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Thema: Wie habt ihr zu Briefmarken gefunden?
ThomasWeber Am: 04.03.2015 23:24:56 Gelesen: 5626# 1 @  
Ich habe von einem Onkel eine richtig fette Briefmarkensammlung geerbt.

Zuerst fand ich sie langweilig, aber dann habe ich mal einen Blick reingeworfen und sowas wie "Frei durch Ablösung" entdeckt und konnte mir auf einmal vorstellen, wie jemand zu der Zeit die Briefmarke verwendet hat. Ich hoffe nicht, dass das der Beginn einer langen Freundschaft ist, sonst kann ich meiner Freundin sagen "Ich zeig Dir mal meine Briefmarkensammlung", aber irgendwie fasziniert es mich doch.

Wie seid ihr denn zu dem Hobby gekommen?
 
bignell Am: 04.03.2015 23:35:37 Gelesen: 5621# 2 @  
@ ThomasWeber [#1]

Hallo Thomas,

ursprünglich als Kind durch meinen grossen Bruder, der gesammelt hat und heute noch sammelt. Dann ist die Sammlung lange liegen geblieben während Studium und den ersten Berufsjahren, und vor ca 15 Jahren hab ich dann wieder Literatur ausgegraben: Huber, Karl: Altösterreich-Lexikon, Vom Altbrief bis zur Briefmarke [1]. Nun sammle ich bevorzugt Vorphila, aber auch alte frankierte Briefe aus aller Welt.

Lg, harald

[1] http://www.philabooks.com/pages/detail.asp?L=AUT&Kat=6&Kat2=1225&ABC=H&ID=25993
 
mumpipuck Am: 05.03.2015 19:40:54 Gelesen: 5525# 3 @  
Ich habe 1973 oder 1974 (da war ich 8 oder 9) ein kleines Holzschälchen mit herausgerissenen Marken im Schreibtisch meiner Mutter gefunden. Ich kann mich noch an die blaue 10Pf.-Goethe-Marke von 1970 erinnern. Ich weiß nicht warum sie die aufgehoben hat. In meiner Familie hat niemand gesammelt. Als ich mich dafür interessierte, sagte mein Vater (er ist Zahnarzt), dass er einen Patienten habe, der die Jungendgruppe der DPhJ in meinem damaligen Wohnort Wentorf bei Hamburg leite. Und damit ging es los!

Herzliche Grüße
Burkhard
 
DL8AAM Am: 05.03.2015 21:26:05 Gelesen: 5485# 4 @  
Früher (so in den 1970' bis wohl in den Anfang der 1980ern hinein) gab es hier bei der Apotheke, beim Lebenmittellädchen um die Ecke etc. bei jedem Einkauf immer ein Tütchen mit 2-3 "Bilderbuchbriefmarken" aus Afrika und den "Emiraten" als Zugabe. Die habe ich bekommen und auch zusammenerbettelt. Damit fing es an und deshalb baue ich inzwischen mit immer wachsenderer Leidenschaft auch meine Emiratesammlung - die mit den "zum Schaden der Philatelisten" verausgabten Marken - wieder auf (neben USA mein einziges verbliebenes Briefmarkensammelgebiet).

Dann gab es hier bei unserer Hauptpost einen für 'kleine Kinder begehbaren' Papierkorb (ca. 2 x 5 Meter und bestimmt gut 1,x Meter hoch) unter der Ablagefläche im Raum vor den Postfächern, da sass ich mit einem Freund "tagelang" nach der Schule drin. ;-) Das steckt scheinbar noch immer ganz ganz tief in mir: Wir waren gerade für knapp 2 Wochen in Arizona mit dem Leihwagen - im Zickzack zwischen dem Grand Canyon im Norden und Tombstone im äußersten Süden - unterwegs. Wir haben (bzw. mussten) dann bei jedem Postamt auf der Strecke kurz anhalten, während ich dort hardcore "Dumpster Diving" in den Postfach-Papierkörben getrieben habe, während die Frau draußen schimpfend wartete. So wurde fast ein gesamter Reisekoffer mit Entgeltbezahlt- und AFS-Briefen (sowie ganz wenige Briefmarken) voll - deshalb musste auch die "Dreckwäsche" in ein weiteres, neues Stück Handgepäck [hatten noch eines frei, zum Glück] ausgelagert werden. Ich wollte meine Beute besser nicht per Hand durch die Flughafensicherheit und den Zoll schleppen (zumal ich die Anschreiben mit Anschriften immer im Fenster lasse). Es dürfte bestimmt ein kleines Sprachproblem geben, wenn man versucht, der Homeland das crazy 'Hobby Philatelie' zu erklären, hi.

Vorgemacht hat mir das Sammeln eigentlich keiner, obwohl mein Vater schon immer Briefmarken gesammelt hat (bzw. Neuheiten im Abo bezog und dann ordentlich wegsteckte, bis heute). Dieses Heiligtum war aber für mich aber immer "Out-Of-Area", es war eh irgendwo in der "No-Go-Zone" des elterlichen Wohnzimmers versteckt und da war auch sowieso "kein Zeiger dran". Ich glaube "Vormachen" hätte auch eher eine kleinekindliche Trotzreaktion ausgelöst, also war das "Finger weg, sonst Finger weg" auch vollkommen richtig, nachträglich betrachtet, hi.

USA-Briefmarken haben dann einen Push erhalten, als ich mit der Bundeswehr in einem amerikanischen Übungslager 'spielen' durfte und nach Dienstschluss im Recreation Center das dortige Postamt (das lag in einem "Festzelt" direkt an der Theke, unmittelbar neben dem "Zapfhahn") ausgiebigst besuchen konnte. ;-)

"Sonstige Briefmarken" habe ich zwischenzeitlich wieder auf- bzw. abgegeben, konzentriere mich nun eigentlich nur noch auf moderne Postgeschichte, moderne Frankaturen und das modernes Privatpostwesen. Mich interessiert prinzipiell nur noch echter postalischer Bedarf sowie hin-und-wieder mal etwas vollkommen anderes (so habe ich mir gerade nebenbei ETB Bund/Berlin komplett bis 2006 für insgesamt 20-30 Euro stückchenweise zusammen er-eBay-t, wobei ich diese Gebiete dann aber nicht wirklich ernsthaft bearbeite, dass ist eher nur ein nice to have).

Gruß
Thomas
 
Marcello Am: 05.03.2015 21:51:39 Gelesen: 5469# 5 @  
@ ThomasWeber [#1]

Hallo,

ich habe als Kind gesammelt, so wie man es kennt. Damals gab es noch viel Urlaubspost und auch von den Nachbarn bekam ich alle Welt von A-Z. Meine Mama steckte die dann mit mir in ein Album sortiert nach Ländern. Als ich dann 12 oder 13 war bekam ich das Album von meinem Vater, der selber nie sammelte, aber auch als Kind mal ein Album angelegt bekam. Dort war dann Deutsches Reich und BRD drin. Ich war dann mit meinen Eltern bei einem Bekannten und dem zeigte ich das Album. Und er sagte zu mir, es gäbe einen Katalog (Michel) und führte mich in das Hobby ein. Und dann packte es mich.

Am Anfang sammelte ich BRD, Berlin und DDR. Nachdem ich eine komplette postfrische BRD-Sammlung zusammen getragen hatte und mich Berlin und DDR langweilten, stoßte ich alles ab. Ich hatte nebenbei noch eine Deutsche Reichsammlung samt Besetzungsausgaben 2. Weltkrieg und eine Sammlung Feldpost 2. Weltkrieg mit Belegen und Marken angelegt. Das langweilte mich nach einer Weile auch wieder, so daß ich meine Besetzungsammlung abstieß. Dann fing ich an Zeppelinpost zu sammeln, auch das gab ich irgendwann wieder auf und verkaufte meine gut ausgebaute Sammlung.

Heutzutage sammle ich nur Altdeutschland Württemberg Kreuzerzeit und Deutsches Reich, dort haben mir es speziell die Germanias angetan. Daneben habe ich auch noch meine Ansischtskarten Heimatsammlung von Stuttgart-Wangen. Natürlich habe oder hatte ich auch zu den oben genannten Gebieten Literatur, den man kann das Hobby nur ernsthaft mit gescheiter Literatur betreiben.

Grüße
Marcel
 
Didi Am: 06.03.2015 09:38:00 Gelesen: 5421# 6 @  
Hallo,

mein Bruder sammelte ein bißchen und so wollte ich auch wissen, was er da so macht. Er hatte aber schnell kein Interesse daran, so dass ich seine Marken übernehmen durfte und ich sammelte alles, was ich in die Finger kriegen konnte sozusagen.

Durch einen Onkel der eine große Rote Kreuz Sammlung besaß bekam ich mehr Einblick in das Sammeln. Ich konzentrierte mich auf Bund und Berlin und alles was mit Verkehr zu tun hatte.

Als Jugendlicher hatte ich irgendwann kein Interesse mehr an den Marken, erst 2006 nach einem Besuch in Berlin, kamen mir wieder die Berlinmarken in den Sinn. Da hatte es mich wieder gepackt, so dass ich mich heute nur auf Berlin (West) ** spezialisiert habe mit all seinen Facetten (Markenheftchen, Plattenfehler, Paare, etc.).

Die Marken von früher schlummern weiter in den Alben und sind eine schöne Kinheitserinnerung.

Gruß Didi
 
Stephan Sanetra Am: 06.03.2015 11:25:48 Gelesen: 5383# 7 @  
Guten Morgen!

Als Flüchtlingsfamilie aus Schlesien mit einem durch den Krieg schwerbehinderten Vater konnten wir 1960 in Bremen eine Sozialwohnunng in Hafennähe ergattern. Nicht weit davon entfernt war ein Bolzplatz, auf dem wir als Kinder häufig Fußball gespielt haben. Gelegentlich fiel der Ball auf ein angrenzendes Anwesen. So lernte ich beim Ballholen einen dort wohnenden verrenteten Seemann (und seinen Dackel) kennen, der mir immer mal wieder Teile seiner Sammlung zeigte. Mir erschloss sich eine völlig neue Welt. So lernte ich Marken der französichen Kolonien kennen, natürlich auch exotische unabhängige Länder sowie deutsche Briefmarken aus der Zeit vor ca. 1960. Niemals vorher und hinterher habe ich so viele klassische Marken von Altdeutschland (z.B. von Bremen und Hamburg) auf einem Haufen gesehen und dazu noch spannende Geschichten gehört!

Die Zeit ist darüber hinweg gegangen: Der alte Seemann ist lange tot und ich wohne schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr in Bremen - aber das Sammeln von Briefmarken ist geblieben, wie auch die Erinnerung an diese Kindheitsphase.

Beste Grüße
Stephan
 
Lutwinus Am: 09.03.2015 20:22:34 Gelesen: 5257# 8 @  
Hallo alle zusammen!

Auf meinem Schulweg im Jahr 1977 musste ich stets an einigen Kaugummiautomaten vorbei. In einem dieser Automaten waren jedoch keine Kaugummis, sondern etwa Faustgroße Kunststoffkugeln mit Briefmarken aus aller Welt drinnen. Wenn ich mich recht erinnere war der Verkaufspreis 50 Pfennige. So eine Kugel enthielt etwa 20 Briefmarken - heute würde ich so etwas "bunte Bildchen" nennen. Aber damals bereits zeichnete sich meine Begeisterung für Stichtiefdrucke ab, die ich heute noch sehr gerne planlos in Steckalben horte. Die Briefmarken aus dem gewöhnlichen Postverkehr, der zuhause auflief wurden dann auch irgendwann abgelöst und gesammelt - zunächst noch plan- und ziellos. Dann bekam ich einst von einem Nachbarn einen alten Michel-Deutschland Katalog geschenkt. Der groooße Wunsch von mir, damals als etwa 12-jähriger Bub war der Bund Block 7 (Olympiastadion München), der damals mit 40 Michelmark im Katalog stand. Es hat dann doch noch einige Zeit gedauert, bis ich das Teil im Album hatte.

Nun muß ich doch ein wenig schmunzeln, während ich diese Zeilen hier schreibe. Vielleicht sollte man diese Automaten wieder in Betrieb nehmen, denn gesehen habe ich die Dinger leider seit 1977 nicht mehr.

Liebe Grüße aus dem Saarland Joerg
 
22028 Am: 12.03.2015 12:53:01 Gelesen: 5132# 9 @  
Mir wurde das Sammlergen von meinem Vater vererbt, habe aber auch alle Jugendsünden des Sammelns durchlaufen. Die möchte ich hier aber erst gar nicht aufzählen, da andere Sammler sich an dem, was ich Jugendsünden nenne, erfreuen.
 
Altmerker Am: 12.03.2015 20:19:40 Gelesen: 5070# 10 @  
Ich habe mit 8 oder 9 Jahren Briefmarken geschenkt bekommen, ein Album kam zum nächsten, die Marken aus dem täglichen Verkehr, dann aus dem Laden Sätze, Tütchen, die es auch im Osten gab, auch mal 300 verschiedene Marken. Später Konzentration auf sowjetisches bemanntes Kosmosprogramm, während eines Austausches in der UdSSR paar Gleichaltrige kennengelernt, mit denen ich dann über Jahre problemlos tauschte bzw. zum Versand Ganzsachen erbat, die Weltraum-Motive hatten.

Nach zwei Jahren Wartezeit, so war es in der DDR nicht nur beim Trabant, erhielt ich dann meinen Sammlerausweis, also das Teil, um am Dauerbezug in meinem Postamt teilzunehmen und damit auch die Sperrwerte zu bekommen. Alle sagten, meine Sammlung sei eine tolle Wertangabe. DDR-komplett ab 1970: Naja, die ertragreichste Variante wäre gewesen, die Marken zu verkleben.

Erstes Exponat in der 9. Klasse, aus heutiger Sicht einfach grottig. Dann irgendwann die berühmte Pause, weil es im Leben Anderes, Wichtigeres gibt. Beruflicher Einstieg hieß dann auch Motiv-Umstieg. Ich saß an der Quelle, nutzte das leider nicht oder zu wenig. Seither ist Presse auf Briefmarken meine Welt. 2002 dann der Wiedereinstieg ins Ausstellungsgeschäft. Erst Vermeil, dann schnell Gold in Rang 3. Jetzt könnte ich unterdessen, wenn ich wöllte bei Rang 1 anklopfen. Aber das ist nun nicht mehr das Thema Sammeln anfangen.

Grüße von Uwe
 
Tuffi Am: 14.03.2015 09:39:46 Gelesen: 4977# 11 @  
Als ich 7 Jahre alt war, erhielt mein aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrter Vater einen Brief von der Familie eines Kameraden aus Oberschlesien. Mit der polnischen Briefmarke auf diesem Brief fing ich das Markensammeln an. Es folgten die allseits bekannten Jugendsünden, bis ich bei einem befreundeten Sammler seine Heimatsammlung sah und ich mich für Stempel zu interessieren anfing. Es endete bei den freigestempelten Briefen (Was heute geschieht ist morgen Geschichte).

Gruß Walter
 
10Parale Am: 14.03.2015 12:54:07 Gelesen: 4941# 12 @  
Ich habe mehrere Jahre bei einem privaten Postzusteller in Süddeutschland gearbeitet und alles gemacht bis hin zum Postboten. Bei einem Urlaub in Bukarest habe ich auf einer Briefmarkenbörse alte Briefe gesehen, die mich fasziniert haben. Mir wurde plötzlich die Bedeutung des Postwesens für den Fortschritt der Menschheit bewußt. Die Marken des Fürstentums Moldau haben es mir besonders angetan, aber mittlerweile auch alle Themen rund um die Geschichte Europas.

10Parale
 
Bendix Gruenlich Am: 12.09.2021 11:01:41 Gelesen: 1739# 13 @  
Ich denke, wer sammelt, der muss auch eine entsprechende Disposition haben. Und bei mir ist das das Sortieren, Strukturieren, Typisieren, Organisieren, Muster erkennen und wiedergeben.

Ein Nachbarsjunge zeigte mir zu Grundschulzeiten (1975 - ich war seinerzeit 6 Jahre alt) seine Marken, machte mich mit den phantastischen, stetig steigenden Katalogpreisen vertraut und zeigte mir seine Marken (schon viele postfrische Bundesrepublikaner, postfrische Monaco usw., auch etwas vom Posteingang aus der Firma, wo der Vater arbeitete - der Vater sammelte und versorgte den Junior voll mit). Vom Posteingang hab ich etwas abbekommen - und Blut geleckt.

Ich habe dann probeweise etwas abgelöst und begonnen zu sortieren. Das waren meine ersten:



Mir hat das Freude gemacht (die Farben, die Reliefs der Marken im Stichtiefdruck, der Geruch der Marken beim Ablösen und Trocknen, die Stempel von fernen Orten). Außerdem, was konnte daran falsch sein, etwas so Wertvolles zu horten und rasch Michel-Millionär zu werden.

Wer jetzt sagt, das sei ja gar nichts Besonderes, den fordere ich auf, das Klischee aus dem Kopf heraus auf Papier zu zeichnen. Doch nicht so einfach, was? Jedenfalls, ich bin kein guter Zeichner - daher halte ich mich an die Drucke.

Und dann noch eine historische Notiz zu den gezeigten Marken:

• Damals hatten wir letztmals unser Staatsoberhaupt auf Dauerserie - heute wollen wir keine Potentaten mehr drauf haben, seinerzeit war man noch obrigkeitshöriger.
• ...oder auch nicht, denn Heinemann war ein Linksliberaler, der auch als „Apo-Opa“ verspottet wurde...
• Er hat vorher in der Exekutive für diverse einschneidende gesellschaftliche Veränderungen gesorgt ... auch aus heutiger Sicht sehr modern und kontrovers
Mann, ist das fünfzig Jahre her?

Dann gab es noch zwei Impulse aus der eigenen Familie:

• Eine Sammlung oder sagen wir Anhäufung von Postkarten, die die Familie so über die Jahre bekommen hat – das Durchgucken hat immer Spaß gemacht, und ich habe immer gefragt, von wem die seien und von wo die geschickt worden wären. Die Texte waren nie so tiefgründig, die Marken aber immer Klasse.
• Dann hatte mein ältester Bruder eine Teilsammlung, die ihn nicht interessierte. Die bestand aus Tütchen und einem tollen alten, abgewetzten Schaubeck-Vordruckalbum für Deutsches Reich mit blauem Leineneinband. Da habe ich von Zeit zu Zeit mal reingucken dürfen. Der hatte auch jede Menge türkische Freimarken, die mein Vater von Mannesmann mitbrachte, denn mein Vater hatte viele türkische Arbeitskollegen. Die schrieben sich noch mit ihrer Familie in der Türkei (ganz viel Anfang der Siebziger, dann abnehmend bis 1975, die letzten 1982 – dann wurde nur noch telefoniert).

Es hat eine Weile gedauert, bis meine Eltern verstanden hatten, dass ich es ernst meine. Weihnachten 1975 gab‘s dann endlich ein dunkelrotes, kleines Einsteckalbum (weiße Seite, Pergaminstreifen, im A5-Format). Das ist tatsächlich immer noch in Gebrauch (da sollten aktuell irgendwelche schrägen Marken afrikanischer oder karibischer Gebiete drin sein). Natürlich ist das Album 45 Jahre alt, aber Nachhaltigkeit ist doch für uns in Kontinentaleuropa von jeher kein neues Thema.

Jedenfalls habe ich von diesem Zeitpunkt an jeden Posteingang beschlagnahmt. Da meine mütterliche Seite aus Preussen und der Ostzone stammt (lange nicht mehr gelesen den Begriff, nicht wahr, den hat mein Großvater in den 70ern noch mit Ernsthaftigkeit benutzt), man bei Zeiten rübergemacht hatte, aber weiterhin Kontakte nach Drüben pflegte, kam auch regelmäßig Post aus der DDR (telefonieren war da nicht).

Ich habe eigentlich seitdem nie aufgehört zu sammeln (mal mehr - mal weniger), war allerdings nie organisiert - den Ansprüchen von Vereinen habe ich nie genügt (zumal ich noch nie gerne Befehle entgegengenommen habe, so einen wie diesen hier, der mich in jungen Jahren auch vollkommen - nämlich intellektuell, wirtschaftlich und organisatorisch - überfordert hat: Du sammelst Bund, Berlin, Österreich, Schweiz und Liechtenstein postfrisch und mit Versandstellenstempel, unter Vordrucken, in sechs Monaten stellst Du aus, außerdem nimmst Du die kommerziellen Angebote des Vereins war).

Pustekuchen, ich sammel, was mir gefällt und was mir Spaß macht. Das wechselt manchmal, oder ein Schwerpunkt verlegt sich. Mein philatelistisches Wissen verdanke ich der Bibliothek in Düsseldorf (alle Kataloge und einiges an Periodika), und zu Internationalem habe ich keine Berührungsängste.

Mit meiner Sammlung werde ich (als unbelehrbarer Alle Welt-Sammler) wohl keine Preise gewinnen.

Ich habe aber Freude an Exponaten – Dank bei dieser Gelegenheit an alle, die da etwas für uns Betrachter zusammenstellen. Das ist zeitintensiv und bedeutet viel Arbeit. Ich gehe gerne auf Ausstellungen und freue mich immer sehr auf die hochkarätige Rhein-Ruhr-Posta hier in der Region – ich schätze das. Auch die zunehmenden Online-Präsentationen (jüngst war das Ruhrvia) sind stark. Hier kann und darf man mit Ruhe ins Detail gehen.

Ich sammle aus Spaß am Design, am Sortieren (Hamster laufen gerne im Rad, ich sortier gerne), Freude am historischen Stichwort, aus Lust an der Ferne, aus Abenteuer- und Entdeckerlust und aus Neugier auf andere Kulturen.

Was mir in die Hände fällt, wird eingegliedert. Bevorzugt Bedarf (ah, wo kommt das denn her, wie weit ist der gereist, ist der Inhalt gut geschrieben, was wurde verklebt).

Wenn ich verreise, gehört früher oder später ein Besuch des Postamts und ein Test der Postinfrastruktur zum festen Programm.

Eine gute Marke gehört zu einem guten Brief. Das ist wie eine Visitenkarte, beweist Geschmack (kann guter oder schlechter sein - die Beurteilung überlassen wir mal dem Empfänger), eine bildungsbürgerliche (meiner Meinung nach kein Schimpfwort) Grundprägung, ist ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber dem Empfänger und unterstreicht den Wert / die Wichtigkeit der Sendung.

Dabei sind Marken für mich hauptsächlich Gebrauchsgegenstände - ich lege Wert auf Benutzbarkeit und bevorzuge Bedarf. Denn warum soll ein Gebrauchsgegenstand nicht gleichzeitig reizvoll und nützlich sein.
 
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