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Thema: Neue Bücher: Post Offices of the Ottoman Empire 1840-1929
Richard Am: 01.06.2024 09:11:48 Gelesen: 97# 1 @  
Papuççuoglu: Post Offices of the Ottoman Empire

Buchbesprechung von Tobias Zywietz

Die vierbändige Publikation stellt eine Aktualisierung der zehnbändigen Reihe „Illustrated Ottoman-Turkish postmarks 1840–1929“ dar, die der Autor zusammen mit seinem damaligen Geschäftspartner bei İSFİLA, Ziya Ağaoğulları, zwischen 2003 und 2010 herausgegeben hat.

Zu den als Quellen angegebenen Werken gehört das Buch von Giray & Graf über Albanien (als einziges neueren Datums) ansonsten aber nur die mittlerweile angestaubten Werke von Bayındır (1992), Coles/Walker (1984), Brandt/Ceylan (1963), Nuhoğlu/Mert (1990), Nicolas/Galinos (1996), der Atlas von Dr. Birken (1992) und natürlich Ağaoğulları/Papuçcuoğlu (2003–2010). Der Birken-Katalog (gemeinsame Forschung von AROS, OPAL und ONEPS) wird nicht einmal erwähnt.
Der erste Band enthält alphabetische Verzeichnisse nach modernen, osmanischen und französischen Ortsnamen, geordnet nach Vilayet.

Hinzu kommt eine Liste nachgewiesener Postämter, welche in den amtl. Listen nicht aufgeführt sind. Die drei folgenden Bände enthalten das eigentliche Verzeichnis der Postämter und ihrer Stempel. Die Einträge sind nach Vilayet gruppiert und enthalten die verschiedenen Bezeichnungen (türkische Transkription, französische Inschrift), den Verwendungszeitraum, eine (neu geschaffene?) Typen-Klassifizierung, in welchen amtlichen Listen das Amt aufgeführt ist, und einen einfachen Seltenheitsindex (häufig, selten, sehr selten) für Stempel auf Ganzstück und auf Einzelmarke.

Bei allen abgebildeten Stempeln handelt es sich um stark idealisierte Nachzeichnungen, bei denen aber durchweg sukūn, ḥarakāt, tashkīl und andere (teilweise ornamentale) Zeichen der osmanisch-arabischen Inschriften weggelassen wurden. Die Abbildungen sind leider nicht in natürlicher Größe dargestellt, sondern auf etwa 70 % reduziert.

Der Autor gibt an, dieses um über 1.000 neue Zeichnungen ergänzt zu haben, macht aber keine Angaben zur Zahl der tatsächlich eingearbeiteten Neuentdeckungen. Solche sollten gemäß dem Schlüssel blau2 hervorgehoben werden. In Albanien habe ich auch viele gesehen, aber darüber hinaus (zumindest anteilsmäßig) deutlich weniger. Ich habe mal Libanon herausgegriffen: auf den 60 Seiten sind 24 „blaue“ Einträge aufgeführt, einige davon findet man aber bereits im Birken-Katalog.3 Ich habe mir auch einige Postämter in Palästina genauer angesehen: für Belka, Djenin, Salfit sind keine Stempel abgebildet. Jericho (Eriha) ist merkwürdigerweise aufgeteilt in Jericho (4 Stempel) und „Rika“ (keine Stempel). Daten aus dem Buch von Aloni sind anscheinend nicht mit einbezogen worden. Andere neuere Forschungen wurde ebenfalls nicht berücksichtigt.

Angesichts dieser Mängel bleibt das Gefühl zurück, der Autor habe viele Chancen vertan, eine neues Standardwerk zu schaffen. Bei einem Preis von 300 € ist eine Anschaffung also gut zu überlegen.

Papuççuoğlu, M. Bülent: Develt-i ʿAliyye : Osmanlı İmparatorluğu Posta Şubeleri = Post offices of the Ottoman Empire. İstanbul: Papuççuoğlu, 2022. 4 Bde. + 4 Karten im Schuber. A4, Stempelabbildungen meist s/w. Preis: £ 250 (portofrei) bei http://www.balkanphila.com.

1 Hier hieß der Autor noch M. Bülent Papuçcuoğlu.
2 Das dunkle Violett ist leider nur bei gutem Sonnenlicht vom Schwarz zu unterscheiden.
3 Hier nur eine zufällige Stichprobe: “TALIA (BAALBEK)” und “HURIET BAGTCHESI” werden sogar schon von C&W und Bayındır geführt. Muallakat ül-Damur (negativ) und “BOURDJLEBARACINE” sind bei Birken vorhanden.
 
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