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Thema: Das Grading von Briefmarken
Das Thema hat 34 Beiträge:
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TeeKay Am: 28.04.2024 20:06:48 Gelesen: 1621# 10 @  
Bei Computerspielen wurde der Grading-Scam von einem Youtuber aufgedeckt [1][2] - in der Folge kollabierten die Preise um teils 97 %.

Die hohen Zuschläge für top-gegradete Briefmarken müssen also nicht auf Sammler- oder Investorennachfrage beruhen, sondern könnten wie bei Computerspielen auch Teil eines Betrugsnetzwerkes sein.

[1] https://www.youtube.com/watch?v=rvLFEh7V18A
[2] https://www.youtube.com/watch?v=HJ0GdGkZ5PM
 
Dobe Am: 30.04.2024 12:04:44 Gelesen: 1375# 11 @  
@ DL8AAM [#7]

Lieber Thomas,

ich muss dir da leider widersprechen. Die Zentrierung der Marke ist phänomenal und genau das unterscheidet eine Marke von der Massenware.

Ich werde zu diesem Thema übernächste Woche einen Beitrag verfassen über einen ähnlichen Fall. Die Königreich Italien De La Rue Sassone/Michel 15 (2 Cent) - Torino Edition ist eine "Massenware" auch in postfrisch. Ich besitze die vermutlich laut Paolo Cardillo am besten zentrierte 2 Cent - Torino auf dem Markt. Er ist Stammprüfer für Bolaffi und ich denke, er kann das sicher beurteilen.

Er hat mir wortwörtlich mitgeteilt, dass ich die Sassone-Bewertung für meine Marke vergessen solle (240€) und der wahre Wert auf dem Markt weit drüber liegt. Diese echten wirklichen 100% Exemplare sind extrem gesucht. Ich versuche gerade für meinen Onduline-Set (Königreich Italien) die Sassone/Michel 29 in postfrisch und wirklich optimal zentriert zu erhalten. Es gibt weltweit genau ein Angebot für diese Marke und der italienische Händler weiß das ganz genau - aber 320€ für diese Marke sind eben auch extrem viel.

Ich kann das aber alle gut nachvollziehen - ist doch logisch - der Kreis der Sammler wird weniger, die die noch aktiv sammeln haben eher etwas mehr Geld und hohe bis höchste Ansprüche. Die "normalen" Marken werden dadurch abgewertet, der Preis für die wirklich guten bis perfekten Marken steigt. Das ist Marktwirtschaft, wie sie die Theorie vorhersagt.

Viele Grüße

Michael
 
drkohler Am: 30.04.2024 13:34:52 Gelesen: 1321# 12 @  
@ Dobe [#11]

Man muss immer unterscheiden, wie alt die Marke ist.

In den USA waren die Preise für Uraltmarken in sehr guter Qualität immer schon deutlich teurer als im Spezialkatalog angegeben (die Preise gelten dort für "VF" - und jeder Sammler wusste, wie "F", "F/VF oder "VF" aussah). Niemand hat sich darüber aufgeregt. Der Grund ist einfach: Die Markenproduktion im Altertum war "hit and miss", das heisst die meisten Uraltmarken existieren praktisch nur im "Solala" Zustand.

Das Problem mit dem Grading in den USA ist, dass auch moderne Marken und sogar Neuware (Marken, die noch am Schalter erhältlich sind) zu völlig überrissenen Preisen angeboten und von Vollpfosten auch bezahlt werden.

Ich kann mich auch erinnern, wie Alles begann:

In den wöchentlichen Linn's Journal Ausgaben befinden sich hinten unter Inseraten die "Kaufe" - "Verkaufe" Annoncen. Üblicher Weise kauf(t)en Händler Bogenware für etwa 50-70% Nennwert (30% für Ramschware, genannt "Scrap"). Das ging Jahrzehnte lang so. Dann von einem Zeitpunkt an tauchten plötzlich Inserate von einer Händlergruppe auf, die 100-120% bezahlten für Bögen. Im Kleingedruckten stand da allerdings sehr oft "Bögen müssen sehr gut zentriert sein, mangelhafte Ware wird zurückgeschickt". Die Inserate waren einige Jahre lang aktiv.

Dann eines schönen Tages, quasi über Nacht, begann der Gradingfad. Händler boten "Supermarken" mit Grades 90(+) an, später dann Grades 95(+), dann 98(+), jetzt sind es 100(+).

Und der Dummenfang begann zu funktionieren. Es gab genügend Spinner die das Mehrfache für diese "Graded Stamps" hinlegten auf Auktionen (viele Auktionatoren sprangen erst nach einer Weile auf den Zug auf) und von Händlern.
Überraschung: Die Händler, die diese graded stamps anboten, waren die gleichen, die Jahre zuvor in den Inseraten "Superbögen" aufkauften. Viele dieser ursprünglichen Händler(-mafia?) pushen jetzt immer noch das Gradingbusiness.

(Zumindest ein Superspinner hatte allerdings Alles richtig gemacht. Er hat von Anfang an Supermarken gekauft wahrscheinlich zum 1-5 fachen Katalogwert und dann auf einer Auktion seine Supersammlung verkauft en Block etwa zum 10-50+ fachen des Katalogwertes).

Geradezu witzig ist auch wie die Vollpfosten abgezockt wurden über die Jahre. Am Anfang kamen 90+ Marken auf den Markt. Als die Flaute langsam einsetzte, kamen 95+ Marken auf den Markt. Gefolgt von 98+ Marken. Im Moment sind 100+ Marken das Mass aller Dinge.

Die Preise für modernere <100 Marken sind stark am Fallen, wie ich an einigen zeitnahen Auktionen beobachten konnte. Gerade für ältere 100+ Marken werden immer noch Irrsinnspreise hingelegt.

Man kann jetzt sagen: "Das Gradinggeschäft geht mir am A* vorbei". Leider hat es schlimme Nebenwirkungen. Man sieht immer öfter "SuperGem100" ungeschnittene Marken, die aus einem Neunerblock herausgeschnitten wurden. Das heisst von einem Block von 3*3 Marken werden 8 davon willentlich zerstört, um eine Super-Zentrumsmarke herzustellen.
 
Dobe Am: 30.04.2024 15:14:07 Gelesen: 1270# 13 @  
@ drkohler [#12]

Danke für die eindrückliche historische Betrachtung. Ich kann wie gesagt nur für Altitalien und bzgl. Zentrierung speziell nur für Königreich 1863-1901 sprechen (mit Einschränkungen bis 1923). Im Sassone gibt es schon seit langem eigene Tabellen bzgl. des Zentrierungsgrads. Deswegen und wg. der fehlenden Farbdifferenzierung kann ich mit dem Michel auch wirklich nichts anfangen.

Ich persönlich kann diesen Hang aber nachvollziehen. Ich finde eine perfekt zentrierte Marke einfach wesentlich ästhetischer als eine nicht perfekt zentrierte Marke (und Königreich Italien gibt es unfassbar viele krumm und schief geschnittene Marken, die Bestimmung davon füllt ganze Seiten im Sassone).
 
TeeKay Am: 30.04.2024 22:52:55 Gelesen: 1169# 14 @  
@ drkohler [#12]

In den wöchentlichen Linn's Journal Ausgaben befinden sich hinten unter Inseraten die "Kaufe" - "Verkaufe" Annoncen. Üblicher Weise kauf(t)en Händler Bogenware für etwa 50-70% Nennwert (30% für Ramschware, genannt "Scrap"). Das ging Jahrzehnte lang so. Dann von einem Zeitpunkt an tauchten plötzlich Inserate von einer Händlergruppe auf, die 100-120% bezahlten für Bögen. Im Kleingedruckten stand da allerdings sehr oft "Bögen müssen sehr gut zentriert sein, mangelhafte Ware wird zurückgeschickt". Die Inserate waren einige Jahre lang aktiv.

Dann eines schönen Tages, quasi über Nacht, begann der Gradingfad. Händler boten "Supermarken" mit Grades 90(+) an, später dann Grades 95(+), dann 98(+), jetzt sind es 100(+).


Also exakt so wie bei alten Computerspielen - wie im oben von mir verlinkten Video beschrieben. Erst wurden auf Messen alle verfügbaren alten Spiele aufgekauft. Dann eine neue Gradingfirma von einer Auktionsfirma finanziert. Das erste von dieser Firma gegradete Spiel wurde praktischerweise zum Mondpreis vom Auktionsfirmenbesitzer gekauft. Und der Run war geboren. Der Auktionshausbesitzer hat das gleiche Spiel in den 1980-ern schon mit gegradeten Münzen gespielt. Münzen, Spiele, Briefmarken - überall der gleiche Scam. Die Preise für gegradete Münzen und Spiele kollabierten bereits. Bei Briefmarken wird es nicht anders laufen.

(Zumindest ein Superspinner hatte allerdings Alles richtig gemacht. Er hat von Anfang an Supermarken gekauft wahrscheinlich zum 1-5 fachen Katalogwert und dann auf einer Auktion seine Supersammlung verkauft en Block etwa zum 10-50+ fachen des Katalogwertes).

Du wirst lachen - aber auch das ist im Youtube-Video über Computerspiele bei. Exakt das gleiche.
 
Vernian Am: 30.04.2024 23:35:34 Gelesen: 1140# 15 @  
Mal all das zusammengefasst: Grading ist eine genauso bescheuerte Mode wie der Versuch Cryptostamps Sammlern schmackhaft zu machen und wird genauso über kurz oder lang in der Versenkung verschwinden. Dafür wird es dann wieder irgendeinen anderen Unsinn geben, auf den irgendwelche Idioten fliegen.
 
Dobe Am: 01.05.2024 00:36:49 Gelesen: 1122# 16 @  
@ Vernian [#15]

Das ist extrem einseitig, absolut und abwertend formuliert. Im Umkehrschluss könnte man dir unterstellen, dass du jegliche Veränderung ablehnst, weil früher alles besser war.

Ich bin mir sehr sicher, dass das Grading nicht verschwinden wird, weil das aus anderen Sammelbereichen schon lange bekannt ist und dort allgemein akzeptiert wird. Ob es unbedingt eingeschweißt sein muss, das wage ich zu bezweifeln - in meinem Sammelbereich wird sich die genauere Differenzierung aber fast sicher durchsetzen.

Ich möchte dich bitten, weniger abwertend zu formulieren. Nur weil Menschen anders handeln als du, sind es noch lange nicht alles Idioten.

Mit vielen Grüßen

Michael
 
TeeKay Am: 01.05.2024 00:58:58 Gelesen: 1114# 17 @  
Das Grading bleibt, der Hype darum bzw. um die top gegradeten Marken wird verschwinden.
 
asmodeus Am: 01.05.2024 09:20:26 Gelesen: 1052# 18 @  
Habe den Eindruck, das Grading aus wirtschaftlicher Gier von Firmen/ Geschäftsleuten eingeführt wurde. Das Bewerten und Einschätzen der Erhaltung finde ich gar nicht so schlecht, aber nicht das Grading von ausgebufften Geschäftsleuten!

Besser wäre eine relativ neutrale Bewertungsfirma, die nicht von irgendwelchen Auktionsfirmen oder aus dem jeweiligen Geschäftsbereich gegründeten Gradingfirmen.
 
bayern klassisch Am: 01.05.2024 09:24:13 Gelesen: 1046# 19 @  
Offenbar betrifft das "Grading" (deutscher Ausdruck dafür?) wohl am ehesten ungestempelte Marken.

Ungestempelt sammelt der, der eine Liebe für die schöne Grafik von Marken hat.

Die Grafik selbst bleibt aber unverändert, ob eine Marke perfekt zentriert gedruckt wurde, oder nicht.

Ich selbst sammle nicht ungebrauchte Marken, finde aber dezentrierte Marken auf Belegen spannender, als zentrierte, spiegeln sie doch die Realtiät der Druckkunst ihrer Zeit eher wider, als alles andere.
 
Dobe Am: 01.05.2024 10:36:06 Gelesen: 995# 20 @  
@ bayern klassisch [#19]

Das ist ja auch das schöne an der Philatelie; jeder kann man machen, sammeln was er/sie will - deswegen finde ich das ja auch so äußerst befremdlich, wenn dann Jemand abwertende Kommentare von sich gibt. Ich z.B. sammele fast nur ungebraucht/postfrisch und für mein Ästhetik-Empfinden spielt die Zentrierung z.B. eine sehr große Rolle. Ich finde eine Briefmarke sehr viel schöner, wenn sie perfekt zentriert ist. Und wie du schon sagtest: aufgrund der Drucktechnik damals sind das eben auch echte Raritäten in Italien von 1863-1901 - perfekt zentrierte Marken sind eben superselten und ich finde es völlig logisch, dass die eben auch sehr viel teurer sind. Der Preis wird nun mal über Angebot (sehr gering) und Nachfrage (sehr hoch) bestimmt.

Und da der Markt insgesamt ein Schrumpfmarkt ist (weniger Sammler) ist doch völlig logisch, dass sich der kleiner werdende Kreis auf die besten Stücke stürzt.

Und wenn man dann neue Systeme einführt, aus welchen Gründen auch immer, dann ist doch klar, dass sich die Leute darauf stürzen. Ob sich das am Ende durchsetzt wird man sehen, das ist aber bei allen Neuerungen so und Betrüger gab es schon immer, das hat ja mit Grading nun wirklich gar nichts zu tun. Und wer meint, damit Gewinne machen zu wollen, der kann es doch probieren. Das gab´s im Kunstmarkt und immer und überall, wo gehandelt wird. Meine Güte - das ist doch jedem selbst überlassen. Gier genauso wie die reflexhafte Abwehr von allem was neu ist sind eben typische menschliche Verhaltensweisen.

Ich finde, es schadet nicht, ein wenig offener für Neuerungen und Experimente zu werden und nicht immer alles Neue im Reflex verteufeln, "früher war besser", etc pp.

Viele Grüße

Michael
 
TeeKay Am: 01.05.2024 10:44:55 Gelesen: 989# 21 @  
@ asmodeus [#18]

"Habe den Eindruck, das Grading aus wirtschaftlicher Gier von Firmen/ Geschäftsleuten eingeführt wurde."

Genau das wird ja im Youtube-Video beschrieben. So war es bei Münzen und Spielen. Und so wird es auch bei Briefmarken gewesen sein. Grading und das Einschweißen macht Sammelobjekte handelsfähig für Menschen, die sich kein bisschen für das Sammelobjekt als Sammler interessieren und keinerlei Ahnung von der Materie haben, sondern das ganze als liquides Anlagegut beworben bekamen. Die werden angelockt von grandiosen Wertsteigerungen, die die Initiatoren des Scams selbst erzeugen (im Video beschrieben). Diesen neuen Marktteilnehmern verkaufen die Initiatoren dann ihre zuvor günstig eingekaufte Ware. Die Auktionsfirmen verdienen durch Provisionen kräftig mit.

Die Konsequenz ist, dass der Markt leergekauft wird von Nichtsammlern, die darauf hoffen, nach wenigen Monaten, maximal Jahren mit drei- bis vierstelligen prozentualen Gewinnen an den nächsten weiterverkaufen zu können. Sammler selbst werden aus dem Markt gedrängt. Der Markt lebt dann davon, neue Spekulanten heranzuführen, die Geld ins System bringen. Da die Preise irgendwann zu hoch sind, kommen NFTs ins Spiel, damit Spekulanten Anteile an für sie zu teuren Objekten erwerben können (hatten wir mit der British Guyana auch schon). Da die Wachstumsraten zwangsläufig zurückgehen, verlieren die ersten das Interesse, wollen komplett verkaufen und stellen irgendwann verblüfft fest, dass es gar kein Kaufinteresse an ihren Millionenwerten gibt - und der Markt crasht binnen Monaten.

Das ganze funktioniert naturgemäß bei postfrischen Marken am besten, da sie gleichförmige, einheitliche, austauschbare Handelsware sind. Gestempelte Marken und Belege sind stets einmalig, schlecht vergleichbar und nicht austauschbar - und damit als liquides Anlagegut für uninformierte Spekulanten weit weniger gut geeignet.

Aber natürlich finden sich wie bei allen Scams wieder ein paar Philatelisten (auch in diesem Thread, ja Dobe, du), die das als total geniale Innovation feiern, die sicherlich den Sammelspaß maximieren wird. Und natürlich wird auch hier wieder die Eigenverantwortung des Sammlers hervorgehoben, der am Ende doch selbst schuld sei.
 
Dobe Am: 01.05.2024 11:17:05 Gelesen: 968# 22 @  
@ TeeKay [#21]

Aber natürlich finden sich wie bei allen Scams wieder ein paar Philatelisten (auch in diesem Thread, ja Dobe, du), die das als total geniale Innovation feiern, die sicherlich den Sammelspaß maximieren wird. Und natürlich wird auch hier wieder die Eigenverantwortung des Sammlers hervorgehoben, der am Ende doch selbst schuld sei.

Lieber TeeKay, dass du meist sehr extrem und absolut formulierst und Meinungen neben deiner eigenen nicht zulässt und auch abwertest, ist trotz der vielen sehr informativen Beiträge von dir sehr schade.

Ich habe wirklich keine Idee, wie du darauf kommst, dass ich das Grading als "total geniale Innovation" feiere, aber das ist für dich ja vermutlich auch völlig egal, da ich nicht ganz deine extreme Meinung teile und insofern muss ich dann ja von dir abgewertet werden, weil eben nicht deiner Meinung.

Deiner Argumentation kann ich in einigen Punkten etwas abgewinnen, finde ich aber inhaltlich nicht logisch, da Briefmarken nun gerade wirklich nicht im Fokus von zig-1000 Spekulanten stehen. Da ich aber eben nicht auf dem Standpunkt stehe, dass ich "der Weisheit letzter Schluss"bin, ;-) bin ich gerne bereit, meine Meinung zu ändern, falls es logisch belegbare Fakten gibt.

Und da deine Meinung derart extrem ist, bitte ich dich, diese irgendwie zu belegen. Die British-Guayna war doch DIE Ausnahme, weil teuerste Briefmarke weltweit, zudem gab es dazu einen recht einmaligen Hintergrund, wenn ich mich recht entsinne - darauf kann man mE keine Argumentation aufbauen. Du hast zudem mehrere Axiome aufgestellt, die aus meiner Sicht keinen Sinn ergeben - z.B. sind gerade Unikate bessere Wertanlagen, sieht man ja auch bei den Ausrufen, sie sind im Durchschnitt viel höher als bei Einzelmarken. Und wieso spielt für dich der kleiner werdende Sammlerkreis keinerlei Rolle, etc pp.

Viele Grüße

Michael
 
Richard Am: 01.05.2024 12:29:50 Gelesen: 936# 23 @  
@ drkohler [#8]
@ alle

Wir hatten das Grading im Zusammenhang mit einer Warnung vor den Prüfern der Professional Stamp Experts bereits im Forum.

Siehe unterhalb des letzten Beitrags in diesem Thema.

Schöne Grüsse, Richard
 
DL8AAM Am: 01.05.2024 14:30:06 Gelesen: 889# 24 @  
@ Dobe [#11]

ich muss dir da leider widersprechen.

Ich Dir aber auch Michael ;-) Aber erst einmal Hallo.

Das es sich eigentlich nur um eine "25 Cent-Marke" handelt, hat der Autor des Artikels geschrieben, siehe der Bildunterschrift. Und genau darum geht es... nur durch das Grading wird diese Marke besonderer und auch (für den aktuellen "Grading-Markt") wertvoller.

LG
Thomas
 
Dobe Am: 01.05.2024 15:05:24 Gelesen: 869# 25 @  
@ DL8AAM [#24]

Ein liebes "Hallo" zurück ;-) - das ist doch auch völlig OK, nicht immer einer Meinung zu sein. Mir geht es auch nicht darum, jegliche Übertreibung oder Betrug zu verteidigen, sondern darum, dass ich Grading an sich gut finde, um sich beim Kauf zu orientieren. ich finde, dass die Italiener das gut gelöst haben. Bolaffi z.B. hat in seinen Zertifikaten schon seit Jahrzehnten ein Grading-System - das ist nichts neues, das hat er schon in den 90er gemacht!

Ich persönlich finde das Grading-System wirklich gut, z.B. Zertifikat Bolaffi von 1998



60% Bolaffi ist natürlich weniger wert als ein Zertifikat mit 100% oder sogar "ad honorem" (ab 150%) - im Sassone-Katalog werden am Anfang auch recht gut die groben Abstufungen beschrieben.

Es wird, und da muss ich dir recht geben, nur bei eh schon wertvolleren Marken angewendet, nicht für Allerweltsmarken. Das wäre auch für mich übertrieben. Aber das wird der Markt ja regeln. Wo keine Nachfrage, da kein Angebot. Ich finde es nur sehr befremdlich, allgemeine Verunglimpfungen und Beschimpfungen von sich zu geben, wenn Andere das anders sehen.

Viele Grüße

Michael
 
DL8AAM Am: 01.05.2024 15:42:04 Gelesen: 839# 26 @  
@ Dobe [#25]

Natürlich sind bessere Exemplare gesuchter und erzielen zu Recht bessere Preise, auch zukünftig, darum geht es hier nicht. Ebenso wie Postfrisch heute "ohne Falz" bedeutet und ungefalzte Exemplare höhere Preise aufrufen - oder heutzutage vermehrter "Postfrisch ohne Prüfstempel" einen Aufschlag erzielt. Es geht auch nicht darum, dass es Sinn machen kann, dafür eine anerkannte gemeinsame "Nomenklatur" zu entwickeln. Sondern es geht hier um einen darauf aufbauenden Hype, Blase - oder nenne es Modewelle. Womöglich im Fall der PSE sogar gezielt bzw. gesteuert forciert. Wenn dann noch artfremde, externe Spekulanten einsickern oder angelockt werden, wird es für einen gesunden Markt - und auch den "echten" normalen Sammler - gefährlich. Preise explodieren. 10.000-e $ für eine 25 Cent-Basis-Massenmarke, egal wie "XFig", ist nicht mehr wirklich nachhaltig gesund. So etwas bricht erfahrungsgemäß aber immer, immer (!), irgendwann einmal in sich zusammen bzw. zieht sich auf ein gesundes Basisniveau zurück. Tulpenzwiebeln erzielen ja bei seriösen Fachhändlern zum Teil, je nach Art und aktueller Mode-Beliebtheit unter den Hobbygärtnern, immer noch gute Preise. Wobei, die ehemals angehypten Telefonkartenhorter immer noch auf ihr gesundes Basislevel für ihre Erben warten. Oder auch die Sammler von DBP-ETB der 1980/90-er Jahre. ;-) Der Wert kommt sehr, sehr wahrscheinlich "so" nie wieder.

Und wenn man sich die aktuelle "Literatur" in den USA, dem Mutterland des Gradings, anschaut, wird das Grading bzw. werden eher die übertriebenen Auswüchse, inklusive der Certitis, inzwischen immer häufiger kritisch thematisiert.

LG
Thomas
 
Dobe Am: 01.05.2024 16:22:08 Gelesen: 818# 27 @  
@ DL8AAM [#26]

Lieben Dank für die schöne und informative Erläuterung. Blasen platzen immer, egal wie und mit was. Aber die Blase entsteht ausschließlich durch die Gier der Menschen und nicht durch die Anbieter. Natürlich ist Betrug dann auch nicht weit, aber solange es Menschen gibt wird es Gier geben und Blasen. Ich gebe dir natürlich vollkommen recht, dass das übertrieben ist. Nichtsdestotrotz gibt es ja offensichtlich Käufer - mich würde unabhängig davon interessieren ob wirklich durch diesen Hype sich wieder mehr Menschen der Philatelie widmen. Jegliche Übertreibung und jedes Extrem hat die Menschheit seit je fasziniert, egal wie ungesund! Ein Hype wird ja immer auch von vermehrten Interesse begleitet; ich finde das enorm spannend. Hat da jemand mehr Infos zu? Und gibt es auch andere Länder wo diese Art des Gradings a la Pokémon angewendet wird?
 
TeeKay Am: 01.05.2024 16:53:42 Gelesen: 799# 28 @  
@ Dobe [#22]

Lieber TeeKay, dass du meist sehr extrem und absolut formulierst und Meinungen neben deiner eigenen nicht zulässt und auch abwertest, ist trotz der vielen sehr informativen Beiträge von dir sehr schade.

Ich habe wirklich keine Idee, wie du darauf kommst, dass ich das Grading als "total geniale Innovation" feiere, aber das ist für dich ja vermutlich auch völlig egal, da ich nicht ganz deine extreme Meinung teile und insofern muss ich dann ja von dir abgewertet werden, weil eben nicht deiner Meinung.

Deiner Argumentation kann ich in einigen Punkten etwas abgewinnen, finde ich aber inhaltlich nicht logisch, da Briefmarken nun gerade wirklich nicht im Fokus von zig-1000 Spekulanten stehen. Da ich aber eben nicht auf dem Standpunkt stehe, dass ich "der Weisheit letzter Schluss"bin, ;-) bin ich gerne bereit, meine Meinung zu ändern, falls es logisch belegbare Fakten gibt.


Wir haben das gleiche System bei mindestens zwei anderen Sammelgebieten zuvor gesehen. Das System wird nun 1:1 auf Briefmarken übertragen. Wir können nun natürlich so tun, als wäre es bei Briefmarken völlig anders. Hier ist es vielleicht echte Sammlernachfrage, weil Briefmarken noch viel weniger spekulatives Kapital anziehen als alte Computerspiele. Möglich. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass wir den dritten identisch aufgebauten Scam vor uns haben. Und da ist es mir lieber, das exakt so zu benennen und diese Meinung maximal stark zu vertreten, als hier eine tolle Innovation zu feiern, die am Ende viele Menschen sehr viel Geld kosten wird.

Computerspiele und Münzen hatten auch keinen spekulativen Charakter. Der wurde von Menschen hinzugefügt, deren einziges Ziel es war, mit dem selbst erschaffenen Hype Geld zu verdienen. Den Beleg findest du oben: zwei Youtube-Videos à einer Stunde, die den Scam bei gegradeten Computerspielen detailliert aufarbeiten und zeigen, dass hinter den beiden identisch aufgebauten Systemen der selbe Mann stand. Das Grading-System bei Briefmarken ist das gleiche.

Das Grading selbst ist erst einmal weitgehend ungefährlich, abgesehen von den möglichen chemischen Einflüssen des Einschweißens in Plastik auf die Briefmarken. Das Gradingsystem selbst existiert aber nicht losgelöst von der spekulativen Komponente. Die spekulative Komponente ist nicht zwingend auf das Grading angewiesen. Das Grading vereinfacht es aber massiv, spekulatives Kapital in den Markt zu schleusen, da durch das Grading und das Einschweißen austauschbare, perfekt vergleichbare Handelsobjekte erschaffen werden, die von uninformierten Spekulanten bedenkenlos gekauft werden können. Ein Unikat ist gerade kein liquides, gut geeignetes Asset für uninformierte Spekulanten, da sie über keinerlei Expertise verfügen, um den Wert des Unikats einzuschätzen und der Preis dieses Assets sich erst beim Verkauf ermitteln lässt. Habe ich eine gegradete Bund Michel Nr. 136 postfrisch mit 98 % Grading, dann muss ich die Marke nicht verkaufen, um ihren Wert festzustellen. Ich muss lediglich schauen, welchen Preis die letzte 98 % gegradete Bund Michel Nr. 136 erbrachte. Ich kann mich dann als Spekulant beruhigt zurücklehnen und wöchentlich schauen, dass ich reicher werde. Es ist diese Vergleichbarkeit und die Liquidität, die das Grading erst ermöglicht, die den Aufbau einer Preisblase möglich macht.

Dass das Grading unabhängig davon auch gute Aspekte haben mag, ist richtig. Nuklearwaffen sind auch unter bestimmten Voraussetzungen vorteilhaft - zum Beispiel zum Sprengen von Asteroiden. Trotzdem bevorzugen viele Menschen deren Abschaffung, da sie mehr Schaden als Nutzen anrichten.

Und nein, Blasen entstehen nicht ausschließlich durch die Gier der Menschen. Sieh dir doch die beiden Videos mal an, bevor du diskutierst. Die Gradingblasen bei Münzen und Computerspielen wurden von Menschen erschaffen - genauer gesagt von einem einzigen Menschen initiiert, der ein Auktionshaus für Sammlerartikel besitzt.
 
TeeKay Am: 01.05.2024 17:07:45 Gelesen: 788# 29 @  
So, noch mal geschaut. James Halperin, der hinter dem Hype um gegradete Münzen und Computerspiele stand und eines der größten Auktionshäuser der Welt besitzt, begann seine Karriere als Briefmarkenhändler. Jetzt gibts einen Hype um gegradete Briefmarken. Sicher alles nur Zufälle.

Der beginnende Hype sollte keinen Sammler kalt lassen. Denn am Ende des Hypes wird nur verbrannte Erde übrig bleiben. Bis zum Platzen der Blase werden die echten Sammler aus dem Markt ausgeschlossen, da sie sich die von Spekulanten bezahlten Preise nicht mehr leisten können. Sammler werden frustriert aufgeben. Gleichzeitig fördert der Hype mehr Material zutage, weil bei Mondpreisen mehr Menschen schauen werden, was sie im Keller zu liegen haben. Platzt die Blase, kommt all das Material auf einmal auf den Markt, auf dem auf einmal kaum noch jemand kaufen will (weil die echten Sammler aufgaben). Am Ende gibt es weniger Sammler, dafür viel schlechte Presse.
 
DL8AAM Am: 01.05.2024 17:16:32 Gelesen: 782# 30 @  
@ Dobe [#27]

Lieben Dank für die schöne und informative Erläuterung. Blasen platzen immer, egal wie und mit was. Aber die Blase entsteht ausschließlich durch die Gier der Menschen und nicht durch die Anbieter.

Gerne, immer wieder gerne.

Aber Blasen entstehen auch, wenn nicht sogar wegen den Anbietern, die ja die Nachfrage erst durch ihr Handeln wecken und forcieren. Die Käufer werden nur angetriggert. Und richtig gefährlich wird das auch erst, sobald nicht nur die "echten" Sammler, die ja im wesentlichen wissen, was sie wollen und was das ihnen wert ist, sondern wenn themenfremde Outsider, Spekulanten und sonstige "dumme Mitläufer" aufspringen. Und das scheint beim PSE-Grading langsam der Fall zu sein bzw. scheint sich zu nähern, was sich auch an dem "inzwischen 100+er Werten"-Stadium abzeichnet. das System brennt (brennt sich) langsam (selbst) aus - das Pendel schlägt bald zurück.

Hat da jemand mehr Infos zu? Und gibt es auch andere Länder wo diese Art des Gradings a la Pokémon angewendet wird?

Ich habe meine Pokémon nur virtuell im Handy, nicht in Kapseln oder Folien ;-) Vorgestern mit Schigda übrigens meinen 840. Dexeintrag in Pokémon GO eingeloggt. Ich musste dafür extra knapp 20 Kilometer in die tiefe Pampas zu einem Open-Street-Map-Strand-Biom wandern, meine Knie tun mir bis heute noch weh ;-) In Pokémon GO haben wir aber auch erst 847 mögliche verschiedene Spezies im Spiel, davon 3 aktuell nur durch einen ingame "Kauf" zu erhalten. 843 kann man F2P (Free-To-Play) abhaken und ich spiele grundsätzlich nur F2P. Eines muss demnächst noch entwickeln, dafür muss ich aber erst ein paar 100 Kilometer mit dem Handy in der Hand gehen und Bonuspunkte sammeln, und für die beiden dann noch Fehlenden, muss ich mal kurz nach Südflorida bzw. nach Hawaii jetten, die kann man nämlich nur dort fangen. Kommt der Winter, kommt auch Maracamba zu mir ;-) BTW, das alles ist irgendwann einmal weg, wenn die im fernen San Francisco die Server abstellen, dann haben sich die Werte in Wohlgefallen ausgelöst - deshalb nur F2P rules ... ;-)



Gotta Catch 'Em All
Thomas
 
Dobe Am: 01.05.2024 17:49:53 Gelesen: 761# 31 @  
@ TeeKay [#29]

Lieber TeeKay, vielen Dank für die gewohnt gute Recherche - ich finde das so ohne ständige Abwertungen sehr viel "seriöser". Jemandem, der nur mit extremen Begrifflichkeiten um sich schmeißt und dann auch noch alle Andersdenken abwertet, begegne ich mit äußerster Vorsicht und glaube ihm/ihr erst einmal kein Wort.

Ich konnte Deine Argumentation nun sehr viel besser nachvollziehen, stimme Deinem Schluss aber nicht ohne weiteres zu, bzw. gibt auch Gegenbeispiele. Das wird aber die Zeit zeigen, vielleicht hast du ja recht, wir haben von hier aus sowieso sehr wenig Einfluss. In meinem Sammelgebiet wird dieser Trend nicht aufkommen, da gibt es schon ein sehr differenziertes lang etabliertes Grading-System, welches "fest in der Hand" italienischer Händler und Experten ist und wie ich finde ziemlich transparent ist.

So, nun will ich es damit mal gut sein lassen. :-) Allen eine schöne Restwoche

Viele Grüße

Michael
 
Vernian Am: 02.05.2024 00:53:46 Gelesen: 624# 32 @  
@ Dobe [#20]

Hallo Michael,

also entschuldige bitte mal!

Einerseits aufgrund eines mit Sicherheit durchaus nicht unzutreffenden Kommentars verkalt-veraltete Ansichtsweisen unterstellen und dabei gleichzeitig auf dies an anderer Stelle wiederholend darauf anspielend, dass ist genauso wenig die angebrachte Art, wie die, die Du da beabsichtigst zu kritisieren. Ein bisschen differenzierter solltest Du Beiträge und Deine Kommentare dazu schon angehen und vor allem auch lesen.

Es geht in diesem Post, wenn man ihn so verfolgt, um die Praxis mehr oder weniger dubios agierender selbsternannter Fachleute, Markenqualitäten zu bewerten, nur anhand der optischen Erscheinung, dabei eklatante Mängel wie Fälschungen, Falschstempel oder Nachgummierungen nicht erkennend oder benennend, und eine weitergehende Prüfung zu verhindern, indem die Marken eingeschweißt werden mit dem gleichzeitigen aktuellen Phänomen, dass diese "Gradings" aber als (Be-)Wert(ungs)-Grundlage von zahlreichen Personen genommen werden.

Wenn ich dann sage, "Grading ist eine genauso bescheuerte Mode wie der Versuch Cryptostamps Sammlern schmackhaft zu machen und wird genauso über kurz oder lang in der Versenkung verschwinden. Dafür wird es dann wieder irgendeinen anderen Unsinn geben, auf den irgendwelche Idioten fliegen." beschimpfst Du mich als ewig-gestriger, der "jegliche Veränderung ablehnt, weil früher alles besser war." - und spielst darauf in weiteren Beiträgen erneut an und meinst mich auch noch anderweitig belehren zu müssen, was meine Formulierung betrifft, und greifst mich sogar massiv dabei an …

Ich habe mich in meiner Äußerung auf die Form des "Grading" bezogen, die Ausgangslage dieses Themas hier ist, und nicht nur von mir äußerst kritisch kommentiert wird. Dass es ganz allgemein, wenn man den Begriff des "Grading" als Qualitätsbeurteilung von Briefmarken versteht und eben nicht als die offensichtlich derzeitige Praxis, vor allem aus dem US-amerikanischen Händlerraum (so habe ich die Erläuterungen hier verstanden), dann entspricht dieser Begriff nichts anderem als den Bewertungsprinzipien, wie sie bspw. MICHEL als Grundlage für seine Katalognotierungen in jedem Katalog beschreibt. Gut zentrierte Marken, erst recht, wenn üblicherweise Marken einer Ausgabe durch häufige Dezentrierungen "Normalität sind", rechtfertigen deutlich höhere Preisnotierungen. Genauso wie gute und deutliche Datumsstempel mit allen relevanten Teilen höhere Preise erzielen als irgendwelche Wellenstempel, usw, usw. Auch das ist "Grading". Und wenn Du beschreibst, dass in Deinem Sammelgebiet Alt-Italien derartige Praxis auch üblich ist - das ist sie auch bei Altdeutschland und anderen Sammelgebieten, nur ist bislang nie jemand auf die Idee gekommen, die Marken eingeschweißt mit Zertifikat zu exorbitant höheren Preisen als das Non-plus-Ultra der Qualität zu verkaufen und auch noch den Wert an die Unversehrtheit der Einschweißung zu knüpfen, abgesehen von sonstigen Ungereimtheiten und "Schundluder treiben", wie verschiedenen Beiträgen zu entnehmen.

Also achte bitte auf das Thema, das besprochen wird, und mache nicht selber das, was Du dem Gegenüber vorwirfst.

Beste Grüße

V.
 
drmoeller_neuss Am: 04.05.2024 22:21:38 Gelesen: 232# 33 @  
Wir sollten alle wieder auf den Teppich zurückkehren und verbal abrüsten.

Grading gab es schon immer, es wurde aber in Sammlerkreisen nicht so genannt, und kein Sammler wäre auf die Idee gekommen, besonders gut "gegradete" Marken in Plastikkapseln einzuschweissen.

"Sehr gut zentriert", "für diese Marke eine aussergewöhnliche Erhaltung" und ähnliches konnte man schon immer in den Attesten der bekannten Prüferverbänden (BPP, VP etc.) lesen. Allerweltsmaterial von Berlin bringt ein Mehrfaches vom Katalogwert, wenn auf den Marken Vollstempel kleiner Berliner Postämter sind. Ein ideal gestempelter Posthornsatz aus dem Bedarf kommt preislich an einen postfrischen, "geschlegelten" Satz heran. Ich habe selbst einen solchen Satz "Industrie und Technik" für ein Mehrfaches des Michel-Katalogwertes verkauft.

Dobe vergleicht Äpfel mit Birnen. Klassische italienische Marken sind in perfekter Erhaltung absolut selten. Das zeigt schon alleine die Tatsache, dass Marken mit Mängeln akzeptiert werden, die in anderen Sammelgebieten in der Ramschkiste landen würden. In den USA hat schon immer die Zentrierung eine größere Rolle gespielt als in Europa.

Da kam ein Syndikat aus gerissenen Händlern, Auktionshäusern und willfährigen Prüfern auf die Idee, Kapital daraus zu schlagen. Wie bei allen Schnellballsystemen machen die Initiatoren den meisten Profit. Der kleine Sammler steht am Ende der Nahrungskette.

Für die in diesem Thema gezeigte Scott 552 (Michel 260) macht diese Grading-Prozedur natürlich keinen Sinn. Die Marken haben eine Milliarden-Auflage. Die abgebildete Marke ist vielleicht besser als andere und verdient im Groschenbuch (10 Cent pro Marke) einen Platz, wenn man sich nicht am Stempel stört. Schlechtere Marken landen bei mir im Schuhkarton (ca. 20 Euro/Kilo, d.h. etwa 0,1 - 0,2 Eurocent pro Marke). Die Preisdifferenz ist schon der Faktor Hundert, man muss aber vom richtigen Niveau ausgehen. Genauso wie bei moderner, postfrischer USA-Ware, die mit schlechter Zentrierung als Frankaturware für ein Drittel des Postpreises verramscht wird, und bei guter Zentrierung eben den Postpreis erzielt.

Anbei eine Steckkarte mit USA-Marken, die für mich persönlich das höchste Grading verdienen. Mein Durchschnittseinkaufpreis pro Marke war 10 Eurocent.


 
drkohler Am: 04.05.2024 22:30:00 Gelesen: 225# 34 @  
Die USA Steckkarte würde bestimmt einen guten Preis bringen, sogar auf ebay mit entsprechenden Superlativen angepriesen.

Lesbare Rundstempel aus früheren Epochen sind nicht oft zu sehen. Es war ja eigentlich verboten, der Rundstempel gehörte neben die Marke, der Killer erledigte dann die Marke.
 

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