Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia
Das Thema hat 711 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 3 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22   23   24 25 26 27 28 29 oder alle Beiträge zeigen
 
StefanM Am: 17.12.2018 08:01:20 Gelesen: 259782# 537 @  
@ quinte [#536]

Gelöst ist nun noch nicht die Frage, warum dieser Beleg erscheint unter "Thema: Israel: Belege echt gelaufen", zumal es ja auch das "Thema: Syrien: Echt gelaufene Belege" gibt!?

Nach der Definition der Themenreihe "Echt gelaufene Belege: Land XYZ" ist mit XYZ nicht das Zielland gemeint, sondern das Land, aus dem der Beleg versendet wurde. Insofern müsste der Beleg in einem Schweiz-Belegethema gepostet werden.

Stefan

[Beiträge [#533] bis [537] verschoben aus dem Thema "Israel: Belege echt gelaufen". Stefan hat recht - immer das Land, welches auf der Marke steht ist massgeblich für das Thema (mit ganz wenigen Ausnahmen)]
 
briefmarkenwirbler24 Am: 20.01.2019 10:55:01 Gelesen: 254748# 538 @  
Guten Morgen alle zusammen,

es wurden in diesem Thema bereits etliche Destinationen gezeigt, aber soweit ich weiß, war Belgien bisher noch nicht dabei, das soll sich nun ändern.

Aufgegeben wurde der Brief am 26.02.1875 um 9 Uhr in der Früh in Zürich und vom Absender adressiert nach Antwerpen in Belgien.

Siegelseitig lässt sich der Transitstempel von Basel (27.02.) erkennen, bevor er noch am gleichen Tag über Frankreich direkt nach Antwerpen weitergeleitet werden konnte und dort auch am 28.02. angekommen ist.

Hier gilt die Tarifperiode vom 01.07.1869 bis 30.06.1875, nach der einfache Briefe der 1.Gewichtsstufe mit 30 Rappen zu frankieren waren.

Die Destination Belgien ist verhältnismäßig selten (so wurde sie von Schäfer mit 8 von 13 Punkten bewertet, also genauso wie z.B. Brasilien), was natürlich nur als grober Richtwert dienen sollte. Da ich den Brief allerdings zum Preis einer großen Pizza plus kleinem Getränk bekommen konnte (wie Ralph immer so schön sagt :D), war der Beleg sicherlich nicht überbezahlt.

Liebe Grüße

Kevin


 
bayern klassisch Am: 20.01.2019 15:12:50 Gelesen: 254706# 539 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#538]

Hallo Kevin,

gut gekauft! Die Punktzahl von 8, also gleich Brasilien, ist natürlich ein Witz! Es gibt sicher 100 Briefe nach Belgien, ehe einer nach Brasilien auftaucht, da hat der Buchautor sich wohl ziemlich vergriffen.

Die Leitung erfolgte via Reichspost, die der Schweiz und Belgien die Versendung geschlossener Briefpakete zubilligte, was den Preis für das schreibende Publikum sehr wohlfeil machte.

Kurz darauf kam ja der UPU und dann war (fast) jeder Brief bei 25 Centimes, von Ausnahmen abgesehen (Russland usw.).

Liebe Grüsse,
Ralph (die Pizzaangabe ist wenigstens für jeden leicht nachvollziehbar!) :-)
 
briefmarkenwirbler24 Am: 20.01.2019 18:16:10 Gelesen: 254674# 540 @  
@ bayern klassisch [#539]

Hallo Ralph,

vielen Dank für deine Korrektur bzgl. der Leitung über das Reich, da war ich wohl in Gedanken bei der vorherigen Periode, wo zumindest die Leitung über Frankreich vor Gründung des Deutschen Reichs Usus gewesen ist.

Hinsichtlich der Bewertungstabelle von Schäfer sollte man erst mal anführen, dass die Punktzahl eigentlich erst bei 4 losgeht (Frankreich, Italien, USA) und sich immer auf die jeweiligen Ausgaben bezieht (in dem Fall Sitzende Helvetia vor UPU), setzt man das dann in Relation zur Punktzahl 13 (Unikat), erhält man bei Belgien ziemlich genau die Mitte, was ich auch durchaus als gerechtfertigt empfinde. Was Brasilien angeht, ich kann natürlich nicht genau sagen wie viele Briefe es dorthin in besagter Zeit gegeben hat, allerdings war ich auch erst einmal etwas erstaunt.

Um sämtliche Destinationen bewerten zu können, sollte man auch ein ziemlich großes Archiv haben, um diese auch gegeneinander aufwiegen zu können oder Vergleiche zu ziehen. Ob das bei diesem Autor der Fall gewesen ist, kann ich nicht beantworten. Aber wir beide haben ja einen Sammlerfreund, der sicherlich genug Material hat oder gesehen hat, um solche Aussagen mit Gewissheit treffen zu können. :D

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 20.01.2019 18:59:32 Gelesen: 254663# 541 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#540]

Hallo Kevin,

ich weiß nicht, warum eine Liste mit 4 anfängt und bei 13 aufhört. Bei mir würde sie bei 0 anfangen und bei 10 enden, weil man das auch ohne mehrere Semster Mathematik studiert zu haben instantan verstehen würde.

Aber egal - wer Belgien und Brasilien auf ein Level hebt, hat wohl eher wenige Briefe gesehen, oder einen Tippfehler begangen. Da ich ja auch eine kleine Bayern - Schweiz - Spezialsammlung 1806-75 mein Eigen nennen darf, habe ich mich natürlich auch, oder gerade mit den Auslandsdestinationen der Schweiz befasst, weil Bayern auch da Transitland war, wie umgekehrt natürlich auch und da darf ich dir versichern, dass alle südamerikanischen Staaten selten sind.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 20.01.2019 19:35:09 Gelesen: 254650# 542 @  
@ bayern klassisch [#541]

Hallo Ralph,

so ganz ist mir sein System auch noch nicht eingeleuchet, aber die Liste beginnt auch mit 1 (mit der Bezeichnung "Massenware"), bloß ist keine Destination als solche kategorisiert worden.

Aber wie oben schon gesagt, ich war auch ein wenig erstaunt über die Bewertung [1], zumal man ja selbst an den Zuschlägen sieht, dass Brasilien deutlich seltener ist, denn für einen Brief dorthin wäre ich mit einer Pizza und Getränk nicht hingekommen :D.

Liebe Grüße

Kevin

[1] http://www.philaworld.ch/index.php/Kategorie:Destinationen
 
bayern klassisch Am: 20.01.2019 19:54:08 Gelesen: 254644# 543 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#542]

Hallo Kevin,

danke für die Liste - was soll ich dazu sagen?

Wer unterscheidet in Österreich und Ungarn, aber ganz Altdeutschland und Italien unisono bewertet, sollte keine Bewertungen abgeben, weil es so ad absurdum geführt wird. Für manchen sind die selbst gestellten Aufgaben einfach zu hoch.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 20.01.2019 22:49:37 Gelesen: 254608# 544 @  
@ bayern klassisch [#543]

Hallo Ralph,

genau deswegen habe ich diese Liste immer bloß als grobe Orientierung genommen, weil zu viele Pauschalisierungen vorgenommen wurden. Bei den Altdeutschen Staaten hätte man zumindest zwischen den südlichen und denen im Norden unterscheiden müssen was Seltenheit anbelangt.

Liebe Grüße

Kevin
 
briefmarkenwirbler24 Am: 21.01.2019 19:49:43 Gelesen: 254416# 545 @  
Guten Abend in die Runde,

heute gibt es mal vergleichsweise leichte Kost, die beiden Briefe lagen noch mehr oder weniger "unbehandelt" in einem meiner Alben herum.

Ersterer wurde am 17.07.1876 in Genf aufgegeben und nach Paris adressiert. Leider befindet sich siegelseitig kein Ankunftsstempel. Dafür ist vorderseitig der blaue Grenzübergangsstempel "Suisse-Bellegarde" vom 18.07. abgeschlagen worden, demnach sollte der Brief noch am gleichen Tag angekommen sein.

Der zweite Brief ist am 12.08.1881 in Zürich aufgegeben und nach Mailand adressiert worden. Hier finden wir siegelseitig zum einen den Bahnpoststempel "Chiasso-Mailand" und den Ankunfsstempel jeweils beide vom 14.08. Der kleine Stempel mit der Nummer "32" dürfte der Stempel des Briefträgers gewesen sein, der den Brief dem Empfänger ausgeliefert hat.

Dieses Mal ist die Taxierung ganz einfach, nämlich 25 Rappen für einen einfach gewichtigen Brief zur UPU-Zeit.

Auf dem Scan leider nicht ganz so deutlich sichtbar wie im Originalen, aber der Brief nach Italien wurde mit Mi.Nr.32a (25 Rappen bläulichgrün) frankiert und der Brief nach Frankreich mit Mi.Nr.32b (25 Rappen gelblichgrün bis gelbgrün). Preistechnisch wird letztere auf Brief immerhin drei mal so hoch bewertet wie erstere.

Liebe Grüße

Kevin



 
Franz88 Am: 31.01.2019 13:31:39 Gelesen: 252940# 546 @  
Hallo Sammlerfreunde,

die Briefmarken aus der Schweiz sind zwar nicht mein Sammelgebiet, ein Bekannter hat mich aber gebeten dieses Bild einzustellen, um etwas darüber zu erfahren. Laut Beschreibung ist es ein Probedruck im Zehnerblock für die erste Ausgabe der Sitzenden Helvetia (Ausgabe 1862).

Dazu hätte er folgende Fragen: Was ist ein Probedruck? Wie hoch wird dieser Probedruck bewertet?



Schöne Grüße
Franz
 
Heinz 7 Am: 06.02.2019 00:11:45 Gelesen: 251334# 547 @  
@ Franz88 [#546]

Lieber Franz,

um den Fälschern (die im XIX. Jahrhundert in breitem Masse ihr Unwesen trieben) das Handwerk zu erschweren verwendete die Post in vielen Ländern Spezialpapier für ihren Briefmarkendruck. Die Schweiz z.B. brachte Papier mit Untergrundlinien heraus, mit eingelegten Seidenfäden, mit Wasserzeichen und auch mit Kontrollzeichen-Eindrucken.

Um 1862 kam das Kontrollzeichen Kreuz breite Form in Gebrauch (siehe Dein Bild links); die Form Kreuz schlankere Form kam meines Wissens erst 31 Jahre später (1893) zur Anwendung (Bild oben: rechts).

Du zeigst uns nun eine Papierprobe mit diesen Kontrollzeichen. Natürlich mussten die Papiere und die Zähnungsversuche vor der definitiven Auftragserteilung getestet werden; diese Papierprobe scheint so ein Versuchsdruck zu sein (Das Kontrollzeichen wurde mit Prägedruckplatten angebracht).

Solche Papierbogen sind nicht katalogisiert und nicht bewertet. Ein Spezialsammler wird sich aber freuen, eine solche seltene Druckprobe zeigen zu können. Ich kann mich erinnern in einem Auktionskatalog einmal ein ähnliches Stück gesehen zu haben. Den erzielten Preis dafür kann ich aber nicht nennen. Wenn ich ihn finde, melde ich es Dir.

Heinz
 
Franz88 Am: 06.02.2019 17:25:22 Gelesen: 251169# 548 @  
Lieber Heinz,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Info. Damit hast Du mir sehr geholfen.

Schöne Grüße aus der Steiermark
Franz
 
briefmarkenwirbler24 Am: 23.02.2019 13:34:51 Gelesen: 248813# 549 @  
Hallo zusammen,

heute möchte ich euch gerne eine nette Geschäftskarte zeigen, nichts Spektakuläres, aber ich mag diese Art von Belegen.

Aufgegeben am 03.12.1874 von "G.Schiesser, Burgdorf" in Burgdorf. Leider konnte ich im Internet keine Infos über dieses Geschäft/Unternehmung finden. Adressiert wurde die Karte nach Diessbach bei Thun (heute Oberdiessbach, es gibt noch ein Diessbach bei Büren). Siegelseitig finden wir einen Transitstempel von Grosshöchstetten sowie den Ankuftsstempel jeweils vom darauf folgenden Tag.

Zur Taxierung lässt sich sagen, dass korrekterweise 2 Rappen für eine Drucksache bis 50 gr laut Tarif vom 01.10.1872 bis 01.09.1876 frankiert wurden. Anhand dieser Karte lassen sich auch gut einige Vorschriften erklären:

In der ersten Weisung vom 25.08.1851 wurden bereits einige Maßstäbe genannt, die noch lange Zeit später prägend für die Aufgabe einer Drucksache sein sollten: Frankiert, offen versandt und Handschrift nur als genau festgelegte Ausnahme, hier der genaue Wortlaut:

Für Druckschriften, Lithographien und dgl., insofern sie außer der Adresse, dem Datum und der Namensunterschrift nichts Geschriebenes enthalten, und daher behufs der Prüfung unter Band aufzugeben und zugleich zu frankieren sind, findet...Tarifermäßigung statt

Ergänzt am 20.12.1851 mit der Drohung Gegenstände, die...in einer die Erkennung als Drucksache nicht zugelassenen Verpackung aufgegeben werden, sind bis zum Betrage der Brieftaxe nachzutaxieren

Da es selbst bei geschäftlich genutzten Drucksachen nicht ganz ohne Handschrift ging, wurden am 01.04.1858 neu geregelte Ausnahmen zugelassen: Bei Druckschriften, welche in größerer Zahl aufgegeben werden, kommt die ermäßigte Taxe auch dann in Anwendung, wenn diese Druckschriften einige handschriftliche Zusätze erhalten. Diese Zusätze dürfen aber nur in Zahlen, Daten, Unterschriften und Adressen bestehen, so daß der Charakter der Druckschriften überwiegend bleibt

Handschriftlich hinzugefügt werden darf bspw. bei Einladungskarten der Name und die Eigenschaft des Adressaten sowie der Tag und Ort der Zusammenkunft. Wir sehen also, dass bei oben gezeigter Karte alles genau nach Vorschrift ablief, bloß die Adresse, der Name des Besuchenden sowie der "Tag der Zusammenkunft" sind handschriftlich ergänzt worden.

Liebe Grüße

Kevin



[Quelle: Drucksachen der Schweiz, Matthias Vogt unter Mithilfe von Robert Bäuml]
 
bayern klassisch Am: 23.02.2019 13:42:49 Gelesen: 248810# 550 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#549]

Hallo Kevin,

ein sehr attraktives Stück, wie praktisch all deine Sachen. :-)

Noch kurz etwas zu Applikationen bei Drucksachen: Das mit der Unterschrift musste man seitens der Post machen, weil zig Tausende von Drucksachen jedes Jahr verschickt wurden, die nur einem Zweck dienten, nämlich der Mitteilungen, welche Firmen von wem übernommen wurden bzw. wer neu zeichnungsberechtigt bei einer Firma war.

Hierfür war zwingend erforderlich, dass man a) die entsprechende Person namentlich kannte und b) wegen der rechtlichen Folgen auch wissen musste, wie diese Person unterschrieb (man denke an Wechsel, Schuldverschreibungen usw.). Daher wäre die Gestattung von billigen Drucksachen ohne Unterschriftsmöglichkeiten fast ein Rohrkrepierer geworden.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 23.02.2019 13:56:06 Gelesen: 248803# 551 @  
@ bayern klassisch [#550]

Hallo Ralph,

vielen Dank für die Ergänzungen zu diesem Thema!

Man sollte vielleicht auch noch dazu erwähnen, dass die Verbilligung der Drucksachen keinesfalls ein Wunsch der Post gewesen ist, denn sie wurden staatlich dazu verpflichtet. Für die Post war dies nämlich eher ein Minusgeschäft, denn Drucksachen durften schwerer sein als Briefe bei gleichzeitig niedrigerer Taxe, daher waren die Gründe eher bloß volkswirtschaftlicher Natur.

Genau das war dann auch der Grund der strengen Kontrolle sowie Vorschriften, damit nicht plötzlich alle diesen Tarif nutzen konnten oder eben durch Handschriftliches etwas ergänzen konnten, was nicht den eigentlichen Sinn und Zweck der Drucksachen darstellte.

LG

Kevin
 
bayern klassisch Am: 23.02.2019 14:52:51 Gelesen: 248785# 552 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#551]

Hallo Kevin,

alles richtig - aber die Frage war: Wie kurble ich die Wirtschaft an und was ist mir das wert? Wenn man den 1. Schritt im Geschäftsleben verbillige (Drucksachen, Angebote, Preislisten usw.), dann generiere ich höchstwahrscheinlich später in anderen, wichtigeren Dingen mehr Umsatz oder überhaupt erst Umsatz.

Wenn man über den Rahmen des postgeschichtlichen hinaus denkt, kam dazu: Einfuhr-, Durchfuhr- und Ausfuhrzölle für Waren, die nur deshalb produziert worden waren, weil es zu Geschäftsabschlüssen kam, die u.U. nur per günstiger Drucksache angebahnt wurden. Dadurch Steigerung des Umsatzes durch Versendung der Ware(n) bei der Fahrpost, der Briefpost (Wechsel, Rechnungen usw.) und dadurch wiederum der Erhalt der Poststellen bzw. deren Ausweitung. Dadurch mehr Verkehr auf den Eisenbahnen, mehr Personenbeförderungen und und und. Die Wirtschaft, damals wie heute, hängt stark an diesen Begünstigungen und als Dank geht es mit dem Konsum nach oben.

Die Schweiz war immer konsumorientiert und stand im Wettbewerb mit vielen Regionen/Ländern um sie herum; sie konnte sich bewähren, weil sie ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Politik (Bundespolitik schlug Kantonspolitik) und Wirtschaft schaffte, was anderswo nicht so einfach war. Und noch etwas ganz Wichtiges: Kein Krieg ist für das Volk immer besser, als einige Kriege, gewonnen, oder verloren. Bei Kriegen gewinnen ganz Wenige ganz Viel - im Frieden gewinnen alle ein bischen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
briefmarkenwirbler24 Am: 23.02.2019 16:22:32 Gelesen: 248773# 553 @  
@ bayern klassisch [#552]

Hallo Ralph,

ich bin da ganz deiner Meinung, mit der Aussage "Für die Post war dies nämlich eher ein Minusgeschäft, denn Drucksachen durften schwerer sein als Briefe bei gleichzeitig niedrigerer Taxe, daher waren die Gründe eher bloß volkswirtschaftlicher Natur." wollte ich nur verdeutlichen, dass es im ersten Moment eben kein Geschäft war, welches sich für die Post gelohnt hat.
Natürlich auf langfristige Sicht gesehen, hatte das gesamte System seinen Sinn und Soll erfüllt, denn niemand verschenkt freiwillig Geld (erst Recht nicht zur damaligen Zeit). Drucksachen waren ja genau deswegen ursprünglich für den Geschäftsverkehr gedacht, damit diese angekurbelt werden konnten, und da sich das Publikum beschwert hätte, hätte man Drucksachen bloß auf diesen Bereich beschränkt, waren sie eben für jedermann "zugänglich". Heute ist es ja nicht anders, jede Woche gibt es im Supermarkt/Elektromarkt etc. neue Angebote, die sich erst auf längerfristige Sicht rechnen, weil man dadurch eben wieder neue Kunden anlocken kann.

Aber nun schweife ich aus. :-D

LG

Kevin
 
briefmarkenwirbler24 Am: 23.02.2019 17:21:43 Gelesen: 248757# 554 @  
Liebe Fans und stille Mitleser der Sitzenden Ladys,

nun möchte ich euch noch ein schönes Stück vorstellen, welches jedoch nicht lange in meiner Sammlung bleiben wird, da ich mich mittlerweile bloß auf Belege spezialisiert habe. Es war allerdings bei einem Lot dabei, sodass ich es euch nicht vorenthalten möchte.

Es handelt sich um einen sehr anschaulichen und m.E. attraktiven Fünferstreifen der 3 Rappen in der selteneren Farbnuance (tief-)schwarz (Zumstein 29b, Michel 21b), welcher zusammen mit der 10 Rappen (Zumstein 38b, Michel 30) auf einem Briefstück erhalten ist. Die Stempel sind ebenfalls sehr gut lesbar abgeschlagen worden. Solche Einheiten sind natürlich in der Erhaltung relativ selten zu finden.

Liebe Grüße

Kevin


 
briefmarkenwirbler24 Am: 24.02.2019 18:26:26 Gelesen: 248522# 555 @  
Liebe Forumsgemeinde,

heute möchte ich euch einen Brief zeigen, welcher in der Form ziemlich selten ist, warum werdet ihr gleich sehen.

Aufgegeben wurde der Beleg am 14.01.1881 in Basel und man adressierte ihn an Nikolaus Dill in Pratteln, wo dieser noch am gleichen Tag angekommen ist, der Ankunftsstempel wurde sehr schön vom Postler abgeschlagen, was auch nicht die Regel gewesen ist.

Kommen wir nun zur Taxierung:

Der Brief wurde frankiert mit 5x 3 Rappen (Mi.Nr.21), also insgesamt 15 Rappen, was schon an sich recht ungewöhnlich ist, denn die 3 Rappen-Wertstufe wurde insbesondere für das Drucksachenporto nach Italien sowie für die Frankatur von Zeitungen eingeführt, auf normalen Inlandsbriefen lässt sich diese eher weniger antreffen.

Schauen wir auf die Entfernung von Basel nach Pratteln:

Die Luftlinie beträgt weniger als 10 km (etwa 8 km) und somit haben wir hier also einen Lokalrayon-Brief.

Laut Tarif vom 01.09.1876 bis zum 01.11.1884 waren Briefe im Lokalrayon der 1.Gewichtsstufe (bis 15 g) mit 5 Rappen zu frankieren und Briefe der 2.Gewichtsstufe (16-250 g) mit 10 Rappen. Es gab nur diese 2 Gewichtsstufen, der Rest wurde der Fahrpost zugeschrieben.

Was sagt uns das jetzt?

Der Brief wurde um mindestens 5 Rappen überfrankiert (um 10 Rappen wäre es die 1. Gewichtsstufe gewesen), schaut man sich jedoch das Format des Beleges an, dürfte man von der 2. Gewichtsstufe ausgehen, also von einer Überfrankatur i.H. von 5 Rappen.

Solche Überfrankaturen (insbesondere im Lokalrayon) sind selten, umso mehr freue ich mich dieses Stück in meiner Sammlung aufnehmen zu können.

Liebe Grüße

Kevin




 
briefmarkenwirbler24 Am: 26.02.2019 17:51:25 Gelesen: 248142# 556 @  
Guten Abend in die Runde,

weiter geht´s heute mit einer, wie ich finde, sehr hübschen Buntfrankatur von Winterthur (20.02.1868) nach Zürich.

Es handelt sich hierbei um ein "Zeitungsabonnement auf Nachnahme". Die Verleger trieben die Abonnement-Gebühr viertel-/oder halbjährlich per Nachnahme auf der Schleife des entsprechenden Zeitungs-Exemplares ein.

Die "Transportordnung" vom Oktober 1860 hielt fest, dass für dieses Exemplar die Drucksachen-Taxe und die Nachnahme-Gebühr zu bezahlen waren, durch Aufkleben der Briefmarken.

Die Nachnahmegebühr entsprach laut Tarif vom 01.07.1862 bis zum 30.09.1884 1% Provision des Nachnahmebetrages unter Aufrundung der Bruchteile auf 10 Rappen, auf deutsch: die Mindestgebühr betrug 10 Rappen und bei jeden weiteren 10 Franken wieder 10 Rappen. Die Höchstgebühr der Briefpost waren 50 Franken, alles darüber übernahm die Fahrpost.

Da wir hier eine Inseratsgebühr von 2.40 Franken haben, wurden dafür richtigerweise 10 Rappen frankiert. Normalerweise hätten jetzt 2 Rappen für eine Drucksache der 1. Gewichtsstufe (bis 15 gr) laut Tarif vom 01.08.1862 bis zum 01.09.1871 gereicht, allerdings wurden hier 5 Rappen zusätzlich frankiert.

Jetzt gibt es m.E. zwei Möglichkeiten, entweder es war eine Drucksache der 2. Gewichtsstufe (16-60 gr), für die 5 Rappen zusätzlich zu frankieren waren oder es wurden Spesen für die Post i.H.v. 3 Rappen draufgerechnet (was auch nicht unüblich gewesen ist). Vielleicht weiß jemand mehr.

LG

Kevin


 
SH-Sammler Am: 27.02.2019 05:11:26 Gelesen: 248084# 557 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#556]

Hallo Kevin,

ich bins wieder mal. Ich möchte eine kleine Korrektur anbringen zum Drucksachengewicht "ab 15 bis 60 Gramm". Dieses Gewicht war nur ganz kurze Zeit ab 01.07.1862 bis zum 31.07.1862 in Anwendung. Ab 01.08.1862 war das Gewicht "ab 15 bis 250 Gramm" und blieb so bis Ende Aug. 1871. Da eine Zeitung schnell mal mehr als 15 Gramm wiegen kann, sind die 5 Rappen für das Drucksachenporto korrekt plus die Mindestgebühr von 10 Rappen für die Nachnahme.

Was Du zu den Spesen schreibst, darf nicht so unwiedersprochen bleiben. Vor 1850 wurde hin und wieder ein Botenlohn verlangt. Nachher hatte die (Schweizer) Post ihre Vorschriften und Gebühren, welche zu entrichten waren. Spesen gab es dann keine mehr.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
briefmarkenwirbler24 Am: 27.02.2019 09:14:19 Gelesen: 248045# 558 @  
@ SH-Sammler [#557]

ich bins wieder mal. Ich möchte eine kleine Korrektur anbringen zum Drucksachengewicht "ab 15 bis 60 Gramm". Dieses Gewicht war nur ganz kurze Zeit ab 01.07.1862 bis zum 31.07.1862 in Anwendung. Ab 01.08.1862 war das Gewicht "ab 15 bis 250 Gramm" und blieb so bis Ende Aug. 1871. Da eine Zeitung schnell mal mehr als 15 Gramm wiegen kann, sind die 5 Rappen für das Drucksachenporto korrekt plus die Mindestgebühr von 10 Rappen für die Nachnahme.

Hallo Hanspeter,

da muss ich Dir leider widersprechen:

Tarif gültig ab dem 01.07.1862:

bis 15 g: 2 Rappen
16-60 g: 5 Rappen
61-250 g: 10 Rappen
über 250 g: Fahrpost-Taxe

Tarif vom 01.08.1862:

bis 15 g: 2 Rappen
16-60 g: 5 Rappen
61-500 g: 10 Rappen
 

Du siehst, die einzige Änderung der beiden Tarife war diejenige, dass die 3.Gewichtsstufe auf 500g erhöht wurde, darunter blieb alles gleich. Ich zitiere übrigens aus dem Handbuch "Drucksachen der Schweiz", welches ich oben bereits erwähnt habe.

Was Du zu den Spesen schreibst, darf nicht so unwiedersprochen bleiben. Vor 1850 wurde hin und wieder ein Botenlohn verlangt. Nachher hatte die (Schweizer) Post ihre Vorschriften und Gebühren, welche zu entrichten waren. Spesen gab es dann keine mehr.

Was das angeht, kann es sein, dass ich etwas falsch verstanden habe, denn es ist im selbigen Handbuch eine solche Nachnahmequittung abgebildet, bei der Spesen berechnet wurden (aus dem Jahre 1868), vielleicht wurde das Wort "Postspesen" einfach als Synonym für die zu bezahlende Gebühr und den jeweiligen Tarif (DS, Brief, etc.) benutzt, also den vom Kunden zu bezahlenden Betrag (dieser war allerdings höher als er hätte sein müssen, so auch vermerkt, daher hatte ich schlussgefolgert, dass etwas zusätzlich berechnet wurde).

Liebe Grüße

Kevin
 

SH-Sammler Am: 27.02.2019 11:50:50 Gelesen: 248013# 559 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#558]

Hallo Kevin,

da stimmen wohl unsere Unterlagen zu den Drucksachengewichten/Daten nicht überein. Ich muss dem mal nachgehen.

Ansonsten darf ich feststellen, dass Du Deine Belege so fundiert beschreibst, dass es eine Freude ist.

Liebe Grüsse
Hanspeter
 
briefmarkenwirbler24 Am: 27.02.2019 13:04:23 Gelesen: 247999# 560 @  
@ SH-Sammler [#559]

Hallo Hanspeter,

ich habe nochmal in anderen Werken geschaut, im Buch "Über die Frankaturen der Sitzenden Helvetia gezähnt" ist es so vermerkt wie Du gesagt hast, nämlich 15-250 g waren mit 5 Rappen zu frankieren.

Im Michel-Spezial gibt es hinten ja auch eine Gebührentabelle und dort ist es wiederum so vermerkt wie im Handbuch über Drucksachen.

Ich weiß zwar nicht genau auf welche Quelle Du dich bezogen hast (vielleicht sogar auf das erst genannte Werk), aber ich könnte mir vorstellen, dass je nach Alter der Quelle (Ersteres ist von 1974) neue Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Das Handbuch "Drucksachen der Schweiz" ist ja letztes Jahr erst erschienen und Robert Bäuml hat meines Wissens nach die größte Drucksachensammlung der Schweiz und auch sämtliche Unterlagen hierzu, sodass ich im Zweifelsfall definitiv dem Handbuch mehr Glauben schenken würde.

Ansonsten darf ich feststellen, dass Du Deine Beleg so fundiert beschreibst, dass es eine Freude ist.

Über solche Aussagen freue ich mich natürlich immer :D, ich bin momentan dabei mir Literatur aus den verschiedensten Bereichen zuzulegen und konnte das ein oder andere auch schon entsprechend anwenden. Es macht mir auf jeden Fall auch ungemein Spaß bei Briefen sämtliche Umstände auszuknobeln (Leitwege, Taxierungen, Gebührenformen, etc.), daher versuche ich die Beschreibungen auch immer so genau wie möglich zu gestalten.

Liebe Grüße

Kevin
 
bayern klassisch Am: 08.03.2019 16:55:03 Gelesen: 246459# 561 @  
Liebe Freunde,

darf ich zeigen - von einem, der fast alles hat von der Schweiz - Aigle, 9.10.1879 nach Besancon und retour. Uii !



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

Das Thema hat 711 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 3 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22   23   24 25 26 27 28 29 oder alle Beiträge zeigen