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Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia
Das Thema hat 711 Beiträge:
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briefmarkenwirbler24 Am: 13.08.2018 20:45:46 Gelesen: 281946# 487 @  
@ bayern klassisch [#486]

Hallo Ralph,

klingt interessant, hast du denn die Adresse eines guten Papierrestauratoren?

Aber ich finde auch, dass wenn man diesen Brief etwas in Schuss bringt, er ziemlich ansehnlich ist. :)

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 13.08.2018 20:49:30 Gelesen: 281944# 488 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#487]

Hallo Kevin,

frag mal den Oliver - der hat eine Firma in Köln, die können das sehr gut.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 17.08.2018 11:19:35 Gelesen: 281484# 489 @  
Guten Morgen alle zusammen,

heute möchte ich euch ein sehr schönes "Double" vorstellen, welches ich kürzlich ersteigern konnte und welches sich nicht nur optisch prima ergänzt, wie ihr sehen werdet. :D

Zu Beginn kann man festhalten, dass beide Briefe anscheinend aus einer kleinen Korrespondenz stammen und somit zeitlich unmittelbar nacheinander einzuordnen sind.

Die Adresse der Empfängerin:

Fräulein Ege Heußer
im Doktorhaus
Hirzel
Kt. Zürich

Der erste Brief wurde am 07.09.1864 in Seewen, einer kleinen Ortschaft im Kanton Schwyz, aufgegeben und nach Zürich adressiert. Entwertet wurden die Marken mit einem sog. Stabstempel, welche im Zeitraum von ca. 1860-1900 bei kleinen schweizer Poststellen im Gebrauch waren.

Als Hintergrundinformation zu diesem Stempeltyp:

Sämtliche "nicht rechnungspflichtige Postablagen" wurden mit einem solchen Stabstempel ausgestattet. Es war sowohl erlaubt, dass der Postbeamte den Stabstempel als Entwerter einsetzte (wie in diesem Fall), als auch neben dran platzierte. Wenn er jedoch den Stabstempel auf die Marken setzte, musste er vorschriftsgemäß auch nebendran stempeln, da die Stempel oftmals nicht gut lesbar gewesen sind. In der nächsten "rechnungspflichtigen Postablage" (übergeordneten Poststelle) wurde dann die Frankatur überprüft und der Leitstempel abgeschlagen, wie es auch bei unserem ersten Brief der Fall war.

Zurück zum Brief, dieser wird wahrscheinlich noch am gleichen Tag in Zürich angekommen sein, leider lässt sich auf der Siegelseite bloß noch ein Transitstempel vom kleinen schweizerischen Ort "Zug" erkennen.

Der zweite Brief trat am 13.09.1864 seine Reise an.

Es lässt sich auf einen Blick erkennen, dass dieses Mal kein Leitstempel zusätzlich auf der Briefvorderseite abgeschlagen wurde. Ob es hierfür eine feste Vorschrift gab, einen solchen abzuschlagen, kann ich leider nicht mit Sicherheit sagen, jedoch musste definitiv die Frankatur von der übergeordneten Poststelle überprüft werden.

Zum Laufweg des Briefes ist zu sagen, dass dieser zuerst Brunnen passierte, dann per Bahnpost „Bern-Zürich“ weitergeleitet wurde, ehe er über Horgen dann vermutlich am gleichen Tag in Zürich ankam.

Zur Frankatur lässt sich anführen, dass beide Briefe laut Tarif vom 01.07.1862 bis zum 01.09.1871 portogerecht mit 10 Rappen für einen einfachen Brief im Fernverkehr frankiert gewesen sind. Schön fürs Auge, dass der Absender einmal eine 10 Rappen Marke und einmal zwei 5 Rappen Marken verklebte.

Auf jeden Fall wird dieses "Double" einen schönen Platz in meiner Sammlung bekommen, nicht umsonst sind Stabstempel unter Schweizsammlern sehr beliebt!

Vielleicht kann jemand etwas ausführlicher darauf eingehen, ob es ein Muss gewesen ist den Leitstempel abzuschlagen (wahrscheinlich eher nicht), aber evt. hat jemand die entsprechende Verordnung parat. :D

Liebe Grüße

Kevin




 
SH-Sammler Am: 18.08.2018 13:42:11 Gelesen: 281359# 490 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#489]

Hallo Kevin,

Du hast hier zwei schöne Briefe, die Du in Deine Sammlung integrieren willst. Bevor Du die Briefe jedoch ablegen kannst, solltest Du noch ein paar Korrekturen zu den Laufwegen ausführen.

Beide Briefe sind, so wie Du korrekt aufschreibst, in die Ortschaft Hirzel (im Kanton Zürich) adressiert, nicht nach Zürich (= Stadt Zürich). Hirzel liegt etwa 22 km südlich von Zürich, relativ nahe beim Kanton Zug. Das Studium der Landkarte hilft allenfalls mit, gewisse Fehler in einer Briefbeschreibung zu vermeiden.

Nun zum Laufweg des ersten Briefes vom 07.09.1864:

Von Seewen hinauf nach Schwyz in das übergeordnete Postamt. Dort Kontrolle der Brieftaxe und weiter mit der Überlandpost nach Zug, dem Hauptort des Kantons Zug, eintreffend um 5 Uhr nachmittags. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ging es erst am Folgetag weiter nach Sihlbrugg, dann entlang des alten Säumerpfades den Berg hinauf nach Hirzel. Der erste Brief hat Zürich definitiv nicht gesehen.

Zu Deiner Information: Eine Eisenbahnverbindung von Seewen nach Zug gab es zu jener Zeit noch nicht.

Nun zum Laufweg des zweiten Briefes vom 13.09.1864:

Von Seewen ging es diesmal nach Brunnen, knapp 5 km entfernt. Brunnen war, wie Schwyz auch, ein rechnungspflichtiges Postamt. Ein Leitstempel von Brunnen hätte im Prinzip vorne drauf gehört. Nun wird die Erklärung des Laufweges aber schwierig, ja fast unmöglich. Brunnen liegt ja auf der „falschen“ Seite. Eine weiterführende Eisenbahn gab es auch noch nicht. Von Brunnen käme höchstens der Seeweg nach Luzern in Frage. Dazu fehlt jedoch ein Schiffstempel resp. ein Stempel von Luzern. In dieser Gegend gab es auch keine Eisenbahnlinie BERN – Zürich.

Meine Annahme geht nun dahin, dass der Brief zurücklief über Arth-Goldau nach Rotkreuz. Dort wurde der Brief dem Postwagen der neu erstellten Eisenbahnlinie „Luzern – Knonau – Affoltern a/Albis – Zürich übergeben. Der Bahnstempel BERN – Zürich könnte nur auf einer ganz kurzen Teilstrecke von Altstetten (ZH) bis Zürich drauf gekommen sein. Ab Zürich dann wurde der Brief mit der Schiffspost (in Betrieb bis ca. 1890) auf dem Zürichsee nach Horgen transportiert. Ab Horgen musste der Brief dann wieder den Berg hinauf in Richtung Zug bis nach Hirzel, diesmal jedoch von der Zürcher Seite her. Der Brief hat also eine grosse Reise hinter sich, die Du nur nachvollziehen kannst, wenn Du die Strecke auf einer Karte „nachfährst“.

Soviel von meiner Seite. Aber bitte mache weiter und bereichere diesen Thread mit dem Zeigen von Briefen.

SH-Sammler

Hanspeter
 
briefmarkenwirbler24 Am: 18.08.2018 14:06:44 Gelesen: 281355# 491 @  
@ SH-Sammler [#490]

Hallo Hanspeter,

vielen Dank für deine Korrekturen!

Irgendwie habe ich den Namen der Ortschaft "Hirzel" im Eifer überlesen, was natürlich auch einen Unterschied macht, ob die Briefe nun in ein 22 km weiter entfernten Ort oder eben in die Stadt Zürich selbst gesendet wurden.

Bezüglich der Laufwegbeschreibungen:

Ich hatte die Briefe ja bereits im Parallelforum vorgestellt und auch schon dort mir selbst bzw. den anderen die Frage gestellt, wieso der Brief in Richtung Brunnen gelaufen ist, eben weil dies in der entgegengesetzen Richtung gelegen war. Ralph hatte mir die Pläne der Eisenbahnnetze als Link geschickt, aber ich konnte dort keine passende Strecke finden, umso mehr dankbar bin ich dir, dass du mir nun Aufschluss darüber gibst.

So wie du den Laufweg beschreibst, klingt das ja nach einem enormen Umweg, umso schöner, dass der eine Brief den einfachen und direkten Weg zeigt und der andere Brief den großen Umweg. Auf jeden Fall ein hochinteressanter Laufweg, kann man evt. eine Ursache für die Sendung des zweiten Briefes festmachen? Ich nehme mal stark an, dass der zuständige Postbeamte gewusst haben muss, dass dies einen Umweg darstellt, also war wohl irgendein anderer Grund dafür verantwortlich?!

Auf jeden Fall sehr interessant, welche Geschichte hinter solchen Briefen stecken kann.

Liebe Grüße

Kevin
 
SH-Sammler Am: 18.08.2018 15:17:37 Gelesen: 281339# 492 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#491]

Hallo Kevin,

die Strecke des 2. Briefes via Rotkreuz ist ca. 90 km, von der Distanz her also möglich in einem Tag. Jene via Zug - Sihlbrugg etwa 35 km. Via Rotkreuz ist schon ein Umweg, aber wer weiss, welche Verbindung zur aktuellen Tageszeit die schnellere war?

Vielleicht wollte man einfach mal ausprobieren, wie der Transport mit der neu erstellte Bahnlinie via Knonau und Zürich funktionierte? Die genauen Abgangszeiten kenne ich nicht, dafür kenne ich die geographischen Gegebenheiten, weil ich in dieser Gegend gute 35 Jahre gelebt habe.

Eine andere Frage stellt sich mir, warum in Deinem Parallelforum niemand versuchte eine Antwort auf Deine Fragen zu geben? Warum auch immer: Hier bei Philaseiten.de "werden Sie geholfen".

In diesem Sinne

Hanspeter
 
briefmarkenwirbler24 Am: 18.08.2018 15:26:55 Gelesen: 281337# 493 @  
@ SH-Sammler [#492]

Hallo Hanspeter,

natürlich sehr vorteilhaft, wenn man die Gegend wie seine eigene Westentasche kennt :D, kommt einem als Postgeschichtler natürlich sehr entgegen!

Wie dem auch sei, das genaue Wie und Warum lässt sich nach gut 150 Jahren natürlich nicht mehr feststellen, aber ich denke mit den Hypothesen kann man auch sehr gut arbeiten. ;)

Bezüglich deiner Anmerkung zum Parallelforum, ich glaube die Mehrheit der Mitglieder sind Altdeutschland-Sammler und die Schweiz-Sammler haben entweder den Beitrag übersehen oder sind nicht so aktiv, umso besser in zwei Foren aktiv zu sein, denn die Chance erhöht zumindest prozentual gesehen eine Antwort zu bekommen. :D

LG

Kevin
 
Apn Am: 19.08.2018 07:45:21 Gelesen: 281233# 494 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#489]
@SH-Sammler [#490]

Zum zweiten Beleg: Der Bahnpoststempel ist ja nur als Fragment erhalten. Ich schlage vor, ihn statt als "BERN - ZÜRICH" als "LUZERN - ZÜRICH" zu lesen. Die Bahnlinie Luzern - Zürich wurde am 1. Juni 1864 eröffnet, also war im September 1864 eine Beförderung über diese Linie möglich.

Der Leitweg wäre dann Seewen -> Brunnen -> Schiff -> Luzern -> Bahn -> Horgen -> Hirzel.
 
SH-Sammler Am: 19.08.2018 08:19:07 Gelesen: 281222# 495 @  
@ Apn [#494]
@ briefmarkenwirbler24 [#493]

Hallo Apn,

schön, dass sich ein weiterer CH-Sammler hier äussert. Danke auch für den Hinweis zum Stempel. Da war ich auf einem Auge wohl (wieder mal) blind.

Wenn die Inschrift eines Stempels nicht symmetrisch ist, so sehe ich das in der Regel. Und der Stempel BERN-Zürich wäre tatsächlich nicht symmetrisch. So habe ich das Stempelwerk "ausgegraben" und in der Gruppe 83D doch tatsächlich eine Abbildung des Bahnstempels LUZERN-ZÜRICH mit der Zugnummer Z 44 gefunden.

Kevin wird sich freuen, wenn er den Brief nun in seiner Sammlung ablegen kann.

Ich wünsche allerseits einen schönen Sonntag

SH-Sammler
Hanspeter
 
briefmarkenwirbler24 Am: 19.08.2018 21:31:36 Gelesen: 281137# 496 @  
@ Apn [#494]

Vielen Dank für die Korrektur, wie Hanspeter schon sagte, dann sollte der Laufweg des Briefes nun endgültig geklärt sein, sodass ich ihn in der Sammlung ablegen kann.

LG

Kevin
 
briefmarkenwirbler24 Am: 19.08.2018 21:45:17 Gelesen: 281132# 497 @  
Guten Abend zusammen,

zur späten Stunde möchte ich euch noch gerne eine hübsche Buntfrankatur nach Kiel (bis dato noch zum NDP gehörig) vorstellen.

Aufgegeben wurde der Brief am 30.07.1871 um 4 Uhr vom Absender "Hôtel des Alpes" in Interlaken und adressiert an "Frau Dr. Valentiner, geb. von Wardenburg" nach Kiel.

Der Brief trägt leider nur noch den Transitstempel von Bern, dürfte aber einen Tag später in Kiel angekommen sein.

Nun zur Frankatur:

Der Norddeutsche Bund bestand bekanntlich vom 01.01.1868 bis zum 31.12.1871, in den ersten 8 Monaten (also bis zum 31.08.1868) wurden die Frankaturen der Briefe noch nach Taxrayons berechnet (20, 30, 40 oder 50 Rappen bzw. 6, 9, 12 oder 15 Kreuzer waren möglich, in wenigen Fällen auch 4 oder 5 Silbergroschen). Die Briefe, die in diese Zeit fallen, werden natürlich von Sammlern sehr gesucht, insbesondere die Briefe, welche mit Silbergroschen-Marken frankiert worden sind.

Mein Brief fällt leider in die Periode, in der bereits die Einheitstaxe eingeführt worden ist (25 Rappen, 7 Kreuzer oder 2 Silbergroschen), also ab dem 01.09.1868 bis zum Ende.

Wirft man noch einen Blick auf die Adressatin, lässt sich sagen, dass es sich hierbei um eine offenbar recht früh verwitwete Adelige, welche im Dienste der Herzogin Friederike von Schleswig-Holstein-Sonderburg (später Herzogin von Anhalt-Bernburg) gestanden hat, handelt.

https://www.geni.com/people/Sophie-Wilhelmine-Valentiner/6000000018290226020

https://www.geni.com/people/Johann-Heinrich-Valentiner/6000000018290244001

https://de.wikipedia.org/wiki/Friederike_von_Schleswig-Holstein-Sonderburg-Gl%C3%BCcksburg

Liebe Grüße

Kevin


 
Gerhard Am: 21.08.2018 11:04:09 Gelesen: 280931# 498 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#497]

Hallo Kevin,

was heißt hier "mein Brief ist leider", dafür eine schöne MiF: Wenn auch gelborange und braun nicht so "bunt" erscheinen, wie Z.B. blau und gelb so fällt der Brief ja zudem noch unter die Rubrik Adelspost, besonders nachdem Du den Empfänger so umfangreich gegoogelt hast. Es sind doch oftmals auch die kleinen Dinge, die Besonderheiten ausmachen.

Bin gespannt auf deinen nächsten Fang. ;-

Danke für's Zeigen.

Gerhard
 
briefmarkenwirbler24 Am: 21.08.2018 11:58:12 Gelesen: 280921# 499 @  
@ Gerhard [#498]

Hallo Gerhard,

als Postgeschichtler hätte mich ein entsprechender Beleg aus dem Zeitraum vom 01.01. bis zum 31.08.1868 natürlich mehr erfreut, aber dennoch, wie du schon sagst, sind Buntfrankaturen immer schön anzusehen, erst recht wenn der Empfänger auch noch eine Person von Adel gewesen ist ...

Freut mich zu hören, dass Du das Thema mit Interesse verfolgst! :)

Liebe Grüße

Kevin
 
Heinz 7 Am: 22.08.2018 20:16:22 Gelesen: 280773# 500 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#1]

Hallo Kevin,

In den letzten ca. viereinhalb Jahren haben wir viele Beiträge zu diesem schönen Thema geschrieben, das von Dir ins Leben gerufen wurde. Als Beitrag Nr. 500 möchte ich darum etwas Spezielles zeigen.



1871 wurde dieses Briefcouvert nach Rumänien gesandt. Der Tarif dafür war damals 35 Rappen; da jedoch offenbar ein doppelt schwerer Brief vorlag, waren 70 Rappen geschuldet. Frankiert wurde diese Gebühr mit zwei Sitzenden Helvetia: 50 Rappen lila (Michel Nr. 35, Zumstein Nr. 43) und 20 Rappen orange (Michel Nr. 24, Zumstein Nr. 32).

Ein Postbeamter tat sich schwer mit diesem Brief und brachte Farbstift-Notizen an, die aber offenbar wieder annulliert wurden. Schliesslich erhielt der Brief einen Stempel "PD" (= Port payé jusqu'à destination / bezahlt bis zum Ankunftsort).

Auf der Rückseite finden wir die Durchgangsstempel "WIEN 11/1 71" und "BACAU 14/1 71". Die Familie "Rosetti Tescanu" war meines Wissens eine berühmte Familie.

Heinz
 
bayern klassisch Am: 22.08.2018 21:03:29 Gelesen: 280760# 501 @  
@ Heinz 7 [#500]

Hallo Heinz,

ein beeindruckender Brief, der auch über Bayern lief!

Die Aufgabepost notierte zuerst 4 in rot und 30 in blau für das Weiterfranko, wie ich vermute. Ich vermute es hat damit zu tun, dass man den Brief hinsichtlich seines Ziellandes nicht richtig verorten konnte.

Dann wurden mit 6 die 4 und mit 50 die 30 überschrieben, was richtig war. Meines Erachtens behielt die Schweiz aber 10 Rappen pro Gewichtsstufe, das wären dann 20 Rappen für die Schweiz. Blieben 50 Rappen für den Transit.

Das sollten dann 30 Rappen für das Transitland Baden, Württemberg oder Bayern sein - ich tippe auf Württemberg, weil es 1871 noch keine Reichspostverträge im Transit mit der Schweiz gab.

Dann noch 2 mal 10 Rappen für Rumänien und wir haben - voilà unsere 70 Rappen Frankatur.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 22.08.2018 22:52:20 Gelesen: 280744# 502 @  
@ bayern klassisch [#501]

Lieber Ralph,

Danke für Deine Erläuterungen!

Der obige Brief ist nicht einmalig, es gibt noch weitere, ähnliche. Gerade heute stiess ich auf ein weiteres Angebot:



Die ist Los 1880 des Auktionshauses Rölli (neu in Rothenburg/LU).

Interessant ist, dass dieser Brief nur 65 Rappen kostete, obwohl er genau den gleichen Weg nahm, allerdings im April 1869. Aber Achtung: dieser Brief war eingeschrieben ("Recommandée").

Wir sehen an diesem Beleg sehr schön den Laufweg



Lausanne 28.4.1869
Lausanne-Berne 29.4.1869
(Schweiz) 29.4.1869
Romanshorn 29.4.1869
Cernowitz 2.5.1869
Folticeni 4.5.1869
Bacau 5.5.1869

Den dritten Stempel kann ich nicht genau lesen, vielleicht ein Zugstempel? (Zug 14?). Gemäss Notiz ("par Vienne") lief auch dieser Brief über Wien, aber einen Durchgangsstempel sehen wir nicht.

Es ist toll, dass man hier so viele Details erkennen kann. Da muss man auch hinnehmen, dass der Brief etwas fleckig ist: die 5 rückseitigen Siegel haben abgefärbt.

Für diesen Brief gilt bei Rölli ein Startpreis von immerhin CHF 800.

Heinz
 
briefmarkenwirbler24 Am: 22.08.2018 23:51:48 Gelesen: 280734# 503 @  
@ Heinz 7 [#500]

Hallo Heinz,

ein toller Beleg, der auch deine beiden Sammelgebiete Rumänien und Schweiz prima verknüpft!

Allerdings möchte ich gerne eine Anmerkung zu der vorliegenden Frankatur machen:

Dein Brief ist dem Tarif ab dem 01.10.1868 bis zum 31.03.1871 zuzuordnen. Das Franko für einfache Briefe der 1. Gewichtsstufe (bis 15 g) lag hier bei 40 Rappen, da dein Brief der 2. Gewichtsstufe (15-30 g) entspricht ("2" in blau notiert) hätten 80 Rappen frankiert werden müssen. Das könnte auch erklären warum der Postbeamte erst so irritiert gewesen ist. Das würde deinen Brief natürlich nicht schlechter machen, im Gegenteil, es handelt sich um eine Unterfrankatur, die natürlich sehr gesucht sind!

Den Brief den du vom Auktionshaus Rölli zeigst [#502] ist mit 65 Rappen frankiert.

Diese setzen sich richtigerweise zusammen aus den 40 Rappen für einen einfachen Brief der 1. Gewichtsstufe (ebenfalls diesem Tarif zuzuordnen) und 25 Rappen für die Einschreibegebühr. Das heißt hier ist die Frankatur absolut korrekt.

Erst ab dem 01.04.1871 bis zum 30.06.1875 war ein einfacher Brief mit 35 Rappen zu frankieren. Da dein Brief aber am 09.01.1871 auf die Reise ging, kann er nicht diesem Tarif zugeordnet werden. Eventuell gab es damals schon eine Kundgebung, dass sich der Tarif ändern wird und der Adressat hat fälschlicherweise gedacht, dass die neue Periode bereits begonnen hat (but just a guess...).

Zu dem Empfänger, ich kenne mehrere Briefe an diesen Adressaten aus unterschiedlichen Tarifperioden, bei Interesse kann ich diese auch gerne diesem Thread beifügen.

Vielleicht hilft diese Seite weiter:

https://www.myheritage.de/names/constantin_rosetti-tetcani

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 23.08.2018 06:32:29 Gelesen: 280705# 504 @  
@ Heinz 7 [#502]

Lieber Heinz,

auch der 2. gezeigte Brief ist ein Sahnestück - er lief auch über Württemberg, wie der Romanshorn - Stempel zeigt. Durch Württemberg und Bayern lief er im stillen Transit, d. h. die Bahnposten bekamen ihn zuspediert in einem Schweizerischen Briefepaket, auf dessen Beutelfahne nur Wien oder ein noch weiter gelegenener Ort stand, so dass eine postalische Bearbeitung des Briefes nicht vonnöten war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 23.08.2018 08:25:33 Gelesen: 280685# 505 @  
@ Heinz 7 [#502]

Hallo Heinz,

vor kurzem habe ich den Stempelkatalog "ausgegraben". So habe ich relativ schnell den Bahnstempel finden und einstufen können. Der "schlecht lesbare" Stempel sollte eigentlich mit dem gezeigten Bahnstempel übereinstimmen, sogar die Zugnummer stimmt mit dem Abschlag auf dem Brief überein. Siehe selbst.



Bahnstempel der Gruppe 83 D, mit Zugnummern (je nach Tageszeit = 1. Postzug, 2. Postzug) 8, 9, 13, 14, 32, 36, 40, in Gebrauch in den Jahren 1866 bis 1869.

Liebe Grüsse

Hanspeter
 
Heinz 7 Am: 23.08.2018 14:15:23 Gelesen: 280640# 506 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#503]
@ bayern klassisch [#504]
@ SH-Sammler [#505]

Lieber Kevin, Ralph und Hanspeter,

ganz herzlichen Dank für die wertvollen Zusatzangaben zu meinem Beitrag.

@ Heinz 7 [#500]
@ Heinz 7 [#502]

Das eine oder andere hätte ich selber herausfinden können (müssen/sollen), aber ohne meine Literatur komme ich hier nicht weiter (ich weiss nicht alles auswendig). Umso besser, wenn man aufmerksame Leser hat. Bravo!

Damit haben wir (beim Rölli-Beleg) neun (!) verschiedene Stempel ausmachen und verstehen können, das ist schon sehr attraktiv! Mein Briefchen hat nicht ganz so viel (Rückseite "nur" 3 Stempel). Man darf gespannt sein, wieviel dieser (Rölli-Auktion-) Brief kosten wird. CHF 968 (CHF 800 + 21 %) sind schon eine Menge Geld, das wäre erst der Ausruf.

Man darf gespannt sein.

Herzliche Grüsse
Heinz
 
briefmarkenwirbler24 Am: 23.08.2018 14:36:15 Gelesen: 280636# 507 @  
@ Heinz 7 [#506]

Hallo Heinz,

bei der kommenden Rölli-Auktion werden ohnehin extrem viele schöne Briefe angeboten, man weiß gar nicht, wo man da anfangen soll zu bieten, :D ich persönlich habe mein Hauptaugenmerk auf einen Posten mit unterschiedlichen Sitzenden Helvetia-Frankaturen geworfen.

M.E. die beste Quelle, um auf einmal an möglichst viele Briefe ranzukommen, überflüssige lassen sich dann auch wieder prima verkaufen. Dabei sollte man dennoch immer auf die Qualität achten und nicht die Katze im Sack kaufen, aber da hat wahrscheinlich jeder eine andere Herangehensweise.

Liebe Grüße

Kevin
 
briefmarkenwirbler24 Am: 27.08.2018 19:29:56 Gelesen: 279980# 508 @  
Hallo zusammen,

heute möchte ich euch gerne zwei Belege vorstellen, die zwar in ihrer Verwendung sehr häufig sind, allerdings eine bestimmte Sache sehr schön zeigen.

Zu sehen sind zwei Trauerbriefe, die zwar in der gleichen Tarifperiode verschickt (01.09.1876 – 01.11.1884), jedoch unterschiedlich frankiert wurden.

Der erste der beiden Briefe wurde am 26.07.1878 in Rigi Klösterli aufgegeben und adressiert nach Altstetten bei Zürich. Die war bis 1934 eine eigenständige Gemeinde und bildet heute zusammen mit Albisrieden ein Quartier (Kreis 9) der Stadt Zürich. Angekommen ist der Trauerbrief bereits einen Tag später.

Beim zweiten Brief handelt es sich um einen Ortsbrief, der innerhalb Zürichs am 25.03.1881 verschickt wurde. In der Empfängerzeile lassen sich zwei Straßennamen erkennen, also war sich der Absender vermutlich nicht sicher in welcher Straße der Empfänger wohnte oder "Zeltweg" war ein bestimmtes Stadtviertel in Zürich.

Nun kommen wir zu den Frankaturen bzw. zu den Gebühren, die für die Briefe entstanden:

Einen Trauerbrief konnte man sowohl als Drucksache als auch als normalen Brief versenden.

Dabei war jedoch zu beachten, dass Drucksachen immer offen versandt werden mussten und das Couvert nur "Gedrucktes" beinhalten durfte. Drucksachen mussten immer offen verschickt werden, weil nämlich stichprobenartig kontrolliert wurde ob nicht doch "Handgeschriebenes" im Inhalt gewesen ist.

Der zweite Brief wurde, wie man an der Frankatur sehen kann, als Drucksache richtigerweise mit 2 Rappen frankiert. Hier gilt der Tarif vom 01.09.1876 bis zum 01.01.1915, nach dem sämtliche Drucksachen unabhängig von der Entfernung im Inland bis zu 50 gr mit 2 Rappen zu frankieren waren, über 50-250 gr wären 5 Rappen und über 250-500 gr 10 Rappen zu frankieren gewesen.

Der erste Brief wurde siegelseitig verschlossen, sodass man diesen auch nicht als Drucksache verschicken konnte. Demnach handelt es sich um einen einfachen Brief im Fernverkehr, der dann mit 10 Rappen zu frankieren war.

Also hat der Absender der Post quasi 8 Rappen geschenkt, denn er hätte das Couvert als Drucksache verschicken können, hätte er es nicht verschlossen. Man weiß zwar nicht was seine Absicht gewesen ist, vielleicht wollte er dem Empfänger sein Beileid lieber persönlich und handschriftlich mitteilen, jedoch rein "wirtschaftlich" gesehen, hätte er es billiger haben können.

Liebe Grüße

Kevin




 
bayern klassisch Am: 27.08.2018 20:25:07 Gelesen: 279969# 509 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#508]

Hallo Kevin,

gibt es wirklich eine Vorschrift in der Schweiz, wonach ein Brief, als handgeschrieben, dann als Drucksache gilt, wenn er in ein Trauerkuvert eingetütet wurde? Oder habe ich das falsch interpretiert?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man an der "äußeren Verpackung" = Trauerkuvert eine andere Versendungsart (Drucksache statt Brief) festmachen konnte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 27.08.2018 20:37:21 Gelesen: 279967# 510 @  
@ bayern klassisch [#509]

Hallo Ralph,

ich glaube du hast da etwas falsch interpretiert bzw. ich habe mich da missverständlich ausgedrückt.

Es bestand für den Absender die Möglichkeit das Trauercouvert als Drucksache oder als normalen Brief zu verschicken.

Wenn sich der Absender für die erste Variante entschied musste das Couvert Gedrucktes beinhalten und dementsprechend auch offen verschickt werden, damit die Post dies stichprobenartig überprüfen konnte.

Ich hoffe, ich habe mich nun etwas verständlicher ausgedrückt.

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 27.08.2018 20:58:59 Gelesen: 279959# 511 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#510]

Hallo Kevin,

ja, jetzt macht das Sinn - sonst hätte wohl jeder in der Schweiz seine Briefe in ein Trauerkuvert gesteckt und sich 80% des Frankos gespart. :-)

Es gibt im Übrigen reine "Mourning - Cover" - Sammlungen, und, ob du es glaubst, oder nicht, das ist nicht der dümmste Gedanke in der großen Welt der Philatelie. Man kann nämlich aus der Klassik allerlei Länder, Frankaturen, Laufwege und Porti zeigen, ohne den eingeschlagenen Pfad zu verlassen, womit solch eine Sammlung niemals langweilig wird, wie man vlt. auf den ersten Blick meinen könnte.

So ein Dutzend dieser Trauerkuverts habe ich auch - aber für eine echte Sammlung reicht es natürlich hinten und vorne nicht.

Liebe Grüsse,
Ralph
 

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