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Thema: Streik bei der Post und die Folgen für die Philatelie ?
Richard Am: 02.03.2023 15:10:52 Gelesen: 508# 1 @  
Liebe Sammlerfreunde!

Nun ist es so weit: Die Gewerkschaft ist mit dem Lohnangebot der Deutschen Post nicht zufrieden. Sie verweist auf die Milliardengewinne der Post, vergisst allerdings, dass diese überwiegend im internationalen Frachtgeschäft erwirtschaftet werden. Nach einer Zeitungsmeldung bedeutet die angebotene Erhöhung in zwei Stufen bis Anfang 2024 eine Lohnsteigerung bis 20,3%. Andere Rechnungen kommen auf nur 11,5%. Angesichts der Inflation ist die Gewerkschaft damit nicht zufrieden. Jetzt läuft die Urabstimmung für einen flächendeckenden Streik bis zum 8. März. Kurz danach wird wohl das Ergebnis bekannt gegeben. Lehnen mindestens 75% der Befragten das Angebot der Post ab, gibt es – wenn nicht in letzter Minute noch eine Einigung erreicht wird – unbefristete Streiks. Gerade vor Ostern bleiben dann Briefe, Grußkarten und Pakete liegen. So mancher treuer Kunde der Post könnte dann zu einem der privaten Brief- und Paketdienste ausweichen.

Was bedeutet das für die Philatelie? Zuerst stellt sich die Frage: Wer wird streiken? Alle Mitarbeiter der Post? Nur der Brief- oder Paketdienst? Bei einem Streik des Briefdienstes könnte es so manchen interessanten Beleg geben. Denkbar sind Briefe, die bei einem privaten Postdienstleister eingeliefert wurden und weil der Empfänger außerhalb des eigenen Arbeitsgebiets ist – wie oft zu beobachten – zur Weiterbeförderung und Zustellung an die Deutsche Post weitergegeben dort bis zum Ende des Streiks liegen bleiben. Möglich ist auch, dass private Postdienstleister aus verschiedenen Gebieten des Landes verstärkt kooperieren und so die Sendungen ohne oder mit nur geringer Verzögerung den Empfänger erreichen. Weniger kritisch dürften die Laufzeiten bei Paketen sein. Jeder kennt die Bundesweit tätigen gut organisierten Paketdienste, die fast in jedem noch so kleinen Ort Sendungen annehmen.

Heinz Friedberg, Schriftführer

(Quelle: Briefmarkensammlerverein Dietzenbach, Vereinsreport März 2023)
 
drmoeller_neuss Am: 02.03.2023 16:35:48 Gelesen: 471# 2 @  
Der Poststreik dürfte kurzfristig keine Folgen für die Philatelie haben.

Viele Mitarbeitende der Deutschen Post sind gar nicht gewerkschaftlich organisiert, zum Beispiel der Subunternehmer, der die Briefkästen leert oder das Gemüsegeschäft mit angeschlossenem Postschalter.

Langfristig könnte natürlich Bewegung in die verkrusteten Postgesetze kommen. Eine Verpflichtung, Briefe am nächsten Tag zuzustellen, macht eigentlich keinen Sinn mehr und ist auch ökologisch bedenklich, da von München nach Hamburg nur mit dem Flugzeug dieser Zeitrahmen eingehalten werden kann. Zur Zeit ist die Deutsche Post AG "Universaldienstleister" im Sinne des Gesetzes und muss viele Vorgaben einhalten. Die Deutsche Post AG hat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Wettbewerbern, weil sie keine Umsatzsteuer abführen muss (§4 Abs. 11 b. UStG). Der Nachteil besteht darin, ein flächendeckendes Netz vorhalten zu müssen, auch wenn sich die Beförderung von Briefen zu einer einsamen Hallig oder einem Berghof sich nicht lohnt.

Es ist eine betriebswirtschaftliche Rechenaufgabe, ab wann sich das Privileg "Universaldienstleister" nicht mehr lohnt. Für Paketdienste gelten diese Einschränkungen schon lange nicht mehr. Hier herrscht der freie Wettbewerb.

Findet sich kein freiwilliger Universaldienstleister mehr, kann die Regulierungsbehörde grosse Postdienstleister dazu zwangsverpflichten. Wenn sich dann aber kein Unternehmer in Deutschland mehr sich mit Briefen beschäftigen möchte, haben wir ein Problem. Daher schlage ich der Politik vor, rechtzeitig die Gesetze abzuspecken, damit dieser Fall gar nicht erst eintritt. Das Wortungetüm heisst Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV).

Kommen wir nun zu den Briefmarken. Die Briefmarken mit der Aufschrift "Deutschland" gibt der Bundesfinanzminister heraus. Damit ein Postdienstleister die Marken verwenden darf, bedarf es einer Lizenz, die sich das Ministerium gut bezahlen lässt. Derzeit ist die Deutsche Post AG der einzige Lizenznehmer. Es besteht aber keine Verpflichtung für einen Postdienstleister, eine solche Lizenz zu beantragen. Auf den Briefmarken darf dann natürlich nicht mehr "Deutschland" stehen.

Fazit: Wenn es noch weniger Sammler gibt als heute, lohnt sich das Briefmarkengeschäft für die Deutsche Post AG nicht mehr. Der Finanzminister kann sich seine hübschen Briefmarken sonst wohin kleben, auf Briefen werden wir sie dann nicht mehr finden. Deutschland wäre nicht das erste Land ohne amtliche Briefmarken.
 
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