19.04.2014 20:02:46 Gelesen: 7005# 13 @  
@ philapit [#11]
@ Saguarojo [#12]

Beziehungen waren das Maß aller Dinge in der DDR. Da ich selber ein "Ossi" von Geburt (Bj.1963) an bin, kann ich da aus Erfahrung sprechen.

Die Anweisung bezog sich ja auch nur auf den Verkauf innerhalb des Staatsgebietes der DDR.

Zur Devisenbeschaffung war in der DDR alles möglich. Selbst die Briefmarke war davor nicht gefeit. In den Tageszeitungen wurden Anzeigen geschaltet um an Briefmarken zu kommen, um diese dann im sogenannten "Nichtsozialistischem Ausland" zu verkaufen.



Wobei hier die Lipsia Katalognummern angegeben sind. Die Lipsia Nr. 1 entspricht der Michel Nr. 242.

Aber es wurden nicht nur DDR Briefmarken gesucht, sondern alles an Briefmarken welche Devisen einbrachten beim Verkauf.

Gruß Olaf
 
Marcel Am: 21.04.2014 11:12:17 Gelesen: 6959# 14 @  
Mein Fazit: Es gab diese Anweisung, aber es gab auch Ausnahmen getreu dem Motto: "Beziehung ist das halbe Leben".

Vielen Dank Euch Allen und noch einen schönen Ostermontag!

Marcel
 
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