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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 951 Beiträge:
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Martin de Matin Am: 21.07.2019 14:36:35 Gelesen: 443526# 577 @  
@ 10Parale [#576]

Dieses Stück wurde wie in meinem Beitrag [#553] aufgeführt für 75.000 Dollar angeboten.

@ Heinz 7 [#572]
@ Heinz 7 [#574]

Ich hätte zu den Postmeistermarken von Bermuda eine kleine aber nicht unwichtige Frage. Sind die Postmeistermarken, insbesondere die Ausgaben mit der Inschrift "PAID AT", wirklich Briefmarken; und gibt es Unterlagen in Archiven, die die Ausgabe bestätigen?

Bei den ersten Postmeistermarken von Hamilton kann ich den Briefmarkenstatus ja akzeptieren, da dort wohl aus dem normalen Stempel von Hamilton die Tag und Monatsangaben entfernt wurden und handschriftlich one penny und Perot eingetragen wurden.

Nun zu den Ausgaben mit der Inschrift PAID AT von Hamilton und St. Georges. Hier eine Beispielabbildung (Los 84) aus der Morris H. Ludington Auktion bei Spink 1999.



Das oben gezeigte Stück stammt aus dem Jahr 1861, also aus dem Jahr der Verausgabung der zweiten Hamilton-Ausgabe. Ich sehe hier keinen Unterschied zu den Postmeister-ausgaben (meine Abbildung ist nur der Ausschnitt eines Briefes mit dem Stempel "PAID AT"). Der einzige Unterschied ist das Papier, aber dies ist bei den Postmeisterausgaben auch unterschiedlich, und die Federzugentwertung. Falls jemand meint das Stück aus Beitrag 576 hat ja einen Stempel, so sollte man bedenken, das es auch unfrankierte Briefe mit einem Stempel über den roten "PAID AT"-Stempel gibt. Federzugentwertung und Behauptungen Briefe in einer Korrespondenz gefunden zu haben sind noch lange kein Beweis für die Echtheit.

Eure Meinung dazu ist jetzt gefragt.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 22.07.2019 21:00:36 Gelesen: 443090# 578 @  
@ 10Parale [#575]

Besten Dank für die anerkennenden Worte.

@ Martin de Matin [#577]

Es ist tatsächlich so, dass die Briefmarken und die Handstempel sich sehr ähnlich sehen. Nach Information des Auktionskataloges von H.R. Harmer kann ich Folgendes bekanntgeben.

Seit 1818 durften die Postmeister die Erträge für Inland Post für sich behalten. 1842 wurde die Rate für einen nicht schweren Brief reduziert auf 1 Penny. Die Leute, die einen Brief aufgeben wollten, konnten diesen in einen Briefkasten einlegen, bitte mit dem Geld für die Beförderung.

Das klappte aber nur ungenügend. Die Anzahl der abgegebenen Briefe überstieg die Anzahl der eingegangenen Pence, darum machte der Postmeister William Bennet Perot eine Notmassnahme: er gab Briefmarken heraus.

"He produced them by utilising his datedtamp (PM4) with day and month slugs removed and endorsing them with "One Penny" an his signature".

Die Briefmarken mussten dann als Vorauszahlung angebracht werden; andere Briefe wurden (vermutlich) nicht mehr befördert (früher war es Pflicht, da man ja nicht wusste, wer den Brief bezahlt hatte, und wer nicht).

Normale Briefe mit solchen Datumstempeln sind nicht besonders teuer. In der Sammlung Tucker waren gleich 11 Stücke mit diesem Handstempel vorhanden, davon 10 von Hamilton:

Los 40: PM 4 Hamilton: 1842, Teil von Umschlag
Los 41: PM 4 Hamilton: 1847, single letter-sheet
Los 42: PM 4 Hamilton: 1849, letter
Los 43: PM 4 Hamilton: 1850, envelope
Los 44: PM 4 Hamilton: 1854, letter
Los 45: PM 4 Hamilton: 1855, mourning envelope
Los 46: PM 4 Hamilton: 1855, tender, (...) with strike of red PM4
Los 47: PM 4 Hamilton: 1859, front
Los 48: PM 4 Hamilton: 1859, letter
Los 49: PM 4 Hamilton: 1861, letter
Los 50: PM 4 Ireland Isle: 1842, wrapper

Die PM 4-Stempel von Hamilton erzielten Preise von nur GB£ 33 (Los 47) bis GB£ 360 (Los 44).

Die auf Extra Papier angefertigten Briefmarken sind wohl als solche zu akzeptieren. Es wurde das Datum entfernt und eine Unterschrift vom Postmeister wurde angebracht.

Der Poststempel PM 4 war aber nicht der einzige, der damals verwendet wurde. Du zeigst uns oben einen PM 2, dazu kann ich auch ein schönes Exemplar zeigen:



Dies war Los 14 der ersten Tucker Auktion mit Postmark 2 "Paid at Hamilton Bermuda". Solche PM 2-Stempel gab es auch von St. Georges und Ireland Isle.

Heinz
 
10Parale Am: 22.07.2019 21:11:46 Gelesen: 443083# 579 @  
@ Martin de Matin [#577]

Dann sag ich mal meine Meinung:

"sind die Postmeistermarken, insbesondere die Ausgaben mit der Inschrift "PAID AT", wirklich Briefmarken; und gibt es Unterlagen in Archiven, die die Ausgabe bestätigen?"

Kurz mal ein Rückblende: In Hamilton war Mr. Perot der Postmeister mit einem Jahresgehalt von £70. Die Einnahmen aus dem Briefverkehr standen ihm zusätzlich auf Grund eines Gesetzes zu. Das Problem war, in seinem hölzernen Briefkasten, der vor dem Haus stand, wurden bei der Leerung mehr Briefe als One Penny Münzen gefunden, so dass es im Prinzip ein Minusgeschäft war. Der Hobbygärtner Perot hatte nun einen freundlichen Nachbarn, den Chemiker Mr. J.B. Heyl. Dieser Chemiker hatte nun den Einfall, die tatsächlich bezahlte Post mit einem Label zu versehen, wie er es bereits aus Amerika kannte. Perot wärmte sich mit dem Gedanken an und formte nun aus dem eigentlichen Stempel eine Briefmarke, indem er den Monat und den Tag entfernte und nur das Jahr auf dem Label beließ. Dann schrieb er noch One Penny handschriftlich drauf und unterschrieb das Ganze. So kreierte er eine Art Bogen mit 12 Marken, die er auseinanderschnitt und bis Juni 1849 in schwarzer Tinte, dann mit roter Tinte beschriftete (HAMILTON _ BERMUDA).

Nun kommt in dem bereits genannten Buch THE QUEEN´s STAMPS von Courtney, woher ich diese Informationen beziehe, eine aufhellende Passage, ich zitiere:

"As Perot made the stamps, he did not see the need to further cancel them which meant that it was a long time before they were discovered, and even longer before they were recognised as genuine because no Act of the Legislature had confirmed the issue."

Das Buch führt weiter aus, dass Edward Denny Bacon´s Studien über die Bermuda Postmeistermarken dazu beitrugen, die Authentizität bzw. Echtheit der Marken zu bestätigen.

Aus diesem Grund halte ich diese Postmeistermarken natürlich für Briefmarken, mit dem einzigen Unterschied, dass ihre Existenz keinem staatlichen Auftrag entspringt, sondern der Notwendigkeit, - wie so oft im Leben -, dem Betrug einen Riegel vorzuschieben.

Ob eine Federzugentwertung wie in Beitrag [#572] gezeigt echt ist, steht mir allerdings nicht zu, dies zu beurteilen.

Liebe Grüße

10Parale
 
Heinz 7 Am: 22.07.2019 21:57:19 Gelesen: 443067# 580 @  
@ Heinz 7 [#578]

Bei der zweiten Perot-Ausgabe 1861 (Stanley Gibbons Nr. O6) sind wir uns vielleicht nicht sicher, ob es eine eigens geschaffene Briefmarke ist, oder ob es einfach ein PM2-Stempel ist, der, ausgeschnitten, auf einen Brief draufgesetzt wurde.

Es gibt zwei Briefe mit dieser Marke, siehe z.B. [#572]. Der Federstrich geht nicht auf den Brief über, so auch nicht beim anderen Brief und auch nicht bei den zwei losen Marken. Ich verstehe also sehr gut, dass Du fragst:

"... und gibt es Unterlagen in Archiven, die die Ausgabe bestätigen?"

Bei der Thies-Marke gibt es nur vier Abbildungen: 1 Brief mit Federzug-Entwertung (siehe [#574])
1 kleines Fragment, Marke ebenfalls mit Federzug-Entwertung
2 lose Marken mit dem Stempel "St. George"; eine davon gezeigt von

@ 10Parale [#576]

Auch hier sind die Fragen dieselben wir zur 2. Perot-Ausgabe.

Es gibt sogar ein weiteres Fragezeichen zu Bermuda-Postmeisterausgaben. Dazu nochmals ein Foto aus einem Auktionskatalog, den wir hier schon gezeigt haben:

@ Heinz 7 [#561]

Die Ulrich-Sammlung enthielt u.a. vier sehr interessante Lose, die alle auf der vierten Umschlag-Seite gezeigt wurden.



Los 13: eine Perot-Ausgabe von 1848 (Stanley Gibbons Nr. 1)
Los 15: eine Perot-Ausgabe von 1861 (Stanley Gibbons Nr. 6)
Los 16: eine Thies-Ausgabe von 1860 (Stanley Gibbons Nr. 7).

Aber was ist denn Los 14?

Die Auktionsbeschreibung sagt, es handle sich um eine Ausgabe 1862 "Ward Issue".

Robert Ward war Nachfolger von Perot als Postmeister. Ob er auch eine Postmeister-Marke herausgegeben hat, ist umstritten.

Leon N. Williams schreibt dazu: "There being no means of dating the blue pencil marking, these stamps were regarded with reserve because it is possible that each could have been cut out from an envelope of an overseas letter for which postage had been prepaid at Hamilton." (siehe: Leon Norman Williams: "Encyclopaedia of rare and famous stamps" Band 1, 1993, Seite 9). Auch das Auktionshaus Temple Bar sicherte sich ab, indem es zu Los 16 hinzu schrieb:

"probably a cut out from an envelope and posthumously cancelled in crayon".

Diese Marke ist generell nicht anerkannt. Sie ist meines Wissens auch nicht katalogisiert. Im Tucker-Auktionskatalog stand zu einer (anderen) Ward-Marke folgendes: (Los 61):

"As the status of these two known copies is still unresolved, this example is necessarily sold "as is".

Der Hammer fiel dann bereits bei GB£ 260, also mehr als 100 x weniger als bei Los 60 zuvor!

Temple Bar war da kühner, 11 Jahre später: IHR Los 16 wurde mit einem "Estimate" von GB£ 20'000-25'000 angepreist! Meines Wissens fand diese Marke aber keinen Käufer.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 22.07.2019 22:32:13 Gelesen: 443057# 581 @  
@ 10Parale [#544]

Du nennst eine Auktion von 1974; ich kann diesen Auktionskatalog hier ebenfalls zeigen:

Es war ein Robson Lowe, London, Sale



In 176 Losen wurde die Sammlung von M. H. Ludington angeboten.

Gleich die ersten beiden Lose waren die wertvollsten:

Los 1001: ein Fragment mit Perot-Ausgabe 1849 (Stanley Gibbons Nr. 02)
Los 1002: der eine "Miss Hurst" Perot 1861-Brief.

Deine Annahme, der oben genannte Brief habe 1974 einen ähnlichen Preis gekostet wie das Exemplar ex Sammlung Tucker (4 Jahre später), muss ich korrigieren: der Käufer musste nur GB£ 5'250 bezahlen, also nur 70 % vom estimate (GB£ 7'500). Sogar unverkauft blieb das Los 1001, das mit GB£ 10'000 geschätzt war.

4 Jahre später gabe es dann hohe Preise, wie ich oben zeigen konnte (4 Lose mit Ergebnissen von GB£ 22'000 bis GB£ 36'000).

So starke Schwankungen in den Resultaten sind manchmal kaum zu erklären.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 10.08.2019 23:25:58 Gelesen: 439817# 582 @  
@ Heinz 7 [#581]

Immerhin deutlich mehr als 3000 "hits" seit dem 22.7.2019 (= 19 Tage) zeigen, dass es doch ein paar Leser gibt, welche sich für das Thema interessieren. Also sehe ich mich ermutigt, weiter zu machen.

Wir haben gerade bei Bermuda gesehen (Beiträge ab [#552]), dass es Staaten gibt, wo es lange dauerte, bis seine grossen Briefmarken-Raritäten entdeckt wurden. Mein Rückblick auf die Studien von Haas (1905) und Schubert (1912) zeigt das ja auch: manch eine klassische Rarität der frühen Jahre, die wir schon besprochen haben, war vor über 100 Jahren noch nicht berühmt, obwohl damals schon das Briefmarkensammeln sehr populär war und damals schon ein "reifes" Hobby war (die ersten Briefmarken erschienen 1840), 1910 war das Briefmarkensammeln fest etabliert.

Umso erstaunlicher ist es, wenn wir feststellen, dass gewisse Raritäten fast nie auf dem "freien Markt" gehandelt werden. Ein ganz extremes Beispiel entdeckte ich vor wenigen Jahren, als 2010 eine wirkliche Weltrarität zum ersten Mal angeboten wurde:

1859 herausgekommen...
2010 zum ersten Mal an einer öffentlichen Auktion angeboten...
nach 151 Jahren...

eine Sensation!

Venezuela hat (wie andere Länder auch) ebenfalls einen Farbfehldruck, der extrem selten ist. Die allererste Ausgabe des Landes, 1859, umfasste nur wenige Wertstufen. Eine davon war die 1/2 Real, die in gelb oder orange gedruckt wurde.

Offenbar gab es auch einen Fehldruck in rot. Es ist gar nicht so klar, die Unterschiede zwischen "orange" und "rot" zu sehen, aber die Spezialisten können dies natürlich. In einem "Edition d'Or"-Band (Dr. Knut Heister-Sammlung, Venezuela, Band XVI), sind die Varianten nebeneinander gestellt.

(Fortsetzung folgt)

Heinz
 
Heinz 7 Am: 10.08.2019 23:46:03 Gelesen: 439812# 583 @  
@ Heinz 7 [#582]

Die "Medio Real" rot statt gelb gibt es offenbar nur zwei Mal. Ein Exemplar zierte die Knut Heisters Sammlung.

Das gestempelte Exemplar ist zwar auch schon eine Weile bekannt, wurde aber offenbar erst 2010, also nach 151 Jahren, erstmals öffentlich (als Einzellos) versteigert!

Angeblich war das Stück zuvor schon in der Sammlung von Ferrary, wurde dort aber angeblich nicht einzeln angeboten. Möglicherweise war der Fehldruck im Sammellos 658 der 9. Auktion enthalten (alle diese Informationen entnehme ich dem Auktionskatalog: Investphila, Lugano, 15. Auktion, April 2010).

Danach kam das Stück in die Hände des weltbekannten Auktionators H.R. Harmer (der selber aber auch sammelte). Er stellte das Stück aus 1950 an der Weltausstellung in London. Die Harmer-Sammlung Venezuela wurde gesamthaft von einem anderen Sammler übernommen und kam schliesslich in die Hände des grossen Sammlers Gordon N. John.

2010 wurde ein weiterer Teil seiner grossartigen Sammlung verkauft.



Die Marke kam zum ersten Mal zum öffentlichen Auktions-Verkauf. Welcher Ausrufpreis ist hierfür anzusetzen? - Eine schwierige Frage.

Die philatelistische Leitung von Investphila wusste um die Wichtigkeit des Stückes und preiste das Stück hoch aus: Starting Price (in Euro): 150'000. Die Marke zierte auch die Titelseite des Auktionskataloges, obwohl die Sammlung auch sonst "allerhand" zu bieten hatte.

Doch bei dem Startpreis blieb es nicht. Der Fehldruck wurde gemäss Resultat-Liste verkauft für Euro 240'000 + 20 % = Euro 288'000.

Damit reiht sich die Marke ein unter die wertvollsten Briefmarken der Welt. Spät. Aber nicht zu spät für uns, damit wir diesem Fehldruck nicht ebenfalls unsere Aufmerksamkeit (und Bewunderung) schenken können.

Heinz
 
Martin de Matin Am: 11.08.2019 07:38:45 Gelesen: 439726# 584 @  
@ Heinz 7 [#583]

Bei der 1. Sonderauktion am 7. April 2ß18 bei Christoph Gärtner wurde unter Los 581 ein Paar des Fehldrucks für 160.000 Euro angeboten. Dem Paar war ein Attest von Dr. Knut Heister aus dem Jahr 2015 beigefügt. Dort wird ein Unterrandmangel beschrieben, der klar ersichtlich ist. Im Attest werden auch die beiden anderen Stücke erwähnt.



Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 11.08.2019 10:43:07 Gelesen: 439637# 585 @  
@ Martin de Matin [#584]

Lieber Martin,

ich danke sehr für diesen Hinweis. Das Paar von Gärtner habe ich persönlich nicht gekannt. Den Auktionskatalog vom 7.4.2018 habe ich leider auch nicht erhalten.

Ich finde man sieht diesem Paar die Fehlfarbe deutlich an, auch ich erkenne hier ein "rot", während ich beim Stück in Beitrag 583 spontan eher an orange gedacht habe. Ich bin froh um diese Abbildung aus dem Katalog von Gärtner.

Farbvergleiche sind keine exakte Wissenschaft, und schon viele Philatelisten sind sich in die Haare geraten bei den Farbbestimmungen bzw. -zuteilungen. Ohne (Original-) Vergleichsmaterial und sehr viel Erfahrung geht es nicht.

Interessant ist auch, dass Gärtner das gestempelte Stück (Beitrag 583) als "defekt" bezeichnet. Im Auktionskatalog von Investphila, Lugano, sind keine solchen Bemerkungen zu lesen.

In Lugano kostete Los 745 Euro 240'000 + 20 % (eine Marke). In Bietingheim blieb das Paar zum Ausruf von Euro 160'000 unverkauft, obwohl ein Paar ja eigentlich teurer sein sollte, als eine Einzelmarke. Erfolg und Misserfolg liegen oft nahe beieinander.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 11.08.2019 10:57:05 Gelesen: 439626# 586 @  
@ Martin de Matin [#584]

Martin, Dein Hinweis hat mir keine Ruhe gelassen, und ich habe im Netz gesucht, und habe einen Volltreffer gelandet. Offenbar wurde das Paar erst 2015 gefunden, und von Prüfer Dr. Heister geprüft.

Ich lese von einem mir unbekannten Auktionshaus folgende Info (mit Bild!)

auf http://www.lauritz.com lesen wir:

'Rote Venezuela' - eine philatelistische Rarität bei Lauritz.com

Sie ist seltener als die ‚Blaue Mauritius‘ und die Entdeckung dieses Paares ist eine philatelistische Sensation: Nur vier Exemplare der ‚Roten Venezuela‘, einer Marke von 1861 im Wert von ½ Real, sind weltweit bekannt. Bis zum 4. August 2016 kann in den Online-Auktionen von Lauritz.com auf ein Paar dieser Raritäten geboten werden. Der Schätzpreis liegt bei 550.000 Euro.

>> Zur Auktion

Eine Marke von einem ½ Real hatte damals den Postwert eines venezolanischen Inlandsbriefs. Die Farbe war eigentlich Orange. Von dem roten Fehldruck sind insgesamt nur 4 Exemplare bekannt – das aktuell zur Auktion stehende Paar und zwei weitere Einzelmarken. Das macht die ‚Rote Venezuela‘ zu einer der seltensten Marke der Welt.

Im Jahr 2010 wurde eine der Einzelmarken bei einer Auktion in der Schweiz für 288.000 Euro versteigert. Das vorliegende Paar ist mit einem Schätzwert von 550.000 Euro angesetzt und steht jetzt bei uns zur Auktion.

Das Markenpaar ist erst kürzlich in einer Sammlung entdeckt worden. Es gibt zwar schon frühe Erwähnungen von Exemplaren der ½ Real-Marke in der Fehlfarbe Rot, sie sind aber in Vergessenheit geraten, bis zur Versteigerung der Einzelmarke vor sechs Jahren.

Die Existenz des jetzt zum Verkauf stehenden Markenpaares wurde erst mit der Vorlage für ein Gutachten durch Dr. Knut Heister, Experte der venezolanischen Philatelie, im Oktober 2015 bekannt: „Die Entdeckung ist eine echte Sensation, nicht nur für die venezolanische Philatelie – und für mich ist es etwas ganz besonderes, dass ich diese Weltrarität begutachten konnte“, so Heister.

Eine persönliche Begutachtung ist im Auktionshaus Lauritz.com Hamburg nach Absprache möglich. Kontakt: Tel (+49)40 1888290 oder hamburg@lauritz.com


Es gibt sogar einen Lokal-Fernsehen-Beitrag zu dieser Marke, wo wir auch Dr. Knut Heister sehen. Der Beitrag ist sehr interessant! Das Auktionshaus "Lauritz" ist übrigens nicht auf Briefmarken spezialisiert.

https://www.rtlnord.de/nachrichten/versteigerung-seltener-briefmarken-in-hamburg.html

Ein weiteres Briefmarken-Märchen: Mehr als 150 Jahre nach der Herausgabe wurde dieses Stück offenbar neu entdeckt. Zwar noch ohne "grosses Happy End" (= mega-Erlös bei Verkauf), aber doch eine grosse Rarität.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 01.09.2019 20:12:14 Gelesen: 435859# 587 @  
@ Heinz 7 [#518]

Wenn ich heute schon wieder eine Hawaii Nr. 1 zeige, dann ist das kein Versehen. Genau DIESE Marke wurde im Oktober 1921 verkauft an der zweiten Auktion Ferrary und sie erzielte ein hohes, ein sehr hohes Resultat!

Los 279 erzielte ein Ergebnis von 90'000 Französischen Francs! Dies war meines Wissens kaufkraftbereinigt das zwölfthöchste Ergebnis ALLER Ferrary-Lose



Die Marke hat einen roten Stempel, wie auf dem Foto erkennbar ist. Das Foto stammt aus dem Auktionskatalog von Siegel 1995 (sale 769), als "the Honolulu Advertiser collection" zum Verkauf kam.

Wer die Beiträge in diesem Thema sorgfältig gelesen hat, der stellt fest, dass nicht weniger als 4 x eine Hawaii Nummer 1 unter den höchsten Ergebnissen bei Ferrary erscheint:

Platz 3 = Hawaii Nr. 1 ungestempelt (Verkauf 1, Los 56)
Platz 9 = Hawaii Nr. 1 gestempelt (Verkauf 7, Los 343)
Platz 11 = Hawaii Nr. 1 gestempelt (Verkauf 4, Los 319)
Platz 12 = Hawaii Nr. 1 gestempelt (Verkauf 2, Los 279).

Haas hatte 1905 die Hawaii Nr. 1 auf Platz 3 der wertvollsten Marken der Welt gestellt. An den Auktionen bei Ferrary wurde diese Einschätzung voll bestätigt! Die Marke war stets heiss umkämpft.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 02.09.2019 23:15:19 Gelesen: 435762# 588 @  
@ Heinz 7 [#587]

Gestern habe ich das Einzellos gezeigt, welches das 12. höchste Resultat bei Ferrary erzielte.

@ Heinz 7 [#506]

Im März zeigte ich die Postmeistermarke aus Lockport, die den 13. Platz erzielte, aber Platz 14 habe ich meines Wissens noch nicht gezeigt.

Le voilà!



Mauritius, 2 Pence blau. Nicht die Post-Office-Ausgabe (1847), sondern die "Post-Paid" Ausgabe ab 1848. Diese wird unterteilt in "Erste Drucke", "Frühe Drucke" und "Spätere Drucke" (Michel). Die Briten nehmen es noch genauer

-earliest
-early
-intermediate
-worn
-latest impression.

Mit den Papieruntererschieden und der "PENOE-Abart" gibt das bei Stanley Gibbons nicht weniger als 23 Hauptnummern (8 x 1 Penny, 15 x 2 Pence).

(Michel hat dann nachgezogen und katalogisiert nun die 2 Pence Marke mit
4 I, 4 II, 4 III, 4 IV, 4 V.)

Lesen wir die Originalbeschreibung aus dem Auktionskatalog Ferrary 23.6.1921, Los 80:

"Maurice 1848-58. 2 p. bleu indigo, *, (nuance la plus foncée que l'on puisse rencontrer), première gravure, sur papier épais jaunâtre; ex. superbe".

Der Zuschlag erfolgte erst bei FRF 60'000. Damit liess diese Marke, die 2010 bei Michel mit nur Euro 47'000 bewertet war, 1921 viele andere Raritäten weit hinter sich (Michel Nr. 4 I,*). Sie erzielte 1921 kaufkraftbereinigt einen weit höheren Preis, als sie heute katalogisiert ist.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 03.09.2019 22:27:20 Gelesen: 435664# 589 @  
@ Heinz 7 [#588]

Gibt es ein schöneres Objekt für Schweiz - Philatelisten als diesen Bogenteil der Doppelgenf ungebraucht?



Rekapitulieren wir, was wir schon wissen:

Die Doppelgenf ist seit dem XIX. Jahrhundert eine heissbegehrte Briefmarke, die immer schon auch hoch bewertet war. Im Katalog Senf 1913 war sie bewertet mit 650 Mark (gestempelt) und sogar mit 1600 Mark (ungestempelt). Damit landete die Marke auf der Liste Schubert auf Platz 31. Wenige Jahre zuvor hatte Haas (1905) die Marke auf Platz 21 der seltensten Marken gesetzt.

Die Marke ist als Einzelstück schon äusserst begehrenswert. Als Dreierstreifen mit oberem Bogenrand hat diese Einheit natürlich noch einen tüchtigen Wert-Zuschlag verdient. Es ist zwar nicht die einzige Einheit der Doppelgenf - es gibt sogar einen Sechserblock und einen 6er+3x 1/2- Block davon - aber der vollständige Bogenrand macht dieses Stück zum vielleicht schönsten Stück der klassischen Schweiz-Philatelie.

Genau DIESES Schmuckstück kam an der 3. Auktion von Ferrary zum Angebot. Los 376 erreichte denn auch ein respektables Ergebnis von FRF 62'000. Damit erreichte dieses Los das 15.beste Ergebnis aller Ferrary-Einzellose.

Natürlich ist ein Vergleich zur oben gezeigten Mauritius-Rarität interessant; beide erreichten 1921 / 1922 fast dieselben Ergebnisse. Heute (bzw. Michel 2010) ist die Mauritius Post Paid mit nur Euro 47'000 bewertet, während schon das Einzelstück der Doppelgenf bei Euro 65'000 steht.

Die Schweiz-Rarität hat sich also preislich deutlich positiver entwickelt als die Mauritius Nr. 4 I*, die heute real tiefer bewertet ist als vor hundert Jahren.

Das Foto stammt übrigens aus dem Katalog der 1. "Helveticus"-Auktion 1991, als der Dreierstreifen wieder verkauft wurde. Bei einem Startpreis von CHF 250'000 stieg das gute Stück auf einen Zuschlag von CHF 480'000. Mit Aufgeld kostete das stolze Stück CHF 552'000.

Ein "richtiger Preis", scheint es mir. Zwar "eher hoch" (kein "Schnäppchen"), aber es ist auch ein Super-Stück!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 04.09.2019 22:12:46 Gelesen: 435589# 590 @  
Platz 16 aller Ferrary-Einzellose erzielte Los 536 der 3. Auktion vom 5.4.1922.



Wir kennen die Marke schon, aber Achtung, es ist nicht das blaue Unikum ("Blue Boy"), sondern eine Marke "black on buff", nach Michel: "schwarz auf hellchromgelb". Die Marke ist ebenfalls sehr selten, nach Leon Norman Williams kennen wir nur 6 Exemplare davon. Das Foto ist aus dem seinem Buch "Encyclopaedia of rare and famous stamps" (1997).

Der Zuschlag 1922 lag bei FRF 60'000 plus die 17.5% government surtax.

Im Auktionskatalog stand, dass (damals) nur 3 Exemplare bekannt waren, doch scheint dies (nach Williams) nicht zu stimmen; nach seinen Angaben müssten es vier gewesen sein. Nr. 5 wurde 1926 entdeckt, Nr. 6 vermutlich 1941.

Wir sehen also: die USA-Postmeistermarken waren sehr beliebt 1922. Sie erreichten

Platz 5 - Boscawen
Platz 13 - Lockport
Platz 16 - Alexandria

Heinz
 
Martin de Matin Am: 05.09.2019 16:01:25 Gelesen: 435530# 591 @  
@ Heinz 7 [#590]

Ich habe noch einige Informationen zu den Alexandria-Marken aus dem Siegel-Census. Dort werden drei Exemplare mit der Untertype 40 Ornamente im Kreis ausgeführt. Entdeckt wurden diese in den Jahren 1872, 1894 und 1926.

Das Ferrary-Stück gehört zur Untertype 39 Ornamente im Kreis. Diese wurden in den Jahren1879, 1908 und 1933 entdeckt. Das Stück von Ferray, ist das Exemplar aus dem Jahr 1879. Die Marke wurde damals Theodore J. Pickett auf einem Brief entdeckt und von diesem abgelöst. Sie wurde an L.W. Durbin verkauft, dessen Name auf der Rückseite verewigt wurde. Schon 1879 erwarb Ferrary die Marke.

Interessant ist es das gemäß dem Siegel-Census, sofern ich das richtig verstehe, der Brief noch existiert. er wurde zuletzt 9.9.2006 versteigert. Interessant ist auch, das die 1907 entdeckte blau Marke, die einzige von den Alexandria-Marke ist, die einen Entwertungsstempel direkt auf der Marke trägt. Die hellchromgelben sind entweder ohne Stempel bzw. nur mit geringen Spuren vom Stempel am Rand oder sie haben einen handschriftlichen Eintrag 45 oder 70 mit zwei Buchstaben davor.

Gruss
Martin
 
merkuria Am: 06.09.2019 22:21:10 Gelesen: 435416# 592 @  
Am 27. September 2019 wird an der 170. Spink Auktion [1] in New York unter Los Nr. 1 seit langer Zeit wieder einmal einer der 6 existierenden Viererblocks der Inverted Jenny angeboten! Bei diesem Viererblock handelt es sich um die Nr. 45-46 / 55-56 (siehe dazu Aufstellung [#563]).



Diese Einheit wurde 1991 letztes Mal öffentlich beim Auktionshaus Christies angeboten und erreichte damals einen Preis von 550‘000 US$ + Aufgeld. Seither wechselte das Stück jedoch mehrmals auf privater Basis seinen Besitzer.

Der Ausruf bei Spink ist auf 1‘000‘000 US$ festgelegt, das Aufgeld bei dieser Auktion beträgt 20%. Auf das Resultat dürfen wir gespannt sein.

Grüsse aus der Schweiz
Jacques

[1] https://www.philasearch.com/de/i_9483_4501/6605_USA_Flugpostmarken/9483-A170-1.html?set_sprache=de&set_anbieter=9483&set_auktionnr=5262&row_nr=0&breadcrumbId=1567752723.7617
 
Heinz 7 Am: 07.09.2019 10:19:52 Gelesen: 435367# 593 @  
@ Martin de Matin [#591]

Lieber Martin,

Danke für Deine Ergänzung. Ich weiss, dass es von der Alexandria-Marke zwei Typen kennt, eine mit 39 Rosetten, die andere mit 40. Scott vergibt dafür aber nicht zwei Hauptnummern, sondern katalogisiert:

1X1: 5 c buff, Type I (40 Rosetten)
1X1a: 5 c buff, Type II (39 Rosetten)
1X2: 5 c blue, Type I (40 Rosetten)

Leon Norman Williams nennt 7 Exemplare:

I = 1X1, Brief, Marke ohne Entwertung, bekannt seit 1872
II = 1X1a, Einzelmarke, ungebraucht, Sammlung Ferrary
III = 1X1, Einzelmarke, gebraucht (No. 45), bekannt seit 1894
IV = 1X1a, Brief, Marke ohne Entwertung, bekannt seit 1908
V = 1X2, Brief, Marke gestempelt "PAID" - die blaue Marke!
VI = 1X1, Brief, Marke ohne Entwertung, bekannt seit 1926
VII = 1X1a, Brief, Marke gebraucht (on 70), bekannt seit 1941

Die Info zum Stück II wurde von Williams nicht erwähnt, und ist sehr interessant. Das Erwerbsjahr für Ferrary war mir nicht bekannt. Danke.

@ merkuria [#592]

Lieber Jacques

Danke für die Info. Wir wissen, dass für Viererblocks schon deutlich höhere Preise bezahlt wurden. Es wird also kaum bei diesem Ausruf bleiben. Aber: die Inverted Jenny ist vermutlich die "am stärksten überbewertete Marke der Welt", um dies etwas plakativ auszudrücken.

Aber wer sagt schon, was "richtig" ist? "Der Markt hat immer recht" - das ist zwar nicht meine Meinung, aber (wie sagte schon Fontane:) "das ist ein weites Feld, Luise..."

Heinz
 
Heinz 7 Am: 07.09.2019 11:02:43 Gelesen: 435353# 594 @  
@ Heinz 7 [#555]

Über das wohl unbestritten wertvollste Stück der Bermuda-Philatelie haben wir bereits einiges gesagt. Die Frage nach seinem Wert wurde dabei meines Wissens noch nicht breit erörtert.

Fest steht:

der Brief war 1922 teuer (Ferrary)
der Brief war 1963 teuer (Burrus)
der Brief war 1973 teuer (Tomasini)
der Brief war 1980 teuer (Auktion Siegel)
der Brief war 1991 teuer (Auktion Christie's Robson Lowe)
der Brief war 1996 teuer (Auktion Siegel)

Den Auktionskatalog 1991 zeige ich anbei.



Schätzpreis damals war GB£ 200'000. Der Zuschlag erfolgte etwas tiefer, GB£ 185'000 + Aufgeld (damals "angenehme" 10%) GB£ 18'500 = GB£ 203'500.

Bolaffi rechnete dies in seinem Werk "Bolaffi 1992 International" um in US$ 376'850, also fast denselben Wert wie der Genf-Dreierstreifen mit Bogenrand. siehe...

@ Heinz 7 [#589]

... der es auf US$ 394'290 brachte.

Ohne die Wertverluste von GB£ und US$ nun zu sehr zu studieren, können wir sicher festhalten, dass diese Preise wohl damals am höchsten waren. Eine Betrachtung in CHF ist spannend!

Das Genf-Los war 1991 das neunthöchste Ergebnis weltweit, der Bermuda-Brief das elf-höchste, nach Bolaffi.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 09.09.2019 23:07:50 Gelesen: 435125# 595 @  
@ Heinz 7 [#541]

Vor etwa 12 Wochen stellte ich in diesem Thema eine Basler Taube vor, wie wir sie uns schöner kaum vorstellen können. Die Basler Taube zählt zwar - als lose Marke - nicht zu den wertvollsten oder zu den seltensten Briefmarken der Welt, aber sie nimmt wegen ihrer Einmaligkeit eine Sonderstellung ein und gehört ohne Frage zu den berühmtesten Briefmarken der Welt.

Nun habe ich vor Kurzem darauf hingewiesen, dass die klassischen Schweiz-Marken in Einheiten meistens sehr teuer sind und viele Notierungen im sechsstelligen Bereich (Schweizer Franken) zu finden sind, vgl.

@ Heinz 7 [#442]

Einzelne Beispiele habe wir bereits kennengelernt, zuletzt die Doppelgenf im Dreierstreifen

@ Heinz 7 [#589]

Die Anhänger der Basler Taube mögen mir verzeihen, wenn ich in Beitrag 589 die Begeisterung für die Genfer-Einheit ganz unverhohlen zum Ausdruck brachte. Ich lasse mich ja durchaus auch von Basler Tauben begeistern! Aber - Hand auf's Herz; gibt es etwas Schöneres als eine Basler Taube?

Klar - ein Paar Basler Tauben!



Dieses atemberaubende Paar (weissrandig, links mit Bogenrand!) ist wohl das schönste der wenigen Paare, die "man" kaufen kann (2 Paare sind in Museen "eingeschlossen"). Im Jahre 2010 war es so weit, das Paar wurde bei Corinphila in Zürich angeboten.

Bei CHF 180'000 fiel der Hammer. Dazu kamen 20 % Aufgeld, in der Summe also CHF 216'000. Das entsprach praktisch dem damaligen Katalogpreis (SBK = CHF 220'000).

Solche "Punktlandungen" gibt es öfters, als man vielleicht denkt.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 14.09.2019 10:48:13 Gelesen: 434562# 596 @  
@ Heinz 7 [#590]

Ex aequo mit Los 536, das ich in Beitrag 590 vorgestellt habe, erreichte auch Los 542 der dritten Auktion bei Ferrary 1922 den schwindelerregenden Betrag von FRF 60'000 Zuschlag. Eine weitere US-Postmeister-Rarität wurde sehr hoch beboten; es handelt sich um die Postmeistermarke von Baltimore, die 10 Cents Marke, auf weissem Papier.



Postmeister von Baltimore war 1845 James M. Buchanan. Er gab Briefmarken heraus zu 5 Cents und zu 10 Cents, der 10 Cents-Wert ist äusserst selten.

1922 kannte man meines Wissens erst

- 1 Stück auf Fragment, auf bläulichem Papier
- 3 Stück auf Brief, auf weissem Papier.

Bis 1997 kamen dann noch dazu

- 2 Stück auf Brief, auf weissem Papier
- 1 Stück auf Brief, auf bläulichem Papier

Das Stück von Ferrary war optisch nicht das schönste.

Die Marke wurde etwas unschön entwertet und die Adresse kräftig "korrigiert"/eingeschwärzt. Trotzdem wurde sie teuer bezahlt!

Im Senf 1913 war sie zwar aufgeführt, aber nicht bewertet. Auch auf der Liste Haas fehlte die Marke. Wir können sagen: Erst mit der Auktion 1922 legte "der Markt" fest, wie hoch denn diese Rarität bewertet wird.

Etwas salopp gesagt: Die Marke wurde 1922 nicht tiefer bewertet, als heute. Im Gegenteil.

Heinz
 
Martin de Matin Am: 14.09.2019 13:10:47 Gelesen: 434525# 597 @  
@ Heinz 7 [#596]

Gemäß Siegel-Census wurde der Brief der 10 cent von Baltimore 1896 oder 1897 entdeckt. Im Jahr 1897 erwarb Ferrary den Brief für 3.000 Dollar. 2012 wurde der Brief bei Siegel mit 70.000 Dollar zugeschlagen.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 15.09.2019 21:42:08 Gelesen: 434371# 598 @  
@ Martin de Matin [#597]

Danke für die Info. US$ 70'000 (2012) ist nicht besonders viel und deutlich weniger als FRF 60'000 (1922). Ich werde später darauf zurückkommen.

Ich erwähnte bereits, dass der berühmte Farb-Fehldruck von Spanien von 1851 schon sehr früh in der philatelistischen Welt hohe Wellen schlug. Theodor Haas klassierte die Marke auf Platz 1 der Fehldrucke (der Baden-Fehldruck ist "nur" auf Platz drei). Er ist aber auch extrem selten! Im Katalog Senf ist er aufgeführt (Nr. 8a), aber nicht bewertet:"-.-".

Der Fehldruck wurde 1868 entdeckt; das erste Exemplar gelangte in die Sammlung Westoby und 1884 in die Sammlung Tapling, einem grossen Gegenspieler von Ferrary.

1899 kam es zu einem wichtigen Verkauf: das einzige Paar, bei welchem eine blaue 6 Reales-Marke mit einem Fehldruck 2 Reales-Marke zusammenhängt, kam in die Sammlung von Ferrary. Es ist dies das Schlüsselstück; es beweist, dass ein falsches Klischee (2 R) in einen Bogen 6 Reales eingelegt wurde.

Ich habe vor einigen Monaten über den Verkauf dieses einmaligen Paares berichtet.

@ Heinz 7 [#477]

Es kam an der 5. Auktion (Nov. 1922) zum Verkauf und erzielte ein sehrsehr hohes Ergebnis; das sechsthöchste aller Ferrary-Lose.

An der 8. Auktion (ein Jahr später) wurde nun das dritte bekannte Exemplar dieses Fehldruckes verkauft. Auch dieses war in der Sammlung Ferrary!



Dieses Stück erzielte einen schwindelerregenden Preis von 92'000 Francs. Dies bedeutet das 18. höchste Ergebnis aller Ferrary-Einzellose.

(Fortsetzung folgt).

Heinz
 
Heinz 7 Am: 15.09.2019 23:18:07 Gelesen: 434357# 599 @  
@ Heinz 7 [#598]

Einige Leser werden mich sicher fragen, warum Los 166 der 8. Auktion hinter Los 536 und Los 542 der 3. Auktion aufgeführt wird, obwohl Los 166: Francs 92'000 erzielte, Los 536+542 aber "nur" Francs 60'000.

Dies liegt am markanten Preiszerfall, den der französische Francs in den Nachkriegsjahren erlitt.

Im April 1922 kostete ein GB£ noch FF 48.15
Im November 1923 kostete ein GB£ viel mehr, nämlich FF 78.25

Das heisst also, dass der 60'000 Francs (4/1922) = GB£ 1'246 Wert waren
92'000 Francs (11/1923) aber nur noch GB£ 1'176.

Ich habe alle meine Studien in der Währung Schweizer Franken durchgeführt. Die Wertentwicklung des Britischen Pfunds zum Schweizer Franken in dieser Zeit war unspektakulär. So errechnete ich einen höheren Realwert für die zwei Lose der 3. Auktion, die FF 60'000 erzielt hatten, als für das Los der 8. Auktion, das (nominell) deutlich mehr erzielt hatte (92'000), aber, wie erwähnt, in einer deutlich schwächeren Währung.

Heinz
 
merkuria Am: 28.09.2019 00:17:38 Gelesen: 432562# 600 @  
@ merkuria [#592]

Gestern ist die 171. Spink Auktion in New York über die philatelistische Bühne gegangen!

Wie bereits angekündigt, wurde unter Los Nr. 1 ein Viererblock der Inverted Jenny zum Ausruf von 1'000'000 US$ angeboten. Der Zuschlag erfolgte bei 1'740'000 US$ + 20% Aufgeld, was einen Endpreis von 2'088'000 US$ für den Käufer bedeutet!

An der gleichen Auktion wurde unter Los Nr. 101 auch ein einzelnes Stück der Inverted Jenny (Pos. Nr. 39) für 510'000 US$ + 20% Aufgeld verkauft.

Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
Heinz 7 Am: 28.09.2019 12:48:43 Gelesen: 432463# 601 @  
@ merkuria [#600]

Ja, die "Jenny" ist einfach eine Ikone unter den Briefmarken. Nur ganz wenige können sich in Bezug auf den Marktwert mit ihr messen - Danke für den Hinweis!

@ BD [#132]

Die Briefmarken des British Commonwealth haben in den letzten Jahrzehnten zum Teil deutlich an Wert verloren. Zwar sind sie im (Katalog-) Wert meines Wissens nicht zurückgestuft worden (genauere Studien habe ich aber nicht auf breiter Front durchgeführt), aber der Wertverlust des Britischen Pfundes war so drastisch (im Vergleich zum Schweizer Franken), dass die Briefmarken aus Sicht der Schweiz an Wert verloren haben.

Ein Blick auf diese Karte zeigt dies deutlich.



Bernd hat uns gezeigt, dass im Katalog Senf 1912 gleich zwei Marken mit dem Wert von 3000 Mark ausgezeichnet waren (Studie Schubert). Damit schafften sie es auf Platz 10 der damaligen Rangliste, wie oben bereits besprochen.

Die Ceylon 4 Pence Marke gilt ungebraucht auch heute noch als eine der seltensten und wertvollsten Briefmarken der Welt



Ein Exemplar wurde vor Kurzem in Zürich angeboten und teuer verkauft. Der Startpreis von CHF 30'000 war günstig (Katalogpreis meines Wissens ca. GB£ 70'000); die Marke wurde dann aber erst bei CHF 65'000 zugeschlagen (plus die üblichen Provisionen).

Damit schafft es die Marke zwar nicht mehr auf Platz 10 weltweit, aber der Preis ist immerhin auch respektabel.

Grüsse
Heinz
 

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