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Thema: Moderne Privatpost - Wer nutzt sie und in welchem Umfang ?
Vernian Am: 04.08.2016 09:09:34 Gelesen: 4669# 1 @  
Hallo,

aus gegebenen Anlass, da ich gerade bei den aktuellen Posts von "Nordpost" reingeschaut habe, stellen sich mir doch mal so einige Fragen:

a) überwiegend von wem

und

b) in welchem Umfang

werden Privatpostdienste genutzt und

c) in welchem Umfang für den Postdienst spielen die verausgabten Briefmarken dabei eine Rolle?

Allgemein: Es gibt ja nun zahlreiche Privatpostdienstleister inzwischen, hier in Norddeutschland auch bei mir vor Ort z.B. Citipost.

zu a) es hat mir irgendwie den Anschein, als würden diese Postdienste fast ausschließlich nur von Großversendern genutzt, also Unternehmen und Behörden, welche regelmäßig größere Mengen an Post, oft auch nur im lokalen Umfeld, zu versenden haben. Die Nutzung durch Privatpersonen, auch wenn es nicht wenige Verkaufstellen / "Annahmeschalter" und teils auch "Postkästen" gibt, scheint mir aber nahezu gegen Null zu gehen.

zu b) Wie hoch sind die Anteile der Nutzung der Privatpostdienste durch gewerbliche / behördliche und durch private Nutzer gegenüber der Nutzung der Deutschen Post?

und damit zu c) WER der Nutzer nutzt denn diese Briefmarken?

Hintergrund meiner Fragen:

Seit es wieder diese Privatpostdienste gibt habe ich bzw. bekomme ich zwar gelegentlich Post, welche durch solche Privatdienstleister zugestellt wurde / wird, zum einen ist der Anteil derartiger Post in meinem Posteingang aber relativ gering (ich schätze mal weniger als 10%), zum anderen eigentlich ausnahmslos von Großversandkunden wie etwa Energiebetriebe, Behörden, ... und ebenso ausnahmslos mit irgendwelchen Freistempelvermerken versehen. Die Anzahl Briefe / Belege, welche ich mittels Privatpostmarken frankiert erhalten habe in all den Jahren kann ich an einer Hand abzählen, und wenigstens einer davon stammte von einem Sammler und war somit doch eher aus philatelistischen Aspekten denn als "bedarfsmäßige Nutzung" heraus mittels Privatpost befördert.

Auch ich selbst habe bislang keinen Privatpostdienstleister für den Briefversand genutzt (Paketdienste wohl), die paar Cent Differenz zum Porto gegenüber der Deutschen Post lohnen mir nicht den Aufwand weitere Wege zur Beschaffung entsprechender Marken sowie Postkästen zu machen. Und nach allem was ich bislang über die Zustellzeiten gehört habe, zumindest im Außer-Lokalem Bereich,sind mir es die paar Cent auch nicht wert.

Abgesehen davon: Mein Postausgang ist so gut wie nicht lokal, sondern überwiegend Deutschland-weit und International, schon allein von daher bedeutet für mich die Nutzung eines nur lokal oder regional zustellenden Anbieters nur ein Mehraufwand und mehr Wege, und dies alles für nur ein paar Cent Ersparnis.
Genauso: Welcher Urlauber bspw. an der Nordseeküste nutzt Citipost um seine 10 Urlaubsgrußkarten nach Bayern und ins Ausland zu schicken? Oder ... oder ...

Und damit dann auch wieder die Frage: WER nutzt denn die Briefmarken der Privatanbieter?

Die Großkunden eher nicht.

Der Anteil privater Kunden erscheint mir sehr gering im Privatpostverkehr, und vermutlich geben die meisten davon ihre Post in einer Poststelle eines Anbieters auf, wo sie wie bei der Deutschen Post mit irgendeinem Barcodelabel und nicht mit Marken beklebt werden dürften.

Also WER und WIE VIELE (wenn nicht ausschließlich Sammler) nutzen die Marken von Privatpostanbietern?

Ja, ich habe hier in diesem Forum gesehen, es gibt wohl kleinere gewerbliche Betriebe wie z.B. Handwerker, die regional ihren Rechnungsversand mittels Privatpost erledigen und da sogar Briefmarken der Privatposten nutzen, aber ich habe irgendwie das Gefühl das sind vereinzelte Fälle ... Oder ist in manchen Regionen Deutschlands diese Praxis umfangreicher, lebe ich vielleicht nur zu sehr "am Rand" des Geschehens, oder weshalb erhalte ich so gut wie nie Post von Privatdienstleistern mit deren Marken???

Der Nutzen und Bedarf von Privatanbietern als Konkurrenz zur Deutschen Post ist nicht zu leugnen und den stelle ich auch nicht in Frage, darüber braucht man hier nicht zu diskutieren. Aber wenn es um Philatelie geht, dann sind meine Fragen nach Nutzungsumfang und durch wen doch sicher nicht unberechtigt... Und bitte keine Argumente anführen wie "auch bei der Deutschen Post haben Briefmarken eigentlich kaum noch eine Daseinsberechtigung" - dass auch dort der tatsächliche Nutzen bzw. Gebrauch deutlich abgenommen hat ist mir auch bekannt. Briefmarken sind - ob Deutsche Post oder Privatanbieter - in hohem Maße heute eher ein Teil der Produktvermarktung dieser Unternehmen denn eine Notwendigkeit, und damit in viel zu großem Umfang produziert, zumindest am echten Bedarf vorbei, hohe Anteile zielen nur noch auf Sammler ab. Alles bekannt bzw. erkannt. Muss also nicht tiefgehender erörtert werden. Es geht mir rein um die obigen Fragen wer nutzt, wie viel wird genutzt und in Bezug darauf wie ist der Bedarf an Privatpostmarken reell gegeben ?

Beste Grüße

Vernian
 
Altmerker Am: 04.08.2016 14:41:22 Gelesen: 4635# 2 @  
Hallo,

ich kann nur mit einem kleinen statistischen Schnitt antworten. Ich beziehe mich dabei auf MZZ und Biberpost. Etwas 30% der Behördenpost (Krankenkasse, Knöllchenstelle, IHK-Zeitschrift) kommt damit. Darunter null Marken, sondern Stempler. Interessant sind Prelabel (MZZ) oder eigene firmenwerbende Aufkleber, die eher aus der Firmenlandschaft (Schlachthof, Reisebüro, Architekten, Hausmeisterdienst) kommen. Heute kamen in die Firma 21 Postarten, darunter außergewöhnlich viele Privatpostmarken: 13. Ist eher die Ausnahme. Absender waren ausschließlich Normalbürger. Durch das enge Biberpost-Sparkassennetz handelt es sich durchgehend um Motivmarken der Geschäftssstellen. Die Ersparnis für Postkarten ist zudem negativ, also 45 DPAG gegen 52 Biber. Beim Brief sind 18 Cent Unterschied schon nachdenkenswert. Ich selbst hatte bisher drei Totalverluste, mehr als ein netter Entschuldigungsbrief kam nicht. Darunter war aber sogar eine hochpreisige Sendung (380 Gramm). Ich versende selbst relativ viel per Privatpost, Einladungen, ebay-Lose, Zeitschriften. Auch weil der Kasten und eine Verkaufsstelle nebenan ist. Dazu kommt, dass ich vier Sammler versorge.

Beste Grüße
Uwe
 
DL8AAM Am: 04.08.2016 16:24:38 Gelesen: 4622# 3 @  
Vernian,

ich kann hier eine kurze Info für 'meine' Firma geben. Wir verschicken seit einigen Jahren fast ausschließlich unsere Firmenausgangspost über die örtliche CITIPOST, frankiert nur mit Briefmarken. Ein Freistempelgerät war auch nie wirklich gewollt, früher verschickten wir unsere briefmarkenbeklebte Post über die DPAG. Ich hatte die Privatpost-Alternative dann einmal bei der Geschäftsleitung vorgestellt und nachdem 'erkannt' wurde, dass wir von den (derzeit) 60 Cent (statt 70) ja auch noch die 19% Umsatzsteuer wiederbekommen (scheinbar hatte keiner bis dato die Feinheiten des deutschen Umsatzsteuerrechts bezüglich des Briefportos auf dem Schirm), d.h. 20 Cent pro Brief einsparen können, wurde sofort umgestellt. Auf das Jahr gerechnet kommt da doch schon einiges zusammen.

Bei uns war es seit immer schon Firmenpolitik keine freigestempelten, sondern nur mit Briefmarken freigemachte Sendungen zu versenden. BTW, wir sind Dienstleister und versenden zu 95% Einsatz-, Wochen-, Monats- oder Halbjahresrechnungen. Letztere produzieren die größten Postausgangsspitzen. Es wurde zwar öfters mal angedacht, auf AFS umzusteigen, aber nach intensiver Prüfung wurde das immer wieder verworfen. Auch auf Grund der sehr unregelmäßigen Postausgangszahlen, "eine Woche mit 10 Ausgangsbriefen, die nächste mit 1000". Ebenso ist die Akzeptanz von Briefmarkensendungen 'gefühlt' erheblich größer, insbesondere da unsere Kundenstruktur zu großen Teilen "privater" ist. Eher weniger junge, hippe Emailjunkies, sondern (ok, sehr, sehr übertrieben gesagt) Typ "pensionierter Oberstudienrat". Briefmarkensendungen unterstreichen hier auch eine eher mehr mittelständischere, persönlichere und regionalere Orientierung der Unternehmung. Im Gegensatz zu den unpersönlichen Typ "internationaler Versicherungs-Großkonzern" mit Massenabfertigung über "Lettershop" per DV-Frankatur.

Die andere Seite ist der Posteingang. Der geringste Teil sind "private" Sendungen und hier zu 95%+x "gelbe-Scheine" der Mitarbeiter. Davon ca. geschätzt 75% frankiert mit "Digitalmarke", d.h. diese selbstklebenden, schwarzweißen Thermo-Schalterfreistempellabel der örtlichen DPAG/Postbank Filialen. Wenn vor Ort keine Postbankfiliale in direkter, fußläufiger Nähe ist, sondern die MA im Dorf/Nachbarschaft nur noch einen Kiosk, eine Trinkhalle oder eine "Tankstelle" mit Nebenher-Verkauf von Briefmaken des regionalen Privatpostdienstleisters haben, kleben diese auf ihren "gelben" Umschlägen. Regelmäßige "gelbe Kunden" erkennt man meist daran, dass ihre "gelbe Post" mit DPAG-Briefmarken freigemacht sind. In orankelnder Voraussicht haben diese dafür dann bereits auch einen Vorratskauf getätigt, hi. Auch eine Art von Briefmarkensprache. ;-)

Zusammengefasst, im Firmen-Posteingang pro Monat vielleicht ("je nach Jahreszeit") 5-10 Privatpostbriefmarkensendungen, eher aber näher an 5 als an 10 dran. Wenn sich die DPAG weiter aus der Tiefe zurückzieht, könnten die vom um-die-Ecke-Kiosk verkauften Privatpostbriefmarkenanteile hier etwas zunehmen. Firmenposteingang von gewerblichen Absendern ca. zu 50:50 DPAG/Privatpost, aber zu 90+x% keine Briefmarken. Unserer Posteingang ist dabei aber auch eher etwas regionaler aufgebaut. Je regionaler der Absender desto privatpostiger. Bei innerstädtischer, gewerblicher Post liegt der Privatpostanteil inzwischen ca. bei 75% Privatpost. Überregionale Absender zu 95+x% DPAG, DV-freigemacht und konsolidiert bzw. DIALOGPOST. Das sind alles "gefühlte" Zahlen, ich müsste einmal eine genaue Statistik aufstellen, aber dafür reicht meine Kaffeepause nicht aus bzw. dafür ist sie mir es auch nicht wirklich wert. ;-)

Gruß
Thomas
 
Vernian Am: 04.08.2016 17:28:44 Gelesen: 4614# 4 @  
Schon mal Danke für die Antworten. Es scheint sich ja aber zu bestätigen, das vor allem Unternehmen und Behörden die Dienstleistung nutzen, Privatpersonen doch wohl eher weniger.

Gruß

V.
 
klinhopf Am: 04.08.2016 21:39:09 Gelesen: 4584# 5 @  
@ DL8AAM [#3]

Antwort mit ganz großem Lob für briefmarkenfrankierte Firmenpost!

@ Vernian [#1]

Zum Thema Briefmarke:

Der Ursprung der Privatpost liegt in vielen Fällen bei den Verlagen, um wirtschaftlich arbeiten zu können, mußte die Idee an Großversender verkauft werden. Erst im Laufe der Zeit wurden dann auch Briefmarken, zumeist mit lokalem Bezug, produziert.

Bereits vor 10 Jahren habe ich über die Briefmarkensammelstelle Herzogsägmühle Hunderte Privatpostmarken erhalten, überwiegend PIN + Sachsen, heißt, dass es doch zumindest in manchen Regionen Nutzer der Marken gab - in Augsburg bei LMF gibt es immer wieder ganz tolle Serien, viele grüne Briefkästen und Verkaufsstellen!

Hinzu kommt, dass vor 2 oder 3 Jahren mit BUNDESWEITEM Versand geworben wurde - natürlich in der örtlichen Zeitung - und: Es klappt! Ergo: Privatpost-Briefmarken sind sicherlich ein sehr interessantes Sammelgebiet und wenn nicht von Anfang an dabei, nur noch schwer zu haben!

Auch die Augsburger LMF Frankiermaschinen-Werbe-Bestücker lassen sich immer wieder etwas einfallen mit z.B. Ostergrüßen, Grüßen zum 1. Advent mit einer Kerze, zum 2. Advent mit 2 Kerzen usw., auch ein Sammelgebiet!

Meint mit phil. Gruß
Ingo Pfennig, Augsburg
 
Pommes Am: 04.08.2016 22:07:19 Gelesen: 4570# 6 @  
@ Vernian [#1]

Hier in Brandenburg sind die privaten Postdienste recht vielseitig. Marken nutzt kaum wer (selbst, wenn es sie gibt) - meist Freistempel.

Privatpostmarken sammeln ist derzeit eher non sense - die "Szene" beobachten sicher sinnvoll.

Mit den besten Sammlergrüßen
Thomas
 
Stefan Am: 05.08.2016 10:59:51 Gelesen: 4522# 7 @  
@ Vernian [#1]

aus gegebenen Anlass, da ich gerade bei den aktuellen Posts von "Nordpost" reingeschaut habe, stellen sich mir doch mal so einige Fragen:

a) überwiegend von wem

und

b) in welchem Umfang

werden Privatpostdienste genutzt und ...


DL8AAM hat es in seinem Beitrag [#3] bereits treffend beschrieben: es handelt sich bei den Absendern vor allem um regional tätige Unternehmen jeglicher Größenordnung (von klein bis sehr groß) sowie der öffentliche bzw. kirchliche Dienst (Bsp. Behörden und Ämter oder karitative Einrichtungen). Aus Sicht des Briefdienstleisters macht es auch Sinn, sich vorwiegend um derartige Kunden zu bemühen. Je mehr Sendungen eines Absenders mit eigenem Personal zugestellt werden können, umso eher kann nach Abzug sämtlicher Kosten ein Gewinn übrig bleiben. Für Sendungen, welche an Zustellpartner zwecks Zustellung im Nachbargebiet (oder bundesweit) abgegeben werden, muss oftmals auch ein Teil des Portos an den zustellenden Briefdienst weitergereicht werden. Die Kosten für (möglichst wenige) Sendungen via DPAG sind davon abhängig, was zwischen Absender und Briefdienstleister vertraglich vereinbart wurde. Im Regelfall bleibt immer ein Rest übrig, welcher über die Deutsche Post verschickt werden muss/soll - je kleiner der Anteil, umso besser.

Es gilt zu bedenken, dass nicht jeder Absender berechtigt ist, die Vorsteuer von 19% zu ziehen (Bsp. Behörden und kirchliche Einrichtungen) und damit generell individuelle Preise verhandelt werden müssen. Bei großen Absendern besteht auch die Möglichkeit bzw. ab einer gewissen Größenordnung (Portovolumen) tatsächlich auch die Pflicht (!), sich über Ausschreibungen den passenden Anbieter zu suchen (Bsp. Stadtverwaltungen, größere städtische/regionale und Landesbehörden/Ämter oder Bundesagenturen für Arbeit). Oft genug (allerdings nicht immer) ist der vom Briefdienstleister angebotene Preis ausschlaggebend.

c) in welchem Umfang für den Postdienst spielen die verausgabten Briefmarken dabei eine Rolle?

Grundsätzlich, wie von deiner Seite bzw. in weiteren Beiträgen bereits geschrieben, sind die Briefmarken für verschiedene Kundenkreise gedacht, z.B.:

- kleine Unternehmen (bei denen sich aufgrund der täglichen Sendungsmenge an sich eine Abholung der Sendungen beim Absender aus wirtschaftlicher Sicht nicht lohnt)
- Privatpersonen
- Kunden wie der Arbeitergeber von DL8AAM
- im Einzelfall auch Sammler (je nach Briefdienstleister)

-> in allen Fällen bringt der Absender seine Sendungen selbst zum Briefkasten oder Annahmestelle des Briefdienstleisters

Bundesweit betrachtet scheint mir die Nutzung der Briefmarken von Postmitbewerbern unterschiedlich verteilt zu sein. Ich sehe vergleichsweise häufiger Markenbelege (nach NRW) von Briefdienstleistern aus den neuen Bundesländern, allen voran z.B. PostModern aus Dresden und die PIN Mail AG aus Berlin. RPV aus Cottbus ist ebenfalls stark vertreten, wie die Biberpost aus Magdeburg oder die LVZ Post aus Leipzig. In den alten Bundesländern fallen im Norden Deutschlands vor allem die Citipost mit den verschiedenen Franchisenehmern sowie die verschiedenen Nordbrief-Niederlassungen auf.
Regional (Bundesland NRW) sehe ich weniger Privatpostbriefmarken auf Beleg, da seit einigen Jahren auch kaum noch briefmarkenausgebende Unternehmen existieren. Ad hoc fallen mir für NRW lediglich die Unternehmen Brief und Mehr aus Münster sowie die Citipost in Bielefeld ein. Im Süden Deutschlands (Bayern und Baden-Württemberg) sehe ich vor allem Sendungen z.B. der BW-Post aus Stuttgart nebst weiteren Niederlassungen, LMF aus Augsburg und die Mannheimer Morgenpost.

Der Gebrauch von Privatpostbriefmarken ist m.E. alles eine Frage von:

- der Werbung für das Produkt Briefmarke,
- der Notwendigkeit des Kaufs durch den Kunden (Anreiz der Portoersparnis),
- Angebot der Briefmarken in der Fläche (Anzahl der Verkaufsstellen) sowie der vorhandenen Briefkästen -> niemand mag unnötig mehrere Kilometer für die Abgabe/Einwurf einer Sendung fahren oder laufen

Wenn man über ein ordentliches Filialnetz verfügt (Bsp. PostModern oder Biberpost), ausreichend Briefkästen aufstellt und vernünftig verteilt (Briefkastendichte ähnlich dem der Deutschen Post AG), preislich brutto und netto spürbar unter dem Porto der DPAG liegt sowie Werbung macht (Bsp. Anzeigen in der örtlichen Presse) und vielleicht auch das ein oder andere gut gelungene (lokal bekannte/beliebte) Briefmarkenmotiv herausgibt, dann kann man als Briefdienstleister auch nichtbriefmarkensammelnde Kunden ansprechen und Briefmarken verkaufen.

Natürlich muss auch die Briefzustellqualität und der Service des jeweiligen Mitarbeiters (Bsp. Auftreten des Briefzustellers) stimmen und möglichst wenig Fehler in der gesamten Produktionskette von A wie Abholung (bei dem Absender) bis Z wie Zustellung (bei dem Empfänger) aufkommen (irren ist im Einzelfall auch hier menschlich). Es ist ähnlich wie der "Buschfunk" über Ärzte/Krankenhäuser/Apotheken oder Frisöre und ein guter Ruf kann viel wert sein.

Gruß
Pete
 
DL8AAM Am: 05.08.2016 13:34:43 Gelesen: 4489# 8 @  
Nur ganz kurz hierzu:

Angebot der Briefmarken in der Fläche (Anzahl der Verkaufsstellen) sowie der vorhandenen Briefkästen -> niemand mag unnötig mehrere Kilometer für die Abgabe/Einwurf einer Sendung fahren oder laufen. Wenn man über ein ordentliches Filialnetz verfügt (Bsp. PostModern oder Biberpost), ausreichend Briefkästen aufstellt und vernünftig verteilt (Briefkastendichte ähnlich dem der Deutschen Post AG), preislich brutto und netto spürbar unter dem Porto der DPAG liegt sowie Werbung macht

Vom Posteingangsgefühl her, habe ich eher den Eindruck, dass es der erste Punkt ist. Das Angebot in der Tiefe! ... und entsprechende Werbung.

Wenn der örtliche DPAG-Filial-Bäcker im Dorf eben zugemacht hat, die Trinkhalle nebenan aber ein größeres "wir verkaufen CITIPOST-Briefmarken"-Schild aufgehängt hat, an die Friedhofsmauer ein blauer Briefkasten genagelt wurde, dann nutzt das ganze Dorf Privatpostbriefmarken. Der Preis ist bei Privatleuten (=vielleicht 10 Cent pro Brief, bei vielleicht maximal 5-10 Briefen pro Jahr) eher vollkommen nebensächlich.

Das sehe ich auch im Firmen-Posteingang (das ist wie schon geschrieben [#3] bei Briefmarkenpost hier meist nur die besagte "gelbe Post unserer Mitarbeiter"), wenn einmal vorhandene DPAG-Briefmarken aus Eigenbeständen verwendet werden, wird einfach genommen was da ist. Hauptsache man "erreicht" irgendwie den gefühlten Portosatz, den übrigens scheinbar kaum noch jemand - wie früher - verinnerlicht hat. Ein größerer Teil der Briefmarkenbriefe trägt dabei kein passendes Porto, sondern i.d.R. "übertrumpft" es sogar. 2x70 Cent für einen Kompakt-, 2x45 oder 2x58/60/62 für einen Standard- oder 70 Cent plus wahllos 1-2 alte Ergänzungsmarken - nach dem Motto "sicher ist sicher" - sind absolut keine Seltenheit. Da wird in aller Regel auch kaum auf den Cent geachtet. Hauptsache der Brief ist weg. Briefe mit passenden "selbstklebenden DPAG-Folienblatt-Briefmarkenporto" stammen oft nur von MA mit besonders gelber Personalakte, wie gesagt, irgendwie eine Art moderner Briefmarkensprache. ;-)

niemand mag unnötig mehrere Kilometer für die Abgabe/Einwurf einer Sendung .... laufen.

Es sei denn man jagt gerade Pokémon - ich bin übrigens im Level 19. Aber zweidrei Pokéstops plus zwei einfache Hornliu oder Rattfratz - nachher gefangen auf dem über 30 minütigen (nun wieder Zu-Fuß-) Heimweg von der Arbeit - und die 20 ist endlich gerissen ;-) Soviel wie in den letzten 3 Wochen bin ich auch seit Jahren nicht mehr gelaufen und als Büromensch brauchte man wohl irgendwie eine Art von Motivationsanschub, um sich endlich mal wieder mehr zu bewegen... Zum Glück bin ich aber noch im richtigen Pokémon-Retro-Alter, das passte. ;-) Also, Pokémon Go!

Gruß
Thomas
 
uli Am: 05.08.2016 14:58:53 Gelesen: 4473# 9 @  
a) überwiegend von wem

Zu fast 100% von Unternehmen. Es gibt große, bevölkerungsstarke Flächen in Deutschland, in denen es für Haushalte kein Angebot eines alternativen Postdienstleisters gibt. Der mit riesigem Abstand größte alternative Postdienstleister Postcon (http://www.postcon.de) konzentriert sich rein auf Geschäftskunden (und gibt keine Briefmarken raus).

b) in welchem Umfang

Die alternativen Postdienstleister hatten in 2015 bei insgesamt gut 20 Mrd. beförderten Briefen einen Marktanteil von ca. 5%.

c) in welchem Umfang für den Postdienst spielen die verausgabten Briefmarken dabei eine Rolle?

Einen verschwindend kleinen, siehe das von mir zu a) geschriebene.

Gruß
Uli
 
Nachtreter Am: 05.08.2016 15:37:59 Gelesen: 4464# 10 @  
@ uli [#9]

Postcon ist an etlichen "Privaten" beteiligt, die Briefmarken herausgeben und auch Privatkunden bedient! Nur ist natürlich Geschäftspost um einiges lukrativer (das fängt mit dem abrechnen an, geht über das "Einsammeln" entsprechend großer Mengen weiter und endet bei fast ausschließlich maschinell adressierten Sendungen).

Das zeigt sich doch auch bei der DPAG: Info-/Digitalpost (Standard) ist in den letzten Jahren einmal teurer geworden (von 25 ct. auf 28 ct.), während der Standardbrief jährlich teurer wurde (55 ct., 58 ct., 60 ct., 62 ct., 70 ct.). Bei Großeinlieferern wird bei Briefen das ganze dann über Rabatte geregelt.

Viele Grüße

Nachtreter
 
Stefan Am: 05.08.2016 18:06:24 Gelesen: 4448# 11 @  
@ uli [#9]

a) überwiegend von wem

Zu fast 100% von Unternehmen. Es gibt große, bevölkerungsstarke Flächen in Deutschland, in denen es für Haushalte kein Angebot eines alternativen Postdienstleisters gibt. Der mit riesigem Abstand größte alternative Postdienstleister Postcon (http://www.postcon.de) konzentriert sich rein auf Geschäftskunden (und gibt keine Briefmarken raus).


Einspruch :-)

Postcon hat in der Vergangenheit zwei Mal Briefmarken herausgegeben. Allerdings sind die zuletzt verausgabten Briefmarken lediglich in einer Filiale angeboten wurden. Gelaufene Exemplare dieser eher pilotartigen Versuches dürften sehr selten zu finden sein, weitere Infos siehe [1].

b) in welchem Umfang

Die alternativen Postdienstleister hatten in 2015 bei insgesamt gut 20 Mrd. beförderten Briefen einen Marktanteil von ca. 5%.


Meines Wissens stagniert der Marktanteil der Postmitbewerber im Bereich der lizenzpflichtigen Dienstleistungen bundesweit seit mehreren Jahren allgemein um die 10% Marktanteil (+/- ein paar Punkte in den Nachkommastellen). Nach [2] als oberste nationale Aufsichtsbehörde über den Bereich Postmarkt lag der Anteil der Mitbewerber im Jahr 2014 bezüglich des Umsatzes bei 12,2% und bezogen auf die Sendungsmenge bei 12,5%. Regional dürfte der Anteil der Postmitbewerber unterschiedlich ausfallen, wenn dort ein Wettbewerb gegeben ist (von einem niedrigen einstelligen Prozentbereich bis gefühlt >50%).

Gruß
Pete

[1] http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=106596#M25 (Beitrag 25)
[2] http://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Post/Unternehmen_Institutionen/Marktbeobachtung/LizenzpflichtigePDL/Marktuntersuchung2015.pdf?__blob=publicationFile&v=5 (seite 6)
 
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