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Thema: Brasilien: Die ersten Briefmarken 1843–1870 - Die Sammlung Fritz Heimbüchler
Richard Am: 06.06.2024 09:40:49 Gelesen: 180# 1 @  
Die ersten Briefmarken Brasilien 1843–1870. Die Sammlung Fritz Heimbüchler

(wm-pcp) - Man muss wohl schon mehr als 100 Jahre zurückgehen, um in Deutschland eine derart üppige Altbrasilien-Sammlung zu entdecken, wie sie Fritz Heimbüchler besaß. Denn 1921 veröffentlichte Generalkonsul E. Heinze im Verlag von Edmund Stein in Potsdam eine 20-Seiten-Schrift mit einer Fototafel, mit der er die ersten frühen Briefmarkenausgaben den Lesern näherbrachte, die schon bald unter den Begriffen der Ochsen-, Ziegen- und Katzenaugen weltwelt bekannt geworden waren. Heinze hatte Jahrzehnte in seine beeindruckende Sammlung investiert, Heimbüchler brauchte dafür kaum mehr als zehn Jahre. 2010 hatte er seine Weltklasse-Rumänien-Sammlung verkauft und gelangte um 2013 von den „Ochsenköpfen“ Rumäniens auf die „Ochsenaugen“ Brasiliens. Dabei hatte er das besondere Glück, dass damals mehrere bedeutende Brasilien-Sammlungen – u.a. die von Dr. Hugo Goeggel aus Bogota/Kolumbien, Luis Alemany Indarte aus Madrid, aber auch die von Karl-Heinz Wittig aus Lohmar – versteigert wurden, so dass er wertvolle und exquisite Stücke fast wie im Schnelldurchlauf zur Grundlage seines neuen Sammelgebietes machen konnte.

In diesem Dokumentationsbuch seiner Sammlung zeigt er die Schönheit der ersten Briefmarken Brasiliens von 1843–1870 mit besonderer Berücksichtigung der Poststempel ab 1798 auf. Aber auch ungestempelte sowie gestempelte Marken und Einheiten, die er gemäß den verschiedenen Druckplatten identifiziert und nach Papierstärken spezialisiert. Es wundert kaum, dass er einer der wenigen Exemplare mit Ersttagsstempel vom 1.8.1843 sein eigen nannte, aber auch ein einmaliges Briefstück mit der vollständigen 1. Ausgabe (dabei 2 x 90 Reis), das auch das Titelblatt des Buches ziert. So bieten die ersten 30 Seiten einen Einblick in eine traditionell aufgebaute Kollektion mit hohem Schwierigkeitsgrad, denn solches Material wird nur alle „Jubeljahre“ einmal angeboten.



Der zweite umfangreichere Teil ist eher postgeschichtlich gehalten. Die Zahl der Briefe mit teils sehr sehr seltenen Stempeln in guter Erhaltung ist außergewöhnlich. Jeder Brief wird fachlich angemessen beschrieben, so dass dieser Buchteil weit mehr ist als eine Dokumentation, eher ein Lehrbuch. Vier Seiten sind dabei der Verwendung von Ochsenaugen auf Gerichtsakten gewidmet, Belegen und Dokumenten, die erst vor kaum 20 Jahren bekannt wurden. Anschließend widmet sich Heimbüchler den in den verschiedenen Provinzen verwendeten Stempeln, die er auf Belegen der Vormarken- bis hin zur Ochsenaugenzeit aufweisen kann. Die Fülle erschlägt. Dies gilt auch für die zweite Ausgabe, also der Ziegenaugen, die ab 1. Juli 1844 erschien sowie der dritten Serie, der Katzenaugen ab 1850 und der „Coloridos“ ab 1861.

So kommen insgesamt 144 Seiten zusammen, einige biografische Seiten und eine Einführung in das Sammelgebiet zu Beginn des Buches eingeschlossen. Dem heute 94jährigen Ausnahmephilatelisten – er ist auch einer der wenigen Deutschen, die die Roll of Distinguished Philatelists zeichneten – konnte man zu dieser wertvollen Kollektion nur gratulieren, die 2024/2025 vom Zürcher Auktionshaus Corinphila versteigert wird. Die Sammlung zeichnete das aus, was für den Besitzer – er ist wie sein Vater ein Künstler – generell galt: die Liebe zum Schönen. Wenn er sich nach der IBRA 2023 in Essen von dieser Kollektion getrennt hat, dann sicherlich auch mit einem gewissen Gefühl der Verärgerung, denn die Jury sprach ihm mit 88 Punkten nur eine Großvermeil-Medaille zu. Sein ebenfalls dort ausgestelltes und bereits 2019 veröffentlichtes Buch „Brasilien 1843–1870“ strafte man sogar mit Großsilber ab, was für manche kaum noch nachvollziehbar war.

Gerade insofern ist es dem Global Philatelic Network zu danken, dass mit dieser Neuerscheinung in der Edition Spéciale-Serie eine angemessene Würdigung dieser Kollektion ermöglicht wurde. Generalkonsul Heinze hätte sich vor 100 Jahren sicherlich sehr gefreut!

Kurzinfo: Format 25,5 x 34,5 cm, 144 Seiten, Kunstdruckpapier, in Farbe, Hardcover mit goldener Buchtitel- und Buchrückenprägung, mit Schutzumschlag, VP: 79 Euro zzgl. Versandkosten. Bezug: Heinrich Köhler Auktionshaus GmbH & Co. KG, Hasengartenstr. 25, 65189 Wiesbaden, Tel. 06 11/341 49-0, E-Mail: info@heinrich-koehler.de, http://www.heinrich-koehler.de
 
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