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Thema: Münzen lassen sich wie Zeitungen lesen
Richard Am: 22.03.2010 17:21:57 Gelesen: 2037# 1 @  
Münzen lassen sich wie Zeitungen lesen - Reinhold Wolters ist einer der berühmtesten Numismatiker Deutschlands

Tagblatt.de, Rottenburg (09.03.10) - Er besitzt noch nicht einmal eine eigene Münzsammlung – und ist doch einer der renommiertesten Numismatiker der Republik. Der Rottenburger Reinhard Wolters ist Professor am Institut für Klassische Archäologie der Uni Tübingen.

Unter Numismatik versteht man die Münzkunde. Also die Beschäftigung mit Geld. „Für uns Numismatiker“, stellt Reinhard Wolters gleich klar, „steht die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Münzen im Zentrum unserer Arbeit. Der materielle Wert eines Geldstücks spielt da keine Rolle.“ Die Münzen geben Kunde von der Vergangenheit. Für Wolters vereint die Numismatik zwei Disziplinen: die Althistorik, die sich mit Schriften beschäftigt, und die Archäologie, in deren Forschungszentrum die Bilder stehen. „Auf den Münzen sind Inschriften und Bilder unverändert erhalten geblieben“, während herkömmliche Schriften oder Gemälde im Lauf der Jahrhunderte häufig verändert, gekürzt oder ergänzt wurden. Der gebürtige Duisburger kam über Bochum, Wien und Braunschweig nach Tübingen. Vor zehn Jahren kam er her, seit fünf Jahren wohnt er in Rottenburg. „Meine Lebensgefährtin und ich suchten eine größere Wohnung. Die fanden wir in der Königstraße“, sagt Wolters. Den Umzug in die Bischofsstadt habe er noch keine Sekunde bereut.

Dabei hat der Professor in Tübingen einen durchaus privilegierten Arbeitsplatz. Das Institut für Klassische Archäologie residiert auf dem Tübinger Schloss. Der Blick aus Wolters‘ Arbeitszimmer schweift über die Dächer der Altstadt hinüber zum Österberg. In diesen Räumen ist eine der bedeutendsten numismatischen Universitätssammlungen Deutschlands untergebracht.

„Münzen waren das erste Massenmedium“, sagt Wolters. „Auf der einen Seite tragen viele das Porträt des Herrschers, die andere Seite ist die Nachrichtenseite.“ Manche Herrscher veranlassten bis zu fünfzig verschiedene Münzprägungen pro Jahr. „Dadurch lassen sich die Münzen wie eine heutige Zeitung lesen.“

So kann man auf einer Vorderseite einer römischen Münze das Porträt von Caligula sehen. Auf der Rückseite ist eingeprägt, wie ein Germanenfürst die Waffen nieder legt. In ihrer Zeichenhaftigkeit erinnern Münzen mitunter an Comics.

Zur Entspannung von der Arbeit wandert Wolters gerne durch die Region. Ganz angetan ist er von dem Weinfest in Wendelsheim. „Das ist immer ein Fixtermin für uns.“ Aber auch Ausflüge zur Wurmlinger Kapelle, durch den Rammert oder auf den Pfaffenberg gehören zum regelmäßigen Programm.

Selbst in Rottenburg lässt die Arbeit ihn nicht völlig los. Beim Römerfest hat er mitgeholfen, und das soll nicht sein letztes Engagement in Rottenburg gewesen sein. „Die römischen Germanen zählen zu meinen Forschungsfeldern“, sagt Wolters, „da wird noch einiges zusammenwachsen.“

Manchmal kommen auch Menschen zu ihm, die eine alte Münze gefunden haben, und die nun wissen wollen, wie viel sie wert ist. „Aber dazu kann ich eigentlich nichts sagen“, meint Wolters. „Ich schicke diese Leute dann zu Münzhandlungen oder gleich zu Auktionshäusern. Dort arbeiten häufig hochqualifizierte Numismatiker.“

(Quelle: http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/rottenburg_artikel,-Reinhold-Wolters-ist-einer-der-beruehmtesten-Numismatiker-Deutschlands-_arid,94418.html)
 
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