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Thema: Schweden Lokalpost Insel ISÖ
Winni451 Am: 11.10.2020 20:14:20 Gelesen: 14297# 1 @  
Hallo,

ich hatte vor einiger Zeit unter der Angabe "Schwindelausgabe zu einer angeblichen Insel die zu Schweden gehört: angebliche Privatpost/Lokalpost, Insel zwar real existent aber unbewohnt" folgendes und vieles weitere gefunden:



Angeblich Insel Isö zu Schweden, hier gezeigt: Vignette mit Sportmotiven zur Olympiade in Montreal Canada, geschnitten und gezähnt zu bekommen.

Ich habe gelegentlich mal versucht die Insel zu finden, gefunden habe ich bisher nur weitere Vignetten zu Isö und ein Institut für Sozialökologie und eine Insel namens Risö die eventuell sogar bewohnt sein könnte. Google-maps Satelitenansicht deutet auf ein Haus hin.

Allerdings bin ich sprachlich relativ eingeschränkt (kann z.B. gerade mal deutsch), meine Suche mag deswegen nicht ergiebig sein.

Wenn ihr mehr Hinweise auf die Herkunft der Erzeugnisse habt, bitte um kurze Rückmeldung.

Die oben geführte Seite auf der solche Erzeugnisse geführt waren ist leider nicht mehr online, sonst hätte ich dort zuerst geschaut.

Grüße
Winfried
 
jmh67 Am: 11.10.2020 21:22:39 Gelesen: 14266# 2 @  
@ Winni451 [#1]

Isö könnte soviel wie "Eis-Insel" heißen. Bei Geonames habe ich ein Inselchen dieses Namens in Östergötland gefunden, in der Mündung des Bräviken in die Ostsee, östlich von Norrköping bei N 58°35′00″ E 16°49′30″ - so 'ne Schäre mit ein paar Hüttchen drauf, einem Bootsanlegesteg und vielen, vielen Bäumen. Also fast nichts, jedenfalls viel, viel weniger als z. B. Lundy, wo eine Privatpost Sinn hat.

-jmh
 
DL8AAM Am: 12.10.2020 02:53:15 Gelesen: 14216# 3 @  
@ Winni451 [#1]

Das einzige was ich weiss, dass die Marken von Isö in Schweden unter den Label Lokalpost ("from Norrköping") laufen. Lokalposten waren in Skandinawien (Dänemark, Norwegen und Schweden) im 19. Jahrhundert weit verbreitet (ursprünglich mal "echter Bedarf", aber dann kam das Gebiet in Diskredit, weil man schon damals eher den Sammler, als den Postkunden, im Auge hatte), wobei es in Schweden einen Peak in der Mitte der 1940er Jahre gab, wobei man im Netz auch Ausgaben bis in die 1980er findet. Wie der aktuelle Stand ist, der legale Status damals/heute, etc., kann ich Dir nicht sagen.

Aber egal, wie der rechtliche Status dieser späten Ausgaben sein sollte, bei Isö handelt es zu zu 100,1% um keinen "echten Lokalpostbedarf", außer dem Bedürfnis, den Sammler um sein Geld zu erleichern.

Aber vielleicht kann hier ja ein Skandinawienspezialist mal etwas näheres zu den dortigen "Lokalposten" schreiben.



"Sonderumschlag" der Lokalpost Karlskrona anläßlich der Briefmarkenausstellung CARLEX 84 des örtlichen Philatelistenklubs [1].

Gruß
Thomas

[1] Quelle: https://posthistoria.se/store/2/lokalpost/6294/view/img/p/2/o/4/offset/400
 
Winni451 Am: 12.10.2020 14:26:14 Gelesen: 14134# 4 @  
@ jmh67 [#2]
@ DL8AAM [#3]

Vielen Dank! Somit ist mir schon etwas genauer klar, mit was ich es zu tun habe.

Gruß
Winfried
 
DL8AAM Am: 21.09.2023 20:28:27 Gelesen: 670# 5 @  
@ Winni451 [#1]
@ DL8AAM [#3]

Ein Nachtrag zu den "Lokalpost-Briefmarken" mit der Herkunftsangabe ISÖ:

Auf der IBRA 2023 hat der BDPh die folgende Briefmarke von der schwedischen Insel Isö an ihrem Stand an Besucher verteilt:



Geschnittene Briefmarke zu 400 Öre, herausgegeben anläßlich der Fußball-Weltmeisterschaft München 1974, entwertet mit einem Kreisformstempel ISÖ SVERIGE vom 05.07.1974. Das sollte eine Ersttagsstempelung sein.

Aus diesem Grund habe ich wieder ein wenig im Netz nach diesen Marken gesucht und einen nun einen englischsprachigen Artikel mit recht interessanten Hintergrundinformationen gefunden [1].

Kurz von mir zusammengefasst:

Isö ist eine kleine Insel an der Ostseeküste Schwedens, etwa 45 Kilometer von Norrköping entfernt. 1969 hat der Besitzer bzw. der Pächter ("tenant") der Insel die Erlaubnis zur Herausgabe von Briefmarken ("carriage labels") für den Transport von Post zum Festland beantragt. Diese Genehmigung wurde ihm erteilt, unter der Bedingung, dass die Briefmarken nicht wie reguläre schwedische Briefmarken aussehen dürfen und deshalb u.a. auch keinen Eindruck des Wortes SVERIGE für Schweden tragen dürfen.

Zwischen 1969 und 1973 wurden etliche Briefmarken unter diesen Genehmigungsbedingungen herausgegeben. Im Jahr 1973 beauftragte der Besitzer einen "Agenten" für die "philatelistische Verwertung" der Genehmigung. Im Jahr 1974 übernahm dann ein gewisser Herr Clive Feigenbaum das Ausgabeprogramm von/für Isö, der dann aber verbotenerweise zusätzlich das Wort Sverige auf die Marken druckte, d.h. er verlies mit diesen Marken den Boden der ursprünglichen Genehmigung, sodass diese "nach 1973er" Briefmarken nicht mehr als regelkonforme Ausgaben anzusehen sind. 1975 beendete deshalb der Besitzer der Insel den Vertrag mit dem Agenten.

Wie/Ob es nach 1975 mit Isö-Briefmarken weiterging wird nicht thematisiert. Der Autor ergänzt seinen Beitrag mit dem Zusatz, dass keine Bedarfsverwendungen dieser Briefmarken bekannt seien.

Zu Clive Feigenbaum selbst gibt es einen Eintrag im englischen Wikipedia [2].

Alles in allen, nachträglich gesehen, wirklich interessante, philatohistorische Zeitdokumente. ;-)

Beste Grüße
Thomas

[1] https://colnect.com/de/stamps/stamp/707792-Is%C3%B6_Sweden-Is%C3%B6-Schweden_Illegale_Marken
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Clive_Feigenbaum

Nachsatz: Zur Lage der Insel hier ein Kartenlink https://kartor.eniro.se/s%C3%B6k/is%C3%B6-vikbolandet-norrk%C3%B6ping

[Beiträge [#1] bis [#5] redaktionell ausgegliedert aus dem Thema "Cinderellas: Wer kennt dieses "Land" / diese Region ?]
 
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