Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Kampf gegen Fälschungen und Betrug: Signatur, Attest, Befund ?
Das Thema hat 26 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1   2  oder alle Beiträge zeigen
 
StefanM Am: 01.09.2016 09:53:17 Gelesen: 20056# 2 @  
Die Ausführungen von Herrn Geigle sind für mich vollkommen schlüssig und nachvollziehbar. Ich stimme voll und ganz zu.

Ich hatte bislang noch nicht über die Manipulierbarkeit und Fehlinterpretierbarkeit von Prüfzeichen nachgedacht, fand Prüfzeichen aber schon immer störend. Vor allem auf postfrischen Marken (die dann eben nicht mehr postfrisch sind).
 
lolli Am: 01.09.2016 17:55:11 Gelesen: 19956# 3 @  
Hallo Forum,

ich stimme der Argumentation von Hr. Geigle und Stefan voll und ganz zu. Signaturen sind gerade bei fälschungsgefährdeten Marken heute schon lange kein Echtheitszeichen mehr da vielfach gefälscht / verfälscht. Da ist mir ein Kurzbefund / Attest deutlich lieber - und die Marke ist nicht verschandelt.

LG Stefan
 
Maler Am: 01.09.2016 18:19:21 Gelesen: 19947# 4 @  
Auch ich stimme den Worten von Herrn Geigle voll und ganz zu. Aber, was mache ich jetzt mit meinen signierten Marken der mittleren Preisklasse? Sind die jetzt minderwertig?

Günther, der Maler
 
alemannia Am: 01.09.2016 18:38:50 Gelesen: 19935# 5 @  
@ Maler [#4]

Hallo zusammen,

die Marken sind nun einmal signiert und wurden ja so erworben bzw. zum Prüfen und Signieren geschickt.

Den Wert ergibt der Markt, der sich im Laufe der Zeit selbstverständlich verändert und von Angebot und Nachfrage abhängt.

Wenn die Marken nur erworben wurden, kann man sie ja nachprüfen lassen.

Das kostet wirklich nicht viel.

Gruß

Guntram
 
Holzinger Am: 01.09.2016 21:08:04 Gelesen: 19879# 6 @  
Vor längerer Zeit und in einem anderen Forum hatte ich zu gleicher Problematik einmal angeregt/angedacht/zur Diskussion gestellt, (vorerst/zu Anfang so wie sie beim Prüfen anfallen) alle wesentlichen Marken mit mit einem Alphanumerischen Code rückseitig zu versehen, diesem in einer langlebig gesicherten - öffentlich zugänglichen - Datenbank zu sichern und dazu mit einem einem "Begleitdokument" für den Markenbesitzer zu versehen.

So ist ersichtlich wie, von wem unter welchen Prämissen geprüft wurde. Bei neuen Erkenntnissen/evtl. Nachprüfungen wegen Veränderungen an der Marke sind diese ersichtlich.

(s. a. Problematik bei Pkt. 5. >> Natürlich kann der Händler das mißliebige Attest mit der Nennung des Qualitätsmangels wegwerfen <<

Damit können Prüfungsergebnisse nicht mehr verschwiegen werden (Markenverkauf wegen (ohne) schlechten Befund o.ä.). Unter der im Angebot ersichtlichen Nummer kann man die Markenhistorie (im IT-Zeitalter) nach lesen.

Der BDPh wäre hier eigentlich die zentrale Dokumentationsstelle für die Datenbank.

Die Reaktionen waren negativer wie nur möglich. Von "Verschandelung der Marke"- wieso, was sind den Prüfzeichen? - über "nicht händelbar" bzw. "da müßten alle Prüfer mit machen" bis zur Ablehnung des zuständigen Sammlerorgans war alles vertreten.

Da mich die Problematik nicht direkt berührt (alte USA bzw. Precancel/USA) war das Thema für mich erledigt.
 
10Parale Am: 01.09.2016 21:13:52 Gelesen: 19876# 7 @  
Früher sammelten wir Briefmarken, heute Briefmarken mit Attest. Albumgestalter sollten sich für die Zukunft etwas einfallen lassen.

liebe Grüße

10Parale
 
0nickyet Am: 02.09.2016 12:21:09 Gelesen: 19787# 8 @  
@ Holzinger [#6]

Eine Verständnisnachfrage: Du schlägst vor, alle wesentlichen Marken - also nicht alle "Markenausgaben", sondern tatsächlich jede einzelne Marke, und nicht nur zukünftige, sondern auch alle in der Vergangenheit verausgabten - mit einem in jedem Einzelfall eindeutigen Code zu versehen und abzuspeichern? Und jede/r Besitzer/in bekommt zusätzlich ein "Begleitdokument" zu dieser Marke?

Oder was habe ich an dem Vorschlag missverstanden?
 
bignell Am: 02.09.2016 14:51:27 Gelesen: 19744# 9 @  
@ 0nickyet [#8]

Hallo,

ich denke er meint, alle Marken / Prüfstücke zum Zeitpunkt der Prüfung mit einem eindeutigen Code zu versehen (sofern das noch nicht geschehen ist). Eine spätere Prüfung könnte sich wieder auf diesen Code beziehen, und man könnte alle Prüfungen (auch missliebige) zu einem Prüfstück in einer Datenbank ersehen. Wird sich nur nicht über alle Länder und Prüforganisationen machen lassen.

Lg, harald
 
Holzinger Am: 02.09.2016 20:35:22 Gelesen: 19661# 10 @  
@ bignell [#9]

Ja genau, so war das grob gedacht. Danke für die Erläuterung.

Natürlich würden stark fälschungsgefährdete Stücke als erste erfaßt. Alles andere so nach und nach (sofern dies notwendig ist). Auch "Länderkennzeichnung" wäre über die Ländervorwahl in dem Code integrierbar, um die Stelligkeit des Codes in Grenzen zu halten.

Über Wege in Realität muß natürlich noch viel bedacht werden. Es war ja nur als "Gedankenspiel" gedacht, weil Marke mit Attest auch "Marke mit unterschlagenem Attest" sein kann und die Platzierung eines Prüfstempels doch mit den heutigen Möglichkeiten wirklich nicht mehr die beste Lösung ist.

Natürlich kann ein Fälscher auch den Code fälschen. Dann stimmt aber das Bild in der Datenbank nicht mit dem Angebot überein. Das könnte dann jeder Internetnutzer aber einfach und schnell überprüfen.
 
ligneN Am: 03.09.2016 10:12:53 Gelesen: 19586# 11 @  
Die US-amerikanische "Philatelic Foundation" (PFA) macht das mit ihren Attesten schon; ab einem gewissen Zeitraum alle sind online einsehbar:

http://pfsearch.org/pfsearch/

Beim BPP sind das um Größenordnungen mehr.
 
0nickyet Am: 03.09.2016 12:43:55 Gelesen: 19546# 12 @  
@ Holzinger [#10]

Der Fälscher kann nicht nur den Code fälschen, sondern es könnten auch falsche Codes bzw. Codes von unseriösen Prüfungen in die Datenbank eingespeist werden. Es müsste reglementiert werden, wer in diese Datenbank eingespeisen darf und was aufgenommen wird, und zugleich bedürfte es der Sicherstellung, dass alle Prüfungen verzeichnet werden. Klingt nach dem Aufbau eines sehr teuren zentralistischen Systems, das dennoch für Manipulationen und Fehler anfällig bliebe.

Der Vorschlag von Herrn Geigle scheint mir nach wie vor der praktikabelste angesichts der Voraussetzung, dass es absoluten Schutz nicht gibt und die eigene philatelistische Kompetenz und Sorgfalt unersetzlich bleibt.

Wenn ich getäuscht wurde, dann eigentlich immer nur, weil ich zu schnell gekauft habe. Man muss auch bei verlockenden Angeboten kühlen Kopf bewahren und zunächst selbst mit dem Wissen der eigenen Sammelgebiete prüfen was man zu kaufen beabsichtigt. Wenn ein Verkäufer einem diese Zeit und Möglichkeit nicht zugestehen will, ist das an sich bereits ein Grund, vom Kauf abzusehen. Seriöse Händler haben mir noch nie die Möglichkeit der sorgfältigen Ansicht verwehrt.
 
Lars Boettger Am: 03.09.2016 13:57:25 Gelesen: 19523# 13 @  
@ ligneN [#11]

Man darf auch nicht vergessen, dass die PF zentral alle Welt prüft. Durch die Zentralisierung liege alle jemals ausgestellten Atteste in Kopie vor. Es gibt in den USA noch zwei weitere Prüforganisationen, die PSE und die APEX.

Die US-Organisationen stellen für alle Marken Atteste aus, da kommt es nicht darauf an, ob die Marken echt oder Fälschungen sind. Die Preise sind auch nicht von schlechten Eltern.

Beste Grüße!

Lars
 
Holzinger Am: 03.09.2016 21:40:31 Gelesen: 19434# 14 @  
Liebe Diskussionspartner,

ich stelle hier einfach einmal meine Vorstellungen vor, ohne Anspruch auf 100 % Realisierbarkeit, Sinnhaftigkeit o.ä. Betrachtet es einfach einmal als Gedankenspiele für eine (weitere) Zukunft. In einem anderen Forum hatte ich sie bereits 2008 einmal angerissen.

1. Es sollten (mindestens) 2 solide, sichere, langlebig existierende Server als Basis sein, die gespiegelt archivieren und auch betreut werden.

2. Es könnten 3 Datenbankbereiche geben:

- Nur für Berechtigte (Prüfer o.ä), in denen PW-geschützt Interna zu Merkmalen/Fälschungen usw. (lesend und schreibend) abgelegt werden können. Jeder Zugangsberechtigte erhält seinen eigenen Zugangscode. Die Zugriffe werden in einer Log-Datei gesichert um evtl. Manipulationen zu erkennen.

- Öffentlicher Bereich. Hier können alle Anfragenden ohne Registrierung lesend einsehen und vergleichen. Zur Suche s. unten.

- Öffentlicher Bereich zur Eintragung, in den Nutzer Originale/Fälschungen melden/eintragen können. Die Übertragung in den eigentlichen Datenbankbereich erfolgt erst nach Überprüfung und Vergabe des Codes. Hier wären natürlich zeitaufwendige Kontrollen nötig (Moderatoren/Prüfer?). Ob dieser notwendig ist, sei dahin gestellt.

3. Ob Marken direkt codiert oder indirekt mittels im Bild mit erfaßten „Beilagezettels/Attest“ (?) o. ä. gespeichert werden, kann diskutiert werden. Eigentlich reicht ein 600-dpi-Scan + definierter /normierter Zettel oder ein Attest aus. Es gibt ja zunehmend Kritik an der direkten Kennzeichnung von Marken!

4. Der alphanumerische Code kann strukturiert (für Berechtigte/Länder /Ausgabedaten o.ä.) vergeben werde. Gleichartige Ausgaben werden durch eine fortlaufende Nummer unterschieden. Keinesfalls aber nach Katalogdaten, da die sich ändern können! Ich persönlich halte aber einen vom System erzeugten Chaoscode für besser/sicherer.

5. Zur Suche. Es könnte nach Katalognummern, Ausgabedaten o.ä. – aber auch direkt nach dem Code (sofern bekannt) - gesucht werden. Da es bereits heute „Bildsuchprogramme“ gibt, wäre auch eine Suche mit Bild ab 300 dpi denkbar. Angebote für Artikel ohne Code-Angabe wären dann immer mit besonderer Sorgfalt u betrachten. Wer nichts zu verbergen hat, nennt den Code im Angebot!

6. Sicherheitsbedenken: Durch Bild und Code wird die Marke eindeutig beschrieben (ähnlich Attest). Selbst eine Suche nach einem „vergleichbaren“ Code zeigt dann eine andere Marke. Die Fälschungserkennung/-bekämpfung wäre eindeutig einfacher und die Manipulation/Betrugsabsicht juristisch nachweisbar. Natürlich, wer das System als Käufer/Nutzer dann nicht zum Erkenntnisgewinn nutzt, hat das gleiche Problem wie die heuteigen „Schnäppchenjäger“. Langfristig können/müssen wir aber davon ausgehen, das Prüfer und Nutzer ohne Internet „aussterben“.

7. Wer müßte vor allem Interesse an solch einem System haben? Vorrangig die Prüfer (ersichtliche Vorprüfungen/Prüfhistorie usw.), dann ein Interessenverband der Sammler, da er ja „Sammlerschutz“ als Ziel propagiert (!), die Händler und nicht zuletzt der Sammler als ehrlicher Verkäufer/Käufer.

8. Vorstufen eines solchen Systems gibt es bereits. Wie oben erwähnt in der USA für weltweite Atteste und in einem Forum (JK), allerdings dort nach manueller Bewertung (echt/falsch) und ohne Codierung.

9. Diese Umstellung vom Prüfstempel auf das Code-System ist nur langfristig, zukunftsorientiert und mittels aller direkt Beteiligten – evtl. auch zentral finanziell abgesichert – zu realisieren.

Soweit die Diskussionsgrundlage. Was meine hier lesenden Prüfer/Forenbetreiber/Nutzer zu so einem Wandel – weg vom Prüfstempel und der Kopplung von Prüfungen (Attest), ohne das negative Erkenntnisse einfach so verschwiegen werden können?
 
Heinz 7 Am: 03.09.2016 22:02:32 Gelesen: 19419# 15 @  
@ Richard [#1]

Die Ausführungen von Herrn Geigle sind sehr interessant, lehrreich und bedenkenswert.

Vor allem das Argument mit der "zeitlichen Einordnung" ist wichtig! Es gibt viele Prüfer, deren Signatur zu gewissen Zeiten eine verlässliche Information darstellten, zu anderen Zeiten aber arg unzuverlässig waren (ja sogar Misstrauen hervorrufen).

Aus einem Attest ist hingegen das Jahr und der Experte und seine Meinung in der Regel klar erkennbar, also werden die Sammler, die nicht selber absolute Top-Kenner sind, gut daran tun, sich ein "gutes" Attest zu leisten/zu beschaffen.

Was ich schade finde, dass so viele Atteste wieder verschwinden! Würden sie gesichert oder sogar öffentlich einsehbar gemacht, wäre dies ein enormer Fortschritt! Weiss jemand genau, warum es keine Datenbank weltweit gibt für Atteste von teuren Briefmarken?

DAS wäre doch ein Projekt für einen grossen Verein oder einen Landes-Verband! Oder geht das nicht aus juristischen Gründen?

Liebe Grüsse
Heinz
 
Lars Boettger Am: 04.09.2016 12:34:39 Gelesen: 19344# 16 @  
@ Heinz 7 [#15]

Hallo Heinz,

ein Attest ist das Eigentum des Auftraggebers. Er müsste dem BPP die Zustimmung der Veröffentlichung erteilen.

Beste Grüsse!

Lars
 
Holzinger Am: 04.09.2016 13:26:41 Gelesen: 19322# 17 @  
@ Lars Boettger [#16]

Momentan !

Das kann man aber in Prüfbedingungen als Akzeptanz zur Registrierung vorschreiben. Das bedarf dann nicht einmal einer individuellen Zustimmung bei einer Prüfung - egal ob Attest oder Befund.
 
ligneN Am: 05.09.2016 12:38:35 Gelesen: 19237# 18 @  
@ Holzinger [#17]

Das ist ein zweischneidiges Schwert. Manche Auftraggeber wollen gar nicht, daß die Existenz eines "echt" attestierten Stückes der Allgemeinheit (oder dem Konkurrenten) bekannt wird. Genauso wenig wie sie ausstellen oder aktiv bei Arges mitarbeiten.

Dazu kommen wirtschaftliche Gesichtspunkte: Wer 3 Neufunde der RRR-Abart attestieren lässt, möchte sicher nicht, daß die Auktionsbieter bei Versteigerung des ersten Stücks denken - es geht schöner / billiger, warten wir mal ab - Stichwort: Diskretion.

Eine interne zentrale Archivierung aller Befunde und Atteste beim BPP wäre zunächst einmal einer Überlegung wert.

Nur: Wer kommt für den Aufwand auf?

Wer halst älteren Prüfern einen Scanner auf und erklärt die Bedeutung eines "e-mail-Anhangs"? B-)

Stichwort "Dafürbinichzualt!"
 
Detlev0405 Am: 05.09.2016 19:29:04 Gelesen: 19142# 19 @  
@ Holzinger [#14]

Die Gedanken von Herrn Geigle kann ich nur begrüßen, ich finde sie praktikabel und in modernen Zeiten nachvollziehbar.

Die Idee von Herrn Holzinger ist für mich in vielen Punkten praktikabel und der BPP sollte sich mal ernsthaft Gedanken für eine Umsetzung machen.

Warum ? Ich sage es ganz ehrlich, bei "normalen" Auktionsplattformen traue ich inzwischen auch geprüften Marken mit Signatur nicht mehr, Es wird zu viel gefälscht. Also bleibt für mich nur der Weg über namhafte Auktionen wie Feldmann oder in den USA Raritan Stamps. Dort bin ich bei SU zwischen 1920 und 1935 noch nie enttäuscht worden.

Es tut sich bei Attesten auch ein Problem auf - bei postfrischen Marken. Bei den russischen Zeppelin Marken bekomme ich ein Attest mit Foto der befundeten Marken zum Attest. Nur haben diese Marken (wenn nicht gerade das Druckbild verschoben ist ect. pp.) keine Merkmale, die die Identität zweifelsfrei belegen. Bei gestempelten Marken oft kein Problem. Und hier würde eine Codierung, wie auch immer, behilflich sein.

Eine Veröffentlichung der ausgestellten Atteste in einer Datenbank würde ich auch begrüßen, ich kann sofort feststellen, ob das mir angebotene Stück befundet wurde und habe damit schon mal 50% Risiko weniger.

Das Thema ist es Wert, mal bis zu Ende durchdacht zu werden.

Einen schönen Abend allen,

Detlev Röhn
 
Benjamin Voigt Am: 05.09.2016 21:09:38 Gelesen: 19072# 20 @  
@ Detlev0405 [#19]

Auch wenn das Druckbild nicht dezentriert ist erkennt man postfrische Marken bei aktuellen Attesten bei eigentlich allen Prüfern, die Fotos/Fotokopien die eingeklebt werden haben einen sehr hohen Standard erreicht.

Wenn man die Marken nicht den Fotos zu ordnen kann, sollte man ein Attest mit einer ordentlichen Abbildung beim Prüfer fordern, sprich selbigen zur Nachbesserung auffordern und das Problem ist beseitigt.

MfG

Benjamin Voigt
 
Reinhard Fischer Am: 08.10.2016 00:36:22 Gelesen: 18653# 21 @  
Es ist natürlich richtig, dass ein Prüfzeichen viel leichter zu fälschen ist, als ein Attest.

Aber man sollte doch die Kirche im Dorf lassen: Wenn ich eine Altdeutschland-Marke in II. Wahl mit 500 Michel habe (das ist die Grenze laut BPP-Prüfordnung für ein Attest), dann hat die vielleicht einen Handelswert von 40 EUR. Dann kostet allein das Attest 23,80 EUR (20 EUR + Mwst.), dazu vielleicht noch günstig gerechnet 9 EUR Prüfgebühr, also 32,80 EUR = 82 % vom Handelswert Prüfgebühr. Da ist noch kein Porto mitgerechnet. In einem Forum wurde so etwas einmal als "wirtschaftlicher Totalschaden" bezeichnet.

Man kann natürlich (durchaus mit Recht) sagen, dass das für einen Prüfer angesichts des Aufwands gar keine so großartige Vergütung ist, aber umgekehrt wird ein Schuh draus: Wenn ich als Händler rein wirtschaftlich denke, werde ich so eine Marke doch gar nicht mehr zum Prüfen vorlegen. Die Marke wird also ungeprüft angeboten oder bleibt in einer Restsammlung.

Übrigens kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass das mit den Attesten auch nicht so trivial ist: Bei einer größeren Sammlung haben wir vielleicht 200 - 300 Atteste. Da sind dann immer wieder Atteste dabei, die nicht zur Marke passen (neulich gerade passiert, da war es sogar ein Randstück und auf dem Attest ohne Rand. Die Marke war nach Nachprüfung auch vollkommen in Ordnung. Theoretisch hat jede Marke und auch jeder Block eindeutige Merkmale, aber dafür muss man manchmal schon sehr genau hinschauen.

In den meisten Fällen wird es einfach nur eine Vertauschung der Atteste gewesen sein, aber es gibt das sicher auch mit betrügerischer Absicht. Zum Beispiel ein postfrischer Währungsblock hat ein Attest von Hans-Georg Schlegel, bekommt dann ein neues Attest von Andreas Schlegel. Das alte Attest ist eigentlich überflüssig, ein Betrüger kann es gut für einen nachgummierten Block brauchen. Den muss man sich schon sehr genau anschauen, um zu sehen, dass er nicht zum Attest gehört.

Ich meine, dass man es doch nach wie vor dem Prüfkunden überlassen sollte, ob er nun eine Signatur oder ein Attest haben möchte.

Gruß

Reinhard
 
Meinhard Am: 08.10.2016 09:35:05 Gelesen: 18576# 22 @  
@ Reinhard Fischer [#21]

Es ist natürlich richtig, dass ein Prüfzeichen viel leichter zu fälschen ist, als ein Attest.

Hallo Reinhard,

um mal die Problematik der Prüfzeichen "falsch oder echt" auch anhand eines Bildes zu zeigen, stelle ich nachstehende Prüfzeichen eines Prüfers ein.
Jetzt stellt sich natürlich für den Sammler die Frage: Welche der gezeigten Prüfzeichen sind echt bzw. falsch.

Mich würde mal von den Spezialisten hier die Meinung interessieren, welche Prüfzeichen echt bzw. falsch sind und zu welchen Jahren die Prüfzeichen sich zuordnen lassen. Alle Marken befinden sich in meiner Sammlung 2. Weltkrieg, somit könnte ich natürlich auch die Bildseite hier zeigen.

Eine Nachprüfung wurde gemacht mit einem überraschenden Ergebnis - dazu später mehr!

Schöne Grüße aus Österreich nach Deutschland, Meinhard


 
bignell Am: 08.10.2016 11:14:52 Gelesen: 18533# 23 @  
@ Meinhard [#22]

Hallo Meinhard,

habe weder mit dem Gebiet noch dem Prüfer zu tun, aus meiner Sicht gleichen sich alle ausser der zweiten und den zwei letzten, wobei es - wie bei Stempeln - schwer zu sagen ist, ob sie wirklich gleich sind aufgrund verschiedener Untergründe. Es könnten aus meiner Sicht alle ausser der zweiten Signatur echt sein, und auch die zweite muss nicht falsch sein, der Prüfer kann ja seinen Stempel getauscht haben - das ist für mich ein klares Argument für Atteste.

Lg, harald
 
Reinhard Fischer Am: 08.10.2016 13:16:20 Gelesen: 18484# 24 @  
Hallo Meinhard,

dafür bräuchte man einen Maßstab, um zu sehen, wie lang die Prüfzeichen sind. Wie man gut sehen kann, sind die Prüfzeichen auf den Bildern unterschiedlich lang. Die beiden Prüfzeichen ohne "BPP" können aus der Zeit stammen, als Herr Krischke nicht mehr Mitglied im BPP war (2001 bis zu seinem Tod im Januar 2014).

Grundsätzlich ist es so, dass in den Prüfzeichen Geheimzeichen sind, so dass die "ausgebende Stelle" (also hier der BPP) und der Prüfer selber die Echtheit einfach beurteilen kann. Der Prüfer bekommt auch eine Riesenvergrößerung des Prüfabschlags, um die Geheimzeichen genau sehen zu können.

Die Prüfzeichen Krischke sind meist sehr schwach abgeschlagen, was Absicht war (um die Marke möglichst wenig zu beeinträchtigen). Zu diesem Prüfer kann ich auch eine Geschichte erzählen, die einige Gewissheiten, was Prüfer angeht, ins Wanken bringt.

Gruß

Reinhard
 
Briefmarkenburny62 Am: 08.10.2016 18:50:36 Gelesen: 18377# 25 @  
Mal ein kleines Beispiel:

Anfang des Jahres habe ich mir auf Ebay eine schöne Oldenburg Nr.14 gekauft. Echt, gut geschnitten und mit einem schönen Oldenburg Abschlag, signiert W. Engel tiefst.

Dabei ein neuer BPP Kurzbefund mit Zusatz "kleine Schürfstelle". Ich habe die kleine Schürfstelle erst unter meinem Mikroskop entdeckt, mit meinen Lupen hatte ich da keine Chance. So ca. 0,2 mm. Diese 0,2 mm machen bei der Marke durchaus 150 Euro aus. Zwischen Kabinett und klitzekleiner Fehler ist die Fallhöhe enorm hoch.

Es gibt auf Ebay Händler, die hätten den Kurzbefund weggeschmissen und wie folgt eingestellt:

Schöne Oldenburg Nr 14 Echt tiefst sign. W. Engels, Erhaltung siehe Scan!

Mit diese Beschreibung wäre die Marke mit Sicherheit teurer verkauft worden! Und vor allem völlig korrekt nach Ebaykriterien.

Mit guten Scan dabei hätten viele Oldenburgsammler Marke, Stempelabschlag und die Signatur als echt erkannt. Die klitzekleine Schürfung wäre ihnen dabei wohl entgangen.

Daher finde ich durchaus sinnvoll, wenn hier auch etwas höher auf der Marke zusätzlich signiert wird.

Gruß
Briefmarkenburny
 
wi.kr Am: 13.10.2016 07:14:38 Gelesen: 18088# 26 @  
@ Lars Böttger [#16]

Das mit dem Eigentum an einem Attest kann man auch urheberrechtlich bestimmen, was davon veröffentlicht werden darf und was nicht.

Im Übrigen häufen sich Fälle von Missbräuchen signierter Marken, wie ich das auch in Rundbrief 104 der Arge AM-Post (S. 84-86) exemplarisch dargestellt habe. Höher signierten überformatigen Marken wird der untere Rand abgeschnitten und das Ganze als tiefst geprüfte Teilzähnung verhökert. Das ist besonders misslich, wenn der Grund der Höhersignierung in der mäßigen Qualität des Unterrandes lag: dann sieht das manipulierte Stück einwandfrei aus.

Gruß
wi.kr
 

Das Thema hat 26 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1   2  oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.