Thema: Altdeutschland Bayern: Briefe erklären
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bayern klassisch Am: 12.01.2022 12:30:30 Gelesen: 146433# 776 @  
@ Gernesammler [#775]

Hallo Rainer,

vielen Dank - leider kenne ich keinen "Spalter", aber die zeitliche Eingrenzung ist ja schon mal viel mehr, als ich ermitteln konnte (nämlich gar nichts, wie immer).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 10.02.2022 10:21:11 Gelesen: 141768# 777 @  
Liebe Freunde,

was macht man als Fürther, wenn man eine Rechnung nach Ichenhausen über 12 Meilen innerbayerisch versenden muss, die 6 Kreuzer Franko verlangt hätte?

Richtig - man schmuggeln den Brief irgendwie nach Augsburg, wo es wohl weitere Kunden des Handelshauses Eugen Blumgart in Fürth gab und gab ihn dort für günstige 3 Kreuzer zur Post nach Ichenhausen, jetzt unter 12 Meilen. So geschehen im Jahre des Herrn 1854.





Diese "Schmuggelbriefe" sind gar nicht so selten, aber finden muss man sie halt erst einmal.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.02.2022 23:17:05 Gelesen: 141674# 778 @  
Liebe Freunde,



heute ein etwas örtlich verwirrender Brief aus Kraiburg vom 18.10.1867 mit folgender Original-Adresse:

"Dem Joh. Streicher (od(er) dessen Nachfolger), Hafner, Siebengattern zwischen Vilsbiburg und Ganghofen (Post Gangkofen?)"

Später wurde unter "od. dessen Nachfolger" vermerkt: "Anna Maria Busner" und Siebengattern (heute zu Mitterskirchen gehörig) wurde ebenfalls gestrichen und "Binabiburg" vermerkt.​ Soviel zur Verwirrung aller.

Dank der 5 sehr gut abgeschlagenen Stempel können wir den Laufweg nachvollziehen:

Kraiburg, 18.10.1867, Mühldorf 19.10.1867, Vilsbiburg 20.10.1867, Ganghofen 20.10.1867, Korrektur der Adresse, Vilsbiburg 22.10.1867 und von dort mit dem Landpostboten nach Binabiburg.

Der Absender hatte auf die Verwendung einer 3 Kreuzer Marke verzichtet und dem Herrn Streicher bzw. dessen Nachfolgerin Frau Busner, die Zahlung von 6 Kreuzer damit aufgezwungen. Ob man sich bei einem frankierten Brief auch soviel Mühe gegeben hätte? Ich glaube schon.

Ich liebe solche Briefe, auch wenn ich jetzt 3 Pizzen weniger in diesem Monat kredenzt bekomme. :-(

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 11.02.2022 11:46:15 Gelesen: 141514# 779 @  
@ bayern klassisch [#778]

Hallo Ralph,

schönes Stück welches gut in die kleinen Sammlungen Portobriefe in der Markenzeit passt, besser geht nicht.

Drei Pizzen weniger spart das Fitness, ist doch auch positiv.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 11.02.2022 13:11:53 Gelesen: 141500# 780 @  
@ Gernesammler [#779]

Hallo Rainer,

wahre Worte - während die 3 Pizzen längst den Verdauungsapparat durchschritten haben, freut man sich an Schmankerl wie diesen so lange man lebt. Aber ich finde zu wenig dieser Schmankerl, als dass meine Wampe merklicher zurück ginge. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 12.02.2022 13:15:21 Gelesen: 141371# 781 @  
Liebe Freunde,

ein Chargébrief im 1. Gewicht aus Landshut vom 30.10.1875 an die Kirchenverwaltung Perka in Biburg. Der Ort Perka hat heute 43 Einwohner (abgezählt) und ist in Biburg eingemeindet (Biburg damals knapp 500 Einwohner und damit auch keine Großstadt). Die Dienstanweisung vom 9.6.1872 fand Anwendung in der Tatsache, dass die Aufgabepost mit rotem Stift den Recovermerk unterstreichen sollte. Ansonsten war der neue Stempel "Eingeschrieben No ..." ab 15.2.1875 zu verwenden - diese Stempel sind in guter Erhaltung nicht häufig, da sich die Stempel schnell abnutzten und keine lesbaren Abschläge mehr hinterließen.



Beide Orte gehörten zum Landpostbezirk von Abensberg. Aber der Absender hätte seine Ortsangabe präzisieren sollen, denn Perka kannte in Landshut keiner und Biburg gab es allein in Bayern schon 4, in Österreich auch noch 2!

Ergo notierte, wer auch immer, später "Abensberg" und leitete so die korrekte Absendung des Einschreibens ein. 3x Franko bis 15g und 7x Reco ergaben die frankierten 10x.. Dass es dann noch Wasserzeichen weite Welle ist, statt des üblichen Wasserzeichens X oder Y, macht die Sache sicher nicht schlechter.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 11.03.2022 16:56:10 Gelesen: 137343# 782 @  
Liebe Freunde,

optisch eine Null, aber alles in allem sicher keine Null:




In Hof an der Saale frankierte man mit 4 Kreuzern siegelseitig einen Brief nach Pegnitz bei Bayreuth an den bekannten Empfänger Glenk. Aber schon die Siegelseite verwundert, steht da doch "Voerde und Bayreuth 31.12.1841". Dabei muss man wissen, dass das preussische Voerde am Niederrhein von dem oberfränkischen Bayreuth bescheidene 540 km Fahrstrecke entfernt liegt, also nicht eben einen Steinwurf weit, sondern 8 Tage mit der Postkutsche (und dann kämen noch die sicherlich üblen winterlichen Verhältnisse dazu).

Im Inhalt erkennen wir, dass der in Hof am 3.1.1842 aufgegebene Brief aber aus Bayreuth stammte, auch tatsächlich vom 31.12.1841 datierte und Bestellungen enthielt, die von der Firma Zipperfeld und Bilstein in Voerde zu erledigen waren.

Hof - Pegnitz waren in direkter Linie 68 km = über 6 bis 12 Meilen, also wog der Brief bis 1/2 Münchener Loth.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2022 11:12:14 Gelesen: 136480# 783 @  
Liebe Freunde,

Vermittlungsbriefe aus Braunschweig kenne ich bisher nur von einer einzigen Firma, nämlich dieser hier: E. B. Denike & Co aus Braunschweig. Hier belegt (leider ohne Inhalt) auf einem "Ortsbrief" aus Würzburg vom 2.11.1864 mit der 1 Kreuzer gelb Nr. 8, wodurch sich eine Ersparnis von paritätisch 9,5 Kreuzern rheinisch nachweisen lässt (üblich von Braunschweig waren damals 3 Silbergrosch = 10,5 Kr., postalisch waren es nur 9 Kr., aber auch das ist viel gespartes Geld).



Derzeit sind mir nur eine Handvoll dieser Briefe bekannt und ich bin sehr froh, diesen zeigen zu können (üblich waren wohl 3 Kr. Briefe aus München, die mir vorlagen, aber auch die sind äußerst selten) und die über die Firma Pichler seel. Erben in München abgewickelt wurden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2022 11:31:01 Gelesen: 136476# 784 @  
Liebe Freunde,

ein Portobrief aus Pirmansens (damals noch Pirmasenz geschrieben) vom 25.1.1849 an das württembergische Amtsnotariat in Creglingen (erst ab 1857 mit eigener Post) kostete: 8 Kr. Gemeinschaftstaxe für Bayern und Baden nach dem Postvertrag vom 1.8.1843 zwischen Baden und Bayern halbscheidig zu teilen bis 1/2 Loth) in schwarzer Tinte und 6 Kr. für Württemberg ab der badischen Grenze = 14 Kreuzer. Der Bote (von welcher Post aus?) kassierte 2 weitere Kreuzer, so dass der Vermerk: "Auslage 16 x" links unten sicher passte.



Vormarkenzeitsbriefe aus Pirmasens sind sehr selten - die Preise von 20 Euro sind ein Witz für den Kenner und einen viel Schöneren habe ich nicht gesehen, dazu als 3 Länderbrief mit Gemeinschaftsporto und Botenlohn ein Traum.

Im Inhalt geht es um einen verstorbenen Rabbi dort, wobei man familiäre Bande in Pirmasens vermutete, sie aber kaum fand. Auch das hochinteressant! Wegen der Größe des Schreibens aber nicht abbildbar.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2022 11:39:27 Gelesen: 136474# 785 @  
Liebe Freunde,

nicht jeder Pfalzbrief ist auch ein echter Pfalzbrief - hier zeige ich einen Brief aus Kitzingen am Main vom 14.4.185?, der nicht dort zur Post gegeben wurde, sondern über Main und Rhein nach Deidesheim geschmuggelt wurde, wo er mit 6 Kr. frankiert als Brief über 1-4 Loth innerpfälzisch nach Neustadt an der Haardt geleitet wurde. Als schwerer Brief hätte er von Kitzingen aus 12 Kr. erfordert, so hat man sich die Hälfte gespart.



Briefe aus dem rechtsrheinischen Bayern nach der Pfalz auf krummem Wege wie hier kenne ich nur eine Handvoll und das ist wohl der Schönste von allen, wenn ich mich nicht täusche. Danke an Kitzingen, Deidesheim und das, was wir lieben (frei nach Loriot).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Ameise Am: 22.03.2022 13:28:10 Gelesen: 136332# 786 @  
Hallo,

hier habe ich einmal einen Brief aus "FÜRTH" und mich würde interessieren was der Rechteckstempel 2z "BESTELLG." bedeutet:



Der Brief scheint fehlgeleitet zu sein. Da steht etwas von Chemnitz und da gibt es in der Datenbank auch einen Stempel [1]. Leider steht da auch nicht dabei welchen Zweck der Stempel hat.

Danke schon einmal für eure Antworten.

Viele Grüße
Enrico

[1] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/044667
 
bayern klassisch Am: 22.03.2022 13:50:48 Gelesen: 136329# 787 @  
meise [#786]

Hallo Enrico,

zu dem Stempel kann ich nichts sagen, weil es kein bayerischer Stempel war.

Die Aufgabepost in Fürth taxierte ihn als Portobrief unter 1 Loth über 20 Meilen nach Frankfurt an der Oder mit 4 Silbergroschen korrekt. Dort war der Empfänger aber nicht mehr und der dortige Briefträger notierte "verte" für "hinten" vorne und auf der Siegelseite "Bereits abgereist. Steller, Briefträger". Da die Post in Fürth die Post in Frankfurt/Oder mit 4 Sgr. belastet hatte, die man dort wegen mangelndem Empfänger nicht beikassieren konnte, stempelte man in Frankfurt "Entlastet" und notierte weitere 3 Groschen für die Leitung von Frankfurt nach Groß-Röhrsdorf (man kannte aber die neue Anschrift und korrigierte die Adresse mit "nach Groß-Röhrsdorf bei Chemnitz 18/11/54".

Dort wurden jetzt 7 Neugroschen fällig, was meines Erachtens falsch war, weil der Brief offensichtlich nicht in Frankfurt an der Oder den Postweg verlassen hatte. Er hätte weiterhin nur mit 4 Groschen belastet nach Groß-Röhrsdorf weitergeleitet werden müssen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Ameise Am: 22.03.2022 14:04:23 Gelesen: 136326# 788 @  
Vielen Dank Ralph,

das nützt mir schon. Ich war mir nicht ganz sicher ob er in Chemnitz aufgebracht wurde.

Das scheint nun sicher zu sein.

Viele Grüße
Enrico
 
bekaerr Am: 17.04.2022 15:48:06 Gelesen: 131728# 789 @  
Hallo zusammen,

zeige hier einen Ortsbrief von Mellrichstadt an daas Königliche Bezirksamt.



Wenn ich Helbig richtig interpretiere, handelt es sich um die Nr. 1, Typ 11b. Helbig nennt einen Verwendungszeitraum von 1876 bis 1878. Ausweislich der Datumsangabe im Innenteil, ist dieses Stück hier aber deutlich älter, nämlich von 1864.

Der Brief wurde portofrei befördert, links unten lese ich den Vermerk "R. B. / E + Nr." Was bedeutet dieser Vermerk?

Inhaltlich geht es wohl um eine Armensache, obwohl der schwarze Rand sehr an einen Trauerbrief erinnert.. Bruchstückhaft lese ich etwas vom "Vorstand der Armenpflege", "Sophia Schneider", "576 x(Kreuzer?" "in das Spital Schweinfurt". Weiter unten findet sich die Bitte "576 X einzahlen zu wollen".

Zur Vervollständigung hier noch das Papiersiegel:



Beste Grüße,
Bernd
 
bayern klassisch Am: 17.04.2022 15:58:34 Gelesen: 131726# 790 @  
@ bekaerr [#789]

Hallo Bernd,

du zeigst keinen Ortsbrief, sondern einen Lokalbrief, also aufgegeben und zugestellt innerhalb des Postbezirks einer Poststelle. Er wurde am 24.3.1864 in Willmars von der dortigen Armenpflege als portofreier Dienstbrief R. S. = Regierungs - Sache Expeditions-Nr. 277 aufgegeben, womit schon ein Teil deiner Fragen beantwortet sein dürfte.

Der Tod seiner Majestät war dafür verantwortlich, dass alle Dienststellen in Bayern Trauerkuverts bzw. Traueramtspapiere zu verwenden hatten, wie auch bei dir [2].

Max II Joseph war am 10.3.1864 verstorben und für 12 Wochen war Staatstrauer angeordnet worden, um des Toten zu gedenken.

Der Scan zum Inhalt ist nicht gut für mich zu erkennen - es ging wohl um 5f 6x (also 5 Gulden und 6 Kreuzer), soweit ich das interpretieren kann.

Liebe Grüsse,
Ralph

[1] https://www.willmars.de/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_II._Joseph_(Bayern)
 
bekaerr Am: 17.04.2022 17:06:08 Gelesen: 131706# 791 @  
@ bayern klassisch [#790]

Hallo Ralph,

erneut vielen Dank für die rasche und ausführliche Antwort. Was hältst Du von dem Datum, bzw. der Diskrepanz zu den Angaben im Helbig. Das ist ja keine unerhebliche Abweichung.

Beste Grüße,
Bernd
 
bayern klassisch Am: 17.04.2022 17:15:14 Gelesen: 131703# 792 @  
@ bekaerr [#791]

Ich liege hier mit meinem eingeschlafenen Kätzchen (eine ältere Maine Coon Dame) und kann daher nicht nachschauen, aber dieser Stempel sollte einer aus den 1850er bis frühen 1860er Jahren sein.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 17.04.2022 22:49:50 Gelesen: 131653# 793 @  
@ bekaerr [#789]

Hallo Bernd,

Dein Stempel von Mellrichstadt ist die 11 b und der wurde verwendet von 1852-1870.

Der Brief ist von 1864 also alles in Ordnung, schöner sauberer Abschlag.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 19.04.2022 14:21:08 Gelesen: 131425# 794 @  
Liebe Freunde,

diesen portofreien Brief aus Landshut vom 12.5.1849 von der k. Regierung und von Niederbayern, Kammer des Inneren, an das bischöfliche Ordinariat in Passau (hinten blank) habe ich gekauft, obwohl er belegt, dass ich 40 Jahre lang der festen Überzeugung war, dass es ihn (unten links) so nie geben konnte - und doch gibt es ihn.



Früher hieß es, dass Dienstbriefen Akten, Beilagen, Anlagen, Urkunden, Einbände, Unterbünde usw. angehängt werden konnten (i. d. R. mit Bindfaden) und diese dann zusammen transportiert wurden, was auch in 99,99% der Fälle, in der diese Briefe unten links dergleichen ausgewiesen haben, zeigen.

Aber hier lese ist erstmals: "Mit 1 Act u(nd) Beilage". Man hat also unterschieden zwischen Akte und Beilage. Bisher dachte ich (und sicher nicht ich allein), dass dies dasselbe sei und man dann halt "mit 2 Beilagen", oder "mit 2 Akten" geschrieben hätte. Aber offensichtlich unterschied man Akt von Beilage, warum auch immer, oder sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Ameise Am: 19.04.2022 16:40:18 Gelesen: 131396# 795 @  
Hallo,

heute einmal ein Brief von "AUGSBURG" nach Großröhrsdorf:



Was mich hier interessiert, ist das Wort "Abends" (rot) ein Tageszeitstempel, also auch wirklich ein Stempel, der in Augsburg aufgebracht wurde?

Ich denke ja, aber ich könnte mich auch irren, deshalb frage ich hier einmal nach.

Und in der Stempeldatenbank gibt es die Stempelart "Tageszeitstempel" nicht. Die Stempelart habe ich aus Feuser/Münzberg - Vorphila.

Soll der Stempel, wenn es denn einer ist, unter "Nebenstempel (sonstige) hochladen werden?

Danke wieder für die Antworten und viele Grüße
Enrico
 
bayern klassisch Am: 19.04.2022 16:52:24 Gelesen: 131390# 796 @  
@ Ameise [#795]

Hallo Enrico,

die Stempel "Morgens" und "Abends" wurden im 1. Halbjahr 1843 bei den Hauptbriefpostexpeditionen am Sitz der Oberpostämter (OPÄ) eingesetzt, was sich aber letztlich nicht bewährt hatte und danach sind sie verschwunden. Sie sollten bei mehreren, täglichen Postabgängen und Posteingängen anzeigen, wann diese erfolgt waren.

Da es in Augsburg eine Hauptbriefpostexpediton gab, war der Stempel in Augsburg abgeschlagen worden.

Sehr selten sind Briefe von Hauptbriefpostexpedition an Hauptbriefpostexpedition und die von beiden Poststellen je einen solchen Stempel bekamen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Ameise Am: 19.04.2022 17:11:04 Gelesen: 131377# 797 @  
@ bayern klassisch [#796]

Hallo Ralph,

wieder vielen Dank für Deine Erklärungen. Also ist der Schriftzug "Abends" ein Stempel. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er per Handschrift geschrieben oder als Stempel aufgebracht wurde.
Nun weiß ich Bescheid.

Viele Grüße
Enrico
 
bayern klassisch Am: 05.05.2022 13:48:56 Gelesen: 128675# 798 @  
Liebe Freunde,

einen schönen Brief der Ulmer Firma Marx & Schnell (Spitzname: Machs schnell!) wurde am 16.3.1864 in Neu-Ulm mit 6x frankiert zur Post gegeben und war an Sebastian Obermayer in Eggenfelden gerichtet, wofür bis 1 Loth über 12 Meilen tarifgerecht frankiert worden war.



Der Inhalt, eine Rechnung, ist eher belanglos, belegt aber den württembergischen Versender.

Bei über 204 km in direkter Linie hätte man von Ulm aus 9 x frankieren müssen - hier also wieder 3 x gespart.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.05.2022 13:45:17 Gelesen: 128438# 799 @  
Liebe Freunde,



mal hin, mal her - nur der Inhalt wußte damals den Empfänger nicht so recht zu überzeugen. Ein nettes Stück aus meiner Contraventions - Sammlung Bayern 1849-1875.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.05.2022 11:08:37 Gelesen: 126368# 800 @  
Liebe Freunde,

einen der komplexesten Briefe, die ich (als Pfälzer) von der Pfalz kenne, konnte ich am Wochenende beim Treffen der Arbeitskreises Pfalz auf der dortigen Mini-Auktion erwerben und möchte ihn euch nicht vorenthalten.



Üblicherweise glaubt man, dass sehr schwer zu interpretierende Briefe i. d. R. diejenigen sind, die über 5 Länder liefen, 10 Taxen und 15 Stempel aufweisen, aber es geht auch ganz anders, nämlich bei diesem Dienstbrief aus Vorderweidenthal (damals noch ohne eigene Post) in der Pfalz, der am 24.10.1848 bei der Postexpedition Annweiler als R(egierungs) S(ache) portofrei aufgegeben wurde. Empfänger war das Kgl. Staatsprokuratoriat in Zweibrücken. Der Brief lief portofrei hin und her (oben rechts unter der Expeditions-Nr. 17).

Aber am 10.11.1848 wollte man ihn wieder verschicken, jetzt unter der Expeditions-Nr. 4 oben rechts in sepia Tinte, und so stempelte die Aufgabepost in Annweiler nun mit diesem Datum den Brief erneut, taxierte ihn aber jetzt mit 4 Kreuzern in Rötel.

Das war ein Problem, denn der Empfänger in Zweibrücken notierte am 12.11.1848 siegelseitig: "zurückgewiesen, weil nicht frankirt. Zweibrücken 12 Novb. 1848 druch Staatsprocurator gez. Unterschrift".

Am 14.11.1848 war er dann ausweislich seines Ankunftsstempels wieder in Annweiler, aber, warum auch immer, wußte man nicht mehr, wer ihn abgeschickt hatte und man sollte doch 4 Kreuzer vom Absendere einfordern, den man nicht kannte.

Also steckte man den Brief 4 Wochen lang im Postlocal von Annweiler öffentlich sichtbar aus in der Hoffnung, es möge der Absender in dieser Zeit vorbeikommen und seinen Brief für 4 Kreuzer auslösen. Aber das war leider nicht der Fall.

Also sandte man den Brief intern mit der Dienstpost (daher keine Stempel!) an das vorgesetzte Oberpostamt in Speyer (für die ganze Pfalz zuständig) mit der Bitte um Eröffnung des Briefes und Ermittlung des Absenders.

Die doppelt vereidigten Beamten der Retour-Brief-Commission in Speyer öffneten den Brief mit dem Federmesser und lasen nun NICHT den Inhalte (das Briefgeheimnis war auch in diesen Fällen stets zu wahren), sondern nur die Teile, aus denen der Absender hervor ging. Nach Ermittlung des Absenders war der Name desselben in roter Tinte siegelseitig zu notieren - hier: "Bürgermeisteramt Vorderweidenthal, 4x" und der Brief mit dem Amtssiegel der Retourbriefcommission Speyer zu verschließen, was auch getan wurde. Inklusive war hier also auch die Prüfung der Höhe des Portos, nämlich 4 Kr. für Briefe innerhalb der Pfalz über 1/2 und 1 Loth (8,75-17,5 g). Diese Dienstleistung war kostenlos!

Nun leitete ihn Speyer intern mit der Dienstpost zurück nach Annweiler, wo man ja noch immer auf seine 4 Kreuzer wartete. Da der Brief nun von Annweiler nach Vorderweidenthal gebracht werden musste, tat dies ein Cantonsbote, der für seinen Gang aber mit 3 Kreuzern entschädigt werden wollte, so dass er mit Bleistift "Port(o) 7x" anfügte und diese auch vom Absender kassierte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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