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Thema: Stempelkunde nach Anderson: Ovalstempel oder Ellipsenstempel korrekt ?
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Markus Pichl Am: 01.09.2017 08:16:08 Gelesen: 11892# 1 @  
Hallo,

der kleine Ovalstempel von Hamburg gehörte schon immer zu meinen Lieblingsstempeln. Besonders wenn er zur Entwertung von Marken verwendet wurde, lässt er mein Philaherz höher springen. Zumeist wurde er aber als Aufgabestempel neben die mit Balkenstempel entwertete Markenfrankatur als Aufgabestempel gesetzt oder kommt auch auf bar bezahlten, ohne Marken versehenen Briefen, sogen. Francobriefen, vor.

Gemäß Handbuch der ARGE Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck, gibt es diesen kleinen Ovalstempel in vier verschiedenen Typen. Leider sind in diesem Handbuch die verschiedenen Typen nicht erklärt. Dies kritisierte ich bereits anderswo und wurde für meine Kritik kritisiert. Nun, es gibt Handbücher, in denen Typen erklärt werden und halt auch solche Handbücher, in denen dies nicht der Fall ist. Letztere gehören dann zu meinen Lieblings-Handbüchern und die anderen zu den kritisierten.

Lange Rede, kurzer Sinn. Vor ein paar Monaten habe ich mir insgesamt knapp 200 Bilddateien von Belegen oder Briefstücken, die diesen kleinen Ovalstempel zeigen, gespeichert. Teils habe ich diese aus dem Internet gespeichert oder aus Auktionskatalogen eingescannt und ein paar Abschläge sind auch aus meinem eigenen Bestand archiviert. Wie auch immer, ich hatte in jedem Fall nicht damit gerechnet, dass der Zeitaufwand doch ganz schön enorm ist, um diese Menge zusammen zu suchen.

Nun bin ich endlich dazu gekommen, mit der Auswertung dieser Bilddateien zu beginnen und die vier verschiedenen Typen auskundig zu machen. Im Moment habe ich 32 dieser Bilddateien ausgewertet und der Zeitaufwand war auch ganz schön enorm. Denn die verschiedenen Abschläge sehen sich sehr ähnlich und um keinen Fehler zu machen, habe ich erst einmal solche Abschläge ausgewählt, die sich auf einer Marke befinden oder denen Marken daneben kleben. Dies hat den Vorteil, dass ich die Bilder, bei denen aufgrund der unterschiedlichen Quellen viele verschiedene Bildgrößen anliegen, anhand des Bildformates der Marken proportional ausrichten kann und sich dadurch dann auch das tatsächliche Format der Ovalstempel ergibt. Hat man diesen Anhaltspunkt nicht, ist es quasi nicht wirklich möglich die Stempel in die richtige Proportion zu bringen.

Jubel, ich habe es wirklich geschafft, die vier verschiedenen Typen unter den ersten 32 ausgewerteten Bilddateien ausfindig zu machen. Nachstehend eine erste Übersicht.



Die Type, welche bisher am häufigsten vorkommt und zugleich den frühesten Abschlag (01.01.1861) aufweist, habe ich als Type I bezeichnet. Soll heißen, da im Handbuch die vier verschiedenen Typen nicht näher bestimmt sind, habe ich selbst jeder Type römischen Ziffern zugeordnet. Daraus ergibt sich:

Type I



Type II

Im Unterschied zu Type I (und auch Type III und IV) sind die Buchstaben HAMBURG kleiner. "H", "A" und "M" stehen etwas weiter auseinander, das "H" ist viel schmaler als bei Type I.



Type III

Alle Typen (Buchstaben) in der Ortsangabe HAMBURG stehen enger aneinander, die Schriftlänge von HAMBURG ist deutlich kürzer als in den anderen Typen. Zwischen dem "G" und dem rechten Ovalrand ist mehr Platz, als zwischen dem "H" und dem linken Ovalrand.



Type IV

Bei dieser Type ist der Schriftzug HAMBURG ein kleines Stückchen länger als bei Type I und Typen in HAMBURG stehen in gleichmäßigen Abständen voneinander ab.



Wie gesagt, die Unterschiede sind recht gering und es bedarf einer gewissen Übung, um sie zu erkennen. Optimal ist, wenn man die Stempel in den richtigen Proportionen in einem Bildbearbeitungsprogramm übereinander legen kann.

Die Typen III und IV habe ich bisweilen nur mit Stempeldaten ab 1864 finden können. Noch habe ich zwar eine Menge Bilddateien auszuwerten, um konkreteres über die Verwendungszeiträume der einzelnen Typen berichten zu können, aber ich glaube fast, da wird sich nicht mehr viel tun.

Die verschiedenen Typen unterscheiden zu können, ist u.a. wichtig zum Erkennen von guten Stempelfälschungen. Denn solche soll es wirklich geben.

Beste Grüße
Markus
 
LOGO58 Am: 02.09.2017 09:34:27 Gelesen: 11848# 2 @  
@ Markus Pichl [#1]

Hallo Herr Pichl,

ich habe schon bei den Kreisstempeln mit Segment oben oder Kreisobersegmentstempeln (KOS), wie Sie zu sagen pflegen, gemerkt, dass Sie kein Anhänger der stempelkundlichen Terminologie nach Anderson sind.

Daher beschränke ich mich auch einfach nur darauf mitzuteilen, dass es sich nach Anderson bei dem kleinen 'Ovalstempel' um einen Ellipsenstempel handelt.

Bis auf diese kleine Anmerkung halte ich Ihren Beitrag für sehr lesenswert.

Grüße aus dem Norden
Logo58
 
Markus Pichl Am: 02.09.2017 10:39:32 Gelesen: 11839# 3 @  
Hallo Logo58,

vielen Dank, für Ihren freundlichen Beitrag.

Dieser Stempel wurde ursprünglich als Ovalstempel bezeichnet. Dies ergeht auch aus dem Vermerk zu diesem Stempel auf Seite 146 im Michel Deutschland-Spezial 2017, dort steht geschrieben "Ellipsenstempel [Ovalstempel]". Im Michel wird in eckigen Klammern immer die alte Bezeichnung angegeben, dies ist auch bei Farben so, wenn eine Farbbezeichnung in eckigen Klammern zusätzlich vermerkt wird.

Tja, was mag nun bei diesem Stempel die richtige geometrische Bezeichnung sein?

Oval:

Link auf Wikipedia-Eintrag zu " Oval": https://de.wikipedia.org/wiki/Oval

Zitat: "Der Begriff Oval (lateinisch ovum ‚Ei‘) bezeichnet eine ebene rundliche konvexe Figur, die im weitesten Sinne dem Profil eines Vogeleis ähnelt. Sie umfasst Kreise und Ellipsen als Spezialfälle, wobei ein beliebiges Oval im Gegensatz zu diesen keine Symmetrieachse besitzen muss."

Link auf einer der geometrischen Abbildungen zu Oval aus vorstehendem Beitrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Oval#/media/File:Folium_to_oval2.svg

Ellipse:

Link auf Wikipedia-Eintrag zu "Ellipse": https://de.wikipedia.org/wiki/Ellipse

Zitat: "Eine Ellipse ist eine spezielle geschlossene ovale Kurve."

Nachstehend habe ich drei Stempel um senkrecht gestellt, insofern man die Ortsbezeichnung im Stempel, wenn er leserichtig abgeschlagen wurde, als waagerecht bezeichnen möchte.



Also, ich sehe Vogeleier. (smile)

Gerne lasse ich mir aber erklären, warum es keine Vogeleier sein sollen.

Beste Grüße
Markus
 
Jürgen Witkowski Am: 02.09.2017 11:05:19 Gelesen: 11831# 4 @  
@ Markus Pichl [#3]

Also, ich sehe Vogeleier. (smile)

Gerne lasse ich mir aber erklären, warum es keine Vogeleier sein sollen.


Hallo Markus,

warum beschränkst Du Dich auf Vogeleier? Könnten es nicht auch Reptilieneier oder gar versteinerte Sauriereier sein?

Wenn Du in der letzten Zeit mal ein Ei in der Hand gehabt haben solltest, wirst Du Dich vielleicht erinnern, dass es sich um einen dreidimensionalen Körper gehandelt hat. Besagte Stempelabschläge sind jedoch zweidimensionale Flächen, eben, wie von Lothar geschrieben, Ellipsenstempel oder, wenn man die traditionelle Bezeichnung bevorzugt, "Ovalstempel".

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass irgendwann der letzte Dickschädel einsieht, dass eine sammelgebietsübergreifende Vereinheitlichung der Bezeichnung der Stempelformen von Vorteil ist. Es gibt den schönen Spruch: Die Sprache soll der Verständigung dienen. Wenn jedoch jeder nur seinen eigenen Dialekt spricht und versteht, wird er oftmals von anderen nicht richtig verstanden oder versteht andere nicht richtig. Das gilt es zu vermeiden.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 

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