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Thema: British Guyana: 9,48 Mio. Dollar für teuerste Marke der Welt
Das Thema hat 75 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 20.03.2021 00:17:44 Gelesen: 16431# 51 @  
@ Lars Boettger [#50]

Heinz und Lars,

ihr redet mir aus der Seele - nichts wird besser, indem man es verschandelt; der Name spielt keine Rolle.

Liebe Grüsse und schönes WE,
Ralph
 
DL8AAM Am: 20.03.2021 02:23:15 Gelesen: 16417# 52 @  
@ Lars Boettger [#50]

Nur ganz kurz, als kleine Ergänzung.

Provenienzen: Wird eine Marke postgeschichtlich wertvoller durch bekannte Vorbesitzer? Nein.

Ja, postgeschichtlich nicht, aber philateliegeschichtlich ...

Das ist übrigens ähnlich, wie mit "Besuchereinritzungen", xxx war hier, sobald diese interessant bzw. alt genug sind, dann steht selbst dieser Vandalismus heute schon wieder unter Schutz, insbesondere falls sich Goethe dort verewigt haben sollte. Dann kommen die Besucher heutzutage primär eher wegen der goethe'ischen Sachbeschädigung und nicht wegen dem Gebäude in dessen Wand er seinen Namen eingemeisselt hat.

Und natürlich kann eine interessante Provenienz ein Stück auch erst "interessant" bzw. "wertvoller" machen. Vieles wurde für philatelistische Öffentlichkeit erst interessant, weil sich reiche und bekannte Männer pressewirksam damit "beschäftigt" haben. Dieser Effekt dürfte bei der British Guyana auch ein, wenn nicht sogar inzwischen "der", Faktor des Hypes sein. Es gibt viele "solcher" unbeachteter Unikate, die heute kaum jemand kennt, nicht einmal der normale Philatelist, geschweige denn die außenstehende Öffentlichkeit, obwohl sie möglicherweise postgeschichtlich sogar "wichtiger" sind.

Ich, als FRANKIT-Sammler, bin extra wegen der British Guyana damals sogar 2016 nach New York geflogen (ernsthaft deswegen!), nur um sie einmal selbst im Original zu sehen.

Und mit all den Besitzerzeichen ist die British Guyana noch etwas schwerer zu fälschen. ;-) So wird das Unikat noch etwas unikatiger. ;-)

In der Schatzkammer durfte man damals ja leider nicht fotographieren, also musste Mystic herhalten. ;-)

Beste Grüße
Thomas


 
10Parale Am: 20.03.2021 09:52:07 Gelesen: 16356# 53 @  
@ DL8AAM [#52]

Wenn schon Johann Wolfgang von Goethe hier zitiert wird, muss ich mich unbedingt einmischen. Ein paar Nichtphilatelisten in meinem Bekanntenkreis habe ich mal über diese bevorstehende Auktion informiert. Einhelliger Kommentar:

"Unglaublich, Wahnsinn, wer gibt soviel Geld für eine Briefmarke aus?, Staunen usw.".

Ich begrüße es, wenn die Provenienz einer Marke bekannt ist und wenn der Dichterfürst irgendwo seine Spuren hinterlassen hat, ist das deutsches Kulturgut, da kann man nichts ändern. In dem Wissen, dass nur gut betuchte "Philatelisten*innen" diese Preziosen erwerben können, ist es sogar verständlich, wenn Herkunftsforschung betrieben wird.

marc123 bringt es in [#48] auf den Punkt: "Wer diese Marke kauft, kann seinen Namen in der Philatelie unsterblich machen und verewigen"

Sicher ist solch ein Ereignis auch ein Schub für die Philatelie überhaupt, sie steht wieder mal im Fokus der Presse, der Öffentlichkeit und tritt hervor aus ihrem schwindenden Nischen-Dasein. Ob ein Mensch, der sich solche eine Marke leisten kann, auch tatsächlich ein Philatelist ist, mag die Fachwelt entscheiden.

Zur Bedeutung der Provenienz vielleicht ein altes Goethe Zitat:

"Die Zeiten der Vergangenheit // Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln." (Faust, Vers 575 ff.)

Liebe Grüße

10Parale
 
Lars Boettger Am: 20.03.2021 10:11:27 Gelesen: 16344# 54 @  
@ DL8AAM [#52]

Hallo Thomas,

leider kann ich hier nur aus dem Gedächtnis zitieren: 2007 / 2008 (oder irgendwann um den Dreh) stand ein Wächter mit einer Maschinenpistole vor einem Schaukasten in Sindelfingen. Er bewachte eine zweite "One Cent Magenta", die Peter Winter zur Verfügung stellt hat. Leider habe ich von der Aktion kein Foto gemacht. Rückblickend finde ich die Aktion und die ihr innewohnende Ironie bewundernswert. Für mich drückt sie gut die Hybris aus, die um ein Stückchen Papier gemacht wird. Ein Stückchen Papier, dem immer ein klitzekleiner Rest Unsicherheit anhaftet, ob die Marke nicht vielleicht doch aus einer Four Cent Magenta hergestellt wurde [1].

@ 10Parale [#53]

Sind wir nüchterne Briefmarkensammler oder ein Teenie-Fanclub für einen Popstar? Wer die Marke kauft, zeigt m.E. nur, dass er genügend Geld hat, um sich so etwas leisten zu können. Das kann man klar daran an dem jetztigen Besitzer erkennen, der drei ikonische Briefmarken bzw. Münzen erworben hat. Damit kann man in seinen Kreisen angeben. Oder glaubt es zumindest. Es tut mir leid, wenn ich das so negativ sehe, aber Begeisterung ob seiner Signatur will sich bei mir nicht einstellen.

Beste Grüße!

Lars

[1] https://www.wikiwand.com/en/British_Guiana_1c_magenta


 
HWS-NRW Am: 20.03.2021 11:22:17 Gelesen: 16309# 55 @  
Hallo, ich kann mich noch sehr gut an meine "erste" Nordposta" 1977 erinnern, bei der wir nach der Eröffnung und vor dem "Empfang" (herrlich damals der Schinkenteller und das "Schnäpperken") alle an der damals ausgestellten Marke vorbei defilieren durften (mußten).

Und es standen zwei wirklich ältere Wachschutz-Männer (so um die 70-80 Jahre), bewaffnet mit schweren alten Revolvern, rechts und links von der Vitrine und man mußte schon ganz nah herantreten, um das "tolle Teil (es war sogar das Schiff zu erkennen) anzuschauen.



Für mich war es auch ein toller Erfolg, erhielt ich für mein Thematisches Exponat über die deutsche Geschichte nach dem II. Weltkrieg (Deutschland - zwei Staaten - eine Nation !?) eine Goldmedaille. Übringens erhielt man neben einer
silbernen Medaille in einem Axcrylblock auch eine darin enthalten RM-Goldmünze der Münze Hamburg überreicht, waren das noch Zeiten!

mit Sammlergruß und bleibt Alle gesund.
Werner
 
22028 Am: 20.03.2021 12:44:51 Gelesen: 16287# 56 @  
@ Lars Boettger [#54]

Sind wir nüchterne Briefmarkensammler oder ein Teenie-Fanclub für einen Popstar? Wer die Marke kauft, zeigt m.E. nur, dass er genügend Geld hat, um sich so etwas leisten zu können. Das kann man klar daran an dem jetzigen Besitzer erkennen, der drei ikonische Briefmarken bzw. Münzen erworben hat. Damit kann man in seinen Kreisen angeben. Oder glaubt es zumindest. Es tut mir leid, wenn ich das so negativ sehe, aber Begeisterung ob seiner Signatur will sich bei mir nicht einstellen.

Danke für Deine klaren Worte die ich voll unterschreiben kann.

Leute wie der genannte Sammler (ist das überhaupt ein Sammler ?) schmücken sich mit den Dingern ähnlich wie andere mit s.g. "Trophy Wifes", diese "Heldenverehrung" stört mich, der Mann hat VIIEEL Geld, aber mit Philatelie hat das nichts mehr zu tun. Da lobe ich mir den kleinen/mittleren Sammler der mit für seine Verhältnisse eine gute Sammlung / Exponat aufbaut und da gegen das Großkapital im Wettbewerb steht.
 
DL8AAM Am: 20.03.2021 18:25:35 Gelesen: 16220# 57 @  
@ Lars Boettger [#54]

stand ein Wächter mit einer Maschinenpistole vor einem Schaukasten in Sindelfingen.

(Sichtbar) Bewaffnet war das Sicherheitspersonal vor der One Cent Magenta in New York nicht. Nur von der Körperfülle her, recht voluminös, auf den Dieb "draufsetzen" hätte vollends gereicht ;-)



Gleich vorne rechts, in der Vitrine, - und nein, ich habe meine Frau nicht wegen Foto vor die Tafel gestellt, sie wollte das aus eigenem Interesse lesen. Und aus dem Bild verscheuchen konnte sie auch nicht. Nein, sie hat absolut nichts, aber auch sowas von nichts, mit Philatelie am Hut. ;-)

@ 22028 [#56]

... diese "Heldenverehrung" stört mich

Ich muss gestehen, ich wusste bis "vorhin" nicht einmal, wie der aktuelle Besitzer heisst. War und ist mir auch komplett egal. Hat mich auch nie interessiert. Hauptsache er/sie/es hat sie der Öffentlichkeit zum Anschauen zur Verfügung gestellt. Das war sein Verdienst, warum auch immer, ist aber auch egal.

Erivan ist (war) da ein ganz anderes Kaliber. Da hatten seine Sammlungen einen echten "philatelistischen Wert", wie zum Beispiel seine "US Postmasters Provisionals" (im Nachhinein hatte die in NY einen viel größeren Gänsehauteffekt), das war und ist gute Philatelie, Philatelie pur. Auch wenn dort Abermillionen drin steckten.

Bei den Besitzerzeichen auf der One Cent Magenta habe ich persönlich keine Probleme, bei der One Cent Magenta gehört das scheinbar "pflichtmäßig" dazu. Steht so im Lex One Cent Magentis. Sehr viel schlimmer finde ich Prüfzeichen auf ungebrauchten, ehemals postfrischen Briefmarken. Die zerstören! Aber hier schadet es dem GAA ja wohl nicht mehr. ;-) Sein philatelistischer Wert liegt primär eh "nur" noch in seiner medialen Präsenz. Man zahlt halt 10 Millionen, um mal in die Yellow Press zu kommen, und um seinen Namenszug dazusetzen zu können. Und die angesprochene "Heldenverehrung" findet hier eigentlich doch nur unter "seinesgleichen", im Geldadel, statt. Dann stösst man ihn nach ein paar Jährchen wieder ab und kommt ja so nochmals in die Medien. Was will man mehr? Ganz im Gegensatz zu Erivan, da darf man zu Recht Heldenverehrung betreiben.

Und trotz alledem ist das magentafarbende Zettelchen noch immer eine Pilgerreise wert. ;-) Mal schauen, wo sie nach der Auktion ausgestellt wird, dann dürfen wir hoffentlich auch wieder reisen. ;-)

Beste Grüße
Thomas
 
Heinz 7 Am: 20.03.2021 19:04:01 Gelesen: 16195# 58 @  
@ Heinz 7 [#46]

Wir sehen, dass dieses Thema auf Interesse stösst. Beitrag [#46] wurde seit vorgestern schon mehr als 400 Mal gelesen.

Die Emotionen gehen hoch, bei solchen Exemplaren. Die Marke hat eine bewegte Geschichte hinter sich. In die recht kurze Liste der Besitzer reihten sich grossartige Philatelisten, aber auch einfach nur sehr reiche Leute, die sich mit viel Geld Ruhm kauften. Die Kenner der Philatelie-Szene wissen das sehr wohl zu unterscheiden.

Wir haben meines Wissens einen lückenlosen Nachweis der Besitzer. Das fängt an beim Schuljungen, der die Marke in der Familienkorrespondenz findet und ahnungslos weitergibt. Sehr früh landete die Marke aber schon beim "Briefmarkenkönig" Philipp von Ferrary; dieser erwarb die Marke im Alter von 28 Jahren. Er schätzte die Marke sehr. Fast 40 Jahre lang war sie in seinem Besitz, bis zu seinem Tod 1917. Die Marke war in der Presse wohlbekannt und darum war die Aufregung gross, als sie, als Unikat, im April 1922 erstmals zur Auktion gelangte.

Dass die Marke 1922 einen Weltrekordpreis erzielte, ist wohl bekannt. Ein zweiter ganz grosser Sammler, Arthur Hind, kaufte die Marke. Nach seinem Tod waren die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise sehr wohl zu spüren, und die Marke erreichte 1935 den von der Witwe geforderten Mindestpreis nicht. 5 Jahre später wurde die Marke dann doch verkauft (1940). Käufer war der dritte grosse Sammler: Frederick Small.

In den 1950er-/60er-Jahren galt die Briefmarke immer noch als die teuerste der Welt; dies galt insbesondere beim Aufsehen-erregenden Vergleich der grössten Raritäten in der Zeitschrift "LIFE" 1954.



Heinz
 
Heinz 7 Am: 20.03.2021 19:06:46 Gelesen: 16193# 59 @  
@ Heinz 7 [#58]

Auch Sammler Small formte eine grossartige Sammlung, und er hielt die einmalige Marke 30 Jahre lang, bevor sie 1970 wieder verkauft wurde: der Hauptteil der Sammlung (British Guiana) bei Robson Lowe, in London, die One Cent 1856-Marke bei Robert Siegel in New York. 1970 wurde ein neuer Superpreis dafür erzielt, der (kaufkraftbereinigt in CHF) erstmals über dem Wert lag, der 1922 bereits dafür bezahlt wurde.

1970 kaufte ein Konsortium die Marke, und brachte sie zehn Jahre später wieder zum Verkauf. Wieder bei Siegel wurde die Marke verkauft. Nominell erreichte der Zuschlag mehr als das Dreifache, doch waren sowohl der US-Dollar als auch das Britische Pfund in den letzten Jahren stark gefallen, sodass nach meiner Rechnung der Preis in Franken 1970 sogar etwas höher lag als 1980!

Nach Ferrary - Hind - Small kam ein vierter ganz grosser Sammler in den Besitz der Marke: John E. Du Pont! Er gewann mit seiner Sammlung "British Guiana" 1986 den "Grand Prix International" an der Internationalen Briefmarkenausstellung "AMERIPEX 86" in Chicago. In der Sammlung Du Pont ruhte die One Cent 1856 30 Jahre lang, bis zum Tode des Sammlers 2010.

2014 kam die Marke zum Verkauf. Während die grosse Sammlung British Guiana bei David Feldman für Aufsehen sorgte, wurde das Spitzenstück wieder separat/einzeln verkauft bei Sotheby's New York. Die hatten selbstbewusst den Schätzpreis auf 10-20 Millionen Dollar festgesetzt. Verkauft wurde sie dann zu US$ 7.9 Millionen + 20% Aufgeld. 2014 gelangte die Marke in die Hände eines Superreichen, der aber ansonsten als Philatelist meines Wissens nicht in Erscheinung trat.

Er hat 2014 einen sehr hohen Preis bezahlt. Meine Übersicht zeigt in Spalte 7 den Zeitwert der Erlöse Ferrary (1922) Hind (1940), Small (1970), Konsortium Weinberg (1980) und Du Pont (2014). Den rosa eingefärbten "Wert" wies ihr H.R.Harmer 1954 zu, bevor die legendären Caspary-Auktionen zur Durchführung gelangten.



Heinz
 
marc123 Am: 08.06.2021 18:16:36 Gelesen: 14820# 60 @  
Verkauft für 8,307,000 USD.

Also ein Verlust von über 1. Million in ca. 7 Jahren, Nebenkosten nicht mit eingerechnet.

Was hat der Vorbesitzer davon. Seine Signatur auf der Rückseite und sein Name in der Provenienz. Ein teurer Spaß?

https://www.sothebys.com/en/buy/auction/2021/three-treasures-collected-by-stuart-weitzman/the-british-guiana-one-cent-black-on-magenta

Liebe Grüße
Marc
 
22028 Am: 08.06.2021 20:27:33 Gelesen: 14771# 61 @  
@ marc123 [#60]

Und der neue Besitzer (Stanley Gibbons) will in Zukunft Anteile an der Marke verkaufen, na ja.
 
marc123 Am: 09.06.2021 11:28:52 Gelesen: 14687# 62 @  
@ 22028 [#61]

Danke für diese Info. Kann man das bereits irgendwo nachlesen?

Liebe Grüße
Marc
 
22028 Am: 09.06.2021 11:53:41 Gelesen: 14675# 63 @  
@ marc123 [#62]

Klar, schaust Du hier:

Stanley Gibbons, The Home of Stamp Collecting, is delighted to announce that we have purchased the world's most famous and valuable stamp.

Our intention is to share this with everyone, so in addition to making the stamp available for viewing at the Stanley Gibbons flagship store at 399 Strand, London, we plan to democratise the ownership of this unique item.

For the first time ever, you will be able to own your very own piece of the British Guiana 1c Magenta.

Interested? Register below and keep up to date with this exciting project.

Übersetzt:

Stanley Gibbons, The Home of Stamp Collecting, freut sich, bekannt zu geben, dass wir die berühmteste und wertvollste Briefmarke der Welt erworben haben.
Unsere Absicht ist es, dies mit jedem zu teilen. Deshalb stellen wir die Briefmarke nicht nur im Stanley Gibbons Flagship Store in 399 Strand, London, zur Ansicht bereit, sondern planen auch, den Besitz dieses einzigartigen Stücks zu demokratisieren.

Zum ersten Mal überhaupt werden Sie in der Lage sein, Ihr ganz eigenes Stück der British Guiana 1c Magenta zu besitzen.

Interessiert? Registrieren Sie sich unten und bleiben Sie auf dem Laufenden über dieses spannende Projekt.



https://www.1c-magenta.com/
 
marc123 Am: 09.06.2021 12:00:34 Gelesen: 14663# 64 @  
@ 22028 [#63]

Danke.

Dann kann man einmal ausrechnen was ein Quadratmillimeter (weil in Quadratzentmeter kann es sich noch keiner leisten) kosten wird. Ich nehme einmal an, dass das ähnlich wie bei Aktien verläuft und nicht mit der Schere.

Marc
 
bayern klassisch Am: 09.06.2021 12:20:42 Gelesen: 14656# 65 @  
@ 22028 [#63]

Danke fürs Verlinken - damit gehört zukünftig jedem, der ein ordentlichen Sümmchen einbezahlt, praktisch gar nichts von der Marke, weil sie nicht teilbar ist, ohne an Wert massivst zu verlieren.

Ob es oberste Priorität für ein Haus wie Stanley Gibbons ist oder sein soll, Käufe von Marken zu demokratisieren, halte ich für sehr fraglich.

Demokratisierungen und Privatisierungen gehen meistens auf Kosten derer, die dann damit betroffen sind und damit werden es Betroffene.

Aber in Zeiten überschüssigen Geldes und teils knapper Waren ist jede Geschäftsidee diskussionswürdig, so auch hier. Ich würde die Finger davon lassen, weil ein Sammler (oder sollte man besser Investor sagen?), der sein sauer verdientes Geld in solch ein Objekt steckt, am Ende vlt. nur noch eine Forderung gegen das Haus Stanley Gibbons in der Hand hält, während die Marke längst weg ist.

Auch wenn ich kein Philateliehistoriker bin, glaube ich mich zu erinnern, dass alle Investitionsmodelle in Briefmarken früher oder später gescheitert sind. Was so gut wie nie scheitert, ist das sinnvolle Sammeln von Schätzen, die Beschaffung von guter Literatur und der nette Umgang mit Gleichgesinnten im Forum, oder im richtigen Leben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Heinz 7 Am: 09.06.2021 21:34:35 Gelesen: 14556# 66 @  
@ marc123 [#60]

Guten Abend,

es ist aus meiner Sicht ein Unsinn, die Briefmarke nun als "Wertpapier" irgendwie aufzuteilen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Firma Stanley Gibbons irgend eine "Eigentümergemeinschaft" (EG) gründet, wobei die Mitglieder dieser Gemeinschaft dann gewisse Rechte haben, z.B. "einmal im Jahr ausstellen dürfen".

Sofern es dann einen neuen, sehr potenten Sammler gibt, der die Marke kaufen möchte, wird sich die EG dann sicher wieder von dem Stück trennen. Solche EG kam es schon verschiedentlich (David Feldman hat das meines Wissens auch so gemacht). Und war nicht Weinberg 1980 auch als EG (Konsortium) aufgetreten? (siehe Beitrag

@ Heinz 7 [#59]

Es ist natürlich auch nicht erwünscht, dass noch weitere Besitzer irgend welche Besitzerzeichen auf der Marke anbringen. Die "Verzierung" des Herrn Weitzmann war mehr als ärgerlich, siehe

@ Lars Boettger [#47]

Dass Herr Weitzmann sich solche "Spässchen" leisten kann, sei ihm gegönnt. Reiche Leute geben ihr Geld oft für viel weniger "sinnvolle" Dinge aus. Was hat man z.B. davon, -zig Millionen in einen Fussballverein zu stecken, der dann trotzdem ständig verliert? - Dann lieber die teuerste Briefmarke kaufen!

Dass die Briefmarke nun "nur" noch US$ 8.3 Mio. gekostet hat, ist kein Unglück. Die Marke war 2014 meines Erachtens ziemlich teuer.

Herzliche Grüsse
Heinz
 
dietbeck Am: 10.06.2021 07:00:05 Gelesen: 14505# 67 @  
Ist doch ein netter, wenn auch nicht billiger, Werbegag für Stanley Gibbons. So bleibt die Firma in "aller" Munde.
 
10Parale Am: 10.06.2021 10:35:35 Gelesen: 14466# 68 @  
@ bayern klassisch [#65]

"Ich würde die Finger davon lassen, weil ein Sammler (oder sollte man besser Investor sagen?), der sein sauer verdientes Geld in solch ein Objekt steckt, am Ende vielleicht nur noch eine Forderung gegen das Haus Stanley Gibbons in der Hand hält, während die Marke längst weg ist."

Natürlich würde ich hier das Wort Investor(en) wählen, gemeinsam ist man oft bei gleicher Zielsetzung stark.

Gestern wurde bei Corinphila Zürich (die Auktion läuft weiter bis Samstag) eine erstaunlich schöne Großbritannien Sammlung zum Kauf angeboten (Besancon Collection). Ich zeigte einer Arbeitskollegin gestern den Katalog. Als sie die doch recht moderaten Ausrufpreise sah, meinte sie dennoch: "das sind doch Anleger, die auf so was bieten."

Ich erklärte ihr dann, dass es vorwiegend Sammler sind mit dem nötigen Kleingeld, aber auf einmal wurde mir schon bewusst, dass es in der Philatelie verschiedene Ligen gibt wie im Fußball. Als ich dann ein paar Stunden später sah, wie ein Los, auf das ich geboten hatte, mit einem Ausruf von 250 Franken für 950 Franken über den Tisch ging, war ich schon ein wenig traurig.

Das Stanley Gibbons, wie "dietbeck" schreibt, durch die Aktion in aller Munde bleibt, ist ein wirksamer Nebeneffekt.

Die wohl schönste Briefmarke aus der Frühzeit der Philatelie wurde gestern als Los 4526 bei einem Ausruf von 8.000 Schweizer Franken mit 22.000 Schweizer Franken (ohne Aufpreis) zugeschlagen. Die tiefblaue 2 d von der Platte 2 und WZ "Small Crown" - Buchstaben 0 K ist wahrlich eine herrliche Marke.

Übrigens, die Marke auf die ich geboten hatte, war auch eine blaue 2 d (Stanley Gibbons #5) mit einem wunderschönen Stempel. Unglaubliche Preisfindung!

Liebe Grüße

10Parale


 
bayern klassisch Am: 10.06.2021 18:08:00 Gelesen: 14399# 69 @  
@ 10Parale [#68]

Hallo 10Parale,

so ist es - schade, dass dir ein Traumstück entgangen ist, das hier und bei deiner Sammlung sicher die angemessene Würdigung erfahren hätte. Vlt hat der/die/das, der/die/das sie kaufte, noch 100 vergleichbare Stück und nimmt diese einfach zu den anderen auf einer dicken Steckkarte? Wem wäre damit wohl gedient?

Nach meiner Erfahrung sind die wahren, großen Sammler nicht die, die für 5 oder 10 Millionen im Jahr kaufen (können), sondern die, die sich über jedes und alles freuen können und ihre Freude und Liebe zur Marke oder Brief gerne teilen. Dabei lernen sie und forschen oft und kommen so zu neuen Erkenntnissen.

Die allermeisten "großen Sammler" hatten nur die richtigen Eltern, den richtigen Beruf oder das richtige finanzielle Gespür und konnten sich davon traumhafte Sammlungen gönnen - doch haben sie ihre Sammelmaterie auch beherrscht? Hätten sie aus der Lameng einen halbstündigen Vortrag über 5 oder 6 ihrer Lieblingsstücke halten können? Hätten sie ein paar neue Sammler generieren und begeistern können, sich ihrem Sammelgebiet zu widmen? Welche Fachartikel (wo auch immer) haben sie in den Jahrzehnten ihres Sammelns verfasst? Welche Bücher geschrieben? Welche Erkenntnisse konnten sie weitergeben?

Für mich ist ein Magdeburger hier im Forum ein 10 mal größerer Sammler, als irgend ein ganz Großer (das Aufzählen von Namen erspare ich mir hier), den jeder Philatelist kennt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Jensen Am: 10.06.2021 20:21:57 Gelesen: 14369# 70 @  
@22028

Also ich finde, die Vergemeinschaftung einer solchen Rarität ist absolut unplausibel: ein Kernpunkt beim Sammeln seltener Stücke, egal auf welchem Gebiet, ist doch gerade "der alleinige Besitz" von etwas Seltenem, das ist doch wohl der Antrieb der exzentrische Millionäre antreibt viel Geld für ein solches Unikat auszugeben.

Viele Grüße
Jensen
 
Richard Am: 14.06.2021 09:06:10 Gelesen: 14266# 71 @  
1c British Guiana von 1856 hat einen neuen Besitzer: Stanley Gibbons in London!

(pcp-wm) - 2014 war diese Marke, die als Unikat für all das steht, was Briefmarken bei Liebhabern so begehrlich machen – Legenden und Storys rund um deren Besitzer eingeschlossen – für knapp 9,8 Millionen US-Dollar an den amerikanischen Schuhdesigner Stuart Weitzman vom Auktionshaus Sotheby’s in New York verkauft worden. Am 8. Juni 2021 war sie wieder über das Haus erhältlich und ihr Wert wurde dieses Mal auf zehn bis fünfzehn Millionen Dollar geschätzt. Diese Marke verfehlte sie aber deutlich, denn nun wechselte sie den Besitzer 8.307.000 $, doch deutlich weniger als 2014.

Der 80jährige Weitzman dürfte den Verlust wohl gut verkraften, denn dafür erzielte eine einmalige US-Goldmünze (20$-„St. Gaudens Double Eagle“ von 1933), die es eigentlich nie in Privatbesitz geben sollte, aber ihm gehörte, bei gleichem Schätzwert immerhin $18.872.250! Selbst der Viererblock der „Inverted Jenny“ brachte 4.860.000 US-$! Zuschläge, die einen schwindeln lassen.

Wenige Stunden danach gab die Londoner Firma Stanley Gibbons bekannt:
„EIN HISTORISCHER MOMENT FÜR STANLEY GIBBONS

Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir heute der erfolgreiche Bieter der berühmtesten und wertvollsten Briefmarke der Welt waren. Die einzigartige British Guiana 1c Magenta wurde bei einer Auktion in den USA für eine Gesamtsumme von $ 8,3 Mio. (inklusive Käuferaufschlag) ersteigert.

Dies ist ein historischer Moment für Stanley Gibbons und das Hobby, und wir hoffen, dass Sie unsere enorme Begeisterung teilen können.

Neben der Möglichkeit, die Briefmarke in unserem Flagship-Store in 399 Strand zu besichtigen, ist es unsere Absicht, sie für jeden zugänglich zu machen, damit jeder in den Genuss kommt, ein Stück dieses einzigartigen und geschichtsträchtigen Objekts zu besitzen, und zwar durch die immer beliebter werdenden Konzepte des Bruchteilseigentums und der Erstellung von digitalen Sammlungen.

Für weitere Details über die Briefmarke und um Ihr Interesse zu bekunden, mehr über die Möglichkeit zu erfahren, ein Stück Geschichte zu erwerben, besuchen Sie bitte http://www.1c-magenta.com.

Wir können es kaum erwarten, Sie im Home of Stamp Collecting zu begrüßen, damit Sie unsere Begeisterung teilen und diesen heiligen Gral der Philatelie sehen können.“

Man darf also gespannt sein, wie die abenteuerliche Geschichte dieser ungewöhnlichen Briefmarke künftig weitergehen wird.
 
marc123 Am: 14.06.2021 18:21:22 Gelesen: 14200# 72 @  
@ Richard [#71]

" sie für jeden zugänglich zu machen, damit jeder in den Genuss kommt, ein Stück dieses einzigartigen und geschichtsträchtigen Objekts zu besitzen, und zwar durch die immer beliebter werdenden Konzepte des Bruchteilseigentums und der Erstellung von digitalen Sammlungen."

Hallo Richard,

wie kann ich diesen Satz verstehen? Ich interpretiere ihn so: Wer Bruchteilseigner ist, hat das Recht, die Marke in seiner digitalen Sammlung als sein Teileigentum auszustellen?

Liebe Grüße
Marc
 
Richard Am: 14.06.2021 18:55:02 Gelesen: 14183# 73 @  
@ marc123 [#72]

Hallo Marc,

den Text habe ich von unserem Mitglied Wolfgang Maassen (wm zu Beginn).

Meine Interpretation ist mit dem von Dir geschriebenen Satz identisch.

Meine Empfehlung: Nicht beteiligen. Das Risiko ist nach meiner Auffassung höher als der Ertrag beim Verkauf oder der virtuelle Besitzerstolz eines Quadratmillimeters und die Konstruktion, mit der ich mich im Detail allerdings noch nicht beschäftigen konnte, beinhaltet unter Umständen erhebliches Diskussions- und Konfliktmaterial beim Gemeinschaftseigentum der Marke.

Ich erinnere an den Aktienkurs der SG Aktie, der durch Missmanagement der Firma rund 98 % unter den früheren Kursen liegt.

Schöne Grüsse, Richard
 
Heinz 7 Am: 05.03.2024 19:14:25 Gelesen: 330# 74 @  
@ Heinz 7 [#46]

Über die einmalige British Guiana, 1856, One Cent, Black on Magenta, ist wohl bereits alles geschrieben, was man wissen sollte. Eine sehr gute neuere Gesamtdarstellung ist der Auktionskatalog von Sotheby's New York von 2014, als auf 72 Seiten die Marke angeboten wurde, als ja auch der Weltrekordpreis erzielt wurde (siehe Beitrag [#1]).

Heute fand ich aber im "Sammler Express" eine Geschichte, die tönt so echt, dass ich sie Euch erzählen möchte.

"Sammler-Express, Fachblatt für Philatelie und andere Sammelgebiete"
Redaktion und Verlag: Berlin W 8, Mohrenstrasse 36/37
2. Juni-Heft 1947

Auf Seite 98 wird u.a. geschrieben:



Das klingt eigentlich ganz glaubhaft, aber es ist einfach schlicht und einfach nicht wahr!

Als die Briefmarke 1922 angeboten wurde, wusste man bereits im Voraus, dass sich einige wichtige Sammler für das Stück interessieren:
a) Maurice Burrus
b) King George V of England
c) Arthur Hind, USA (durch Hugo Griebert, London)
d) Alfred Lichtenstein (durch Theodore Champion)
Gemäss Sotheby's waren auch Alfred Caspary und Henry G. Lapham und auch König Carol II. von Rumänien an dem Stück interessiert (siehe Seite 43)!

Wir wissen, dass King George V einige Jahre zuvor einen Weltrekord-Preis bezahlt hatte für die schönste "Blaue Mauritius 1848 ungebraucht", die er im Januar 1904 zum damals exorbitanten Preis von GB£ 1450 gekauft hatte (n.b. Dieser Rekord hatte m.W. Bestand bis zu den Ferrari-Auktionen), und seine gigantische Sammlung "British Empire" soll damals fast komplett gewesen sein... Dass King George also grosses Interesse an dem Unikat von Ferrari hatte, ist nachvollziehbar.

Der "Sammler-Express" schrieb. "Auf diesem Wege gelangte sie in den Besitz des Millionärs Hind, sehr zum Aerger übrigens des englischen Königs Georg V., der (...) dieses kostbare Stück aus seinem eigenen Kolonialgebiet nur ungern entbehrte." Also ist es glaubhaft, dass der König die Marke nach Hinds Tod von der Witwe gekauft haben soll.

Tatsache ist aber, dass die Briefmarke 1935 bei Harmer Rooke London angeboten wurde, und - obwohl angeblich £ 7'500 dafür geboten wurden - blieb die Marke unverkauft (Die Witwe, Frau Ann Hind Scala, soll eine Limite von £ 8'500 vorgeschrieben haben). Erst 1940 wurde die Marke weiter verkauft an Frederick Trouton Small.

König George V hatte diese Marke nie in seiner Sammlung. Ich wundere mich, dass der Sammler Express 1947 dies behauptete.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 05.03.2024 19:38:05 Gelesen: 305# 75 @  
@ Heinz 7 [#74]

Interessant ist aber das "von Arthur Hind unterzeichneten Widmungsblattes", das der stolze Besitzer 1924 verteilt hatte:



Es ist in der o.e. Nummer des Sammler Express auf Seite 98 gezeigt.

Dass Arthur Hind stolz war auf seine Sammlung und er auch damit prahlte, ist in mehreren Artikeln zu lesen. "With the compliments of the Owner: (Unterschrift) Arthur Hind, Utica, 1924" steht auf dem Werbeblatt.

Leider ist die Foto nicht sehr feinkörnig, aber wir erkennen doch das Wichtigste. Wir wundern uns über das helle Bild der Marke, die heute ja ziemlich dunkel aussieht. Zweifellos hat es der fragilen Briefmarke nicht gut getan, dass sie 1922-heute so oft ausgestellt wurde. Vielleicht hatte Hind sie aber auch heller abbilden lassen, als sie damals schon war? Doch auch auf den Abbildungen 1935 (Attest der Royal, und Abbildung im Auktionskatalog Harmer, Rooke) waren die Fotos ziemlich hell.

Heinz
 

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