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Thema: Brasilien: Frankaturen bestimmen
Cantus Am: 14.08.2014 00:12:53 Gelesen: 5453# 1 @  
Anfang diesen Jahres erreichte mich im Rahmen eines Ebay-Kaufs der folgende Umschlag, der mit sechs gleichartigen Marken versehen ist, die jeweils die Inschrift BANCO POSTAL tragen, aber keinerlei Wertangabe für die Frankatur. Kennt sich jemand von euch mit der Materie aus und kann erläutern, was es mit dieser Art von Frankatur auf sich hat?



Viele Grüße
Ingo
 
drmoeller_neuss Am: 14.08.2014 07:34:02 Gelesen: 5438# 2 @  
Das sind Briefmarken ohne Wertangabe in Zahlen (im englischen: NVI = No value indicator). Die Post macht damit Eigenwerbung für ihre Bankdienste.

Während die Deutschen nach einer Portoerhöhung noch fleissig Ergänzungsmarken kleben, und mehrere Kilometer Fahrt auf sich nehmen, um ihren Brief in einer Postfiliale um 2 Eurocent auffrankieren zu lassen, sind viele Länder dazu übergegangen, nur noch die mit dem Kauf abgedeckte Dienstleistung auf der Marke anzugeben. Diese Marken sind immer gültig, und machen automatisch jede Portoerhöhung mit. Südamerika leidet traditionell unter hohen Inflationsraten, und so kann die Post öfters das Porto erhöhen, ohne dass die Postkunden allzu sehr darunter leiden.

Schweden macht das schon seit Jahren, z.B. "Brev" für eine Marke für einen Standardbrief Inland. Eine solche Marke deckt immer das Porto für einen Inlandsbrief ab. Andere Länder wie Grossbritannien, Norwegen, Belgien oder die Ukraine benutzen ein Buchstabensystem anstelle einer konkreten Wertangabe.

Auf diesen brasilianischen Marken steht "1o Porte Carta Comercial", d.h. das Porto für einen Standard-(Geschäfts)-brief erste Klasse. Es kommt immer wieder vor, dass mehrere dieser Marken ohne Angabe des Nennwertes zu höheren Portostufen kombiniert werden. Teilweise ist es erlaubt, z.B. in den Niederlanden, hier in dem Beispiel aus Brasilien ist es wohl nur geduldet.
 
Cantus Am: 14.08.2014 15:30:55 Gelesen: 5397# 3 @  
@ drmoeller_neuss [#2]

Vielen Dank für die ausführliche Erklärung und beste Grüße

Ingo
 
epem7081 Am: 25.07.2019 17:13:52 Gelesen: 3611# 4 @  
Hier ein Brief der am 24.12.1992 beim Postamt COSTA AZUL / SALVADOR - BA. mit bemerkenswerter Frankatur auf den Weg nach D-7086 Neresheim-Dehlingen gestartet wurde.





Nach den Erläuterungen von drmoeller_neuss [#2] habe ich eine gewisse Ahnung, wie diese Frankatur zu deuten ist. Immerhin interessant die bunte Mischung, einerseits Postwertzeichen mit einem ausgewiesenen Nominalwert von 4.300,00 Cr$ und andererseits noch unbezifferte Postwertzeichen der Stufen 1°. PORTE SERIE A und 2°. PORTE SERIE A. Neben den eindeutigen Tagesstempeln von COSTA AZUL tritt hier noch eine Stempelung D.H. auf, deren Bedeutung mir nicht klar ist. Ich bin gespannt auf Expertenwissen.

Mir freundlichen Grüßen
Edwin
 
saintex Am: 04.08.2019 17:01:24 Gelesen: 3471# 5 @  
@ epem7081 [#4]

Hallo Edwin,

die Abkürzung D.H. steht für die portugiesische Bezeichnung DEPOIS DA HORA, was wörtlich auf Deutsch bedeutet „nach der Stunde“. Mit diesem Stempel mussten nach den brasilianischen postalischen Bestimmungen Postsendungen gekennzeichnet werden, die vom Absender erst nach dem jeweiligen Postschluss (Versandabfertigung) in der Postfiliale eingeliefert wurden und die daher erst am Folgetag dem zuständigen Sortierzentrum zugeleitet werden konnten.

Der D.H.-Stempel diente dem Zweck, die durch die verspätete Auflieferung der Postsendung entstandene Verzögerung zu dokumentieren, um Reklamationen über verspätete Zustellung vorzubeugen und damit der Qualitätskontrolle. Ob die entsprechenden postalischen Bestimmungen in Brasilien heute noch in Kraft sind, ist mir allerdings nicht bekannt.

Die D.H.-Stempel wurden dabei sowohl als separater Nebenstempel als auch integriert im Entwertungsstempel auf der verspätet eingelieferten Postsendung angebracht.

Quellennachweis

Wickert, Wolfdietrich, Zur Geschichte der DH-Stempel, ArGe Brasilien, Forschungsbericht Nr. 81 (Januar-Juni 2017) Seite 35 ff.

MfG Wolfgang
 
epem7081 Am: 10.05.2020 23:32:42 Gelesen: 3027# 6 @  
@ saintex [#5]

Hallo Wolfgang,

irgendwie ist mir Deine Antwort seinerzeit entglitten, deshalb mit soviel Verspätung mein herzlicher Dank für die Aufklärung.

Heute kann ich zwei weitere Belege aus COSTA AZUL - SALVADOR-BA. - einstellen. Die Stempel haben mit 44 mm einen beachtlichen Durchmesser.



Der Beleg vom 17. N0V. 1992 stammt von einem größeren Briefumschlag und enthielt vermutlich wichtige Unterlagen, die eine Sendungsverfolgung als Zusatzleistung sinnvoll erscheinen ließen. Dementsprechend finden sich Barcodestreifen und besondere (Gebühren?) Marke auf dem Beleg, der mit 21.200,00 Cr$ freigemacht ist - oder sollte hier oben rechts schon eine Marke fehlen?



Der folgende zweite Beleg wurde am 30.JAN. 1993 in COSTA AZUL - SALVADOR-BA. - verspätet (D.H.) nach D-7082 Oberkochen auf den Weg gebracht. Die Freimachung erfolgte in diesem Fall mit 15.630,00 Cr$.

Leider kann ich in Ermangelung eines entsprechenden Kataloges keine MiNr. angeben und keine Aussage zur portogerechten Frankierung treffen.
Für entsprechende Hinweise wäre ich dankbar.

Eine gute Nacht und eine erfolgreiche Woche wünscht
Edwin
 
boulphi Am: 27.01.2023 00:47:11 Gelesen: 1235# 7 @  
Der folgende zweite Beleg wurde am 30.JAN. 1993 in COSTA AZUL - SALVADOR-BA. - verspätet (D.H.) nach D-7082 Oberkochen auf den Weg gebracht. Die Freimachung erfolgte in diesem Fall mit 15.630,00 Cr$.

Richtig 1 - 20 g Postgebühr von 26. Januar 1993

Beleg 17 november ; Postgebühr 51 - 100g wäre 24 660cru
Beleg 30/01/1993 richtig

Grüsse aus Frankreich
Philippe
 
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