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Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
Das Thema hat 777 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 09.10.2018 17:22:18 Gelesen: 210240# 278 @  
Liebe Freunde,

wenn man sich durch die Massen der Angebote bei eBay, Delcampe et altera klickt, droht einem oft das Besondere zu entgehen, Wichtiges zu Unwichtigem zu werden und überhaupt der Blick für die zahlreichen Besonderheiten unseres geliebten Sammelgebietes hin und wieder abhanden zu kommen. Doch manchmal hält auch die Genetik des Jägers und Sammlers selbst diesen Angebotsmassen stand, und das geschulte Auge erkennt auf im fremden Jagdterrain von Pixel + Bytes die ein oder andere Beute, auf deren Jagd zu gehen sich allemal lohnt.






Ein Brief aus Hanau (Thurn und Taxis) nach Dachau (Bayern) vom 10.2.1851 ist sicher nicht, wonach sich die philatelistsiche Weltpresse verzehrt - und doch wurde ich stutzig, denn der Absender war nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, eine Behörde in/bei Hanau, sondern das 1. Infanterie Regiment König - und das sagte mir erst einmal nichts, gar nichts. Dann aber las ich unten links "R.S." für Regierungs - Sache und diese Franchise war nun ganz sicher keine von Hanau bzw. hessischen Landen, sondern eine rein bayerische, die aber im schnell herbeigeführten Schriftvergleich sicher dem Absender zugewiesen werden konnte. Damit war auch klar, dass diese Militäreinheit eine aus Bayern sein musste, denn eine andere kannte diese Abkürzung gar nicht erst - und so war es dann auch.

Obwohl der Absender nichts von einer gewünschten Recommandation vermerkt hatte, zeigt der Brief einen großen, roten CHARGÉ - Stempel, wobei ich jedoch nicht weiß, ob dies einer von Hanau ist, oder einer von einer bayerischen Poststelle. Das rote Gekrakel vorn deute ich als Relikt einstiger Nota Bene - Vermerke für recommandirte Briefe und da 1851 in Bayern keine rote Tinte verwendet wurde, muss dieses N. B. in Hanau auf den Brief gekommen sein.

Der Inhalt ist ein Protocoll in Erschafts- und Immobilienangelegenheiten des Soldaten Peter Lang, bei dessen Namen sich weitere Nachforschungen im Internet wohl verbieten.

Bei wikipedia habe ich folgendes zum Regiment gefunden, was mich aber nicht wirklich weiter bringt [1]:

Ebenda steht unter "Hanau" auch das Folgende:

"Zur zwangsweisen Durchsetzung der Konterrevolution in Kurhessen wurde Hanau am 1. November 1850 von Bundesinterventionstruppen aus Bayern und Österreich besetzt; diese sogenannten Strafbayern wurden erst im Sommer 1851 wieder abgezogen."

Unter "Strafbayern" finden wir ebenda auch etwas für unseren Brief [2].

Liest man sich diese Passagen durch, stellt man fest, dass jetzt auf einmal alles passt, da die bayer. Truppen erst im Sommer 1851 aus Hanau/Kurhessen abgezogen wurden und ein Krieg, wie er 1866 folgte, damals um ein Haar vermieden werden konnte.

Zwar hatte ich rudimentäre Kenntnisse dieser Zeit und der politischen Abläufe, aber solch ein Brief tut dann doch sehr gut, wenn es um das Verstehen der tatsächlichen militärischen und hier auch postalischen Umstände geht.

Auf einen zweiten werde ich wohl noch lange warten müssen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6niglich_Bayerisches_1._Infanterie-Regiment_%E2%80%9EK%C3%B6nig%E2%80%9C
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Strafbayern
 
Gernesammler Am: 10.10.2018 19:43:48 Gelesen: 210211# 279 @  
bayern klassisch Am: 10.10.2018 20:26:19 Gelesen: 210208# 280 @  
@ Gernesammler [#279]

Hallo Rainer,

vielen Dank - da kann ich ja einiges lesen!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 20.10.2018 11:44:32 Gelesen: 209632# 281 @  
Liebe Freunde,

woran erkenne ich eigentlich, ob Erbach (Thurn und Taxis) nach Markt Einersheim (bei Possenheim) vom 28.7.1851 ein Brief aus der Zeit des Postvereins, oder aus der Zeit vor dem Postverein war?



Es lag ja im Großherzogtum Hessen, so viel steht schon mal fest.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.11.2018 08:39:20 Gelesen: 208035# 282 @  
Liebe Freunde,

für eine liebe Sammlerfreundin dieses Forums ein kleines Geschenk:

Zürich 28.2.1776 nach Memmingen an Zumstein. Da nicht meine Zeit wäre Hilfe bei den Taxen sehr erwünschte (ich sammle erst ab 1806 und kenne mich mit den Alttaxen davor nicht wirklich aus).





Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 21.11.2018 16:30:39 Gelesen: 207273# 283 @  
Liebe Freunde,

bitte nicht enttäuscht sein - an einer guatemaltekischen Postkarte aus der Kreuzerzeit nach Bayern arbeite ich noch. Bis dahin bitte ich untertänigst mit dieser hier Vorlieb nehmen zu wollen, die auch nicht eben schräg daher kommt.



Verfasst am 14.1.1892 in Guatemala City vom lieben August an Herrn Gotthilf Paechtner, Zahlmeister beim 4. Feldartillerie Regiment in Fürth bei Nürnberg. Der Absender notierte noch "via Livingston", wobei ich mir nicht sicher bin, welches damals gemeint war.

Bei der Ankunft in Fürth am 8.2.1892 war unser lieber Zahlmeister aber nicht mehr zugegen, ein Schicksal, das vielen Poststücken aus Übersee damals gemein war. Aber man kannte die neue Anschrift nach Auslieferung an die Truppe am Folgetag und fügte der Karte bei: "2. Ulanen Regiment König, Ansbach", wohin die Karte abgeschickt und noch am selben Tag zugestellt wurde.

Die mir unbekannte guatemaltekische Ganzsache zu 3 Centavos finde ich wunderschön - insbesonders, wenn man sich bayerische Ganzsachen dieser Zeit anschaut, die in keiner Weise mit der Schönheit und Ästhetik dieser mithalten können (leider!). Würde ich nicht schon so lange auf Bayerns Kreuzerzeit eingeschworen sein, die Auslandspostkarten Süd- und Mittelamerikas wären sicher ein äußerst reizvolles Sammelgebiet, für das ich mich ad hoc erwärmen könnte ...

Interessant ist in diesem Zusammenhang noch, dass man nach der Auslieferung in Fürth die Karte hinten quer mit Bleistift beschrieb (wohl von einem, den der Empfänger dort noch gut kannte), was m. E. so nicht zulässig war, weil es eine Veränderung eines originären Poststücks war und die Karte schon per se echter Bedarf war, denn der Absender schreibt, dass er die genaue Anschrift gar nicht sicher kennt und bitte um Correspondenz an die Firma Hesse & Munia in Guatemala.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 25.12.2018 10:03:49 Gelesen: 204662# 284 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen barfrankierten Brief aus London E.J. vom 8.4.1861 über Frankreich nach Nürnberg an Herrn S. Soldan, Kunsthändler dortselbst. Beim Empfänger dürfte es sich um Siegmund Soldan handeln [1], der in Hanau 1833 geboren wurde und in Nürnberg 1894 verstarb, so dass er beim Erhalt des Briefes 28 Jahre alt gewesen sein dürfte.



Der Absender zahlte mittig in roter Tinte notiert 1 Shilling (paritätisch für 36 Kreuzer) für den über 1/4 bis 1/2 Unze (über 7,5 - 15g) schweren Brief der 2. Gewichtsstufe. Bei der Leitung über Belgien und Preussen wäre er noch einfach gewesen und hätte auch nicht mehr gekostet! Am 9.4. war er in Calais angelandet, ehe er über Paris, Forbach und Strasbourg am 10.4. der bayerischen Bahnpost zukartiert wurde und am Folgetag in Nürnberg ankam und ausgetragen wurde.

Wichtig war hier der Abschlag des P.D. - Stempels, ohne den man in Bayern nicht gewußt hätte, ob der Brief franko oder porto auf die Reise geschickt worden war.

Relevant war hier der Postvertrag Bayerns mit Frankreich vom 1.7.1858, nach dem GB 6 Kreuzer, Frankreich 7,2 Kreuzer und Bayern 4,8 Kreuzer vom einfachen Brief zu 18 Kreuzer zustanden, hier in der 2. Gewichtsstufe verdoppelte sich das nur, wobei Bayern intern hier ca. 1 Kreuzer an Baden und Württemberg als inneren Vereinstransit später abführen durfte.

Dieser Postvertrag machte schon früh auf Gebührenunterschiede zwischen franko und porto aufmerksam, denn ein Portobrief hätte 3 Kreuzer (1 Decime bzw. 1 Penny) mehr je Gewichtsstufe gekostet.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] http://kalliope-verbund.info/de/eac?eac.id=117460257
 
marc123 Am: 25.12.2018 18:56:40 Gelesen: 204640# 285 @  
@ Lars Boettger [#145]

Hallo Lars,



hier ein Brief aus gleicher Korrespondenz, gleiches Porto (3. Gewichtsstufe, 3 Silbergroschen). Nur ein paar Jahre früher (19. Juni 59), mit Michel Nr. 2. Eine 37,5 Centimes Marke erschien erst einige Monate später.

Schöne Feiertage
Marc
 
SH-Sammler Am: 26.12.2018 10:07:45 Gelesen: 204605# 286 @  
@ bayern klassisch [#282]
@ Filigrana

Hallo Ralph, hallo Adriana,

ich habe diesen Beitrag etwas aus den Augen verloren, weil ich mich im November auf die Ausstellung zum “Tag der Briefmarke” in Allschwil bei Basel vorbereiten musste. Dort habe ich eine Goldmedaille erhalten für meine Heimatsammlung Schaffhausen.

Beim Durchstöbern der vielen Beiträge fand ich Ralph’s Beitrag [#282] mit dem Brief vom 22. 2. 1776 von Zürich nach Memmingen, welcher noch der Antwort “eines Schweizers” bedurfte. So habe ich mich wieder mal hinter meine Bücher (R. Schäfer, Band III) gesetzt, um die Taxierung des Briefes nachvollziehen zu können.

Zürich hatte erst ab 1790 einen Vertrag mit Thurn & Taxis. Vorher mussten alle Briefe ab Zürich in das “deutsche Reich” via Schaffhausen geleitet werden. Hier findet sich nun eine Aufstellung der Taxen aus dem Jahr 1775, abgehende Briefe ab Schaffhausen ins Ausland.



So steht geschrieben, dass Schaffhausen von Zürich viele Briefe erhält (und dann weiterleitet), deren Bearbeitung und Kontrolle “hier” umständlich sei… Die Taxe für den einfachen Brief ab Zürich nach Memmingen ist mit 8 Kreuzern notiert, davon 2 Kreuzer für die Strecke Zürich bis Schaffhausen.

Auf dem Brief sind 2 Teilbeträge notiert: 3 und 5.

3 Kreuzer sind für Schaffhausen (inkl. den 2 Kreuzern an Zürich), welches den Brief bis zum Austauschbüro in Randegg resp. Singen brachte. Ab dort wurden 5 Kreuzer für die T&T-Post geschrieben, zusammen also 8 Kreuzer.

Im Weiteren steht auf dem Brief noch die Zahl 9. Da wird der Postbote seinen Obolus von 1 Kreuzer geltend gemacht haben (diese Aussage jedoch ohne Gewähr).

Ich denke, dass dieser Brief somit schlüssig beschrieben ist.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 26.12.2018 12:05:10 Gelesen: 204589# 287 @  
@ SH-Sammler [#286]

Lieber Hanspeter,

habe vielen Dank für deine Interpretation des für mich gar nicht einfachen Briefes - auch die Besitzerin wird sich freuen, ihn so beschreiben zu können.

Auf die Schweizer ist halt Verlaß!

Frohes Fest und liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 28.12.2018 11:38:45 Gelesen: 204506# 288 @  
@ bayern klassisch [#287]

Hallo Ralph,

habe ich gerne gemacht, und herzliche Gratulation auch zum ersten Platz bei den Philaseiten.

Ein gutes neues Jahr wünscht Dir

Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 28.12.2018 11:41:32 Gelesen: 204504# 289 @  
@ SH-Sammler [#288]

Lieber Hanspeter,

hab vielen Dank und auch dir alles Gute im Neuen Jahr!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
marc123 Am: 28.12.2018 18:02:03 Gelesen: 204483# 290 @  
@ marc123 [#285]



Weiterer Brief (Ex Dupont) an Herrn Andreas Müller in Grafengehaig, diesmal mit einer 37,5 Centimes frankiert, entwertet am 4 Dezember 1860, anhand des französischen Stempeltyps.

Das Kontrolldatum im Office du Timbre der 37,5 Centimes ist der 12.10.1859. Das früheste bekannte Verwendungsdatum ist der 12.01.1860.

Beste Grüße
Marc
 
marc123 Am: 28.12.2018 18:05:15 Gelesen: 204482# 291 @  
@ marc123 [#290]



Hier noch ein ähnlicher Brief vom 6. Oktober 1860.

Liebe Grüße
Marc
 
bayern klassisch Am: 28.12.2018 19:13:33 Gelesen: 204465# 292 @  
@ marc123 [#291]

Hallo Marc,

danke fürs Zeigen dieser nicht häufigen Briefe mit Destination Bayern.

Was man auch mal erwähnen darf: Üblicherweise kamen P.D. - Stempel ja nur auf Auslandsbriefen zum Einsatz, um zu dokumentieren, dass ein Teil des verklebten Frankos für die Inlandspost ausreichte und der verbleibende Teil für die Auslandspost bzw. die Auslandsposten bezahlt worden war. Eine Stempelung P.D. innerhalb des Postvereins war von daher sinnlos, denn im Postverein verblieb jede Centimes (hier sogar die Halbe!) bei Luxemburg.

Ich könnte mir aber vorstellen, dass vlt. a) politische Gründe, oder b) routinemäßig dahinter gesteckt haben mögen, auch für Briefe in den Postverein (ab 1.1.1852 bis 31.12.1867) den P.D. - Stempel zu nutzen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
marc123 Am: 30.12.2018 13:41:29 Gelesen: 204296# 293 @  
@ bayern klassisch [#292]

Hallo Ralph,

danke für Deinen interessanten Hinweis. Darüber hast Du ja weiter oben mit Lars schon etwas diskutiert. Viel kann ich dazu nicht sagen. Ich kann dazu nur soviel ergänzen, dass in dieser Zeit PD Stempel auf allen Briefen In- und Ausland üblich sind. Wenn dieser fehlt, ist das die absolut Ausnahme, ich würde sogar von nicht absichtlichem Fehlen reden. Im Moment fällt mir kein Brief ohne PD Stempel ein, ich müsste mal danach suchen.



Eine Stempelung P.D. innerhalb des Postvereins war von daher sinnlos

Nur so eine Überlegung: Falls sie sinnlos ist, wieso wurde der PD-Stempel bei Taxierten Briefen durchgestrichen? Ich habe mal zwei solche Briefe angehängt, leider nicht Bayern. Vielleicht helfen die aber bei der Diskussion weiter.

Beste Grüße
Marc
 
bayern klassisch Am: 30.12.2018 15:36:59 Gelesen: 204284# 294 @  
@ marc123 [#293]

Hallo Marc,

guter Punkt! Da bei Postvereinsbriefen das Franko bzw. Porto allein der Aufgabepost zustand, war die P.D. - Stempelung obsolet - es bekam ja eh alles Luxemburg, ob frankiert, unterfrankiert oder unfrankiert.

Allerdings setzte sich in den 1850er Jahren die Methodik durch, dass die Aufgabepost prüfen sollte, ob das Franko ausreicht und in dem Falle sollte man lt. der entsprechenden Postverträge auch P.D. stempeln. Ging also ein Brief mit P.D. - Stempel versehen ins Ausland, durfte die dortige Post NICHT nachtaxieren, obwohl die Frankatur z. B. zu gering sein konnte, weil der Abschlag des P.D. - Stempels dies verhinderte. Man hätte auch nicht dem Empfänger erklären können, warum man eine Nachtaxe fordert, obwohl ein P.D. - Stempel auf dem Brief war und der Empfänger hätte einen Betrug wittern können.

Gingen dann unterfrankierte Briefe mit P.D. - Stempeln ins Ausland, behielt sich die Post des Bestimmungslandes i. d. R. vor, diese Briefe ohne Nachtaxe ihren Landsleuten zuzustellen, aber die Aufgabepost intern mit dem zu wenig verklebten Franko zu belasten ("Auslage"). Dann sieht man nicht, ob der Brief tatsächlich voll frankiert war, oder nur optisch.

Die beiden schönen Briefe von dir zeigen, dass wohl grundsätzlich P.D. gestempelt wurde, ehe man überlegte, wie hoch die treffende Frankatur war. Erkannte man dann, dass der Brief unterfrankiert eingeworfen wurde, strich man P.D. zurecht und stempelte "Frankatur ungenügend", um zu zeigen, dass man sich geirrt hatte. Genau aus diesem Grund durfte man den P.D. - Stempel NICHT stehen lassen, weil das ja sonst ein Widerspruch gewesen wäre, den später aufzuklären viel "Manpower" gekostet hätte (und das oft nur wegen ein paar Decimes!).

Deine beiden unterfrankierten Briefe liefen ja nach Preussen - hier hatte die preussische Post jedes Mal 2 Silbergroschen vom Empfänger zu erheben, das heißt, sie war vorher von der luxemburgischen Post mit jeweils 2 Sgr. belastet worden und diese Belastung hätte sie bei P.D. - Stempelung bei Auslandsbriefen kaum hingenommen. So aber wurden daraus 2 unterfrankierte Briefe und es war egal, ob wegen der Entfernung, oder des Gewichts.

Hatte Preussen dann je 2 Sgr. vom Empfänger kassiert, musste man dieses Geld Luxemburg vergüten und retour rechnen, damit der Saldo ausgeglichen war.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Olivier Nosbaum Am: 30.12.2018 19:31:17 Gelesen: 204259# 295 @  
Hallo Ralph,

zu deiner Aussage: Ging also ein Brief mit P.D.-Stempel versehen ins Ausland, durfte die dortige Post NICHT nachtaxieren, obwohl die Frankatur z. B. zu gering sein konnte wurde mich die Referenz der entsprechenden Dienstanweisung / Reglementation interessieren. Ich bin da nicht deiner Meinung, kann mich aber irren. Leider habe ich zur Zeit keinen Zugriff zu meiner Dokumentation.

Freundliche Grüsse

Olivier
 
bayern klassisch Am: 30.12.2018 19:41:28 Gelesen: 204252# 296 @  
@ Olilux [#295]

Hallo Olivier,

das war nicht speziell auf Luxemburg gemünzt, sondern auf deutsche Briefe ins Ausland. Z. B. war das so bei Bayern - Frankreich 1847 - 1858. Da hatten die Franzosen sich das Recht vorbehalten, unterfrankierte Briefe ohne Nachtaxe in Frankreich zuzustellen, aber die bayerischen Aufgabeposten intern zu belasten. So war das gemeint.

Da Luxemburg zwar im DÖPV war, aber aus vielerlei Gründen eher dem französischen Postsystem nahe stand, könnte ich mir dergleichen auch in Bezug auf Luxemburger Auslandsbriefe vorstellen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 05.01.2019 13:49:38 Gelesen: 203918# 297 @  
Liebe Freunde,

Brief aus Barcelona vom 18.4.1807 an Förster und Günther in Nürnberg. Bezahlt war er bis zur spanisch - französischen Grenze bei Perpignan. Der Stempel "ESPAGNE PAR PERPIGNAN" ist häufig und immer in rot abgeschlagen worden (van der Linden Nr. 1077). Die Reichspost legte das Porto bis Kehl mit 12 Decimes = 36 Kreuzern fest. Dann addierte sie bis Nürnberg 9 Kreuzer dazu, so dass der Empfänger total 45 Kreuzer zahlen musste.



Pro memoria: Nürnberg war eine freie Reichsstadt, also reichsunmittelbar, fiel aber dank Napoleon 1806 an Bayern und wurde weiterhin als Reichspostanstalt geführt. Zum Zeitpunkt des Briefes hatte allein die Reichspost von Kehl bis Nürnberg das Sagen, daher gab es keine Transite, wie es später der Fall gewesen wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2019 13:04:53 Gelesen: 202371# 298 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief Meiningen (Thurn und Taxis) vom 20.10.1851 nach München. Am Folgetag lief er nach Würzburg, wo er den Auslagestempel erhielt, der auf den von Taxis notierten 12 Kreuzer Porto abgeschlagen wurde. Einen Tag später lief er bereits in München ein und wurde für 12 Kreuzer zugestellt.



Abgesehen davon, dass Auslagestempel den ausländischen Portoanteil aufzeigen sollten, waren diese Stempel mit dem Übergang ausländischer Staaten in den DÖPV obsolet geworden, wurden aber hin und wieder noch bis 1852 verwendet, so wie dieser hier.

Da die thüringischen Kleinstaaten erst zum 1.5.1851 in den DÖPV migrierten, wäre ab diesem Zeitpunkt der Abschlag eines Auslagenstempels in Bayern obsolet geworden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.02.2019 13:10:29 Gelesen: 202365# 299 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Ulm vom 3.12.1864 wurde über die Brücke gebracht und am Folgetag in Neu - Ulm zur Post gegeben. Empfänger war die bekannte Firma Neuner & Hornsteiner in Mittenwald, DEM Ort in Bayern, wo gutes Holz in Mengen vorhanden war, das sich vorzüglichst zum Bau von Musikinstrumenten eigenete. Am Folgetag wurde er ausgetragen.



Der Absender, Heinrich Mack in Ulm, wusste sehr wohl, dass eine Postaufgabe im heimischen Ulm ein Franko von 9 Kreuzern nach sich gezogen hätte, hingegen in Neu - Ulm nur 6 Kreuzer zu frankieren waren.

Zwar ist der Schnitt der Marke rechts suboptimal, aber dafür hat sie einen Plattenfehler rechts in der unteren Randlinie, was das um ein Haar kompensieren könnte. Die Neu - Ulmer Stempel sind aber recht adrett, daher habe ich ihn mitgenommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.02.2019 08:24:01 Gelesen: 201567# 300 @  
Liebe Freunde,

gerne sehe ich in meinen Sammlungen Trauerkuverts, sog. "mourning covers". Auch wenn ihr Grund des Zustandekommens oft ein wenig Glücklicher gewesen sein mag, so hoben sich diese Briefe gerade wegen ihrer i. d. R. schwarzen Umrandung und den regelmäßig schwarzen Siegeln deutlich vom postalischen Alltag ab und das war auch genau so gewollt.



Bei diesem Portobrief habe ich mangels Inhalt aber doch Fragen:

Empfänger war Ogden N. Rood, Luitpold Strasse 10 / 2, Munich, Bavaria.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ogden_Nicholas_Rood

Was ich bisher in sicher einem Dutzend Fällen kannte, waren Briefe von ihm aus München um diese Zeit nach New Haven, USA, die ausnahmslos unfrankiert liefen. Briefe an ihn kannte ich bisher nicht (ich kenne noch ganz wenige Briefe von ihm aus Berlin nach New Haven und einen aus Italien in die USA).

Siegelseitig sehe ich den roten London - Stempel vom 10.8.1857, den England per Aachen - Stempel vom Folgetag und den Münchener Ankunftsstempel vom 15.8..

Den frontseitigen, britischen Stempel vom 8.8.1857 verstehe ich nicht ganz - sollte er von London sein ("E" wie "East" und was bedeutete die 8 oben?), würde mich der lange Zeitraum von 2 Tagen wundern, ehe er auf seine Reise ging.

Jedenfalls zahlte der Empfänger 23 Kreuzer Porto, von denen Bayern leider nichts behalten durfte und nur Preussen, Belgien und Grossbritannien zehrten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 07.03.2019 10:29:18 Gelesen: 200198# 301 @  
Liebe Freunde,

wie ich immer sage - auf den Inhalt kommt es an (nicht nur, aber auch!).





Ich zeige einen simplen Portobrief aus Leipzig vom 22.12.1851 nach München - Vorstadt Au, der mal mit 12 Kreuzer Rötel, dann mit 12 Kreuzer Blaustift korrekt bis 1 Loth über 20 Meilen taxiert wurde. Siegelseitig erwähnenswert ist der m. E. als Ankunftsstempel äußerst seltene Fingerhutstempel AU b. MÜNCHEN vom 24.12.1851, den es bis 1854 gab, dessen Abschlag man aber gerne vermied.

Die Besonderheit des Textes darf ich hier zitieren: "Lieber Sohn, wir wollten dir erst einen Stollen schicken, allein mit der Post sind die Spesen zu hoch; ich habe dir etwas eingelegt, wo du dir die Feyertage etwas mehr wie gewöhnlich kannst gütlich thun."

Ich nehme stark an, dass dieser Satz die Übersendung von einem Geldschein oder dergleichen bedeutete - die Übersendung von Geld aber hätte zwingend einen Wertbrief bedeutet, der wiederum viel teurer geworden wäre, als die vergleichsweise moderaten 12 Kreuzer Porto (zumal ein frankierter Brief von dort 3 Neugroschen gekostet hätte, die paritätisch gut 10,5 Kreuzer wert waren, daher war der Aufschlag eher moderat und wenn man porto verschickte, musste die Post viel mehr aufpassen, ihn dem Richtigen zu präsentieren, weil sie sonst erst einmal ihr Geld nicht bekommen hätte. Einen simplen Frankobrief hätte man verschludern können - das wäre für die Post egal gewesen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 10.03.2019 07:16:59 Gelesen: 200128# 302 @  
Liebe Freunde,

eine weitere Wissenlücke konnte geschlossen werden, was die Leitung österreichischer Briefe via Bodenbach nach Mittel- und Oberfranken angeht, wie der Portobrief aus Wien vom 6.8.1854 - 18.00 Uhr Aufgabe, beweist. Ohne Prag oder Bodenbachstempel, die es hier gar nicht braucht, zeigt der perfekte Ankunftsstempel von Nürnberg vom 8.8.1854 - 17.00 bis 18.00 Uhr, dass er niemals mit Postkutschen hätten transportiert werden können, um nach nur 47 Stunden die Strecke Wien - Nürnberg (Luftlinie 412 km, tatsächlich zurückgelegte Strecke allein mit der Bahn jedoch ca. 780 km) zurücklegen zu können.



Es errechnet sich also ein Schnitt von 16,6 km pro Stunde - dabei muss man natürlich noch bedenken, dass auch Züge mal warten mussten, hier und dort anhielten, Wasser bzw. Brennstoff aufnehmen, Waggons oder gar die Lok tauschen mussten usw. usw.. Würde man diese Zeiten abziehen, käme man sicher auf einen Schnitt von 50 km/h und das war ziemlich genau das 10fache dessen, was Postkutschen schafften, die ja auch und noch viel häufiger anhalten mussten, umladen, die Post neu zu kartieren hatten usw.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

Das Thema hat 777 Beiträge:
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