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Thema: Geheimdienste nicht mehr geheim
Clemens M Brandstetter Am: 06.03.2024 10:24:58 Gelesen: 664# 1 @  
Einige Geheimdienste wie der BND in Deutschland oder der MAD in Österreich sind uns aus den Medien bekannt. Doch gibt es noch weitere, andere oder unbekannte Organisationen, deren Aktivitäten hinter verschlossenen Türen und auf unversehrt gebliebenen Brief-Umschlägen zu finden sind?

Unlängst fand ich einen Brief des Kriegsministeriums in Madrid an das Deuxieme Bureau in Paris - Wiki weiss dazu: Das Deuxième Bureau war der 1871 als zweite Abteilung des Generalstabes gegründete französische militärische Auslandsnachrichtendienst, der die Aufklärung potentiell oder akut feindlicher Armeen zu betreiben hatte.


 
Clemens M Brandstetter Am: 06.03.2024 10:53:20 Gelesen: 648# 2 @  
Ein besonders geschichtsträchtiger Beleg ist der hier gezeigte, den ich in einem Beitrag über Fritz Bauer und die Jagd nach Adolf Eichmann verwenden möchte. Er zeigt als Absenderfreistempel die Israel Mission in Köln.

Wiki: Die Israel-Mission war eine Verwaltungseinrichtung des Staates Israel zur Abwicklung von Wiedergutmachungsleistungen. Grundlage für seine Einrichtung war das Luxemburger Abkommen vom 11. September 1952, auf Grund dessen die Bundesrepublik Deutschland an den Staat Israel Waren als Aufbauhilfe lieferte. Die Mission hatte ihren Sitz in Köln.

Gleichzeitig verwendete der israelische Geheimdienst Mossad diese Räumlichkeiten. Von hier aus gelangte der Mossad-Agent Michael Maor (seit 1959 in der Bundesrepublik) heimlich in das Dienstzimmer von Fritz Bauer in Frankfurt am Main in der Gerichtsstrasse und konnte dort die Akte Eichmann fotografieren.


 
ohei2 Am: 06.03.2024 22:50:54 Gelesen: 585# 3 @  
@ Clemens M Brandstetter [#1]

Soweit ich weiß, kommt auch der MAD [1] aus Deutschland, nicht aus Österreich.

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rischer_Abschirmdienst
 
Clemens M Brandstetter Am: 07.03.2024 08:13:38 Gelesen: 527# 4 @  
Stimmt, danke - wir leisten uns laut Profil.at sogar zwei ähnliche Institutionen "Das österreichische Verteidigungsministerium hat zwei militärische Nachrichtendienste: Das Abwehramt und den Heeresnachrichtendienst (HNA).

Ersteres befasst sich mit dem „Eigenschutz des Bundesheers“ und bekämpft Gefahren vornehmlich im Inland. Zweiteres kümmert sich um nachrichtendienstliche Informationen aus dem Ausland, die militärischen Entscheidungsprozessen als Grundlage dienen sollen". Profil weiter "[...] weil die heimischen Nachrichtendienste als nicht besonders schlagkräftig gelten.

Österreich ist klein, die Dienste sind im internationalen Vergleich auf einem schlechten Niveau, das Personal nicht gut qualifiziert, die technologischen Möglichkeiten gering. In der Vergangenheit hatte die Politik nur wenig Motivation, ernsthaft zu investieren oder Gesetze zu adaptieren".

Und sie scheinen keine Absenderfreistempel zu verwenden!
 
Clemens M Brandstetter Am: 09.03.2024 07:55:38 Gelesen: 438# 5 @  
Operation Gladio

Ab 1950 wurden in Italien Agenten für Guerillaoperationen und Sabotage gegen Besatzertruppen des Warschauer Pakts ausgebildet. Dazu wurden europaweit geheime, illegale Waffendepots angelegt. Die Existenz der Untergrund-Armee wurde geheim gehalten und war nur einem kleinen Kreis von Regierungsmitgliedern bekannt. In den einzelnen Ländern wurde die Anwerbung und Führung der Agenten meist von Unterabteilungen der jeweiligen nationalen Geheimdienste übernommen.

Die militärische Befehlsgewalt hatten die geheimen Kommandostellen Allied Clandestine Committee und Clandestine Planning Committee im NATO-Hauptquartier SHAPE im belgischen Mons. Die italienische Geheimarmee Gladio soll die Regierungsteilnahme der KPI zu verhindern versucht haben. Dazu soll sie mit SISMI-Mitgliedern und Neofaschisten zwischen 1969 und 1985 viele Terroranschläge verübt haben. Dies soll Höhepunkt der in den 1950-er Jahren begonnenen verdeckten Operation Demagnetize der CIA gewesen sein. 1990 wurde auch eine Verbindung zu der Geheimloge Propaganda Due (P2) vermutet.

Behörden verfolgten und diffamierten linksradikale Personen und Gruppen als Verantwortliche, indem Beweismittel gefälscht wurden. Die Empörung der Öffentlichkeit darüber sollte die in Italien traditionell starke Kommunistische Partei schwächen. Gladio [ist ein Dolch oder kurzes Schwert] wird Mitwirkung an vier Bombenexplosionen in Mailand und Rom, darunter dem Bombenanschlag auf der Piazza Fontana (17 Tote) im Dezember 1969 und dem Anschlag von Bologna 1980 (85 Tote) nachgesagt (Quelle: Wikipedia).

Den Sachverhalt habe ich in 24 Seiten mit philatelistischen Belegen nachgestellt wirbellose.at/operation-gladio


 
Danilasewa Am: 10.03.2024 12:43:17 Gelesen: 367# 6 @  
Man sollte mit dem Wort "Geheimdienste" vorsichtig umgehen. Als jemand, der jahrzehntelang in Osteuropa, Russland und Zentralasien operativ für die Bundesregierung, die UNO und die Europäische Kommission tätig war, kann ich bestimmt ein "sicheres" Lied davon singen:

Erster Punkt:

Bei den meisten Nachrichtendiensten, auch in Deutschland (wir haben über zwanzig verschiedene!*) ist nur ein kleiner Teil geheim. Die überwiegende Mehrheit der Dienste arbeitet offen. Bei den ausländischen Diensten ist es dasselbe: Reist mal in Russland ein und achtet bei der Passkontrolle auf die Oberarmstücke der Beamten: "Federalna Sluschba Besapastnost" steht da drauf. Das ist nichts anderes als der FSB, die Nachfolgeorganisation des KGB. Bei Einreisen in Belarus (Weißrussland) kann man die Originalkürzel KGB ("Staatskomitee für Sicherheit") noch heute auf den Oberarmvignetten der Passbeamten sehen.

Zweiter Punkt:

Der geheimdienstliche Aspekt dieser Dienste wird im Westen oft James-Bond-mäßig maßlos überbewertet. Die NVA-Grenztruppen der DDR unterstanden ebenso der StaSi wie alle Grenztruppen der 15 (zumindest 12**) Nachfolgerepubliken der UdSSR. Und im Osten ist es zB üblich, dass bei der Einweihung einer neuen Turnhalle, einer Autobahn, einer Waschstraße oder gar eines Tagebergbaugebietes die KGB- oder FSB-Stabsoffiziere in der ersten Reihe sitzen und auch beklatscht werden. Dort herrscht ein vollkommen anderes Bewusstsein über die Dienste als bei uns.

Dritter Punkt:

In Italien die Carabinieri und in Spanien die Guardia Civil, die eben genau auch bei Schuljubiläen (siehe Punkt Zwei) in der ersten Reihe sitzen, sind Militärs bzw. haben Combattantenstatus. Natürlich haben beide Organisationen auch verdeckt ihre "Dienste". In Spanien v.a. bei der Observation und "Terrorismusbekämpfung" der Basken, in Italien einst bei der Bekämpfung der Brigate rosse (Roten Brigaden, der Baader-Meinhof-Gruppe ähnlich). Darüber wird aber kaum gesprochen. Diese Dienste sind aber in Teilen nicht weniger "geheim" als das, was wir gemeinhin "Geheimdienste" nennen.

* 16 Verfassungsschutz- bzw. Staatsschutzdienste plus BND, BfV, MAD, BKA und neuerdings ggf. auch noch das BSI
** 15 Unionsepubliken ./. den drei baltischen.
 
Clemens M Brandstetter Am: 10.03.2024 22:09:04 Gelesen: 314# 7 @  
Danke - dann müsste es auch tolle philatelistische Belege dafür geben.
 
Danilasewa Am: 11.03.2024 00:20:32 Gelesen: 296# 8 @  
Leider höchstens nur in meinen alten abgelaufenen Reisepässen, aber die wären dann eher fiskal- als postphilatelistisch.

Natürlich hatte ich Seminarteilnehmerlisten, auf denen auch Leute standen, auf die man mich vorher mit den Worten aufmerksam machte:

"Wollte Ihnen nur schon vorher sagen: DER DA ist nicht einer von unserer Gruppe!".

Philatelistisch hatten wir nicht agieren können, denn genau das wäre aufgefallen.

Heute, wo die Russen ihre Brudervolk überfallen haben, müssen wir froh sein, dass wir uns damals überhaupt frei in diesen Ländern bewegen konnten, wenn dies auch in Turkmenistan und vor allem in Usbekistan nur bedingt der Fall war. Man musste ja teils zwangsweise mit dem Teufel tanzen, sonst hätten uns die Herren noch das Licht ausgeknipst und gesagt, wegen eines Heizungsdefekts könne man leider keine Seminare durchführen.

Sorry, das alles sind aber höchst unphilatelistische Anmerkungen, und deshalb sollte ich mich da nicht weiter auslassen.

janclauss.eu
 
Altmerker Am: 11.03.2024 22:23:46 Gelesen: 229# 9 @  
@ Clemens M Brandstetter [#7]

Toll sind sie nicht, aber schon ein Absenderfreistempel ist in dieser Hinsicht schon mal was Beleg-Bares. Aber wie so oft, habe ich da wieder etwas voreilig aus der Hand gegeben. Beruflich haben wir bei den üblichen Kandidaten Regelanfragen gestellt.

An das Ministerium für Staatssicherheit der DDR konnte man das ja wohl nicht. Da musste erst das Land hinscheiden, so dass wir in der Gauck-Birthler etc.-Behörde Anfragen stellen kann. Da gab es eine Antwort mit AFS "BStU".

Bei den derzeit aktiven Diensten, bei denen ich als treuer Bundesbürger wissen wollte, was sie so über mich in der Datei haben, kam jeweils ein Anschreiben. Der Umschlag hatte einen entsprechenden Absenderfreistempel. Und ich habe die Umschläge ziemlich achtlos an Sammlerfreunde weitergegeben.
 
Clemens M Brandstetter Am: 26.03.2024 22:37:03 Gelesen: 142# 10 @  
Zu den Geheimdiensten gehört natürlich auch Personal - recht bekannt: Mata Hari. Im Netz findet man tolle Geschichten zu den Spioninnen und Spionen - AFS & Co sind allerdings selten.


 
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