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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 951 Beiträge:
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olli0816 Am: 08.09.2017 09:12:21 Gelesen: 607047# 252 @  
@ Heinz 7 [#251]

Zur British Guyana möchte ich - ob Fälschung oder nicht - keine große Diskussion auslösen. Ich werde es nicht bestimmen können. Tatsache ist, dass es Diskussionen dazu seid den 20er-Jahren gibt. Ich habe aber weder die 1 Cent noch die 4 Cent jemals live gesehen und selbst wenn, dann werde ich zu keinem Ergebnis kommen.

Ich habe einen Link, der dir gefallen könnte:

http://stampforgeries.com/forged-stamps-of-british-guiana-1850-1860/

Wie der Link richtig aussagt, werden dort alle Fälschungen der klassischen Marken aus British Guyana gezeigt. Aber auch Originale und das in einer sehr guten Auflösung. Falls dir mal eine British Guyana 1 Cent angeboten wird, kannst Du da nachschauen ob die Original ist :). Ich mag das Gebiet selber sehr gerne und besitze ein paar Briefe aus der alten Zeit mit dem schönen Schiffsmotiv.

Grüße
Oliver
 
Heinz 7 Am: 08.09.2017 18:09:35 Gelesen: 606970# 253 @  
@ olli0816 [#252]

Lieber Oliver,

ich habe sowohl die One Cent als auch die 4 Cents Marke 1856 schon von eigenem Auge gesehen, zuletzt in New York 2015, masse mir aber kein eigenes Urteil über echt oder falsch an. Das überlasse ich den vielen Spezialisten, die dieses Gebiet schon seit mehr als 130 Jahren sammeln / gesammelt haben. Meines Wissens haben frühe erstklassige Kenner die Frage definitiv entschieden, und daran halten sich nicht nur die Katalogherausgeber, sondern auch die führenden Raritätensammler und Auktionatoren.

Natürlich gibt es bei so berühmten Marken (und vor allem auch bei Unikaten) immer auch Zweifler und Neider, die alles in Frage stellen. Auch bei anderen Kunstwerken gibt es immer wieder Verschwörungstheorien, so soll z.B. die "Mona Lisa" aus dem Louvre nicht echt sein, und ähnlicher Unsinn.

Ich will nun aber nicht alle Zweifler in einen Topf werfen oder ihnen unlautere Motive unterstellen, sicher gab es ernsthafte Philatelisten, die berechtigte Fragen stellten zu der so berühmten Marke. Daraufhin hat man die Fragen geklärt. Und damit soll es nun gut sein, das ist meine Meinung. Ich verweise auf die Fachliteratur zu British Guiana.

Ich weiss nicht, wie viele Fälschungen es auf dem Gebiet "British Guiana" gibt, ich weiss dies aber z.B. zum Gebiet "Rumänien". Im ersten Sachbuch zur ersten Ausgabe stellte der Autor z.B. je 5 Typen vor der Michel Nummern 2, 3 und 4! Dabei gab und gibt es von jeder dieser Marke definitiv nur EINEN Typ, nämlich die Urmarke! Alle anderen 4 "Marken" (Typen) waren Fälschungen! Die Pioniere der Philatelie mussten viel lernen, bevor sie (man) es besser wussten.

Herzliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 12.09.2017 21:45:02 Gelesen: 606523# 254 @  
@ BD [#2]

Es freut mich sehr, heute eine klassische Schönheit vorstellen zu dürfen: Die Réunion Nummer 1!

13 GB+British Commonwealth: 1, 2.1, 2.2, 10.2, 10.3, 18.1, 18.2, 18.3, 24.1, 24.2, 24.3, 30, 31.1
8 Europa: 4, 10.1, 10.5, 18.4, 23, 24.4, 24.5, 31.2
11 USA+Hawaii: 5, 6.1, 6.2, 6.3, 9, 10.4, 10.6, 10.7, 10.8, 18.5, 24.6

Unter den ersten 32 Marken der Liste Schubert finden wir zwar einige europäische Marken, aber EIN Gebiet wird sicher schmerzlich vermisst:

LA GRANDE NATION ET SON EMPIRE

Frankreich war im XIX. Jahrhundert eine bedeutende Weltmacht und hatte unzählige Kolonien, das "Empire" war 1900 flächenmässig die drittgrösste Weltmacht. Das Mutterland umfasste "nur" 536 Tausend qkm, aber der "Aussenbesitz" belief sich auf rund 12'000 T qkm (Quelle: "Bibliothek des allg. und praktischen Wissens" von Emanuel Müller-Baden, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin (etc.), 1920, Band 3, Teil 2, Seite 42).

Keine Briefmarke aus Frankreich oder seinen Kolonien schaffte es unter die ersten 32 bei Schubert. Auf Platz 33 sind nun aber (endlich!) 3 Marken anzutreffen: Frankreichs Nr. 6 und zwei Marken der Insel Réunion.

Réunion liegt knapp 700 km östlich von Madagaskar und ist nur rund 200 km vom weltberühmten Mauritius entfernt! 1852 erschienen die ersten Ausgaben dieser Insel: zwei Werte (15 und 30 Cents).

Im Senf 1912/1913 waren beide Marken gleich bewertet: mit 1500 Mark (für ungebraucht). 2010 gibt es Bewertungsunterschiede im Michel:

Nr. 1 = 15 Centimes = 38'000 (*) bzw. 30'000 (gest.)
Nr. 2 = 30 Centimes = 32'000 (*) bzw. 30'000 (gest.)



Ein besonders schönes Exemplar der Réunion Nr. 1 wurde am 19.5.2010 bei Spink in New York verkauft. Bei einem Katalogwert von US$36'000 (?-2010, ich habe nur Scott 2000, dort US$ 30'000) war der Zuschlagpreis von nur US$ 21'550 (ohne Zuschlag) für ein qualitativ sehr gutes Exemplar kein überragend hohes Resultat.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 12.09.2017 22:19:32 Gelesen: 606514# 255 @  
@ Heinz 7 [#254]

Im Auktionskatalog 2010 steht, völlig zu Recht: "One of the World's Rarest Classic Stamps" (siehe [#254])

Dass beide Marken Réunion (Nr. 1+2) sowohl ungestempelt als auch gestempelt sehr selten sind, hat sie in der Liste Haas (1905) noch weiter nach vorne gebracht, als bei Schubert.

1912/1913 waren beide Marken bei Senf ungestempelt mit 1500 Mark, gestempelt mit 1200 Mark bewertet. Die Bewertungen im Michel 2010 habe ich im Beitrag [#253] erwähnt. Es gibt diese Marke also nicht billig!

Theodor Haas, siehe [#149], wählte bekanntlich den Ansatz, die BILLIGERE Variante bei seiner Beurteilung heranzuziehen. Ist also eine Marke z.B. nur ungebraucht sehr teuer, so kann es sein, dass sie wohl in der Bewertung Schubert weit oben erscheint, nicht aber bei Haas!

Konsultieren wir nun also die Liste Haas, dann finden wir unsere Réunion-Marken wirklich sehr weit oben auf der Liste der "seltensten" (siehe sein Handbuch, Seite 477 ff):

14. Réunion 1851, 30 C. schwarz
15. Réunion 1851, 15 C. schwarz

Bei Haas sind diese Marken also noch deutlich besser bewertet als bei Schubert/Senf!



Anbei zeige ich eine Nummer 2 (30 Centimes) aus der Sammlung Maurice Burrus, die 1964 versteigert wurde. Burrus konnte (auch mit Réunion!) glänzen mit:

- Los 879: 15 c. ungebraucht, Schätzpreis (=SP) GB£ 650
- Los 880: 15 c. auf Brief, SP GB£ 1,200
- Los 881: 30 c. ungebraucht, SP GB£ 1,000 => siehe Abbildung
- Los 882: 30 c. ungebraucht, SP GB£ 400
- Los 883: 30 c. auf Brief, SP GB£ 400
- Los 884: 30 c. auf Brief, SP GB£ 1,500
- Los 885: 30 c. auf Brief, SP GB£ 40 => siehe Abbildung

Zum letzten Los muss gesagt werden, dass die Marke repariert war und nicht zum Brief gehört ("... sur petit enveloppe, à laquelle il le t. n'appartient pas.").

Mit 7 Marken der Nummern 1+2 kann die Sammlung Burrus aber sicherlich beeindrucken. Ich versuche noch, die tatsächlich erzielten Preise zu eruieren.

Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 12.09.2017 23:25:08 Gelesen: 606499# 256 @  
@ Heinz 7 [#254]

Die Nummer 1 von Réunion ist selten
die Nummer 2 von Réunion ist selten

Ein Brief, der die Nummer 1 und 2 von Réunion trägt, ist eine Weltrarität!

In Caspary's legendärer Sammlung war folgender Brief zu sehen:



Los 1278 von Auktion 18-21.11.1957 (sales 1123-1126) (11. Caspary-Auktion) zeigt Réunion Nr. 1+2 auf einem kleinen Brief von St. André (Réunion) nach Nantes (Frankreich).

Dieser Brief, ohne Schätzpreis im Katalog, erzielte respektable US$ 3'000 im Jahr 1957.

Dies ist (geldwertbereinigt) vermutlich mehr als 2004, als der Brief meines Wissens wieder angeboten wurde, (Boule/Harmer New York in Monaco), dann aber nur US$ 46'000 erreichte (+15 % = US$ 52'900). Nach "Bolaffi" entsprach dies damals einem Wert von Euro 43'008.

Der Schätzpreis bei Boule/Harmer lag bei US$ 60-80'000, wurde aber, wie gezeigt, nicht erreicht. Der Käufer hat ein Spitzenstück erworben zu einem günstigen Preis. Der Brief ist mehr wert als Euro 43'000 (2004), das ist meine Meinung.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 13.09.2017 21:04:04 Gelesen: 606328# 257 @  
Nachtrag zu [#256]

Ich hätte gestern gerne ein schönes Bild eingestellt eines Briefes mit Réunion 1+2, aber den Caspary-Brief habe ich noch nicht besser gefunden.

Anbei aber ein ähnlicher Brief:



David Feldman bot im April 2015 viele Raritäten an in einem "Private Treaty"-Katalog "Treasures of Philately". Auf Seite 200 fand ich diesen interessantes Brief, gestempelt: "St. André, Ile de la Réunion, 23. Aout 1852". Der Brief ging nach Nantes, mit zwei Ankunftsstempeln: "Colonies Fra. / Marseille / 25 Nov. 52" (in rot, Briefvorderseite) und "Nantes 26 Nov. 52" (schwarz, Briefrückseite). Offenbar benötigte der Brief mehr als drei Monate für seine Reise. Den Tax-Stempel "35" finden wir auch auf dem Caspary-Brief.

Leider wissen wir nicht, wieviel der Brief kosten sollte (Angabe: "Price on request"). Aber eine Angabe ist für uns sehr interessant: "A stunning combination first issue franking, (...), one of only five recorded first issue combinations covers recorded".

Damit haben wir also 2 der 5 bekannten Briefe hier gesehen.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 13.09.2017 22:15:28 Gelesen: 606304# 258 @  
@ Heinz 7 [#256]

Nun ist meine Grobschätzung fehlgeschlagen. Die US$ 3'000 von 1957 sind geldwertbereinigt auch nicht mehr, als der Erlös im Jahr 2004.

Konkret sieht das so aus:

Nach meiner Umrechnungsmethodik erhalte ich folgende Werte

21.11.1957 = Resultat US$ 3'000, kein Aufgeld (!)
Umrechnungskurs Schweiz. Nationalbank, US$ Nov. 1957 = 4.284 (bestätigt durch PR-Liste des Auktionshauses: CHF 4.28)
= CHF 12'852 bzw. CHF 12'894 per 31.12.1957

Diese CHF 12'894 werden bei p=3 (3 Prozent Jahresverzinsung) CHF 44'622 per Ende 1999 (42 Jahre später). Rechnen wir weiter bis Ende 2016 (mit p=0.4, also 4 Promille) erhalten wir 31.12.2016 einen Wert von CHF 47'756.

Das ist, zu meiner Überraschung, sogar WENIGER als die von Bolaffi genannten Euro 43'008 (2004) für den Verkauf bei Boule, Monaco.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 16.09.2017 18:47:36 Gelesen: 605922# 259 @  
@ 10Parale [#222]

Aus gegebenem Anlass mache ich heute einen kleinen "Exkurs" und verlasse das Gebiet der berühmtesten & wertvollsten Briefmarken der Welt "im engeren Sinn".

Der "Anlass" ist der Versand der Auktionskataloge von Köhler zur Herbstauktion. Da sind schöne Angebote dabei! In einem Spezialkatalog wird "Lübeck" angeboten. "Was hat nun Lübeck in dieser Rubrik verloren?" wird manch ein Leser fragen, zu Recht, denn die teuerste Marke ist bereits für Euro 3000 zu haben (Michel-Katalog 2010: Lübeck Nr. 2, 1859, 1 Schilling orange, ungebraucht).

Ganz abgesehen davon, dass es sensationelle Briefe gibt, die (aus verschiedenen Gründen) hohe fünfstellige Beträge kosten, möchte ich heute an die "Schwester der Briefmarke" erinnern.

Ja! Neben den seit jeher heiss geliebten Briefmarken gibt es noch weitere Postwertzeichen, die GLEICHWERTIG zu den Briefmarken existieren und ihre Daseinsberechtigung voll und ganz haben, aber dennoch von vielen Sammlern kaum wahrgenommen (beachtet) werden! - DIE GANZSACHEN!

Wir haben zum Glück in diesem Forum einige Freunde der Ganzsachen, und ich empfehle allen Lesern die Lektüre dieser Themen.

Und - wichtig! - die Ganzsachen waren auch einmal sehr beliebt und hoch bewertet! Die frühen Philatelisten haben sich mit Eifer auch ihrer Erforschung gewidmet, bevor die Ganzsache anfangs des XX. Jahrhunderts dann mehr und mehr in Vergessenheit geriet.

10 Parale hat im Beitrag 222 auf die Studie Lindenberg hingewiesen und den Senf-Katalog 1893. Er schreibt:

"Im Jahr 1893 gab es 116 Briefmarken und Ganzsachen, die damals mit einem Wert von größer = 400 Reichsmark angesetzt wurden (Quelle: Deutsche Briefmarken Zeitung Ausgabe Juni 1893, Autor: Lindenberg - rezitiert von Müller-Mark in Reflexionen über Philatelie)"

Im Senf Katalog 1893 (dem zweiten, den es gab; 1892 erst
mals herausgegeben) finden wir für Lübeck folgende Notierungen: (Auswahl:)

Senf Nr. 1 - 1/2 Schilling lila: 25 Mark (ungestempelt/gestempelt)
Senf Nr. 2 - 1 Schilling rotgelb: 20 Mark (ungestempelt/gestempelt)
Senf Nr. 3a - 2 1/2 Schilling rotbraun: 125 Mark (gestempelt); 50 Mark (ungest.)

1913 (20 Jahre später) waren die entsprechenden Bewertungen bei:

Senf Nr. 1 - 1/2 Schilling lila: 75/85 Mark (ungestempelt/gestempelt)
Senf Nr. 2 - 1 Schilling rotgelb: 70/80 Mark (ungestempelt/gestempelt)
Senf Nr. 3a - 2 1/2 Schilling rotbraun: 325 Mark (gestempelt); 45 Mark (ungest.)

DIESE KATALOGNOTIERUNGEN wurden aber BEI WEITEM in den Schatten gestellt von folgenden Bewertungen (Auswahl/Senf 1893):

Ganzsache Nr. 1a: 1/2 Schilling grün, kl. Form. 125 Mark (ungebr./gebr.)
Ganzsache Nr. 1b: 1/2 Schilling grün, gr. Form. 150/200 Mark (ungebr./gebr.)
Ganzsache Nr. 2b: 1 Schilling gelbrot, gr. Form. 20/200 Mark (ungebr./gebr.)
... usw....
Ganzsache Nr. 5a: 4 Schilling hellbraun, kl. Form. 250/200 Mark (ungebr./gebr.)
Ganzsache Nr. 5b: 4 Schilling hellbraun, gr. Form. 300/300 Mark (ungebr./gebr.)

Diese Ganzsachen wurden also sehrsehr hoch bewertet. Sie sind aber auch sehrsehr selten!

Heute (Ende Monat) ergibt sich die Möglichkeit, ein paar dieser Rosinen zu picken. Ein Beispiel:



Los 9692 Köhler - (30.9.2017): "Umschlag 1/2 Schilling grün im Grossformat mit Ringstempel "L" und nebengesetztem Doppelkreisstempel "LUEBECK 31/12" als Ortsbrief gebraucht (...) und einzig bekanntes gebrauchtes Exemplar dieses auch in ungebrauchter Erhaltung schon seltenen Umschlages (...)"

Mit anderen Worten: Eine absolute WELTRARITÄT.

Ich bin nun wirklich gespannt, wo der Zuschlagpreis sein wird. Schätzpreis: Euro 5000. Andere, ebenfalls SELTENE Umschläge, sind für lächerliche Euro 100/250/300/500/800 zu haben (Schätzpreise).

Wenn die schöne Schwester der Briefmarke (eben: die Ganzsache!) von mutigen Prinzen einmal aus dem Dornröschenschlaf wach-geküsst wird, könnten wir hier "Preisraketen" erwarten wie zu den besten Zeiten der Philatelie! - Verdient hätten sie es, die Ganzsachen!

Wir dürfen gespannt sein!

Heinz
 
Cantus Am: 17.09.2017 12:00:27 Gelesen: 605713# 260 @  
@ Heinz 7 [#259]

Hallo Heinz,

ich schaue selten in dieses Thema, denn Briefmarken interessieren mich naturgemäß eher weniger, aber im Anschluss an deinen Beitrag möchte ich doch noch etwas zum Besten geben. Es handelt sich dabei um ein Randgebiet, weder Ganzsache noch Briefmarke, sondern in entsprechenden Handbüchern als "ganzsachenähnliche Formulare" beschrieben.

Vor mehr als einem Jahrzehnt suchte ein in diesem philatelistischen Teilgebiet bedeutender Schweizer Sammler weltweit nach Abbildungen bestimmter echt gelaufener mehrsprachiger österreichischer Postbegleitadressen, die zwar im Handbuch von Ing.Franz Schneiderbauer sämtlich gelistet und im österreichischen ANK-Ganzsachenkatalog in ungebrauchter Form nun auch abgebildet sind, die aber in gebrauchter Form nirgends aufzutreiben waren. Ziel dieser Suche war die Herausgabe mehrerer Handbücher, die sich ausschließlich mit der österreichischen Fracht- und Paketpost befassen.

Bei einzelnen Sammlern in den USA konnte er gesuchte Einzelstücke bekommen, aber auch ich konnte mit mehreren Exemplaren aushelfen. Sie stammen sämtlich aus einem Posten sogenannter Katastrophenpost, den ich zuvor bei Schwanke in Hamburg ersteigert hatte. Alle diese Stücke haben seitliche mehr oder minder deutliche Brandspuren, wurden sie doch im Rahmen eines Zeppelinabsturzes gefunden und sichergestellt. Bis heute wurden meines Wissens keine weiteren dieser Exemplare irgendwo angeboten, es dürfte sich dabei also ebenfalls um sogennnte Weltraritäten handeln. Mangels allgemeiner Nachfrage und wenig Fachwissens um diesen - für mich jedoch bedeutenden - Teilbereich der österreichischen Philatelie dürften mögliche zukünftige Angebote entweder im unteren Finanzsektor oder nur in irgendwelchen Posten veröffentlicht werden, sehr zu meinem Vorteil, denn so dürfte das allgemeine Erwerbsinteresse in überschaubarem Rahmen bleiben.

Nicht jede Weltrarität bedingt also auch gleich einen hohen Preis, sondern es bedarf auch noch des gleichzeitigen Wunsches mehrerer vermögender Sammler, so ein Einzelstück unbedingt besitzen zu wollen.

Viele Grüße
Ingo
 
Heinz 7 Am: 18.09.2017 10:58:08 Gelesen: 605513# 261 @  
@ Cantus [#260]

Lieber Ingo,

ich weiss, dass ich das Thema "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" etwas dehne, wenn ich nun plötzlich von Ganzsachen schreibe [#259]. Meine Absicht war dabei, das Augenmerk der Leser auf diesen FASZINIERENDEN und (den Briefmarken) GLEICHWERTIGEN Aspekt der Philatelie zu lenken, denn die Ganzsache ist - ohne Frage - ein Postwertzeichen wie die Briefmarke auch!

Ganzsachen waren im XIX. Jahrhundert sehr beliebt und erreichten oft sehr hohe Preise, die denen für Briefmarken nicht nachstanden! 10 Parale hat die Studie von Lindenberg angesprochen, der einen frühen Senf-Katalog analysiert hatte und dabei sehr viele sehr teure Ganzsachen auflistete. Anfangs des XX. Jahrhunderts gerieten dann die Ganzsachen mehr und mehr in Vergessenheit und wurden von vielen Sammlern, Händlern, Auktionatoren, stark vernachlässigt, wenn nicht gar vergessen. Dies hatte natürlich auch einen Einfluss auf die Preise, die heute, vereinfacht gesagt, für Ganzsachen in der Regel sehr tief sind. Zum Glück wurde wenigstens bei den Briefmarkenausstellungen die Sparte "Ganzsachen" mit einer eigenen Klasse immer am Leben gehalten und ein paar Sammler haben so einer noch stärkeren Vernachlässigung der Ganzsachen entgegen gewirkt.

Ich werde in Zukunft unter DIESEM Thema generell nicht vertieft auf Ganzsachen eingehen. In Beitrag [#191] habe ich skizziert, wie ich dieses Thema gerne (weiter) bearbeiten würde. Wenn dabei gelegentlich auch Ganzsachen besprochen werden, dann soll das zum Thema einen direkten Bezug haben (wie - meines Erachtens - in Beitrag [#259]). Oder wenn ich hohe Resultate kommentiere, die Briefe mit Ganzsachen-AUSSCHNITTEN, erreichten! (Es ist ja seltsam, dass die GSA bei den Briefmarkensammlern sehr beliebt sind, sobald sie "als Briefmarke" verwendet wurden! (= Ausschnitt auf einen Brief geklebt anstelle einer Briefmarke)).

Wenn die Leser die "berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" kennen, so können sie erst einen relativ KLEINEN TEIL der Verkaufserfolge ohne Weiteres verstehen. VIELE ANDERE Aspekte haben ebenfalls einen gewaltigen Einfluss auf die Preise von philatelistischen Stücken (Briefmarken/Briefen, usw.). Beispiele für teure Stücke:

a) eine an sich nicht-wertvolle Marke (als Einzelstück) erreicht als grössere Einheit einen sehr hohen Preis
b) eine an sich nicht-wertvolle Marke (als Einzelstück) erreicht auf Brief einen sehr hohen Preis
c) eine an sich nicht-wertvolle Marke (als Einzelstück) erreicht als besondere Frankatur einen sehr hohen Preis
d) eine an sich nicht-wertvolle Marke (als Einzelstück) erreicht wegen ihrer Abstempelung einen sehr hohen Preis
e) eine an sich nicht-wertvolle Marke (als Einzelstück) erreicht wegen ihrer postalischen Verwendung einen sehr hohen Preis (interessant unter dem Aspekt "postal history")
f) u.s.w. die Liste lässt sich noch verlängern...

Unter Buchstabe e) können wir wohl auch Katastrophen-Post auflisten! Es ist in der Tat faszinierend, wenn von einem Zeppelin-Unfall noch Poststücke übrigblieben (oder von Schiffs-Unglücken); solche ansonsten absolut gewöhnlichen Briefe können so plötzlich enorm rar/gefragt/teuer sein!

Mit deiner Bemerkung ganz am Ende hast Du völlig recht! - Dies kann aber für Sammler auch eine sehr lohnende Herausforderung sein, die Gebiete zu entdecken (und zu sammeln), die rar und wertvoll sind, zur Zeit aber sehr günstig zu haben sind. Ganzsachen gehören - in weiten Teilen - heute ganz sicher dazu. Wenn ich mit meinem Beitrag bei einigen Lesern diese Erkenntnis schärfen konnte, dann habe ich mein Ziel erreicht.

Heinz
 
Cantus Am: 18.09.2017 11:29:40 Gelesen: 605497# 262 @  
@ Heinz 7 [#261]

Lieber Heinz,

dem ist nichts hnzuzufügen. Ich hätte hier auch niemals einen Beitrag gebracht, wenn du nicht das Thema Ganzsachen angeschnitten hättest. Alles, was du geschrieben hast, ist mir längst bekannt und bewusst. Bleibe hier also am besten bei den Briefmarken, über die Wertigkeit von und die Nachfrage nach Ganzsachen und ganzsachenähnlichen Formularen kann dann gerne an anderer Stelle und von tatsächlichen Sammlern dieser Teilbereiche der Philatelie diskutiert werden.

Viele Grüße
Ingo
 
Setubal Am: 18.09.2017 11:46:05 Gelesen: 605491# 263 @  
Hallo ins Form,

ich möchte hier mal einen Brief plazieren, bei dem die Seltenheit der Marke nicht das Ausschlag gebende ist. Es ist eine One Penny black - die 1. Marke der Welt.

Nun kommt diese Marke auf Briefen innerhalb Englands doch recht "häufig" vor.

Ich zeige sie hier auf einem bezahlten Brief ins Ausland.



Der materielle Wert des gesamten Beleges ergibt sich hier aus der seltenen Destination.

Rolf-Dieter
 
Heinz 7 Am: 18.09.2017 21:10:47 Gelesen: 605390# 264 @  
@ Cantus [#262]

Lieber Ingo,

einverstanden; ich werde hier (in diesem Thread) nur ausnahmsweise über Ganzsachen schreiben (und nur wenn ein Bezug zum Thema besteht) und sonst das Thema den "tatsächlichen Sammlern" von Ganzsachen überlassen.

Ich zähle mich übrigens auch zu diesen "tatsächlichen Sammlern", wie Du ja weisst; siehe mein 2013 gestartetes Thema: "Ganzsachen Rumäniens". Auch Ganzsachen der Schweiz sammle ich.

Herzliche Grüsse

Heinz
 
Heinz 7 Am: 18.09.2017 21:24:45 Gelesen: 605378# 265 @  
@ Setubal [#263]

Guten Abend Rolf-Dieter

Danke für Deinen Beitrag. Du zeigst uns einen Brief, der aus folgenden Gründen interessant ist:

seltene Marke? - Nein
selten auf Brief? - nein

Also muss es etwas anderes sein.
Auslandbrief, nur teilweise voraus-bezahlt
Schiffspost 1841.

Ich kenne mich zuwenig aus, bei diesen Briefen, ob die Destination Funchal/Madeira aus England so selten ist, dass Sammler dafür wirklich hohe Preise bezahlen. Kannst Du uns sagen, was der Brief gekostet hat?

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 18.09.2017 22:36:45 Gelesen: 605349# 266 @  
In Beitrag [#254] habe ich festgestellt, dass Frankreichs am höchsten bewertete Marke bei Schubert (bzw. Senf 1912/1913) erst auf Platz 33 erscheint.

33.04 Frankreich, 1849, 1 Franc rotorange, ungebraucht: Senf 1912 / 1913 = 1'500 Mark.

Im neuen Michel (neu, naja, 2010...) ist diese Marke bewertet mit Euro 70'000 (Michel Nr. 6a = orangerot, *).



Diese Marke hat sich in den letzten 100 Jahren also gut entwickelt.

RICHTIG teuer wird es, wenn diese frühen Ausgaben in Kehrdruckpaaren vorliegen! Gemäss Michel-Katalog 2010 ist die Nr. 6aK mit Euro 250'000 bewertet.

Ich habe in Beitrag [#47] einen solchen (oder ähnlichen) Kehrdruck-Viererblock gezeigt, dort aber die Nummer Yvert No. 7d. Ich möchte die Nummern korrekt auseinanderhalten, und mit Bildern in Farbe zeigen, habe aber im Moment die entsprechenden Kataloge nicht zur Hand.

Darum vorerst nur die lose Marke, orangerot...

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Setubal Am: 19.09.2017 10:00:47 Gelesen: 605242# 267 @  
Hallo Heinz,

sicherlich hast Du Verständnis dafür, dass ich den von mir gezahlten Preis nicht schreibe.

Ein paar Beiträge zurück ging es um die generelle Aussage, dass sich der Wert einer an sich nicht seltenen Marke dann steigern kann, wenn bestimmte Zusatzmerkmale es hergeben.

Mit dem von mir gezeigten Brief wollte ich ein Beispiel zeigen.

Die One Penny black allein als Marke setze ich mal (willkürlich) mit 100 an.
Auf Brief, schon nicht mehr so häufig, innerhalb Englands (willkürlich) mit 250 - 500.
Auf Brief ins Ausland mit einem (willkürlichen) Wert bei 5.000.
Ich weiß von einem Sammlerfreund, dass er eine One Penny black auf Brief nach Mexico, für 50.000 angeboten bekam.

Auch wenn meine "Zahlen" willkürlich sind, geben sie ein grobes Beispiel, wie sich der Wert steigert.

Bei allen Angaben von Preisen (Zahlen) ist aber jedes mal darauf zu achten, ob überhaupt jemand bereit ist, den genannten Preis zu zahlen!

Rolf-Dieter
 
Heinz 7 Am: 19.09.2017 12:35:16 Gelesen: 605191# 268 @  
@ Setubal [#267]

Hallo Rolf-Dieter,

ja, natürlich habe ich Verständnis, wenn Du den Ankaufspreis nicht bekanntgeben willst.

Ich gehe einig mit Dir, dass solche seltenen Verwendung den Wert eines Briefes schnell sehr stark erhöhen. Dein Beispiel ist sicher geeignet, um dies klar zu zeigen: Ein One-Penny-Black Brief wird durch die seltene Postroute/-beförderung heraufkatapultiert von, sagen wir (als Grössenordnung): Euro 500 auf Euro 10'000.

Du hast aber sicher auch Verständnis, dass unter diesem Thema Dein Brief es nicht unter die "wertvollsten Briefmarken der Welt" schafft (das ist der Titel dieses Themas). In Beitrag [#191] habe ich skizziert, wie ich dieses Thema gerne (weiter) bearbeiten würde. Dabei werde ich (auch) einige Auktionsresultate vorstellen, die exorbitant hoch waren. Ich werde VERSUCHEN, das zu kommentieren und ggf. Erklärungen dafür zu finden.

Sobald ein philatelistisches Stück extrem teuer ist OHNE dass die zugrundeliegende Briefmarke eine teure Welt-Rarität ist, wird der Kreis der Interessenten, die sich für dieses Stück interessieren, sehr viel kleiner. Die Preise sind dann teils sehr starken Schwankungen unterworfen: es ist, wie Du schreibst: es braucht immer mindestens einen oder vielmehr ZWEI Sammler, die einen hohen Preis für ein Stück zu zahlen bereit sind.

Ich gratuliere Dir zu dem seltenen Stück und zu Deiner Sammlung Portugal! Du hast uns - fleissig! - viel davon gezeigt. Danke.

Heinz
 
Setubal Am: 19.09.2017 13:16:44 Gelesen: 605168# 269 @  
Hallo Heinz,

(mit einem verschmitzten Lächeln)

der Titel lautet: Die berühmtesten und wertvollsten Marken

und ich habe den Beitrag aus 2 Gründen gebracht:

Die Berühmtheit der Marke und die Wertmäßigkeit in Abhängigkeit zu anderen wertbestimmenden Punkten.

Rolf-Dieter
 
Heinz 7 Am: 19.09.2017 14:09:48 Gelesen: 605134# 270 @  
@ Setubal [#269]

Prima!

Richard hat das Thema ja auch so angefangen, mit der One Penny Black! Sie ist nicht nur berühmt, sie ist auch wunderschön!

Herzliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 20.09.2017 20:44:19 Gelesen: 604822# 271 @  
@ Heinz 7 [#266]

Die teuerste Marke von Frankreich war 1912/1913 die 1 Franc-Marke aus der ersten Ausgabe 1849/1850. Der 1 Franc-Wert gibt es in zwei Farben:

nach Michel:

6a) orangerot
6b) fahlrot (1.1.1849)
7a) karmin
7b) braunkarmin (1.12.1849)

nach Zumstein:

6) orangerot
6a) ziegelrot
6b) zinnober (Vervelle)
7) karmin
7a) braunkarmin

nach Yvert & Tellier:

6) carmin foncé
6a) carmin claire
6b) carmin brun
7) vermillon (vif)
7a) rouge terne



Dieser Ausschnitt aus dem Auktionskatalog Ivy & Mader Philatelic Auctions, Inc., USA-West Caldwell (21.11.1998) zeigt die karmin-Variante, die deutlich tiefer katalogisiert ist (Euro 10'000 = Michel 2010). Los 38+39.

Los 48 ist anbei gezeigt:



Michel Nr. 6a hatte einen Katalogwert von Euro 70'000 (Michel 2010)
Michel Nr. 6b hatte einen Katalogwert von Euro 40'000

Heinz
 
Heinz 7 Am: 20.09.2017 21:29:34 Gelesen: 604806# 272 @  
@ Heinz 7 [#271]

Nicht restlos klar ist mir Los 49:



Scheinbar ist die Variante "vervelle" bei Michel nicht katalogisiert (siehe aber Zumstein).

Die Lose hatten einen Schätzpreis von
US$ 10'000 (Los 38)
US$ 10'000 (Los 39)
US$ 42'500 (Los 48)
US$ 22'000 (Los 49)

Das sind grosse Unterschiede, die genaue Kenntnisse der Nuancen voraussetzten.

2003 gab es eine phantastische Frankreich-Auktion, die neue Massstäbe setzte. Zwei Lose waren sehr aufschlussreich, um die Unterschiede der Farben zu zeigen.



Die Auktion war der Verkauf der Sammlung "La Fayette" (Spink/Behr, Paris, 17.11.2003).

Darin waren zwei "Super-Lose"

Heinz
 
Koban Am: 20.09.2017 22:32:19 Gelesen: 604793# 273 @  
@ Heinz 7 [#272]

Die "Vervelle" ist im Michel unter römisch I, gleich im Anschluss an die Erstausgabe katalogisiert. Die Marke wurde nicht offiziell ausgegeben.

Kehrdrucke der seltenen Mi 6 (Yv 7), siehe [#47] und [#266], sind nur zwei bekannt. Zum einen in dem bereits von Dir in [#47] gezeigten Viererblock, zum anderen in einem Dreierstreifen auf Brief. Von der "Vervelle" gibt es nur einen Kehrdruck.

Gruß,
Koban
 
Heinz 7 Am: 21.09.2017 00:26:24 Gelesen: 604763# 274 @  
@ Heinz 7 [#272]

Los 83 der Sammlung "La Fayette" (2003) wurde beschrieben als Yvert & Tellier Nr. 7f = Vermillon pâle dit vervelle; tête-bêche dans un bloc de quatre.



Das war das berühmte Los der Auktion Ferrary (11. Auktion/Los 59), das damals eines der höchsten Ergebnisse erzielte, das vierthöchste, um genau zu sein.

Dieser Block galt lange Zeit (zu Recht) als wertvollstes Stück der französischen Philatelie!

Aber 1924 ist nicht 2003. (Doch davon später).

Los 83 erreichte 2003 folgendes Ergebnis:

Estimate: Euro 325'000 - 425'000
Zuschlag: Euro 460'000
Aufpreis: 10 bzw. 15 % (gestaffelt) = Euro 511'000 plus Mehrwertsteuer = ca. Euro 520'996
(eigene Berechnungen. Bolaffi weist etwas andere Werte aus).

Der Euro galt damals 1.5587 zum Schweizer Franken. Das ergibt CHF 812'076 (17.11.2003). Ende Jahr entspricht dies CHF 812'464. Mit 4 Promille verzinst ergibt das Ende 2016 = CHF 855'741.

Dieses Ergebnis war 33 % höher als dasjenige von Ferrary 1924!

Rechnen wir nach:

Resultat 19.11.1924 = Francs 200'500 + Zuschlag 19.5 % = FF 239'597.50
Umrechnungskurs Franc zum GB£ = 87.55 = GB£ 2736.69
Umrechnung in CHF = (Kurs 23.852) = CHF 65'275.53 (19.11.1924)
Ende Jahr (1924) = CHF 65'499
Ende 1999 = CHF 601'210
Ende 2016 = CHF 643'428.

Wir folgern daraus:

a) Dieser Kehrdruck-Viererblock ist schon seit 100 Jahren sehr wertvoll/teuer.
b) es gibt Briefmarken/philatelistische Einheiten, die sich noch stärker positiv entwickelt haben; heute steht dieser Block nicht mehr auf "Platz vier der Welt" (wie bei der Ferrary-Auktion 1922-1925).

Heinz
 
Heinz 7 Am: 22.09.2017 21:39:42 Gelesen: 604537# 275 @  
@ Koban [#273]

Gemäss Studie Schubert gibt es unter den 100 teuersten Marken 2 Notierungen zu Frankreich:

33.4. Ausgabe 1849/50, Senf Nr. 6, ungebraucht
80.4. Zeitungs-Stempel-Marken 1868, Senf Nr. 032 IV. 5 Cents blau, ungebraucht.

Die 1 Franc-Marke (Senf Nr. 6 = Yvert Nr. 7 = Michel Nr. 6) habe ich in Beitrag 266, 271, 272 und 274 vorgestellt, und dabei nicht nur die Einzelmarke gezeigt, sondern auch die sehr seltenen Kehrdruck-Paare (Tête-bêche). In Beitrag [#272] konnte ich das wertvollste Stück der französischen Philatelie 1900-1931 vorstellen.

Warum 1931? - Nun, damals wurde ein (unregelmässiger) Grossblock von 22 Marken der 1 Franc vermillon gefunden.

NNNNNN
NNNNNN
NNNNKN
NNNN--

Die 17. Marke dieses Bogens stand auf dem Kopf! (mit "K" markiert, "N" für "normalstehend").

Der Raritätenhändler Georges Behr trennte noch im selben Jahr 1931 diesen Grossblock auf in

1 Achterblock
1 Viererblock
5 Paare.

Position 10+11+16+17 bildete einen Viererblock mit einem Tête-bêche-Kehrdruck. Dieses Super-Stück kam in die Sammlung Théodore Champion, später Ballat, Robert Gill, Duane Hilmer und ... La Fayette (= vermutlich Steven Walske).



Auf den ersten Blick können wir kaum einen Unterschied feststellen zwischen dem TB-VB der Yvert Nr. 7d ("vermillon vif"), Los 50, und dem TB-VB der Yvert Nr. 7f ("vermillon pâle; vervelle") Los 83, den ich in Beitrag [#274] vorgestellt habe. Der YT 7d-TB VB hat eine leicht defekte Ecke rechts-oben.

Los 50 wurde dennoch bedeutend höher eingeschätzt als Los 83: mit Euro 600'000-800'000! Und der Zuschlag war auch beeindruckend: nach Bolaffi waren es US$ 1'025'000, Endpreis damit US$ 1'178'750 oder Euro 1'004'413

(Ich vermute, dass Bolaffi hier einen Fehler machte; der Zuschlag war gestaffelt (15 % und 10 %). Fraglich ist auch, ob der Zuschlag in $ erfolgte, wie Bolaffi vermuten lässt; die Auktion war aber in Paris und die Schätzpreise waren in Euro. Leider habe ich keine offizielle Ergebnisliste).

Wie auch immer: Der 1931 gefundene "vermillon vif"-Block ist massiv höher bewertet als der "vermillon pâle/vervelle"-TB-Viererblock. Warum?

Nach Koban gibt es 2 TB-Paare der "vermillon vif" aber nur einen der "vermillon pâle/vervelle". Dennoch ist der "vemillon vif"-Kehrdruck viel teurer? Das macht irgendwie keinen Sinn.

Studieren wir den Auktionskatalog SPINK/BEHR:

Los 50: es ist nicht vermerkt, wie viele TB-KD-Paare (oder grössere Einheiten) bekannt sind
Los 83: hier ist vermerkt: "one of the five vermilion tête-bêche known", also "einer von fünf". Die fünf scheinen sich aber auf alle Yvert & Tellier Nr. 7 zu beziehen, also 7f, 7d, etc.

Koban kennt offenbar immerhin 3 davon.

Auch das Buch "Encyclopedia of rare and famous stamps/Vol. 2/The Biographies" (Leon N. Williams, 1997) klärt die Frage nicht: auf Seite 75+76 sind nur genau die zwei Stücke beschrieben, die jetzt auch besprochen werden (die zwei TB-VB).

schwierig.

Ich muss zu einem vorläufigen Ende kommen. Der TB-Viererblock "vermillon vif" (ursprünglich aus dem Fund 1931) gilt heute als das wertvollste Stück der Philatelie Frankreichs!

Die einzige (aber m.E. schlüssige) Erklärung für den grossen Wert-Unterschied sehe ich im Hinweis von Koban:

"Die "Vervelle" ist im Michel unter römisch I, gleich im Anschluss an die Erstausgabe katalogisiert. Die Marke wurde nicht offiziell ausgegeben."

Heinz
 
Koban Am: 22.09.2017 23:41:51 Gelesen: 604511# 276 @  
Hallo Heinz,

die Variante "vermillon vif" ist ungebraucht die seltenste und teuerste Nuance der Mi 6 (Yv 7). In vergleichbarer Erhaltung, ungebraucht ohne Gummi (der Vervelle-Bogen war ungummiert), wertet eine "vermillion vif" etwa das zweieinhalbfache der "Vervelle". Der Vervelle-Bogen wurde 1892 im Nachlaß eines hochrangigen Postmitarbeiters gefunden. Der später nach seinem Käufer benannte Bogen enthielt den Kehrdruck aus Los 83.

"One of the five vermilion tête-bêche known" sowie auch meine Zählung(drei) beziehen sich auf sämtliche Nuancen von Mi 6(Yv 7) incl. Vervelle.

Gruß,
Koban
 

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