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Thema: Frankreich Zensurpost während des 1. Weltkriegs
Cantus Am: 27.12.2023 18:23:30 Gelesen: 360# 1 @  
Während des I. Weltkriegs standen sich zwar Frankreich und Deutschland feindlich gegenüber, die Schweiz aber verhielt sich neutral, wie es auch zu anderen Zeiten ihre Art war und ist. Dennoch war es für die Schweiz sinnvoll, Post, die von einer der diversen Kriegsparteien an Ziele in der Schweiz gerichtet war, einer Kontrolle zu unterziehen, um vermeidbares Ärgernis von der Schweiz fernzuhalten.

Hier ist so ein kontrollierter Trauerbrief vom März 1917 aus Frankreich, der zu "normalen" Zeiten mit Sicherheit problemlos zu seinem Ziel in Zürich transportiert worden wäre, nun aber genauer untersucht wurde, ob der äußere Schein auch tatsächlich dem vermuteten Inhalt entspricht.



Viele Grüße
Ingo
 
wuerttemberger Am: 27.12.2023 18:43:43 Gelesen: 355# 2 @  
Das ist eine glasklare französische Postzensur eines Briefes aus Frankreich in die Schweiz. Auch Deutschland hat den Postverkehr in die Schweiz zensiert. Eine offensichtliche schweizer Postzensur ist mir bisher nicht bekannt geworden, aber ich kann auch nicht alles wissen.
 
Cantus Am: 27.12.2023 18:58:11 Gelesen: 348# 3 @  
@ wuerttemberger [#2]

Du hast sicherlich recht, nur von der Logik her ist mir nicht klar, warum die kriegführenden Staaten die Kontrolle im Verhältnis zu einem neutralen Staat durchführten, es sei denn, dass im postalischen Auslandsverkehr jeder Art die Verwendung bestimmter Worte oder die Weitergabe bestimmter Informationen untersagt war.

Viele Grüße
Ingo
 
wuerttemberger Am: 27.12.2023 19:12:39 Gelesen: 341# 4 @  
Die Logik ist ganz einfach, denn in den neutralen Staaten tummelten sich die Agenten der kriegführenden Staaten und die sammelten alle Informationen, die sie bekommen konnten. Deswegen wurde gerade diese Korrespondenz kontrolliert. Die Engländer und Franzosen haben sich bei der Zensur nicht zurückgehalten. Im Deutschen Reich gab es dagegen die Anweisung Post aus neutralen Staaten in die Schweiz oder andere neutrale Staaten nur im Ausnahmefall zu zensieren. Mir ist noch kein Beleg bekannt geworden.

Gruß

wuerttemberger
 
Lars Boettger Am: 27.12.2023 19:32:37 Gelesen: 335# 5 @  
Anbei ein Brief aus Luxemburg via Schweiz (Lausanne), von Lausanne weitergeleitet nach Frankreich / Paris. Deutsche Zensur in Trier, die Franzosen haben den Brief eröffnet.

Beste Grüsse!

Lars


 
Latzi Am: 27.12.2023 19:37:02 Gelesen: 333# 6 @  
Hallo,

aus der Hüfte zur Unterstützung von @wuerttembergers Aussage einmal ein entsprechender Beleg aus dem damals deutschen Elsass mit deutscher Zensur. Im Elsass kontrolliert wegen der Frontlage und der Befürchtung, dass die Elsässer ein Herz für die Franzosen haben und in Köln-Deutz als Kontrollstelle für Post in die USA als damals noch neutrales Ausland.

Grüße
Lars


 
Lars Boettger Am: 27.12.2023 20:02:53 Gelesen: 325# 7 @  
@ wuerttemberger [#4]

Um die Aussage zu stützen, auch ein Beleg aus den neutralen USA in das neutrale Luxemburg. Der Brief wurde einmal von den Engländern und dann wieder von den Deutschen in Trier geöffnet.

Beste Grüsse!

Lars


 
wuerttemberger Am: 27.12.2023 20:25:41 Gelesen: 316# 8 @  
@ Lars Boettger [#7]

Luxemburg war nicht neutral, weil es von Deutschland besetzt war. Ich meine Briefe aus den Niederlanden, Dänemark, Schweden oder Norwegen im Transit durch Deutschland in die Schweiz oder bis Frühjahr 1915 nach Italien. Da ist bis jetzt keine deutsche Zensur zu finden.

Gruß

wuerttemberger
 
Lars Boettger Am: 28.12.2023 11:23:25 Gelesen: 291# 9 @  
@ wuerttemberger [#8]

Das Grossherzogtum Luxemburg war de iure neutral. De facto hast Du recht.

Beste Grüsse!

Lars
 
johanneshoffner Am: 29.12.2023 21:20:33 Gelesen: 238# 10 @  
@ wuerttemberger [#4]

Mir ist noch nie aufgefallen, dass Transitpost durch Deutschland, die von einem neutralen in einen neutralen Staat ging, nicht zensuriert wurde.

Mit Deiner Aussage im Hinterkopf bin ich heute auf der Börse in Rheinfelden fündig geworden. Ein Brief von Göteborg (Schweden) nach Wattwil (Schweiz) vom 12.I.1918. Rückseitig trägt er einen Ankunftsstempel 16.I.18 Wattwil. Er trägt keinen Zensurvermerk. Das gibt eine schöne Seite in meiner Sammlung zum Ersten Weltkrieg.

(Kleine Nebenbemerkung, dieser Brief hat 4 Tage gedauert, wurde in Kriegs/Mangelzeiten per Bahn transportiert. Ein Brief aus der Schweiz nach Potsdam ist 2023 nach 3 Wochen immer noch nicht angekommen.)


 
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