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Thema: Montenegro Exilausgaben oder Fälschungen ?
Marcel Am: 25.02.2016 21:15:44 Gelesen: 11410# 1 @  
Nach Beendigung des ersten Weltkrieges schloß Montenegro sich Südslawien an und verwendete seitdem dessen Marken. Damit war nicht jeder einverstanden und so entstanden außerhalb des Landes Markenausgaben, die aber nie amtlich ausgegeben, sondern auf den philatelistischen Markt gebracht wurden. So titelte es bereits 1923 die Berner Briefmarkenzeitung. [1]



Eine solche ähnliche Ausgabe, wie in dem Zeitungsartikel, habe ich hier.



schöne Grüße
Marcel

[1] http://www.pro-philatelie.info/faelschungen/literatur-faelschungen/literatur.html
 
Stefan Am: 26.02.2016 11:23:18 Gelesen: 11339# 2 @  
@ Marcel [#1]

Ein interessantes Thema, welches du da aufgreifst und vorstellst. :-)

Mir liegen lediglich wenige Marken dieser Exilregierung vor:



Ausgabe zu 1 Para und 2 Perper (jeweils mit Aufdruck), entsprechend ähnlich der Abbildung 1 und genau der Abbildung 2 in dem in [#1] gezeigten Zeitungsartikel



Ausgabe zu 5 Para, entsprechend der Abbildung 4 in dem in [#1] gezeigten Zeitungsartikel

Der Michel-Katalog Südeuropa (Ausgabe 2004/05, Seite 1266) schreibt zu diesen Marken im Anschluss nach der letzten Hauptnummer im Katalog (Mi-Nr. 99 von 1916):

"Nachstehend abgebildete Marken (insgesamt 19 Werte) waren von der geflüchteten Regierung vorbereitet, die Ausgabe unterblieb aber. ..."

Der Michel-Katalog bezieht sich dabei auf die im Zeitungsartikel von [#1] in den Abbildungen 1 bis 4 gezeigten Marken. Die Abbildungen 1 und 2 weisen jeweils einen senkrecht verlaufenden Aufdruck auf. Du zeigst in Beitrag [#1] diese Marken kurioserweise ohne Aufdruck. Diese sind im Michel weder erwähnt noch abgebildet.

Vor einigen Jahren wurde ein m.E. sehr lesenswerter (mehrteiliger?) Artikel in der "Philatelie" über die Briefmarken aus Montenegro veröffentlicht. Nach [1] handelt es sich um die Ausgabe Nr. 255 von April 2005 und der Artikel stammt vom Rolf Bialek: "CRN GORA – MONTENEGRO: Eine Herausforderung für den forschenden Philatelisten".

Das ebenfalls lesenswerte Büchlein "Montenegro" - erschienen als Heft Nr. S 5 der Schriftenreihe "Neues Handbuch der Briefmarkenkunde" (Ausgabe 1962) der Arbeitsgmeinschaft Neues Handbuch der Briefmarkenkunde e.V. im BDPh [2] - führt auf Seite 40 leider keine weiteren Informationen als der Michel-Katalog an.

Gruß
Pete

[1] http://www.bdph.de/fileadmin/Image_Archive/PDF/Zeitschrift_Philatelie/Jahresinhaltsverzeichnisse/Inhaltsverzeichnis__philatelie_2005.pdf
[2] http://www.neues-handbuch.de/files/01-INTERNET-NHB-Lieferliste-A-B-S-Reihe-02_03_2013.pdf
 
Marcel Am: 26.02.2016 18:20:53 Gelesen: 11291# 3 @  
@ Pete [#2]

Hallo Pete,

danke für Deine Ausführung. Leider habe ich meine Ausgaben so nicht finden können, lediglich wie Du sie zeigst habe ich sie auf delcampe gesehen, bzw. auch in diversen anderen Seiten. Daher kann ich dir keine Auskunft geben, warum ausgerechnet meine keinen Aufdruck haben. Eine Fälschung der Exilausgabe kann ich nicht ausschließen.

Daher habe ich Hoffnung hierüber mehr zu erfahren, bin ja von Natur aus neugierig. In meinem Katalog von 1940 werden sie nicht erwähnt.

schöne Grüße
Marcel
 
Stefan Am: 27.02.2016 09:36:07 Gelesen: 11240# 4 @  
@ Marcel [#3]

danke für Deine Ausführung. Leider habe ich meine Ausgaben so nicht finden können, lediglich wie Du sie zeigst habe ich sie auf delcampe gesehen, bzw. auch in diversen anderen Seiten. Daher kann ich dir keine Auskunft geben, warum ausgerechnet meine keinen Aufdruck haben. Eine Fälschung der Exilausgabe kann ich nicht ausschließen.

Ich würde nicht grundsätzlich von einer Fälschung der Exilausgabe ausgehen wollen. Ich schließe nicht aus, dass ein Teil der Marken nach der Produktion nicht überdruckt wurde. Da dir ein vollständiger unüberdruckter Satz vorliegt, steckt m.E. Absicht hinter der Entstehung dieser Marken.

Eine Sammlerkollegin überließ mir kurzfristig die ihr vorliegenden Marken zum scannen. Es handelt sich hierbei um den Satz zu 12 Werten auf Beitrag [#1], allerdings mit einem Aufdruck versehen:



Ausgabe zu 1 Para bis 5 Perper (jeweils mit Aufdruck), entsprechend den Abbildungen 1 und 2 in dem in [#1] gezeigten Zeitungsartikel

Gruß
Pete
 
Meinhard Am: 19.06.2016 10:08:43 Gelesen: 10910# 5 @  
@ Pete [#4]

Diese Marken habe ich auch gerade gefunden in einem Lot "Sammlung unverausgabter Marken".

Der Vorbesitzer dieser Sammlung schreibt noch: Der Aufdruck übersetzt bedeutet: "FREI MONTENEGRO".

Gruß, Meinhard










 
Meinhard Am: 19.06.2016 10:14:33 Gelesen: 10905# 6 @  
@ Pete [#2]

Die fehlenden Werte mit der Krone, 10, 30 und 50 Para.


 
Marcel Am: 19.06.2016 22:37:00 Gelesen: 10857# 7 @  
Hallo!

Ich habe mich in letzter Zeit den Ausgaben, genannt "GAETA", gewidmet und versucht nähere Informationen zu finden.

Es gibt unzählige Widersprüche, bei den Einen sind es Cinderellas [1], bei den Anderen sind es Exilausgaben usw.. Doch eine Seite gibt vielleicht Aufschluß [2]. Boris Jabucanin hat hier einen Artikel verfasst, der genau diese Markenproblematik behandelt und teilt seine Erkenntnisse über diese Ausgabe.

So schreibt er, das in historisch philatelistischen Kreisen die GAETA-Ausgabe zwischen 1916 und 1918 geschaffen wurde. Es wurde auch angenommen, das die Neuauflage mit dem Aufdruck "Freies Montenegro" nach der Kapitulation Montenegros im Januar 1916 entstand, anlässlich der Befreiung von Österreich-Ungarn. Es gibt auch Meinungen privater Herkunft. Zur Unterstützung dieser Tatsache kann festgestellt werden, das sämtliche Kataloge die Ausgabe als "orthodoxe Ausgabe der Exilregierung Montenegros - datiert 1916" beschreibt.

Doch betrachtet man die historischen Fakten, so macht die eine oder andere These keinen Sinn.

So ging Nikola I. (König von Montenegro) zuerst ins Exil nach Italien, kurz danach aber schon nach Frankreich. So war von März bis November Bordeaux der Sitz der Exilregierung. Während seines Aufenthalts in Bordeaux wurden französische Marken mit dem Aufdruck "S.P. du M. Bordeaux" versehen und wurden mit Zustimmung Frankreichs für die amtliche Korrespondenz Montenegros Exilregierung verwendet.



Es bestand keine Notwendigkeit für eine eigene Ausgabenpolitik. 1918 änderte sich die politische Situation, der Krieg war vorbei, dennoch konnte Nikola I. nicht zurück, da am 24.11.1918 auf der Nationalversammlung die bedingungslose Vereinigung Montenegros mit Serbien beschlossen wurde. Nikola I. war gestürzt. Einige Analysten gehen davon aus, das die Marken mit dem Aufdruck "Freies Montenegro" für diesen Zeitraum sprechen.

Frankreich unterstützte Nikola I. nicht mehr und so verließ er Frankreich und zog nach Italien. Aber auch Italien wollte Serbien nicht kritisieren und unterstützte ihn nicht. Bereits 1918 bildeten sich noch unter österreichisch-ungarischer Besatzung in Montenegro aufständische Bewegungen und so kam es Weihnachten zu blutigen Auseinandersetzungen mit dem serbischen Militär. Ein Teil der montenegrinischen Armee und Flüchtlinge gingen nach Italien, wo sie ein Militärlager in Gaeta und Sulmona errichteten und darauf warteten zurückzukehren um die endgültige Befreiung Montenegros. Vergeblich, aufgrund fehlender internationaler Unterstützung. Italien weigerte sich die Kosten für das montenegrische Konsulat in Rom, sowie Kosten für Soldaten, deren Familien und Anhänger Nikolas I. zu zahlen. Nikola I. kehrte im Mai 1920 Italien und kehrte nach Frankreich zurück, erst nach Cannes, dann nach Antibes, wo er im März 1921 verstarb.

Obwohl in manchen Kreisen angenommen wird, das der Aufdruck "Freies Montenegro" zu Propagandazwecken entstand und in Gaeta vertrieben wurde, so spricht dagegen die Zeit 1919-21, die Notwendigkeit und das fehlende Material für die Druckausgabe.

Wann also wurden die Marken hergestellt?

Eine Antwort gibt dank Forschung das Vermächtnis von Dr. Pera Soc (1884-1966), der Minister der Exilregierung und später leitender Postbeamter und Bibliograph in Jugoslawien war. Er hatte das Thema mit großem Interesse verfolgt, jedoch wahrscheinlich wegen dem starren kommunistischen Systems nicht vollständig entmystifiziert. Wertvolle Hinweise erhielt er durch Joseph Zef Asik, einem Philatelisten und ehemaligen Postbeamten aus Shkodra und Schulverwalter in Vitomirica. Zef Asik war Mitglied einer angesehenen ehrlichen katholischen Familie (Vater war Prof. für orientalische Sprachen und Priester).

Auf die Anfrage von Soc antwortete Asik:

"bereits 1913 kündigte der montenegr. Staat unter Nikola I. ein neues Markenprogramm (Bilder des Königs Nikola I.) in Paris an (Druck Mongin-Litograph - Paris, zu dieser Zeit einer der angesehensten). Aber die Ausgabe kam nicht in den Umlauf, da Österreich-Ungarn Montenegro bereits besetzte."

Zur Unterstützung dieser Behauptung ist die Tatsache, dass heute Briefmarken ohne Aufdruck "Freies Montenegro" vorkommen, also diejenigen Marken die laut anderen Quellen im Umlauf gewesen sein sollen.

Die Figur von Nikola I. wurde dem Alter entsprechend und mit Lorbeerkranz auf dem Kopf dargestellt, die Performance-Krone betonte Montenegro als Königreich. Hinweis:Frühere Ausgaben wurden in der Staatsdruckerei Wien gedruckt.

Weiter laut Asik:

"Montenegros Nationalisten, Gesetzestreue und Revolutionäre - lebten in den Wäldern in den 3 strategisch wichtigen Standorten: Kom Kücki, Rumi und Lovcen. Sie stoppten einen Versand der Sendung auf der Straße zwischen Kotor und Cetinje, wo ein Teil der genannten Marken enthalten waren und danach zu ihren Propagandazwecken mit dem Aufdruck "Freies Montenegro" versehen wurden. Eine große Menge an 25 Para Briefmarken wurde dabei zerstört und fehlt daher häufig in der Markenserie."

Die Tatsache, dass die Ausgabe einen Eintrag beim Weltpostverein enthält, unterstützt die Vorstellung, dass sie für den Einsatz in Montenegro bestimmt war und nicht im Exil.

Zusammengefasst würde ich jetzt sagen: Einer der Markenausgaben über die keine Klarheit herrscht.

schöne Grüße
Marcel

[1] http://www.cinderellas.info/wittcoll/collection.htm
[2] http://montenegrina.net/fokus/boris-jabucanin-izdanje-crnogorskih-maraka-gaeta/
 
Briefuhu Am: 25.04.2021 11:47:39 Gelesen: 4835# 8 @  
Hallo,

ich habe hier eine Marke die ich leider überhaupt nicht bestimmen kann. Habe versucht mit einem alten Michel Katalog Europa und Übersee von 1937 einen Hinweis zu bekommen, aber leider vergebens. Kyrillisch kann ich ich auch nicht lesen und auch der Aufdruck sagt mir nichts. Wahrscheinlich sehe ich vor lauter Bäume den Wald nicht. ;-))

Vielleicht kann mir ja jemand helfen.



Wünsche einen schönen Sonntag
Sepp
 
Stefan Am: 25.04.2021 11:54:54 Gelesen: 4831# 9 @  
@ Briefuhu [#8]

ich habe hier eine Marke die ich leider überhaupt nicht bestimmen kann. Habe versucht mit einem alten Michel Katalog Europa und Übersee von 1937 einen Hinweis zu bekommen, aber leider vergebens. Kyrillisch kann ich ich auch nicht lesen und auch der Aufdruck sagt mir nichts.

Schau mal in [1] - Exilausgabe (Vignetten) aus Montenegro ;-)

Gruß
Pete

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=8782&CP=0&F=1
 
Briefuhu Am: 25.04.2021 12:08:59 Gelesen: 4822# 10 @  
@ Pete [#9]

Hallo Pete,

das ging aber schnell. Vielen Dank für Deine Hilfe. Habe schon einige Zeit gesucht aber dann doch aufgegeben und das Forum bemüht. Möchte aber es erst immer mal selbst lösen und dann erst um Hilfe bitten. Jetzt habe ich sogar im Michel von 1937 den Hinweis auf diese Marke gefunden.

Schöne Grüße
Sepp

[Beiträge [#8] bis [#10] redaktionell verschoben aus dem Thema "Marken mit unbekannter Herkunft"]
 
TTMarke Am: 27.08.2023 13:46:17 Gelesen: 1174# 11 @  
Hallo,

hier sind nochmal offensichtlich alle geplanten Ausgaben der Exilregierung.

Viele Grüße

Thomas


 
merkuria Am: 27.08.2023 15:50:28 Gelesen: 1153# 12 @  
Diese Unverausgabten waren auch schon ein Thema:

https://www.philaseiten.de/beitrag/245761

Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
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