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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 951 Beiträge:
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Heinz 7 Am: 13.02.2021 20:23:56 Gelesen: 324771# 727 @  
@ Heinz 7 [#725]

Meines Wissens war die 2 Reales Marke von Spanien 1851 nie so teuer wie 1999: an der Auktion vom 18.5.1999 in Zürich (Corinphila) kamen zwei ungebrauchte Marken zur Auktion: Lose 4228 und 4229.



Los 4228 erreichte einen Zuschlag von CHF 44'000, dazu kommen 15 % = CHF 50'600 (1999). Seither ist die Geldentwertung nur noch gering, sodass 20 Jahre später der Wert meines Erachtens mit CHF 55'904 (2019) festgelegt werden sollte.

Das ist ein hoher Wert für eine Briefmarke, die 1991 noch einen Katalogwert von CHF 25'000 hatte (Zumstein 1992/der letzte Europa-Katalog). Man sieht aber, dass der Katalogwert Zumstein eine reale/vernünftige Basis hatte.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 19.02.2021 16:47:11 Gelesen: 323244# 728 @  
Der folgende Beitrag passt voll zu zwei Themen auf Philaseiten: „Farbfehldrucke“ und „Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt“. Ich lege ihn darum in beiden Themen ab.

Farbfehldrucke sind grundsätzlich unscheinbare Abarten. Es benötigt philatelistische Kenntnisse, um zu erkennen, dass eine Marke in falscher Farbe vorliegt. Sieht ein Laie z.B. zum ersten Mal eine Marke DOS REALES von Spanien 1851 in blau, wird ihn das nicht sonderlich beeindrucken. Erst, wenn der Betrachter weiss, dass eine DOS REALES Marke von Spanien 1851 eigentlich IMMER orangerot sein sollte, wird er sich wundern.



Nun fängt die Philatelie an.

Ein echter Farbfehldruck ist immer unabsichtlich entstanden. Es gibt viele Briefmarken, zu denen in der Entstehungsphase vorgängig versuchsweise Farbproben erstellt wurden. Oft sind solche Farbproben („Proofs“) sehr selten. Es sind aber keine offiziellen Briefmarken und sie kommen im Normalfall nicht in eine postalische Verwendung, das heisst, Farbproben (Proofs) sollten nie gestempelt oder auf Brief vorkommen.

Echte Farbfehldrucke entstanden hauptsächlich, wenn in eine Druckplatte mit vielen Einzelklischees versehentlich ein falscher Wert eingesetzt wurde, also z.B. in eine Druckplatte, die für die Herstellung einer 6 Reales-Marke zugerichtet wurde, wurde versehentlich statt einem 6 R – Klischee ein 2 R – Klischee eingesetzt. Streng genommen sollten wir also besser von einem Wertzeichenfehldruck sprechen, statt von einem Farbfehldruck, doch die Bezeichnung Farbfehldruck hat sich eingebürgert.

Es gibt in der Philatelie eine Reihe sehr seltener Farbfehldrucke. Mehrere von ihnen sind weltberühmt, und sehr, sehr teuer. Heute denken wir in erster Linie an den Schweden-Farbfehldruck 1855: TRE SKILL. Bco. gelb statt grün (Michel Nr. 1 F) mit einem Katalogwert von Deutsche Mark 4‘000‘000 (!) (Katalog 2000/2001, hrsg. 2000) oder an den Baden-Farbfehldruck von 1851: 9 Kreuzer schwarz auf blaugrün statt auf rosalila, Michel 4 F. Die Schweden-Marke ist ein Unikat, vom Baden Fehldruck kennen wir lediglich drei (anerkannte) Exemplare (zwei angeblich weitere werden mehrheitlich nicht anerkannt, siehe auch Thema: „Der Baden Fehldruck“).

Heinz
 
Heinz 7 Am: 19.02.2021 16:52:57 Gelesen: 323239# 729 @  
@ Heinz 7 [#728]

Was heute viele Briefmarkensammler nicht wissen, ist, dass der oben gezeigte spanische Farbfehldruck von 1851 (Michel 8 F) durchaus auf dieselbe Stufe gestellt werden darf, wie der Baden Fehldruck! Er ist gleich selten...

….und wurde von anerkannten Philatelisten auch durchaus hoch bewertet!

Betrachten wir die Ausführung des sehr geehrten Philatelisten Theodor Haas. 1905 gab er ein geniales und vielbeachtetes Lehrbuch heraus, in welchem auf Seiten 480-482 die seltensten Abarten der Welt genannt wurden. Farbfehldrucke spielten eine dominierende Rolle bei seiner Beurteilung, Platz 1-3 wurden belegt von solchen Abarten. Aber die Reihenfolge wird viele von uns überraschen:

- Der Schweden-Farbfehldruck 1855 erscheint gar nicht auf seiner Liste
- Der Baden-Farbfehldruck 1851 belegt „nur“ Platz 3
- Auf Platz 1 steht der Spanien-Farbfehldruck 1851 Michel 8 F !

Und das zu nicht zu Unrecht!

Führen wir uns die Fakten vor Augen:

Vom Baden-Farbfehldruck 1851 existieren drei Stück: 2 Briefe und ein Fragment, wovon ein Brief sich seit Ende des 19. Jahrhunderts im Museumsbesitz befindet.



Vom Spanien-Farbfehldruck 1851 Michel 8 F existieren drei Stück, alle gestempelt, davon eine Marke im Paar mit einer Nummer Michel 10 (6 R. blau). Ein Exemplar der dreien ist seit Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz eines Museums.
Die Parallelen sind verblüffend!

Die Katalogwerte der drei Farbfehldrucke entwickelten sich aber sehr unterschiedlich.

Das grosse Kohl Briefmarken Handbuch von Paul Kohl (10. Ausgabe) bewertete die Stücke wie folgt:

- Spanien: unbewertet
- Baden: RM 4‘500
- Schweden: erwähnt, aber unbewertet

An den Auktionen von Ferrary musste „der Markt“ Farbe bekennen, denn erstmals wurden alle Stücke auf dem freien Markt angeboten:

- Schweden, 4. Auktion, Zuschlag FF 30‘000 plus Zuschläge, umgerechnet = CHF 16‘174 (1922)
- Baden, 8. Auktion, Zuschlag FF 120‘000 (+), umgerechnet = CHF 45‘012 (1923)
- Spanien, 5. Auktion, Zuschlag FF 130‘000 (+), umgerechnet = CHF 58‘177 (1922)

Diese Ergebnisse waren bemerkenswert, und sie bedeuteten folgende Plätze in der „Ferrary-Rangliste“

- Schweden: Rang 43
- Baden: Rand 10
- Spanien: Rang 6

Spätestens seit dieser monumentalen Auktionsserie wären also alle Kataloghersteller in der Lage gewesen, einen Katalogpreis festzusetzen. Einige taten es, andere nicht.

In den letzten 100 Jahren nahmen dann die Preisentwicklungen für die drei Superraritäten sehr unterschiedliche Entwicklungen. Während sich der Baden-Farbfehldruck 1851 und der Schweden-Farbfehldruck 1855 preislich sehr in die Höhe bewegten, konnte der Spanien-Farbfehldruck 1851 Michel 8 F Spanien dieselbe Entwicklung gar nicht verzeichnen. Im Jahr 2000 stand Spanien 1851 8 F bei „nur“ DM 225‘000 (Michel Katalog 2000/2001, hrsg. 2000), das ist viel weniger, als die DM 4 Millionen der Schweden 1 F!

Ob diese krassen Unterschiede gerechtfertigt sind, ist eine schwierige Frage.

Ich werde vielleicht später dazu weitere Erwägungen anbringen können. Im Moment fehlt mir dazu die Zeit.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 20.02.2021 14:48:47 Gelesen: 322904# 730 @  
@ Heinz 7 [#729]

Ich habe gestern ein Exemplar des weltberühmten Baden Fehldruckes gezeigt.

Es handelt sich um Exemplar 2 nach der Zählung von Leon Norman Williams, das erst 1894 entdeckt wurde. Auch die Exemplare 1 und 3 wurden im selben Jahr entdeckt! Exemplar 1 ist ein kleines Fragment, Ex. 2+3 sind die noch wertvolleren ganzen Briefe, die sich sehr ähneln und aus derselben Korrespondenz stammen.

Exemplar 2 zierte schon die Weltklasse-Sammlungen von Ferrary, von Alfred Caspary, von John Boker und von Erivan Haub. 1985 erreichte das Stück den Weltrekordpreis von DM 2'645'000 (Zuschlag DM 2.3 Mio. plus 15 % Aufgeld). Williams schrieb dazu:

"this was the highest price recorded at auction in Europe and the highest at any auction for a European stamp at that date".

Ein ruhigeres Dasein fristete der nun gezeigte Brief



Es ist Exemplar 3, das gleichzeitig mit Exemplar 2 entdeckt wurde.

Vermutlich noch im selben Jahr (1894) kaufte das Reichspostmuseum Berlin diesen Brief. Baron von Türckheim, der den Brief gefunden hatte, zeigte ihn am 22.1.1894 an einem Treffen des Berliner Philatelisten Clubs. Natürlich erregte der Farbfehldruck grösste Aufmerksamkeit. Exemplar 2 wurde noch 1894 in England verkauft (Auktion), Exemplar 3 sicherte sich das Reichspost-Museum.

Zum Glück ist dieser Brief nie verloren gegangen und überstand insbesondere den zweiten Weltkrieg und ziert heute noch die Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Aus dem Buch "Schätze der Philatelie aus den Archiven der Museumsstiftung Post und Telekommunikation" stammt auch das Foto (Seite 18).

Heinz
 
Heinz 7 Am: 10.03.2021 23:28:57 Gelesen: 318418# 731 @  
@ Heinz 7 [#730]

Ich kopiere hier einen Beitrag, den ich zum Thema "Farbfehldrucke" eingestellt habe (Beitrag 10). Die Folgebeiträge 11+19+20+21 werden nur sehr summarisch wiederholt.

Die teuerste Briefmarke von Spanien ist ein Farbfehldruck. Die zweitteuerste Briefmarke von Österreich ist ein Farbfehldruck. Die teuerste Briefmarke von Baden (bzw. von allen Altdeutschen Staaten zusammen) ist ein Farbfehldruck. Die teuerste Marke von Kap der Guten Hoffnung (bzw. von Südafrika) ist ein Farbfehldruck. Die teuerste Marke von Schweden ist ein Farbfehldruck.

Diese Auflistung liesse sich ohne Probleme noch verlängern.

Wir sehen deutlich: die Farbfehldrucke spielen im „Konzert der teuersten Briefmarken“ der Welt eine sehr wichtige Rolle (wir könnten vielleicht sogar sagen: „die erste Geige“?). Ihre Betrachtung und ihre Würdigungen in den Katalogen der Welt ist aber gelegentlich etwas „schwierig“ und uneinheitlich und über kaum eine Fragestellung dürften die philatelistischen Experten soviel Tinte (und Herzblut?) vergossen haben wie über die Echtheit/das Wesen und den Wert solcher Abarten.

Wie ist denn das eigentlich für die Schweiz? Gibt es hier auch Farbfehldrucke?

Gute Frage.

Lange Pause.

Sehen wir einmal in die Briefmarkenkataloge hinein. Das finden wir:

- Schweizer Briefmarken Katalog (des Schweizer Briefmarken-Händler-Verbandes) 2018: kein Farbfehldruck ist katalogisiert
- Zumstein Katalog, Normalkatalog (2013): kein Farbfehldruck ist katalogisiert.

Jedoch hielten die Philatelisten der Schweiz den Atem an, als am 9. Juni 2011 in Basel ein aussergewöhnliches Schweiz-Angebot zur Auktion gelangte. Ohne auf das übrige aufsehenerregende Material nun vertieft einzugehen, greife ich gleich das Top-Stück heraus, das auch die Titelseite des Kataloges zierte.



Beim ersten Blick denkt man, einen Brief von St. Imier (Schweiz, Kanton Bern) nach Mulhouse (Frankreich, Region Alsace) zu sehen, korrekt freigemacht mit zwei Strubel Marken (=Sitzende Helvetia, ungezähnt, ab 1854), 25 Rappen, zwei Marken blau zu 10 Rappen (Michel Nr. 14) und einer Marke braun zu 5 Rappen (Michel Nr. 13). Nichts Aussergewöhnliches, scheinbar, also warum kommt dieser Brief auf die Titelseite?

Sehen wir uns aber den Brief genau an! Die zwei blauen Marken zeigen nicht, wie erwartet, einen Wert von je 10 Rappen an, sondern es sind zwei 5 Rappen Marken blau. Normalerweise sind die 5 Rappen-Marken dieser Ausgabe immer braun! – Haben wir also einen Farbfehldruck?

Nun wurde (meines Wissens) dieser Brief 2011, der erstmals 1901 die Schweizer Philatelie-Szene in Aufregung versetzt hatte, zum ersten Mal öffentlich angeboten. Er gelangte früh im 20. Jahrhundert in den Besitz von Théodor Champion, einem grossen Sammler/Händler, und verblieb m.W. jahrzehntelang in seinem Besitz. Keine der grossen Schweiz-Sammlungen hatte einen vergleichbaren Brief vorzuweisen, und in den Katalogen wurde er auch unterschiedlich beurteilt, selbst im Zumstein-Katalog änderte sich über die Jahrzehnte die Beurteilung. Minutiös wurde dies aufgelistet im grossen Handbuch der Strubel Marke von Urs Hermann.

Der Preis, der für diesen Brief an der Auktion in Basel erwartet wurde, hatte es in sich: auf Euro 400‘000 – 500‘000 wurde Los 771 geschätzt, und – offensichtlich – sogar wesentlich höher verkauft! Die Galerie Dreyfus meldet auf ihrer homepage einen Erlös von Euro 1‘500‘000 plus 20 % = Euro 1‘800‘000.

Das ist meines Wissens der mit Abstand höchste Preis für ein Schweizer Philatelie-Stück der Geschichte.

Ich war erstmals ziemlich erschlagen, als ich diese Neuigkeiten erfuhr. Muss das Kapitel der teuersten Briefmarken der Schweiz gänzlich neu geschrieben werden? Ist dieser Brief so viel mehr wert, als all die anderen Preziosen, welche die Schweizer Philatelie zu bieten hat?

Erlauben Sie mir folgende Meinungsäusserung.

„Der Markt hat immer recht“ das ist eine Standard-Antwort von Vielen, wenn es um die Preisfestsetzung geht. Ob der wahre WERT dieses Briefes im Juni 2011 vernünftig festgelegt wurde, stelle ich in diesem konkreten Fall nun einmal ernsthaft in Frage. Ich, für meinen Teil, gebe folgende Antwort: NEIN.

Ich will das auch begründen.

1. Der Brief hat meines Wissens in 120 Jahren erst einmal (2011) zwei Kaufinteressenten gefunden, welche diesen Preis bewilligt haben (der Bieter und der Unterbieter)

2. Schwierig ist, dass meines Wissens praktisch niemand den erfolgreichen Bieter 2011 kennt. Kein grosser Sammler hat m.W. den Brief je ausgestellt und der philatelistischen Öffentlichkeit präsentiert

3. Es wäre sogar denkbar, dass die Person, die am 9. Juni 2011 den Zuschlag erhielt, den Kaufpreis nie geleistet hat oder er den Brief zurückgab oder er einen Preisnachlass erhielt

4. Zum Zeitpunkt der Auktion lagen zwar mehrere Atteste vor, jedoch nicht eines des anerkannten ersten Strubel-Experten Urs Hermann, der wenige Jahre zuvor sein bahnbrechendes grosses Handbuch zu den Strubel-Marken veröffentlicht hatte.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 10.03.2021 23:57:04 Gelesen: 318415# 732 @  
@ Heinz 7 [#731]

Urs Hermann, grosser Strubel-Experte, bestimmt die blauen Strubel-Fünfer als KEINE Farbfehldrucke (im philatelistischen Sinne), sondern als Versuchsdrucke (Makulatur), die echt postalisch verwendet wurden.

Details: siehe Beiträge Thema "Farbfehldrucke" 19+20+21 [1]

Das Handbuch Hermann 2006 krempelte auch die Katalogisierung um. Der Schweizer Briefmarken Katalog des Schweizer Briefmarken-Händler-Verbandes stützt sich in erster Linie auf das Handbuch Hermann ab, bringt aber noch die Vergleiche zu Zumstein und Michel.

Die 5 Rappen Strubel blau suchen wir auf Seite 47-58 im Katalog 2018 vergeblich. Das ist suboptimal. Mindestens eine Erwähnung der 5 Rappen-Marke blau sollte meines Erachtens in den Katalogen erfolgen. Sonst fehlt eine Briefmarke, die 1894-2006 für die Schweiz-Philatelie bedeutend war.

Und ein Brief wie der oben gezeigte phantastische Brief von St. Imier (Schweiz, Kanton Bern) nach Mulhouse kann mit einem Katalog gar nicht bestimmt und beurteilt werden. Dabei hat dieser Brief offenbar einmal einen siebenstelligen Erlös erbracht... ?!?! - Ich denke, das werden auch andere Sammler als unbefriedigend empfinden.



In der grossartigen Schweiz-Sammlung von Alfred Caspary kamen auch zwei blaue 5-Rappen-Strubel Marken vor. Sie wurden damals als Farbfehldrucke bezeichnet ("error of color") zwei verschiedene Varianten ("shades"), Los 279+280.

Es ist eine grosse Frage, zu welchem Preis der "Champion"-Brief das nächste Mal angeboten werden wird. Ich vermute, es wird deutlich weniger sein als der "Traumzuschlag von 2011". Welcher vermögende Sammler wird den Brief für seine Sammlung kaufen und ihn darin zeigen? Wir dürfen gespannt sein.

Heinz

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=11137&CP=0&F=1
 
Heinz 7 Am: 11.03.2021 22:57:57 Gelesen: 318354# 733 @  
@ Heinz 7 [#732]

Die Strubel Marke 5 Rappen blau ist bekannt seit Ende des XIX. Jahrhunderts. Aber im Katalog Senf 1912 suchen wir sie vergebens. Nicht so aber im Kohl-Handbuch, das die Marke als "Fehldruck" bezeichnet und hoch bewertet:

Kohl, Chemnitz, 10. Auflage, 1915:



Interessant: Im Katalog wird sogar der Brief extra gelistet: "No. 21 I gebr. auf Brief 1200 M." Es muss sich eigentlich um den oben gezeigten Brief handeln, denn damals war meines Wissens nur dieser eine Brief bekannt.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 15.03.2021 22:53:38 Gelesen: 317671# 734 @  
@ Heinz 7 [#728]

Das Jahr 1974 war für die Spanien-Philatelie ein sehr wichtiges und turbulentes Jahr!

a) an der Weltausstellung Juni 1974 in Basel gewann der Spanier Luis Cervera den Grand Prix d'Honneur mit seiner Sammlung "Spanien 1850-1865"



b) im Jahr 1974 verstarb der belgische Sammler Jean V.A. Dupont. Er hatte 1952+1959 mit seiner Sammlung "Spanien 1850-1865" zwei Grand Prix gewonnen: 1952 Monte Carlo (Grand Prix International), 1959 Hamburg (Grand Prix d'Honneur)

c) Am 30. Oktober 1974 konnte der belgische Auktionator Willy Balasse eine Aufsehen-erregende Spaniensammlung anbieten: "Espagne 1850-1865"

d) am 29. Oktober 1974 wurde angeblich ein Farbfehldruck der DOS REALES 1851 (blau statt orangerot) von Willy Balasse verkauft (gemäss Buch: "Encyclopaedia of Rare and Famous Stamps" von Leon N. Williams).

Kein Wunder, dass die Spanien-Sammler in heller Aufregung waren! Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen: im April 1975 sollte in Madrid eine Weltausstellung stattfinden.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 15.03.2021 23:24:22 Gelesen: 317665# 735 @  
@ Heinz 7 [#734]

Die Sammlung im Angebot von Willy Balasse verdient höchste Beachtung.



Aber ... bitteschön ... wer ist "R.B." ?

Ist es nun die Sammlung Jean Dupont, oder ist sie es nicht? Die Cervera-Sammlung wurde erst einige Jahre später verkauft, bei Habsburg und Feldman (1989), wie gezeigt im Thema "Hervorragende Sammlungen: Spanien".

Wir sind verunsichert. Der Auktionskatalog ist zwar gespickt mit grossen Losen, aber warum fehlt der Name Dupont? Jeder Auktionator lechzt nach der Möglichkeit, eine Sammlung anbieten zu können, die einst einen Grand Prix gewann! Balasse preist Ende Oktober 1974 aber nicht eine Sammlung "Dupont" an, sondern nennt die Abkürzung "R.B."

Doch das WAR ein Teil der Dupont-Sammlung! In seiner Hauszeitschrift "Balasse Magazine" vom Dezember 1974 berichtet er auf den Seiten 300+301 stolz von der Auktion "1080 e vente publique".

Dort lesen wir u.a.

"Willy Balasse s'est assuré la mise en Vente publique d'une Collection d'Espagne sensationelle; lauréate des plus hautes récompsenses, notamment: le grand prix du salon d'honneur de l'exposition internationale de Hambourg 1959."

(also Dupont!)

"Cet ensemble prestigieux - qui fait suite à la sélection R.B. de T. offerte dans la Vente Willy Balasse d'octobre 1974 - permettra aux participants de "Espana 1975" de compléter ou d'améliorer leurs participations."

Heinz
 
Heinz 7 Am: 16.03.2021 00:07:45 Gelesen: 317660# 736 @  
@ Heinz 7 [#735]

Balasse hat aus mir nicht bekannten Gründen

a) offenbar die Sammlung Dupont übernehmen können, hat sie aber nicht unter dem Namen Dupont verkauft
b) sie eventuell weiterverkauft an R.B. ?
c) das Spitzenstück privat verkauft ?
d) einen wichtigen Teil der Sammlung (ex Dupont) am 30.10.1974 in Bruxelles verkauft
e) einen weiteren bedeutenden Teil der Sammlung (ex Dupont) für eine weitere Auktion an 25./26.2.1975 vorgesehen

Wer macht solche Transaktionen? Das musste ja alles sehr schnell gehen und viel Geld wurde da auch bewegt.

Vielleicht war der grosse Unbekannte Rene Berlingin? Die Buchstaben passen! Der grosse belgische Briefmarkensammler? Wir wissen von ihm, dass er die Mittel für solche "Spielchen" besass (er war äusserst reich), wir wissen von ihm, dass er ein grosser Sammler von Raritäten und Farbfehldrucken war (Schweden! Spanien!) und als Belgier hatte er ohne Zweifel vorzügliche Kontakte zu Willy Balasse.

Ganz auf den Ruhm, den der Name Dupont für die Kenner damals hatte, zu verzichten, das wollte Willy Balasse dann aber doch nicht. Und so finden wir doch bei mehreren Losen den Hinweis; "ex Dupont". So auch beim Los 103 der Auktion 30.10.1974. Oder im Balasse Magazine No. 217 sind gleich drei Lose bezeichnet "ex Dupont".

Es ist aus meiner Sicht zu bedauern, dass das Spitzenstück der Dupont-Sammlung, die DOS REALES blau statt orangerot nicht auch öffentlich an einer Auktion verkauft wurde. Angeblich wurde die Marke einen Tag VOR der "R.B."-Auktion verkauft, angeblich zu einem sehr hohen Preis.



"approximately £ 67'000" lesen wir auf Seite 163 im Buch von Williams. Obwohl des GB£ 1974 nicht mehr so hoch stand, wie in den Sechzigerjahren, hätte der Preis doch einen Betrag von rund CHF 450'000 bedeutet, und das 1974! Das war weit, weit über den Katalogpreisen damals, und auch heute steht der Preis dafür ja nur bei einem Bruchteil davon.

Zu Unrecht?

Heinz
 
Heinz 7 Am: 18.03.2021 22:42:39 Gelesen: 317137# 737 @  
@ Heinz 7 [#9]

(Danke, Jacques, für den Hinweis!)

7 Jahre nach dem Verkauf 2014 kommt die British Guyana One Cent 1856 am 8. Juni 2021 wieder zum Verkauf!



Stuart Weitzman lässt bei Sotheby's New York drei der grössten Schätze verkaufen:

a) die British Guyana One Cent 1856 (Unikat)
b) die teuerste Münze der Welt (Eine Goldmünze 1933 der USA, Unikat)
c) das wohl populärste Stück der US-Philatelie: Der 24-Cent Inverted Jenny - Viererblock (Plate Block, in dieser Form auch Unikat).

Die drei Stücke gehen angeblich mit folgenden Schätzpreisen "ins Rennen"

a) 10-15 Millionen Dollars
b) 10-15 Millionen Dollars
c) 5-7 Millionen Dollars

Weitzman ist/war meines Wissens kein Sammler, sondern einfach ein sehr reicher Mann, der sich die teuersten Stücke (Briefmarken/Münzen) leisten konnte und wollte.

Wir dürfen gespannt sein, was an der Auktion passieren wird. Sind die Lose limitiert, kann ich mir vorstellen, dass a) und c) nicht verkauft werden, (bei Münzen kenn ich mich nicht aus), aber das kann natürlich auch anders kommen. Die Spitzenstücke finden sehr oft immer wieder Interessenten...

Heinz
 
Heinz 7 Am: 22.03.2021 23:03:37 Gelesen: 316432# 738 @  
@ BD [#2]

Ich bin über einen Brief "gestolpert", den ich gerne vorstellen möchte. Ich habe die Marken, die darauf haften, ehrlich gesagt, noch nie so richtig wahrgenommen und studiert; aber immerhin habe ich mir gemerkt, dass die (blaue) Marke schon früh hoch bewertet war.

Konkret finden wir im Senf 1912 auf Seite 385 die Marken von Guadeloupe, und zwar die Portomarken von 1876. Die Nummer (Senf und Michel) 4 ist:
"40 Centimes schwarz, blau". Die Marke ist bewertet mit sehr hohen 1000 Mark! Damit schaffte es die Marke immerhin auf Platz 58 auf der berühmten Liste von Schubert, die auf den Werten von Senf 1912 basierte!



Ich bin froh, dass im Büchlein von Donna O'Keefe "Linn's Philatelic Gems 4" nähere Angaben zu finden sind. Auf Seite 56/57 vom 4. Band lesen wir, dass dies die seltenste Marke der französischen Kolonien sei, und dass nur 24 Exemplare davon registriert seien. Die blaue Marke wurde bald durch eine Marke auf weissem Papier ersetzt. Robert G. Stone sagte, dass alle 24 registrierten Stücke gestempelt sind. Es existieren 6 Briefe. Ein Brief sei mit einem Paar frankiert. Der Wert der Briefmarke wurde auf US$ 26'000 festgelegt (1989). Im Katalog Michel war sie mit Euro 40'000 bewertet (2010).

Ein Brief mit zwei der seltenen Marken wurde 1990 angeboten. "Preis auf Anfrage" steht da; ob er verkauft wurde, weiss ich nicht.

Der Brief ist vermutlich vollständig, nur auf dem Foto fehlt die Ecke rechts unten. Nach Yvert und Tellier sind es die Marken No. 1+2 (25 Centimes, Dreierstreifen, und 40 Centimes, zwei Einzelstücke). Die zwei Marken sind getrennt, es ist also kein Paar.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 25.03.2021 00:48:20 Gelesen: 316279# 739 @  
@ Heinz 7 [#731]
@ Heinz 7 [#732]
@ Heinz 7 [#733]

Ich erwähnte vor zwei Wochen, dass die 5-Rappen-Strubel Marke blau statt braun seit der Herausgabe des Strubel Handbuches 2005 von massgebenden Philatelisten anders beurteilt wird, als im 20. Jahrhundert (vgl. die dann vorherrschende Meinung bzw. Katalogisierungen). Der Offizielle Katalog des Schweizer Briefmarken-Händler-Verbandes hat die Katalogisierung dieser Marke in ihrem sonst sehr detailfreudigen Katalog offenbar gestrichen (siehe z.B. SBK 2018).

Es dürfte nun für Philatelisten interessant sein, dass im Michel-Katalog sich noch nichts geändert hat. Wir finden im Online-Katalog (Abfrage heute) die Notierung

"13 II F Fehlfarbe grünlichblau 40.000,00 €"

...als wäre nichts geschehen. Preis und Katalogisierung entsprechen exakt dem Print-Katalog von Michel 2010. Hier wird also gesagt, dass es bei den Berner Drucken eine "Fehlfarbe" gegeben habe.

Es ist für Philatelisten natürlich keine einfache Situation. Wem sollen sie nun folgen?

Ich wiederhole mich: zumindest ein Hinweis auf die Existenz dieser blauen Marke sollte in keinem Katalog fehlen. Welche Beurteilung dazu dann geschrieben wird, steht natürlich in der Verantwortung des zuständigen Katalog-Redaktors.

Im Michel Katalog 2000/01 war die Notierung noch etwas anders:

"13 II AymF hellblau statt braun - 40'000" (Anmerkung: das müssen damals noch Deutsche Mark gewesen sein).

Dazu sogar noch folgender Hinweis:

"Diese Marke ist, wie Briefe beweisen, damals unerkannt als 10-Rappen-Marke verwendet worden."

Da hatte der Redaktor bestimmt den Brief aus Beitrag 731 im Kopf.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 05.04.2021 20:13:50 Gelesen: 313502# 740 @  
@ Richard [#3]

Richard hat bereits 2009 darauf hingewiesen, dass der "Sachsen Dreier", die erste Marke von Sachsen, 1850, berühmt und wertvoll ist. Wir wissen aber auch, dass die Marke an sich nicht sehr selten ist.

Im Senf-Katalog von 1912 war die Marke wie folgt bewertet (siehe Seite 927):

ungebraucht: Mark 300
gestempelt: Mark 225

Und ist damit doch ein Stück entfernt von den wirklich SEHR hoch bewerteten Marken. Dank der Fleissarbeit von Herrn Schubert wissen wir, dass 101 Marken gemäss Senf 1912 einen Wert von Mark 750 oder mehr hatten (vgl. Beitrag [#2]).

Im Michel-Katalog 2010 ist die Marke bewertet mit:

ungebraucht: Euro 8'000 (Preis für *, für (*) Euro 4'500)
gestempelt: Euro 7'500

Natürlich gibt es aber sehr teure Stücke mit Sachsen Dreier. Sobald die Marke in einer Einheit angeboten wird, steigt der Preis stark an.

Gross war die Aufregung, als 1987 die 5. Auktion von Altdeutsche Staaten von John R. Boker, stattfand. Los 230 war ein einmaliger Viererblock der Michel Nr. 1b (kirschrot).



Diese Einheit wurde anscheinend erst zum zweiten Mal überhaupt angeboten! Sie wurde offenbar erst 1958 zum ersten Mal angeboten, und im Katalog Köhler 1987 stand, dass auch die grossen Sachsen-Kenner die Besitzer des Viererblockes nicht kannten.

Heute wissen wir offenbar was folgt:

15.11.1958 = Shanahan-Auktion, Dublin, Los 564: Verkäufer: unbekannt, Käufer: John R. Boker
14.3.1987 = Köhler-Auktion, Wiesbaden, Los 230: Verkäufer: John R. Boker, Käufer: Erivan Haub
24.4.2021 = Köhler-Auktion, Wiesbaden, Los 259: Verkäufer: Nachlass Erivan Haub.

Das heisst, dass in 171 Jahren dieser Viererblock erst ZWEI grosse Sammlungen schmückte! Das ist doch sehr ungewöhnlich! Dieses Beispiel zeigt aber, dass gewisse Stücke während einem "Sammlerleben" überhaupt nie verfügbar sind.

Marc (Marc123) hat darauf hingewiesen, dass vor wenigen Jahren offenbar ein zweiter Viererblock der Michel Nr. 1 von Sachsen entdeckt wurde. Diese Neuentdeckung kam 2017 zum Angebot.

(Fortsetzung folgt)

Heinz
 
Heinz 7 Am: 05.04.2021 21:53:00 Gelesen: 313464# 741 @  
@ Heinz 7 [#740]

Ich habe den Katalog 1958 Shanahan (77. Auktion) durchgesehen, und fand auf der 108. Fototafel (!) von total 124 tatsächlich "unseren" Sachsen 3 Pfennige-Viererblock!



Die Losbeschreibung war recht knapp, übersetzt wie folgt:

"Sachsen, 1850, 3 Pfg. kirschrot. Ein wunderbarer Viererblock, den man sehen muss, damit man es glauben kann ("must be seen to be believed".). Regelmässige Ränder, ein kleiner Scherenschnitt zwischen zwei Marken, sehr frische Farbe. Entwertet mit vier Stempeln "Chemnitz 10 Aug., 1850". Ein herrlicher Block von höchster Seltenheit. Schätzung £ 3'000 ($ 8'400)".

Im "Millionaire's" Sale von Shanahan ging dieses Los fast unter in der Fülle des hochkarätigen Angebotes. Nicht weniger als 64 Lose (von 632) hatten einen Schätzpreis von GB£ 1'000 oder mehr! Das war eines der spektakulärsten Angebote, das der Philatelie-Welt je vorgelegt wurde.

Shanahan setzte mehrere Lose teuer an, das sollte man bei der Betrachtung natürlich berücksichtigen. Dennoch war das Angebot atemberaubend.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 02.05.2021 13:41:32 Gelesen: 305617# 742 @  
@ Heinz 7 [#741]

Ich habe einen aufsehenerregenden Fund gemacht.

"Unser" Sachsendreier-Viererblock wurde nicht erstmals 1958 in Irland öffentlich zum Kauf angeboten, sondern bereits vier Jahre früher! Und zwar anlässlich der 16. Auktion des Briefmarkenhändlers Ernst Müller in Basel!

Ernst Müller gründete seine Firma bereits im Jahr 1922 und führte 1928 eine sehr umfangreiche Auktion durch. Ihr war aber wenig Erfolg vergönnt, und so dauerte es mehrere Jahre, bis Ernst Müller wieder neue Auktionen durchführte. Am 1. April 1954 startete seine 16. Auktion. Darin finden wir einige hochwertige Lose.

Auf der 1. Fototafel wurden 19 Lose in Originalgrösse gezeigt: besondere Raritäten. Und da finden wir unter Los 529 doch tatsächlich unseren Chemnitz-Viererblock mit folgender Beschreibung:



"529 Sachsen 3 Pf. rot, einzig bekannter gebrauchter Block dieser Marke. Dritte Platte, Type 9, 10, 14 und 15. Scherenschnitt zwischen Type 9 und 14. Alt-Deutschland-Rarität von grösstem Liebhaberwert in selten guter Erhaltung. Unikum"

Ob das Stück verkauft werden konnte, weiss ich nicht.

Dieser Fund zeigt uns also eine weitere Etappe in der Provenienz-Folge dieser Weltrarität.

Heinz
 
marc123 Am: 02.05.2021 15:01:01 Gelesen: 305582# 743 @  
@ Heinz 7 [#742]

Lieber Heinz,

ich kann nur gratulieren. Hier hast Du eine tolle Wiederentdeckung gemacht, die die zukünftige Sachsenforschung nicht übersehen darf. Armin Knapp (Der "Sachsen-Dreier" der Königlich Sächsischen Postverwaltung von 2010, 63) schreibt z.B. "Wir haben dieses Stück erst seit dem Auftauchen im Jahre 1958 bei der 77. Shanahan-Auktion in Dublin registriert, in der es Herr Boker erwarb." Das war der Aktuelle Forschungsstand.

Glückwunsch
Marc
 
Heinz 7 Am: 23.06.2021 23:20:17 Gelesen: 291396# 744 @  
Liebe Leserinnen und Leser

Heute schreibe ich meinen 499. und meinen 500. Beitrag zu diesem schönen Thema.

Ich danke folgenden Personen, die alle mindestens 10 Beiträge beigesteuert haben:
a) Jacques („merkuria“) ca. 50 Beiträge
b) Ralf („Bayern klassisch“) ca. 30 Beiträge
c) „10 Parale“ ca. 27 Beiträge
d) Martin de Matin ca. 19 Beiträge
e) Marc 123 ca. 18 Beiträge
f) „DL8AAM“ ca. 11 Beiträge
g) Bignell ca. 11 Beiträge

Ich schätze aber auch den Respekt, den man mir entgegenbringt und mir gelegentlich „das Feld überlässt“, angefangene Beiträge zu beenden und mir die „Pointen“ nicht wegnimmt. Dies wird mir Ansporn sein, weitere Beiträge beizusteuern.

In Beitrag 500 zeige ich, welche Briefmarken wir bereits besprochen haben. Von Afghanistan Nr. 23 (Zeile 3) bis Venezuela (Zeile 223) haben wir alle Briefmarken besprochen, die anfangs des 20. Jahrhunderts als selten und wertvoll galten – plus viele Ergänzungen der letzten 100 Jahre! Auf den Tabellen in Beitrag 500 sind die Gebiete geordnet nach dem Michel-Raritäten-Katalog 2010 , mit Seitenangabe (siehe Spalte E).

Ich finde es beachtlich, wie viele Briefmarken sich seit mehr als hundert Jahren als erstaunlich wertstabil behaupten konnten. Klar haben wir neue Trends und Marken, die früher eher höher standen als heute, aber es gibt doch auch erstaunlich viele Klassiker, die ihre Spitzenstellung immer halten oder sogar noch ausbauen konnten.

Die folgenden drei „Kapitel“ habe ich soweit abgeschlossen

a) Betrachtung der Studie Haas (1905)
b) Betrachtung der Studie Schubert (1912)
c) Betrachtung der Aktionen 1922-1925 von „Briefmarkenkönig“ Philipp La Renotiere von Ferrary

Vertiefen möchte ich noch die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte.

Einzelne Marken haben uns stark beschäftigt; am meisten der Baden-Fehldruck von 1851 mit nicht weniger als 24 Beiträgen 2012-2021 (siehe Zeilen 72+73+74). Auch die „Jenny Inverted“ nahm viel Platz ein: 21 Beiträge (vgl. Zeilen 220+221+222); kein Wunder, denn erstens gibt es viele dieser trotzdem sehr teuren Marken und zweitens ist wohl keine Briefmarke so gut statistisch erfasst, wie dieser seltene Luftpost-Klassiker.

Wer den Plan hinter meinen Beiträgen besser verstehen will, soll die Zeilen 234-237+242+245 und die darin genannten Beiträge lesen. Aus aktuellen Anlässen machte ich zwar viele Ergänzungen dazu, doch hoffe ich, dass ein „roter Faden“ erkennbar blieb.

Herzliche Grüsse

Heinz
 
Heinz 7 Am: 23.06.2021 23:24:48 Gelesen: 291395# 745 @  
@ Heinz 7 [#744]

In meinem 500. Beitrag zeige ich ein Inhaltsverzeichnis der Beiträge 1-743.



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Herzliche Grüsse

Heinz
 
Heinz 7 Am: 24.06.2021 10:05:59 Gelesen: 291354# 746 @  
@ Heinz 7 [#745]

In den knapp 12 Jahren, seit dieses Thema besteht, haben wir wohl schon einiges erzählt und gelernt über die legendäre Marke:

Mauritius 1847 Post Office, One Penny
'
Wir haben die Marke bewundert in ihrer ganzen Schönheit (Beitrag 124)

@ Heinz 7 [#124]

...und wir haben Sammlungen kennen gelernt, in welchen diese so rare und legendäre Briefmarke enthalten war.

Wir haben sogar einen "Ball Invitation Envelope" schon im Bild kennen gelernt - das wunderbare Exemplar aus der königlichen Sammlung (London)

@ Heinz 7 [#484]

... aber wir haben den dritten dieser Umschläge in diesem Thema noch nicht besonders vorgestellt. Nun wird er versteigert, erst das vierte Mal in seiner langen Geschichte



Christoph Gärtner kann an seiner Jubiläumsauktion (50) am 26.6.2021 den oben gezeigten Brief anbieten. Das oben gezeigte Foto stammt aus dem Katalog von David Feldman, der genau diesen Brief 1993 bereits verkaufen konnte.

Der Brief hat fast dasselbe Verwendungs-Datum wie der Brief aus der Sammlung der Queen. Wir haben gesehen, dass bei der Einladung an "Ed. Duvivier Esq." der grosse Zweikreis-Stempel direkt auf die Marke abgeschlagen wurde. Dasselbe passierte bei der Einladung an "Monsieur Aleide Marquay", das seit 137 Jahren in der Sammlung Tapling ist und seit Langem in der British Library London bewundert werden kann. Nur der jetzt angebotene, dritte, Brief erhielt einen "PAID" Stempel, und der Aufgabe Stempel wurde rückseitig angebracht.



Wir lesen dabei klar das Datum SE27 1847, während die zwei anderen Briefe bereits am SE21 1847, also 6 Tage früher, gestempelt wurden.

Die Entwertung auf der Einladung an "H. Adam Esq Junr" wurde also anders vorgenommen als bei den zwei berühmten London-Stücken.

Der "H. Adam"-Brief wird erst zum 4. Mal an einer Auktion angeboten, ansonsten wurde er stets privat verkauft.

1933 Plumridge & Co, London (Sammlung Manus)
1971 Stanley Gibbons, New York (Einzelstück aus der Sammlung Berlingin)
1993 David Feldman, Zürich (Sammlung Kanai / Zwischenverkäufer)
2021 Christoph Gärtner (Einzelstück aus der Sammlung Chand)

Christoph Gärtner hat sich mit diesem Verkauf ein Denkmal gesetzt. Der Startpreis (Ausruf) von Euro 4 Millionen ist allerdings eine hohe Hürde.

Die Philatelisten werden die Auktion gespannt verfolgen.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 27.06.2021 22:54:07 Gelesen: 290940# 747 @  
@ Heinz 7 [#746]

Ich komme zurück aus Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg. Der Besuch der Jubiläums-Auktionsserie von Christoph Gärtner war ein eindrückliches Erlebnis! Ich bin nicht der Einzige, der vom Zuschlagsergebnis für den Mauritius 1847 Ball Invitation Envelope überrascht ist.

Eine Angabe aus meinem Beitrag [#746] möchte ich so rasch als möglich korrigieren.

Am 26. Juni wurde der in Rede stehende Brief nicht zum vierten, sondern zum fünften Mal versteigert! Ich habe "in der Aufregung" die vierte Auktion nicht erwähnt.

Am 20. November 1997 konnte David Feldman den Brief, den er bereits 1993 versteigern durfte, erneut anbieten. Ich zeige anbei den 24-seitigen Auktionskatalog.



Am 3.11.1993 kaufte kein Sammler den Brief, sondern Herr Alain Dreyfus, ein vermögender Händler, der schon zig Welt-Raritäten gehandelt hat. Gemäss Ergebnisliste fiel der Hammer 1993 bei CHF 1.4 Millionen, dazu kamen 15 % Aufgeld = CHF 1.61 Millionen.

Vier Jahre später wurde der Brief zum Preis von vermutlich CHF 1.9 Mio. zugeschlagen. Auch damals war das Aufgeld 15 %, sodass wir einen Preis von CHF 2'185'000 errechnen. Etwas seltsam ist, dass der Hammerpreis auf der offiziellen Liste "Prices Realised" nicht notiert ist, aber auf der Titelseite steht: "Realised SFr. 2'000'000". Gemäss Buch von Christoph Gärtner "Mauritius Ball Cover" wird (nun) ein Preis von "2,18 Millionen SFr" genannt.

Der Sammler Vikramm Chand kaufte den Brief erst 2006. Der genaue Preis wurde meines Wissens nicht genannt.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.06.2021 15:46:49 Gelesen: 290858# 748 @  
@ Heinz 7 [#746]

Da scheint es einen "Erdrutsch" gegeben zu haben.

Die Euro 8'100'000 für den Mauritius 1847 Ball Invitation Envelope stellen meines Wissens einen klaren neuen Weltrekord auf, wie die beiliegende Tabelle zeigt:

3.11.1993 - David Feldman - CH-Zürich - Mauritius: Bordeaux Cover - Zuschlag CHF 5'000'000 - Aufgeld: 15 % = Zeitwert (31.12.2019*) CHF 7'584'231
17.6.2014 - Sotheby's New York - British Guayana: 1856 One Cent - Zuschlag US$ 7'900'000 - Aufgeld: 20 % = Zeitwert (31.12.2019) = CHF 8'708'235
26.6.2021 - Christoph Gärtner, Ludwigsburg - Mauritius: Ball Invitation Envelope - Zuschlag Euro 8'100'000 - Aufgeld 23.8% = Zeitwert = CHF 10'981'344

* Seit 31.12.2019 wird keine Verzinsung mehr gerechnet (Marktumfeld: Null- bzw. sogar Negativzinsen)

Die Tabelle kann ich erst später im Bild einstellen, oben daher vorerst nur "die Resultate".

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.06.2021 16:12:59 Gelesen: 290842# 749 @  
@ Heinz 7 [#748]

Dass neu nun der Ball Invitation Envelope das teuerste Stück von Mauritius ist (sein soll), ist für die meisten Philatelisten wohl ziemlich überraschend. Oder vielmehr eine "Laune des Marktes".

Natürlich ist der Mauritius Ball Invitation Envelope ein grossartiges Stück, aber der Bordeaux Cover ist die Nummer eins von Mauritius, und bleibt das meines Erachtens auch.



Auch der "Bombay Cover" mit den zwei orangen 1 Penny-Marken gilt bei vielen Philatelisten noch höher als der nun verkaufte Envelope.



Dieser "Bombay Cover" hat ja auch schon Geschichte geschrieben, und galt eine Weile als "wertvollster Brief der Welt".

Dass nun der Zuschlag vom 26. Juni 2021 die Reihenfolge der teuersten Stücke durcheinander gewirbelt hat, ist eine Tatsache. Aber die Preisfindung in der Philatelie ist ja keine "exakte Wissenschaft", sondern hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Nun haben wir ganz offensichtlich einen neuen Weltrekord-Halter. Das ist aufregend und ich gratuliere dem Vorbesitzer, dem Auktionator und dem neuen Käufer.

Herzliche Grüsse

Heinz
 
Martin de Matin Am: 28.06.2021 19:35:20 Gelesen: 290796# 750 @  
@ Heinz 7 [#336]
@ Heinz 7 [#340]

Ein bischen untergegangen vom Mauritiuswahn ist ein anderes Los bei Gärtner.

Mit Los 269 wurde der Farbfehldruck der Östereichausgabe von 1867 versteigert. Der Ausruf war 350.000 Euro und der Zuschlag waren beachtliche 510.000 Euro.



Übrigens Heinz, hast du den Mauritiusbrief ersteigert? Auf der Internetseite vom ZdF hat Gärtner gesagt, das der Brief nach Europa ging und der Käufer deutschsprachig ist, beides trifft doch auf dich zu und du warst bei der Auktion dabei.

Gruss
Martin
 
Martin de Matin Am: 28.06.2021 19:50:18 Gelesen: 290784# 751 @  
@ merkuria [#75]

Ein weiteres Stück der Indien Dienstmarke MiNr.116 wurde am 18.6.2021 bei David Feldmann versteigert.

http://www.philasearch.com/de/i_9646_16489/3005_Indien_Dienstmarken/9646-A202106-71293.html?set_sprache=de&treeparent=COSUBGRP-30640&set_anbieter=9646&set_auktionnr=6889&postype=PH&page=2&row_nr=25&breadcrumbId=1624902919.415

Los 71293 Indien
SGO150d
Beschreibung:
1948 Gandhi Official 10r purple-brown and lake, showing SERVICE overprint, superb mint never hinged single, with fresh vivid colours, wonderful centring, an excellent example of this famous George VI rarity and one of the finest examples available, cert. BPA (2019) (SG £160'000)

Auktion Verkauft
Zuschlag (ohne Gewähr)
60.000,00 GBP
Ende der Gebotsabgabe:
Freitag 18.06.2021, 07:00 CEST



Dieses Exemplar ist ein anderes als im ersten Beitrag.

Gruss
Martin
 

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